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Der Angst vor dem Tod begegnen - tine-schreibt

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Das Spiel mit der existenziellen <strong>Angst</strong> kann laut der Becker-Interpretation von Elgee<br />

als eine der ersten Ursachen für Gelächter identifiziert werden, manifestiert in <strong>dem</strong><br />

Spiel 'Guck-guck', bei <strong>dem</strong> die Mutter ihr Gesicht versteckt und aus Perspektive des<br />

Säuglings, der noch keinen Begriff von Objektpermanenz hat, im Nichts<br />

verschwindet. Ohne Mutter ist der Säugling zum <strong>Tod</strong>e verurteilt; im Spiel währt der<br />

existenziell bedrohliche Zustand des Verlassenseins jedoch nicht lange, denn schon<br />

taucht die Mutter mit einem 'Guck-guck!' wieder auf, und der Säugling lacht (vgl.<br />

Elgee, 2004, S. 291f).<br />

Auch später, wenn die Abhängigkeit von der Mutter nachgelassen habe und ein<br />

großer Teil der Sicherheit, die sie <strong>dem</strong> Säugling gegeben habe, längst aus kulturellen<br />

Sinnkonstrukten bezogen werde, mache den Menschen lachen, was ihn einen<br />

kurzen Blick auf die Zerbrechlichkeit seiner Existenz werfen lässt: Absurditäten,<br />

Widersprüche und Brüche von Konventionen, die das Gewebe der Kultur für einen<br />

Moment aufreißen und es als Illusion entlarven, hinter <strong>dem</strong> sich die unüberschaubare<br />

Sinnentleertheit des menschlichen Geworfen-seins verberge. Das Lachen in<br />

diesem Moment ist laut Elgee kein Lachen über den menschlichen Zustand, es stellt<br />

vielmehr einen Schutzmechanismus dar, der Entspannung und Wohlbefinden an die<br />

Stelle des existenziellen Grauens setzt. (vgl. ebd. S. 293).<br />

<strong>Der</strong> existenzielle Schreckmoment geht im Beispiel von Six Feet Under soweit, den tatsächlichen,<br />

sichtbaren Zustand des <strong>Tod</strong>es mit seinem völligen Kontrollverlust zu zeigen<br />

und mit Nachdruck das paradoxe des Umstandes aufzuzeigen, in einer Leiche einen Menschen<br />

und doch keinen Menschen - sondern totes Fleisch - <strong>vor</strong> sich zu haben (vgl. Weber,<br />

2007, S. 545). Damit bewegt sich das Format über das in Witzen allgemein übliche Maß<br />

der komödiantischen Verunsicherung hinaus. Die schönen, scheinbar schlafenden Menschen<br />

werden als das entlarvt, was sie sind: Vorboten eines Schicksals, das je<strong>dem</strong> der<br />

Zuschauer be<strong>vor</strong>steht.<br />

5.2.1.2. Reale Leichen<br />

Die deutsche Dokusoap Die Kuckelkorns - Ein Leben für den <strong>Tod</strong> unterscheidet sich in<br />

ihrer Darstellung von toten Körpern deutlich von Six Feet Under.<br />

Während Six Feet Under großen Wert auf eine filmische Ästhetisierung legt, werden in Die<br />

Kuckelkorns echte Leichen - keine Latexrequisiten - gezeigt, und zahlreiche Markierungen<br />

für die Realität der gefilmten Szenen verwendet. Die Ausleuchtung der Szenen ist neutral<br />

gefärbt und die Aufnahmen sind scharf. Auch werden hier allgemein als unästhetisch empfundene<br />

Details der Leichen - wie z. B. Fußnägel, Beinbehaarung oder Altersflecke - nicht<br />

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