PDF 2006-4 Autoren pdf.indb - Linksreformismus
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56 Ulrich Busch<br />
Tabelle 4: Zins-Ausgaben-Quoten (Zinslastquoten) 1991–2005<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />
Bund 10,3 11,6 10,7 12,1 16,6 15,5 14,4 15,3<br />
Länder West 7,4 7,4 7,6 8,0 8,1 8,0 8,5<br />
Länder Ost 0,2 1,8 3,4 5,1 6,0 6,5 7,5<br />
} 8,5<br />
Gemeinden W 3,7 3,8 3,6 3,7 3,5 3,5 3,5<br />
Gemeinden O 0,4 1,5 2,5 3,2 3,4 3,5 3,5<br />
} 3,5<br />
Öff. Gesamthaushalt 7,9 9,1 10,7 11,0 11,7 11,0 10,6 11,0<br />
Quelle: BMF 1999; 2001; 2004<br />
Tabelle 5: Zins-Steuer-Quoten 1991–2005<br />
1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />
Bund 12,5 12,9 13,6 16,1 21,4 19,4 19,2 20,5<br />
Länder West 11,0 10,8 10,6 10,8 10,8 11,0<br />
Länder Ost 0,8 7,3 8,2 12,1 13,1 14,5<br />
} 11,2 } 12,0<br />
Gemeinden W 11,3 12,1 12,3 11,4 9,3 9,0<br />
Gemeinden O 7,9 19,5 20,5 25,4 21,5 21,0<br />
} 10,7 } 10,0<br />
Öff. Gesamthaushalt 11,6 13,5 15,8 16,5 15,4 15,0 14,8 15,0<br />
Quelle: BMF 1999; 2001; 2004<br />
Expansion der Verschuldung<br />
durch die deutsche Einheit<br />
In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich<br />
die Staatsverschuldung in der Bundesrepublik<br />
Deutschland sichtlich erhöht. Lag ihr Umfang<br />
1985 noch bei 431,0 Mrd. €, so waren es 1992<br />
schon 742,4 Mrd. € und 2000 bereits 1.211,5<br />
Mrd. €. Ende 2005 betrug die Gesamtverschuldung<br />
der Gebietskörperschaften 1.488,3 Mrd.<br />
€ (Bundesbank <strong>2006</strong>/4: 55). 17<br />
In der Literatur wird dieser „sprunghafte“<br />
Anstieg der Verschuldung häufig mit der deutschen<br />
Vereinigung erklärt (Kitterer 1993: 71;<br />
Cezanne 1996: 95). Zumeist bleibt dabei jedoch<br />
ausgeblendet, daß mit der Wiedervereinigung<br />
eine Gebietsstandsveränderung verbunden war<br />
und daß sich die größere Staatsschuld nun auf<br />
ein größeres Staatsgebiet und eine um 16,6<br />
Millionen gewachsene Bevölkerung bezieht.<br />
Da die Staatsverschuldung der DDR (110,8<br />
Mrd. €), pro Kopf gerechnet, geringer war als<br />
die der Bundesrepublik, bedeutete der Beitritt<br />
zunächst keinen Anstieg der Verschuldung.<br />
Die Schuldenquote ging folgerichtig 1990<br />
sogar leicht zurück. Gleichwohl kam es aber<br />
im Verlauf des Einigungsprozesses zu einem<br />
deutlichen Anstieg der Staatsschuld. Dieser resultierte<br />
aber weniger aus dem Beitritt der neuen<br />
Länder und deren finanzieller „Erblast“ (173,8<br />
Mrd. €) als aus der Vereinigungspolitik und der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands<br />
nach 1990 (vgl. Busch 2002: 231ff.).<br />
Da Steuererhöhungen als kontraproduktiv<br />
angesehen wurden und Einsparungen sowie<br />
Umschichtungen im Haushalt kaum durchzusetzen<br />
waren, wurde die Kreditaufnahme<br />
zum Hauptfinanzierungsinstrument der<br />
deutschen Einheit. Dabei bediente man sich<br />
auf Bundesebene vorzugsweise eigens dafür<br />
geschaffener Sondervermögen wie des Fonds<br />
„Deutsche Einheit“, des Kreditabwicklungsfonds,<br />
des Erblastentilgungsfonds usw. Trotz<br />
gestiegener Steuereinnahmen infolge der guten<br />
Konjunktur betrug die Nettokreditaufnahme<br />
des Bundes einschließlich der Sondervermögen<br />
1991 bereits 41,8 Mrd. €. Diese Politik<br />
einer rasanten Verschuldung wurde in den<br />
Folgejahren fortgesetzt und auf die Haushalte<br />
der Länder und Kommunen ausgedehnt (vgl.<br />
Tabelle 2). 1997 schätzte die Bundesbank ein,<br />
daß von der Zunahme der Verschuldung der<br />
Gebietskörperschaften seit 1989 im Umfange<br />
von rund 600 Mrd. € „mehr als die Hälfte“ auf<br />
die Wiedervereinigung zurückzuführen sei<br />
(Dt. Bundesbank 1997: 19). Dies entspräche