des Saale-Orla-Kreises
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treffpunkt – das Anzeigenblatt für Ihre Region 10 Nr. 4/2010<br />
Eine Region stellt sich vor<br />
Heute: Rennstadt Schleiz<br />
Stadtinformation Alte Münze<br />
1647 wurde das Gebäude mit seinen<br />
eigenartigen Barocktürmen<br />
als „Herrschaftliches Farbhaus“<br />
erstmals erwähnt. Da es in der<br />
Nähe <strong>des</strong> Stadtteiches gelegen<br />
war, eignete es sich sehr gut zu<br />
diesem Zweck. In periodischen<br />
Abständen kamen die Lan<strong>des</strong>gewaltigen<br />
bekanntlich auf die Idee,<br />
fehlende Steuereinnahmen,<br />
Kriegskosten und dergleichen<br />
durch die Aufblähung <strong>des</strong> Geldumlaufes<br />
vom Bürger begleichen<br />
zu lassen - das ist keine Erfindung<br />
unserer Zeit.<br />
1678 startete man hier den Versuch<br />
mit der Ausprägung eigener<br />
Münzen. Das Verfahren war einfach<br />
und wirkungsvoll, allerdings<br />
- wie jeder Betrug - nicht von langer<br />
Dauer: man setzte die alten,<br />
vollwertigen Münzen außer Kurs,<br />
zog diese durch Umtausch ein,<br />
ließ sie in den Schmelztiegel wandern<br />
und verringerte den Silbergehalt<br />
der Münzen derart, dass<br />
das Porträt <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>herren auf<br />
den Silbermünzen recht bald rote<br />
Wangen (vom untergemischten<br />
Kupfer) bekam. Zur Herstellung<br />
der Prägewerkzeuge holte man<br />
sich Spezialisten nach Schleiz.<br />
Unter anderem den Münzwardein<br />
Johann Adam Böttger, dem am 4.<br />
Februar 1682 in Schleiz ein Söhnchen<br />
geboren wurde. Dieser<br />
Knabe wurde in der Stadtkirche<br />
auf den Namen Johann Friedrich<br />
getauft und sollte in seinem abenteuerlichen<br />
Leben das Rätsel der<br />
Herstellung <strong>des</strong> europäischen Porzellans<br />
lösen.<br />
Die Familie Böttger wohnte allerdings<br />
nicht in der „Münze“, sondern<br />
wahrscheinlich im Gasthof<br />
„Blauer Engel“ am Stadtteich. Bereits<br />
1681, also vor der Geburt <strong>des</strong><br />
hoffnungsvollen Knaben, hatte<br />
das in Schleiz geprägte Geld einen<br />
so „guten“ Ruf erworben, dass es<br />
in den umliegenden Herrschaften<br />
nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert<br />
wurde. Was half? Münze<br />
schließen, Geld umtauschen<br />
gegen anderenorts geprägtes gutes<br />
Geld. Für einen neuen Taler<br />
musste man mehrere alte Taler<br />
hinlegen und damit waren die Ersparnisse<br />
der Bürger zwar reduziert,<br />
die herrschaftliche Kasse<br />
aber saniert. Vater Böttger musste<br />
sich nach einem neuen Job umsehen<br />
und nahm seinen kleinen Johann<br />
Friedrich natürlich mit. Das<br />
Gebäude der „Münze“ konnte<br />
hingegen in Schleiz alt werden.<br />
Durch seine Lage am ehemaligen<br />
Stadtteich überstand es drei große<br />
Stadtbrände und wurde später an<br />
Schleizer Bürger verkauft. Der<br />
Stadtteich wurde zugeschüttet, der<br />
Platz darüber wurde zum „Neumarkt“.<br />
In der ehemaligen Münze<br />
richteten sich Händler und Handwerkerfamilien<br />
ein, und das Gebäude<br />
war 1982 so heruntergewirtschaftet,<br />
dass etwas mit ihm<br />
passieren musste.<br />
Am 10. August 1981 begannen<br />
die Sanierungsarbeiten an der<br />
„Alten Münze“ in Schleiz. Dort<br />
wurde 1982 zur Feier „750 Jahre<br />
Schleiz“ und <strong>des</strong> 300. Geburtstages<br />
von Johann Friedrich Böttger<br />
eine Gedenkstätte dieses bedeutenden<br />
Sohnes unserer Stadt eingerichtet,<br />
und die Ortsgruppe<br />
Schleiz <strong>des</strong> Kulturbun<strong>des</strong> fand<br />
hier ihr Domizil. Damals feierte<br />
man 750 Jahre Schleiz und in<br />
Meißen den 300. Geburtstag <strong>des</strong><br />
Erfinders <strong>des</strong> europäischen Porzellans,<br />
Johann Friedrich Böttger.<br />
Engagierte Schleizer Bürger, der<br />
Kulturbund und nicht zuletzt der<br />
Rat der Stadt stichelten so lange<br />
an den dafür zuständigen Stellen,<br />
bis ein Artikel in der viel gelesenen<br />
Satirezeitung „Eulenspiegel“<br />
die Baufälligkeit <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />
zum unhaltbaren Zustand werden<br />
ließ. Trotz Material- und Baugewerkemangels<br />
wurden einige Verantwortliche<br />
aufgeschreckt, und<br />
mit viel Mühe wurde das historische<br />
Gebäude gerettet.<br />
Es wurde das getan, was damals<br />
getan werden konnte, aber ein<br />
kulturell genutztes historisches<br />
Gebäude entstand in neuem, alten<br />
Glanz. Dass viele Probleme damals<br />
nicht optimal gelöst werden<br />
konnten, verwunderte keinen<br />
Schleizer. So blieben in der Zeit<br />
nach der „Wende“ viele Aufgaben<br />
zu lösen, einige Reparaturen und<br />
schließlich eine komplette Sanierung<br />
durchzuführen.<br />
Heute ist die Alte Münze durch<br />
die rote Fassade weithin sichtbar<br />
und somit zugleich zum Symbol<br />
und Schmuckstück der Schleizer<br />
Innenstadt geworden. In ihr finden<br />
nunmehr zahlreiche Ausstellungen<br />
namhafter Künstler statt. Im<br />
Erdgeschoss hat die Stadtinformation<br />
Einzug gehalten und im<br />
Dachgeschoss finden Sie einen<br />
Raum für Festlichkeiten.