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PAYS DE LANGUE ALLEMANDE Allein schon aus Platzrticksichten ...

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CI-IRONIQUES ET COMPTES RENDUS 18 9<br />

<strong>PAYS</strong> <strong>DE</strong> <strong>LANGUE</strong> ALLEMAND E<br />

<strong>Allein</strong> <strong>schon</strong> <strong>aus</strong> <strong>Platzrticksichten</strong> muss es in dem nachfolgende n<br />

Bericht mit einer Auswahl und mit knappen Bemerkungen sein Bewenden<br />

haben. Die Titel des anschliessenden Besprechungsteils werde n<br />

darin übergangen .<br />

Den Löwenanteil nehmen Editionen ein. Für die im Rahme n<br />

der Monumenta Germaniae historica erschienenen Ausgaben<br />

wird allgemein auf die Berichte verwiesen, mit denen die Bänd e<br />

des Deutschen Archivs für Erforschung des Mittelalters eröffnet wer -<br />

den. (Zu deren sonstigem Inhalt, soweit einschlägig, unten mehr .)<br />

Her<strong>aus</strong>gegriffen seien : Gunther der Dichter . Ligurinus. Her<strong>aus</strong>gegeben<br />

von Erwin ASSMANN . (M' G' H' : Scriptores rerum Germanicarum in<br />

usum scholarum separatim editi 63). Hannover : Hahn, 1987 . VI ,<br />

648 S. Dies ist eine gepflegte, von einer <strong>aus</strong>giebigen Einleitung begleitete<br />

Neuedition des (bald nach 1180 begonnenen, etwa Ende 1187 /<br />

anfangs 1188 fertig gewordenen) 10 Bücher umfassenden Epos au f<br />

Friedrich I . Als Name des Verfassers steht Gunther fest ; dass dies<br />

Gunther von Pairis sei, ist eher unwahrscheinlich. Beigegeben ist das<br />

Fragment des " Solimarius ", eines 1145/46 verfassten Epos über de n<br />

1. Kreuzzug . — Sigebert von Gembloux . Liber decennalis . Her<strong>aus</strong>gegeben<br />

von Joachim WIESENBACH . (überarbeitete Diss . phil. Frankfurt /<br />

Main 1979). (M' G' H' : Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters<br />

12) . Weimar : Böhlau, 1986 . 335 S. Diese hier erstmals edierte, vor -<br />

dem verloren geglaubte komputistische Schrift Sigeberts <strong>aus</strong> dem Jahr e<br />

1092 hat zum Ziel, das Jahr der Kreuzigung Christi, die Inkarnationsära<br />

und die Weltära neu zu berechnen . Der Textedition ist eine sehr<br />

<strong>aus</strong>führliche Einleitung vorangestellt. — Otloh von St . Emmeram .<br />

Liber visionum . Her<strong>aus</strong>gegeben von Paul Gerhard SCHMIDT . (Ebend a<br />

Band 13). Weimar : Böhlau, 1989, 124 S . Dies ist eines der Hauptwerke<br />

Otlohs von St . Emmeram in Regensburg (vor 1010 bis wohl nach<br />

1067), eines namentlich auch als Kalligraph hervorgetretenen Mönches,<br />

dessen Schriften, von zahlreichen Ausserungen über sich selbst<br />

durchwirkt, von starker psychologischer Aussagekraft sind . Entsprechend<br />

dem in den letzten Jahren angewachsenen Interesse an mittelalterlicher<br />

Visionsliteratur — es sei an die vielen sonstigen Arbeiten de s<br />

Her<strong>aus</strong>gebers auf diesem Gebiet erinnert — wird hier die erste kritische<br />

Edition des " Liber visionum " vorgelegt . — Von der letztmals besprochenen<br />

Ausgabe der Briefe des Petrus Darniani ist mittlerweile erschienen<br />

: Teil 2, Nr . 41-90, München : M' G' H', 1988. XXXV, 579 S .


190 P . STOTZ<br />

Innerhalb einer reich illustrierten, für weitere Kreise bestimmten<br />

Publikation legt Franz BRUNFÖLZL eine lateinisch-deutsche Fassun g<br />

der Vita des heiligen Korbinian (Arbeo und überarbeitete Versio n<br />

des 9./10. Jh's) auf neubearbeiteter Textgrundlage vor : Hubert GLA-<br />

SER / F ' B ' / SIGMUND BENKER . Vita Corbiniani . Bischof Arbeo vo n<br />

Freising und die Lebensgeschichte des hl. Korbinian . . . (= 30. Sammelblatt<br />

des Historischen Vereins Freising) . München : Schnell und<br />

Steiner, 1983 . 223 S., 33 Abb ., hier : S. 77-159 .<br />

Die Einsiedler Hs. 326 (9. Jh.) enthält die früheste Sammlung römischer<br />

Inschriften (von denen heute viele verloren sind), ein Itinerar fü r<br />

Pilger durch Rom nebst einer Beschreibung der Stadtmauer, nieder -<br />

geschrieben im Kloster Fulda und allenfaIIs auf einen Fuldaer Mönc h<br />

zurückgehend, der Karl den Grossen auf dessen Romzug begleite t<br />

hatte . Die folgende Monographie bietet eine allseitige, zuverlässige<br />

Dokumentation : Die Einsiedler Inschriftensammlung und der Pilger -<br />

führer durch Rom (Codex Einsidlensis 326) . Facsimile, Umschrift,<br />

Ubersetzung und Kommentar, her<strong>aus</strong>gegeben von Gerold WALSER .<br />

(Historia . . . : Einzelschriften 53) . Stuttgart : Steiner, 1987. 230 S., mi t<br />

Abb., 8 separate Tafeln .<br />

Innerhalb einer ansprechend bebilderten Monographie wird die erst e<br />

moderne Ausgabe (nebst deutscher Ubersetzung) der <strong>aus</strong> der Zeit u m<br />

895 stammenden Vita des heiligen Magnus von Füssen im Allgäu<br />

(Bibliotheca hagiographica Latina Nr. 5162) geboten, begleitet von eine r<br />

eingehenden Untersuchung : Dorothea WALZ . Auf den Spuren der Meister<br />

. Die Vita des heiligen Magnus von Füssen. (überarbeitete Diss . phil .<br />

Heidelberg 1984/85). Sigmaringen : Thorbecke, 1989 . 224 S., 7 Abb .<br />

Zu nennen ist folgende Erstedition eines kurzen, auf Boethius, Martianus<br />

Capella und Macrobius beruhenden Musiktraktats : Michael<br />

BERNHARD. Anonymi saeculi decimi vel undecimi tractatus de music a<br />

"Dulce ingenium musicae" . (Bayerische Akademie der Wissenschaften :<br />

Veröffentlichungen der Musikhistorischen Kommission 6). München :<br />

Beck, 1987 . VI, 54 S .<br />

An entlegener Stelle ist erschienen : Norbert EICKERMANN . Zu den<br />

Carmina figurata Uffings von Werden. (Beiträge zur Geschichte von<br />

Stadt und Stift Essen 101, 1987, S. 2-13, mit 2 Abb .). Er gibt di e<br />

Gedichte Schaller / Könsgen, Initia Nrn. 642 und 16054 in einer gegen -<br />

über MG Poetae 5, S . 629-631, verbesserten Neuedition mit Ubersetzung.<br />

Beiläufig druckt er erstmals einen Hymnus Uffings auf die heilig e<br />

Ida in 4 (rhythmisch geregelten) sapphischen Strophen, inc . Alma beat e<br />

dies instat Ide.<br />

Claudio LEONARDI hat erneut zwei Hymnen des umbrisch-römischen<br />

Hymnars (früher in San Severino, Neapel, lokalisiert) neu her<strong>aus</strong>-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 19 1<br />

gegeben (in den Festschriften Bischoff und Munari, s . unten) . Ebenfalls<br />

hierher gehört : Michele Camillo FERRARI . Pangite celi, reboenzus odas .<br />

Ein sapphischer Hymnus, sein Verfasser und seine Bearbeitungen zwischen<br />

Weissenburg, Rätien und Umbrien . (Zeitschrift für schweizerische<br />

Kirchengeschichte 83, 1989, S . 155-176). Der Aufsatz enthält di e<br />

Neuedition einer Umarbeitung dieses karolingischen Sergius- und Bacchus-Hymnus<br />

auf Placidus und Sigisbert (Patrone des schweizerische n<br />

Klosters Disentis), die den Weg in das genannte Hymnar gefunden hat .<br />

Die Fortsetzungen der St . Galler Klosterchronik Ratperts un d<br />

Ekkeharts IV . sind, je begleitet von einer deutschen Ubersetzung, al s<br />

Dissertationen bei Hans F . Haefele in Zürich neu ediert worden . Von<br />

drei anonymen Verfassern ist sie von 975 bis 1204 herabgeführt worden.<br />

Dazu : Casuum Sancti Galli continuatio anonynaa . Textedition und<br />

Ubersetzung von Heidi LEUPPI . Zürich : Selbstverlag der Bearbeiterin<br />

(Waserstr . 20, CH-8032 Zürich), 1987 . 207 S. Daran schliesst sich da s<br />

letzte lateinisch geschriebene Stück . Dazu : Charlotte GscHwIND-GISI-<br />

GER . Conradus de Fabaria . Casuum sancti Galli continuatio . Die<br />

Geschicke des Klosters St. Gallen, 1204-1234 . Zürich : Chronos Verlag,<br />

1989 . XIX, 107 S .<br />

In dem von Kassius HALLINGER geleiteten, breit angelegten Unternehmen<br />

zur Ausgabe klösterlicher Brauchtexte des Mittelalters sind in<br />

der Berichtszeit erschienen : Corpus consuetudinum monasticarum . . .<br />

Torni 12 pars prima / altera : Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae.<br />

Ediderunt Luchesius G . SPATLING et Petrus DINTER . Siegburg :<br />

Schmitt, 1985, 1987 . Dies ist ein Textkonglomerat, welches die klösterliche<br />

Praxis in Fruttuaria (bei Volpiano, nördlich von Turin) zuhande n<br />

anderer, danach zu reformierender Klöster, wiedergibt . Diese geh t<br />

ihrerseits auf die Gebräuche von Cluny und Dijon zurück ; hinter ihrer<br />

Bearbeitung und Niederschrift steht Wilhelm von Dijon (gestorbe n<br />

1031). Diese Consuetudines haben ihrerseits weit herum in Italien un d<br />

Frankreich ihre Wirkung gezeitigt, später auch in Süddeutschland, i n<br />

Österreich und anderswo . — Tomi 11 pars prima : Caeremoniae regularis<br />

observantiae sanctissimi patris nostri Benedicti . . ., secundum quod<br />

in . .. specu et monasterio Sublacensi practicantur . / Pars altera : Breviarium<br />

caeremoniarum monasterii Mellicensis . Edidit Joachim F . AN-<br />

<strong>DE</strong>RER. Ebenda 1985, 1987 . Hier geht es einerseits um das Brauchbuc h<br />

von Subiaco, welches in etwa 60 Hss. überliefert ist und die Bräuche<br />

von Melk, Trier, Kastl und Bursfelde massgeblich beeinflusst hat . Die<br />

Consuetudo von Melk zeigt eine der abgeleiteten Ausformungen de s<br />

Subiaco-Textes .<br />

Mit einem Werk des Petrus Venerabilis (s . auch Besprechungsteil)<br />

beschäftigt sich Udo WAWRZYNIAK : Philologische Untersuchungen


192 P . STOTZ<br />

zum "Rithmus in laude salvatoris" des P' V' . Edition und Kommentar .<br />

(Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 22) . Frankfurt am<br />

Main : Lang, 1985 . 194 S. In dieser bei Fritz Wagner geschriebene n<br />

Berliner Dissertation wird die Dichtung A patre mittitur neu ediert un d<br />

sehr eingehend besprochen . Beigegeben sind textkritische und sonstige<br />

Angaben zu den andern Gedichten des Petrus . Dazu tritt die Erstedition<br />

des vordem verloren geglaubten Responsoriums (mit Versus) :<br />

Christe, Dei splendor, qui splendida cuncta creasti.<br />

Nur kurz sei auf die — noch nicht vollendete Ruodlieb-Ausgab e<br />

hingewiesen, die mit einer bereits 1974 erschienenen Faksimile-Editio n<br />

verbunden ist : Ruodlieb. Faksimile-Ausgabe des Codex Latinu s<br />

Monacensis 19486 der Bayerischen Staatsbibliothek München und de r<br />

Fragmente von St. Florian. (Band 1, 1 . Teil : Einleitung, von Wal -<br />

ter HAUG, 2 . Teil : Tafeln . Wiesbaden : Reichert, 1974. 152 S .). Band 2 ,<br />

1 . Teil : Kritischer Text, von Benedikt Konrad VOLLMANN . Ebenda ,<br />

1985 . 181 S .<br />

Eine der Fassungen des Pseudo-Turpin, nämlich die Aachene r<br />

Gruppe (auf eine 1155/65 angefertigte Abschrift zurückgehend), wir d<br />

erstmals ediert und durch eine mitlaufende Ubersetzung sowie eine n<br />

knappen Kommentar erschlossen in : Die Chronik von Karl dem Grossen<br />

und Roland. Der lateinische Pseudo-Turpin in den Handschrifte n<br />

<strong>aus</strong> Aachen und Andernach, ediert, kommentiert und übersetzt vo n<br />

Hans-Wilhelm KLEIN . (Beiträge zur romanischen Philologie des Mittelalters<br />

. .. 13). München : Fink, 1986 . 193 S .<br />

Dein vielgliedrigen Komplex der Alexandersage gehört der "Liber<br />

Alexandri Magni" an, der sich in einer <strong>aus</strong> Tegernsee stammende n<br />

Sammelhandschrift <strong>aus</strong> der 2 . Hälfte des 12. Jh's findet. Er wird auf<br />

dein Hintergrund der Alexander-Tradition insgesamt gründlich besprochen<br />

und ediert in : Liber Alexandri Magni. Die Alexandergeschichte<br />

der Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale, n. a. 1 . 310. Untersuchungen<br />

und Text<strong>aus</strong>gabe von Rüdiger SCHNELL . (Münchener Texte<br />

und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 96) .<br />

München : Artemis, 1989. X, 236 S., 1 Tafel .<br />

In der "Bibliothek des Mittelalters", einer auf 24 Bände veranschlagten<br />

Reihe von Texten mit Übersetzungen für die Hand nicht nu r<br />

des Liebhabers, ist eine zweisprachige Ausgabe der "Carmina Burana "<br />

erschienen, die dank intensiver Neubearbeitung der Texte, durch eine n<br />

Kommentar sowie sonstige Beigaben zu einem wissenschaftliche n<br />

Arbeitsinstrument geworden ist . Die Ubersetzungen wollen dem Verständnis<br />

der lateinischen Dichtungen dienen, wollen nicht selber Dichtung<br />

sein : Cannina Burana . Texte und Ubersetzungen . Mit den Miniaturen<br />

<strong>aus</strong> der Handschrift und einem Aufsatz von Peter und Dorothee


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 19 3<br />

DIEMER . Her<strong>aus</strong>gegeben von Benedikt Konrad VOLLMANN . (Bibliothek<br />

des Mittelalters . .. 13 / Bibliothek deutscher Klassiker 16). Frankfur t<br />

am Main : Deutscher Klassiker Verlag, 1987 . 1415 S., 10 Abb .<br />

Udo KIN<strong>DE</strong>RMANN ediert <strong>aus</strong> zwei Handschriften eine Dichtung Ab t<br />

Gregors von Montesacro auf dem Monte Gargano (1189/1192 bis [vor]<br />

1249) : Zwischen Epos und Drama : Ein unbekannter Streit der Töchter<br />

Gottes. Erstedition eines lateinischen Gedichts <strong>aus</strong> dem 13 . Jahrhundert.<br />

Erlangen : Palm und Enke, 1987 . 113 S. Es ist dies eine frühe<br />

dichterische Behandlung des sogenannten Tugendstreites (Veritas /<br />

lustitia gegen Misericordia / Pax), unter den Titel " Cur Deus homo "<br />

gestellt. Jeder Sprecherrolle ist ein ganz bestimmtes (rhythmisches )<br />

Versmass zugeteilt. Uber den bisher wenig bekannten Autor<br />

(Hauptwerk : "De hominum deificatione", etwa 13000 Hexameter) ha t<br />

der Bearbeiter ferner eine Monographie veröffentlicht : U' K'. Der<br />

Dichter vorn Heiligen Berge . Eine Einführung in das Werk des mittellateinischen<br />

Autors Gregor von Montesacro mit Ersteditionem un d<br />

Untersuchungen . (Montesacro-Forschungen . .. I). Nürnberg : Germani -<br />

sches Nationalmuseum / Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />

1989 . X, 226 S., 1 Abb. — Vgl . <strong>aus</strong>serdem KIN<strong>DE</strong>RMANNS Bei -<br />

trag in der Festschrift Klopsch (weiter unten) .<br />

In der Berichtszeit sind von der in Köln erarbeiteten Gesamt<strong>aus</strong>gabe<br />

der Werke des Albertus Magnus mehrere Bände erschienen :<br />

Alberti Magni . . . Physica : Pars I, Libri 1-4. Edidit Paulus HOSSFELD /<br />

Super ethica commentum et quaestiones, libros 6-10 primum edidi t<br />

Wilhelmus KÜBEL / Super Matthaeum capitula 1-14 / 15-28 ad fide m<br />

autographi edidit Bernhardus SCHMIDT . (A'i M'i Opera omnia 4, I / 14,<br />

II / 21, I . II ; Num. curr. 16-19). Monasterii Westfalorum : Aschendorff,<br />

1987 .<br />

Ein Priester namens Petrus, der in der 2 . Hälfte des 13. Jh's lebte,<br />

vielleicht ein französischer Franziskaner, schrieb zwei zeitkritisch e<br />

Gedichte in rhythmischen Strophen : "Visio Petri de statu mundi" und<br />

"Altercatio de vera nobilitate", die <strong>aus</strong> der einzigen Hs . (Le Mans 164) ,<br />

begleitet von einem gedrängten Kommentar, erstmals her<strong>aus</strong>gegeben<br />

werden in : Petri Presbyteri Carmina . Text und Kommentar. Her<strong>aus</strong>gegeben<br />

von Monika RENER . (Mittellateinische Studien und Texte 13) .<br />

Leiden : Brill, 1988 . XIII, 168 S. — Nachgetragen sei hier der Hinwei s<br />

auf eine <strong>schon</strong> etwas früher erschienene Ausgabe der gleichen Bearbeiterin<br />

: Raymundi de Rocosello Certamen anime . Primum recensuit<br />

M' R' . (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana).<br />

Stutgardiae : Teubner, 1980 . XVIII, 176 S. Raymond de Rocozels,<br />

1263-1280 Bischof von Lodève (Languedoc), schrieb eine morali-


194 P . STOT Z<br />

sehe Lehrdichtung in 4205 gereimten Hexametern unterschiedliche r<br />

Typen, die als ganze hier erstmals ediert worden ist .<br />

Die Vita der ekstatischen Begine Christina von Stommeln, verfass t<br />

von dem schwedischen Dominikaner Petrus de Dacia (1230/40-1289 )<br />

— eigentlich ist eher von einer Materialsammlung zu sprechen —<br />

wurde 1896 her<strong>aus</strong>gegeben und ist seit langem vergriffen . (Dami t<br />

gehört zusammen die von Monika ASZTALOS her<strong>aus</strong>gegebene Schrift<br />

"De gratia naturam ditante", s . in dieser Zeitschrift 43, 1981/82, S . 166 -<br />

176) . Nunmehr ist die Vita, versehen mit einem neuen Vorwort un d<br />

Literaturhinweisen von Alf ÖNNERFORS, in einem Nachdruck wieder -<br />

aufgelegt worden : Petrus de Dacia. Vita Christinae Stumbelensis, ed .<br />

Johannes PAULSON . Nachdruck der Ausgabe Göteborg 1896 . (Lateinische<br />

Sprache und Literatur des Mittelalters 20) . Frankfurt am Main :<br />

Lang, 1985. V, 257 S .<br />

Geleitet von dem Interesse, der Wirkungs- und tJberlieferungsgeschichte<br />

antiken Wissens- und Lehrgutes vor allem im Bereich de r<br />

Moralphilosophie nachzugehen, befasst sich Erwin RAUNER mit de m<br />

"Tripartitus moralium" des Dominikaners Konrad von Halberstadt de s<br />

Jüngeren (vollendet 1342/44) : E' R' . K's von H' O. P. "Tripartitu s<br />

moralium" . Studien zum Nachleben antiker Literatur im späteren Mittelalter.<br />

(Diss. phil. München 1986/87) . 2 Bde. (Europäische Hochschulschriften,<br />

Reihe I : Deutsche Sprache und Literatur 1112) . Frankfurt<br />

am Main : Lang, 1989 . Im 2 . Band (Textanhang) werden <strong>aus</strong>gewählte<br />

Abschnitte ediert, u . a. die Exzerpte <strong>aus</strong> Ciceros "De officiis" .<br />

Nebst Auszügen <strong>aus</strong> andern Schriften Konrads werden auch solche au s<br />

dem "Alphabetum narrationum" Arnolds von Lüttich und <strong>aus</strong> de r<br />

"Summa recreacionum" gebo ten .<br />

Wilhelmus Iordani, Augustinerchorherr in Groenendaal (14 . Jh .) ,<br />

schrieb nebst anderem ein der Tugend- und Lasterdichtung angehörendes<br />

Streitgedicht, bestehend <strong>aus</strong> 382 Vagantenstrophen, inc . Omnibu s<br />

cultoribus christianitatis . Davon ist hier folgende Edition anzuzeige n<br />

Willem Jordaens . Conflictus virtutuni et viciorwn . Mit Einleitung und<br />

Kommentar her<strong>aus</strong>gegeben von Alf ÖNNERFORS . (Abhandlungen de r<br />

Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften 74) . Opladen :<br />

Westdeutscher Verlag, 1986 . 247 S., 1 Tafel. [Etwa gleichzeitig erschien<br />

die eigentliche, wenn auch qualitativ weniger hoch stehende Erstedition<br />

: Wilhelm Jordaen's "Avellana" . A fourteenth-century virtue-vice<br />

debate . Ed. Lawrence J . JOHNSON . (Speculum anniversary monographs<br />

9) . Cambridge, Mass . 1985, beruhend auf einer Dissertation au s<br />

dem Jahre 1972 . ]<br />

Aus einer Erfurter Hs . ediert Paul Gerhard SCHMIDT erstmals einen<br />

anonym überlieferten Prosadialog wohl des 13 ./14. Jh's : Altercacio


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 19 5<br />

Cayn cuin Christo . Ein Streitgespräch über die Ewigkeit der Höllenstrafen<br />

im Kontext des Descensus ad inferos. In : Sprache und Recht . . . ,<br />

Festschrift für Ruth Schmidt-Wiegand . .., Berlin 1986, S . 722-741 .<br />

Auf der Grundlage der medizinischen Bücher in der "Naturali s<br />

historia" des Plinius wurde im 4 . Jh. eine "Medicina Plinii "kompiliert .<br />

Davon leitet sich die "Physica Plinii Florentino-Pragensis" ab (fälschlicherweise<br />

auch als "Plinius Valerianus" bezeichnet) : eine spätmittelalterliche<br />

Bearbeitung, die erstmals von Thomas Pighinucci (Rom 1509 )<br />

her<strong>aus</strong>gegeben wurde. Aus der Schule von Alf Önnerfors in Köl n<br />

stammen folgende Neueditionen : Physicae quae fertur Plinii Florentino-Pragensis<br />

librum primum edidit, praefatus est, annotationibu s<br />

instruxit Joachim WINKLER . / Walter WACHTMEISTER . Physicae Plinii<br />

quae fertur F'-P' liber secundus. / Günter SCHMITZ . Physicae quae fertur<br />

Plinii F'-P' liber tertius. (Lateinische Sprache und Literatur des<br />

Mittelalters 17. 21 . 24). Frankfurt am Main : Lang, 1984/1985/1988 .<br />

371 S., 3 Abb. / 361 S., 4 Abb. / LI, 319 S.- Dem gleichen Textkomplex,<br />

wenn auch einer viel früheren Zeit, gehört zu : die Reihe vo n<br />

44 Beschwörungsformeln für Arzte <strong>aus</strong> dem 6 ./7 . Jh., mit vulgärlateinischen<br />

Zügen, in der St . Galler Hs . 751, 9. Jh., ediert von : Alf ÖNNER-<br />

FORS . Iatromagische Beschwörungen in der "Physica Plinii Sangallensis"<br />

(Eranos 83, 1985, S . 235-252) .<br />

Zum Schluss sei die Bearbeitung eines Werkes angeführt, das noc h<br />

knapp dem Mittelalter beigerechnet werden mag, nämlich : einer 1462<br />

in Leipzig gehaltenen Vorlesung über Verslehre : Die Metrikvorlesung<br />

des Frühhumanisten Peter Luder. Her<strong>aus</strong>gegeben mit Einleitung un d<br />

Kommentar von Eske BOCKELMANN . (überarbeitete Diss . phil. München<br />

1983/84) . (Gratia, Bamberger Schriften zur Renaissanceforschung<br />

14) . Bamberg : Kaiser, 1984. 178 S .<br />

An Monographien sollen wenigstens zwei Titel genannt werden<br />

: Walter BERSCHIN . Biographie und Epochenstil im lateinische n<br />

Mittelalter . [Bisher erschienen :] I. Von der Passio Perpetuae zu den<br />

Dialogi Gregors des Grossen . — II : Merowingische Biographie . Italien,<br />

Spanien und die Inseln im frühen Mittelalter . (Quellen und Untersuchungen<br />

zur Lateinischen Philologie des Mittelalters B . 9.) . Stuttgart<br />

: Hiersemann, 1986 . 1988 . Zwar ist der Verfasser vor allem vo n<br />

literarisch-gattungsgeschichtlichen Interessen geleitet, doch wir d<br />

Sprachlich-Stilistisches nicht nur grossräumig allgemein, sondern j e<br />

und je auch im konkreten Einzelnen mitbedacht . Dem Abschlussband<br />

des Werkes wird dannzumal ein sprachlicher Index beigegeben .<br />

Karl LANGOSCH . Mittellatein und Europa. Führung in die Hauptliteratur<br />

des Mittelalters . Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft,<br />

1990 . XIV, 305 S. Der Autor, emeritierter Professor für mittella-


196 P . STOT Z<br />

teinische Philologie an der Universität Köln, wagt den Versuch eines<br />

summarischen Aufrisses der lateinischen Literatur des Mittelalters mi t<br />

Einbezug der volkssprachlichen Literaturen. Bei etwa 1200 wird abgebrochen.<br />

So informativ die Arbeit ist, so hat das Streben nach Typisierung,<br />

Einbindung, Kanonbildung seine Gefahren . Um nur ein Beispiel<br />

zu nennen : Hildegard von Bingen suchen wir hier vergeblich. — Ein e<br />

Sammlung von 14 Aufsätzen des Verfassers im Wiederabdruck lieg t<br />

vor : K' L' . Kleine Schriften. Her<strong>aus</strong>gegeben von Paul KLOPSCH, Wolfgang<br />

MAAZ, Jürgen STOHLMANN und Fritz WAGNER . (Spolia Berolinen -<br />

sia, Berliner Beiträge zur Mediävistik . .. 1). Hildesheim : Weidmann,<br />

1986 . VII, 362 S .<br />

Ferner sind einige schätzbare Verzeichnisse und H i l f s m i t -<br />

t e 1 zu verzeichnen :<br />

Verskonkordanz zur Alexandreis des Walter von Châtillon . Her<strong>aus</strong> -<br />

gegeben von Heinz Erich STIENE und Jutta GRUB . (Alpha-Omega, Rei -<br />

he B 3). Hildesheim : Ohms, 1985 [XI], 967 S . Diese mit Umsicht bearbeitete<br />

Konkordanz zu einem der wahrhaft klassischen Werke de s<br />

lateinischen Mittelalters beruht auf der Ausgabe von Marvin L. CoL-<br />

KER (Padova 1978) . Jede Flexionsform eines Wortes ist separat behau- ,<br />

delt. Alle Partikeln und etwa die Formen von esse sind vollständig aufgeführt<br />

.<br />

Arengenverzeichnis zu den Königs- und Kaiserurkunden von de n<br />

Merowingern bis Heinrich VI . Zusammengestellt von Friedrich HAUSS-<br />

MANN und Alfred GAWLIK. (Monumenta Germaniae Historica : Hilfsmittel<br />

9) . München : M' G' H', 1987 . XII, 838 S. In diesem Verzeichnis<br />

von 3856 alphabetisch angeordneten Arengen sind auch die Diplom e<br />

der karolingischen Herrscher der Teilreiche wie die der burgundische n<br />

und italienischen Könige eingeschlossen, zudem die wichtigsten früh -<br />

mittelalterlichen Formelsammlungen . Ein <strong>aus</strong>führliches Register is t<br />

beigegeben .<br />

Ludwig BERTALOT. Initia hurnanistica Latina . Initienverzeichni s<br />

lateinischer Prosa und Poesie <strong>aus</strong> der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts .<br />

Band 1 : Poesie. Iin Auftrag des Deutschen Historischen Instituts in<br />

Rom bearbeitet von Ursula JAITNER-Hahner . Mit einer Vorrede von<br />

Paul Oskar KRISTELLER . Tübingen : Niemeyer, 1985. XCI, 311 S. Die -<br />

ses Verzeichnis, gewissermassen eine Fortsetzung derjenigen von Schaller<br />

/ Könsgen und von Walther, geht auf eine Kartei des Humanismusforschers<br />

L' B' (1884-1960), einer eigenwilligen Persönlichkeit, zurück ,<br />

von dessen Leben und Werk Kristeller einleitend ein Bild entwirft .<br />

6786 Gedichte sind nach ihrem Eingang gebucht, mit Angabe von Verfasser,<br />

allenfalls Adressat, Uberschrift, Werk, Vorkommen in Hss . ,<br />

Literatur. Vollständigkeit ist nicht angestrebt ; es sind fast nur Texte


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 197<br />

italienischer Herkunft berücksichtigt . Der Forschungsstand der Zwischenkriegszeit<br />

ist nicht überschritten. Die Prosa-Initien dieser Sammlung,<br />

sowie Register, sollen folgen .<br />

Einige wenige Neuerscheinungen, welche die Sprache an und fü r<br />

sich betreffen, sollen genannt werden :<br />

"Vocabularius Ex quo" . Überlieferungsgeschichtliche Ausgabe .<br />

Gemeinsam mit Kl<strong>aus</strong> GRUBMULLER her<strong>aus</strong>gegeben von Bernhar d<br />

SCHNELL [u. a .]. 5 Bände (1 : Einleitung, 2 : A-C, 3 : D-K, 4 : L-P ,<br />

5 : Q-Z). (Texte und Textgeschichte, Würzburger Forschungen . . . 22-<br />

26) . Tübingen : Niemeyer, 1988-89 . Damit ist dieses im 15. Jh. in vielen<br />

Hss. und Drucken, in unterschiedlichen Fassungen, umlaufende lateinisch-deutsche<br />

Glossar in vorbildlicher Weise erschlossen : ein e<br />

anspruchsvolle und aufwendige Aufgabe. Das Werk ist nicht nur für<br />

Germanisten von Bedeutung, sondern bis zu einem gewissen Grad e<br />

auch für die Mittellateinische Lexikographie . Beispiele : discolus "eyn<br />

lantleufer, eyn schuler" (D 414), egloga " . . . serina caprarum" (E 81 .3),<br />

fagus "ein buche oder farunder schueler" (F 27). Für latinistische Nebennutzungen<br />

sei insbesondere auf Register 7, Lateinische Stichwörter<br />

(Band 1, S . 263-401), hingewiesen : Hier findet man u. a. auch die<br />

Wörter, die nicht in konsequenter Alphabetfolge oder als Neben-Lemmata<br />

erscheinen .<br />

Helmut und Walter BERSCHIN. Mittellatein und Romanisch. (Zeitschrift<br />

für Romanische Philologie 103, 1987, S . 1-19) .<br />

Johannes SCHILLING . Latinistische Hilfsmittel zum Lutherstudium .<br />

(Lutheljahrbuch . .. 55, 1988, S . 83-101) .<br />

Ulrich MEHLER . dicere und cantare . Zur musikalischen Terminologie<br />

und Aufführungspraxis des mittelalterlichen geistlichen Dramas i n<br />

Deutschland. Diss. phil. Köln. (Kölner Beiträge zur Musikforschung<br />

120). Regensburg : Bosse, 1981 . 321 S .<br />

Johannes SCHNEI<strong>DE</strong>R . Graecizare, latinizare und verwandte Verbe n<br />

im mittelalterlichen Latein. In : Griechenland — Byzanz — Europa ,<br />

ein Studienband, her<strong>aus</strong>gegeben von Joachim HERRMANN [u . a.], Ber -<br />

lin : Akademie-Verlag, 1988, S . 142-152 .<br />

Friedrich MöBIUs . Buticum in Centula. Mit einer Einführung in di e<br />

Bedeutung der mittelalterlichen Architektur . (Abhandlungen der Sächsischen<br />

Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische<br />

Klasse 71, 1) . Berlin : Akademie-Verlag, 1985 . 71 S., 35 Abb . Der<br />

in karolingischen Quellen des Klosters St-Riquier vorkommende Aus -<br />

druck buticum ist hiernach nicht auf Langh<strong>aus</strong> / Chorpartie, sonder n<br />

auf einen Turm zu beziehen .


198 P . STOT Z<br />

Aus dem„ Mittellateinischen Jahrbuch" verdienen di e<br />

folgenden Beiträge hier Erwähnun g<br />

20 (1985) : Kazimierz LIMAN . Mittellateinische Studien in Pole n<br />

1945-1979 (II) (S . 1-48). [Vgl. 19, 1984, S . 1-36.] — Mit den Teilen :<br />

Studien über das Mittellatein und die lexikographischen Werke / Interpretationen<br />

zur mittellateinischen Literatur / Die Rezeption des anti -<br />

ken Schrifttums / Resümee / Nachträge (auch zum Teil I) .] — Walte r<br />

BERSCHIN. Liudprands Griechisch und das Problem eine r<br />

überlieferungsgerechten Edition (S . 112-115). [Eine Würdigung de r<br />

Bearbeitung der griechischen Wörter bei L. durch Johannes KO<strong>DE</strong>R ,<br />

in : J' K' / Thomas WEBER, Liutprand von Cremona in Konstantinopel<br />

(Byzantina Vindobonensia 13), Wien 1980, S . 17-70). Die Vorlage vo n<br />

Clm 6388 (Leit-Hs . der B-Klasse) enthielt Transkription und Übersetzung<br />

der Graeca so wenig wie die Hss. der A-Klasse .] — Corneli a<br />

BRAUN-Irgang . Tempora nec sexum metuit — ein poetischer Text zum<br />

Thema „ De corruptione hominis” (S . 128-146). [28 Distichen, eine r<br />

Hs. des „ Hypognosticon de veteri et novo testamento " des Laurentiu s<br />

von Durham am Rande beigeschrieben, inhaltlich dazu gehörend, viel -<br />

leicht von ihm selber verfasst, allenfalls : Uberrest einer ersten, sonst<br />

verlorenen Fassung .] — Pauline A . THOMPSON . An anonymous verse<br />

life of Thomas Becket (S . 147-154) . [Erstedition eines Gedichtes vo n<br />

87 Versen (verschiedene Arten gereimter I-Iexameter und Distichen) ,<br />

inc . Vox vatis velata diu, signata .figuris, <strong>aus</strong> Oxford, Bodl ., Hs .<br />

Bodley 603 (Ende 12 . Jh., vielleicht <strong>aus</strong> Frankreich), B1. 43v-45r .] —<br />

Paul Gerhard SCHMIDT . Die Vision von Vaucelles (1195/1196) (S . 155-<br />

163) . [Erstedition einer Visionserzählung englischer Herkunft in Pros a<br />

<strong>aus</strong> Heidelberg, UB, Hs . Salem IX 31 (1 . Hälfte 13 . Jh .), B1. 106v-109r ,<br />

mit monastischen Themen (Bewaffnung von Mönchen, Bussübungen) .]<br />

— Karl BORMANN . Nicol<strong>aus</strong> Cusanus als Poet? (S . 184-192). [Besprechung<br />

und reichlich kommentierte Edition der Schlussgedichte des 1 .<br />

und des 2 . Buches der Schrift „ De ludo globi” des N' C', inc . Qu i<br />

cupis ingeniuni praesentis nasse libelli und Legisti quicumque globi, studiose,<br />

libellum (33, 8 Distichen) . Mit seiner Ansicht, diese Gedicht e<br />

stammten nicht von N' C' selber, kann der Her<strong>aus</strong>geber Recht haben ;<br />

das (S . 184f.) zur Begründung Angeführte entscheidet die Frage abe r<br />

nicht . ]<br />

Weitere Beiträge betreffen : Poetische Invektiven vorgeblich unter<br />

Tieren (beast flyting) (Jan ZIOLKOWSKI, S . 49-65), die Fabel als Allego -<br />

rie (Wiebke FREYTAG, S . 66-102), das Verhältnis von Poetologie un d<br />

Poetik bei Paulinus von Nola (Wolfgang KIRSCH, S . 103-111), Text -<br />

und Quellenkritisches zu dem „ Chronicon rhythmicum Leodiense ”<br />

(Hubert SILVESTRE, S. 116-123), die Uberlieferung von „ De tribus puel-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 199<br />

lis " (Michael D . REEVE, S ; 124-127), die Hss . von Walter Burleys<br />

Liber de vita et moribus philosophorum" (Jan PRELOG, S . 164-183 )<br />

sowie die ,, Aeneis "-Interpretation des Cristoforo Landino (Clemen s<br />

ZINTZEN, S . 193-215). Dazu kommt (S . 216-223) ein Tagungsberich t<br />

über „ Literatur, Literaten und Laien im deutschen Spätmittelalter "<br />

(Werner SCHRÖ<strong>DE</strong>R) . — Ausser zahlreichen Buchbesprechungen finde n<br />

sich Forschungsmitteilungen, darunter : Olga WEIJERS. Comité international<br />

du vocabulaire des institutions et de la communication intellectuelles<br />

au Moyen Âge (CIVICIMA) (S . 322f.) und : Edeltraut WEIGEL .<br />

Ein neues lateinisch-mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Arbeitsbericht<br />

und Probeartikel (S . 323-339) .<br />

21 (1986) : Erwin RAUNER. Notkers des Stammlers „Notatio de<br />

illustribus viris”. Teil I : Kritische Edition (S . 34-69). [Neuedition nach<br />

12 Hss. (wovon eine nicht erhalten), nach zwei Fassungen (a : innerhalb<br />

des Formelbuches für den nachmaligen Bischof Salomo III . von<br />

Konstanz, [3 : dar<strong>aus</strong> verselbständigt, mit der Werksüberschrift). Ein<br />

Konunentar wird folgen .] — Daran schliessen sich (S . 70-105) acht<br />

Aufsätze zum „Waltharius”, sieben davon nach Referaten einer Tagun g<br />

(1 ./2. Februar 1985, Göttingen). Sprachlich <strong>aus</strong>gerichtet ist davon vor<br />

allem derjenige von Carl Joachim CLASSEN, Beobachtungen zum „Waltharius”<br />

: Die gegen Walther gerichteten Scheltreden (S . 75-78) . —<br />

John I. McENERNEY . Proverbs in Hrotsvitha (S . 106-113). [Stellt die<br />

Wiedergabe einiger sprichwortartiger Stellen <strong>aus</strong> Hrotsvits Dramen i n<br />

modernen Übersetzungen zusammen und kommt zu dem Schluss, hie r<br />

— im Umgang mit Gemeingut — nähmen sich die Übersetzer mehr<br />

Freiheiten als sonst.] — David A . TRAILL . Parce continuis — a new<br />

text and interpretative notes (S. 114-124). [Walther, Initia Nr. 13675 .<br />

Mit einer englischen Übersetzung .] — Ulrich ERNST. Ein unbeachtete s<br />

„Carmen figuratum” des Petrus Abaelardus . Textüberlieferung — Verfasserproblematik<br />

— Gattungsstruktur (S . 125-146) . [Inc . Omnibu s<br />

ostendo, quad homo sum corpus habendo, 14 Verse (Hexameter, Distichen)<br />

in Radform angeordnet . 2 Hss. Mit Edition, Faksimiles un d<br />

Übersetzung.] — Charles S. F . BURNETT . „Confessio fidei ad Heloisam”<br />

— Abelard 's last letter to Heloise ? A discussion and critical edition of<br />

the Latin and Medieval French versions (S. 147-155). [Ein in seine m<br />

zentralen Teil nach dein Athanasianum <strong>aus</strong>gerichtetes Glaubensbekenntnis,<br />

in der Apologie Abaelards durch Berengar von Poitiers<br />

enthalten. Neuedition nach drei (späten) Hss., mit englischer Ubersetzung,<br />

nebst einer mittelfranzösischen Fassung (2. Hälfte 14. Jh .) .] —<br />

Ilona OPELT. Sprache und Stil einiger philosophischer und mathematischer<br />

Übersetzungstexte des Gerhard von Cremona (S. 172-185) .<br />

[Inventar edierter Übersetzungen ; Sondierungsergebnisse betreffend


200 P . STOT Z<br />

die (lateinische und arabische) Überlieferung des „Qanun” von Ib n<br />

Sina (Avicenna) . Zusammenstellung einiger Eigenheiten der Übersetzungstexte<br />

: graphematische Verwechslungen in griechischen Eigennamen,<br />

arabische Fremdwörter, Liste innerlateinischer Neuableitungen ,<br />

zwei vom Arabischen inspirierte Stilfiguren (Identischer Parallelismus /<br />

Figura etymologica) . ]<br />

Dazu kommen Aufsätze über die Fabel als Allegorie (Wiebke FREY-<br />

TAG, S. 3-33, vgl. Band. 20), über die „Metamorphosis Goliae” (John<br />

R. CLARK, S . 156-171), zur Traditionsgeschichte zweier Komödienmotive<br />

: „Inclusa” und „Iuvenis femina” (Detlev FEHLING, S . 186-207), zu r<br />

Überlieferungsgeschichte der „Gesta Romanorum” (Walter RöLL ,<br />

S. 208-229), des Schwesternbuches von Unterlinden, Kolmar (Karl -<br />

Ernst GEITH, S . 230-238), die Edition eines spätmittelalterliche n<br />

Bücherverzeichnisses von St . Egidien in Nürnberg (Volker HONEMANN ,<br />

S. 239-255) sowie ein Nachruf auf Walther Buhst (Walter BERSCHIN ,<br />

S. 1f.). — Nebst den Buchbesprechungen seien die Forschungsmitteilungen<br />

erwähnt, darunter : Peter STOTZ, Handbuch zur lateinische n<br />

Sprache des Mittelalters" (S . 355f.), sowie Frank-Rutger HAUSMANN ,<br />

Nützliche und weniger nützliche Konkordanzen (S. 356-364), und Ud o<br />

KIN<strong>DE</strong>RMANN, Computereinsatz in der Philologie, ein Überblick<br />

(S. 365-367) .<br />

22 (1987) : Kl<strong>aus</strong>-Dietrich FISCHER . Universorum ferramentoru m<br />

nomina. Frühmittelalterliche Listen chirurgischer Instrumente und ihr<br />

griechisches Vorbild (S . 28-44). [Mit Edition und Kommentar .] —<br />

Roger A . PACK . The medieval number trick (S. 45-52). [Es geht um die<br />

Kunst, eine Zahl, die sich der Partner gedacht hat, nach einer Reih e<br />

arithmetischer Operationen und Bekanntgabe von deren Ergebnis, z u<br />

erraten. Mit Bezug auf Ps .-Beda „De arithmeticis propositionibus” werden<br />

<strong>aus</strong> 4 Hss. des 14. Jh's einschlägige Textstücke publiziert .] —<br />

Robert G . BABCOCK . The proverbium antiquum in Acca's Letter t o<br />

Bede (S. 53-55). [Das Sprichwort Walther, Proverbia Nr . 11830 ist fass -<br />

bar in Accas Aufforderungsschreiben an Beda, einen Kommentar zu m<br />

Lukasevangelium zu verfassen ; andere mittelalterliche Anwendunge n<br />

werden genannt .] — Michael LAPIDGE . The lost „Passio metrica s. Dionysii”<br />

by Hilduin of Saint-Denis (S. 56-79). [Betrifft eine in Oxford,<br />

Bodl ., Hs. Bodley 535, Bl. 1r-37r (letztes Drittel 11 . Jh.), anonym über -<br />

lieferte, noch unedierte „Passio beati Dyonisii sociorumque eius” in<br />

rund 2200 Hexametern .] — Heinz Erich STIENE . Agius von Corvey und<br />

der Poeta Saxo (S. 80-100). [Bekräftigt durch Gegenüberstellung verstechnischer<br />

und sprachlicher Kennzeichen Karl Streckers Ansicht, das s<br />

die Verfasser der beiden Dichtungen nicht identisch seien.] — Harrt'<br />

VRE<strong>DE</strong>VELD . Pagan and Christian echoes in the „Ecloga Theoduli”, a


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 20 1<br />

supplement (S . 101-113) . — Dennis Rennard BRADLEY. Aurea frequenter<br />

lingua in sublimi hetera . A new edition (S . 114-135) . [Betrifft Carm .<br />

Cantabr. app. 1, Schaller / Könsgen, Initia Nr. 1435 . Mit eingehender<br />

sprachlich-textkritischer und inhaltlicher Erörterung und mit eine r<br />

Übersetzung .] — François DOLBEAU. Les „Bucoliques” de Marcu s<br />

Valerius sont-elles une oeuvre médiévale ? (S. 166-170) [Stellt ein e<br />

Datierung ins 6 . Jh. zur Diskussion .] — Otto ZWIERLEIN . Spuren der<br />

Tragödien Senecas bei Bernardus Silvestris, Petrus Pictor und Marbo d<br />

von Rennes (S . 171-196) . [Betrifft bei B . S. „Mathematicus” und „Cosmographia”,<br />

bei P. P . das Gedicht „De muliere mala”, bei M. v. R .<br />

„Liber decem capitulorum”, „Passio s. Mauritii / s . Victoris” und „De<br />

Machabaeis”, <strong>aus</strong>serdem Theodulf. cane . 28, 375 .] — Donald N . YA-<br />

TES and Richard H . RousE. The extracts from „Ysengrimus” in Pari s<br />

B.N . Lat. 16708 (S . 212-229) . [Mit Edition .] — Siegfried CHRISTOPH .<br />

Zur Spruchdichtung des „Salutaris poeta” (S. 230-236) . [Ergänzungen<br />

und Verbesserungen zur der Edition von Josef Bujnoch, ebend a<br />

Band 5, 1968, S . 199-241, mit Beizug zweier neuer Hss . ]<br />

Dazu treten Arbeiten über Topik-Forschung (Lothar BORNSCHEUER ,<br />

S. 2-27), den „Ruodlieb” (Haijo Jan WESTRA, S . 136-141), Baudri vo n<br />

Bourgueil (Christine RATKOWITSCH, S . 142-165) und das sapphisch e<br />

„Carmen Campidoctoris” (Joseph J . GWARA, S . 197-211) . Auf die<br />

Buchbesprechungen folgen Forschungsmitteilungen von Ilona OPELT<br />

fiber Frühdrucke von Senecas philosophischen Schriften (S. 331-334)<br />

und Walter BERSCHIN über den Verbleib der von V. Rose beschriebenen<br />

Berliner Hss .<br />

Aus den zuletzt erschienenen Bänden des „Deutschen Archivs<br />

für Erforschung des Mittelalters"seien folgende<br />

Aufsätze her<strong>aus</strong>gegriffen :<br />

42 (1986) : Franz-Reiner ERKENS . Ludwigs des Frommen Urkund e<br />

von 28 . Juni 823 für Passau (BM` 778) (S . 86-117) . [Mit Edition einer<br />

kürzeren echten und einer erweiterten unechten Fassung .] — Rudolf<br />

POKORNY . Eine Kurzform der Konzilskanones von Trosly (909) . Zur<br />

Reformgesetzgebung in der <strong>aus</strong>gehenden Karolingerzeit (S. 118-144) .<br />

[Mit Edition.] — Claudia MÄRTL. Regensburg in den geistigen Auseinandersetzungen<br />

des Investiturstreits (S . 145-191) . [Mit Erläuterungen<br />

und vielen Textbesserungen zu der anonymen Streitschrift Cum rerum<br />

omnium . . . (Clm. 618), mangelhaft ediert in Studi Gregoriani 11, 1978 ,<br />

S. 299-387 .] -- Otto PRINZ. Zur lexikalischen Auswertung der beiden<br />

ältesten Vitae sanctae Wiboradae (Eine Ergänzung) (S. 206-212) .<br />

[Betrifft ALMA 43, 1984, S . 5-26. Der Verfasser unterzieht die dort von<br />

W. BERSCHIN und G. BECHT <strong>aus</strong> Ekkeh. I. Wibor . und Henn . Sangall .<br />

Wibor . zusammengestellten mittelalterlichen Eigenheiten einer näheren


202 P . STOTZ<br />

Prüfung. Er bringt übergangene Neubildungen bei, dazu antik nur sel -<br />

ten belegte Wörter, nebst wertvollen Fingerzeigen aufgrund reiche r<br />

lexikographischer Erfahrung. Er kommt zu dem Schluss, dass einer<br />

nicht rundum geglückten modellartigen Aufbereitung ein guter Wortindex<br />

vorzuziehen gewesen wäre .] — Franz FucHs. Zum Anonymus Mellicensis<br />

(S. 213-226) . — Paul ZINSMAIER . Drei ungedruckte Diplome der<br />

späteren Stauferzeit (S . 227-230) . [Edition .] — Hubert MOR<strong>DE</strong>K. Unbekannte<br />

Texte zur karolingischen Gesetzgebung . Ludwig der Fromme,<br />

Einhard und die Capitula adhuc conferenda (S . 446-470). [Besprechun g<br />

und Erstedition eines Kapitularfragments sowie eines Memorandum s<br />

Ludwigs des Frommen nach einem neu aufgefundenen Pergamentblat t<br />

<strong>aus</strong> dessen Zeit.] — Hilary Seton OFFLER . Zum Verfasser der „Allegaciones<br />

de potestate imperiali” (1338) (S . 555-619) .<br />

43 (1987) : Wilfried HARTMANN . Unbekannte Kanones <strong>aus</strong> de m<br />

Westfrankenreich des 10 . Jahrhunderts (S. 28-45). [S . 38-45 : Anhang :<br />

Die Nachträge der Hs . Vat . Reg. lat. 1127 (Edition) .] — Carmela VIRcILLO<br />

Franklin . Eine unbekannte Fassung der „ Annales Casinenses "<br />

(S. 81-109) . — Peter CSEN<strong>DE</strong>S . Die Stadtrechtsprivilegien Kaiser Friedrichs<br />

II . für Wien (S. 110-134) . [S. 127-134 : Textbeilagen (Edition) :<br />

Die Privilegien von 1237 und 1247 .] — Paul Oskar KRISTELLER . Der<br />

italienische Humanismus der Renaissance und seine Bedeutung (S . 160-<br />

176) . — Hubert MOR<strong>DE</strong>K und Gerhard ScI-HMITZ . Neue Kapitularien<br />

und Kapitulariensammlungen (S . 361-439). [Besprechung nebst Edition<br />

zweier neuer Kapitularien Karls des Grossen und der „Epitome Ansegisi<br />

et Benedicti Levitae” (hiervon Teildruck).] - Kl<strong>aus</strong> SCHREINER .<br />

Hirsau, Urban II . und Johannes Trithemius. Ein gefälschtes Papstprivileg<br />

als Quelle für das Geschichts-, Reform- und Rechtsbewusstsein<br />

des Klosters Hirsau im 12 . Jahrhundert (S. 469-530) . [Mit Edition .] —<br />

Folker REICHERT . Eine unbekannte Version der Asienreise Odorich s<br />

von Pordenone (S . 531-573, mit 2 Tafeln) . [Betrifft den „ Liber / ltinerarius<br />

de mirabilibus mundi ", den in über 100 Hss . überlieferten<br />

Bericht über eine Asienreise 0's, 1314/18-1330 . Mit Edition von Textproben.]<br />

— Johannes FRIED . Brunos Dedikationsgedicht (S . 574-583) .<br />

[Mit dem Gedicht inc . Scribere qui tibi digna putat (Schaller / Könsgen ,<br />

Initia Nr. 14782, MG Poetae 5, S . 377f., hier abgedruckt) widmet e<br />

Brun von Querfurt Otto III . eine Frontin-Hs . (Das Gedicht ist übrigens<br />

in Viererstrophen abzuteilen ; vgl. Peter STOTZ, Sonderformen der<br />

sapphischen Dichtung . .., München 1982, S . 139, Anm. 14 .)]<br />

44 (1988) : Arno BoRST. Connputus . Zeit und Zahl im Mittelalter<br />

(S. 1-82). — Isolde SCHRÖ<strong>DE</strong>R . Zur Überlieferung von „ De institution e<br />

laicali” des Jonas von Orléans (S . 83-97). [Mit Edition der Kapitelsübersicht<br />

.] -- Bernd Ulrich HOCKER . Die Chronik Arnolds von Lübeck


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 20 3<br />

als Historia regum (S . 98-119) . — Jürgen PETERSOHN . Konziliariste n<br />

und Hexen. Ein unbekannter Brief des Inquisitors Heinrich Institori s<br />

an Papst Sixtus IV . <strong>aus</strong> dem Jahre 1484 (S. 120-160) . [Mit Edition dieses<br />

Briefs und der Konziliarismusbulle Sixtus' IV . von 28 . Okt . 1483 . ]<br />

— Hans Martin SCHALLER . Ein Originalmandat Papst Clemens' IV .<br />

gegen Konradin (S . 181-185) . [Mit Edition.] - Wolfgang MÜLLER.<br />

L'Aquila zwischen Staufern und den Anjou : Ein neu aufgefundene r<br />

Brief Clemens' IV. von 1268 (S . 186-194) . [Mit Edition.] — Hans-Werner<br />

GOETZ . Zum Geschichtsbewusstsein in der alamannisch-schweizerischen<br />

Klosterchronistik des hohen Mittelalters (11 .-13 . Jahrhundert)<br />

(S. 455-488) .<br />

45 (1989) : Jörg W . Busces . „ Landulfi senioris Historia Mediolanensis<br />

" — Überlieferung, Datierung und Intention (S . 1-30). — Jame s<br />

Ross SWEENEY. Unbekannte Briefe Kaiser Friedrichs II. im Codex<br />

Indianensis der Werke Senecas (S. 83-108) . [Mit Edition (7 Briefe) .] —<br />

Gabriel SILAGI . Zum Text der „ Gesta Hungarorum " des anonymen<br />

Notars (S. 173-180) .<br />

Grösserenteils historisch-archäologisch <strong>aus</strong>gerichtet ist die<br />

Zeitschrift „ Frühmittelalterliche Studien, Jahrbuch des<br />

Instituts für Frühmittelalterforschung der Universität Münster ", in<br />

Berlin bei de Gruyter erscheinend . Doch sind <strong>aus</strong> den letzten Jahrgängen<br />

folgende Aufsätze hier zu erwähnen :<br />

19 (1985) : Ruth SCHMIDT-Wiegand . Sprache und Geschichte im<br />

Spiegel historischer Bezeichnungen (S. 31-47). — Peter GODMAN . Loui s<br />

„ the Pious” and his poets (S . 239-289). — Jean FLORI . A propos d e<br />

l'adoubement des chevaliers au XI' siècle : Le prétendu pontifical de<br />

Reims et l'ordo ad armandum de Cambrai (S . 330-349) . [Mit Edition . ]<br />

— Christel MEIER . Eriugena im Nonnenkloster ? Überlegungen zum<br />

Verhältnis von Prophetentum und Werkgestalt in den figmenta prophetica<br />

Hildegards von Bingen (S . 466-497, Abb . 74-83) .<br />

20 (1986) : Heinz MEYER . Der Psalter als Gattung in der Sicht der<br />

mittelalterlichen Bibelexegese (S . 1-24) . [Enthält u. a. : „ Gattungsbezeichnungen<br />

für den Einzelpsalm / das Psalterbuch " .] — Bruno REU-<br />

<strong>DE</strong>NBACH . Imago - figura . Zum Bildverständnis in den Figurengedichte n<br />

von Hrabanus Maurus (S . 25-35, Abb. 1-6). — Mechthild SANDMANN .<br />

Herrscherverzeichnis oder Weltchronik ? Zur literarischen Einordnun g<br />

des „ Catalogus regum Tuscus " (S . 299-389). — Nikol<strong>aus</strong> STAUBACH .<br />

Sedulius Scottus und die Gedichte des Codex Bernensis 363 (S. 549-<br />

598, Abb. 120-124) .<br />

21 (1987) : Patrick GEARY . Germanic tradition and royal ideolog y<br />

in the ninth century : the „ Visio Karoli Magni " (S. 274-294) . [Mit Edition.]<br />

— Christel MEIER / Rudolf SUNTRUP . Zum Lexikon der Farben-


204 P . STOTZ<br />

bedeutungen im Mittelalter . Einführung zu Gegenstand und Methoden<br />

sowie Probeartikel <strong>aus</strong> dem Farbenbereich „ Rot” (S. 390-478) .<br />

[„ -bedeutungen " : weniger im linguistisch-semasiologischen als i m<br />

symbolisch-allegorischen Sinne . ]<br />

22 (1988) : Christel MEIER . Cosmos politicus . Der Funktionswandel<br />

der Enzyklopädie bei Brunetto Latini (S. 315-356) . — Träger, Felder,<br />

Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter . Der neue Sonderforschungsbereich<br />

231 an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

Münster (S . 388-409). [Zu dem hier vorgestellten Programm gehören<br />

u . a . : Die mittelalterliche Ars dictandi / Enzyklopädie / Rechtsbücher . ]<br />

23 ( 1989) : Franz Josef WORSTBROCK. Die Anfänge der mittelalterlichen<br />

Ars dictandi (S . 1-42). [Anhangsweise werden ediert : Alberich vo n<br />

Montecassino, „ Ars dictandi ", und „ Ratio in dictamina " .] — Nigel<br />

F . PALMER . Kapitel und Buch . Zu den Gliederungsprinzipien mittelalterlicher<br />

Bücher (S. 43-88, Abb . 1-5). — Kl<strong>aus</strong> ZELZER . Von Benedik t<br />

zu Hildemar. Zu Textgestalt und Textgeschichte der Regula 13enedict i<br />

auf ihrem Wege zur <strong>Allein</strong>geltung (S . 112-130). Eckhard PREISE. Di e<br />

„ Genealogia Arnulfi comitis " des Priesters Witger (S . 203-243, Abb . 6 -<br />

8) . — Brygida KÜRBIS . Die Epistola Mathildis Suevae an Mieszko II .<br />

in neuer Sicht. Ein Forschungsbericht . .. (S. 318-343, Abb. 9-14) .<br />

[Betrifft Brief der Herzogin Mathilde von Schwaben an Mieszko 11 . ,<br />

König von Polen (1025-34) ; mit Edition . ]<br />

Zürich<br />

Peter STOTZ<br />

Schriften zum Islam . Ediert, ins Deutsche übersetzt<br />

und kommentiert von Reinhold GLEL [Corpus Islamo-Christianum,<br />

Series Latina 1] . Altenberge, CIS (Christlich-Islamische s<br />

Institut)-Verlag, 1985 . XXXVI, 328 S .<br />

PETRUS VENERABILIS,<br />

Petrus Venerabilis (1092-1156) kann als Bahnbrecher für eine echt e<br />

Beschäftigung mit dem Islam im Abendlande gelten . Die Edition seine r<br />

einschlägigen Schriften eröffnet daher auch die lateinische Reihe in de r<br />

(von Adel-Theodor Khoury und Ludwig Hagemann her<strong>aus</strong>gegebenen )<br />

Sammlung von Texten zum Verhältnis von Islam und Christentum .<br />

Petrus Venerabilis liess eine Reihe von Texten, darunter den Koran ,<br />

<strong>aus</strong> dem Arabischen übersetzen (das sog . Corpus Toletanum) . Sein e<br />

eigenen Schriften zeichnen sich streckenweise durch eine gewisse Versöhnlichkeit<br />

<strong>aus</strong>, zumindest durch das Bemühen, auf den Gegner ein -<br />

zugehen. Erstmals kritisch her<strong>aus</strong>gegeben — mit einer deutschen Übersetzung<br />

sowie reichlichen Sachanmerkungen versehen — sind : die


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 20 5<br />

„ Summa totius haeresis Saracenorum ", eine in polemischem To n<br />

gehaltene kurze Zusammenfassung der islamischen Glaubenslehre n<br />

(S. 2-23), sowie das breit angelegte, doch unvollendet geblieben e<br />

Hauptwerk „ Contra sectam Saracenorum " (S . 30-225). Deren <strong>aus</strong> -<br />

gearbeitetes erstes Buch verrät eine gemässigte Haltung und stich t<br />

dadurch ab von dem nur in skizzenhafter Form erhaltenen, viel polemischeren<br />

zweiten Buch. Beigegeben sind : das von Petrus von Poitiers,<br />

dem Sekretär von Petr . Vener., entworfene Kapitelverzeichnis für das<br />

auf vier Bücher veranschlagte Gesamtwerk (S . 232-239) nebst einem<br />

Brief an seinen Meister (S . 226-231), sowie ein Brief von Petr . Vener .<br />

an Bernhard von Clairvaux über die von ihm veranlasste Koran-Ubersetzung<br />

(„ Epistola de translatione sua ", S. 22-29) .<br />

Augenscheinlich ist ein gewissenhafter Bearbeiter am Werk . Di e<br />

Textgestalt ist, soweit beim Lesen erkennbar, zuverlässig und die Übersetzung<br />

meistens treu und treffsicher . Aber gerade weil die Arbeit i m<br />

Ganzen beachtliches Niveau aufweist, und weil andere ihresgleichen a n<br />

sie anschliessen werden, sind einige kritische Bemerkungen am Platze :<br />

Die orthographisch <strong>aus</strong>gerichtete Reinigung des Textes ist anfechtbar ;<br />

was heisst denn „ allgemein übliche Schreibweise " ? Etwa die etymologisierende<br />

Kunstform eleemosyna war in der lebendigen Sprachpraxi s<br />

gerade nicht geläufig ; dasselbe gilt von der Namensform Moses . Insofern<br />

wirkt die abwertende Bemerkung über Kritzecks konservatorischen<br />

Textdruck (S . XXX) etwas schnellfertig. Doch das sind Kleinigkeiten.<br />

Bedauerlicher ist, dass, wo man auch hinblickt, immer wieder<br />

ein syntaktischer Bezug nicht richtig erfasst ist . So heisst his et siinilibus<br />

non acquisitionis, sed perditionis populum itnbuens a Deo plenissime avertit<br />

(Summa 10, I f.) nicht : „ mit diesen und ähnlichen, nicht heilsamen ,<br />

sondern verderblichen Lehren erfüllte er das Volk . . .”. (Zu acquisitionis<br />

. . . populum vgl. I Petr. 2, 9.) In dem Satz : quo (more) nullam umquam<br />

suorum temporzmt vel levissimam, ut sic dicam, haeresnn silendo praeterierunt<br />

(patres) (Transl. 3, 2f.) geht es nicht um „ irgendeine sogenannt e<br />

Häresie ". Vielmehr bezieht sich ut sic dicam auf levissirnam : Eigentlic h<br />

ist eine Häresie immer schwerwiegend ; wenn man unterstellt, es gebe<br />

auch eine geringfügige, erfordert dies eben ein Wort der Entschuldigung.<br />

In sed quia apertissime falsis diu inunorandum non est (C . sect . 71 ,<br />

8f.) bezieht sich apertissime auf .falsis ; somit nicht : „ doch bei Falschem<br />

darf man offenbar nicht lange verweilen . ..” .<br />

Und auch der Schreibende darf sich hier nicht länger bei einzelne n<br />

Fehlern aufhalten, er möchte nur noch eine Empfehlung <strong>aus</strong>sprechen :<br />

Es geht nicht an, dass ein — soweit ganz tüchtiger — klassischer Philo -<br />

loge (wenn auch umgeben von sachkundigen Islamisten) mit dem hoch -<br />

mittelalterlichen Text allein gelassen wird . Für das Geschäft des Edie-


206 P . STOTZ<br />

rens ist langjährige Leseerfahrung in der jeweiligen Sprachstufe erforderlich.<br />

Die darf man vielleicht nicht jedermann zumuten ; doch müsste<br />

sie dann bei einem solchen Unternehmen durch einen fallweise heran -<br />

gezogenen Sachverständigen beigebracht werden .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Hanna KRAUSE, Radulfus Niger, Chronica . Eine englische Weltchronik<br />

des 12. Jahrhunderts. [Diss . phil. Berlin 1984] . [Europäische Hochschulschriften,<br />

Reihe III : Geschichte und ihre Hilfswissenschaften<br />

265]. Frankfurt am Main, Lang, 1985 . 255*, XXV, 361 S .<br />

Unter den hochmittelalterlichen Weltchroniken gehört die de s<br />

englischen Gelehrten und Hofmannes Radulfus Niger (etwa 1140 bi s<br />

etwa 1200) zu den kaum bekannten und wenig geschätzten . 1851 gab<br />

sie Robert Anstruther erstmals, doch in mangelhafter Art, her<strong>aus</strong> . In<br />

den Monumenta Germaniae Historica (Scriptores Band 27, S . 327-341 )<br />

ist sie mit Auszügen vertreten . Deren Bearbeiter, Reinhold Pauli ,<br />

lehnte sich eng an seinen Vorgänger an, trieb jedoch in beschränkte m<br />

Umfang quellenkritische Studien . Eine gleichmässige, gründliche Bearbeitung<br />

liess indessen auf sich warten. Sie liegt nun vor in Gestalt eine r<br />

umfangreichen Berliner Dissertation, angeregt von dem nunmehr i n<br />

Zürich lehrenden Ludwig Schmugge, der selber ein anderes Werk die -<br />

ses Autors her<strong>aus</strong>gegeben hat (` De re militari et triplici via peregrinationis<br />

lerosolimitane ', Berlin 1977) .<br />

In einer <strong>aus</strong>gedehnten Studie unterrichtet die Bearbeiterin über Person<br />

und Werk des Chronisten, stellt grundsätzliche Betrachtungen zu r<br />

Weltchronistik an, bestimmt Radulfs Stellung zu den einschlägigen<br />

Autoren der christlichen Spätantike, des frühen und des hohen Mittelalters,<br />

erläutert den Aufbau des (sich in vier Bücher gliedernden)<br />

Werks, führt dessen Inhalt im einzelnen vor und untersucht gleichzeiti g<br />

die Quellen .<br />

Es folgt die Edition des Textes nach den zwei bekannten<br />

Handschriften (beide <strong>aus</strong> dem 13 . Jh .) : einer Londoner (C) und eine r<br />

bisher nicht herangezogenen Lincolner Hs . (L). Die Gestaltung ist gut<br />

durchdacht. Obwohl die Arbeit als Typoskript gedruckt ist, wirkt auch<br />

die Darstellung bemerkenswert übersichtlich . In Form <strong>aus</strong>führliche r<br />

Randnoten läuft eine deutsche Inhaltsangabe mit . In reichlicher Zah l<br />

werden knapp gehaltene Sachanmerkungen gegeben (hauptsächlich<br />

Identifikation von Personen und Ereignissen sowie Quellennachweise) .<br />

Zitate sind im Text durch engern Zeichenabstand gekennzeichnet .<br />

Sprachlich bietet Radulfs leicht lesbarer Text kaum Schwierigkeiten .


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 207<br />

Die Textgestaltung ist grösstenteils tadellos . Dennoch sind hier ein<br />

paar Einzelheiten zu bemerken : Das starre Parisius Ç Paris ', in / nac h<br />

[usw.] Paris '), das jeweils beide Hss . bieten, ist allgemein verbreitet ; e s<br />

war unrichtig, dies zu Parisios oder Parisüs zu ändern. -- Wenn<br />

Radulf (Buch 3, Zeilen 251-253) von Karl dein Grossen sagt : Iste<br />

Karolus magnam partem orbis sibi acquisivit bello et fama, amicitia<br />

(Komma von mir), meint er wohl : . .. durch Krieg oder aber durch seinen<br />

Ruhm, und soweit also durch freundschaftliches Einvernehmen .<br />

Die Her<strong>aus</strong>geberin ändert, kaum mit Recht, zu : . . . et ,fama amicitiarn .<br />

— In dein Satz Iste Henricus vovit . . ., si vinceret Hungaros cum Salarde<br />

duce suo (3, Z . 639-641) liegt suo ihres ', d. i . : der Ungarn) im Rah -<br />

men mittelalterlichen Sprachgebrauches : Es „ muss” durch<strong>aus</strong> nicht<br />

„ eorian heissen ". — In Buch 1, Z . 785, ist der Punkt zu tilgen. In<br />

Buch 1, Z. 162 heisst es gratiam expromissionis (vgl. `De re militari . . . '<br />

3, Prol., ed. Schmugge S. 161, 30 : beneficium expromissionis divine) . In<br />

Such 1, Z. 429 ist quecumque volebat zu lesen .<br />

Die wenigen Schönheitsfehler fallen nicht ins Gewicht : eine Neuerscheinung,<br />

über die man sich freut .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

ARNOLD VON LÜBECK, Gesta Gregorii Peccatoris. Untersuchungen un d<br />

Edition von Johannes SCHILLING, mit einem Beiheft (Die Paderborner<br />

Handschrift) . (Überarbeitete Dissertation Göttingen 1980/81) .<br />

[Palaestra, Untersuchungen <strong>aus</strong> der deutschen und englischen Philologie<br />

und Literaturgeschichte 280] . Göttingen, Vandenhoeck un d<br />

Ruprecht, 1986. 251 S., Beiheft : [39] S .<br />

Arnold von Lübeck (wohl etwa 1150 bis 1211/14 lebend), der Verfasser<br />

der „ Chronica Slavorum ", hat in einer Reimpaardichtung di e<br />

mittelhochdeutsche Verslegende „ Gregorius " Hartmanns von Au e<br />

lateinisch nachgedichtet : die Geschichte von dem <strong>aus</strong> geschwisterlichem<br />

Inzest hervorgegangenen Edelmann, der unwissentlich seine Mut -<br />

ter ehelicht, nach Entdeckung dieses Frevels in der Einöde dafür büss t<br />

und schliesslich zum Papst erhoben wird . (Verwendet werden verschiedene<br />

Versformen, über weite Strecken hin paarweise gereimte Achtsilbler<br />

mit proparoxytonischem Schluss, dazu, in Gruppen, leoninisch e<br />

Hexameter . )<br />

Dass eine der grossen hochmittelalterlichen deutschsprachigen<br />

Dichtungen eine zeitgenössische lateinische Bearbeitung erfahren hat ,<br />

ist einzigartig . Dennoch hat man sich bisher nur wenig mit ihr beschäf-


208 P . STOTZ<br />

tigt . Sie lag bisher nur in der mangelhaften Erst<strong>aus</strong>gabe Gustav von<br />

Buchwalds (1885/86) vor. Dankbar nimmt man nun diese <strong>aus</strong>gereift e<br />

Studie zur Hand . (Eine frühere Fassung ist als Dissertationsdruck er -<br />

schienen : Göttingen 1980.) Im Mittelpunkt steht eine gediegene Neu -<br />

edition . Der Vergleich mit Hartmanns deutschem Text wird dem Leser<br />

durch deren mitlaufende Verszahlen erleichtert . Beigegeben ist ein<br />

knapp formulierter, aber reichhaltiger Kommentar, worin der Bearbeiter<br />

motivgeschichtliche Hinweise gibt, namentlich aber Rechenschaf t<br />

ablegt über die Art, wie die deutsche Vorlage im einzelnen in den lateinischen<br />

Text überführt worden ist : Erweiterungen, Kürzungen ,<br />

Umdeutungen usw . Die Einleitung unterrichtet über den Verfasser und<br />

den Widmungsträger (Herzog Wilhelm von Lüneburg, Sohn Heinrichs<br />

des Löwen), über Überlieferung und Forschungsgeschichte, über Auf -<br />

bau und Gliederung sowie über Arnolds Deutung von Gregors Schuld .<br />

Unter den Titel `Konkretisierung und Literarisierung' gestellt sind<br />

Beobachtungen zu Sprache und Stil, überhaupt zu der gestalterischen<br />

Eigenleistung Arnolds. Den Abschluss der Arbeit bilden Materialien z u<br />

den Eigennamen, zu den Versarten und ihrer Streuung, zum Verhältnis<br />

der Dichtung zu ihrer mittelhochdeutschen Vorlage . Nächst einem<br />

verschollenen Berliner Fragment ist der einzige Überlieferungsträge r<br />

eine vor kurzem gestohlene Paderborner Handschrift <strong>aus</strong> der<br />

2. Hälfte des 15. Jh's. Als Beiheft wird ein behelfsmässiges Vollfaksimile<br />

davon geboten. Die ungewöhnlichen Graphien dieser Hs . stellt der<br />

Bearbeiter in einem Verzeichnis systematisch zusammen . Hervorgehoben<br />

seien dar<strong>aus</strong> die Schreibungen mit ss statt sc : cognossere, sussita t<br />

usf. Ein Versehen sei hier berichtigt : 3, 2, 6 : merore, nicht memore .<br />

Eine Arbeit von hohem Rang, in welcher sich editorische Umsich t<br />

und geistesgeschichtliche Durchdringung des Inhalts die Waage halten .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Graziella FE<strong>DE</strong>RICI VESCOVINI, Il ` Lucidator dubitabilium astronomiae '<br />

di Pietro d'Abano . Opere scientifiche inedite avec une présentatio n<br />

d'E . Garin, Padova 1988 (Programma e 1 + 1 Editori), 487 p .<br />

Pierre d'Abano était certainement l'un des savants les plus importants<br />

de la fin du XIII et du début du XIV` siècle. Ce spécialiste de<br />

la médecine et des sciences naturelles, qui connaissait bien le grec grâc e<br />

à un séjour à Constantinople et qui fut professeur à l'Université de<br />

Padoue, est l'auteur de plusieurs traités, commentaires et traductions .<br />

Le plus connu est le Conciliator differentiarum philosophorum et medi-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 209<br />

corum, imprimé dès 1476 . Un autre ouvrage important, le Lucidator<br />

dubitabiliuni astrononnae (ou astrologiae) n'avait jamais été imprimé ,<br />

mais cette injustice est largement rectifiée aujourd'hui par le beau livr e<br />

de Graziella Federici Vescovini (beau dans tous les sens, aspect physique<br />

autant que contenu D .<br />

En effet, l'édition du Lucidator constitue la partie principale de cett e<br />

publication (pp . 53-324). Elle est suivie d'une transcription du De motu<br />

octavae spherae du même auteur (Appendice I, pp. 325-365) et du traité<br />

De excentricis et epicyclis de Cecco d'Ascoli (Appendice II, pp . 367-<br />

382) . Un troisième Appendice donne la transcription d'une note auto -<br />

graphe de Pierre de Limoges concernant l'un des théines du Lucidator.<br />

Voilà pour les textes que l'on trouvera dans ce livre . Mais celui-ci<br />

contient également une étude sur la vie et les oeuvres de Pierre d'Abano<br />

(pp. 21-36) et une discussion approfondie des ouvrages édités ici : chaque<br />

partie du texte est précédée d'une note introductive (pour la Differerztia<br />

prima du Lucidator, une note sur les p. 57-104, pour la Differentia<br />

secunda, pp . 157-169, etc .) .<br />

En ce qui concerne la méthode d'édition, Graziella Federici Vescovini<br />

affirme (p. 50) que le concept de l'édition critique est dépass é<br />

aujourd'hui et qu'elle veut simplement nous donner un « bon texte » .<br />

Puisque les rapports entre les trois mss subsistants sont obscurs et qu e<br />

l'original est perdu, elle s'appuie sur un ins de base (à savoir Paris, Sorbonne<br />

lat. 581, xtv e-xv` s.), fidèlement reproduit sauf pour des erreurs<br />

évidentes, méthode qui semble en effet la seule possible dans ce genr e<br />

de situation. L'apparat critique est positif et contient donc toutes les<br />

variantes. Les textes édités en appendice ont été établis par « simpl e<br />

transcription » d'un bon ms, mais ils sont accompagnés d'un appara t<br />

critique réduit et d'un apparat des sources .<br />

Une brève note sur le latin qu'écrivait Pierre d'Abano nous appren d<br />

qu'il y a là une matière riche qui devrait être étudiée de plus près par<br />

les philologues . Il présente notamment un grand nombre de néologismes<br />

basés surtout sur le grec et l'arabe . On y découvre <strong>aus</strong>si nombre<br />

de mots peu communs d'origine purement latine, comme questionativus<br />

(« Sed que interrogativa, sive questionativa interrogatione » p . 116) ,<br />

exercitativus (p. 115), assecutivus (p . 112) .<br />

Les spécialistes de l'astronomie seront comblés par les études d u<br />

contenu, du contexte historique et scientifique et des sources, précédant,<br />

comme je l'ai dit, chaque chapitre . Et tous les utilisateurs se serviront<br />

avec profit des index qui complètent le livre : un index des sour -<br />

ces du Lucidator, un index des noms, un « Index rerum notabilium »<br />

(conçu du point de vue de l'historien de l'astronomie et non de celui


210 O . WEIJERS<br />

du latiniste), une liste des incipit, l'index des mss, une table générale<br />

des noms cités dans les introductions et une bibliographie très fournie .<br />

Le seul reproche qu'on pourrait faire à cette oeuvre d'érudition (certainement<br />

une oeuvre majeure, n'en déplaise à l'auteur !), c'est que le s<br />

non-initiés auront parfois quelque difficulté à saisir le sens du texte ,<br />

surtout s'ils sont ignorants de l'arabe (ce qui est mon cas) . De toute<br />

façon, il ne s'agit pas d'un livre destiné au grand public et les historien s<br />

des sciences seront à la fois admiratifs et reconnaissants devant un travail<br />

scientifique de haut niveau .<br />

Claude LAFLEUR, Quatre introductions à la philosophie au XII? siècle .<br />

Textes critiques et étude historique . Montréal/Paris (Vrin), 198 8<br />

[Université de Montréal, Publications de l'Institut d'Études Médié -<br />

vales, XXIII] XX+428 p .<br />

Le gros volume publié par Claude Lafleur, de l'Université Laval ,<br />

constitue une contribution importante à l'histoire des introductions à l a<br />

philosophie, dont trop peu de spécimens avaient jusqu'à présent été édités,<br />

si l'on excepte un certain nombre d'auteurs très connus, dont Dominique<br />

Gundisalvi et Robert Kilwardby. Il ne s'agit pas d'un genre littéraire<br />

de haute volée (littéraire ou philosophique), mais de textes — parfois<br />

assez différents les uns des autres, car le genre contient bien entend u<br />

des espèces (cf : Lafleur, pp. 159-160) — qui tentent de présenter chacu n<br />

une vue d'ensemble du savoir et qui sont par conséquent des sources précieuses<br />

de renseignements sur l'état des connaissances et de l'enseigne -<br />

ment de l'époque à laquelle ils appartiennent . En présentant quatre texte s<br />

issus de la faculté des arts de Paris, Claude Lafleur apporte des informations<br />

nouvelles sur l'enseignement dans cette faculté dans les année s<br />

1230-1250, notamment sur les « spécifications du programme » ou de<br />

forma, c'est-à-dire sur les matières faisant partie de la norme officielle ,<br />

sur lesquelles on était interrogé lors de l'examen de la licence . Les page s<br />

que l'auteur consacre à cette question (« Apport des introductions à l a<br />

philosophie à notre connaissance de l'enseignement de la faculté des art s<br />

de Paris >>, pp . 146-154) sont des plus utiles .<br />

Regardons le livre plus en détail . Après une brève introduction, la<br />

première partie (pp . 7-122) contient une «Préface aux éditions », c'est -<br />

à-dire la description des manuscrits (pp . 7-75) et leur classification<br />

(pp . 77-122). L'étendue de la partie consacrée à la description des mss<br />

montre bien que celle-ci est conçue de façon détaillée, dépassant large -<br />

ment les normes habituelles dans les éditions de textes. En fait, outr e<br />

les nécessaires renseignements codicologiques, l'auteur donne une large


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 21 1<br />

place à l'analyse du contenu de chaque ms, ce qui, pour ce genre de<br />

textes, est extrêmement important, car le contexte direct dans les ms s<br />

peut nous apprendre beaucoup de choses, dans le cas de petits traité s<br />

anonymes, sur leur contexte intellectuel et doctrinal . Ainsi, pour prendre<br />

un exemple, la description du ms Paris BN lat. 16089 (pp . 17-39 )<br />

contient 69 entités, chacune présentée avec son incipit et explicit, et ,<br />

plus important encore, avec des renvois à la littérature concernant l e<br />

texte en question . On y trouve notamment des determinationes de plusieurs<br />

maîtres parisiens (n°s 14-16), des sophismata, des questiones, ains i<br />

que des « Commendationes pro incepturis in artibus Parisius et principia<br />

eorum » (est-ce que ce beau titre est de l'invention de Claude Lafleur ?) ,<br />

non reconnues comme telles par Hauréau et qui mériteraient d'être éditées<br />

un jour. La description détaillée se termine par des notices, pou r<br />

l'ensemble du ms, sur l'origine, l'histoire et la bibliographie . Mon seu l<br />

reproche est que les titres courants n'indiquent pas de quel ms il s'agit ,<br />

ce qui impose une certaine patience. Mais il est évident que tous ceu x<br />

qui s'intéressent à l'un des 12 mss analysés ici, seront reconnaissant s<br />

pour ce travail minutieux .<br />

La classification des mss, traitée également de façon circonstanciée ,<br />

n'est complexe que pour le premier texte, l'Accessus philosophoru m<br />

(voir le stemma, p. 103) et pour la Divisio scientiarum d'Arnoul de Provence<br />

du fait des remaniements. Le quatrième texte, le Compendium<br />

cirai quctdrivium n'a été conservé que dans un seul ms, tandis que l e<br />

deuxième, la Philosophica disciplina se trouve seulement dans deux ms s<br />

oxfordiens, étroitement liés .<br />

La « Présentation des quatre opuscules » (pp . 123-154) donn e<br />

notamment les renseignements sur leur titre, les lieu et date de la composition<br />

. La justification de l'origine parisienne de ces textes paraît u n<br />

peu courte (1 page), surtout en comparaison avec le reste de l'étude ,<br />

qui est loin d'être lapidaire, mais il est vrai qu'on trouve pas mal d e<br />

matériel supplémentaire dans la partie sur les « Sources et influences »<br />

(pp . 132-141), où l'on voit bien les rapports mutuels entre les quatre<br />

traités. Pour trois d'entre eux, l'origine parisienne me semble irréfutable,<br />

d'autant plus qu'ils mentionnent les matières de _forma pour l'examen<br />

de la licence . En ce qui concerne le quatrième, la Philosophica disciplina,<br />

l'argument qu'il a profondément influencé Arnoul de Provence<br />

n'est peut-être pas suffisant . On pourrait également penser à une origine<br />

oxfordienne, les liens entre les universités de Paris et d'Oxfor d<br />

étant très étroits à cette époque (l'auteur le dit lui-même, p . 74). Le fai t<br />

que ce texte est le seul à ne pas parler du programme de la faculté de s<br />

arts de Paris (cf pp. 147 ; 157) pourrait créer un doute, qui n'est certainement<br />

pas dissipé par le raisonnement suivant : «car il est peu pro-


212 O . WEIJERS<br />

bable que des maîtres parisiens soient allés chercher ailleurs que dan s<br />

leur propre université les matériaux nécessaires à leurs ouvrages »<br />

(p . 157, n . 5). Vu la mobilité des maîtres à cette époque et les rapports<br />

particuliers qui existaient entre Paris et Oxford, on pourrait inverser le s<br />

arguments et dire que la Divisio scientiarum d'Arnoul de Provence a<br />

trouvé un certain écho à Oxford (deux des mss se trouvent à Oxford ,<br />

un autre à Paris), parce que ce texte avait clairement été influencé pa r<br />

le traité Philosophica disciplina . Je ne veux pas défendre l'hypothès e<br />

d'une origine anglaise de ce dernier texte, je dis simplement que l'argumentation<br />

aurait pu être plus explicite sur ce point .<br />

Pour pouvoir situer les quatre opuscules dans le contexte de l'enseignement<br />

de la faculté des arts, l'auteur donne un bref aperçu de la carrière<br />

de l'étudiant dans cette faculté . Ce portrait est surtout basé sur<br />

les statuts, tels qu'ils ont été édités dans le Chartularium Universitatis<br />

Parisiensis, mais <strong>aus</strong>si sur la littérature moderne, dont Rashdall, Leff,<br />

Weisheipl, Bazàn, Glorieux. Quelquefois, l'auteur confond les époques<br />

; au XIIIe siècle, il n'est pas question de collationes à l'occasion de<br />

la licence (p . 144) .<br />

J'ai déjà signalé l'importance des pages consacrées au rôle qu e<br />

jouaient ce genre de texte dans la Faculté des arts et à l'enseignemen t<br />

qu'on peut en tirer .<br />

La conclusion de l'étude historique résume en quelques pages (155-<br />

161) l'essentiel des développements .<br />

La deuxième partie de ce livre contient les éditions critiques de ce s<br />

quatre textes, précédées de quelques observations de nature générale .<br />

Le paragraphe concernant l'orthographe nous apprend que l'éditeu r<br />

n'a pas cherché à uniformiser la graphie (heureusement !), mais qu'il a<br />

« dans chaque cas ( . ..) adopté la forme la mieux attestée par les manuscrits<br />

». Le résultat en est, à l'évidence, que l'orthographe reproduite<br />

n'est pas le fait d'un seul auteur, mais est plutôt censée illustrer la tradition<br />

la plus répandue à l'époque . Dès qu'on travaille avec le princip e<br />

du stemma, on ne peut guère faire mieux . Cependant, on devrait êtr e<br />

très prudent en ce qui concerne d'éventuelles « bizarreries » et se garder<br />

le plus possible de corriger ce qui paraît à première vue une simpl e<br />

erreur. Ainsi, je vois mal pourquoi la forme Diezeurnenon devrait êtr e<br />

corrigée en diezeugmenon ou dyatesseron en dyatessaron (p. 170). Les<br />

mots d'origine grecque ne bénéficiaient pas d'une transcription standardisée<br />

et il vaudrait mieux leur laisser leurs variantes multiples <strong>aus</strong>si<br />

longtemps que celles-ci sont compréhensibles .<br />

Les textes eux-mêmes sont, bien entendu, accompagnés d'un apparat<br />

critique (l'auteur a eu la bonne idée de reléguer les variantes d e<br />

forme ä un apparat spécial suivant le texte (Supplementum apparatus


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 21 3<br />

lectionum) ce qui fait que l'apparat critique ne fait mention que de<br />

variantes réelles) et d'un apparat des sources dans lequel l'éditeur n'hésite<br />

pas à citer longuement les passages parallèles, ce qui est très commode<br />

pour le lecteur et très précieux surtout lorsqu'il s'agit de source s<br />

non éditées (par exemple, pp . 229-230, un long passage des Questione s<br />

mathematice dans Paris BN lat. 16390) .<br />

L'ouvrage se termine par une bibliographie (dans laquelle le s<br />

oeuvres manuscrites sont citées avec incipit et explicit), un index de s<br />

noms et des tenues principaux et une table des matières détaillée qu i<br />

permet de repérer facilement telle ou telle description d'un manuscri t<br />

ou, par exemple, les passages concernant la musique dans chacun de s<br />

quatre traités .<br />

Regardons pour terminer ce que nous apportent ces textes du point<br />

de vue du latin médiéval . Bien sûr, une grande partie du vocabulaire<br />

est commun et appartient à la langue traditionnelle des traités de philosophie<br />

de l'époque. Mais on trouve <strong>aus</strong>si des mots moins ordinaires :<br />

falsigraphicus, longimetria, pelliparia, etc., et un certain nombre de termes<br />

d'origine arabe figurant dans les citations des traductions, pa r<br />

exemple mutekefie, elmuharim, etc .<br />

Le père Oslnund Lewry, à la mémoire duquel cet ouvrage est dédié ,<br />

a légué à l'auteur une tâche lourde mais passionnante : l'édition du<br />

plus connu de ce genre de traités, le « Guide de l'étudiant » du in s<br />

Ripoll 109 . Claude Lafleur s'est d'autre part engagé à publier d'autre s<br />

textes du même genre (cf. p. 161 n. 13), ce qui permettra de publier u n<br />

jour une étude d'ensemble. Je crois que c'est un travail très utile et qu i<br />

sera exécuté de façon experte, ce dont témoigne le présent ouvrage .<br />

Olga WEIJER S<br />

Opuscule, : Itinerarius, Die Pilgerfahrt des<br />

Pfalzgrafen Ludwig III. ins Heilige Land 1426/27 — Arenga/Collatio,<br />

Ansprachen . Her<strong>aus</strong>gegeben von Marie Luise BULST-THIELE .<br />

[Editionen Heidelbergenses 22] . Heidelberg, Winter, 1986, 67 S .<br />

JOHANNES VON FRANKFURT .<br />

Dies ist ein weiteres Bändchen in der Reihe der kurzgefassten Heidelberger<br />

Text<strong>aus</strong>gaben, heute betreut von Walter Berschin . Der Theologe<br />

Johannes von Frankfurt (gestorben 1440) war Professor an der<br />

Universität Heidelberg, zeitweilig ihr Rektor, daneben geistlicher Ra t<br />

des Pfalzgrafen Ruperts I1I ., später dessen Sohnes, Ludwigs III ., sowie<br />

Prediger an einer Kirche der Stadt . Von der Pilgerfahrt ins Heilige<br />

Land, auf der er seinen Herrn begleitete, gibt er einen aufschlussreichen<br />

Bericht. Hinzu tritt ein Verzeichnis der den Pilgern gezeigten


214 P . STOT Z<br />

Schauplätze biblischer Geschichte nebst zugehörigen Ablässen . Auf der<br />

Rückreise war die Pilgergesellschaft, welche schwerer Seenot entkommen<br />

war, bei dem Dogen von Venedig zu Gast . Für Ludwig III . hielt<br />

Johannes vor diesem eine Dankesrede. Aus früherer Zeit stammen eine<br />

Ansprache vor der Braut dieses Fürsten, Mechthild von Savoye n<br />

(1417), worin das Hohelied herangezogen ist, und eine Rede vor Köni g<br />

Heinrich V. von England (1420), worin er ihn an König Salomo misst .<br />

Reizvoll ist der Kontrast zwischen der einfachen Sprache und wirklichkeitsnahen<br />

Weltsicht in der Reiseschilderung und der pompöse n<br />

Sprechweise in seinen Reden, welche akademische Gepflogenheite n<br />

widerspiegeln, mit Bibelzitaten angefüllt sind und von umständliche n<br />

Höflichkeitsformeln strotzen . — Beigefügt sind ein Variantenapparat ,<br />

Quellenangaben und die notwendigsten Erläuterungen sowie ein kurze s<br />

Nachwort nebst Literaturverzeichnis .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne AUTENRIETF zu ihrem 65 .<br />

Geburtstag. Hg. von Michael BORGOLTE und Herrad SPILLING . Sigmaringen,<br />

Jan Thorbecke Verlag, 1988 . XIV, 399 S., Portr., 31 Abb .<br />

auf 29 Tafeln .<br />

Litterae als Schriftzeichen und als Texte, mittelalterliche Handschriften<br />

und Literatur : das sind die Brennpunkte des Forschens un d<br />

Lehrens der Ordinaria und nunmehrigen Emerita der Universität Frei -<br />

burg i . Br . Johanne Autenrieth. Dementsprechend weitgespannt ist de r<br />

Bereich der Themen in der ihr dargebrachten Festschrift. Hier kann<br />

nur weniges davon erwähnt werden . (Vgl. meine <strong>aus</strong>führlicher e<br />

Anzeige in : Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 39, 1989, S . 234 -<br />

236 .)<br />

Die Geschichte der Literatur und ihrer Rezeption ist vertreten<br />

durch Arbeiten über das Bild Homers im Mittelalter, die Zuschreibun g<br />

der Elegien Maximians an den augusteischen Dichter Gallus, zwei<br />

Nachdichtungen antiker Gedichte durch Paulus Melissus (16. Jh.) und<br />

über das Weiterleben nichtmetrischer gereimter Dichtformen im lateinischen<br />

Drama der frühen Neuzeit . Die zahlreichen beachtenswerten<br />

Aufsätze <strong>aus</strong> dem Gebiete der Paläographie, Handschriftenkunde un d<br />

Überlieferungsgeschichte müssen hier übergangen werden, ebenso zwe i<br />

Studien zu Themen <strong>aus</strong> dem volkssprachlichen Bereich .<br />

Die Leser unserer Zeitschrift dürften in besonderem Masse an den<br />

folgenden Beiträgen interessiert sein : Dieter SCHALLER . Beobachtungen


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 21 5<br />

und Funde am Rande des Waltharius-Problems (S . 135-144) . [Betrifft<br />

namentlich den Geraldus-Prolog (Schaller/Könsgen, Initia Nr. 11330)<br />

und Ekkehart IV. von St. Gallen .] — Hubert HOUBEN . Die ` Passio ss .<br />

Senatoris, Viatoris, Cassiodori et Dominatae ' . Ein Beispiel fü r<br />

griechisch-lateinische Ubersetzertätigkeit in Montecassino im 11 . Jahrhundert<br />

(S. 145-160) . [Betrifft Bibliotheca hagiographica Latina<br />

Nr . 7575a . — Mit Editio princeps nach Neapel, BN XV . AA. 13 .<br />

S. 154, 26 : . . . gternum ?] — Paul Gerhard SCHMIDT. Luzifer in Kais -<br />

heim. Die Sakramentsvision des Zisterziensers Rudolf (ca . 1207) und<br />

Abt Eberhard von Salem (S. 191-201). [Mit Erstedition der längere n<br />

Fassung dieses Berichtes (` Visio Rudolfi ') nach Paris, Maz . 1646 und<br />

BN lat. 3322, je 1 . Hälfte 13 . Jh. — S. 196, 13 : nioveret, S . 199, 24 :<br />

Maria, S . 200, 18 : plenum .] — Gerhardt POWITZ . Das ` Catholicon' —<br />

Umrisse der handschriftlichen Überlieferung (S . 209-223). [Über die<br />

zeitlich gestufte Verbreitung und die Wege der Überlieferung, die da s<br />

im Spätmittelalter hoch wichtige Wörterbuch des Iohannes Balbi (I. de<br />

Ianua, gestorben um 1298) in den verschiedenen Regionen Europa s<br />

erfuhr.] — Dieter MERTENS. Petrarcas ` Privilegium laureationis '<br />

(S. 225-247, Taf. 19) . [Besprechung und vorläufige Edition (aufgrun d<br />

von 9 Hss . und 4 Drucken) der unter eigener Beteiligung zustandegekommenen<br />

Urkunde über Petrarcas Dichterkrönung (Ostern 1341) .] —<br />

Pavel SPUNAR. Anmerkungen zur gnomischen Reihe im Prager Dornkapitelkodex<br />

M 127 (S . 249-254). [Edition einer Reihe von (grossenteil s<br />

auch sonst nachgewiesenen) Sentenzen, 48 Verse (28 : quivis, per scire ,<br />

42 : pudorque, 43 : divite).] -- Richard H . and Mary A. RousE. St. Antoninus<br />

of Florence an manuscript production (S. 255-263) . [Zu einem<br />

Abschnitt <strong>aus</strong> dessen 1444/59 entstandener ` Summa theologica ' (3, 8 ,<br />

4, 11) über mögliche moralische Verfehlungen in der Buchherstellung ;<br />

mit Textdruck und englischer Übersetzung . ]<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Scire litteras. Forschungen zum mittelalterlichen Geistesleben . Her<strong>aus</strong> -<br />

gegeben von Sigrid KRÄMER und Michael BERNHARD . [Bayerisch e<br />

Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse :<br />

Abhandlungen, Neue Folge, Heft 99]. München, Verlag der B' A '<br />

d' W', 1988. 438 S. mit 18 Abb .<br />

Scire litteras — unter diesen sinnigen Titel sind die Beiträge gestell t<br />

worden, mit denen Bernhard Bischoff anlässlich seines 80 . Geburtstages<br />

geehrt worden ist : der in aller Welt hoch angesehene emeritierte


216 P . STOTZ<br />

Münchener Ordinarius für Lateinische Philologie des Mittelalters, welcher<br />

ein Leben lang den Gedanken einer fachübergreifenden mediävistischen<br />

Forschung kompetent und überzeugend vorgelebt hat und e s<br />

noch tut . Der Berichterstatter hat diese Festschrift im Mitteilungsblatt<br />

des Mediävistenverbandes (Jahrgang 7, 1990, Nr . 1) als ganze besprochen.<br />

Hier wird nur auf Texteditionen sowie auf Beiträge literaturoder<br />

sprachwissenschaftlichen Inhalts hingewiesen . Beiseite bleiben diejenigen<br />

zu Paläographie und Handschriftenkunde, Uberlieferungs- und<br />

Bibliotheksgeschichte .<br />

Dieter NÖRR bespricht und ediert (S . 299-305) ein <strong>aus</strong> zwei Papyrusstücken<br />

bestehendes Fragment wohl konkursrechtlichen Inhalts <strong>aus</strong> de r<br />

Zeit um 100 n . Chr. — Paul MEYVAERT behandelt (S . 277-289) die i m<br />

Evangeliar des Gundohinus (Autun, Bibl. mun. 3, Mitte B . Jh.) eingeschobenen<br />

Kommentar-Elemente. Er zeigt, dass bereits Hieronymu s<br />

und Chromatius von Aquileia den zugrundeliegenden Text in ihre n<br />

Matthäus<strong>aus</strong>legungen benützt haben dürften . Als dessen Urheber ver -<br />

mutet er Fortunatianus von Aquileia, von dessen Evangelienerklärun g<br />

sonst nur drei Fragmente bekannt sind . Er gibt von den Kommentar -<br />

Elementen einen diplomatischen Abdruck und eine bereinigte (abe r<br />

nicht restlos befriedigende) Edition . — Dag NORBERG bietet (S . 307-<br />

313) eine kommentierte Neuedition des anscheinend <strong>aus</strong> dem frühmittelalterlichen<br />

Spanien stammenden sapphischen Abendhymnus Christe ,<br />

lux mundi, salus et potestas. — Helmut GNEUSS publiziert und besprich t<br />

(S. 201-209, 1 Abb.) eine Liste angelsächsischer Könige (vor allem de s<br />

6. bis B . Jh's) in einer Hs . von Priscians ` Partitiones XII versuum<br />

Aeneidos principalium ' (Reims, Bibl . mun. 1097) . Als Prinzip der<br />

zunächst willkürlich scheinenden Anordnung lässt sich Gruppierun g<br />

nach gleichem Anlaut erkennen. — Fidel RADLE gibt (S . 315-325) ein e<br />

Neuedition mit sprachlichem Kommentar und inhaltlicher Interpretation<br />

von dem unvollständig überlieferten Gedicht inc . Quo ne tu inissus<br />

doleas, ne temet abvssus (Schaller / Könsgen, Initia Nr. 13851) Gottschalks<br />

von Orbais. Dieser sucht darin einen befreundeten antistes, der<br />

die Prädestination zur Verdammnis nur in einem konsekutiven, nich t<br />

in einem finalen Sinne anerkennt, zu seiner radikaleren Ansicht z u<br />

bekehren. Aufgrund von Anspielungen auf dessen Namen lässt sich al s<br />

Adressat Bischof Prudentius von Troyes namhaft machen. — Paul<br />

Gerhard SCHMIDT bietet (S. 347-350) die Erstedition einer <strong>aus</strong> dem 14 .<br />

Jh. überlieferten Predigt ` De octo viciis principalibus ' eines Magiste r<br />

Hyldemarus, offensichtlich Hildemars von Corbie, des Kommentators<br />

der Benediktregel im 9 . Jh. — Claudio LEONARD! legt (S. 267-271) ein e<br />

Edition des Mauritius-Hymnus Adest dies prefulgida vor, enthalten i n<br />

dem kostbaren umbrisch-römischen Hymnar (früher San Severino in


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 217<br />

Neapel zugeordnet), dies als Vorleistung auf die dringend erwünscht e<br />

neue Gesamt<strong>aus</strong>gabe. — Michael BERNHARD veröffentlicht (S . 23-34)<br />

Glossen zur Arithmetik ' des Boethius <strong>aus</strong> der IIs. Leiden Voss. lat .<br />

fol. 70" (Anf. 11 ., allenfalls Ende 10 . Jh.), unter Beizug anderer Hss .<br />

Die zum Teil recht <strong>aus</strong>gedehnten Wort- und Sacherklärungen betreffe n<br />

verschiedene weitere Gebiete, so Geometrie, Astronomie, Musik un d<br />

Philosophie. — Der <strong>aus</strong> Santo Domingo de Silos stammende mozarabische<br />

Psalter <strong>aus</strong> der Mitte des 11 . Jh's, der heute in London liegt<br />

(Brit . Libr . Add . 30851), enthält zahlreiche Glossen, besonders in seinem<br />

Hymnar-Teil. Manuel DIAZ Y Diaz ediert (S. 111-126) <strong>aus</strong> dem<br />

Hymnar die 585 Glossen, die von einer der Textniederschrift nahestehenden<br />

Hand, wohl <strong>aus</strong> einer Vorlage, in éinem Durchgang eingetragen<br />

worden sind . Er nennt immer den betreffenden Hymnus, so das s<br />

man sich durch Nachschlagen in den Kontext einfinden kann . Die in<br />

— einem mitunter romanisch gefärbten — Latein gehaltenen Interpretamente<br />

sind zum Teil sprachwissenschaftlich ergiebig . — Pete r<br />

DRONKE ediert, übersetzt und interpretiert (S. 137-148) zwei lyrische<br />

Texte über Hektars Tod, die er dem 11 . Jh. zuweist. Der eine, mit dem<br />

als Refrain wiederkehrenden Eingang Heu, male te cupimus worin ,<br />

nebst dem Erzähler (oder Vorsänger) Hektor und Andromache al s<br />

Sprechende auftreten — trägt die Züge eines Planctus, der andere, inc .<br />

Sub vespere Troianis menibus, hat das Gepräge einer Ballade . — Gile s<br />

CONSTABLE ediert, übersetzt und kommentiert (S . 103-110, mit 2 Abb . )<br />

das auf dem Stein überlieferte Epitaph eines 1132/33 verstorbenen<br />

Rusticus, Pfarrers von Pescia (zwischen Lucca und Pistoia), bestehend<br />

<strong>aus</strong> zwölf Hexanzetri caudati, inc . Cl<strong>aus</strong>us in bac tumba senior magn e<br />

probitatis. — Virginia BROWN bespricht (S. 73-86) eine Mitte des<br />

12. Jh's in Deutschland geschriebene Hs . (Vat. Pal . lat. 1695), welch e<br />

eine — gewiss ebenfalls in Deutschland redigierte — Materialsammlung<br />

zu Vergils Eklogen enthält, nämlich : den Abschnitt über Vergil<br />

im Dialogus super auctores ' Konrads von Hirnau (wozu sie di e<br />

Varianten gegenüber der Edition von 1-HUYGENS mitteilt), eine Zusammenstellung<br />

von Inhaltsangaben der Eklogen (hier vollständig ediert) ,<br />

einen Accessus zu diesen Gedichten (ebenfalls ediert) und einen fragmentarischen,<br />

den Stücken 1 bis 5 geltenden Kommentar (den si e<br />

bespricht, mit Abdruck kurzer Auszüge) . — Mit dein ` Lapidarius '<br />

(oder De lapidibus ') Marbods von Rennes beschäftigt sich Hans F .<br />

HAEFELE (S . 211-219). Er gibt eine von einer Übersetzung und Interpretation<br />

begleitete Neuedition des Prologs und des Teils 20 (De coralio) .<br />

Hierzu weist er auf ein Textstück in Prosa hin, das eine auf Marbod<br />

selber zurückgehende Vorstufe zur Versifikation sein könnte . Das<br />

Steinbuch steht dem Liber decem capitulorum ' innerlich und damit


218 P . STOT Z<br />

vielleicht auch zeitlich näher als bisher angenommen, könnte wie diese s<br />

ein Alterswerk sein . — Benedikt K . VOLLMANN befasst sich (S . 409-<br />

422) mit Carmen Buranum 60/60a, dies nach ihm ein von Anfang an<br />

so bestehender Text : eine Sequenz mit Doppelcursus . Darin werde i .S .<br />

des Pro und Contra erst gezeigt, wie man mit einer Ungetreuen spreche,<br />

dann, wie man seine Geliebte preise . Den Umstand, dass der<br />

Marienleich Walthers von der Vogelweide dem gleichen formale n<br />

Schema folgt (dieses somit insgesamt viermal realisiert ist), macht e r<br />

sich bei seinen Besserungsvorschlägen zunutze . Er schliesst mit eine m<br />

Rekonstruktionsversuch . — André VERNET macht (S . 383-392) einen in<br />

zwei Pariser Hss . überlieferten Auszug <strong>aus</strong> dem ` Speculum historiale '<br />

des Vinzenz von Beauvais bekannt, enthaltend einen Katalog von 2 9<br />

christlichen Schriftstellern von Hieronymus bis Bernhard von Clairvaux<br />

mit ihren Werken. Er gibt davon eine detaillierte Inhaltsangabe<br />

mit summarischem Nachweis aller Texte .<br />

Franz BRUNHÖLZL gibt (S . 87-94) der Poesie des Sedulius Scotu s<br />

dadurch eine neue Beleuchtung, dass er sie in die — erst vom 12 . Jh .<br />

an unmittelbar belegte — irische Tradition der Dichtungstätigkeit de r<br />

Eilid (Einzahl : fili) stellt : Angehörigen des Gelehrtenstandes, die das<br />

Leben ihres Herrn mit Gedichten begleiteten . Dies entwickelt e r<br />

anhand der Carmina für / über Bischof Hartgar von Lüttich . Überhaupt<br />

stecke bei Sedulius in lateinischer Hülle manches Fremdartige ,<br />

so ein eigenwilliger metaphorischer Gebrauch der Farbbegriffe ` weiss '<br />

und ` schwarz ' . — Michael LAPIDGE verbindet (S . 255-265) die Nachricht<br />

von der um 970 erfolgten Schenkung eines Exemplars einer (hexametrischen)<br />

Eustachius-Vita durch Æthelwold an das Kloster Peterborough<br />

mit der Dichtung inc. Rex aeterne poli mundani rector et orbis ,<br />

die heute nur noch in einer Oxforder Hs . (Laud misc . 410, Südwestdeutschland,<br />

um 1000) vorliegt . Er sucht zu erweisen, dass dieser Text<br />

gut im England des 10 . Jh's (vielleicht : in Abingdon) entstehen konnte ,<br />

und dass vor und nach 1000 zwischen England und Deutschland zahlreiche<br />

Beziehungen bestanden . — Anhand einer von ihm aufgefundenen<br />

Münchener (früher : Buxheirner) Handschrift (Clin 28307) gibt<br />

Günter GLAUCHE (S. 187-200) ein Bild von dem (um und nach 1500 )<br />

poetisch tätigen Freundeskreis uni den Sankt Emmeramer Konventualen<br />

Christophorus Hoffmann, zu dem Joannes Cclnus (Zelln), Adolf<br />

Graber, Paul Streitel und andere gehörten . Anhangsweise ediert e r<br />

einige metrische Gebäude-Inschriften Hoffmanns . — Karl LANGOSCH<br />

skizziert (S . 249-253) die Disposition seiner mittlerweile erschienenen<br />

Literaturgeschichte „ Mittellatein und Europa " und begründet di e<br />

darin angewandte Unterteilung in drei Perioden ; am Anfang de s<br />

13. Jh's wird abgebrochen .


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 21 9<br />

Peter FLURY legt (S . 149-157) die Gebrauchsbedingungen von osculum<br />

(und osculari) im antiken Latein dar : dies zunächst gegenüber de n<br />

andern Wörtern für ` Kuss ' (basium, saviium), sodann in dem — nich t<br />

reinlich abzugrenzenden — Feld zwischen osculum ` Mündchen '<br />

(Deminutiv zu os) und ` Kuss ' . Die Ausgangsbedeutung ist nicht obsolet<br />

geworden, sondern kann immer wieder neu ins Spiel kommen . Eindrücklich<br />

ist, wie die Dichtersprache die — zunächst <strong>aus</strong> prosodische n<br />

Gründen ihr aufgezwungenen — Umschreibungen zum Ausdruck feinerer<br />

Nuancen zu nutzen versteht. — Bengt LÖFSTEDT und Donna KxI-<br />

GER erörtern (S. 273-276) einige lautliche Besonderheiten der ` Glosae<br />

in luvenalem ' Wilhelms von Conches (ed. B . WILSON, Paris 1980), mit<br />

Parallelen <strong>aus</strong> andern Texten der Zeit . Sie arbeiten die Anwendung de s<br />

Verbums spatiari i. S. v . ` sich erholen, sich die Zeit vertreiben ' herau s<br />

und gehen dessen volkssprachlichen Nachkommen nach ; im Deutschen<br />

gehört <strong>aus</strong>ser spazieren vielleicht auch Spass dazu . — Pâdrai g<br />

A. BREATNACH untersucht (S . 59-72) anhand zweier Korpora lateinischer<br />

Texte <strong>aus</strong> Irland vom Ausgang des Mittelalters ungebräuchlich e<br />

Schreibungen, namentlich im Blick auf lautphysiologische Ursachen i m<br />

Rahmen des Wortganzen und auf die Lautentwicklung im Irischen im<br />

Fortschreiten des Mittelalters . Dies ist eine willkommene Ergänzung z u<br />

Arbeiten, welche Texte des frühmittelalterlichen Irland betreffen . —<br />

Mary A. und Richard H . RousE widmen sich (S . 333-346) dem ` Opu s<br />

pacis ', einem 1417 von Oswaldus de Corda, Vikar der Grande Chartreuse<br />

(gestorben 1434) verfassten Traktat über Akzentsetzung und<br />

Orthographie in Kartäuserhandschriften . Oswald stammt nicht au s<br />

England, sondern wohl <strong>aus</strong> dem bayerisch-schwäbischen Grenzgebiet .<br />

Er schlägt einen Mittelweg vor zwischen dem Belassen des Wildwuchses<br />

verschiedener (z . B . regionaler) Traditionen und strenger Vereinheitlichung<br />

. Besonderheiten nimmt er in Schutz, soweit sie das Verständnis<br />

nicht stören . Für Texte, die rezitiert werden, gelten striktere<br />

Regeln als für die übrigen .<br />

Dem stattlichen Band ist ein Handschriften- und ein Personenregister<br />

beigegeben .<br />

Zürich<br />

Peter STOTZ.<br />

Tradition und Wertung . Festschrift für Franz BRUNHÖLZL zum 65 .<br />

Geburtstag. Her<strong>aus</strong>gegeben von Günter BERNT, Fidel RÄDLE ,<br />

Gabriel SILAGI. Sigmaringen, Thorbecke, 1989, X+ 332 S., 7 Tafeln .


220 P . STOTZ<br />

Mit dieser Festschrift soll nicht nur der Ordinarius für Lateinisch e<br />

Philologie des Mittelalters an der Universität München geehrt werden ,<br />

sondern zugleich auch die hundertjährige Wiederkehr des Beginns der<br />

Lehrtätigkeit Ludwig Traubes an dieser Stätte begangen werden .<br />

Walter WIMMEL untersucht (S . 1-12), <strong>aus</strong>gehend von einer Tibull -<br />

Stelle, die Hintergründe der Setzung von Formulierungen mit pudet in<br />

römischer Dichtung . — Nach Däibhí Ö CRÓINÍN (S. 13-22) ist in der<br />

sog. Sirmond-Gruppe, einer Sammlung komputistischer Texte <strong>aus</strong> dem<br />

Südosten Irlands, das auf den Archetyp zurückgehende Datum da s<br />

Entstehungsjahr . Aus etwa derselben Zeit dürfte der nicht datierte Tex t<br />

De ratione computandi ' stammen . Die darin enthaltenen Zitate <strong>aus</strong><br />

Virgilius Maro sind die ältesten bekannten Zeugnisse von dessen<br />

Benutzung in insularen Texten. (Mit Testimoniensammlung .) — Claudio<br />

LEONARDI bekräftigt (S. 23-26) die Anschauung, dass Hugebur g<br />

nicht nur für die Vita Abt Wynnebalds von Heidenheim, sondern auch<br />

für die Bischof Willibalds von Eichstätt in vollem Sinne als Verfasseri n<br />

zu gelten habe . Beide Gestalten habe sie nach dem nämlichen hagiographischen<br />

Typus <strong>aus</strong>gerichtet . Der in Ich-Form gehaltene Bericht übe r<br />

Willibalds Pilgerschaft sei nur ein ihrem Werk einverleibter Quellen -<br />

text. — In Auseinandersetzung mit Forschungen Karl Haucks weis t<br />

Dieter SCHALLER (S . 27-45) das `Carmen de conversione Saxonum '<br />

(MG Poetae 1, S . 380f., Schaller / Könsgen, Initia Nr. 13634) — worin<br />

die 777 in Paderborn erzwungene Massentaufe von Sachsen gefeiert<br />

wird — auf Grund sprachlicher und verstechnischer Indizien überzeugend<br />

Paulinus von Aquileia zu . Die darin zutage tretende Vertrauthei t<br />

mit Aldhelms Dichtung könnte durch Alcuin vermittelt worden sein .<br />

Von Paulinus dürfte auch das von Bernhard Bischoff entdeckte rhythmische<br />

Oster-Canticum (wohl für die Osterfeier Karls d . Gr . 776 in<br />

Treviso) stammen. — Gabriel SILAGI und Bernhard BISCHOFF veröffentlichen<br />

(S. 47-57, 2 Tafeln), auf Besserungen bewusst verzichtend ,<br />

die erste Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen rhythmische n<br />

Gedichtes, worin die Absicht des Apostels Petrus, seine Gattin zu verlassen,<br />

in Form eines lebhaften Zwiegespräches <strong>aus</strong>getragen wird ;<br />

inc . : Audite versuna dignurn de sancto Petro apostolo . Die (noch immer<br />

nur fragmentarisch erhaltene) Dichtung — es zeichnet sich das Schem a<br />

eines Doppel-Abecedarius ab — ist <strong>aus</strong> zwei Teilüberlieferungen, in di e<br />

sie zertrennt war, zusammengeführt (vgl . Schaller / Könsgen, Initi a<br />

Nr. 165+ 1362) . Frühere Editionsversuche für die eine von ihnen werden<br />

vorgängig abgedruckt .<br />

Hans F . HAEFELE steuert (S. 59-74) teils literarische, teils textkritische<br />

Beobachtungen zu Gedichten Hrabans bei . Nach einer Interpretation<br />

von Carm. 5 fasst er Nr. 28, Vs. 13-22, sodann Nr . 38, Vs. 1-16,


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 22 1<br />

in den Blick. Seine Textbesserungen zu weiteren Stellen gipfeln in de r<br />

schönen Entdeckung, dass in Gedicht 4, 2 (Schaller / Könsgen, Initi a<br />

Nr. 7981) sich das Akrostichon als Telestichon fortsetzt ; er gibt davon<br />

eine Neuedition. — Alf ONNERFORS schlägt (S. 75-84) auf der Grundlage<br />

von Müllers Edition, mit Beizug der Fassungen von Lauer un d<br />

Rau, Textbesserungen zu Nithards ` Historiae' vor . Dein meisten lässt<br />

sich vorbehaltlos zustimmen . Es folgen Bemerkungen zum Nominati -<br />

vus absolutus, zum prospektiven Konjunktiv, zum Gebrauch von credulus<br />

als Getreuer ' und von plebs als ` Kriegsvolk ', zur Anwendung<br />

von crastinus und von begründendem velut(i), jeweils im Anschluss a n<br />

Nithard-Stellen. — Mit seiner textkritischen Erörterung einiger Stelle n<br />

in den Gedichten des Sedulius Scottus (S . 85-96) plädiert Reinhard<br />

DÜCHTING für das Ernstnehmen des handschriftlichen Befundes und<br />

für Behutsamkeit auch bei etwaigen Eingriffen. Im Mittelpunkt steht<br />

Carm. 2, 25a (= 2, 25, 1-18 bei Traube), wovon er abschliessend ein e<br />

Neuedition gibt. — Michael W . HERREN untersucht (S . 97-105, 1 Tafel)<br />

das Gedicht FPAMMATA FPAIYTENS2N (MG Poetae 3, S . 686f. ;<br />

Carm . Scot . 14 ; Schaller / Könsgen, Initia Nr. 5657) : das Schlussgedicht<br />

des griechischen Evangeliars mit lateinischer Interlinearversion ,<br />

Hs. St. Gallen 48 (mit Textdruck, englischer Übersetzung und Faksimile).<br />

Er macht wahrscheinlich, dass dieses von Johannes Scotu s<br />

stammt und die Vorlage der erhaltenen Hs . betrifft ; der darin enthaltene<br />

Evangelientext dürfte von ihm bearbeitet sein. — Ausgehend von<br />

Egbert . fec. rat. 1, 368 bzw. 1, 1140-44 unternimmt Wolfgang MAAz<br />

(S. 107-118) motivgeschichtliche Erkundungen [1] zur Erwähnung eine s<br />

<strong>aus</strong> Brot(rinde) zurechtgemachten Löffels und [2] eines mit Zotte n<br />

besetzten Herzens (cor villosunt) ; dabei geht er allgemeiner auf über -<br />

lieferte Fälle von Leichenöffnungen im Mittelalter ein . Im Anschluss<br />

an eine Erzählung im Itinerarium Cambriae ' (2, 7) des Giraldus Cambrensis<br />

geht er [3] der Vorstellung nach, durch Sinneseindrücke der<br />

werdenden Mutter während der Empfängnis könne ein Körpermerkmal<br />

auf das Kind übergehen — so eine Verletzungsnarbe des Vater s<br />

oder auch schwarze Hautfarbe, infolge der bildlichen Darstellung eine s<br />

Mohren im Schlafgemach . — Notker der Deutsche überträgt in seiner<br />

Rhetorik' — wie Franz QUADLBAUER (S. 119-140) <strong>aus</strong>führt — den<br />

Begriff der natürlichen Folge von den Teilen der Rede auf das (vo n<br />

ihm geforderte) chronologie-gerechte Erzählen, auch in Dichtung un d<br />

Geschichtsschreibung. In den Wiener Horazscholien wird (im<br />

Anschluss an Hon ars 141-145) und im Blick auf die Stoffanordnun g<br />

in den ersten Aeneis-Büchern, dem ordo artificialis gegenüber dein o .<br />

naturalis — wenn auch mit einem gewissen Widerstreben — der Vorzug<br />

gegeben . Der vordem zur Leerstelle gewordene Dispositio-Begriff


222 P . STOT Z<br />

erhielt durch solche Vorschriften neuen Inhalt . Der Aufschwung zu<br />

den grossen artes poeticae und a . dictandi des 12 ./13. Jh's kündigt sich<br />

im 10. Jh. an. — Michael BERNHARD macht (S. 141-145, 2 Tafeln)<br />

Parallelüberlieferungen zu vier Cambridger Liedern in musiktheoretischen<br />

Hss . bekannt : Der (jeweils abgeänderte) Eingang von Nr . 1 0<br />

(Nachtigallengedicht) erscheint als Beispiel (antiphona) in drei untereinander<br />

verwandten Traktaten in Hss . des 15 . Jh's, die Nr . 12 (Pythagoras-Sequenz)<br />

vollständig, mit Neumen, in einer hochmittelalterliche n<br />

Hs . der Institutio musica ' des Boethius . Der unier Nr . 21 stehende<br />

Prosasatz ist die Textgrundlage für eine Merkmelodie, die in der Cambridger<br />

Hs . allerdings nicht eingetragen ist, sich aber in 23 Hss . vom<br />

10. bis zum 16. Jh. nachweisen lässt, nebst Zitaten in musiktheoretischen<br />

Schriften. Die erste Zeile von Nr . 45 ist in einer Hs . des 12. Jh' s<br />

in Cambrai einer Merkmelodie unterlegt .<br />

Paul KLOPSCH macht sich (S. 147-154) Gedanken zu der Vergabe<br />

von Namen in den späteren Partien dessen, was uns vom ` Ruodlieb '<br />

erhalten ist . Diese hängt damit zusammen, dass der Dichter sein Konzept<br />

eines Märchens — wo Anonymität von Personen und Orten di e<br />

Regel ist — verlässt und die Dichtung, zur Erzielung grösseren Wahrheitsanspruches,<br />

in die Welt der Heldensagendichtung überführt, die<br />

im Zeithorizont der Historie zumindest nahestand . In dem Sagenkrei s<br />

um Dietrich von Bern war die Gestalt des (älteren) Ruodlieb vo n<br />

Untaten unbelastet, so dass dessen Name geeignet schien für den Hel -<br />

den einer exempelhaften Dichtung ; welche den Ausbruch <strong>aus</strong> dem<br />

Kreislauf der Gewalt verficht . — Walter BERSCHIN ediert (S . 155-164)<br />

die (vielleicht 1125) von Abt Uodalscalc von St . Ulrich und Afra in<br />

Augsburg geschaffene Offiziendichtung Inclita devotis colinnus sollenzpnia<br />

votis auf den hl . Ulrich, bestehend <strong>aus</strong> 95 Leoninern (Hexameter ,<br />

wenige Pentameter), nach der Hs. Wien NB 573 . — Peter Vorn Moos<br />

stellt (S. 165-209) den Dialogus Ratii et Everardi ' Eberhards vo n<br />

Ypern (1191/98) vor : In dem gedanken- und einfallsreichen Dialo g<br />

dieses Schülers von Gilbert Porreta von Poitiers wird Wahrheitsfindung<br />

als zwischenmenschlicher Prozess recht eigentlich vorgelebt . E s<br />

wird eine urbane Gesprächskultur im wissenschaftlichen Arbeite n<br />

befürwortet, in Abgrenzung gegen stoffaufhäufende Kommentare ,<br />

gegen einsames Meditieren und gegen denkfaules Dahinleben . — Han s<br />

SCHMID erklärt (S . 211-218) die auffallenden Eigenheiten der Parise r<br />

Bearbeitung der Musica enchiriadis ' (diese : 9. Jh.) mit der überzeugenden<br />

Annahme, eine der entscheidenden Redaktion vor<strong>aus</strong>liegend e<br />

Sammlung von Zetteln (Pergamentresten) sei später von einem Schrei -<br />

ber in Unkenntnis des inzwischen dar<strong>aus</strong> hervorgegangenen Werke s<br />

erneut kopiert worden . — Als Verfasser der Gedichte Arbore sub qua-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 22 3<br />

dam dictavit clericus Adam (Walther, Initia Nr . 1410) und Carm .<br />

Bur . 11, beide in einer Hs . von Toledo enthalten, hatte man den Archidiakon<br />

Adan Fernandez von Compostela vermutet, dessen Testamen t<br />

v. J . 1232 erhalten ist . José Luis MoRALE .TO erweist (S . 219-229) diese<br />

Hypothese als haltlos . — Günter GLAUCHE berichtet (S . 231-244) übe r<br />

neue Ergebnisse der Erforschung handschriftlicher Sammlungen patristischer<br />

Exzerpte zur Eucharistielehre, vor allem solcher, die auf Ab t<br />

Heriger von Lobbes (gestorben 1007) zurückgeführt werden : ` Exaggeratio<br />

plurimorum auctorum de corpore et sanguine Domini ' / ` Dict a<br />

domni abbatis Herigeri de c . et s. D . ') . — Hans Martin SCHALLER geh t<br />

(S. 245-260) den wenigen Fragmenten und mittelbaren Bezeugunge n<br />

des verlorenen ` Planctus Italiae ' nach, einer distichischen Dichtun g<br />

des staufisch gesinnten Eustachius (Eustasius) de Matera, Richter in<br />

Venosa, der vor Karl I . von Anjou hatte fliehen müssen . Darin waren<br />

die Schicksale der einzelnen Städte Italiens dargestellt . Augenscheinlich<br />

ist das Werk auch benützt in dein 'Compendio de le istorie del Regno<br />

di Napoli' des Pandolfo Collenuccio <strong>aus</strong> Pesaro (1444-1504) . In einem<br />

Textanhang sind die erhaltenen Fragmente abgedruckt . — Paul Gerhard<br />

SCHMIDT macht (S. 261-266) auf den ` Hortus deliciarum ' Hermanns<br />

von Werden (an der Ruhr) aufmerksam, eine 1225/26 geschaffene<br />

interpretierende Versifikation der Sprüche Salomos in rund 1000 0<br />

Versen (Distichen), gedacht als Supplement zur ` Aurora ' des Petrus<br />

Riga. IIn Vorgriff auf die bevorstehende Erstedition publiziert er di e<br />

Vorrede und die ersten 32 Verse .<br />

August Bucx beleuchtet (S . 267-276) die Art, wie Dante in seinen<br />

politischen Briefen und seiner ` Monarchia ' antike Autoren heran -<br />

zieht : Mit Hilfe der `Aeneis ' stellt er sein Programm der Weltmonarchie<br />

bis hin zu Heinrich VII . dar. Bedeutend für seine Vorstellunge n<br />

vom Aufbau einer gerechten Ordnung ist Aristoteles, vor allein mit seiner<br />

` Nikomachischen Ethik '. Lucan wird als Geschichtsquelle heran -<br />

gezogen, Ovids ` Metamorphosen ' als mythologisches Handbuch .<br />

(S . 269, Z. 17 : deseviet ; S . 272, 16 : secundum.) — Pavel SPUNAR ediert<br />

(S . 277-280) ein (linkisch geschriebenes) Gedicht auf den Tod Johann s<br />

von Luxemburg, Königs von Böhmen (1310-64), inc. : Annis millenis<br />

trecentis sex quadragenis, das von einem lesco stammt, vielleicht<br />

Jesek-Jan, 1341/42 als Prälat an der Prager Burg bezeugt. Auszüg e<br />

davon kannte man <strong>aus</strong> der Chronik Franzens von Prag. Vielleicht<br />

stammen weitere der dortigen Gedichteinlagen, die man ihm selber<br />

zuschrieb, ebenfalls von Dritten . — Fidel RÄDLE geht (S. 281-293) dem<br />

vom 13. Jh. an bis in die Jesuitendramen hinein verbreiteten Exemplum<br />

von Verurteilung, Hinrichtung und Höllenfahrt Erzbischof Udos vo n<br />

Magdeburg nach, der es mit einer Äbtissin getrieben hat. Durch quel-


224 P . STOT Z<br />

lenkritisch-motivgeschichtliche Aufarbeitung — ins Spiel komme n<br />

Texte <strong>aus</strong> Cassian, den Vitae patrum, den Dialogen Gregors des Grossen<br />

sowie der 2 . Pseudo-Hieronymus-Brief — macht er deutlich, das s<br />

das übermächtige ältere Erzählgut mit seinen Modellen je und je sic h<br />

mittelalterlicher Realität bemächtigt und sie geformt hat . — Bengt<br />

LÖFSTEDT steuert (S . 295-305) vermischte sprachliche Beobachtungen<br />

zu der ` Wandalia ' und der ` Saxonia ' bei, zwei Werken zur nordeuropäischen<br />

Geschichte, verfasst von dem Hamburger Theologen Albert<br />

Krantz (1448-1517) . — Mirella FERRARI geht (S. 307-318, 1 Tafel) de r<br />

Buchproduktion in Mailand im 15 . Jh. nach, namentlich anhand<br />

unscheinbarer Vermerke der Pergamentmacher am Rande der Bogen .<br />

Für zwei Klöster untersucht sie eingehender das Verhältnis von eigene r<br />

und <strong>aus</strong>wärtiger, gewerblicher Buchherstellung . — Ein Handschriften- ,<br />

sowie ein Namen- und Sachregister beschliesst den gehaltvollen, gediegenen<br />

Band .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Festschrift für Paul Klopsch. Her<strong>aus</strong>gegeben von Udo KIN<strong>DE</strong>RMANN ,<br />

Wolfgang MA AZ, Fritz WAGNER [Göppinger Arbeiten zur Germani -<br />

stik 492] . Göppingen, Kümmerle, 1988, 633 S., Portr.<br />

Die Festschrift, dein nunmehr emeritierten Ordinarius für Lateinische<br />

Philologie des Mittelalters und der Neuzeit in Erlangen gewidmet ,<br />

vereinigt eine beeindruckende Reihe von Beiträgen seiner Kollegen un d<br />

Freunde. Die meisten von ihnen können hier nur gerade erwähnt wer -<br />

den, andere dürfen ihrem Inhalt zufolge ganz übergangen werden .<br />

Zunächst jedoch sei auf einige wenige Aufsätze etwas näher eingetreten<br />

:<br />

In ihren ` Untersuchungen zum Verhältnis von spätantiker und mittellateinischer<br />

Bibelepik' geht Cornelia BRAuN-Irgang (S . 1-45) von der<br />

Diskussion um diesen Gattungsbegriff <strong>aus</strong> . Ihr besonderes Interesse gil t<br />

den hochmittelalterlichen Grossformen : Odo von Cluny, ` Occupatio ' ,<br />

Fulcoius von Beauvais, 'De nuptiis . . . ', Laurentius von Durham ,<br />

` Hypognosticon . . . ' und Petrus Riga, ` Aurora ' . Am Beispiel der<br />

Behandlung des Besuchs der Magier und des Bethlehemitischen Kinder -<br />

mordes arbeitet sie her<strong>aus</strong>, inwieweit die mittelalterlichen Gestaltunge n<br />

den spätantiken verhaftet sind, inwieweit sie darüber hin<strong>aus</strong>führen, un d<br />

welch unterschiedliche Akzentsetzungen insgesamt möglich sind .<br />

Unter dem Titel ` Waltharius und kein Ende ? ' trägt Franz BRUN-<br />

HöLzL (S. 46-55) die These vor, die uns vorliegende lateinische Dich-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 22 5<br />

tung sei im wesentlichen eine Übersetzung eines althochdeutsch (oder<br />

gotisch) geschriebenen, germanisch-heidnischen Epos . Darauf fahrt ih n<br />

die Beobachtung, dass nur punktuell, in linkischer Art, einzelne christ -<br />

liche Züge eingesetzt seien, während gröbste Verstösse gegen das christ -<br />

liche Sittengesetz — die Tötung von um Schonung bittenden Unterlegenen<br />

— stehen geblieben seien . [Vgl. die überarbeitete Fassung : F' B' .<br />

Was ist der Waltharius ? (Abhandlungen der Marburger gelehrte n<br />

Gesellschaft 21) . München : Fink, 1988 . 20 S .]<br />

Joseph SZÖVÉRFFY eröffnet (S . 476-515) einen Gang durch die Entwicklungsgeschichte<br />

der Hymnen und Sequenzen im Hinblick auf<br />

Maria. (Vgl. seine Monographie : Marianische Motivik der Hymnen . . .<br />

Leyden 1985.) Mit reichlichen Textzitaten vergegenwärtigt er di e<br />

Anfänge (Ambrosius, Sedulius, Venantius Fortunatus u . a. m.), behandelt<br />

die grossen Schöpfungen der Karolingerzeit (so Ave maris stella) ,<br />

geht auf Notkers Sequenzen ein und bespricht dann die eigentlichen<br />

Mariensequenzen bis hin zu den theologisch reich befrachteten Regulären<br />

Sequenzen der Gotik . Er wirft auch einen Blick auf die Einflüsse<br />

des Hymnos akathistos .<br />

Benedikt K . VOLLMANN schlägt (S . 532-543) vor, Carm. Cantabr . 4 8<br />

(inc . O admirabile Veneris idoluin) nicht i. S. einer gleichgeschlechtlichen<br />

Beziehung zu deuten, sondern auf die Liebe zwischen einem<br />

sich auf eine Meerfahrt begebenden — Mann und seinem Mädchen ,<br />

wonach der Text Züge eines Reisesegens enthielte. Str. 1 wäre dem<br />

Mann, Str. 2f. der Frau in den Mund gelegt ; furls (1, 5) und emulu s<br />

(3, 5) bezöge sich auf den Teufel . Dem Aufsatz ist ein Textdruck mit<br />

Übersetzung beigegeben .<br />

Ricarda LIVER kennzeichnet (S . 308-323), auf dem Hintergrund de r<br />

Diskussion um die Ursprünge der Pastourelle, die Art der Beziehun g<br />

zwischen lateinischer und volkssprachlicher Liebesdichtung im Sinn e<br />

einer freien wechselseitigen Beeinflussung, nicht : eines Hervorgehen s<br />

der einen <strong>aus</strong> der anderen. Die lateinischen Dichtungen haben ihre<br />

eigenen Inspirationsquellen, z . B. das Hohelied. Des näheren stellt sie<br />

Stabat mater dolorosa und Carm . Bur . 177 einander gegenüber, geht<br />

auf die Strophenzuteilung an Mann und Mädchen in Carm . Cantabr .<br />

27 ein. Sie arbeitet den spielerisch-parodistischen Charakter zweie r<br />

Pastourellen Walthers von Châtillon (Declinante frigore und Sole<br />

regente loia) her<strong>aus</strong> ; ferner berührt sie Carm . Bur 90, 157 und 158 .<br />

Martin SCHOTTKY schlägt (S. 445-454) vor, als Schauplatz des<br />

Ruodlieb ' Spanien anzunehmen. In den Afri sieht er Mauren ; der rex<br />

minor wäre unter den Herrschern in den kleinen Teilreichen zu suchen ,<br />

wie sie um die Mitte des 11 . Jh's in Andalusien bestanden. Beim rex


226 P . STOTZ<br />

maior denkt er an Ferdinand I. den Grossen (um 1017 bis 106 5<br />

lebend) .<br />

Ludwig GoMPF stellt (S . 56-66) die in St. Gereon in Köln befindliche<br />

sogenannte Blutsäule bzw . die dazu gehörige hochmittelalterliche<br />

Inschrift zusammen mit zwei <strong>aus</strong> der Merowingerzeit überlieferte n<br />

Mirakeln, nach welchen Übeltäter an jener Stelle festgebannt wurden .<br />

Er geht in diesem Zusammenhang auf verschiedene Stellen im Ysengrimus<br />

' ein ; an zweien von ihnen wird die Säule <strong>aus</strong>drücklich genannt .<br />

In den Szenen, da der Wolf zu Meineiden veranlasst wird und den<br />

Schaden davon hat, sieht er, wie noch in anderem, Kritik des Dichter s<br />

am Reliquienwesen der Zeit. [Ausserdem sei erwähnt : L ' G' . Die sogenannte<br />

Blutsäule in St. Gereon. (Colonia Romanica . . . 4, 1989, S . 58-<br />

62, mit 2 Abb .) .]<br />

Udo KIN<strong>DE</strong>RMANN bespricht und ediert (S . 175-206) erstmals eine<br />

der kleineren geistlichen Dichtungen des Abtes Gregor von Montesaero<br />

(s. weiter oben) : ein von Brautmystik geprägtes Gebet in 25 3<br />

Hexametern, inc . Principium, primogenitus, re semper in omni ( . . .) . Mi t<br />

ediert sind die Glossen, die dem Text in der einen der beiden Hss ., di e<br />

ihn überliefern, beigegeben sind .<br />

Franz-J . KONSTANCIAK will (S. 257-292) zeigen, dass hinter den etymologisierenden<br />

Worterklärungen mittelalterlicher Lexikographe n<br />

nicht lediglich Unverstand und Willkür stehen, sondern dass Erklärungselemente<br />

<strong>aus</strong> älteren Texten neu gefügt und umgeformt werden ;<br />

dadurch wird das damalige Verständnis des sprachlichen Systems<br />

beleuchtet. Er geht vom Artikel celeuma im ` Catholicon ' des Johanne s<br />

Balbi <strong>aus</strong> und zieht dessen Quellen, Papias und Ugutio von Pisa ,<br />

heran . In einem Exkurs widmet er sich Osbern von Gloucester und de n<br />

Derivationstraktaten ; dabei verwendet er die Wortgruppe um caelun t<br />

als Beispiel . Er untersucht dann Balbis celeuma-Artikel nach der Herkunft<br />

der einzelnen Bestandteile . Anhangsweise geht er den römische n<br />

Bezeichnungen des Rudermeisters und des Musikersklaven nach .<br />

Franz QUADLBAUER greift (S . 398-423) eine Definition des mittlere n<br />

Stils auf, die Benvenuto da Imola am Eingang seines Kommentars z u<br />

Dantes ` Commedia ' vorbringt. Es geht darum, ob der mittlere Sti l<br />

eher als Mischung <strong>aus</strong> Elementen des hohen und des niederen zu gelte n<br />

habe, oder ob er etwas für sich Stehendes sei. Es wird ein ungedruckter<br />

Kommentar zur Rhetorica ad Herennium ' <strong>aus</strong> dem 14 . Jh. beigezogen,<br />

ferner werden Einflüsse <strong>aus</strong> Ciceros ` Orator ' und Horazens ` Ars '<br />

bzw. Pseudo-Acro (mit Beizug weiterer Texte) her<strong>aus</strong>gearbeitet . Dass<br />

der mittlere Stil mit der Satire verknüpft erscheint, hängt damit zusammen,<br />

dass dieses Genus mit dem — zwischen Tragödie und Komödie


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 227<br />

plazierten, inzwischen obsolet gewordenen — Satyrspiel in eins gesetz t<br />

worden war .<br />

Fidel RADLE beschäftigt sich (S . 424-444) mit dem Werk ` De incertitudine<br />

et vanitate scientiarum atque artium ' Agrippas von Nettesheim,<br />

dein ` Bellum grammaticale ' des Andreas Guarna und vor allein<br />

mit dein ' Regnum Humanitatis ', einem Bühnenstück des Jesuite n<br />

Jakob Gretser <strong>aus</strong> dem Jahre 1587 . In unterschiedlichen Abstufungen<br />

kommt darin die Gegnerschaft gegen die im Spätmittelalter hochgehaltenen<br />

Lehrmeister der Sprache zum Ausdruck . Zur Zeit Gretsers waren<br />

diese nur mehr „ungefährliche ", bestenfalls noch belächelte Schemen .<br />

Die eigentliche Stossrichtung seines Angriffs — welcher zeitlich mit der<br />

Ausarbeitung des ersten jesuitischen Studienprogramms zusammenfällt<br />

— geht gegen Erasmus (und andere) .<br />

Lothar SEMMLINGER behandelt die Frage der Echtheit von Ov . am .<br />

3, 5 (S. 455-475), Eva KLOPSCH ebendies für den ` Culex ' (S . 207-<br />

232) . Ernst WALTER befasst sich mit der Geltung Eutrops als Schulautor<br />

-- das war er jedoch erst in der Neuzeit (S . 549-553). — Friedrich<br />

HEBERLEIN bespricht den Ausdruck Romanas caeremonias recognascere<br />

in den ` Acta Cypriani ' 1 (S. 83-100). — Anhand von Beobachtungen<br />

zur Dichtersprache, zu den literarischen Gattungen un d<br />

zu neuen Inhalten im Werk des Ausonius charakterisiert Joachim<br />

GRUBER dessen Stellung am Beginn der spätantiken lateinischen Literatur<br />

(S. 67-82). — Unter dein Titel ` Princeps und poeta in Lyon '<br />

behandelt Severin KosTER die Gedichte 13, 3 und 4 des Sidoniu s<br />

Apollinaris (S . 293-307). — Lore WIRTH-Poelchau untersucht Diminutivbildungen<br />

in den römischen Inschriften Kölns ; im wesentlichen<br />

geht es um Cognomina (S . 600-607) . — Eckhard HÖFNER widmet sich<br />

unter dem Gesichtspunkt `Parodie und Lachen ' (<strong>aus</strong>ser einem provenzalischen<br />

Lied des Raimbaut d'Aurenga) dein Carm . Bur . 222<br />

(Ego sum abbas), zu welchem er einen hypothetischen Ausgangstex t<br />

kirchlich-ernsten Inhalts konstruiert (S. 101-127). — Ulrich MOLLER<br />

erörtert heutige Interpretationen mittelalterlicher Melodien zu de n<br />

'Carmina Burana ' (S . 359-369) .<br />

Kurt KLUXEN sieht die 'Utopia ' des Thomas Morus als Wegbereiterin<br />

moderner Sozialanalyse (S . 233-256) . Wolfgang MAAZ behandelt<br />

den neulateinischen Dichter Heinrich Boger (vor 1450-1505) und ediert<br />

von ihm das Gedicht, mit welchem dieser Ovids Verfasserschaft an ` D e<br />

vetula ' zwar bezweifelt, schliesslich aber doch gelten lässt (inc . Miror<br />

quis fiseris ; vgl. Walther, Initia Nr. 16062) (S. 345-358). -- Christine<br />

JAcxsoN-Holzberg beschäftigt sich mit der Erst<strong>aus</strong>gabe des `Carme n<br />

de bello Saxonico ', Strassburg 1508 ; dar<strong>aus</strong> druckt sie die Widmungsvorrede<br />

des Gervasius Soupherus (<strong>aus</strong> dein Breisgau), ferner einen von


228 P . STOTZ<br />

Beatus Rhenanus an Jakob Wimpfeling gerichteten Brief ab (S . 128 -<br />

143) . — Kl<strong>aus</strong> KARRER geht den Vorstellungen nach, die sich neulateinische<br />

Dichter von ihrer Tätigkeit machten, dies am Beispiel de s<br />

Johannes Posthius (1537-97) (S . 144-174). — Theodor VERWEYEN trägt<br />

Gesichtspunkte der Barockphilologie zu Textbegriff und Editionstätigkeit<br />

vor (S . 516-531) . — Fritz WAGNER zählt die Erwähnungen mittellateinischer<br />

Autoren und Werke in August Wilhelm Schlegels Vorlesungszyklus<br />

zur Geschichte der deutschen Sprache und Poesie auf<br />

(S. 544-548). — Haijo Jan WESTRA bespricht Erich Auerbachs literaturkritische<br />

Methode (S . 569-575) .<br />

Zürich Peter STOTZ .<br />

Kontinuität und Wandel . Lateinische Poesie von Naevius bis Baudelaire<br />

. Franco MUNARI zum 65 . Geburtstag . Her<strong>aus</strong>gegeben von<br />

Ulrich Justus STACHE, Wolfgang MAAZ und Fritz WAGNER . Hildes -<br />

heim, Weidmann, 1986 . XV, 714 S ., Portr .<br />

Mit dieser Festschrift wird der in Berlin wirkende Latinist italienischer<br />

Herkunft geehrt, der die Dichtung in lateinischer Sprache au s<br />

allen Zeiten als Gesamterscheinung zu erfassen sucht. Die in dem statt -<br />

lichen Band vereinigten Beiträge widerspiegeln dieses Bestreben . Man -<br />

che unter ihnen können hier freilich nur ganz knapp erwähnt werden .<br />

Das gilt für die Studie von Scevola MARIOTTI zur Bedeutung vo n<br />

concinnare in einem Naevius-Fragment (S . 1-5), diejenige von Herman n<br />

TRANKLE zur Stellung der Aegeusgeschichte in Catulls 64. Gedich t<br />

(S. 6-14) sowie die von Hubert CANCIK zu Vergils 2. Ekloge (S . 15-34) ,<br />

für weitere Aufsätze über Vergil von Alfonso TRAINA (S . 35-42) un d<br />

Peter KRAFFT (S . 43-62) sowie denjenigen von Viktor Pösct-IL über das<br />

Liebesthema in Hor . carm. 1, 1-9 (S. 63-69). Mit einem Schwerpunk t<br />

unter den Forschungsinteressen des Jubilars, mit Ovid, befassen sich i n<br />

ihren Arbeiten Francesco <strong>DE</strong>LLA CORTE (S . 70-78), Josef <strong>DE</strong>LZ (S . 79 -<br />

90), Wolfgang SPEYER (S . 90-99), Ernst DOBLHOFER (S . 100-116) un d<br />

Georg LUCK (S . 117-133). Ilona OPELT handelt über die Verwendung<br />

von Anapästen in den lyrischen Partien von Senecas Tragödien (S . 134-<br />

142), Karlhans ABEL würdigt die 3 . Satire des Persius als dichterische s<br />

Kunstwerk (S. 143-187). Ebenfalls in das Gebiet der Satire schlägt<br />

C. Joachim CLASSENS Erkundungen zum Begriff der Ironie anhand de r<br />

3. Satire Juvenals (S . 188-216) . Reinhard HÄUSSLER geht der Sicht de s<br />

oft belächelten Typus `Dichterling ' im Laufe der Zeit nach (S . 217 -<br />

253) . Michael von ALBRECHT erörtert die Auswirkungen der allgemei-


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 229<br />

nen geschichtlichen Entwicklung der römischen Kaiserzeit auf die Literatur<br />

(S. 254-263) . Alf ÖNNERFORS widmet sich dem Versbrief des Ausonius<br />

an Hesperius (epist. 2 Sch. / 20 Pp.) (S . 264-272). Vinzenz<br />

BucHHEIT entfaltet das Thema der militia Christi durch Gegenüberstellung<br />

zweier Märtyrerhymnen (Ambr . hymn . 10 B. / Prud . perist. 2, 1 -<br />

20) (S. 273-289) . Giovanni PASUCCI beschäftigt sich mit Stück 3 de r<br />

` Epigrammata Bobiensia ' (S . 290-297) . Sebastiano TIMPANARO steuert<br />

Verbesserungsvorschläge zur Edition der Anthologia Latina ' von<br />

D. R . SHACKLETON BAILEY bei (S. 298-314), dieser seinerseits solche zur<br />

Textgestalt der ` Laudes Iustini ' des Corippus, bezogen auf die Arbeiten<br />

von U . J . Stache und Alan und Averil Cameron (S. 315-319) . Willy<br />

SCHETTER befasst sich mit metrischen Angaben in Prudentiushandschriften<br />

(S . 320-334) .<br />

Nachstehende Beiträge seien etwas <strong>aus</strong>führlicher erwähnt :<br />

Dag NORBERG ediert und bespricht (S. 335-346) zwei Gedichte i n<br />

Strophen zu drei trochäischen Septenaren <strong>aus</strong> einer Reichenauer Hs .<br />

des 10./11 . Jh's. Das eine (inc . Factor orbis angelorum, Schaller / Könsgen,<br />

Initia Nr. 4920) handelt von den Namen und Aufgaben der neu n<br />

Engelchöre, das andere (inc . Mater illa prole quondam) ist ein Lied<br />

Tiber die Gewinnung der Reichenauer Markusreliquie . Beiden ist mit<br />

Gedicht Nr. 4 des Smaragdus von St-Mihiel gemeinsam, dass das Prinzip<br />

regelmässigen Alternierens gemäss Wortakzent mit Metrizität de r<br />

Zeilen verbunden ist .<br />

Claudio LEONARDI gibt (S. 347-363) eine Neuedition des dreiteiligen<br />

erzählenden Hymnus über den heiligen Juvenal von Narni i m<br />

umbrisch-römischen Hymnar (inc . Clarescat terris Iuhenalis gloria) .<br />

Dabei kommt er teilweise zu andern Ergebnissen als der Berichterstatter<br />

in seiner etwa gleichzeitig erarbeiteten Edition (Sonderformen de r<br />

sapphischen Dichtung . . ., München 1982, S . 362-371, Nr . 72) .<br />

Peter DRONKE geht (S. 364-390) Gestaltungen des Dido-Stoffes i m<br />

I-loch- und Spätmittelalter nach, die von Vergil und Ovid wegführe n<br />

und dein subjektiven Empfinden der liebenden Frau Raum geben ,<br />

deren Tod gar zum Liebes-Martyrium werden kann. Sein Weg führ t<br />

ihn von Carm . Bur . 100 (mit Text und Übersetzung) über den Leich<br />

Anna soror (Walther, Initia Nr. 1061) und Carm . Bur . 98, über ei n<br />

Stick ` Oral poetry ' <strong>aus</strong> Indien zum altfranzösischen ` Roma n<br />

d'Eneas ', Heinrich von Veldekes ` Eneide ' und schliesslich zu Chaucers<br />

' House of faine' und ` Legend of good women ' . Einspruch sei<br />

erhoben gegen die Annahme einer Anspielung auf Sexuelles in de m<br />

Ausdruck cetera in Carm . Bur . 100, 4a, 12 .<br />

Alessandro PEROSA bespricht (S. 391-409) eine bisher unbekannte<br />

Hs, der elegischen Komödie ` Geta ' des Vitalis von Blois : Stuttgart,


230 P . STOT Z<br />

LB Poet. et phil. 4° 37 . Diese Hs., die auch den `Paulus' des Pie r<br />

Paolo Vergerio sowie Lukian-Dialoge enthält, stammt wohl <strong>aus</strong> Italie n<br />

und war im Besitz Johannes Trösters, Propsts von Mattsee (Mitte 15 .<br />

Jh.). Im folgenden werden die Varianten, bezogen auf die Edition vo n<br />

F. BERTIN1, gebucht und wird der Platz der Hs . im stemma codicu m<br />

erörtert .<br />

Rino AVESANI weist (S . 410-423) Benutzung ebendieser Dichtung i m<br />

Stück 55 der ` Regia carmina' zu Ehren König Roberts von Anjo u<br />

nach. Deren Her<strong>aus</strong>geber (C . GRASSr, Prato 1982) weist sie Convene -<br />

vole da Prato, dem Lehrer Petrarcas, zu. Wahrscheinlicher ist Ducci o<br />

di Amadore der Verfasser ; von ihm stammt eine — freilich verschollene<br />

— geistliche Dichtung in Distichen, genannt `Cincturale' .<br />

Franz QUADLBAUER zeigt (S. 424-445), wie im Dicht-Unterricht de s<br />

12. Jh's, der aetas Ovidiana, formalistische Missverständnisse antike r<br />

Theoretikerstellen zu selbstsicherer Kritik an antiken Autoren führe n<br />

konnten : Matthäus von Vendôme tadelt in seiner ` Ars versificatoria '<br />

an zwei Stellen die Erzählweise Ovids : einmal (zu Met . 1, 588ff.), wei l<br />

er in der Stufenfolge der Liebe zwei Grade übersprungen habe, einma l<br />

(zu Met. 1, 699ff.), weil er die Darstellung einer Handlung durch ein e<br />

vorgreifende Einschalt-Erzählung (mit Erzählerwechsel) verunklär t<br />

habe .<br />

Helmut BOESE veröffentlicht (S . 446-460) <strong>aus</strong> einer Stuttgarte r<br />

Bibelhs . der 1 . Hälfte des 13 . Jh's (LB Bibl. 2° 84) erstmals ein Gedicht ,<br />

worin eine bestimmte — so bisher unbelegte — Ordnung der biblischen<br />

Bücher vorgeschlagen wird, inc . Versibus Egidii non dedignere doceri .<br />

Verfasser ist offenbar Aegidius von Paris, der die 'Aurora ' des Petru s<br />

Riga <strong>aus</strong>gestaltet hat .<br />

Paul Gerhard SCHMIDT bespricht und veröffentlicht (S . 461-485) ei n<br />

Werk des englischen Zisterziensers Thomas von Froidmont, das nu r<br />

mehr in zwei Hss . des 17, Jh's greifbar ist ; die Beschreibung der Abenteuer,<br />

die seine ältere Schwester Margareta auf einer Pilgerfahrt in s<br />

Heilige Land (1187) erlebte . Es handelt sich um eine Art Doppelbearbeitung<br />

: Einer <strong>aus</strong>gebauten Vorschau (prefacio), mit ` Odoeporicu m<br />

' überschrieben, folgt die distichische Dichtung 'Pericula Margarit e<br />

Iherosolimitane ' ; darin wird in lebendiger Weise, mit Einführung der<br />

Schwester als Erzählerin, der Stoff im einzelnen dargeboten (inc . Que<br />

nuper didici, referam prece victus amici) .<br />

Giovanni ORLANDr legt (S. 486-531) Besserungsvorschläge zu den<br />

Dichtungen des Bellino Bissolo, der in der 2 . Hälfte des 13 . Jh's in<br />

Mailand wirkte, vor .<br />

Michele FEo erörtert und ediert (S . 531-569) Briefe Bernhards vo n<br />

Meung bzw. seines Umkreises, <strong>aus</strong> welchen der Sinn des 12 . Jh's fürs


CHRONIQUES ET COMPTES RENDUS 23 1<br />

Phantastisch-Bizarre spricht : Ein Normanne erbittet von seine m<br />

Freund Hilfe gegen eine Schildkröte, das Volk der Pygmäen vo m<br />

König von Spanien gegen die Kraniche — und dieser antwortet, e r<br />

werde die Falken schicken . Die Fleischspeisen fordern die Fische auf,<br />

samt der Fastenzeit zu verschwinden, und die Fastenzeit gibt zur Ant -<br />

wort, sie bleibe da . Nach einer herkömmlichen Edition als Prosa werden<br />

die Texte nochmals gedruckt, diesmal in ungeregelte, freie Verse<br />

gegliedert.<br />

Und noch ein kurzer Blick auf die letzten Beiträge : Enzo CECCHIN I<br />

gibt die Neuedition des ` Diaffonus ', eines poetischen Briefwechsel s<br />

(wohl <strong>aus</strong> den Jahren 1315/16) zwischen dem bolognesischen Magiste r<br />

Giovanni del Virgilio und einem schlecht fassbaren Ser Nuccio, der<br />

jedenfalls <strong>aus</strong> den Marken stammt (S . 570-597). — Frank-Rutger<br />

HAUSMANN gibt Verzeichnisse datierter Hss . des 15. Jh's <strong>aus</strong> Italien für<br />

Tibull, Catull, Properz, Ovids ` Epistula Sapphus ', Martial, die ` Pria -<br />

pea ' . Bei den Tibull-Hss. schliesst er auch die nur datierbaren ein ; si e<br />

untersucht er anschliessend noch genauer und nennt Schreiber, Besitze r<br />

und Benutzer (S . 598-632). — Aus dem Bericht Daniel Papebroch s<br />

über seine 1660-62 unternommene Reise zur Vorbereitung der ` Acta<br />

sanctorum' ediert und übersetzt Udo KIN<strong>DE</strong>RMANN den Abschnitt übe r<br />

Padua (S. 633-670), dazu trägt Maria PAPKE kunsthistorische Erläuterungen<br />

bei (S . 670-690). Zum Schluss stellt Jan ÖBERG ein lateinische s<br />

Gedicht mittelalterlichen Stils vor, das Charles Baudelaire an ein e<br />

fromme und gelehrte Schneiderin namens Francisca richtete (S . 691-<br />

698) .<br />

Dein reichhaltigen Band ist ein Autoren- und ein Handschriftenregister<br />

beigegeben .<br />

Zürich Peter STOTZ .

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