Ausg. 35 - apr
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DAS PORTRAIT<br />
An der Wand neben dem Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer<br />
thront ein stattliches Elchgeweih. „Die Jagd ist eine Passion“, sagt<br />
Dr. Wilhelm Vorher, Geschäftsführer der SCA Holz GmbH und<br />
seit April 1997 Vorsitzender des VDP-Ausschusses Forst und<br />
Holz. Zahlreiche gerahmte Fotografien von Buchenholzwäldern<br />
schmücken den Büroraum, eine wohlproportionierte Grünpflanze<br />
beherrscht eine Zimmerecke.„Mein Weg war von Anfang an mit dem<br />
Wald und der Jagd verbunden“, resümiert er. Die Familie hatte ein<br />
Laubholz-Sägewerk, der Vater ging ebenfalls zur Jagd. Wer unter<br />
solchen Umständen aufwächst, dem ist die Naturverbundenheit<br />
nicht bloß eine leere Worthülse. „Ich habe bei uns zu Hause intensiv<br />
in den Holzeinkauf hineingerochen. Dies war vorausbestimmend<br />
für meinen Weg in die Holzwirtschaft.“ Es ist wahrlich nicht verwunderlich,<br />
daß Vorher beim Verband Deutscher Papierfabriken<br />
e.V. den Vorsitz des Rohstoffausschusses als Nachfolger von Dr.<br />
Klaus Thoma übernommen hat.<br />
Vorher wurde am 13. Januar 1946 in Detmold, am Rande des Teutoburger<br />
Waldes, geboren. „Eine unserer ausgedehntesten Laubholzregionen“,<br />
wie er zu berichten weiß. Nach dem Gymnasium absolvierte<br />
Vorher ein sechsmonatiges Praktikum in verschiedenen<br />
Betrieben der Holzbe- und -verarbeitung. Holz sollte ihn nicht mehr<br />
loslassen. Er studierte Holzwirtschaft an der biologischen Fakultät<br />
der Universität Hamburg,im Hauptstudium mit dem Schwerpunkt<br />
Zellstoff/Papier. Sowohl seine Diplomarbeit als auch die Dissertation<br />
schrieb er im Bereich der Zellstoffherstellung.<br />
Vor der Promotion erfolgte jedoch<br />
zunächst eine zweijährige Tätigkeit als FAO-<br />
Experte (Food and Agriculture Organization<br />
of the United Nations) in Havanna/Kuba, wo<br />
Vorher den Bereich Holztechnologie betreute.<br />
Im April 1976 kam ein Angebot von der<br />
Sulzer-Escher Wyss GmbH in Ravensburg,<br />
einem Tochterunternehmen des Schweizer<br />
Sulzer-Konzerns. Dort leitete er für vier Jahre<br />
den Bereich Holzentrindung und Zellstoffanlagenbau.<br />
1980 folgte der verheiratete<br />
Holzexperte und Vater einer erwachsenen<br />
Tochter einem Ruf des VDP nach Bonn und<br />
übernahm dort die Leitung der Rohstoffreferate<br />
Holz und Altpapier sowie die Geschäftsführung<br />
der entsprechenden Ausschüsse.<br />
Im Rahmen seiner VDP-Tätigkeit kam<br />
Vorher häufig mit der Abteilung Holzeinkauf<br />
verschiedener Unternehmen in Berührung. Dies sollte der<br />
Brückenschlag zu seinem heutigen Arbeitsplatz werden.1984 übernahm<br />
er die Geschäftsführung der damaligen PWA Holzeinkauf<br />
und -handel GmbH in Aschaffenburg,die sämtliche Holzaktivitäten<br />
der Gruppe umfaßte. Mit der mehrheitlichen Übernahme der PWA<br />
durch die Svenska Cellulosa Aktiebolaget (SCA) Anfang 1995 erfolgte<br />
am 1. Januar 1997 die Umfirmierung des Unternehmens in<br />
SCA Holz GmbH.<br />
„Wir sind im Gegensatz zu unserer Muttergesellschaft kein<br />
Waldbesitzer und müssen deshalb Holz einkaufen“, erklärt Vorher.<br />
Deshalb habe die Gesellschaft mit ihren <strong>35</strong> Mitarbeitern in erster<br />
Linie die Aufgabe, die interne Holzversorgung der deutschen<br />
Standorte zu gewährleisten. Darüber hinaus werden auch Holzhandelsgeschäfte<br />
mit Dritten getätigt. Die Tochtergesellschaft SCA<br />
Holz Hallein GmbH mit sieben Beschäftigten betreibt die Geschäfte<br />
für Österreich.<br />
Wie Vorher erläutert, habe man sich das Motto „Kauf vor Ort“ zur<br />
Dr. Wilhelm Vorher<br />
strategischen Grundüberzeugung gemacht. Die beiden Holzgesellschaften<br />
kaufen und vermarkten jährlich ein Volumen von rund 3,5<br />
Millionen Festmetern Holz. Davon sind 65% Sägenebenprodukte<br />
(im wesentlichen Fichtenhackschnitzel), 20% Laubrundholz und<br />
15% Nadelrundholz. Etwa 2,2 Millionen Festmeter dienen der Versorgung<br />
der konzerneigenen Zellstoffabriken, 1,3 Millionen Festmeter<br />
gehen in den Handel mit Dritten.Der Jahresumsatz liegt zwischen<br />
200 und 250 Mio. DM, je nach Holzpreissituation.<br />
Schon allein die Tatsache, daß sein Tagesgeschäft vom Holz geprägt<br />
ist, prädestinierte Vorher als Vorsitzenden des im VDP beheimateten<br />
Ausschusses Forst und Holz, der sich bis 1995 noch Faserholz<br />
nannte. Er setzt sich zusammen aus Mitgliedsfirmen des VDP,<br />
die Holz als Rohstoff einsetzen, und ist mit der Bearbeitung sämtlicher<br />
Fragen hinsichtlich der Rohstoffbeschaffung beauftragt. Dazu<br />
gehöre vor allem, Marktinformationen zu sammeln und an die Mitglieder<br />
weiterzugeben sowie Initiativen im Wettbewerb mit anderen<br />
Holzverbrauchern zu entwickeln.<br />
Aber auch im Bereich Naturschutz und Zertifizierung sieht Vorher<br />
noch viel Arbeit, da die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes<br />
in der Öffentlichkeit nach wie vor ein vieldiskutiertes Thema sei.<br />
„Wir bemühen uns aktiv, unsere Position als traditioneller und<br />
nachhaltiger Holzverbraucher zu verteidigen.“ Der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
sei vor 200 Jahren in Deutschland geboren worden<br />
und manifestiere sich heute in den Forstgesetzen. „Insofern wäre es<br />
ein leichtes für die deutsche Forstwirtschaft, sich zum Sprachrohr<br />
in diesem Bereich zu machen!“ Was sie aber<br />
nicht täte, moniert der Ausschußvorsitzende.Deshalb<br />
sei es wichtig,den Forst dafür zu<br />
sensibilisieren, endlich an die Öffentlichkeit<br />
zu treten. „Ihr tut Gutes, redet darüber“,<br />
bemerkt Vorher in Abwandlung des bekannten<br />
Marketingspruchs.<br />
Sich um eine sachliche aber auch mutigere<br />
Interessenvertretung zu bemühen ist<br />
Vorher deshalb ein wichtiges Anliegen. Dies<br />
spiegelt sich deutlich in seinen vielfältigen<br />
Engagements wider. Er ist Mitglied des<br />
Forstausschusses der CEPI (Confederation<br />
of European Paper Industries) und Mitglied<br />
im Beirat des Deutschen Holzwirtschaftsrates,<br />
dem Spitzenverband der deutschen<br />
Holzwirtschaft. „Daneben versuche ich<br />
auch unsere Position im Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu vertreten, und<br />
zwar in einem interministeriellen Ausschuß, in dem sich Forst- und<br />
Holzwirtschaft seit vielen Jahren um die Entwicklung ihrer Zusammenarbeit<br />
bemühen.“ Des weiteren ist er Vorsitzender des wissenschaftlichen<br />
Beirates der Bundesforschungsanstalt für Forstund<br />
Holzwirtschaft in Hamburg.<br />
Das Gejammer um den Standort Deutschland ist Vorher leid.„Wir<br />
müssen lernen, wieder auf das Positive zu schauen, um daraus Mut<br />
für die Zukunft zu schöpfen und uns nicht durch das Negative lähmen<br />
lassen“, konstatiert er energisch.<br />
Nach seiner bisherigen Berufswegstrecke befragt meint Vorher:<br />
„Ich würde den Weg,den ich gegangen bin,immer wieder gehen.“ Die<br />
Kombination von naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Aspekten seines Fachgebietes habe etwas Faszinierendes für ihn.<br />
„Wenn Sie dann noch in einem Bereich tätig sind, der sich in einem<br />
nachhaltigen Schema präsentiert, gibt es nichts Schöneres.“ Eine<br />
beneidenswerte Antwort.<br />
Thomas Weber<br />
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