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über ihre Kultur, über die Geschichte<br />

ihrer Ethnie, auch über die Suche ihres<br />

Platzes hierzulande. Die Performance<br />

entstand als Produktion der Vereinigung<br />

der in Tschechien lebenden Benin-Bürger<br />

(Sdružení beninských občanů v Če-<br />

Scene hierzulande zum Ziel. Alljährlich<br />

stellen sich Afrotschechen mit Musik,<br />

Gesang, Tanz und in wachsenden Maß<br />

auch mit Theater und Literatur vor. Im<br />

allgemeinen herrscht die Ansicht, afrikanische<br />

Schauspieler gibt es hierzulande<br />

so gut wie keine. Doch dies ist ein Irrtum:<br />

sie sind wenige, aber sie sind da.<br />

Tschechische Theatermacher wissen mit<br />

ihnen aber nur ungenügend zu arbeiten,<br />

bei Aufführungen wird in der Regel<br />

der Nachdruck auf das Exotische gelegt.<br />

Allerdings gibt es auch Fälle, bei<br />

denen Schauspielern mit afrikanischem<br />

Hintergrund ihrer<br />

schauspielerischen Leistungen<br />

und nicht ihrer Abstammung<br />

wegen Respekt gezollt<br />

wird. Es ist nicht allein ein<br />

rein künstlerisches Problem, sondern<br />

ein soziales, eine Frage des<br />

Zusammenlebens. Im Lande lebt<br />

und arbeitet der algerische Schauspieler<br />

und tschechisch schreibende<br />

Dichter Addam Keddam oder der<br />

Schauspieler und Dramatiker Paul American<br />

mit angolanischem Hintergrund,<br />

der auch der Verfasser des ersten tschechischgeschriebenen<br />

Dramas eines afriské<br />

republice) und weckte ein ungemeines<br />

Interesse. Bringt sie doch neue Quellen<br />

der Inspiration, neue Sensibilität,<br />

rührt an tabuierte soziale und persönliche<br />

Themen und setzt sich für die Integration<br />

der Nichteuropäer in die Mehrheitsgesellschaft<br />

ein.<br />

Nach Europa über Afrika<br />

Auch wenn die Festwochen von Jahr<br />

zu Jahr expandieren und ihr gesellschaftliches<br />

wie künstlerisches Prestige<br />

wächst, bleiben sie nach sechs Jahren<br />

ihres Bestehens ein klein-großes Festival,<br />

dessen Möglichkeiten nach wie vor<br />

an die gewährten Projektgelder gebunden<br />

sind. Obwohl die bisherigen Festivalgäste<br />

in Europa leben, hegt man einen<br />

geheimen Wunsch: ein afrikanisches<br />

Ensemble oder Autoren direkt aus Afrika<br />

einzuladen. Das jährliche Programm<br />

ist respektabel, attraktiv und entdekkungsreich.<br />

Nicht nur junge Interessierte<br />

wurden in das Geschehen involviert,<br />

sondern auch die lokale afrikanische<br />

Gruppe, Angehörige von Minderheiten<br />

und Ausländer aus anderen Weltteilen.<br />

Die Bedeutung des Projekts liegt nicht<br />

Festival in Hradec Králové (Königgrätz),<br />

Studierende kaufen die neue Ausgabe eines Stückes<br />

von Sony Labou Tansi<br />

kanischen Dramenschreibers ist. Nach<br />

seinem Stück ging eine Performance mit<br />

dem Titel Capoeira aneb z Afriky a<br />

Brazílie do Prahy (Capoeira oder Von<br />

Afrika und Brasilien nach Prag) über die<br />

Bühne. Zum erstenmal in der tschechischen<br />

Kulturgeschichte erblickte eine<br />

von in Tschechien ansässigen Afrikanern<br />

geschriebene und einstudierte Performance<br />

das Licht der Welt, in der sie<br />

ihre Wurzeln und Entwurzelung thematisieren.<br />

Mit einem Lächeln, das manchmal<br />

auf den Lippen erstarrt, erzählen sie<br />

Das Foyer des Theaters Divadlo na prádle<br />

verwandelte sich während des Abschlußabends in<br />

einen kleinen afrikanischen Marktplatz.<br />

in der Länge seines Bestehens, in Besucherzahlen<br />

und Medienresonanz … Dies<br />

sind nur äußere Anzeichen für eine wirkliche<br />

Leistung, die im Abbau der weißen<br />

Flecke in Hirn und Herz besteht. Der<br />

Effekt zeigt sich nicht augenblicklich,<br />

sondern wird gleichsam im Langstrekkenlauf<br />

erzielt. Zur multikulturellen Gesellschaft<br />

Europas führen manche Wege.<br />

Unser Weg führt via Afrika!<br />

Photos: Caya Makhélé, Ladislav Mareš,<br />

Archiv Festival Tvůrčí Afrika (Afrika kreativ),<br />

Archiv Monique Blin<br />

Festival Tvůrčí Afrika (Afrika kreativ), 2003<br />

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