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Rückblick - Deutsch-Japanische Gesellschaft in Bayern eV

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<strong>Japanische</strong> Gartengeschichte<br />

Rückschau von Dr. Andrea Hirner auf den Vortrag von<br />

Kanji Nomura am 20.09.2012<br />

Wie bei der Übernahme von Schrift, Buddhismus und Künsten erfolgte auch <strong>in</strong> der<br />

Entwicklung der Gartenarchitektur e<strong>in</strong> Wechsel zwischen re<strong>in</strong>er Adaption der ch<strong>in</strong>esischen<br />

und koreanischen Vorbilder und der Rückbes<strong>in</strong>nung auf eigene japanische Traditionen. So<br />

erläuterte Prof. Nomura anhand von Relikten die „Gärten der Gottheiten“ im Altertum aus<br />

dem Glauben heraus, dass sich <strong>in</strong> Quellen und <strong>in</strong> großen Ste<strong>in</strong>en Gottheiten verbergen<br />

würden. In der Verehrung von Felsen und alten<br />

Bäumen ist das als Relikt noch im heutigen Japan<br />

spürbar. Dennoch heute vermeidet man e<strong>in</strong> Behauen<br />

von großen Ste<strong>in</strong>en. Mit der Übernahme des<br />

Buddhismus wurden Tempelgärten geschaffen,<br />

während der Adel der Heian-Zeit die Anlage von<br />

Häusern und Gärten nach dem ch<strong>in</strong>esischen<br />

Geomantie-Denken bevorzugte.<br />

Diejenigen berühmten Gärten, die heute<br />

Anziehungspunkte für Touristen s<strong>in</strong>d, wurden vor<br />

allem <strong>in</strong> der Muromachi-Zeit geschaffen (Mitte des<br />

14. bis Ende des 16. Jahrhunderts), ebenfalls e<strong>in</strong> Zeitraum der Rückbes<strong>in</strong>nung auf<br />

japanische Traditionen, <strong>in</strong> der auch die noch immer gültigen Pr<strong>in</strong>zipien formuliert wurden:<br />

E<strong>in</strong>heit von Gebäude und Garten (Verschmelzen von Innen und Außen), E<strong>in</strong>bettung des<br />

Gartens <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung, der Garten als verkle<strong>in</strong>ertes Abbild des Kosmos und daraus<br />

abgeleitet die Verwendung von aus der Natur entnommenen Bestandteilen.<br />

Durch die Richtung des Zen im Buddhismus kamen e<strong>in</strong>mal die „Gärten zum<br />

Herumwandern“ und dann auch die berühmten „leeren Gärten“ aus Ste<strong>in</strong>en und Kies auf,<br />

die „kare sansui“-Gärten, die vorwiegend zur Meditation der Mönche angelegt wurden.<br />

Heute gelten sie als „der japanische Garten“ schlechth<strong>in</strong>. Auf das Lehrhafte an diesen<br />

Gärten, wie z.B. die Anlage von Wasserfällen (Wasser oder trocken, d.h. mit Ste<strong>in</strong>en<br />

dargestellt), die den Weg zur Erleuchtung symbolisieren, konnte Prof. Nomura die Zuhörer<br />

durch Details h<strong>in</strong>weisen, die hier sicher nicht bekannt waren: So stellt der Ryōanji den<br />

„ruhenden Drachen“ dar, der die höchste Weisheit erlangt hat, wobei das Rautenmuster<br />

des Bambuszauns die Schuppen des empor gestiegenen Drachens darstellt.<br />

Aus solchen Details konnte jeder Zuhörer für sich den Schluss ziehen, dass e<strong>in</strong> japanischer<br />

Garten nicht durch das E<strong>in</strong>pflanzen von e<strong>in</strong> paar Bäumen und das Ausstreuen von Kies<br />

entsteht, sondern e<strong>in</strong> quasi-religiöses Konzept übernimmt. Dennoch gibt es seit der Neuzeit<br />

auch die Möglichkeit, lediglich nach den Pr<strong>in</strong>zipien der überlieferten Gartenbaukunst<br />

moderne Gärten anzulegen. Die Zuhörer dankten Herrn Nomura durch reichen Applaus.<br />

Veramstaltungsrückblick 2012 Seite 36

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