Welche Bedeutung haben Entwicklungstheorien ... - Hannahdenker.de
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Ausbildung <strong>de</strong>s Objektbegriffs und <strong>de</strong>r Tiefenwahrnehmung. PIAGET, so beschreiben es<br />
zumin<strong>de</strong>st OERTER/MONTADA (1995, S. 210), gehe davon aus, dass Säuglinge unter vier<br />
Monaten noch nicht gezielt nach einem gesehenen Gegenstand greifen können. Es gibt jedoch<br />
Befun<strong>de</strong>, die bereits gegen eine anfängliche Trennung von Auge und Hand sprechen. So hat<br />
HOFSTEN (1982) zitiert nach OERTER/MONTADA (1995) fünf bis neun Tage alten Babys<br />
ein sich langsam und unregelmäßig bewegen<strong>de</strong>s Bällchen aus farbigen Zwirn gezeigt. (Die<br />
Babys saßen in einer Befestigung, die einen aufrechten Sitz ermöglichte und die freie<br />
Armbewegung zuließ.) Bei Zielfixation verfehlten die Babys das Ziel im Durchschnitt nur um<br />
32 Grad, ohne Zielfixation dagegen im Durchschnitt um 52 Grad.<br />
Auch für KIPHARD (1975, S. 82) ist die Entstehung <strong>de</strong>r Objektpermanenz ein wichtiger<br />
altersgemäßer Entwicklungsschritt. Er schreibt: „Wenn es etwa ein Jahr alt ist, erkennt das<br />
Baby sein Fläschchen o<strong>de</strong>r sein Lieblingstier wie<strong>de</strong>r. Es ist nun auch in <strong>de</strong>r Lage etwas, was<br />
vor seinen Augen mit einem Tuch be<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>, wie<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Ver<strong>de</strong>ck hervorzuholen,<br />
wenn man es nicht sieht. Für das Baby be<strong>de</strong>utet das einen großen Schritt vorwärts in seiner<br />
geistigen Entwicklung. Es kann sich an das plötzlich verschwun<strong>de</strong>ne Spielzeug noch nach ein<br />
paar Sekun<strong>de</strong>n erinnern. Damit hat es die Fähigkeit erreicht, sich einen Gegenstand<br />
vorzustellen, <strong>de</strong>n es momentan gar nicht sehen kann.“<br />
5 Piagets Leistungen für die Entwicklungstheorie<br />
In Frankreich und wohl auch in Deutschland ist die Entwicklungspsychologie mit <strong>de</strong>m Namen<br />
JEAN PIAGET (1896-1980) eng verbun<strong>de</strong>n, so LÉCUYER in seinem Anhang. 1936, als man<br />
nur sehr wenig und noch weniger Genaues über Babys wußte, erschien sein revolutionäres<br />
und auch schwieriges Buch „Das Erwachen <strong>de</strong>r Intelligenz beim Kin<strong>de</strong>“ erklärt die<br />
„Illustrierte Geschichte <strong>de</strong>r Psychologie“ ( LÜCK/ MILLER 1999). Ein Jahr später wur<strong>de</strong> die<br />
Fortsetzung mit <strong>de</strong>m Titel „Der Aufbau <strong>de</strong>r Wirklichkeit beim Kin<strong>de</strong>“ veröffentlicht. Diese<br />
bei<strong>de</strong>n Werke, <strong>de</strong>nen noch viele weitere folgten, basieren zum einen auf <strong>de</strong>n minutiösen<br />
Beobachtungen, die Piaget an seinen drei Kin<strong>de</strong>rn vornahm, und zum an<strong>de</strong>ren auf einer<br />
Theorie, die Intelligenz als Fortsetzung <strong>de</strong>r biologischen Adaption versteht, meinen LÜCK/<br />
MILLER (1999).<br />
Als Biologe und Wissenschaftstheoretiker setzte sich PIAGET damit auseinan<strong>de</strong>r, wie neue<br />
I<strong>de</strong>en entstehen, also wie Wissenschaft eigentlich funktioniert so LÉCUYER. Doch die<br />
Mechanismen, die wirksam wer<strong>de</strong>n, wenn man eine Theorie aufstellt o<strong>de</strong>r ein neues<br />
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