Bötsch beschützt Biobeiträge Seite 4 Investieren trotz ... - Bioaktuell.ch
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UMSCHAU<br />
Fair Trade zwis<strong>ch</strong>en<br />
Wuns<strong>ch</strong> und Wirkli<strong>ch</strong>keit<br />
Im Rahmen des diesjährigen Bio Mar<strong>ch</strong>é in Zofingen fragte si<strong>ch</strong> der Biogipfel, wie der weit verbreitete,<br />
gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> relevante Wuns<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> mehr Fairness und Solidarität am Lebensmittelmarkt na<strong>ch</strong>haltig<br />
mit Inhalt gefüllt werden könnte.<br />
Bild: Bio Mar<strong>ch</strong>é<br />
Von Wirts<strong>ch</strong>aftskrise war ni<strong>ch</strong>ts zu<br />
spüren an der 10. Austragung des Bio<br />
Mar<strong>ch</strong>é vom 19. bis 21. Juni in der Zofinger<br />
Altstadt. Über 150 Produzentinnen,<br />
Verarbeiter und Händlerinnen von Bioprodukten<br />
aus der S<strong>ch</strong>weiz und den umliegenden<br />
Ländern präsentierten mehrere<br />
Tausend Spezialitäten, die an den<br />
meisten Ständen au<strong>ch</strong> degustiert werden<br />
konnten. Ges<strong>ch</strong>ätzte 35000 Besu<strong>ch</strong>erinnen<br />
und Besu<strong>ch</strong>er nahmen das Angebot<br />
an – und waren au<strong>ch</strong> kauffreudig, wie<br />
die Ausstellenden fast einhellig erklärten.<br />
«I<strong>ch</strong> musste s<strong>ch</strong>on vor dem Verkaufss<strong>ch</strong>luss<br />
zusammenpacken, denn i<strong>ch</strong> hatte<br />
alles verkauft, was i<strong>ch</strong> mitgenommen<br />
hatte», erzählte ein Käser aus dem Bündnerland.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>äfte seien sehr gut gelaufen.<br />
Am 9. Biogipfel, der inmitten des<br />
Marktes im Zofinger Rathaus stattfand,<br />
rangen rund 40 Teilnehmende gedankli<strong>ch</strong><br />
mit den Anforderungen an eine solidaris<strong>ch</strong>e,<br />
faire Marktwirts<strong>ch</strong>aft. Geladen<br />
hatten das Bio Forum S<strong>ch</strong>weiz und der<br />
Verein für biologis<strong>ch</strong>-dynamis<strong>ch</strong>e Landwirts<strong>ch</strong>aft.<br />
Der Titel lautete: «Solidaris<strong>ch</strong><br />
und fair handeln in der ganzen Werts<strong>ch</strong>öpfungskette<br />
– ist dies mögli<strong>ch</strong>?»<br />
Wuns<strong>ch</strong>denken Fair Trade<br />
«Öko», «fair» und «solidaris<strong>ch</strong>» seien in<br />
den vergangenen 20 Jahren an den Märkten<br />
der Industrienationen zunehmend<br />
wi<strong>ch</strong>tiger geworden, stellte Agrarhistoriker<br />
Peter Moser in seinem Impulsreferat<br />
fest. Diese Begriffe, die in den A<strong>ch</strong>tzigerjahren<br />
dur<strong>ch</strong> die Alternativszene na<strong>ch</strong><br />
und na<strong>ch</strong> bekannter gema<strong>ch</strong>t wurden,<br />
erhielten unterdessen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />
und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Relevanz. Eine ganze<br />
Bran<strong>ch</strong>e sei heute damit bes<strong>ch</strong>äftigt,<br />
den Konsumierenden beim Kauf eines<br />
Produktes ein gutes Gefühl zu geben. Labels<br />
entstanden, die dabei behilfli<strong>ch</strong> sind,<br />
do<strong>ch</strong> die informieren zunehmend ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr nur über die Verhältnisse, unter denen<br />
ein Produkt entstanden ist, sondern<br />
tragen immer mehr ihre eigenen Bots<strong>ch</strong>aften<br />
unter die Leute, worunter si<strong>ch</strong><br />
au<strong>ch</strong> Wuns<strong>ch</strong>denken mis<strong>ch</strong>e und sie zu<br />
Wirts<strong>ch</strong>aftsfaktoren ma<strong>ch</strong>e.<br />
«Die Gesells<strong>ch</strong>aft ist in den letzten<br />
20 Jahren ni<strong>ch</strong>t solidaris<strong>ch</strong>er geworden,<br />
obwohl genau dieses Verspre<strong>ch</strong>en immer<br />
öfter wiederholt wird», analysierte<br />
der Historiker. Vielmehr habe das Konkurrenzdenken<br />
in dieser Zeit stark zugelegt,<br />
was dur<strong>ch</strong> den Zerfall der Sowjetunion<br />
und den Wegfall der letzten theoretis<strong>ch</strong>en,<br />
aber zumindest real existierenden<br />
Alternative zum Kapitalismus beflügelt<br />
worden sei. Zum zentralen Wirts<strong>ch</strong>aftsmotor<br />
seien die Transporte geworden,<br />
was mit einem entspre<strong>ch</strong>end<br />
explodierenden Ressourcenverbrau<strong>ch</strong><br />
einherging. Gestiegen sei in dieser Zeit<br />
aber au<strong>ch</strong> der Wuns<strong>ch</strong>, dass die Verhältnisse<br />
anders wären, was die Phantasie<br />
und den Mut zu Alternativen stärkte.<br />
Damit hätte man die Mittel, die heutige,<br />
zu grossen Stücken von Wuns<strong>ch</strong>denken<br />
geprägte Faire-Trade-Situation<br />
zum Besseren zu wenden. «Man kann die<br />
Verhältnisse beklagen oder s<strong>ch</strong>önreden»,<br />
s<strong>ch</strong>loss Moser, do<strong>ch</strong> das bringe beides<br />
wenig. «Wer etwas verändern will, muss<br />
vor allem eines können: genau hins<strong>ch</strong>auen.»<br />
Gesprä<strong>ch</strong>e s<strong>ch</strong>affen Fairness<br />
Im Leitbildprozess von Bio Suisse hätten<br />
die sozialen Aspekte ziemli<strong>ch</strong> viel Gewi<strong>ch</strong>t<br />
gehabt, erinnerte si<strong>ch</strong> No<strong>ch</strong>-Ges<strong>ch</strong>äftsführer<br />
Markus Arbenz. Und in<br />
einer Fair-Trade-Debatte gehe es ja vor<br />
allem um faire Preise. Das sei bei Bio<br />
Suisse ni<strong>ch</strong>t anders gewesen, nur habe<br />
man na<strong>ch</strong> sozialen Preisen für alle gesu<strong>ch</strong>t.<br />
Wo klassis<strong>ch</strong>erweise nur auf die<br />
Entwicklungsländer im Süden geblickt<br />
werde, habe man nun au<strong>ch</strong> in exportierende<br />
Länder im Norden und das Inland<br />
fokussiert. «Den Bio Suisse Mitgliedern<br />
ist es ein wi<strong>ch</strong>tiges Anliegen, dass<br />
der faire Handel wenn s<strong>ch</strong>on überall eingeführt<br />
wird», sagte Arbenz, «au<strong>ch</strong> bei<br />
uns.» Interessante Ansätze kenne man<br />
aus Deuts<strong>ch</strong>land, wo Biomil<strong>ch</strong> mit einem<br />
Bonus von 5 Cent für fairen Handel mit<br />
den einheimis<strong>ch</strong>en Mil<strong>ch</strong>produzenten<br />
auf dem Markt sei.<br />
Bio Suisse hat einen Verhaltenscodex<br />
in den Ri<strong>ch</strong>tlinien verankert und will einen<br />
Auss<strong>ch</strong>uss für fairen Handel bilden.<br />
Im Zentrum stünden generell Gesprä<strong>ch</strong>e,<br />
sagte Markus Arbenz. Am Biomarkt gebe<br />
es Tausende von Interaktionen, die jeweils<br />
Gelegenheit böten, im Gesprä<strong>ch</strong><br />
22 bioaktuell 6/09