Katalog - Antiquariat Franz Siegle
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Technik überaus fein gehalten, und doch ist die<br />
Zeichnung kräftig und frei. Von allen Totentanz-<br />
Folgen, die nach Holbein erschienen sind, geben<br />
nach Rowlandsons großen Karikaturen<br />
und Chodowieckis Almanachblättern die Schellen<br />
berg’schen Kupfer am besten die jeweilige<br />
Zeitepoche wieder… Sehr seltene Tote ntanzfolge,<br />
als eines der typischsten Zeitdokumente<br />
dürfte es in keiner Totentanz-Sammlung fehlen“<br />
(Slg. Oppermann 1200). – „Dass der Tod<br />
im Titel kameradschaftlich ‚Freund Hein‘ genannt<br />
wird, ist begründet in der aufklärerischen<br />
Debatte über die Darstellung des Todes<br />
im 18. Jahrhundert. Diese Debatte wurde ausgelöst<br />
durch Lessings Abhandlung ‚Wie die<br />
Alten den Tod gebildet‘ von 1769, in der er fordert,<br />
dass der Tod nicht länger hässlich und<br />
Schrecken erregend dargestellt werden soll.<br />
Lessing plädiert für den antiken Todesgenius<br />
Thanatos. Schellenberg reiht sich in den durch<br />
Lessings Abhandlung entfachten Todesdiskurs<br />
ein, denn auch er erstrebt eine veränderte<br />
Todes darstellung. Er zeigt den Tod jedoch als<br />
Skelett, das im Gegensatz zu Thanatos in der<br />
christlichen Ikonographie tief verwurzelt ist.<br />
Dieses Skelett bezeichnet er als ‚Freund Hein‘,<br />
eine Worterfindung, die er Matthias Claudius‘<br />
‚Wandsbecker Boten‘ entlehnt. Dieser neue<br />
Name soll es den Menschen erleichtern über<br />
den Tod zu reden… Die traditionellen Totentänze von Holbein bis Rentz verweisen durch zusätzliche<br />
Szenen der Genesis (Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, u. a.) und des Jüngsten Gerichts<br />
auf ein jenseitiges Leben. Schellenbergs Werk verzichtet als erster Totentanz auf diese rahmenden<br />
Szenen, in denen die christliche Todesanschauung dargelegt wird. Zudem werden in diesem modernen<br />
Totentanz aktuelle Themen wie eine Ballonfahrt, die Aufhebung eines Klosters oder die Freimaurerloge<br />
dargestellt“ (Zum Sterben schön. Ausst.-Kat. Museum Schnütgen Köln, No. 105). –<br />
Meist fleckig, Tafeln an den Rändern auch stockfl. und vereinzelt wasserrrandig; auf dem Titel zeitgen.<br />
hs. Vermerk „25 Blätter“.<br />
Erste Biographie des Heilbronner Reformators<br />
91 Schnepff – Rosa, Johannes, Oratio de vita …Doctoris Erharti Schnepfii. , recitata<br />
Ienae… 39 Seiten, 1 Bl. Kl.–8°. Pappband mit marmor. Bezug. Leipzig, Officina Voegeliana,<br />
1562. € 480.–<br />
Erste Ausgabe der ersten Biographie des schwäbischen Reformators (lat. Snepfius, bei Melanchthon<br />
bisweilen scherzweise Sunipes). – Über den 1495 in Heilbronn geborenen Erhard Schnepff, der<br />
1525 in Schwäbisch Hall das von Brenz verfasste sog. ‚Syngramma Suevicum‘ unterschrieb, und<br />
seitdem zusammen mit Brenz an der Spitze des süddeutschen Luthertums im Kampf gegen die<br />
Abendmahlslehre der Schweizer stand, vgl. ausführl. Herzog/Hauck 17, 670 ff. – Schon früh war er<br />
als evangel. Prediger in Weinsberg (1520), Neckarmühlbach im Kraichgau (1522) und in Wimpfen<br />
(1523) tätig. – VD16, R 3087.<br />
Die umfassendste Darstellung medizinischer Instrumente der Zeit<br />
92 Scultetus (Schultes), Johannes, Wund-Artzneyisches Zeug-Haus / In Zween<br />
Theil abgetheilt: Welches auss dem Lateinischen / von dess Authoris Brudern Sohn /<br />
Johann Schultes … reformirtem / verbessert- und an vielen Orten vermehrtem / auch