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Persönlichkeitstheorien und Menschenbilder VO SS 2002 Dr. Friederike Rothe Mitschrift von Marion Harpf z.B. meine Theorie, wie ich mit kleinen Kindern umzugehen habe: Ich darf ein kleines Kind nicht schlagen! ...und wenn das Kind zum 10. Mal den Bogen überspannt, rutscht mir doch die Hand mal aus... (= widersprüchlich!) - Intuition: kann die empirische Psychologie nicht fassen, weil es was dubioses ist! THEORIE = FAKTEN miteinander in Beziehung setzen! = Gesamtheit von Erkenntnissen in Zusammenhang bringen, aber ohne Widerspruch! Bsp. Mißbrauch von Kindern durch Geistliche (gab es immer schon, erst jetzt aktuell...) THEORIE braucht: • Logik / Gültigkeit • Widerspruchsfreiheit • Brauchbarkeit • Expliziertheit (= eindeutige Terminologie/Begrifflichkeit; z.B. Definition von Ich-Selbst-Kern) WISSENSCHAFTSTHEORIE: à Wie komme ich zu einer gesicherten Erkenntnis? - man versuchte zu überlegen, wie man dazu kommt, daß eine Theorie richtig verläuft (⇒ eine Theorie über Wissenschaft) Schlagworte: Empiristen des 17. Jhr. - „Was ist, sehe ich!“ - Carl Copper: „Alle Schwäne sind weiß!“ (Empiristen: „Ich sehe, also ist es so!“) Logische Positivisten (19. Jhr.) - „Ich kann vermuten, daß alle Schwäne weiß sind, aber ich überprüfe experimentell immer wieder!“ (Haben eine Theorie verifiziert/bestätigt) Kritische Rationalisten - Sir Carl Popper: „Das müssen wir uns genauer ansehen wegen dem Induktionsproblem!“ d.h. eine Aussage wie „Alle Schwäne sind weiß!“ ist gar nicht zulässig, weil ich niemals alle Schwäne gesehen haben kann!!! (vgl. ich kann niemals alle Ängste aufzählen!) – hier schließe ich nämlich auf etwas, das ich nicht überprüfen kann!!! (= das Induktionsproblem: ich schließe von einer Zahl, die ich beobachtet habe, auf eine unbegrenzte Zahl! Auch in der Psychologie habe ich immer nur Stichproben [es geht hier um die Konstrukte 2. Art]). Popper: „Es macht wegen Induktionsprobleme keinen Sinn, Theorien bestätigen zu wollen! Wir sehen also zu, ob man sie falsifizieren/widerlegen kann!“; man kann sagen: „Die Theorie hat sich vorläufig bewährt!“ (solange man keinen andersfarbigen Schwan gesehen hat!) Theorien können wir empirisch nicht verifizieren! Theorien bleiben hypothetisch, können NIE endgültig richtig sein! à Welche Theorie erklärt mir Verhalten und Erleben des Menschen besser als andere? (es ist naiv zu glauben, daß es EINE Theorie gäbe, die richtig ist!) [Zusammenfassung:] - Konstrukt = gedankliche Abstraktion, nicht eigene Wesenheit - Geisteswissenschaft Naturwissenschaft • ideographisch • nomothetisch • Sinnzusammenhänge verstehen • Kausalzusammenhänge/Erklärung • Einzelne Momente • Erfaßt Mensch als Ganzheit Persönlichkeitstheorien und Menschenbilder SS2002 Seite 16
Persönlichkeitstheorien und Menschenbilder VO SS 2002 Dr. Friederike Rothe Mitschrift von Marion Harpf - Begriff der „Einmaligkeit“: die empirische Psychologie: leugnet die Einzigartigkeit des Individuums nicht – das heißt nicht, daß wir uns total voneinander unterscheiden! Problem der Theorienpluralität à es gibt 300-600 verschiedene therapeutische Richtungen! Wichtig bei Theorienbildung sind: à eindeutige Terminologie (vgl. Selbst – Ich usw.): Was ist kompatibel, was widerspruchsfrei, was nicht? à Widerspruchsfreiheit (zumindest in abendländischen Kulturen) dringend notwendig! à Brauchbarkeit, Gültigkeit Wissenschaft = ein Tun, wo es um eine Gesamtheit von Erkenntnissen geht, die sich auf den gleichen Gegenstand beziehen und untereinander in Verbindung gebracht werden (Einzelerkenntnisse in Verbindung/Beziehung setzen) ⇒ ein Mehr an Erkenntnis gewinnen Wissenschaftstheorien: Wie bilde ich eine Theorie? Wie komme ich zu Einzelerkenntnissen? [vgl. Popper: „Alle Schwäne sind weiß!“] • naiver Empirismus: „Was ich sehe, das ist so!“ • logischer Positivismus: „Eine Theorie ist erst dann wahr, wenn sie mehrmals experimentell bewiesen wurde!“ • kritische Rationalisten: Induktionsproblem: „Ich kann niemals alles untersuchen, sondern nur eine repräsentative Untersuchung machen, d.h. einen Teil untersuchen! Also versuch ich gar nicht mehr zu verifizieren/beweisen, sondern ich versuche evtl. nur zu falsifizieren! Die Theorien bleiben also hypothetisch, ich kann sie empirisch nicht verifizieren, sondern nur sagen: ‚Die Theorie hat sich [bis jetzt] bewährt!“ Wir haben alle unsere eigenen Theorien. Vgl. Erfurt: wir haben keine Theorien für das, was da passiert ist (Amoklauf): Das macht uns nervös! In der Therapie: Man soll Klienten öfters fragen: „Wie erklären Sie sich ihre Handlungsweise?“ Dann wird er versuchen Theorien aufzustellen: „Immer wenn unter Zeitdruck gerate, dann kommen mir diese Gedanken. Immer wenn...“ ⇒ er wird nach einer Regelmäßigkeit suchen, nach seiner subjektiven Krankheitstheorie! Diese ist wichtig und wir müssen sie in Erfahrung bringen, da der Klient uns hier was erklären will, das wir sonst nicht begreifen! WALTER HERZOG: „Modell und Theorie in der Psychologie“ (1984) [= Buch; Grundlage dieser VO!!] à Was machen wir mit dieser Theorienvielfalt, damit wir sie auch wissenschaftlich haben? Wir müssen ein SUBJEKTIVES MOMENT annehmen als sog. Jumping-Point! Bsp. Schlüssel: Wir alle verwenden jeden Tag Schlüssel auf so selbstverständliche Art und Weise, daß wir uns gar nicht bewußt sind, wie genau wir ihn verwenden! Wenn uns jemand fragt: „Ja, wie genau hast du ihn gehalten, umgedreht, hingelegt...“, dann geraten wir in Verlegenheit! Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die allerselbstverständlichen Dinge in unserem Leben richten, dann haben wir keine Ahnung! Das trifft auch auf unser Denken über den Menschen zu, denn nur ab und zu halten wir mal an bzw. inne und richten unsere Aufmerksamkeit auf den Denkprozeß wie wir den Menschen eigentlich sehen!“ SUBJEKTIVES MOMENT ⇒ viele Theorien, Schulenbildung Bsp. Denken wir uns, wir befinden uns in einem Raum, in dem irgendwo eine Säule (= Gegenstand) steht. Frage: „Wie komme ich am besten zu der Säule? Gehen Sie auf die Säule zu!“ Welches ist der richtige Weg? ⇒ Den richtigen Weg gibt es nicht, es gibt nur einen besseren Weg! Es kommt auch darauf an, wo ich im Raum gerade stehe! Man kann die Säule auf verschiedene Art und Weise erreichen (von links, rechts, Mitte, quer, oben, durch ein Loch von unten nach oben usw.)! Säule Persönlichkeitstheorien und Menschenbilder SS2002 Seite 17
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