ZT | Dezember 2013
Ausgabe 21 - 12/13
Ausgabe 21 - 12/13
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
WAS FÜR EIN<br />
STRESS!<br />
VON WERNER TIKI KÜSTENMACHER<br />
Wenn der Stress im Job oder im Privatleben überhand nimmt, kann er zur dauerhaften Belastung<br />
werden und sogar krank machen. Der Kern des Problems jedoch, das Gefühl, dem Druck hilflos ausgeliefert<br />
zu sein, lässt sich mit einigen, verblüffend simplen Tricks im Alltag deutlich vermindern.<br />
Stress, so liest man immer wieder, war früher eine<br />
gesunde und notwendige Reaktion. Gern wird<br />
diese Argumentation mit einem vereinfacht<br />
konstruierten Urmenschen illustriert, der noch<br />
gegen Säbelzahntiger und Mammuts kämpfen<br />
musste; da wurden, so heißt es, diese Stressmechanismen<br />
noch wirklich gebraucht. Heute dagegen hätten wir es nur<br />
noch mit vergleichsweise marginalen Gefahren zu tun. Das<br />
glaube ich nicht. Das limbische System, sozusagen unser<br />
Säugetiergehirn, entwickelt heute die gleichen berechtigten<br />
Emotionen wie in der frühen Steinzeit. Kinder haben Angst<br />
vorm Lehrer, Erwachsene sind wütend auf ihren Chef oder<br />
zornig über ihren Partner. Das alles führt zu wirklich empfundenem,<br />
echtem Stress, der ernst zu nehmen ist.<br />
Ungesund sind hierbei nicht unbedingt die Bedingungen,<br />
die den Stress provozieren. Gefährlich kann vielmehr unser<br />
Gefühl der Ausweglosigkeit werden, das in unübersichtlichen<br />
oder überfordernden Situationen aufkommt. Die<br />
Lösung liegt darin, eine höhere Toleranz gegenüber unangenehmen<br />
Menschen und Situationen zu entwickeln, die<br />
sogenannte Resilienz. Es gilt, sich die simple Frage zu stellen:<br />
„Lässt sich das, worüber ich mich gerade so aufrege, überhaupt<br />
ändern?“ Viele Menschen sind furchtbar wütend über<br />
ihre Vergangenheit: Wie ihre Eltern sie behandelt haben,<br />
was man in der Schule mit ihnen gemacht hat, dass sie die<br />
falsche Ausbildung gewählt haben. Da muss man cool und<br />
vernünftig sagen: „Schluss damit, das ist Schnee von gestern,<br />
da kann ich nichts dran machen, ich will nach vorne blicken.“<br />
Woran merke ich aber persönlich, wann mein gesundes Maß<br />
an Stress erreicht ist? Dafür besitzen wir ein wunderbares<br />
und sicheres Anzeigeinstrument: Unseren Körper. Körperliche<br />
Signale zeigen uns frühzeitig, wenn’s zu viel wird. Dann<br />
tut der Rücken weh, die Haut juckt, man wacht mitten in<br />
der Nacht auf und kann nicht mehr einschlafen. Im fortgeschrittenen<br />
Stadium plagen einen Sehstörungen, das Gehör<br />
fällt aus oder es pfeift im Ohr. Zunächst ist es wichtig, diese<br />
Warnsignale des Körpers überhaupt aktiv wahrzunehmen;<br />
viele Menschen ignorieren sie, bis es nicht mehr geht. Auch<br />
sollte man auf keinen Fall einfach die Symptome behandeln,<br />
sondern sich schonungslos fragen: Was will mein Körper mir<br />
damit sagen?<br />
Wie steht es mit dem berühmten positiven Stress, bereichert<br />
der tatsächlich unser Leben? Ich persönlich erlebe positiven<br />
Stress nicht direkt als Stress. Das ist eher das Gefühl „Wow,<br />
es läuft“, also der berühmte „Flow“, wenn alles leicht von der<br />
Hand geht und man mit der Arbeit „im Fluss“ ist. Im Alltag,<br />
82 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 83