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Konrad von Megenberg, Bu<strong>ch</strong> der Natur (Augsb. S<strong>ch</strong>önsperger<br />
1499) bes<strong>ch</strong>reibt zuglei<strong>ch</strong> das Aussehen unserer Kelte, wenn er<br />
von ihrer Wirkung redet : Ceraunus heist donerstein vnd velli zuo<br />
stund mit den hymelplitzen. man spri<strong>ch</strong>t, an wel<strong>ch</strong>er stat der stein<br />
sey, do s<strong>ch</strong>ad kein doner no<strong>ch</strong> putzen nit. er ist dick vnd gar<br />
s<strong>ch</strong>arpf an einer seilten. Im Germanis<strong>ch</strong>en Anzeiger 1863 ist von<br />
Dr. Hartmann dieser Volksglaube erst neuli<strong>ch</strong> naturges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
näher begründet worden. Die Kelte bestehen häufig aus Polier¬<br />
stein, lapis lydius, dessen Eigentümli<strong>ch</strong>keit ist, in der Wärme<br />
und im Feuer zu s<strong>ch</strong>witzen. Umwickelt man einen Polierstein mit<br />
Faden und legt ihn in's Feuer, so bewirkt die aus dem Steine<br />
dringende Feu<strong>ch</strong>tigkeit, dass der Faden ni<strong>ch</strong>t brennt. Darinn sieht<br />
der gemeine Mann eine übernatürli<strong>ch</strong>e Wirkung und hält daher den<br />
Donnerkeil für ein S<strong>ch</strong>utzmittel gegen den Blitz. Denn wie der<br />
Stein den Faden gegen das Verbrennen s<strong>ch</strong>ützt, so wird au<strong>ch</strong> ein<br />
Haus, in dem si<strong>ch</strong> ein Donnerstein befindet, ni<strong>ch</strong>t vom Blitze be¬<br />
s<strong>ch</strong>ädigt. Ist daher ein Gewitter im Anzüge, so s<strong>ch</strong>witzt in Folge<br />
des Temperaturwe<strong>ch</strong>sels der Stein, alsdann pflegt der katholis<strong>ch</strong>e<br />
Landmann eine geweihte Kerze neben ihn auf den Tis<strong>ch</strong> zu stellen.<br />
Diesen no<strong>ch</strong> geltenden Brau<strong>ch</strong> meldet bereits Wierus, De praestigiis<br />
Daemonum, Basil. 1577, 587 : Alii strata mensa in medio<br />
cubiculi imponunt inier duas cereas ardentes hanc ceraunium lapi¬<br />
dent; is dum sudat, quod ipsis videlur miraculum. Das Lex. Myth.<br />
961 meldet aus Tellmar<strong>ch</strong>en, dass man daselbst auf einem Gehöfte<br />
Meeaas zwei sol<strong>ch</strong>e Donnerbeissel an jedem Donnerstagsabend ge¬<br />
was<strong>ch</strong>en, mit Butter und Fett am Feuer bestri<strong>ch</strong>en und feierli<strong>ch</strong><br />
auf den Ho<strong>ch</strong>sitz gestellt habe, in dem Glauben, damit dem Hause<br />
und der Flur Gedeihen zu vers<strong>ch</strong>affen. Da na<strong>ch</strong> dem Glauben un¬<br />
serer Sennen der Donner die Mil<strong>ch</strong> selbst im Euter der Kuh<br />
s<strong>ch</strong>eidet, so folgt, dass man das Euter besonders kranker Kühe<br />
mit dem Donnersteine bestrei<strong>ch</strong>t, im Jura mit einer aus gestossenen<br />
Belemniten (Chalützelstein) bereiteten Salbe eins<strong>ch</strong>miert.<br />
Man nennt ihn daher Kuhstein. Wagner, hist, natur. Helvet. Tiguri<br />
1680, 320.<br />
Einen Franzosen Marbodäus setzt man in's 11. Jahrhundert<br />
und s<strong>ch</strong>reibt ihm folgende Verse über den Donnerstein zu :<br />
Qui caste gerii hunc, a fulmine non ferietur,<br />
Nec domus, aut villae, quibus adfuerit lapis ille.<br />
Den Unkeus<strong>ch</strong>en also wird, diesen Lateinversen gemäss, der Blitz<br />
ers<strong>ch</strong>lagen, oder wie es Hiob 19, 21 heisst, die Hand Gottes rühren.<br />
Scriver, im Seelens<strong>ch</strong>atz 4, 925 erzählt von einem deuts<strong>ch</strong>en Edel-