Bötsch beschützt Biobeiträge Seite 4 Investieren trotz ... - Bioaktuell.ch
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KONSUM <br />
Ursula Sobota,<br />
«Naturlade», 8636 Wald<br />
Die 55-jährige Ursula Sobota betreibt zusammen mit Barbara Lange seit a<strong>ch</strong>tzehn Jahren den<br />
«Naturlade» im zür<strong>ch</strong>eris<strong>ch</strong>en Wald. Im Mai erhielt der Naturlade die Auszei<strong>ch</strong>nung «Biofa<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>äft<br />
des Jahres» (vgl. bioaktuell 5/09, <strong>Seite</strong> 17). Die Quereinsteigerin s<strong>ch</strong>reibt nebenamtli<strong>ch</strong> als<br />
Redakteurin für die «Walder Zeitung».<br />
1 Warum verkaufen Sie Lebensmittel<br />
– und ni<strong>ch</strong>t zum Beispiel<br />
Bü<strong>ch</strong>er oder Autos?<br />
Bü<strong>ch</strong>er wären au<strong>ch</strong> eine Mögli<strong>ch</strong>keit gewesen,<br />
Autos auf keinen Fall. Lebensmittel<br />
stehen dem Mens<strong>ch</strong>en am nä<strong>ch</strong>sten,<br />
das brau<strong>ch</strong>t er wirkli<strong>ch</strong>, jeden Tag. Mir<br />
ist es sehr wi<strong>ch</strong>tig, dass es Biobäuerinnen<br />
und Biobauern gibt und dass i<strong>ch</strong> Biolebensmittel<br />
verkaufe. I<strong>ch</strong> könnte keinen<br />
normalen Laden führen. Mir geht es um<br />
die Bioproduktion. Die Qualität überzeugt<br />
mi<strong>ch</strong>, und das immer mehr, gerade<br />
au<strong>ch</strong> die Demeter-Produkte. Ebenso<br />
wi<strong>ch</strong>tig ist für mi<strong>ch</strong> die Umwelt. Es freut<br />
mi<strong>ch</strong> enorm, wenn es Hecken gibt, wenn<br />
unserer Natur gut ges<strong>ch</strong>aut wird und<br />
wenn sie berei<strong>ch</strong>ert wird.<br />
2 Sind in Ihrem Ges<strong>ch</strong>äft auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
biozertifizierte Lebensmittel<br />
erhältli<strong>ch</strong>?<br />
Wir führen etwa zwei Prozent andere,<br />
von denen wir uns ni<strong>ch</strong>t trennen können.<br />
Das ist zum Beispiel eine Olive aus<br />
Frankrei<strong>ch</strong>, die wir seit Bestehen des Ladens<br />
führen. Dann beziehen wir den Most<br />
von einem alten Bauernehepaar ganz<br />
in der Nähe, die einen wunders<strong>ch</strong>önen<br />
Obstgarten pflegen und seit jeher ni<strong>ch</strong>t<br />
gespritzt haben. Es wäre sehr merkwürdig,<br />
wenn wir ihnen jetzt sagen würden,<br />
sie müssten si<strong>ch</strong> zertifizieren lassen. Wir<br />
geniessen den Kontakt mit unseren Produzenten<br />
sehr. Man<strong>ch</strong>mal denke i<strong>ch</strong>, die<br />
Bauern sollten vermehrt mit dem Fa<strong>ch</strong>handel<br />
statt mit den Grossverteilern zusammenarbeiten.<br />
Wir su<strong>ch</strong>en ständig Produkte,<br />
wir haben tendenziell zu wenig.<br />
3 Sind Biokunden besonders<br />
kritis<strong>ch</strong>?<br />
Ja si<strong>ch</strong>er. Sie fragen viel, sind sehr belesen<br />
und wollen vor allem über Inhaltsstoffe<br />
Genaueres wissen.<br />
4 Brau<strong>ch</strong>en sie viel Beratung?<br />
Ja, es ist sehr beratungsintensiv. Von den<br />
Inhaltsstoffen über Anbau, Transport,<br />
Verpackung etc. Die lustvolle Beratung<br />
ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> besonders gerne: Dass jemand<br />
reinkommt und fragt, «A<strong>ch</strong>, was sollen<br />
wir heute zum Mittagessen ko<strong>ch</strong>en?<br />
Hast du mir etwas Feines?» Das mögen<br />
die Leute, wenn wir ihnen ein s<strong>ch</strong>önes<br />
Gemüse anpreisen, dazu einen wunderbaren<br />
Reis …<br />
5 Gibt es viele, die aufwendige<br />
Verpackungen oder weite Transporte<br />
vermeiden wollen?<br />
Ja. Das ist immer wieder ein Thema. Gerade<br />
bei der Verpackung musste die Bioszene<br />
wegen der Coop-Kunden Kompromisse<br />
eingehen. Glasflas<strong>ch</strong>en wurden<br />
dur<strong>ch</strong> Pet- oder Plastikflas<strong>ch</strong>en ersetzt,<br />
wir mussten buntere Etiketten haben, das<br />
war früher ni<strong>ch</strong>t so. Die Bioleute wollten<br />
lieber eine einfa<strong>ch</strong>ere Verpackung. Seit<br />
dem Einstieg der Grossverteiler hat si<strong>ch</strong><br />
das stark verändert.<br />
6 Kaufen die Leute Bio, weil sie<br />
si<strong>ch</strong> gesund ernähren oder weil sie<br />
die Umwelt s<strong>ch</strong>onen wollen?<br />
Beides. Die ältere Generation kommt aus<br />
der Umweltbewegung und ist dem Naturgedanken<br />
sehr nahe. Die neue Generation<br />
von Biokunden will ein gutes, gesundes<br />
Produkt. Sie ma<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so<br />
viele Gedanken darüber, was alles damit<br />
zusammenhängt. Die Jungen wollen ein<br />
Produkt, das ihnen guttut.<br />
7 Teilen Sie Ihre Kunds<strong>ch</strong>aft in<br />
Lyfestyle- oder Kundentypen ein?<br />
Nein, das entspri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t meiner Art zu<br />
denken. Für mi<strong>ch</strong> ist es interessant zu<br />
s<strong>ch</strong>auen, was s<strong>ch</strong>ätzen Junge mit Kindern<br />
oder Ältere, um mein Angebot mögli<strong>ch</strong>st<br />
breit zu halten. Wir haben eine sehr stabile<br />
Kunds<strong>ch</strong>aft, die kann i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t in sol<strong>ch</strong>e<br />
Typen einteilen.<br />
8 Wie kann man Laufkunden und<br />
Bioneukundinnen anlocken?<br />
Das eine ist die «Walder Zeitung», da<br />
werden die Inserate sehr gut gelesen, weil<br />
Ursula Sobota im «Naturlade», dessen<br />
Innendekoration eine Künstlerin gestaltet<br />
hat.<br />
man alles kennt. Wir stellen au<strong>ch</strong> eine Tafel<br />
an die Bahnhofstrasse. Und obwohl<br />
sie ni<strong>ch</strong>t gerade s<strong>ch</strong>ön ist, reagieren viele<br />
Leute darauf und werden auf ein spezielles<br />
Angebot aufmerksam. Man<strong>ch</strong>mal<br />
verteilen wir etwas Kleines an der Bahnhofstrasse,<br />
am Dorffest verkaufen wir<br />
Crêpes, wir ma<strong>ch</strong>en Degustationen etc.<br />
9 Und wie gewinnt man Gelegenheitskunden<br />
als Stammkunden?<br />
Si<strong>ch</strong>er mit Freundli<strong>ch</strong>keit, wenn man am<br />
Mens<strong>ch</strong>en interessiert ist und dann weiss,<br />
wer was mö<strong>ch</strong>te, und entspre<strong>ch</strong>end beraten<br />
kann. Vom Angebot her sind es die<br />
Fris<strong>ch</strong>produkte von Produzenten aus der<br />
Region, die am meisten Stammkunden<br />
bringen.<br />
Interview: Irène Böhm<br />
Bild: Irène Böhm<br />
bioaktuell 6/09 13