Bötsch beschützt Biobeiträge Seite 4 Investieren trotz ... - Bioaktuell.ch
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Gut planen<br />
heisst Bares sparen<br />
Wer seriös plant, seine Ziele definiert<br />
hat, alle produktionste<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en und<br />
finanziellen Fragen umsi<strong>ch</strong>tig abgeklärt<br />
hat, kann gravierende Fehler vermeiden:<br />
Unnötige Investitionen.<br />
Konzeptionell fals<strong>ch</strong>e Investitionen.<br />
Beispiel Futterkonservierung: Ein<br />
Landwirt liest, dass Siloproduktion<br />
billiger ist als Heubereitung. Er legt<br />
deshalb seine Trocknungsinfrastruktur<br />
still und baut Silos. Dabei<br />
berücksi<strong>ch</strong>tigt er aber ni<strong>ch</strong>t, dass<br />
die ni<strong>ch</strong>t genutzte Infrastruktur<br />
ebenfalls Kosten verursa<strong>ch</strong>t. Beispiel<br />
Mil<strong>ch</strong>viehstall: Kurz na<strong>ch</strong> Bezug des<br />
Neubaus stellt man fest, dass die<br />
Investition ni<strong>ch</strong>t ins Konzept passt,<br />
drei Jahre später stellt man um auf<br />
Mutterkuhhaltung.<br />
Fals<strong>ch</strong>e Prioritäten. Beispiel: Das<br />
Druckfass ist defekt. Der Betriebsleiter<br />
holt Offerten ein zu Druckfässern.<br />
Andere Mögli<strong>ch</strong>keiten der<br />
Düngerausbringung zieht er ni<strong>ch</strong>t<br />
in Betra<strong>ch</strong>t. Na<strong>ch</strong>dem er ein Druckfass<br />
gekauft hat, merkt er, dass sein<br />
Traktor zu klein ist, also muss er einen<br />
neuen kaufen. Dann passt das<br />
Ganze ni<strong>ch</strong>t mehr in die Remise …<br />
Nebst den Rahmenbedingungen zählen<br />
natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Bäuerin und der<br />
Bauer: Sie müssen si<strong>ch</strong> mit der dur<strong>ch</strong><br />
die Investitionen vorgespurten Ri<strong>ch</strong>tung<br />
wohl fühlen, sie müssen mit dem Risiko<br />
leben und im Extremfall bereit und fähig<br />
sein, das Betriebskonzept kurzfristig umzustellen.<br />
Planung 1: Ziele definieren<br />
Die Ziele einer anstehenden Investition<br />
sind zu formulieren und s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> festzuhalten:<br />
Was genau soll gema<strong>ch</strong>t werden<br />
und wozu soll es dienen? «Einen neuen<br />
Mutterkuhstall bauen» rei<strong>ch</strong>t als Zielsetzung<br />
ni<strong>ch</strong>t. Es ist wi<strong>ch</strong>tig zu wissen, warum<br />
man den neuen Stall brau<strong>ch</strong>t. Was<br />
soll mit dem neuen Stall besser werden?<br />
Soll die Fru<strong>ch</strong>tbarkeit gesteigert werden?<br />
Will i<strong>ch</strong> die Arbeitsabläufe optimieren,<br />
um Arbeitszeit einzusparen? Will i<strong>ch</strong> den<br />
Ertrag über mehr Tiere steigern?<br />
Alle Ziele und Teilziele sind aufzulisten.<br />
Das seriöse Auflisten dient au<strong>ch</strong><br />
dem späteren Controlling: Nur wer genau<br />
weiss, was sie oder er wollte, kann<br />
hinterher klar sagen, ob die Ziele errei<strong>ch</strong>t<br />
wurden.<br />
Planung 2: Der Blick fürs Ganze<br />
Wenn mögli<strong>ch</strong> sollte man von Anfang an<br />
Lösungen anstreben, wel<strong>ch</strong>e für die Zukunft<br />
mehrere Optionen offen lassen.<br />
Zum Beispiel kann es ratsam sein, einen<br />
Mil<strong>ch</strong>viehstall (Neubau oder Umbau) so<br />
zu planen, dass er si<strong>ch</strong> ohne übermässige<br />
Verluste in einen Mutterkuhstall umwandeln<br />
lässt. – Ein Melkkarussell liegt dann<br />
natürli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t drin.<br />
Zur Ents<strong>ch</strong>eidungsvorbereitung einer<br />
Investition gehört es au<strong>ch</strong>, Alternativen<br />
auszutüfteln. Gesprä<strong>ch</strong>e mit der<br />
Partnerin, mit Freunden oder einer Beratungskraft<br />
können Alternativen aufzeigen,<br />
auf die man selber viellei<strong>ch</strong>t aus<br />
Betriebsblindheit ni<strong>ch</strong>t gekommen wäre.<br />
Hat der Sohn, der gerade im Ausland<br />
war, womögli<strong>ch</strong> neue Ideen oder Wege<br />
der Umsetzung?<br />
Die Alternativen sind zu bewerten<br />
und erste finanzielle Überlegungen anzustellen,<br />
erst dann kann man den Kostenrahmen<br />
abstecken und die Finanzierbarkeit<br />
abs<strong>ch</strong>ätzen. Ents<strong>ch</strong>eidungsreif ist<br />
die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu diesem Zeitpunkt natürli<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t; es kann sein, dass die<br />
Tragbarkeitsanalyse (siehe «Planung 5»,<br />
<strong>Seite</strong> 12w) später ergibt, dass die Ziele zu<br />
ho<strong>ch</strong>, die Wüns<strong>ch</strong>e zu teuer waren. Dann<br />
wird man an diesen Punkt der Planung<br />
zurückkehren und günstigere Alternativen<br />
prüfen, eventuell die Ziellatte tiefer<br />
setzen müssen.<br />
Tiefe Zinsen können zum<br />
<strong>Investieren</strong> verleiten. Die Zinsen<br />
werden aber wieder steigen.<br />
Offenfront, Lands<strong>ch</strong>aftsstall, Tiefstreue<br />
…: Wel<strong>ch</strong>e Alternative hat wel<strong>ch</strong>e<br />
Vorteile und Na<strong>ch</strong>teile? Was wiegt<br />
s<strong>ch</strong>werer, wel<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>teile sind verna<strong>ch</strong>-<br />
Da<strong>ch</strong>stock, Liegeboxen, Sonnenkollektoren,<br />
Spei<strong>ch</strong>erheizung … Hans Hauser baut<br />
fast dauernd. Ohne Fremdkapital, dafür<br />
mit viel Eigenleistung<br />
Inwiefern?<br />
Die Leitung vom Haus zum Stall ist ziemli<strong>ch</strong><br />
lang, dadur<strong>ch</strong> wird das Wasser für die<br />
Reinigung der Melkmas<strong>ch</strong>ine fast zu kalt.<br />
Je eine Anlage für Stall und Haus wäre<br />
viellei<strong>ch</strong>t wirkungsvoller gewesen.<br />
Was würden Sie denn jetzt anders ma<strong>ch</strong>en?<br />
Genaue Planung und detaillierte Offerten<br />
sind wi<strong>ch</strong>tig, damit sol<strong>ch</strong>e Dinge ni<strong>ch</strong>t<br />
passieren. Ein Handwerker oder Ingenieur<br />
sagt no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell einmal: «Das ist<br />
kein Problem, das kostet ni<strong>ch</strong>t alle Welt.»<br />
Aber am S<strong>ch</strong>luss habe i<strong>ch</strong> 15 000 Franken<br />
auf der Re<strong>ch</strong>nung für die Fernwärmeleitung<br />
…<br />
Wie seid ihr bei Ents<strong>ch</strong>eidungsfragen vorgegangen?<br />
Die Frage des Da<strong>ch</strong>stocks war klar, der<br />
war ni<strong>ch</strong>t mehr di<strong>ch</strong>t, da musste etwas<br />
gehen. Nur das Da<strong>ch</strong> neu zu ma<strong>ch</strong>en hätte<br />
fast glei<strong>ch</strong> viel gekostet wie ein neuer<br />
Da<strong>ch</strong>stock.<br />
Und die Zentralheizung mit Holz hat<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr so gut funktioniert, au<strong>ch</strong> ist<br />
Holz ni<strong>ch</strong>t im Übermass vorhanden auf<br />
dem Betrieb.<br />
Wie seid ihr auf Sonnenkollektoren gekommen?<br />
In der Region gibt es s<strong>ch</strong>on Erfahrungen<br />
mit Sonnenkollektoren. Ausserdem können<br />
wir die übers<strong>ch</strong>üssige Wärme für die<br />
Melkmas<strong>ch</strong>inenreinigung und für die<br />
Heutrocknung nutzen.<br />
Wie seid ihr da vorgegangen?<br />
Wir hatten Referenzlisten für Öfen und<br />
liessen Offerten kommen. Dann hörten<br />
wir vom Greenpeace- Projekt «S<strong>ch</strong>ulen<br />
bauen Sonnenkollektoren» und meldeten<br />
uns da. Je na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>ulklasse kann natürli<strong>ch</strong><br />
die Effizienz zu wüns<strong>ch</strong>en übriglassen.<br />
Ihr habt ziemli<strong>ch</strong> viele Arbeiten selbst ausgeführt.<br />
Weshalb?<br />
Zum Zeitpunkt der Planung waren die<br />
selbstgefertigten K6-Kollektoren um die<br />
Hälfte billiger als die handelsübli<strong>ch</strong>en.<br />
Au<strong>ch</strong> fanden wir die Idee unterstützenswert,<br />
Jugendli<strong>ch</strong>en die Sonnenenergie<br />
näherzubringen. Ein Na<strong>ch</strong>teil von Eigenleistungen<br />
ist, dass die Abgrenzung von<br />
Lohnarbeiten ni<strong>ch</strong>t immer klar ist. Wenn<br />
bioaktuell 6/09 9