21.06.2012 Aufrufe

Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

52<br />

2002 <strong>Jahresbericht</strong> <strong>über</strong> <strong>den</strong> <strong>Stand</strong> <strong>der</strong> <strong>Drogenproblematik</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> EU und <strong>in</strong> Norwegen<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger erfüllt wer<strong>den</strong> (Gossop u. a., 2001).<br />

Die Evaluationsergebnisse weisen große Schwankungen<br />

auf, aber im Allgeme<strong>in</strong>en schließen 30 bis 50 % <strong>der</strong> Klienten<br />

die abst<strong>in</strong>enzorientierte Behandlung erfolgreich<br />

ab. E<strong>in</strong>e Studie aus Dänemark kam zu dem Schluss, dass<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Behandlungsmaßnahmen die Erfolgsquote bei Beendigung<br />

<strong>der</strong> Behandlung e<strong>in</strong>es Klienten bei 17 bis 58 % lag<br />

(Pe<strong>der</strong>sen, 2000).<br />

E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e weitgehend anerkannte Schlussfolgerung ist,<br />

dass die Therapiedauer <strong>in</strong> enger Beziehung zum Therapieergebnis<br />

steht, o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Je länger<br />

e<strong>in</strong>e abst<strong>in</strong>enzorientierte Behandlung durchgeführt wird,<br />

desto besser. Dies wird durch e<strong>in</strong>e Studie aus Deutschland<br />

untermauert, die darauf h<strong>in</strong>weist, dass die Haltequote/Verweildauer<br />

bei <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Behandlung mit ihren Ergebnissen korreliert (Sonntag, D.<br />

und Künzel, J., 2000). E<strong>in</strong>ige Forschungsarbeiten haben<br />

versucht, die Schwelle zu ermitteln, an <strong>der</strong> die Zahl<br />

erfolgreicher Behandlungsergebnisse zunimmt. Laut<br />

e<strong>in</strong>er Studie erzielten Klienten, die sich e<strong>in</strong>er 90-tägigen<br />

stationären Behandlung ohne pharmakologische Substitution<br />

unterzogen, e<strong>in</strong> Jahr nach ihrer Entlassung bessere<br />

Ergebnisse h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Abst<strong>in</strong>enz von Opiaten, Stimulanzien<br />

und e<strong>in</strong>es Rückgangs des <strong>in</strong>travenösen Drogenkonsums<br />

als die früher Entlassenen (Gossop u. a.,<br />

1998). Dies wurde durch e<strong>in</strong>e Studie aus Griechenland<br />

bestätigt, die zu dem Schluss führte, dass die Klienten,<br />

die die Therapie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten drei Monate abbrachen,<br />

ihren Hero<strong>in</strong>konsum nach ihrer Entlassung nur um<br />

11 % verr<strong>in</strong>gerten, während jene, die m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />

Jahr <strong>in</strong> Behandlung blieben, ihn um 76 % reduzieren<br />

konnten (KETHEA, 2001).<br />

Was die Frage nach <strong>der</strong> Langzeitwirkung betrifft, so kam<br />

e<strong>in</strong>e österreichische Studie zu dem Schluss, dass e<strong>in</strong><br />

Behandlungsprogramm mit Schwerpunkt auf sozialen<br />

und psychotherapeutischen Maßnahmen die Sozialkompetenz<br />

und die subjektive Zufrie<strong>den</strong>heit <strong>der</strong> Klienten<br />

wesentlich verbesserte und damit zu e<strong>in</strong>er langfristigen<br />

Stabilität <strong>der</strong> Klienten führt (Wirth, 2001).<br />

Die National Treatment Outcome Research Study<br />

(NTORS-Studie) wurde 1994 auf Veranlassung des britischen<br />

Gesundheitsm<strong>in</strong>isters mit dem Ziel <strong>in</strong>itiiert, die<br />

Effektivität <strong>der</strong> Behandlungsdienste gegen Drogenmissbrauch<br />

im Vere<strong>in</strong>igten Königreich zu bewerten. 1995<br />

rekrutierte NTORS 1 075 Klienten für das Projekt und<br />

begleitete sie <strong>in</strong> fünf aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren. 650<br />

Klienten wur<strong>den</strong> mittels e<strong>in</strong>er stratifizierten Zufallsstichprobe<br />

ausgewählt und <strong>in</strong> vier unterschiedlichen Behandlungsmodalitäten<br />

beobachtet: stationäre Behandlung,<br />

Rehabilitation <strong>in</strong> Form des betreuten Wohnens, Herab-<br />

setzung bzw. Beibehaltung von Methadon. Das wichtigste<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Studie lautet, dass bei behandelten Patienten<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Ergebnisparameter,<br />

wie Drogenkonsum, Injektionshäufigkeit, geme<strong>in</strong>same<br />

Nadelbenutzung und psychische Gesundheit, festzustellen<br />

ist. Die Gesamtkohorte zeigte statistisch signifikante<br />

Verbesserungen h<strong>in</strong>sichtlich ihres Hero<strong>in</strong>konsums:<br />

Bei Aufnahme <strong>der</strong> Behandlung konsumierten ca. 75 %<br />

regelmäßig Hero<strong>in</strong>, während es vier o<strong>der</strong> fünf Jahre<br />

danach nur noch ungefähr 40 % waren. Der regelmäßige<br />

Konsum von rezeptfreiem Methadon verr<strong>in</strong>gerte sich<br />

von ca. 30 % bei <strong>der</strong> Aufnahme auf 10 %, und die<br />

geme<strong>in</strong>same Nadelbenutzung g<strong>in</strong>g von ca. 20 % auf<br />

etwa 5 % zurück. Die Bewertung <strong>der</strong> psychischen<br />

Gesundheit ergab ebenfalls statistisch signifikante Verbesserungen<br />

des Zustands vier bis fünf Jahre nach Aufnahme<br />

<strong>der</strong> Behandlung.<br />

Die abst<strong>in</strong>enzorientierte Behandlung wurde <strong>in</strong> ganz Europa<br />

evaluiert, wobei unterschiedliche Metho<strong>den</strong> angewandt<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten zehn Jahren umfangreiche<br />

Erkenntnisse gewonnen wur<strong>den</strong>. Es gibt jedoch<br />

noch immer Bereiche, die <strong>der</strong> weiteren Forschung bedürfen,<br />

um auf seit kurzem bestehende Phänomene reagieren<br />

zu können. E<strong>in</strong> Beispiel ist die Effizienz <strong>der</strong> abst<strong>in</strong>enzorientierten<br />

Behandlung von Konsumenten, die <strong>über</strong>wiegend<br />

Koka<strong>in</strong> und Amphetam<strong>in</strong>e zu sich nehmen, sowie<br />

an<strong>der</strong>er spezieller Untergruppen. Des Weiteren gibt es<br />

kaum umfangreiche Studien <strong>über</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Konsumenten,<br />

die nach e<strong>in</strong>er erfolgreich abgeschlossenen Behandlung<br />

langfristig drogenfrei bleiben.<br />

Medikamentengestützte Behandlung<br />

Die medikamentengestützte Behandlung (die die Substitutionstherapie<br />

e<strong>in</strong>schließt) verwendet agonistische o<strong>der</strong><br />

antagonistische Medikamente zur Behandlung <strong>der</strong> Klienten.<br />

Agonistische Medikamente (z. B. Methadon) aktivieren<br />

die Opiatrezeptoren im Gehirn, und antagonistische<br />

Medikamente (z. B. Naltrexon) begrenzen die Wirkung<br />

an<strong>der</strong>er konsumierter illegaler Drogen o<strong>der</strong> schalten<br />

diese aus. Das Ziel <strong>der</strong> medikamentengestützten<br />

Behandlung kann Abst<strong>in</strong>enz se<strong>in</strong>, möglicherweise aber<br />

auch die langfristige mediz<strong>in</strong>ische Weiterbehandlung<br />

des Klienten bedeuten. Ungeachtet dessen, ob das Endziel<br />

Abst<strong>in</strong>enz o<strong>der</strong> Reduzierung schädlicher Auswirkungen<br />

des Drogenmissbrauchs lautet, wer<strong>den</strong> folgende vorläufige<br />

Ziele angestrebt: Reduzierung des Konsums illegaler<br />

Drogen und des Risikos von Infektionskrankheiten;<br />

Verbesserung des psychischen und physischen Zustands<br />

des Klienten; Reduzierung drogenbed<strong>in</strong>gter Straftaten.<br />

Die Behandlung mit Methadon ist die am weitesten verbreitete<br />

medikamentengestützte Behandlung. Wie<br />

„gestützt“ bereits impliziert, ist das Ziel dieser Art von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!