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Der Angst vor dem Tod begegnen - tine-schreibt

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5.2.1.4. Fazit<br />

<strong>Der</strong> anfänglich große Erfolg von Six Feet Under zeigt, dass das Konzept des ästhetisierten<br />

und damit romantisierten <strong>Tod</strong>es aufgeht. Die Illusion der makellosen, wie lebendig behandelten<br />

Toten scheint ein Bedürfnis zu befriedigen, das möglicherweise in einer Verdrängung<br />

des Wissens um die postmortale Verwesung des menschlichen Körpers besteht. Die<br />

Dokusoap Die Kuckelkorns überschreitet die ästhetischen Grenzen, innerhalb derer sich<br />

Six Feet Under bewegt, und auch wenn sie da<strong>vor</strong> zurückscheut, <strong>dem</strong> völligen Kontrollverlust<br />

ein Gesicht zu geben, scheint sie für die meisten Zuschauer zuviel von der Realität<br />

des <strong>Tod</strong>es zu zeigen.<br />

Aus erziehungswissenschaftlicher Sicht bedeutet dies, dass eine feinfühlige Bearbeitung<br />

der Sterblichkeitsthematik mit pädagogischem Anspruch durchaus große Teile der Bevölkerung<br />

erreichen und positiv ansprechen könnte, wenn das Medium Film dazu eingesetzt<br />

würde. Dass sich mit einer schonungsloseren Darstellungsweise zwar ein kleineres Publikum<br />

ansprechen lässt, es aber doch möglich ist, auf diesem Weg Tabus zu lockern und<br />

einen gesellschaftsübergreifenden Dialog über das Thema anzustoßen, wurde am Beispiel<br />

der Fernsehdokumentation Dying deutlich, die 1976 in den USA ausgestrahlt wurde (vgl.<br />

Krafft-Krivanec, 2003, S. 171). Ob ein ähnliches Format heute noch einmal eingesetzt werden<br />

sollte, ist fraglich, doch aus den problematischen Punkten dieses Versuchs und der<br />

allgemeinen Reaktion darauf lassen sich Schlüsse für die Konzeption eines neuen filmischen<br />

Konzeptes ziehen, während Serien wie Six Feet Under und Die Kuckelkorns grob<br />

den ästhetischen Rahmen zeigen, innerhalb dessen viele Menschen der Thematik zugewandt<br />

bleiben.<br />

5.2.2. Tägliche Berichterstattung<br />

Vor den in Teil 4. dargestellten vielgestaltigen Umbrüchen der Beziehung von Mensch und<br />

<strong>Tod</strong> war das Sterben eines jeden Angehörigen einer Gruppe - wie bereits dargestellt - eine<br />

öffentliche Angelegenheit in <strong>dem</strong> Sinne, dass es nicht verborgen wurde, und dass selbst<br />

Fremde eingeladen waren, an <strong>dem</strong> Ereignis selbst, sowie der nachfolgenden Bestattung<br />

persönlich teilzuhaben. Die ersten <strong>Tod</strong>esanzeigen bewegten sich auf einer sachlichen<br />

Ebene, in<strong>dem</strong> sie Angaben über die <strong>Tod</strong>esursache machten, <strong>vor</strong> allem aber dienten sie als<br />

Hinweis auf Veränderungen in Geschäftsbeziehungen. Zeitgenössische Kritik galt Ersterem,<br />

da es als mögliche Verunsicherung für Kranke angesehen wurde (vgl. Fischer, 2008,<br />

S. 225).<br />

In den letzten Jahrzehnten hat das öffentliche Interesse und die gesellschaftliche Anteil-<br />

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