Musterartikel DAZ Nr. 46, 2012 - Lak-rlp.de
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<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />
ApBetrO: Ratschläge für die<br />
Umsetzung<br />
Weitere Details zur Apothekenbetriebsordnung<br />
ROStOCK-WARNeMÜNDe (tmb). Die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen Apothekenbetriebsordnung<br />
(ApBetrO) war ein zentraler inhalt beim<br />
Apothekertag Mecklenburg-Vorpommernam10. November in<br />
Warnemün<strong>de</strong>. Lutz tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, gab einen<br />
Überblicküber die neue Verordnung und ging beson<strong>de</strong>rs<br />
auf kritische Aspekte wie Barrierefreiheit, Stellen im Heim und<br />
<strong>de</strong>n Botendienst ein. im Vergleichzuseinem früheren Vortrag<br />
zu diesem thema am 28. AugustinKiel (siehe Bericht in <strong>DAZ</strong><br />
<strong>2012</strong>,<strong>Nr</strong>. 36, S. 85) vertiefte tischeinige inhalteund stellte<br />
auch zusätzliche Aspektevor.<br />
Lutz tisch, ABDA-Geschäftsführer<br />
Recht, zeigte beim Apothekertag<br />
Mecklenburg-Vorpommern beson<strong>de</strong>rs<br />
kritische Aspekte <strong>de</strong>r neuen<br />
Apothekenbetriebsordnung auf.<br />
Als beson<strong>de</strong>res Problem <strong>de</strong>r<br />
Apotheker beschrieb Tisch die<br />
Tatsache, dass diejenigen Tätigkeiten,<br />
die <strong>de</strong>n Apothekern Geld<br />
einbringen, nicht immer die für<br />
das Gemeinwohl nützlichen<br />
Aufgaben sind. Daher sei es wesentlich,<br />
dass die neue ApBetrO<br />
erstmals das Medikationsmanagement<br />
regele. Denn Tisch<br />
sieht diese Aufgabe als große<br />
Zukunftschance für die Apotheker.<br />
Beson<strong>de</strong>rs wichtig wird<br />
nach Einschätzung von Tisch,<br />
dass die Behör<strong>de</strong>n beim Vollzug<br />
<strong>de</strong>r ApBetrO künftig sorgfältig<br />
auf solche Pflichten achten, bei<br />
<strong>de</strong>nen sich die Apotheker durch<br />
Nicht-Einhaltung wirtschaftliche<br />
Vorteile verschaffen könnten.<br />
Denn es dürfe nicht sein, dass<br />
einzelne Apotheken Vorteile hätten,<br />
während diejenigen belastet<br />
wür<strong>de</strong>n, die sich an die Regeln<br />
halten, argumentierte Tisch. Als<br />
Beispiele nannte er die Beratungspflicht<br />
im Versandhan<strong>de</strong>l,<br />
die Pflicht zur Herstellung von<br />
Rezepturen in allen Apotheken<br />
eines Filialverbun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>n<br />
Botendienst mit Boten, die zum<br />
pharmazeutischen Personal gehören.<br />
Tisch wie<strong>de</strong>rholte seine<br />
mehrfach geäußerte Position,<br />
dass ein Bote zum pharmazeutischen<br />
Personal gehören müsse.<br />
Eine PTA könne mit einem Telefon<br />
ausgerüstet sein, um Rücksprache<br />
mit <strong>de</strong>m Apotheker zu<br />
halten. Doch ein nicht-pharmazeutischer<br />
Bote mit Telefon könne<br />
nur bei einem Notstand eingesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Tisch begrün<strong>de</strong>te<br />
diese Position mit <strong>de</strong>m Verweis<br />
auf die strikte Trennung<br />
zwischen Präsenzversorgung<br />
und Versandhan<strong>de</strong>l. „Diese<br />
Trennung ist Ihre Lebensversicherung“,<br />
erklärte Tisch mit<br />
Blick auf die Apotheker.<br />
I<strong>de</strong>aler Start ins QMS<br />
Tisch warb für das Engagement<br />
<strong>de</strong>r Apotheker beim Aufbau eines<br />
QMS. Als gesellschaftliche<br />
Entwicklung sei das Qualitätsmanagement<br />
nicht aufzuhalten.<br />
Im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren Regelungen<br />
<strong>de</strong>r ApBetrO sichere<br />
es nicht die Inhalte, son<strong>de</strong>rn die<br />
Prozesse. Es sorge dafür, dass<br />
bei <strong>de</strong>n Prozessen am En<strong>de</strong> herauskomme,<br />
was amAnfang als<br />
Foto:<strong>DAZ</strong>/tmb<br />
Aufgabe <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>. Ein<br />
QMS helfe <strong>de</strong>m Apotheker, seine<br />
Apotheke selbst zu revidieren<br />
und Prozesse auf Sinnhaftigkeit<br />
zu prüfen. WeramAnfang Zeit<br />
für das QMS aufwen<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong><br />
später diese Zeit mehrfach einsparen,<br />
erklärte Tisch. Jetzt sei<br />
<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Zeitpunkt, um mit<br />
<strong>de</strong>m QMS zu beginnen, weil etliche<br />
Abläufe wegen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r neuen ApBetrO<br />
ohnehin geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Zum QMS zog Tisch das<br />
Fazit: „Ich glaube, es nutzt je<strong>de</strong>m.“<br />
Probleme mit <strong>de</strong>r<br />
Barrierefreiheit<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r Barrierefreiheit in<br />
<strong>de</strong>r ApBetrO stammt aus <strong>de</strong>m<br />
Gleichstellungsgesetz, erklärte<br />
Tisch. Dieses Gesetz habe das<br />
sehr weitreichen<strong>de</strong> Ziel, Barrierefreiheit<br />
in allen Lebensbereichen<br />
und für alle Behin<strong>de</strong>rungen<br />
zu erreichen, doch dies sei praktisch<br />
nirgendwo erfüllt. Der Anspruch<br />
sei daher als Ziel zu verstehen.<br />
„Niemand erwartet, dass<br />
Sie die Ersten sind, die das zu<br />
100 Prozent umsetzen“, so<br />
Tisch. Allerdings be<strong>de</strong>ute die<br />
Soll-Vorschrift in <strong>de</strong>r ApBetrO,<br />
dass die Barrierefreiheit erfüllt<br />
sein muss, soweit nicht berechtigte<br />
Grün<strong>de</strong> dagegen sprechen.<br />
Je<strong>de</strong>r müsse über seine Möglichkeiten<br />
nach<strong>de</strong>nken, sich <strong>de</strong>m<br />
Ziel schrittweise zu nähern, erklärte<br />
Tisch. Auf je<strong>de</strong>n Fall<br />
müssten neue Räume, in <strong>de</strong>nen<br />
erstmals eine Apotheke betrieben<br />
wird, diese Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
erfüllen. Tisch prognostizierte,<br />
die Rechtsprechung wer<strong>de</strong> eine<br />
Besitzstandswahrung für Apotheken<br />
mit bestehen<strong>de</strong>r Betriebserlaubnis<br />
entwickeln. Doch<br />
beim Verkauf und sogar bei<br />
manchen Än<strong>de</strong>rungen zur Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r neuen ApBetrO sei<br />
eine neue o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rte Betriebserlaubnis<br />
nötig. Weitere<br />
Probleme erwartet Tisch für<br />
Apotheken in frem<strong>de</strong>n Räumen,<br />
also bei Miete o<strong>de</strong>r Pacht. Über<br />
Jahre wer<strong>de</strong> in vielen Prozessen<br />
Rechtsklarheit entstehen, erwartet<br />
Tisch, merkte aber dazu kritisch<br />
an, eine neue Verordnung<br />
sollte keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />
für Juristen<br />
sein.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />
152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5617 | 21