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Wie die alten<br />
Böhm’Afrika entdeckten<br />
Das Schicksal der böhmischen Landsleute<br />
in Afrika gestaltete sich unter<br />
Umständen ziemlich bizarr: Dies belegt<br />
wohl am besten die Lebensgeschichte<br />
eines gewissen Fräuleins namens Hlaváčková,<br />
das Anfang der 1890er Jahre<br />
als Gouvernante in Kapstadt wohnte und<br />
arbeitete. Man wird wohl nicht mehr herausbekommen<br />
können, was sie zur Rückkehr<br />
nach Europa – zu Fuß! – bewog.<br />
Weder einer Forschungs- noch einer Militärexpedition<br />
gelang es zu dem Zeitpunkt,<br />
die Marschroute Kapstadt—Kairo<br />
zurückzulegen, als sie solches ohne jegliche<br />
Vorbereitung und ohne Mittel meisterte.<br />
Mit zwei Trägern vom Ort, wenigen<br />
Gepäckstücken und einem Minimum<br />
an Mitteln gelangte sie nach einem über<br />
3000 km langen Marsch bis in das Gebiet<br />
des südlichen Malawis, wo sie – samt<br />
ihren Gepäckträgern – von einem örtlichen<br />
Prospektor photographiert wurde.<br />
Die Nachkommen des Photographen<br />
übergaben zwei bereits entwickelte Photos<br />
samt dem Bericht über die Wanderschaft<br />
des tapferen Fräuleins ins Archiv<br />
der dortigen historischen Gesellschaft,<br />
Karte der Insel São Thomé von Valentin<br />
de Moravia, 1506<br />
einreiht, bleiben für immer vom Geheimnis<br />
umhüllt, genauso wie ihr Vorname.<br />
Man werfe aber den Blick tiefer in die<br />
Vergangenheit, als die ersten Böhmen in<br />
Afrika einwanderten. In portugiesischen<br />
Diensten erkundete etwa Martin Behaim<br />
(Martinus de Bohemia) auf dem Schiff<br />
von Kapitän Diogo Cão (Diego Cao) die<br />
Küste des heutigen Kongo. Leider weiß<br />
man auch vom Leben des Kartographen<br />
und Buchdruckers Valentinus de Moravia<br />
(Valentin Fernandez de Aleman), der<br />
Anfang des 16. Jahrhunderts als hochangesehener<br />
Mann in Lissabon galt, nur<br />
weniges. Er zeichnet für die erste Sammlung<br />
der ersten Karten und Skizzen der<br />
Insel an der Westküste Afrikas.<br />
Zwei Jahrhunderte später begaben<br />
sich die ersten Böhmen nach Abessinien<br />
(heute Äthiopien). 1751-52 kam der franziskanische<br />
Missionar Remedius Prutký<br />
in Masawa (Eritrea) an. In die Geschichte<br />
ging er mit seiner ausführlichen Beschreibung<br />
des Obernil, der dortigen<br />
Denkmäler und Städte ein. Als einer der<br />
ersten Europäer besuchte er Gondar, die<br />
damalige Hauptstadt des Reiches.<br />
Einer neuen Etappe der tschechischafrikanischen<br />
Beziehungen ging die Vertreibung<br />
der Protestanten aus Böhmen<br />
nach der Schlacht am Weißen Berg voraus,<br />
nach der die böhmischen Länder für<br />
etwa drei Jahrhunderte lang vom katholischen<br />
Österreich dominiert wurden. Die<br />
Evangelischen aus Böhmen wurden in<br />
Deutschland bzw. den Niederlanden an-<br />
Fräulein Hlaváčková in Mulanje<br />
und die Originale sind bis auf den heutigen<br />
Tag erhaltengeblieben. Fräulein Hlaváčková<br />
kam leider nicht weit von dem Ort<br />
weg, wo die Aufnahme gemacht wurde.<br />
Bald wurde sie malariakrank, und verstarb<br />
auf der Missionsstation unter dem<br />
Mulanje-Berg. Ihr Los und ihr heroischer<br />
Versuch, Afrika zu durchqueren, der sie<br />
unter die angesehensten Afrikareisenden<br />
Typische „mährische“ Dörfer in Südafrika<br />
sässig. In Deutschland kamen sie nach<br />
Herrnhut, das zum Zentrum der mährischen<br />
Brüder wurde. 1737 fuhr einer von<br />
ihnen, Georg Schmidt (Jiří Šmíd), nach<br />
Kapstadt, wo er der erste Missionar unter<br />
den Einheimischen war. Er erwarb nicht<br />
nur den Ehrennamen „Apostel der Hottentotten“,<br />
sondern gründete auch die<br />
Missionsstation Baviaanskloof (heute<br />
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