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Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

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Polyvalenter Drogenkonsum<br />

In vielen Mitgliedstaaten ist <strong>der</strong> Begriff „polyvalenter<br />

Drogenkonsum“ (Mehrfachkonsum, Mischkonsum,<br />

Polytoxikomanie) sehr weit gefasst und bezeichnet <strong>den</strong><br />

gleichzeitigen o<strong>der</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgen<strong>den</strong> Konsum mehrerer<br />

Drogen bzw. Drogenarten durch e<strong>in</strong>e Person<br />

(gemäß <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition im Lexikon <strong>der</strong> WHO). In Europa<br />

geht das Konzept des polyvalenten Drogenkonsums auf<br />

die 70er Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts zurück. Im weitesten<br />

S<strong>in</strong>ne versteht man unter polyvalentem Konsum <strong>den</strong><br />

Konsum e<strong>in</strong>er legalen o<strong>der</strong> illegalen Droge plus e<strong>in</strong>er<br />

an<strong>der</strong>en legalen o<strong>der</strong> illegalen Droge. Es bestehen<br />

jedoch große Unterschiede <strong>in</strong> Bezug auf die e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Substanzen und <strong>den</strong> von <strong>den</strong> e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedstaaten<br />

angewandten Zeitrahmen. Diese Unterschiede<br />

hängen sche<strong>in</strong>bar von <strong>den</strong> verfügbaren Untersuchungsdaten<br />

und <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Risiken ab, die mit<br />

bestimmten Substanzen o<strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ationen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht wer<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> e<strong>in</strong>bezogenen Substanzen<br />

handelt es sich gewöhnlich um die wichtigsten illegalen<br />

Drogen sowie Alkohol und Medikamente. Manchmal<br />

wer<strong>den</strong> Energy-Dr<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong>bezogen, und <strong>in</strong> Frankreich<br />

zählt auch Tabak zu diesen Substanzen. Der Zeitrahmen<br />

für <strong>den</strong> Konsum reicht von e<strong>in</strong>em Zeitraum von<br />

sechs Stun<strong>den</strong> bis zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Erfahrung im<br />

ganzen Leben e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelnen.<br />

Nach <strong>der</strong> breiteren Def<strong>in</strong>ition wür<strong>den</strong> alle Konsumenten<br />

illegaler Drogen als polyvalente Drogenkonsumenten<br />

bezeichnet wer<strong>den</strong> müssen, da sie fast immer irgendwann<br />

<strong>in</strong> ihrem Leben Alkohol und/o<strong>der</strong> Tabak konsumieren.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> polyvalente Drogenkonsum entsprechend<br />

<strong>der</strong> enger gefassten Bandbreite <strong>der</strong> „illegalen<br />

Drogen“ def<strong>in</strong>iert wird, unterschei<strong>den</strong> sich die Komb<strong>in</strong>ationen<br />

und Konsummuster so stark, dass es nicht sehr<br />

Ausgewählte<br />

Themen<br />

Kapitel<br />

In diesem Kapitel wer<strong>den</strong> drei spezifische Themen im Zusammenhang mit dem Drogenproblem<br />

<strong>in</strong> Europa beleuchtet: polyvalenter Drogenkonsum, Therapieerfolge und<br />

Drogenkonsum im Strafvollzug.<br />

hilfreich ist, e<strong>in</strong>e <strong>Stand</strong>arddef<strong>in</strong>ition aufzustellen. Um auf<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Besorgnis <strong>in</strong> Bezug auf <strong>den</strong> polyvalenten<br />

Drogenkonsum <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU e<strong>in</strong>zugehen, wird hier <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt auf die akuten Gesundheitsrisiken gelegt.<br />

Es besteht allgeme<strong>in</strong> Konsens dar<strong>über</strong>, dass <strong>der</strong> polyvalente<br />

Drogenkonsum vier Hauptfunktionen erfüllt: Er<br />

maximiert die Wirkung, reduziert negative Wirkungen<br />

o<strong>der</strong> gleicht sie aus und erzielt die angestrebte Wirkung.<br />

Die Informationen dar<strong>über</strong>, wie die Komb<strong>in</strong>ationen<br />

bestimmter Drogen wirken, basieren auf <strong>den</strong> Beschreibungen<br />

von Versuchen, bei <strong>den</strong>en die Konsumenten<br />

angenehme Erfahrungen hervorrufen und verlängern<br />

wollten (Seppälä, 1999; Strang u. a., 1993). Welche Substanzen<br />

konsumiert wer<strong>den</strong>, hängt von <strong>der</strong> lokalen Verfügbarkeit,<br />

<strong>der</strong> Mode und <strong>der</strong> örtlichen Verschreibungspraxis<br />

ab, sofern es sich um Substanzen handelt, die<br />

Drogenkonsumenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie als Medikamente<br />

verschrieben wer<strong>den</strong> (<strong>in</strong> Deutschland, Frankreich, Irland<br />

und dem Vere<strong>in</strong>igten Königreich).<br />

Gesundheitliche Risiken<br />

Die Drogenkomb<strong>in</strong>ationen, die bei Todesfällen und<br />

Überdosierungen ermittelt wur<strong>den</strong>, lassen darauf<br />

schließen, welche beson<strong>der</strong>en Risiken bei Drogenkomb<strong>in</strong>ationen<br />

auftreten (siehe Kasten nächste Seite).<br />

Gesundheitliche Risiken, die mit Komb<strong>in</strong>ationen von<br />

psychotropen Stoffen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wer<strong>den</strong>,<br />

hängen nicht nur von <strong>den</strong> pharmakologischen Eigenschaften<br />

und <strong>den</strong> Mengen <strong>der</strong> konsumierten Substanzen,<br />

son<strong>der</strong>n auch von e<strong>in</strong>er Reihe <strong>in</strong>dividueller Charakteristika<br />

sowie sozialer Faktoren und Umweltfaktoren ab.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>den</strong> „Frühwarnsystemen“ ist e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende Besorgnis <strong>in</strong> Bezug auf die mögliche Beimischung<br />

psychoaktiver Stoffe <strong>in</strong> als Ecstasy verkauften<br />

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