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05 | 2013 - Spital Region Oberaargau

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21<br />

Frauenklinik uRininkontinenz ist (k)ein<br />

Tabu SchätzungSWeise 600 000 Menschen leiden schweizweit an ungewolltem<br />

uRinabgang, drei Viertel davon Frauen. Im Gespräch mit Dr. med. Regina Cap, Leitende Ärztin<br />

fRauenklinik, erfährt man, wie Betroffenen wirksam geholfen weRDen kann.<br />

BeckenbodenkuRSe<br />

Die Physiotherapie im <strong>Spital</strong> SRO bietet Einzel- und Gruppenkurse an. Das engagierte<br />

und speziell ausgebildete Beckenbodenrehabilitationsteam gestaltet<br />

die neun Lektionen mit einem informativen Teil und praktischen Übungen<br />

zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur. Zielgruppe sind Frauen jeden<br />

Alters, die an leichter Inkontinenz oder Senkungsbeschwerden leiden oder<br />

einer Inkontinenz vorbeugen möchten. Zusätzlich informiert Regina Cap über<br />

operative und medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Kursübersicht auf www.sro.ch/Kurse<br />

Dr. Regina Cap,<br />

Leitende Ärztin<br />

Frauenklinik<br />

Tipp: Eine einfache, wirkungsvolle Übung, die jederzeit und überall gemacht<br />

werden kann; auch von Männern: Vorne an die Stuhlkante sitzen und mit angespannten<br />

Muskeln versuchen, die beiden Sitzhöcker in die Mitte zu bringen.<br />

Die gesunde Blasenfunktion basiert auf einem perfekten Zusammenspiel<br />

von Nervenimpulsen sowie intakten Blasen- und<br />

Schliessmuskeln. Kommt es zu unkontrolliertem Urinverlust,<br />

so spricht man von einer Urininkontinenz. Nach Schwangerschaften<br />

und Geburten sowie mit zunehmendem Alter steigt<br />

das Risiko einer Blasenschwäche. «Keineswegs aus Schamgefühlen<br />

schweigen, sondern in der Arztpraxis thematisieren,<br />

sobald es störend wird. Es gibt zahlreiche therapeutische<br />

Massnahmen», sagt Regina Cap. «Eine effektive und nebenwirkungsfreie<br />

Möglichkeit, einer weiblichen Urininkontinenz<br />

entgegen zu wirken ist das Training der Beckenbodenmuskeln.<br />

Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass Frauen ihren Beckenboden<br />

wahrnehmen und nicht erst bei Beschwerden reagieren»,<br />

betont die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Man<br />

unterscheidet zwischen zwei Hauptformen:<br />

Belastungsinkontinenz: Sobald sich der Druck im Bauchraum<br />

erhöht, beispielsweise bei Niesen, Hüpfen, Lastenheben usw.<br />

kommt es zu unwillkürlichem Urinverlust. Früher nannte man<br />

diese Form Stressinkontinenz.<br />

Dranginkontinenz: Diese Form wird auch als «Reizblase» bezeichnet.<br />

Der plötzliche Drang kann nicht unterdrückt werden<br />

und führt im Extremfall zu Urinverlust. Auch Blasenentzündungen<br />

führen zu Drangbeschwerden. Genügend Trinken und Preiselbeersaft<br />

kann Infekten vorbeugen.<br />

Mischformen sind häufig. Eine differenzierte Abklärung ist<br />

unumgänglich, da beispielsweise nur bei einer eindeutigen<br />

Belastungsinkontinenz operiert werden darf. Ist die Indikation<br />

unklar oder bei Rezidiv-Inkontinenz nach einer Operation,<br />

müssen die Druckverhältnisse in der Blase und Harnröhre gemessen<br />

werden.<br />

Bei Männern sind zum Beispiel Prostatavergrösserung und<br />

Blasenentzündung Ursachen für eine «Überlaufblase», wenn<br />

sie diese nicht vollständig entleeren können.<br />

Behandlungsmöglichkeiten<br />

Dranginkontinenz<br />

Beckenbodentraining sowie ein gezieltes Blasentraining sind<br />

wichtig. Als normales Miktionsintervall (Entleeren der Blase)<br />

tagsüber gelten zwei bis drei Stunden. Geht man halbstündlich<br />

auf die Toilette, gewöhnt sich die Blase an eine geringe Füllung<br />

und der Muskel wird träge und immer kleiner. Bei Frauen in<br />

der Menopause werden östrogenhaltige Präparate eingesetzt.<br />

Weitere Möglichkeiten sind Medikamente, die das Zusammenziehen<br />

der Blase eindämmen. In schweren Fällen erreicht man<br />

mit dem Spritzen von Botox eine Muskelblockade.<br />

Belastungsinkontinenz<br />

Ein intakter und straffer Beckenboden bietet der Unterseite<br />

der Harnblase und der Harnröhre ein Gegenlager. Sind die<br />

Haltebänder gedehnt oder gerissen und der Beckenboden dadurch<br />

geschwächt, so hält der Verschlussapparat dem Druck<br />

nicht stand. Durch Beckenbodentraining kann die Inkontinenz<br />

verbessert werden. Regina Cap rät Frauen mit einer leichten<br />

Form der Inkontinenz beim Joggen einen grossen Tampon als<br />

Gegenlager unter der Harnröhre zu benutzen. Einige Frauen<br />

benötigen trotz Beckenbodentraining eine Operation. Die Indikation<br />

dazu ist der Leidensdruck der Frau.<br />

Am SRO werden Inkontinenzoperationen nach aktuellem Standard<br />

der verschiedenen Operationstechniken durchgeführt.<br />

Zur Stabilisation des Halteapparates wird heute ein TVT-Band<br />

spannungsfrei (tension free vaginal tape) unter die Harnröhre<br />

gelegt. Im Vergleich zur älteren operativen Therapie stellt die<br />

Methode nach dem schwedischen Arzt Ulf Ulmsten eine schonendere<br />

Technik dar, bei einer Erfolgsquote von 85 Prozent.<br />

Der Eingriff wird in einer kurzen Narkose in der Regel teilstationär<br />

durchgeführt.<br />

Text:<br />

Brigitte Meier

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