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Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

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Freizeitkonsumenten<br />

Polyvalenter Drogenkonsum tritt häufiger bei jungen<br />

Leuten im Umfeld von Tanzklubs auf als bei jungen<br />

Menschen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Umfel<strong>der</strong>n, und zwar vor allem <strong>in</strong><br />

Bezug auf <strong>den</strong> Konsum von Alkohol, Cannabis und stimulieren<strong>den</strong><br />

Drogen (Calafat u. a., 1999; Espad 2000).<br />

Zudem gibt es Belege dafür, dass <strong>der</strong> polyvalente Drogenkonsum<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit <strong>in</strong> ganz Europa im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

häufiger bei Männern und regelmäßigen Cannabiskonsumenten<br />

auftritt als bei Frauen und solchen Personen,<br />

die mit Cannabis experimentieren; es bestehen<br />

jedoch geografische Unterschiede. In e<strong>in</strong>er 1998 durchgeführten<br />

umfassen<strong>den</strong> europäischen Studie zu Drogenkonsumenten<br />

<strong>in</strong> ausgewählten Umfel<strong>der</strong>n des Nachtlebens<br />

berichtete ungefähr die Hälfte aller Drogenkonsumenten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Technoszene, dass sie gleichzeitig Alkohol<br />

und Cannabis konsumierte, gefolgt von Alkohol und<br />

Ecstasy sowie von Cannabis und Ecstasy (Calafat u. a.,<br />

1999). Tabelle 1 zeigt, dass <strong>der</strong> Drogenkonsum <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Freizeit stark vom Alkohol beherrscht wird. Die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Freizeitkonsumenten nimmt zwar nicht gleichzeitig<br />

große Mengen an illegalen Drogen und Alkohol zu sich,<br />

aber Studien lassen auf e<strong>in</strong>en Anstieg bei <strong>den</strong> Personen<br />

schließen, die „schwerwiegende“ Drogenkonsummuster<br />

entwickeln, und die Besorgnis wegen gesundheitlicher<br />

Risiken und potenzieller Langzeitschä<strong>den</strong> durch spezifische<br />

Muster des Freizeitkonsums nimmt zu (Club Health,<br />

2002; Hunt, 2002; McElrath und McEvoy, 1999; Reitox).<br />

Starker polyvalenter Drogenkonsum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit wird damit<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht, dass die Betroffenen sich wie<strong>der</strong>holt<br />

<strong>in</strong> Situationen bef<strong>in</strong><strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en Drogen verfügbar<br />

s<strong>in</strong>d und dass Gleichaltrige ihnen positive Bil<strong>der</strong> von Drogenkomb<strong>in</strong>ationen<br />

vermitteln. Allerd<strong>in</strong>gs ist starker Drogenkonsum<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en auf bestimmte gesellschaftliche Ereignisse,<br />

die Ferien o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e soziale und kontaktfreudige<br />

Phasen im Leben beschränkt (Bellis u. a., 2000).<br />

E<strong>in</strong>ige Mitgliedstaaten (Frankreich und Italien) berichteten<br />

von e<strong>in</strong>em Anstieg beim Herionrauchen. In <strong>den</strong> letz-<br />

Tabelle 1<br />

Drogenkomb<strong>in</strong>ationen,<br />

die von Freizeitkonsumenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

und <strong>der</strong>selben Nacht konsumiert wer<strong>den</strong><br />

Alkohol und Cannabis 50,6<br />

Alkohol und Ecstasy 11,9<br />

Alkohol, Cannabis und Ecstasy 10,4<br />

Cannabis und Ecstasy 8,4<br />

Alkohol und Koka<strong>in</strong> 7,8<br />

Cannabis und Ecstasy, Alkohol und Koka<strong>in</strong> 7,8<br />

Cannabis, Alkohol und Koka<strong>in</strong> 2<br />

Quelle: Calafat u. a., Night life <strong>in</strong> Europe and recreative drug use, Irefrea und Europäische<br />

Kommission, Valencia 1999.<br />

Ausgewählte Themen<br />

%<br />

ten Jahren war man vor allem wegen <strong>der</strong> Personen<br />

besorgt, die Hero<strong>in</strong> rauchen, um von Ecstasy wegzukommen,<br />

aber die Belege dafür s<strong>in</strong>d unterschiedlich<br />

o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlich. So zeigen zum Beispiel Studien <strong>in</strong><br />

Therapiesett<strong>in</strong>gs und Gefängnissen <strong>in</strong> Irland, dass <strong>über</strong><br />

die Hälfte <strong>der</strong> befragten Drogenkonsumenten Hero<strong>in</strong><br />

geraucht hatten, um von Ecstasy „runterzukommen“,<br />

während Befragungen von Freizeitkonsumenten und 15bis<br />

16-jährigen Schülern zeigen, dass Hero<strong>in</strong> noch<br />

immer e<strong>in</strong> sehr negatives Image hat (Irland, ESPAD<br />

2000).<br />

Lokaler Markt<br />

Da bisher nur wenig Forschung zu <strong>den</strong> Drogenmärkten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> EU betrieben wurde, liegen ke<strong>in</strong>e genauen E<strong>in</strong>zelheiten<br />

zu <strong>den</strong> auf <strong>den</strong> lokalen Märkten verfügbaren Drogenkomb<strong>in</strong>ationen<br />

vor.<br />

In Bezug auf die „Märkte“ gibt es im Vere<strong>in</strong>igten Königreich<br />

regelmäßig Medienberichte <strong>über</strong> <strong>den</strong> Handel mit Ecstasy,<br />

Amphetam<strong>in</strong>en, Koka<strong>in</strong>pulver und Cannabis <strong>in</strong><br />

Klubs und Bars. Die Forschung <strong>in</strong> <strong>den</strong> Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> hat<br />

jedoch gezeigt, dass viele junge Nachtklubbesucher ihre<br />

Drogen eher von Freun<strong>den</strong> als von Dealern bekommen.<br />

E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Märkte, die von <strong>den</strong>jenigen besucht wer<strong>den</strong>,<br />

die Hero<strong>in</strong>, Crack und verschreibungspflichtige Medikamente<br />

(wie z. B. Benzodiazep<strong>in</strong>e) kaufen und verkaufen,<br />

s<strong>in</strong>d zwar bekannt, aber gewöhnlich von jenen für Nachtklubbesucher<br />

getrennt. Auf <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Märkten<br />

wer<strong>den</strong> unterschiedliche Substanzen verkauft: E<strong>in</strong>ige konzentrieren<br />

sich auf abgezweigte verschreibungspflichtige<br />

Medikamente, während an<strong>der</strong>e hauptsächlich mit Hero<strong>in</strong><br />

und/o<strong>der</strong> Crack handeln. Im Fall <strong>der</strong> abgezweigten verschreibungspflichtigen<br />

Medikamente wird die Verteilung<br />

durch e<strong>in</strong>e große Zahl von Personen betrieben, die e<strong>in</strong>ige<br />

o<strong>der</strong> alle <strong>der</strong> ihnen verschriebenen Medikamente verkaufen<br />

(Edmunds u. a., 1996; Founta<strong>in</strong> u. a., 2000).<br />

Maßnahmen gegen polyvalenten<br />

Drogenkonsum<br />

Maßnahmen wer<strong>den</strong> auf die folgen<strong>den</strong> zwei verschie<strong>den</strong>en<br />

Zielgruppen abgestellt: ältere problematische<br />

polyvalente Drogenkonsumenten und junge Freizeitkonsumenten.<br />

Ältere problematische polyvalente Drogenkonsumenten<br />

Im Zusammenhang mit <strong>den</strong> älteren problematischen<br />

polyvalenten Drogenkonsumenten spielt aufgrund <strong>der</strong><br />

möglichen unerwarteten Folgen die Prävention von drogenbed<strong>in</strong>gten<br />

Schä<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle. Die Maßnahmen<br />

umfassen die angemessene Information <strong>der</strong> Drogenkonsumenten<br />

<strong>über</strong> die Wirkung bestimmter Drogen, die<br />

Folgen multiplen Drogenkonsums und das richtige Verhalten<br />

<strong>in</strong> Drogennotfallsituationen.<br />

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