Welche Bedeutung haben Entwicklungstheorien ... - Hannahdenker.de
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Gegenstän<strong>de</strong> als dauerhaft erleben. So wur<strong>de</strong> ein großes und ein kleines Kaninchen jeweils<br />
hinter einem Schirm versteckt. Dann wur<strong>de</strong> ein Fenster eingebaut, in <strong>de</strong>m das größere hätte<br />
erscheinen müssen. Die Babys schenkten <strong>de</strong>r „unmöglichen“ Situation mehr Aufmerksamkeit.<br />
Allerdings, räumt LÉCUYER ein, suchten kleine Kin<strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> gar nicht o<strong>de</strong>r am<br />
falschen Ort. Dies wer<strong>de</strong> heute auf motorische Mängel zurückgeführt.<br />
Das Imitationsverhalten, das Piaget in <strong>de</strong>n ersten drei Monaten ansie<strong>de</strong>lt, wird von LÉCYER<br />
schon auf die ersten Tage vordatiert. Studien aus <strong>de</strong>n USA hätten kognitive<br />
Entwicklungsforscher wohl in Erstauen versetzt, <strong>de</strong>nn kleine Kin<strong>de</strong>r imitieren nicht nur das<br />
Zunge-heraus-Strecken, son<strong>de</strong>rn auch das Wangen-Aufblasen und das Hän<strong>de</strong>-Greifen.<br />
PIAGET hat die kognitiven Fähigkeiten von Säuglingen unterschätzt. Auf die Frage, womit<br />
Kin<strong>de</strong>r am liebsten spielen, gibt LÉCUYER eine einfache Antwort: mit <strong>de</strong>m Menschen. Ich<br />
wage die These, dass auch PIAGET diese Aussage unterstützt hätte. Auch bei LÉCUYER<br />
wird <strong>de</strong>utlich, dass zwar auf Piagets Konzept Bezug genommen wird, dass Piaget selbst aber<br />
nicht einmal zitiert, son<strong>de</strong>rn nur im Anhang auf ihn verwiesen wird. Wenn hier<br />
entwicklungspsychologische Befun<strong>de</strong> für die Praxis aufgegriffen wer<strong>de</strong>n, dann nur um Eltern<br />
Sicherheit im Umgang mit ihren Kin<strong>de</strong>rn zu geben. Eltern sollen sozusagen selbst<br />
entwicklungspsychologisch „sehen“ können.<br />
4.3 Die sensumotorische Phase in <strong>de</strong>r Ratgeberliteratur LOTTE SCHENK-DANZINGER<br />
Im Unterschied zu LÉCUYER gibt LOTTE SCHENK-DANZINGER (1985, S.139) aktive<br />
Handlungshinweise. Sie sieht in Piagets Theorie von <strong>de</strong>r geistigen Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
eine gute „Ausgangsbasis für das Verständnis <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s Spiels in <strong>de</strong>r Entwicklung“<br />
Spielen sei ein Lernvorgang, <strong>de</strong>r unbewußtes Lernen för<strong>de</strong>re, und eine wichtige<br />
Voraussetzung für späteres organisiertes Lernen. Sie stellt fest, dass bestimmte Spielzeuge<br />
zeitlos und ortsungebun<strong>de</strong>n seien: Rassel, Ball, Kreisel, Reifen, Ziehtier, Spieltier, Puppe,<br />
Schaukelpferd und Wägelchen hätte es zu allen Zeiten und in fast je<strong>de</strong>r Kultur gegeben. Auch<br />
bei PIAGET kommt <strong>de</strong>m Ball als Spielzeug eine wichtige Rolle zu. Beim Spiel im<br />
Kleinkindalter unterschei<strong>de</strong>t LOTTE SCHENK-DANZINGER Funktions- und<br />
Explorationsspiele, konstruktive und Rollen- o<strong>de</strong>r Illusionsspiele.<br />
Das materialunspezifische Funktionsspiel mache das Kind aus Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Bewegung und<br />
zufällig bewirkten Verän<strong>de</strong>rungen. Es entspricht <strong>de</strong>r ersten Stufe in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
sensumotorischer Funktionen und Darstellungsformen. Es wer<strong>de</strong> exploriert, was <strong>de</strong>r Körper<br />
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