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Altbier-Magazin - Clemens-Sels-Museum

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Jüdischer Gastwirt und Bierbrauer<br />

Simon Cohen<br />

Als Bernhard Klein-Hitpaß vom Heimatverein Dingden im März<br />

2004 bei der Restaurierung die alten Holzdielen in einem Raum im<br />

Erdgeschoss entfernt, findet er eine merkwürdig behauene Steinplatte.<br />

Die einzelnen auseinander gebrochenen Teile aus Sandstein<br />

fügen sich Stück für Stück wieder zu einem Ganzen zusammen.<br />

Schon bald ist die Darre zu erkennen. Auf ihr wurden Körner (z.B.<br />

Sommergerste) zum Keimen gebracht und dieser Vorgang nach<br />

wenigen Tagen durch eine starke Trocknung unterbrochen. Hierzu<br />

legte man die Darre auf glühende Asche. So entstand Malz, das nun<br />

geschrotet bzw. gemahlen und für das Bierbrauen weiterverwendet<br />

werden konnte. Malz ist nach dem deutschen Reinheitsgebot von<br />

1515 – neben Hopfen und Wasser – die Hauptzutat für Bier.<br />

Die Darre hat eine Größe von ca. 75 x 100 cm bei einer Dicke von 7,5<br />

cm. Auf der Unterseite befinden sich 35 quadratische Felder, die aus<br />

dem Stein herausgearbeitet wurden und durch ca. 2,0 – 3,0 cm<br />

breite Stege unterteilt sind. In der Fläche der Felder befinden sich<br />

jeweils 16 kegelförmige Löcher, die auf der Unterseite einen Durchmesser<br />

von ca. 2 cm und auf der Oberseite von 0,5 cm haben.<br />

Durch das Erhitzen beim Trocknungsvorgang hat sich der Stein teilweise<br />

dunkel verfärbt. 1931 bezieht der aus Böhmen stammende<br />

Simon Cohen das Haus Nummer 13 (heute Humberghaus).<br />

Cohen ist viel beschäftigt: Er handelt mit Ellenware und Gerberlohe<br />

(gerbstoffreiche Baumrinde). Daneben betreibt er eine Metzgerei –<br />

und ebenso eine Schenkwirtschaft. Bierverlage, wie wir sie heute<br />

kennen, gibt es damals nicht. Gastwirte im 19. Jahrhundert brauen<br />

üblicherweise ihr eigenes Bier. So auch Simon Cohen. Dazu braucht<br />

er die wiederentdeckte Darre.<br />

Doch Anfang der 1830er Jahre laufen seine Geschäfte schlecht.<br />

Die Schenkwirtschaft muss er schon 1831 schließen. 1834 eröffnet<br />

er sie wieder, allerdings ohne Genehmigung. Sie wird daraufhin<br />

erneut behördlich geschlossen und Cohen wird bestraft. 1836 ist er<br />

dem Konkurs nahe, weil er sich mit Gerberlohe verspekuliert hat.<br />

In dieser Situation brennt am 11. August 1837 sein Haus. Der<br />

Wiederaufbau des Hauses überfordert ihn finanziell und es muß<br />

zwangsverkauft werden. Cohen verlässt daraufhin Dingden, zieht<br />

nach Bocholt und stirbt dort verarmt am 14. November 1846 an<br />

Schwindsucht.<br />

Die Darre wie alles andere aus der Zeit der Familien Cohen und<br />

Humberg kann im »Geschichtsort Humberghaus Dingden«<br />

im Rahmen der Dauerausstellung besichtigt werden.<br />

Humberghaus Dingden, Hohe Straße 1, 46499 Hamminkeln-Dingden<br />

Öffnungszeiten: sonntags und mittwochs 14 – 17 Uhr und nach Vereinbarung<br />

Die Schuster in Kleve<br />

Der »Blaue Montag«<br />

Arbeit und Alkohol<br />

Armut, Alkohol und harte Arbeit – all das prägte den Alltag der<br />

Klever Schuster. Unabhängig davon, ob der »Schluffenschuster«<br />

mit seiner Familie und seinen Gesellen das Handwerk in<br />

seiner Wohnung betrieb oder später als Fabrikarbeiter, billiger<br />

Alkohol (besonders Bier und Korn) war in den Jahren vor<br />

1900 ein ständiger Begleiter. Das alltägliche Leben war,<br />

Berichten aus der Zeit zufolge, so ärmlich, dass die Schuster<br />

keine Steuern zahlen mussten, weil sie kein entsprechendes<br />

Einkommen vorweisen konnten.<br />

Die »Schüsterkes« in Kleve haben den Montag häufig<br />

genutzt, um sich zu betrinken und den Rausch besonders im<br />

Tiergarten auszuleben – und das zum Entsetzen der dort<br />

spazierenden sogenannten Bürgerschaft und der Badegäste,<br />

die hierfür wenig Verständnis zeigten. Nichts Genaues weiß<br />

man nicht. Doch eines ist gewiss: »Blau machen« und »Blau<br />

sein«, beides hat eng miteinander und viel mit Alkohol zu tun<br />

und beides geschieht häufig an einem »Blauen Montag«,<br />

was gemeinhin ein Tag ist, an dem nicht gearbeitet wird. Die<br />

Wortverbindung taucht erstmals 1571 in zeitgenössischen<br />

Dokumenten auf. Vielfach wird sie auf die am Rosenmontag<br />

beginnende Verhängung der Altäre mit blauen Tüchern<br />

zurückgeführt.<br />

Doch wahrscheinlicher ist, dass die Blaufärber für diese Sitte<br />

verantwortlich sind. Blau war einfach zu färben, der wichtigste<br />

Grundstoff war das aus Indien stammende Indigo oder<br />

die auch »Deutscher Indigo« genannte Pflanze Färberwald.<br />

Die Blaufärberei erforderte schönes Wetter. An Gerätschaften<br />

war lediglich ein Bottich nötig, der in der Sonne stehen<br />

musste. Die Pflanzenblätter wurden mit Flüssigkeit bedeckt.<br />

Dazu eignete sich aus chemischer Sicht am besten menschlicher<br />

Urin, der in der Sonne schnell zu gären beginnt. Dabei<br />

entsteht Alkohol, der den Farbstoff Indigo aus den Blättern<br />

löst. In alten Rezepten ist vermerkt, dass die Farbe<br />

besonders intensiv wird, wenn ihr zuvor der Urin von Männern<br />

zugeführt wird, die viel Alkohol getrunken haben.<br />

Aber noch sind die Stoffe nicht blau, sie haben nur die unappetitliche<br />

Farbe der Brühe. Die blaue Farbe entsteht erst,<br />

während die Stoffe im Sonnenlicht trocknen. Die Färber<br />

hatten nichts anderes zu tun, als morgens und abends die<br />

Brühe vorsichtig umzurühren, den von der Sonne verdunsteten<br />

Urin aufzufüllen - und vor allem weiterhin für den Alkoholzusatz<br />

zu sorgen. Immer wenn die Färbergesellen am<br />

Montag betrunken in der Sonne lagen, um auf das Ergebnis<br />

zu warten, wusste jeder, dass blau gefärbt wurde, die Färber<br />

waren »blau« und »machten blau«. Auch der Begriff »Blauer<br />

Montag« findet hier seinen Ursprung.<br />

Schüsterkes Traumwasser<br />

Billigen Schnaps sollte heute niemand mehr trinken. Deswegen<br />

bietet das Klever Schuhmuseum einen hochwertigen<br />

Trester an, von dem die Schüsterkes nur träumen konnten.<br />

»Schüsterkes Traumwasser« gibt es in einer edlen Verpackung,<br />

in einer dreieckigen Flasche mit einem von einem<br />

Klever Designer entwickelten Etikett und einem Holzverschluss.<br />

Damit kann aus einem <strong>Museum</strong>sbesuch auch ein<br />

hochprozentig edler Kunstgenuss werden.<br />

Klever Schuhmuseum, Siegertstr. 3, 47533 Kleve<br />

Öffnungszeiten: An Samstagen & Sonntagen: 14:00 bis 17:00 Uhr

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