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Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

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multiplem Drogenkonsum verbun<strong>den</strong>en Risiken be<strong>in</strong>halten.<br />

Es wer<strong>den</strong> weitere evi<strong>den</strong>zbasierte Informationen<br />

benötigt, um die bestmögliche Behandlungsform für<br />

polyvalente Drogenkonsumenten und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />

problematische Drogenkonsumenten mit psychischen<br />

Störungen zu ermitteln.<br />

Um die pharmakotoxikologischen Risiken bestimmter<br />

Komb<strong>in</strong>ationen besser verstehen zu können, ist es e<strong>in</strong>e<br />

vorrangige Aufgabe <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iker, Patienten mit Verdacht<br />

auf drogenbed<strong>in</strong>gte Vergiftungen weiter zu beobachten<br />

und evi<strong>den</strong>zbasierte Informationen <strong>über</strong> akute und langfristige<br />

Gesundheitsschä<strong>den</strong> bereitzustellen.<br />

Behandlungserfolge<br />

Im Aktionsplan <strong>der</strong> Europäischen Union zur Drogenbekämpfung<br />

(2000-2004) ist das dritte Strategieziel „die<br />

erhebliche Steigerung <strong>der</strong> Anzahl erfolgreich behandelter<br />

Drogenabhängiger“. Da es auf europäischer Ebene<br />

ke<strong>in</strong>e aggregierten Daten gibt, kann <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Umsetzung<br />

dieses Zieles nicht direkt gemessen wer<strong>den</strong>. Es<br />

wur<strong>den</strong> jedoch <strong>in</strong> ganz Europa zahlreiche Evaluierungen<br />

durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en untersucht wurde, ob und welche<br />

Arten von Behandlung erfolgreich s<strong>in</strong>d. Die Ergebnisse<br />

erfolgreicher Behandlungen wer<strong>den</strong> hier nach Art<br />

<strong>der</strong> Therapiemaßnahme geordnet vorgestellt: Entzugsbehandlung,<br />

drogenfreie Behandlung und medikamentengestützte<br />

Behandlung. Die Erfolgskriterien unterschei<strong>den</strong><br />

sich je nach Art <strong>der</strong> Behandlung und beziehen sich auch<br />

auf die soziale Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung und Rehabilitation<br />

nach <strong>der</strong> Behandlung.<br />

Entzugsbehandlung<br />

Die Entzugsbehandlung o<strong>der</strong> Entgiftung gilt im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

als <strong>der</strong> erste Schritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em umfassen<strong>den</strong> Behandlungsprozess.<br />

Mit dieser Maßnahme soll <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>e Phase erreicht wer<strong>den</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient körperlich<br />

drogenfrei ist und nicht länger e<strong>in</strong>e unstillbare Gier nach<br />

illegalen Drogen verspürt, und an zweiter Stelle soll <strong>der</strong><br />

Patient auf die Überweisung/Vermittlung an e<strong>in</strong>e abst<strong>in</strong>enzorientierte<br />

Behandlung vorbereitet wer<strong>den</strong>. In<br />

Schwe<strong>den</strong> und F<strong>in</strong>nland ist dieses Verfahren e<strong>in</strong>e Voraussetzung<br />

für <strong>den</strong> Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Methadonbehandlung.<br />

In <strong>den</strong> Mitgliedstaaten und <strong>in</strong> Norwegen wur<strong>den</strong> zwar<br />

Entzugsbehandlungen evaluiert, aber <strong>den</strong>noch ist es die<br />

allgeme<strong>in</strong> am seltensten evaluierte Behandlungsmaßnahme.<br />

In <strong>der</strong> Regel haben sich Entzugsbehandlungen mit<br />

Medikamenten wie Naltrexon, Clonid<strong>in</strong>, Lofexid<strong>in</strong> und<br />

Buprenorph<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Verr<strong>in</strong>gerung von Entzugsersche<strong>in</strong>ungen<br />

und -symptomen als wirksam erwiesen, die Wirkung<br />

bei verschie<strong>den</strong>en Entzugsersche<strong>in</strong>ungen ist jedoch<br />

Ausgewählte Themen<br />

von Medikament zu Medikament an<strong>der</strong>s (Greenste<strong>in</strong><br />

u. a., 1997). Methadon wird fast <strong>über</strong>all bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

von Entzugsersche<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>gesetzt, obwohl Forschungsergebnisse<br />

darauf schließen lassen, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Erhaltungstherapie die besten Erfolge br<strong>in</strong>gt.<br />

Ferner gibt es Entzugsbehandlungen ohne E<strong>in</strong>satz von<br />

Medikamenten, auch „Cold Turkey“ genannt, aber ihre<br />

Zahl ist nicht wirklich bekannt. Auch gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Berichte <strong>über</strong> die Wirkung und die Ergebnisse von nicht<br />

medikamentengestützten Entzugsbehandlungen im Vergleich<br />

zu medikamentengestützten Entzugstherapien.<br />

Zudem sollte das vor kurzem entstan<strong>den</strong>e Konzept <strong>der</strong><br />

raschen Entgiftung mit Naltrexon unter Vollnarkose<br />

(manchmal als „Turbo-Entzug“ bezeichnet) gründlicher<br />

untersucht wer<strong>den</strong>.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Maßnahme <strong>in</strong> Portugal, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />

Naltrexon mit e<strong>in</strong>er Psychotherapie verbun<strong>den</strong> wurde,<br />

stellte sich heraus, dass nach drei Monaten bemerkenswerte<br />

Fortschritte <strong>in</strong> <strong>den</strong> soziodemografischen und psychologischen<br />

Variablen sowie beim Risikoverhalten festzustellen<br />

waren (Costa, 2000). In e<strong>in</strong>em Experiment <strong>in</strong><br />

Deutschland wur<strong>den</strong> Methadonkonsumenten unter Vollnarkose<br />

mit Naltrexon entgiftet. Die Zufrie<strong>den</strong>heit <strong>der</strong><br />

Patienten war recht hoch, aber 50 % <strong>der</strong> Betroffenen<br />

berichteten von ernsten Beschwer<strong>den</strong> im ersten Monat<br />

nach <strong>der</strong> Maßnahme. Sechs Monate nach <strong>der</strong> Entlassung<br />

hatte e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Patienten ke<strong>in</strong>e harten Drogen mehr<br />

konsumiert (Tretter u. a., 2001).<br />

Obwohl e<strong>in</strong>ige Entzugsbehandlungen e<strong>in</strong>er Evaluation<br />

unterzogen wur<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> umfassen<strong>der</strong>e Informationen<br />

<strong>über</strong> das Für und Wi<strong>der</strong> <strong>der</strong> verschie<strong>den</strong>en Modalitäten<br />

sowie dar<strong>über</strong> benötigt, welche Art von Entzugsbehandlung<br />

bei welcher Art von Patient e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong><br />

sollte.<br />

Abst<strong>in</strong>enzorientierte Behandlung<br />

Die Behandlung ohne pharmakologische Substitution<br />

wendet physisch-soziale Techniken mit dem Ziel an, dass<br />

<strong>der</strong> Klient zuerst abst<strong>in</strong>ent wird und dann langfristig von<br />

se<strong>in</strong>er Gier nach Drogen befreit wird. Das primäre Erfolgskriterium<br />

für diese Art <strong>der</strong> Behandlung besteht dar<strong>in</strong>, dass<br />

sie – wie geplant – drogenfrei abgeschlossen wird, obwohl<br />

auch an<strong>der</strong>e Kriterien wie Verbesserungen im psychischen,<br />

sozialen und ökonomischen Wohlergehen e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Rolle spielen. Bedeutende „Nebenwirkungen“<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Rückgang von Straftaten und riskanten Verhaltensmustern<br />

sowie e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheit<br />

und des allgeme<strong>in</strong>en Wohlbef<strong>in</strong><strong>den</strong>s des Klienten.<br />

Evaluationen <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten Behandlungsmaßnahmen<br />

haben gezeigt, dass diese Zielvorgaben<br />

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