Ausg. 35 - apr
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PAPIERERZEUGUNG<br />
Eröffnungszeremonien durch ein Seniorenmitglied<br />
des Vereins noch behoben werden,<br />
was freilich ohne die offensichtlichen Managerqualitäten<br />
des EUCEPA-Präsidenten H.<br />
Kessler, Stora Paper AG, Düsseldorf, nicht<br />
möglich geworden wäre. Kessler benötigte<br />
nämlich nach Vortrag der Terminkollision<br />
nur wenige Sekunden, um zu entscheiden,<br />
daß das RG 15 Minuten später beginnen würde,<br />
wie er gleich im Anschluß an die Worte<br />
zur Begrüßung bekanntgab. – In der Tat geriet<br />
die RG-Verlegung dann doch noch zu<br />
einer vollen halben Stunde, weil von Weizsäcker<br />
um zehn Minuten überzog, und Platzmit<br />
Stockwerkwechsel unter fünf Minuten<br />
nicht zu machen war.<br />
Nicht ausgeschlossen übrigens, daß es Absicht<br />
des Komitees war, den erst nach der vormittäglich<br />
angesetzten großen Pause vorgesehenen<br />
Beitrag des Wuppertaler Klimaforschers<br />
ohne die Anwesenheit von RG-Teilnehmern<br />
über die Bühne gehen zu lassen.<br />
Denn nicht wenige Kollegen vertreten die Ansicht,<br />
daß die von Weizsäcker-Lovins’schen<br />
Visionen jenseits aller Umsetzungsmöglichkeiten<br />
liegen, und folglich nur Wirtschaftsphilosophen<br />
und Parteiphantasten in Enthusiasmus<br />
ausbrechen lassen – vorrangig aus<br />
Gründen der Gewissensberuhigung! Aus dieser<br />
Sicht der Dinge wären wirkliche Naturwissenschaftler<br />
also besser bei Beiträgen<br />
aufgehoben, die sich mit nachvollziehbaren<br />
Experimenten beschäftigen – was für RG-Referate<br />
ganz überwiegend zutrifft! – So etwa<br />
könnte man im Programmausschuß argumentiert<br />
haben!<br />
Aber wie dem auch sei: kurz vor dem angesetzten<br />
RG-Beginn hatten sich im kleinen<br />
Saal des Kongreßhauses schon gut 20 RG-<br />
Teilnehmer eingefunden, die a priori keinen<br />
Biß auf von Weizsäcker hatten. Sie wunderten<br />
sich, warum die erwartete Zuhörerschaft<br />
(üblicherweise eine Zahl nahe 100 – auch<br />
heuer wieder) ausblieb, denn von Kesslers<br />
Ankündigung schien niemand Notiz genommen<br />
zu haben. Die mit weiterem Horizont Interessierten<br />
saßen derweil noch im großen<br />
Auditorium und labten sich an der Hoffnung,<br />
daß vielleicht doch noch Wege gefunden würden,<br />
die auch ihren Enkeln ein halbwegs anständiges<br />
Leben auf diesem Planeten sichern<br />
könnten.<br />
Alles klärte sich auf, als das Gros der RG-<br />
Abonnenten endlich auftauchte, damit um<br />
11.40 Uhr endlich das<br />
38. Rundgespräch der<br />
Cellulosechemiker<br />
von Gruber eröffnet werden konnte. Er erläuterte<br />
die Verspätung, skizzierte das<br />
Rahmenthema<br />
Cellulose – ein nachhaltiger<br />
Chemierohstoff<br />
als eine zutreffende Definition und ergänzte, daß<br />
aktuell nur noch 1,5% des Chemiezellstoffs (gemeint:<br />
dissolving grade) für die chemische Konversion<br />
genutzt würde. Er faßte sich kurz, um sofort<br />
J. Schurz, Graz, das Wort zur Einleitung zu<br />
erteilen, das heuer unter dem Motto stand:<br />
Gedanken zur Nachhaltigkeit<br />
dem die folgenden 22 Minuten gewidmet waren.<br />
Er bemühte sich zunächst um eine Deutung<br />
und Erweiterung der soeben gehörten<br />
Thesen von von Weizsäcker, die er zu der Einsicht<br />
verdichtete: „Nachhaltigkeit ist Selbsterhaltung!“<br />
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