Katalog - Antiquariat Franz Siegle
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“Leipziger Totentanz” – Komplett<br />
31 Hirsch, Karl-Georg, Totentänze. (6 Gedichte verschiedener Autoren). Komplette<br />
Folge von 6 Bänden. Hrsg. von Herbert Kästner. Gestalterische Konzeption Gert<br />
Wunderlich. Mit insgesamt 42 (6 signierten) Orig.-Holzstichen von Karl-Georg Hirsch.<br />
4°. Orig.-Pappbände in typogr. gestalteter Orig.-Papp-Kassette. Leipzig, Leipziger<br />
Bibliophilen-Abend, 1998–2002. € 1.800.–<br />
Eins von 100 Exemplaren (Gesamtaufl.: 125); Druckvermerk von Hirsch, Wunderlich und dem jeweiligen<br />
Autor signiert. – Die 6 Gedichte stammen von Kerstin Hensel, Hubert Schirneck, Peter<br />
Gosse, Volker Braun, Kathrin Schmidt und Richard Pietraß. – „Die Autoren interpretierten das<br />
Thema auf sehr verschiedenartige Weise. Als untauglich erwies sich das Defilee von Ständen oder<br />
auch nur von Prototypen als Spiegel der Gesellschaft, die nicht mehr hierarchisch geordnet,<br />
sondern in Milieufelder zergliedert ist. Und wenn Tod und Sterben aus dem Alltag weitgehend<br />
verdrängt sind und assoziiert werden als Schicksal und Erfahrung des Individuums, treten auch die<br />
‚Moribundi‘ als Einzelne dem Tod gegenüber… In Karl Georg Hirschs dynamischer Handschrift<br />
sind Tod und Sterben kein leises und stilles Abschiednehmen, die Konfrontation mit dem unabwendbaren<br />
Schicksal des ‚omnia mihi subdita‘ schafft gesteigerten Ausdruck und intensivere<br />
Empfindung der Zeitlichkeit, in ekstatischen Tänzen und bizarren Konstellationen verdeutlicht<br />
Hirsch das Miteinander von Tod und Vitalität, Schrecken und Lust, Werden und Vergehen. Mensch<br />
und Tod – einander seltsam ähnelnd – erscheinen als Figuren eines auf ewig verbundenen Paares.<br />
Die satirisch überhöhten Physiognomien und grotesken Verrenkungen der Akteure erinnern an die<br />
Gestalten mit kunstvoll verzerrten Gliedern und in höchst ungewöhnlichen Stellungen, die an<br />
romanischen Kapitellen und Portalen dämonische Kräfte bannen sollten. Ein weit zurückgeneigter<br />
Kopf deutet in der Ikonographie mittelalterlicher Kunst an, dass der Geist den Tod des Fleisches<br />
überleben wird. Aus vorchristlicher Überlieferung stammen die Symbolik des Spiegels als Todesorakel<br />
– noch heute pflegt man bei einem Todesfall die Spiegel zu verhängen – und das Sinnbild des<br />
ausgestreckten Fingers, von Hirsch häufig benutzt. Mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, gilt als<br />
unanständig, wie uns aus den Ermahnungen in Kindheitstagen noch geläufig ist…“ (Ingrid und<br />
Herbert Kästner, Der Leipziger Totentanzzyklus des Karl-Georg Hirsch, S. 113–122 in: L’Art<br />
Macabre. 4. Jahrbuch der europäischen Totentanz-Vereinigung).<br />
Der Bleisatz in von Band zu Band wechselnden Schriften sowie den Buchdruck führte die Leipziger<br />
Offizin Haag-Drugulin aus. Die Gesamtgestaltung und Herstellung lag in den Händen von Gert<br />
Wunderlich, Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Die Handeinbände<br />
fertigte Lothar Säuberlich, Leipzig. – Siehe Abbildung Seite 21.<br />
32 Höchstfürtreflichstes Chiromantisch- und Physiognomisches Klee-Blat, bestehend<br />
aus drey herrlichen Tractaten und zwar erstlich des Kunst-berühmtesten Ronphyle<br />
Hand-Wahrsagung; zum andern Niclas Spadons Schauplatz der Curiositäten; und dann<br />
drittens Johann Sigmund Eltzholtzens Anthropometrie oder Meß-Kunst des Menschlichen<br />
Cörpers. Alles aus dem Frantzösischen, Italiänischen, Lateinischen und Griechischen<br />
übers. durch I. G. D. T. 3 Werke in 1 Bd. Mit gestoch. Frontispiz und 20 Kupfertafeln.<br />
15 Bll., 112; 208; 550 Seiten. Halbpergamentband der Zeit mit hs. Rückentitel.<br />
Nürnberg, J. Zieger, 1695. € 1.950.–<br />
Einzige Ausgabe dieses Zusammendrucks dreier okkulter Schriften in deutschen Übersetzungen. –<br />
Spadons Schrift (Tl. 2), italienisch als „Studio di curiosità“ schon 1662 erschienen, behandelt<br />
Physiognomie, Chiromantie und Metoposkopie, während Elsholtz‘ „Anthropometria“ (lateinisch<br />
1654) einen interessanten Versuch darstellt, aus Körperproportionen und besonderen Körperbildungen<br />
den menschlichen Charakter sowie besondere Fähigkeiten und Gaben zu erschließen. –<br />
Die Kupfer, chiromant. und physiognomische Darstellungen, verteilen sich auf alle 3 Werke, doch<br />
sind diejenigen zu Teil 2 fälschlich in Teil 1 gebunden worden. – Schönes Exemplar! – VD17<br />
3:606181M. Krivatsy 5755. Paisey (Brit. Libr.) H 1240 (inkomplett). Graesse, Bibl. mag., 101 und<br />
107. – Siehe Abbildung Seite 2.