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Altbier-Magazin - Clemens-Sels-Museum

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THEMEN<br />

TIPPS<br />

TOUREN<br />

St. Michaelskapelle auf dem Hoogenhof<br />

Wo Josef Diebels<br />

einst braute<br />

Foto: Theo Knips<br />

Die Darre wurde bei der Sanierung des Humberghauses<br />

freigelegt. Foto: Humberghaus Dingden<br />

Das Bierglasfenster in der St. Michaelskapelle; Foto: Stadt Kamp-Lintfort<br />

Die Hofkapelle des Hoogenhofes in Kamp-Lintfort besitzt<br />

etwas Einmaliges, ein Fenster mit Szenen aus der Arbeitswelt<br />

eines Braubetriebes. Es sind dies 26 kleine, bunte Glasscheiben,<br />

die sich zu einem großen Fenster vereinen. Zu sehen sind<br />

darauf ein Wirt mit Schenkkrug und Trinkglas und mehrere<br />

Ansichten aus einer Rossmühle, wo gerade Malz geschrotet<br />

wird. Verschiedene Scheiben mit Widmungssprüchen lassen<br />

darauf schließen, dass Verwandte dieses Fenster anlässlich<br />

einer Wirtshauseröffnung gestiftet haben. Fast alle Scheiben<br />

tragen die Jahreszahl 1724, die Kapelle jedoch ist später<br />

gebaut worden. Wie kann ein Fenster älter sein als das Gebäude<br />

selbst und wie kommt so ein unheiliges Fenster in eine<br />

Kapelle? Die Antwort ist typisch niederrheinisch.<br />

Als lange vor der Entstehung dieser Kapelle auf dem Hoogenhof<br />

eine Brauerei eröffnet wurde, baute man darüber eine<br />

Kapelle – wohl um sich der Gnade Gottes zu versichern. Als der<br />

Braubetrieb florierte und die Mauern der Kapelle<br />

hinderlich wurden, wurde diese an eine andere<br />

Stelle im Hof verlegt. Aus der ehemaligen Kapelle<br />

über der Brauerei wurde ein Schankraum. Zur feierlichen<br />

Eröffnung wurden Freunde und Verwandten<br />

gebeten, nach altem Brauch ein Fenster zu stiften.<br />

Wenn jemand ein Gebäude errichtete, nicht nur bei<br />

Brauereien oder Gastwirtschaften, so legten Freunde<br />

und Verwandte zusammen und ließen ein Fenster<br />

gestalten, auf dem sie sich als Spender verewigten.<br />

Dies honorierte der Bauherr dann mit viel<br />

Bier. Solche Scheiben hießen dann »Fensterbierscheiben«<br />

oder »Bierglas-Fenster«. Anfangs<br />

schien der Brauereibetrieb auf dem Hoogenhof gut<br />

zu laufen. Doch Jahre später, als die Motive auf<br />

den Scheiben schon arg verblichen waren, musste<br />

der Braubetrieb aufgegeben werden, womit der<br />

Schankraum überflüssig geworden war. Und weil<br />

man auf dem Hof Platz brauchte, kam die Kapelle<br />

wieder an ihren alten Platz. Das schöne, aber<br />

unansehnlich gewordene Fenster aus dem<br />

Schankraum wollte man behalten und baute es in<br />

die neue Kapelle ein, wo es wenig beachtet wurde.<br />

Erst Denkmalschützern, denen die unkirchlichen<br />

Motive aufgefallen waren, erkannten ihren künstlerischen<br />

und historischen Wert.<br />

Da aber das höchst begehrte Braurecht weiterhin<br />

an den Hof gebunden war, mietete vor mehr als<br />

hundert Jahren Josef Diebels den alten Braukeller<br />

unter der Kapelle und begann hier erneut mit dem<br />

Bierbrauen. Jahre später gründete er dann seine<br />

eigene Brauerei in Issum. Somit ist der Hoogenhof<br />

die Keimzelle der bekannten Diebels Alt-Brauerei.<br />

Im Jahre 2009 übernahm die Familie Diebels die gesamte<br />

Sanierung des Eichenfensters mit seinen Fensterbierscheiben.<br />

St. Michaelskapelle auf dem Hoogenhof in Kamp-Lintfort (Saalhoff)<br />

Besichtigung nach Anmeldung bei den Besitzern,<br />

Familie Baaken, Tel.: 02842 / 4310.

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