25.12.2013 Aufrufe

22.04.2013 - Der Reinbeker

22.04.2013 - Der Reinbeker

22.04.2013 - Der Reinbeker

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

22. April 2013<br />

kultur 33<br />

Hellmuth Karasek im St.-Adolf-Stift<br />

Warum Billy Wilder ihm beim Schreiben seiner Biografie das Wort »Buchteln«<br />

immer wieder herausstreicht<br />

Reinbek – Er ist<br />

schon lange der<br />

Wunschkandidat vom<br />

Lothar Obst gewesen.<br />

FOTO: Nicole Langbein<br />

Jetzt konnte er die<br />

Liste der bedeutenden<br />

Redner beim 12.<br />

<strong>Reinbeker</strong> Frühjahrsvortrag<br />

um diesen<br />

Namen verlängern:<br />

Professor Dr. phil.<br />

Hellmuth Karasek, Gestalter<br />

der deutschen<br />

Zeitungslandschaft,<br />

Mitherausgeber der<br />

welt, Leiter des<br />

spiegel-Kulturressorts,<br />

Mitstreiter Marcel<br />

Reich-Ranickis<br />

beim Literarischen<br />

Quartett und Autor<br />

mehrerer Bücher, gab<br />

sich die Ehre. Sein<br />

Thema: Die Zukunft der deutschen<br />

Sprache. Gut 200 Gäste hörten<br />

gespannt zu und sprachen teils die<br />

Reime und Liedtextpassagen laut<br />

mit, die der 79-jährige Karasek aus<br />

der alten Zeit hervorzauberte.<br />

Die Organisatoren im St.-Adolf-<br />

Stift, allen voran der kaufmännische<br />

Direktor des <strong>Reinbeker</strong><br />

Krankenhauses, Lothar Obst,<br />

hatten sich für den zu erwartenden<br />

vergnüglich-unterhaltsamen Abend<br />

ein besonderes Bonbon einfallen<br />

lassen. Zur Umrahmung gab es<br />

klassische Musik von Mozart,<br />

Karaseks Lieblingskomponisten.<br />

Um den Abend perfekt abzurunden<br />

spielten die Streicher und Hornisten<br />

das Stück »Ein musikalischer<br />

Spaß«, den Christoph Moinian<br />

(Horn) vorab erläuterte. Mozart<br />

habe damit den anderen Komponisten,<br />

die sich in ihrer Arbeit<br />

vielleicht allzu ernst nahmen, einen<br />

derben Spaß spielen wollen. Ein<br />

wunderbares Stück, exzellent und<br />

amüsant zugleich vorgetragen. Rachel<br />

Harris, Anne von Hoff, Yvetta<br />

Skowronek, Birte Schulz, Christoph<br />

Moinian und Gregor Lentjes waren<br />

mit großer Liebe zur Musik und<br />

zum Spiel dabei.<br />

Treffen sich zwei Spinnen. Sagt<br />

die eine: Warum habe ich denn so<br />

lange nichts von dir gehört. Sagt<br />

die andere: Ich hatte kein Netz.<br />

Böse ist, wer es einen plumpen<br />

Kalauer nennt. Denn die Sachlage<br />

verhält sich ganz anders: Es ist<br />

ein Spaß der modernen Zeit, eine<br />

Neukreation von Wortspielen, die<br />

Bauunternehmen<br />

Sanierung · Umbau<br />

Reparaturen · Badsanierung<br />

Fliesen<br />

Thomas Weßolleck<br />

Professor Dr. Hellmuth Karasek hat es sich in dem roten Lesersessel<br />

gemütlich gemacht und parliert über die Stärken und<br />

Schwächen der deutschen Sprache.<br />

die deutsche Sprache leben lässt.<br />

Aber der Reihe nach: Professor<br />

Dr. Hellmuth Karasek lässt sich auf<br />

das Mozartspiel ein und beginnt<br />

»improvisatorisch«, wie er es ausdrückt.<br />

Mozart habe sich mit Kraftausdrücken<br />

nie zurückgehalten.<br />

Ein Tourette-Syndrom sei an ihm<br />

zu erkennen gewesen, dass auch<br />

bei anderen bekannten Menschen<br />

deutlich zu hören war. Luther etwa,<br />

der sich das gesprochene Wort<br />

und den ersten Druck der Schriften<br />

zunutze machte, »konnte mit der<br />

Sprache furzen«, nennt es der Professor<br />

für Theaterwissenschaften.<br />

Und schon ist er bei den Dialekten,<br />

allen voran der beliebteste für<br />

Witze aller Couleur: der sächsische.<br />

Eine Frau bestellt bei der Hotline<br />

einen Flug nach Bordeaux und bekommt<br />

ein Ticket nach Porto. »Wobei<br />

es auch andersherum gewesen<br />

sein kann«, meint der Sprachkenner.<br />

Im Sächsischen hört sich halt<br />

einfach beides gleich an. Goethe<br />

soll angeblich auf seinem Sterbebett<br />

»mehr Licht« gesagt haben,<br />

doch es war wohl eher das Hessische<br />

»Mer liecht hier schlecht«<br />

und mitten im Satz habe ihn das<br />

Zeitliche gesegnet. Das Hessische<br />

hat also auch so seine Tücken,<br />

doch das Schwäbische ist besonders<br />

heikel, wie der Experte für<br />

die deutsche Sprache an mehreren<br />

Beispielen belegen kann. Früher<br />

habe es nur die Mundart gegeben.<br />

Und heute gelte es, genau diese zu<br />

bewahren und zu erhalten. Daher<br />

freut er sich besonders, wenn die<br />

Maurermeister<br />

Haidkrugchaussee 11 · 21465 Reinbek · : 040/710 976 76<br />

Fax: 040/710 976 75 · wessolleck-bauunternehmen@gmx.de<br />

Stewardess das Wort<br />

tummeln benutzt und<br />

ist traurig, wenn Billy<br />

Wilder ihm beim Schreiben<br />

seiner Biografie das<br />

Wort »Buchteln« immer<br />

wieder herausstreicht.<br />

Wie schade, wo man<br />

doch endlich mal ein<br />

gemeinsames Mundart-<br />

Wort gefunden habe,<br />

meint Karasek. Aber<br />

Wilder verbindet mit<br />

den Buchteln nicht nur<br />

die süßen Brötchen,<br />

sondern auch das Wort<br />

Brüste. Also raus damit.<br />

Überhaupt ist der<br />

79-Jährige ein großer<br />

Fan davon, der Bedeutung<br />

von bildreichen<br />

Wendungen oder<br />

politisch unkorrekten<br />

Wörtern auf den Grund zu<br />

gehen. Eskimo heißt übersetzt<br />

»der, der rohes Fleisch isst« und<br />

kommt im Übrigen in einem seiner<br />

Lieblingslieder vor »<strong>Der</strong> ich-duer-sie-Eskimo«.<br />

Ein unbestritten<br />

amüsanter Reim. Er erklärt, warum<br />

es »Arschkarte gezogen« heißt und<br />

die »Tagebücher getürkt« waren.<br />

»Die Spinne am Morgen« ist eh<br />

klar (eben nicht das Tier, sondern<br />

die Spinnerei) und dabei fällt ihm<br />

eben jener moderne Kalauer mit<br />

der Spinne ein, die kein Netz hat.<br />

Und »das Kamel, das durch das<br />

Nadelöhr geht« ist nicht das Trampeltier<br />

mit dem Höcker, sondern<br />

das frühere Wort für ein dickes<br />

Seil. Dass außerdem der Genitiv<br />

im Sinkflug ist und der Konjunktiv<br />

II, der Irrealis, bei den meisten<br />

schon komplett gestrichen wurde,<br />

ist zwar bekannt, aber man kann<br />

es auch schön ausdrücken: »Die<br />

Sprache neigt dazu, ihre Gewichte<br />

abzuwerfen und schwächer zu<br />

werden.« Wortgewandt und schön.<br />

Amüsant laviert Karasek sich<br />

durch die Stärken und Schwächen<br />

der deutschen Sprache, hat hier<br />

und dort einen Kalauer parat,<br />

erklärt mit Vorliebe, welche Wörter<br />

und Redewendungen woher<br />

stammen, gesteht seine Liebe zum<br />

Palindrom und beweist, dass er<br />

des »Schaffner-Englischs« mächtig<br />

ist. Dabei nimmt er es aber auch<br />

in Kauf, dass sich der rote Faden<br />

verheddert (um es mal im Mundartlichen<br />

zu sagen) und lässt die<br />

Zukunft der deutschen Sprache,<br />

den Titel des Abends, unbearbeitet<br />

dahin gestellt. Vielleicht will<br />

er ja auch nur zum Nachdenken<br />

darüber anregen, welche Wörter<br />

man sich selbst bewahren möchte<br />

und die deutsche Sprache mit all<br />

ihren Facetten schätzen sollte. Und<br />

vermutlich findet man die Antwort<br />

in seinen Büchern, die er im Anschluss<br />

signiert.<br />

<br />

Nicole Langbein<br />

René Wendland<br />

Kirschenweg 37m<br />

21465 Reinbek<br />

Tel. 040 / 679 567 54<br />

Liebe <strong>Reinbeker</strong>innen, liebe <strong>Reinbeker</strong>!<br />

Am 26. Mai 2013 finden in Schleswig-<br />

Holstein Kommunalwahlen statt.<br />

Hierbei haben Sie auch die Gelegenheit,<br />

über die Zusammensetzung der<br />

<strong>Reinbeker</strong> Stadtverordnetenversammlung<br />

in den kommenden fünf Jahren<br />

zu entscheiden. Und damit über die<br />

politischen Schwerpunkte, die dort<br />

vertreten werden sollen.<br />

Ich setze mich dafür ein, dass Reinbek<br />

eine attraktive Stadt bleibt, geprägt<br />

von lebendigen und grünen Stadtteilen.<br />

Eine Aufgabe der Kommunalpolitik<br />

in den kommenden Jahren wird es<br />

sein, die intakten Nachbarschaften<br />

und das ehrenamtliche Engagement zu<br />

unterstützen. Wir müssen weiter dafür<br />

sorgen, dass die Einkaufsmöglichkeiten<br />

in den Stadtteilen erhalten bleiben.<br />

Beruf und Familie müssen in Reinbek<br />

vereinbar bleiben; das erfordert<br />

bedarfsgerechte Öffnungszeiten der<br />

Kindertagesstätten sowie die Schaffung<br />

von Ganztagsschulen.<br />

Reinbek ist hoch verschuldet. Eine<br />

zukunftsorientierte Finanzpolitik muss<br />

sich dieses Problems annehmen. Allerdings<br />

sind gerade sozial Schwächere<br />

darauf angewiesen, dass die Kommune<br />

ihre Schutzfunktion wahrnimmt und<br />

öffentliche Dienstleistungen bezahlbar<br />

sind. Ein Sparen zu Lasten Ärmerer darf<br />

es daher nicht geben.<br />

Ich freue mich auf Ihre Fragen und<br />

Anregungen.<br />

Ihr René Wendland<br />

René Wendland kandidiert<br />

im Wahlkreis 01 –<br />

Neuschöningstedt-Nord<br />

Sozial. Gerecht. In Reinbek<br />

www.spd-reinbek.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!