Der Angst vor dem Tod begegnen - tine-schreibt
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negativ. Ein 'gelungener' Abschied jedoch, an <strong>dem</strong> beide Elternteile und auch eventuelle<br />
Geschwister teilnehmen, sowie Verständnis und Zuhörbereitschaft der übrigen Mitmenschen,<br />
können helfen, dass die Betroffenen das Ereignis in all seiner Tragik doch als<br />
etwas Bereicherndes erleben und keine seelischen Narben, sondern Wachstumsimpulse<br />
daraus beziehen (vgl. ebd. S. 192ff; vgl. Bechter, 2000, S. 216).<br />
Die Reaktion der Gesellschaft wird dennoch verständlich, wenn man den Abwehrmechanismus<br />
darin erkennt: Die Realität des <strong>Tod</strong>es ist umso deutlicher im Ableben eines unoder<br />
kaum geborenen Menschen, der in keiner Weise an <strong>dem</strong> teilhaben konnte, was landläufig<br />
als 'erfülltes Leben' angesehen wird. Und nicht allein die Trauer verwaister Eltern<br />
wird von der Gesellschaft mit Ablehnung gegrüßt. Die mangelnde Geduld für die Trauer<br />
um erwachsene oder ältere Angehörige geht dabei auf einem Problem zurück, das auch<br />
bei der Verwaisung von Eltern ebenfalls zentral ist: Wie auch schon in Teil 2.1. erläutert<br />
stirbt ein Stück des Individuums mit <strong>dem</strong> geliebten Nächsten. <strong>Der</strong> Mensch ist also emotional<br />
nicht autark, gewinnt seine Identität nicht allein aus sich selbst, und ist damit vom <strong>Tod</strong><br />
seiner Angehörigen auf der gleichen Ebene bedroht wie von seinem eigenen. Die Identitätskrise,<br />
die sich in der Trauer ausdrückt, steht <strong>dem</strong> allgemeinen Bedürfnis entgegen, das<br />
Ableben eines Menschen als bloßes organisatorisches Problem zu betrachten. <strong>Der</strong> Leichnam<br />
muss von einem Bestatter entsorgt und der persönliche Tages- und Wochenablauf<br />
neu geplant werden; darüber hinaus würde der moderne Mensch die Auswirkung eines<br />
<strong>Tod</strong>es gern leugnen. Kaum jemand will daran erinnert werden, dass er sein Leben lang<br />
immer wieder sterben wird (vgl. Kast, 2000, S. 182f; vgl. Schiller, 1991, S. 107).<br />
5.4.3. ... als Menschen<br />
Für die Frage nach <strong>dem</strong> modernen Verhältnis von Mensch und <strong>Tod</strong> ist der Bestatter eine<br />
Person von besonderem Interesse, arbeitet er doch in einem der wenigen Berufe, die tagtäglich<br />
mit <strong>dem</strong> <strong>Tod</strong> konfrontiert sind. Die Erwartungen, mit denen die Autorin die Recherche<br />
in diesem Bereich begann, sahen ihn als mit der Sterblichkeit vertraut und<br />
angefreundet; die Realität gestaltet sich jedoch in einer Weise abweichend von dieser<br />
Erwartung, die zum Einen den Bedarf nach Veränderungen um so dringender erscheinen<br />
lassen, zum Anderen jedoch den Bestatter als einen möglichen Replikator neuer <strong>Tod</strong>esund<br />
Sterblichkeitskonzepte in den Blick rücken.<br />
Auf sozialer, kognitiver und psychologischer Ebene wird der Beruf des Bestatters von einigen<br />
zentralen Problemen geprägt, die nun im einzelnen dargestellt und untersucht werden.<br />
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