Fortschritte der Homöopathie - Kathrin-von-basse.de

Autohämie nach D r . R o g e r s in Chicago
In einem amerikanischen Buche „Auto-Hemic-Therapy Science. L. D. Rogers, M. D.“ 3.
Auflage. Auto-h.-Th. Foundation press. Chicago, 1922 finden wir wissenschaftliche
Grundlagen und Erfolge genug, um es als eine Art Markstein im Gebiete der Therapie zu
betrachten. Zwar kann der Autor nur von sich sagen, daß er die wissenschaftlichen Arbeiten
anderer zusammengestellt und wie Blumen zu einem Kranze gewunden habe; er hat dies
aber mit weitem sachverständigem Blick auf dem Wege langer Studien getan, so daß seine
Arbeit wirklich etwas Umfassendes ist und bedeutet.
Die Auto-Hemic-Therapy besteht darin, daß den Patienten einige Tropfen Blut
entnommen werden, die einer Bebrütung und Verdünnung unterworfen werden, um dann
nach einem Tag demselben Individuum wieder eingespritzt zu werden. Die Erfolge sollen bei
chronisch Kranken leiblicher und geistiger Art ganz hervorragend sein. Leider ist im Buch
nirgends die genaue technische Prozedur angegeben; vielleicht macht der Verfasser diese
Mitteilung von einem besonderen Honorar abhängig, wie in Amerika üblich.
Das Problem dieser Therapie ist theoretisch so ergiebig, daß wir uns weithin darüber
verbreiten könnten, und es würde sich lohnen von dem Gesichtspunkt aus, daß die
Autohämiebehandlung schon ziemlich bekannt ist und auch bei uns geübt wird, wohl nicht
immer zusammenhängend mit der speziellen Rogers Methode; es versteht sich ja, daß die
Erfolge der Reizkörpertherapie und die Beobachtungen einer ganz urwüchsigen
Autohämiebehandlung, wie sie gelegentlich Wahrnehmungen nach subkutanen oder
andern Verletzungen entstammen kann, diesen therapeutischen Kunstgriff nahe legen. Wir
wollen uns bei den sich aufdrängenden isopathischen und homöopathischen
Gedankengängen nicht aufhalten, sondern kurz auf die Darlegung von Rogers eingehen,
weil gerade sie nicht nur von allgemein wissenschaftlichem Geiste getragen sind, sondern
auch Verständnis für die Homöopathie haben. Der Autor war auf unserem Londoner Kongreß
1927 persönlich anwesend. Er versichert zunächst, daß jedermann seine eigene Apotheke mit
sich herumtrage - i n s e i n e m B l u t e . Mit dieser Apotheke läßt sich viel ausrichten; sogar
angeborene Defekte, geistig und körperlich, lassen sich um volle 50% vermindern durch
Vorbehandlung der Mutter und dem Kinde können in vielen Fällen 25% mehr Resistenz- und
Widerstandsfähigkeit mitgegeben werden. Wenn auch diese Abschätzungen amerikanisch
anmuten, wo wollen wir doch dem Autor, der zweifellos viele Erfolge gesehen hat, das Recht
nicht bestreiten, sie derart zu bestimmen.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung ist sehr eingehend und beschäftig sich
besonders mit den Eigenschaften des Proteins, oder Eiweißes, dem kolloidalen Stoff, dessen
individuelle Eigenart im menschlichen Organismus eine so entscheidende pathologische Rolle
spielen kann, bekanntlich hochkomplizierte Stoffe, deren Abbau (in den Nahrungsmitteln)
und deren erneuter Aufbau in den verdauenden Organismen eine Hauptbetätigung des
Lebens darstellt.
Wie bekannt, wird das sehr große Eiweißmolekül bei der Verdauung aufgespalten,
zuerst in Peptone und sodann in weitere Stufen, zuletzt in Aminosäuren, die alle Karboxyl
enthalten, sonst aber stark verschieden zusammengesetzt sind. Sie sind Krystalloide und
können unter dem Mikroskop identifiziert werden. Sie haben sehr verschiedene Funktionen in
Ernährungs- und Wachstumsfähigkeit. Hier finden sie ihren Platz als Bausteine; gelangen aber
ihre Vorstufen, nämlich Peptone oder Polypeptide, in die Zirkulation, so wird der ganze Betrieb
gestört und kann unter Umständen in schwerster akutester Weise erkranken. Aber auch
chronische Zustände können durch das Eintreten unvollständig verdauten Proteins in die
Zirkulation verursacht werden: man kennt diese Krankheiten als Ekzeme, Psoriasis, Asthma,
Heufieber. Unter den akuten Krankheiten sind die gewöhnliche Indigestion, Kopfschmerzen,
Ptomainvergiftungen, Autointoxikationen. Nur die Aminosäuren sind zulässig; ihr Ueberfluß
wird vorerst in Leber und Muskeln aufgespeichert. Aus den Aminosäuren baut sich wieder das
Protein auf; aus 18 Einheiten jener Säuren können Billionen verschiedener und individuell
verschiedener Eiweißarten hervorgehen. Besonders haben die Arten der Lebewesen
beträchtlich viele verschiedene Proteine, so daß dieselben fremdartige bleiben, wenn sie
andren Arten einverleibt werden, ohne auf dem Dauungswege vorher abgebaut worden zu
sein. Es ist nun ein wichtiges Lebensgesetz, daß in den Kreislauf gekommenes (injiziertes)
fremdes Protein zu Bildung eines Ferments anreizt, welches genau jene Art fremdes Protein
verdaut, d. h. abbaut. Jede andre Art wird davon nicht bewältigt. Hühnerblut wird also im
4