Ausgabe 4/2013 - Schoellerbank
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BÖRSEN & MÄRKTE<br />
weiter und sorgte für Aufsehen, als bekannt wurde,<br />
dass sie neben Devisen, kurzfristigen Forderungen<br />
und länger laufenden Anleihen mittlerweile auch<br />
Aktien zu ihren Aktiva zählt. Diese neue Strategie<br />
macht sich auch bezahlt: So wies die Schweizerische<br />
Nationalbank (SNB) für das erste Quartal <strong>2013</strong> einen<br />
Gewinn von CHF 11 Mrd. aus, knapp die Hälfte aus<br />
Aktiengewinnen. Natürlich steigt aber mit dem neuen<br />
Geschäftsmodell auch das Risiko im Portfolio dieser<br />
„smart investors“.<br />
Wenn Ben Bernanke spricht ...<br />
Vor allem im Zusammenhang mit der unkonventionellen<br />
Maßnahme des Anleihenkaufs ergeben sich<br />
gänzlich neue Einflussmöglichkeiten der Notenbanken.<br />
So war seit Mai dieses Jahres folgende Situation an<br />
den Märkten zu beobachten: Der US-Notenbank-Präsident<br />
Ben Bernanke kündigte in einer Aussendung an,<br />
die FED würde möglicherweise ab Herbst beginnen,<br />
weniger Liquidität über Anleihenkäufe bereitzustellen<br />
(„Tapering“). Die Kapitalmärkte reagierten auf diese<br />
Aussage teils extrem: Länger laufende US-Treasuries<br />
verloren innerhalb weniger Monate 10 Prozent<br />
Manche Notenbank sorgte für<br />
Aufsehen, als bekannt wurde,<br />
dass sie neben Devisen, kurzfristigen<br />
Forderungen und länger laufenden<br />
Anleihen mittlerweile auch<br />
Aktien zu ihren Aktiva zählt.<br />
ihres Wertes, die Renditen schnellten im 10-jährigen<br />
Bereich von 1,6 auf 3 Prozent hoch. Auch in Europa<br />
waren derartige Bewegungen zu spüren, deutsche<br />
Staatsanleihen verloren im gleichen Zeitraum immerhin<br />
ca. 5 Prozent.<br />
Vom Reden und Tun<br />
Was man alleine mit Rhetorik erreichen kann, zeigte<br />
die Schweizerische Nationalbank. Als die SNB im<br />
Herbst 2011 ankündigte, einen fixen Korridor für<br />
das Währungspaar EUR/CHF einzuführen, verlor der<br />
Schweizer Franken schlagartig 9 Prozent an Wert.<br />
Seit diesem Zeitpunkt hielt das Treasury der SNB den<br />
Wechselkurs in einem sehr engen Band praktisch fix.<br />
Die erste Bewegung war „gratis“ zu haben, erst für<br />
das jahrelange Verteidigen der gewünschten Kursmarke<br />
musste die eidgenössische Zentralbank tief<br />
Ben Bernanke kündigte an, eventuell weniger Liquidität über Anleihenkäufe<br />
bereitzustellen.<br />
in die Tasche greifen: Die Geldbasis hat sich in der<br />
Schweiz seit Sommer 2011 laut Aussagen des IWF<br />
verfünffacht und entspricht laut Neue Zürcher Zeitung<br />
(NZZ) aktuell ca. 85 Prozent der jährlichen Schweizer<br />
Wirtschaftsleistung.<br />
Auch eine bloße Aussage des europäischen Notenbank-Präsidenten<br />
Mario Draghi im Sommer 2012 hat<br />
die Macht glaubwürdiger Rhetorik belegt: Nach einem<br />
schwierigen Frühjahr 2012 mit Korrekturen an den<br />
Aktienmärkten, dramatischen Renditeausweitungen<br />
in der Euro-Peripherie (10-jährige italienische Anleihen<br />
rentierten über 6 Prozent) und einer einhergehenden<br />
heftigen Renten-Rallye in Kerneuropa erklärte<br />
Europas oberster Notenbanker, alles in seiner Macht<br />
Stehende zu unternehmen, um den Euro zu retten.<br />
„Und glauben Sie mir, es wird genug sein“. Mit dem<br />
Tag dieser Aussage war der Rendite-Tiefpunkt überwunden,<br />
die Risikomärkte befinden sich mehr als ein<br />
Jahr danach noch immer im „overdrive“.<br />
Don’t fight the FED!<br />
Anleger sind jedenfalls gut beraten, die faktische Macht<br />
der Zentralbanken nicht zu ignorieren. Vermögensinflation<br />
sollte nicht abseits der Aussagen und Strategien<br />
der Zentralbanker interpretiert werden. Positionierungen<br />
in extremen Märkten sollten im Zweifel eher<br />
mit Hausverstand und Blick auf die Notenbank als mit<br />
sturen mathematischen Modellen erfolgen. Ganz nach<br />
dem Motto: „Don’t fight the FED!“ n<br />
mehr Vermögen 04/<strong>2013</strong> | 07