Welche Bedeutung haben Entwicklungstheorien ... - Hannahdenker.de
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o<strong>de</strong>r Erregungsregulation (Neugier). Umgekehrt entstehe eine Aversion: zuviel Vertrautheit<br />
führe <strong>de</strong>mnach zu Überdruß und Distanzierung, ein Übermaß an Erregung zu Flucht, Vorsicht<br />
und Furcht. Sie erklärt auch welche Möglichkeiten bereits kleine Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Verarbeitung<br />
solcher traumatischen Lebensumstän<strong>de</strong> <strong>haben</strong>. Sie können über die Copingstrategien<br />
„Supplikation“ o<strong>de</strong>r „Aggression“ o<strong>de</strong>r sog. „Interne Akklimationen“ (Reduzierung <strong>de</strong>r<br />
Abhängigkeit und Heraufsetzung <strong>de</strong>r Unternehmungslust) einen Ausgleich schaffen. Solch<br />
eine Theorie hilft dann beispielsweise, um ein Erklärungsmo<strong>de</strong>ll für frühes aggressives<br />
Verhalten o<strong>de</strong>r frühe Unabhängigkeitsbestrebungen zu <strong>haben</strong>. Es macht auch <strong>de</strong>utlich, dass es<br />
nicht unbedingt ein Erziehungserfolg darstellt, wenn sich ein Kind frühzeitig von seiner<br />
Bezugsperson abwen<strong>de</strong>t, da es sich hierbei auch um eine Copingstrategie für fehlen<strong>de</strong><br />
Geborgenheit han<strong>de</strong>ln kann.<br />
Desweiteren ist für OERTER/ MONTADA wichtig, dass auch Bedingungen von Störungen,<br />
die in <strong>de</strong>r Person liegen, durch <strong>Entwicklungstheorien</strong> geklärt wer<strong>de</strong>n. Es soll also auch eine<br />
Bedingungsanalyse möglich wer<strong>de</strong>n, um Anfor<strong>de</strong>rungen, Angebote und Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Vermittlung zu benennen, die <strong>de</strong>m Entwicklungsstand angemessen sein sollen.<br />
<strong>Entwicklungstheorien</strong> müssen <strong>de</strong>mgemäß sensible Perio<strong>de</strong>n aufzeigen, beispielsweise wann<br />
eine erhöhte Empfänglichkeit für Lernangebote besteht. Unter Verweis auf LENNEBERG<br />
sehen sie beispielsweise <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Sprachbereitschaft als ein Stadium, das mit ca. 2<br />
Jahren beginnt und in <strong>de</strong>r Pubertät, mit Abschluß <strong>de</strong>s zerebralen Wachstums, aufhört. Das ist<br />
die sog. „kritische Perio<strong>de</strong>“ <strong>de</strong>r Sprachentwicklung. Während dieser „kritischen Perio<strong>de</strong>“<br />
erfolgt <strong>de</strong>r Spracherwerb gemäß LENNEBERG und SZAGUN (1986) spontan und mühelos.<br />
Anwendung psychologischer <strong>Entwicklungstheorien</strong> heißt hier, dass For<strong>de</strong>rungen nach<br />
entwicklungspassen<strong>de</strong>n Sprachför<strong>de</strong>rungen aufgestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Im OERTER/ MONTADA wird jedoch davor gewarnt, zu hohe Erwartungen an<br />
Entwicklungs- und Störungsprognosen zu stellen. Trotz<strong>de</strong>m <strong>haben</strong> solche Prognosen auch<br />
Handlungskonsequenzen. Sie <strong>haben</strong> Einfluß auf die schulische o<strong>de</strong>r berufliche Laufbahnwahl,<br />
sie sorgen für präventive Maßnahmen bei drohen<strong>de</strong>r Fehlentwicklung, sie entschei<strong>de</strong>n mit<br />
über Versetzung o<strong>de</strong>r Nichtversetzung. Die Warnung OERTER/ MONTADAS beruht darauf,<br />
dass Prognosen auf Entwicklungskurven, Entwicklungsepi<strong>de</strong>miologien von Störungen (z.B.<br />
Delinquenz im Jugendalter) und Beschreibungen von Entwicklungsaufgaben und kritischen<br />
Übergängen im Lebenslauf (z.B. I<strong>de</strong>ntitätsfindung im Jugendalter) beruhen. Die<br />
Informationen über altersspezifische Störungen und Probleme, die solche Prognosen liefern,<br />
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