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Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der ...

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Mit Ausnahme von Griechenland, Schwe<strong>den</strong> und zwei<br />

deutschen Län<strong>der</strong>n (Bayern und Ba<strong>den</strong>-Württemberg)<br />

steht nunmehr <strong>in</strong> <strong>den</strong> Justizvollzugsanstalten <strong>in</strong> allen EU-<br />

Län<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> Norwegen Substitutionstherapie zur Verfügung.<br />

Doch auch <strong>in</strong> <strong>den</strong> Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> <strong>den</strong>en sich e<strong>in</strong><br />

großer Teil <strong>der</strong> problematischen Drogenkonsumenten<br />

außerhalb des Strafvollzugs <strong>in</strong> Substitutionstherapie<br />

bef<strong>in</strong>det, wird von <strong>den</strong> Vollzugsanstalten oft e<strong>in</strong>e Entgiftungstherapie<br />

angeboten. In Deutschland und <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lan<strong>den</strong> z. B. wird die Quote <strong>in</strong> <strong>den</strong> Vollzugsanstalten<br />

auf 1 bis 4 % geschätzt (Stöver, 2001; WIAD-ORS,<br />

2001), gegen<strong>über</strong> 30 bis 50 % <strong>in</strong> <strong>den</strong> Geme<strong>in</strong><strong>den</strong>. In<br />

<strong>den</strong> meisten Vollzugsanstalten ist e<strong>in</strong>e Substitutionstherapie<br />

nur bei kurzfristigen Haftstrafen, für schwangere Drogenkonsument<strong>in</strong>nen<br />

und Langzeitabhängige o<strong>der</strong> für<br />

Drogenkonsumenten mit gravieren<strong>den</strong> psychischen o<strong>der</strong><br />

physischen Problemen vorgesehen. Der Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

Substitutionsbehandlung im Strafvollzug ist selten,<br />

obwohl dies <strong>in</strong> <strong>den</strong> meisten Län<strong>der</strong>n gesetzlich möglich<br />

ist. E<strong>in</strong>e große Ausnahme stellt Spanien dar, wo die Substitutionsraten<br />

<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb des Strafvollzugs<br />

<strong>über</strong>e<strong>in</strong>stimmen ( 64 ).<br />

In zehn EU-Län<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> Norwegen gibt es drogenfreie<br />

Trakte o<strong>der</strong> Haftanstalten – vorwiegend zum Schutz<br />

nichtabhängiger Häftl<strong>in</strong>ge vor Drogen. E<strong>in</strong>ige von ihnen<br />

bieten jedoch auch Abhängigen e<strong>in</strong>e Therapie an.<br />

Gefangene, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er methadongestützten Substitutionstherapie<br />

bef<strong>in</strong><strong>den</strong>, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von <strong>den</strong> drogenfreien<br />

Abteilungen ausgeschlossen. Die zwanzig drogenfreien<br />

Abteilungen für Suchtberatung <strong>in</strong> holländischen<br />

Gefängnissen s<strong>in</strong>d auf 446 Gefangene ausgerichtet,<br />

<strong>den</strong>noch blieb 1999 e<strong>in</strong> Drittel ihrer Kapazität ungenutzt.<br />

In Schwe<strong>den</strong> gibt es 356 Plätze <strong>in</strong> drogenfreien<br />

Behandlungsabteilungen, während <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland, wo<br />

gegenwärtig 10 % aller Gefängnisabteilungen drogenfrei<br />

s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e Erweiterung auf 50 % angestrebt wird. In Por-<br />

Ausgewählte Themen<br />

tugal wur<strong>den</strong> vor kurzem sieben drogenfreie Behandlungsabteilungen<br />

mit 195 Plätzen ihrer Bestimmung<br />

<strong>über</strong>geben, was als „großer Erfolg“ bewertet wurde.<br />

Zwei weitere Abteilungen s<strong>in</strong>d geplant (siehe Tabelle 14<br />

OL). E<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Forschungsarbeiten <strong>über</strong> Suchthilfe<br />

im Strafvollzug (Rigter, 1998) führte jedoch zu <strong>der</strong><br />

Schlussfolgerung, dass weltweit Mangel an zuverlässigen,<br />

validierten Resultaten besteht.<br />

Prävention von Infektionskrankheiten<br />

Die Verhütung <strong>der</strong> Ansteckung mit auf dem Blutweg<br />

<strong>über</strong>tragbaren Krankheiten während <strong>der</strong> Inhaftierung ist<br />

e<strong>in</strong> vorrangiges Ziel verschie<strong>den</strong>er europäischer Strafvollzugssysteme<br />

– auch zur Vermeidung <strong>der</strong> deutlich<br />

höheren Arzneimittelkosten für die Behandlung drogenbed<strong>in</strong>gter<br />

Infektionskrankheiten (z. B. HAART, Interferon),<br />

die von <strong>den</strong> Strafvollzugsanstalten zu tragen s<strong>in</strong>d.<br />

Viele Län<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d bestrebt, sich an die allgeme<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>zipien<br />

und beson<strong>der</strong>en Empfehlungen <strong>der</strong> WHO-Leitl<strong>in</strong>ien<br />

zu HIV-Infektion und Aids im Gefängnis zu halten (WHO,<br />

1993). E<strong>in</strong>ige risikoreduzierende Maßnahmen lassen sich<br />

jedoch nur schwer umsetzen, da sie politisch belastet s<strong>in</strong>d,<br />

von Seiten des Personals auf Wi<strong>der</strong>stand stoßen und als unangemessen<br />

für das Strafvollzugsumfeld empfun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en Überblick <strong>über</strong> ausgewählte Präventionsmaßnahmen<br />

<strong>der</strong> WHO-Richtl<strong>in</strong>ien und <strong>den</strong> Umfang, <strong>in</strong> dem sie<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> EU und <strong>in</strong> Norwegen umgesetzt wer<strong>den</strong>, bietet die<br />

nachstehende Tabelle. Auch wenn diese Maßnahmen <strong>in</strong><br />

vielen Län<strong>der</strong>n immer noch nicht <strong>in</strong> ausreichendem Maße<br />

angewandt wer<strong>den</strong>, hat es doch e<strong>in</strong>ige Fortschritte gegeben<br />

( 65 ). Nadelaustauschprogramme können nunmehr <strong>in</strong><br />

allen spanischen Haftanstalten ( 66 ) angeboten wer<strong>den</strong>, und<br />

<strong>in</strong> Luxemburg und Portugal wird <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>führung diskutiert.<br />

Immer mehr Län<strong>der</strong> empfehlen, <strong>den</strong> Haft<strong>in</strong>sassen Zugang<br />

zu verdünnter Chlorbleiche zu ermöglichen, e<strong>in</strong>e<br />

Maßnahme, die sich durchzusetzen beg<strong>in</strong>nt.<br />

( 64 )Tabelle 15 OL: Substitutionsbehandlung im Strafvollzug <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU und <strong>in</strong> Norwegen (Onl<strong>in</strong>e-Fassung).<br />

( 65 ) Zu Informationen <strong>über</strong> die Situation bis 2000 siehe http://ar2001.emcdda.eu.<strong>in</strong>t/en/chap2/specific_demand.html#table2<br />

( 66 ) Ausgenommen die Vollzugsanstalten <strong>in</strong> Ceuta und Melilla. Die autonome Geme<strong>in</strong>schaft Katalonien ist selbst für die Verwaltung<br />

ihrer Vollzugsanstalten zuständig.<br />

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