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Tschechen und Afrika<br />
Als binnenländische Nation gründeten<br />
die Tschechen keine Kolonien und Handelsstationen<br />
in Übersee. Bis 1918 waren<br />
die böhmischen Länder ein Teil des Habsburgerreiches,<br />
einer europäischen Großmacht,<br />
die beinahe keine Ambitionen in<br />
Afrika hegte. Das tschechische Interesse<br />
für Afrika wurde zuerst durch Entdekkungsreisen<br />
etlicher Reisenden<br />
getragen, von denen wenigstens<br />
Emil Holub (1874-1902)<br />
zu nennen wäre, der 1872-<br />
1887 Südafrika erkundete.<br />
Nach Entstehung der<br />
Tschechoslowakischen Republik<br />
1918 wurde Afrika zum<br />
Ziel nicht nur tschechischer<br />
Reisender, sondern auch Kaufleute.<br />
Gesuchte tschechische<br />
Artikel wie Glas, Bijouterie<br />
oder Schuhe gingen nach ganz<br />
Afrika. Der tschechoslowakische<br />
Schuhkonzern Baťa gründete 1940<br />
in Rufisque (Senegal) die erste Schuhfabrik<br />
Westafrikas. Nach Ende des Zweiten<br />
Präsident Václav Klaus mit Gattin<br />
beim offiziellen Besuch in Südafrika,<br />
Dezember 2006<br />
Weltkriegs versuchte die Tschechoslowakei<br />
die vorkriegszeitlichen Beziehungen<br />
wiederherzustellen. Nach Afrika starteten<br />
einige Expeditionen, die sich die Propaganda<br />
tschechoslowakischer Produkte, in<br />
erster Linie Automobile, zum Ziel setzten.<br />
František Elstner fuhr Ende 1947 von Algerien<br />
über die Sahara nach Coton und zurück<br />
in seinem Aero Minor. Etwa zum selben<br />
Zeitpunkt reiste Ladislav Mikeš Pařízek<br />
in seinem Wagen Marke Praga Piccolo<br />
durch Westafrika. Jiří Hanzelka und<br />
Miroslav Zikmund überquerten 1947-1948<br />
in ihrem Tatra T 87 den ganzen Kontinent<br />
von Marokko über Kairo nach Kapstadt.<br />
Ihr Reisebericht Afrika snů a skutečnosti<br />
(dt. Afrika, Traum und Wirklichkeit,<br />
1954) erlebte mehrere Auflagen<br />
(mehrere Hunderttausende<br />
Exemplare) und prägte wesentlich<br />
das Afrikabild hierzulande.<br />
Nach dem kommunistischen<br />
Putsch 1948 schottete sich die<br />
Tschechoslowakei für einige<br />
Jahre gegen die Welt ab. Nach<br />
dem Fall des Stalinismus lebte<br />
das Interesse für Afrika wieder<br />
auf. Auf den Fundament der<br />
Vor- und Nachkriegszeit konnte<br />
weitergebaut werden. Es begannen<br />
sich Kontakte mit<br />
Äthiopien anzubahnen, mit<br />
welchem die Londoner tschechoslowakische<br />
Exilregierung bereits 1942 diplomatische<br />
Beziehungen aufgenommen hatte.<br />
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