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Musterartikel DAZ Nr. 46, 2012 - Lak-rlp.de

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<strong>DAZ</strong><br />

Deutsche<br />

ApothekerZeitung<br />

Unabhängige pharmazeutische Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis<br />

152. Jahrgang |15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>.<strong>46</strong><br />

Ein Schlaganfall-Patient<br />

Die Akutversorgung<br />

Die medikamentöse Therapie<br />

und Nachsorge<br />

Durchführung eines<br />

Medikationsmanagements<br />

PVSt ·Deutsche Post AG ·Entgelt bezahlt ·2141<br />

www.<strong>de</strong>utsche-apotheker-zeitung.<strong>de</strong><br />

Deutscher Apotheker Verlag ·Postfach 10 10 61 ·70009 Stuttgart<br />

39 <strong>46</strong>


Die Seite 3<br />

Ein beson<strong>de</strong>res Anliegen<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin<br />

(DGKJ) hatte ein beson<strong>de</strong>res Anliegen:<br />

Sie wollte Ärzte, Apotheker und Eltern vor<br />

tengruppe zugelassen sind. Wo liegt aber dann die<br />

Gefahr <strong>de</strong>r rezeptfreien älteren Antihistaminika für<br />

Kleinkin<strong>de</strong>r?<br />

<strong>de</strong>m Gebrauch <strong>de</strong>r rezeptfreien älteren Antihistaminika<br />

Doxylamin, Dimenhydrinat und Diphenhydramin<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn warnen. Sie wollte sensibilisieren<br />

für Nebenwirkungen wie Tagesmüdigkeit,<br />

Benommenheit und Konzentrationsstörungen, sie<br />

wollte aufmerksam machen auf die Gefahr von<br />

Überdosierungen, die zu Halluzinationen und<br />

Krämpfen und bei Säuglingen zu Atemstörungen<br />

bis hin zum Atemstillstand führen können.<br />

Zugelassen sind die älteren H 1 -Antihistaminika in<br />

dieser Altersgruppe als Sedativa und Antiemetika.<br />

Und ja, hier lauert sicher eine Gefahr. Denn wenn<br />

das Kind nach <strong>de</strong>r ersten Gabe nicht ruhig wird,<br />

wenn es weiter erbricht, dann ist die Versuchung<br />

groß, noch ein Zäpfchen o<strong>de</strong>r noch einen Löffel<br />

Saft zu geben. Insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn die Eltern<br />

nicht über die Risiken einer Überdosierung informiert<br />

sind. Und auch Missbrauch muss in Betracht<br />

Im Visier hatte die DGKJ vor allem Antihistaminika-haltige<br />

Kombinationspräparate in Saftform, die<br />

bei Husten und Erkältungen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu wur<strong>de</strong> ein Positionspapier<br />

(s. S. 61) und eine begleiten<strong>de</strong><br />

Pressemitteilung herausgegeben,<br />

über die wir letzte Woche<br />

berichtet haben. In <strong>de</strong>r Pressemitteilung<br />

wur<strong>de</strong> mit Nachdruck<br />

vorAntihistaminika-haltigen<br />

Hustensäften gewarnt.<br />

Der Aufschrei unter unseren<br />

Lesern erfolgte umgehend:<br />

„Antihistaminika-haltige Hustensäfte<br />

gibt es schon lange<br />

nicht mehr! Wo ist das Problem?“<br />

gezogen wer<strong>de</strong>n. Denn wenn schon einmal festgestellt<br />

wur<strong>de</strong>, dass das Kind ganz ruhig wur<strong>de</strong> nach<br />

einem o<strong>de</strong>r zwei Löffeln Saft und wun<strong>de</strong>rbar eingeschlafen<br />

ist, dann ist die Versuchung groß,<br />

schnell zur Flasche zu greifen, wenn wie<strong>de</strong>r eine<br />

unruhige Nacht droht.<br />

So viel zu <strong>de</strong>m Einsatz älterer Antihistaminika als<br />

Sedativa und Antiemetika. Doch was ist mit <strong>de</strong>n<br />

Antihistaminika-haltigen Erkältungsmitteln? Hier<br />

ist sicher die Werbung eine beson<strong>de</strong>re Gefahrenquelle.<br />

Sie suggeriert schnelle und unkomplizierte<br />

Lin<strong>de</strong>rung bei laufen<strong>de</strong>r Nase, quälen<strong>de</strong>m Reizhusten,<br />

Kopf- und Glie<strong>de</strong>rschmerzen. Dass <strong>de</strong>r angepriesene<br />

gesun<strong>de</strong> Erkältungssirup mit Honig<br />

nicht für Kin<strong>de</strong>r und schon gar nicht für Kleinkin<strong>de</strong>r<br />

zugelassen ist, das wird vielen Eltern nicht<br />

Dr. Doris Uhl,<br />

Chefredakteurin<br />

klar sein.<br />

Ein Gespräch mit Prof. Dr. Hier sind wir Apothekerinnen und Apotheker gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Hannsjörg Seyberth, <strong>de</strong>m Sachverständigen für<br />

Arzneimittelsicherheit <strong>de</strong>r DGKJ, lässt erahnen,<br />

wie es zu <strong>de</strong>r Irritation kommen konnte (s. S. 64):<br />

Wir müssen im Beratungsgespräch aufklä-<br />

ren, aber nicht nur zu <strong>de</strong>r jetzt angesprochenen<br />

Antihistaminika-Problematik. Ein min<strong>de</strong>stens<br />

ebenso drängen<strong>de</strong>s Problem ist das in <strong>de</strong>n Erkältungs-Kombinationspräparaten<br />

Die DGKJ kann zwar <strong>de</strong>n wirklichen Stellenwert<br />

<strong>de</strong>r älteren Antihistaminika für die pädiatrische<br />

Therapie nur schwer einschätzen, wur<strong>de</strong> aber<br />

durch Berichte beispielsweise aus Giftnotrufzentralen<br />

alarmiert. Danach sollen diese Substanzen<br />

immer wie<strong>de</strong>r mit im Spiel sein, wenn Vergiftungen<br />

enthaltene Paracet-<br />

amol mit seiner geringen therapeutischen Breite.<br />

Auch hier wird vielen Eltern nicht bewusst sein,<br />

dass sie ihre Kin<strong>de</strong>r in beson<strong>de</strong>re Gefahr bringen,<br />

wenn sie ihnen dazu noch das Paracetamol-haltige<br />

Fieberzäpfchen geben.<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn und Kleinkin<strong>de</strong>rn auftreten.<br />

Die DGKJ sah Handlungsbedarf und warnte.<br />

Warnte –inAnlehnung an cough and cold medicines<br />

–vor Husten- und Erkältungssäften, die unter<br />

an<strong>de</strong>rem das zentral wirksame Antitussivum Dextromethorphan<br />

enthalten, warnte vor unkalkulierbaren<br />

Interaktionen zwischen <strong>de</strong>n älteren Antihistaminika<br />

und Dextromethorphan, vor paradoxen<br />

Reaktionen wie Unruhe und Erregung, vor neurotoxischen<br />

Spätfolgen, wenn solche ZNS-gängigen<br />

Substanzen bei Kleinkin<strong>de</strong>rn bis zu drei Jahren<br />

In je<strong>de</strong>m Fall ist das Anliegen <strong>de</strong>r DGKJ zu unterstützen.<br />

Die Sensibilisierung <strong>de</strong>r Eltern durch<br />

Ärzte und Apotheker ist sicher wichtig. Darüber<br />

hinaus könnte zumin<strong>de</strong>st mit einem nicht zu übersehen<strong>de</strong>n<br />

Warnhinweis auf Flaschen und Faltschachteln<br />

für etwas mehr Therapiesicherheit gesorgt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das BfArM als zuständige Überwachungsbehör<strong>de</strong><br />

hat sich <strong>de</strong>r Problematik angenommen<br />

(s. S. 62). Auf Lösungsvorschläge können wir<br />

gespannt sein.<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Doch es gibt in Deutschland keine entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Husten- und Erkältungssäfte, die für diese Patien-<br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5599|3


iNHALt<br />

Hustensäfte und die Gefahr für Kleinkin<strong>de</strong>r<br />

Ein Positionspapier sowie eine Pressemitteilung <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin (DGKJ) sorgen für<br />

Irritationen. Hier wird explizit vor rezeptfreien Husten- und Erkältungssäften<br />

gewarnt, die Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation<br />

enthalten. Insbeson<strong>de</strong>re Kleinkin<strong>de</strong>r sollen in be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Umfang<br />

solche Präparate erhalten. Wie sieht das BfArM die Situation?<br />

Gibt es gehäuft Meldungen über unerwünschte Wirkungen entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Präparate bei Kleinkin<strong>de</strong>rn? Sind es tatsächlich die<br />

Indikationen Husten und Erkältung o<strong>de</strong>r vor allem Übelkeit und<br />

Erbrechen? 60<br />

„Vitamin B 17 “bei Krebs?<br />

Ein laut Auskunft <strong>de</strong>r Ärzte unheilbarer Darmkrebspatient mit Lungenmetastasen<br />

möchte alles probieren und fragt nun nach Erfahrungen<br />

(Therapieerfolge, Unbe<strong>de</strong>nklichkeit) für die Anwendung von<br />

Vitamin B 17 (Laetrile, Amygdalin-haltiger Aprikosenkernextrakt). In<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit wur<strong>de</strong> vom Bezug und <strong>de</strong>r Abgabe <strong>de</strong>s Präparates<br />

abgeraten. Gibt es inzwischen Studien, die die Einnahme rechtfertigen?<br />

Antwortauf diese Fragegibt Dr.UlrikeKönig vomRegionalen<br />

Arzneimittelinformationszentrum <strong>de</strong>r LAK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

Apotheke Schwarzwald-Baar Klinikum Villingen-Schwenningen<br />

GmbH. <strong>46</strong><br />

3 Die Seite 3<br />

6 PRiSMA<br />

Erst gurgeln, dann konzentrieren •BMI sagt Krankheitsrisiken<br />

nur bedingt voraus •Calciumeinnahme führt<br />

nicht zur Calcifizierung •Coffein filtertpositive Wörter •<br />

Mit Stützstrümpfen über die Tartanbahn<br />

10 WiCHtiGe MitteiLUNGeN<br />

Die Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r Deutschen Apotheker informiert<br />

14 ARZNeiMitteL-iNFO<br />

Pharmahersteller informieren<br />

15 CARtOON<br />

Der achte POP-Fall:<br />

Ein Schlaganfall-Patient<br />

ein 61 Jahre alter Patient erwacht mit einer Schwäche<br />

und Gefühlsstörung <strong>de</strong>r rechtenKörperseiteund kann<br />

nicht mehr sprechen. Die ehefrau bemerkt zu<strong>de</strong>m ein<br />

„schiefes Gesicht“ und verständigt umgehend <strong>de</strong>n<br />

Notarzt.<br />

Dieser begleitet <strong>de</strong>n Patienten in das nächstgelegene Schlaganfallzentrum.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die notwendigen Akutmaßnahmen<br />

eingeleitet. Imweiteren Verlauf <strong>de</strong>r Behandlung wird<br />

<strong>de</strong>r Apotheker gebeten, ein erweitertesMedikationsmanagement<br />

(MTM) durchzuführen. Die Erstellung eines MTMs bietet<br />

für <strong>de</strong>n Arzt nicht nur die Möglichkeit, bei <strong>de</strong>r Auswahl<br />

<strong>de</strong>r Therapie zeitsparend auf an<strong>de</strong>re Ressourcen zurückzugreifen.<br />

Er erhält auchmehr Therapiesicherheit. 50<br />

16 <strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

16 HAV: Retax-Rückzahlungsansprüche aus 2008 prüfen<br />

18 Kassenabschlag:<br />

Protest schon vor zweiter Verhandlungsrun<strong>de</strong><br />

21 ApBetrO:Ratschläge für die Umsetzung<br />

22 AMINO hilft Apothekern weiter<br />

24 Aufklärung zu gestiegenen Rezeptur-Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

24 mycare zieht es nachÖsterreich<br />

25 Einstimmig gegen Praxisgebühr<br />

26 DAK-Gesundheit startet Rabattverträge für Humaninsuline<br />

26 AOK-Chef Hermann prophezeit Wahlgeschenke für Apotheker<br />

27 Krankenhausversorgungsverträge:<br />

Zwei Stun<strong>de</strong>n sind eine zu viel<br />

28 Vonaußen betrachtet:Von Mückenund Ameisen –DDT Teil 2<br />

30 Italien gibt Novartis-Grippeimpfstoffe frei<br />

31 PKA 25 –mehr als ein Lehrbuch<br />

32 20 Jahre Forschungsvereinigung <strong>de</strong>r Arzneimittel-Hersteller<br />

4|5600| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


iNHALt<br />

Retax-Rückzahlungsansprüche<br />

aus 2008 prüfen<br />

Apotheken, die trotz bestehen<strong>de</strong>r Rabattverträge<br />

an<strong>de</strong>re als rabattierte Arzneimittel abgegeben<br />

haben und <strong>de</strong>shalb vonKrankenkassen<br />

im Jahr 2008 auf Null retaxiert wur<strong>de</strong>n,<br />

sollten aufpassen: Möglicherweise bestehen<strong>de</strong><br />

Rückzahlungsansprüche könnten zum<br />

Jahresen<strong>de</strong> verjähren. Darauf weist <strong>de</strong>r Hessische<br />

Apothekerverband hin. 16<br />

ApBetrO: Ratschläge für die<br />

Umsetzung<br />

Die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen Apothekenbetriebsordnung<br />

(ApBetrO) war ein zentraler<br />

Inhalt beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Lutz Tisch, ABDA-Geschäftsführer<br />

Recht, gab einen Überblick über die neue<br />

Verordnungund ging beson<strong>de</strong>rsauf kritische<br />

Aspektewie Barrierefreiheit, Stellen im Heim<br />

und <strong>de</strong>n Botendienstein. 21<br />

Wie gefährlich ist<br />

Johanniskraut wirklich?<br />

IneinemÜbersichtsartikelwur<strong>de</strong>diepublizierte<br />

Evi<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r Jahre 2000 bis 2010 zum Thema<br />

unerwünschter Interaktionen von Phytopharmaka<br />

und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

mit Arzneimitteln systematisch recherchiert.<br />

Obwohl die Arbeit inhaltlich keine neuen Erkenntnisse<br />

bietet, rief sie ein breites Echo in<br />

<strong>de</strong>r Fach- und Laienpresse hervor. 34<br />

34 ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

34 „Gefährliches Johanniskraut“:<br />

Wirbel um ReviewzuPhytopharmaka-Interaktionen<br />

36 Kurz gemel<strong>de</strong>t:<br />

FDA-Zulassung für Tofacitinib •Lungenkrebs bei Nichtrauchern<br />

•Malariaimpfstoff ist bei Säuglingen schwächer •<br />

Zulassungsempfehlung für Pegloticase<br />

37 AMTS-Spezial Blutungsrisiko:<br />

HAS-BLED-Score bei oraler Antikoagulation<br />

40 Dabigatran-assoziierte Blutungen:<br />

Mit Gerinnungstests die Wirkung kontrollieren<br />

41 BtM-Verschreibungspflicht für Tilidin/Naloxon:<br />

Retardierte Arzneiformen sind nicht betroffen<br />

42 Primäre Hyperparathyreoidismus:<br />

Frauen profitieren von Calciumzufuhr<br />

43 Pegylierung verlängertdie Insulinwirkung:<br />

Weniger nächtliche Hypoglykämien<br />

44 „Bewahren Sie Ihr Augenlicht“:<br />

Initiative informiert über Augenerkrankungen<br />

<strong>46</strong> FRAGeN AUS DeR PRAXiS<br />

„Vitamin B 17 “bei Krebs?<br />

Wie Amygdalin zu beurteilen ist<br />

50 KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

O. Rose, T. Liebig, D. Maintz,H.Derendorf<br />

Ein Schlaganfall-Patient –Was Akutversorgung und<br />

Medikationsmanagement leisten können<br />

60 ARZNeiMitteL-SiCHeRHeit<br />

Antihistaminika-Alarm –<br />

Hustensäfte und die Gefährdung von Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

66 eRNÄHRUNGAKtUeLL<br />

Basensupplemente für starke Knochen?<br />

69 AUS DeN LÄNDeRN<br />

69 Scheele-Tagung und ApothekertagMecklenburg-Vorpommern<br />

72 Apothekeneinrichtungen im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeit<br />

74 Bayern:Parlamentarischer Abend in Berlin<br />

75 „Herzenssache“ hilft Kin<strong>de</strong>rn<br />

76 UNi<strong>DAZ</strong><br />

VomWirkstoff zum Arzneimittel:<br />

3. Teil: Das Arzneimittel nach<strong>de</strong>r Markteinführung<br />

85 SeRViCe<br />

85 Briefe<br />

87 ADEXA Info<br />

–Nachwuchs und Ehrenamt för<strong>de</strong>rn<br />

–Umfrage zum Weihnachtsgeld<br />

89 Stellenanzeigen<br />

95 Apotheke und Markt<br />

103 Literatur<br />

104 Was ·Wann ·Wo<br />

109 Personen<br />

112 Apotheken<br />

113 Impressum<br />

114 ... AUCH <strong>DAZ</strong> NOCH<br />

Titelfoto: alexowski –Fotolia.com<br />

Titelgestaltung: Atelier Schäfer, Esslingen<br />

<strong>DAZ</strong>-Beilage: PTAheute<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5601|5


PRiSMA<br />

Kognitive LeistungsfähigKeit<br />

Erst gurgeln, dann konzentrieren<br />

Sie müssen sichbeson<strong>de</strong>rsstark<br />

konzentrieren? Dann sollten Sie mit<br />

Zuckerwasser gurgeln. Das empfehlen<br />

Wissenschaftler <strong>de</strong>r Universität<br />

Georgia, die bei Stu<strong>de</strong>nten festgestellt<br />

haben, dass sich mit diesem<br />

trickdie Konzentration steigern<br />

lässt.<br />

Insgesamt 51 Stu<strong>de</strong>nten nahmen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>r Studie an einem Konzentrationstest<br />

teil. Sie bekamen auf einem<br />

Bildschirm die Namen verschie<strong>de</strong>ner<br />

Farben angezeigt, die jeweils in einer<br />

an<strong>de</strong>ren Farbe koloriert waren und<br />

mussten die Farbe angeben, die sie tatsächlich<br />

sehen konnten. Die Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Proban<strong>de</strong>n gurgelte vor <strong>de</strong>m Test mit<br />

einer Glucoselösung, die an<strong>de</strong>re Hälfte<br />

YeLLOW BLUe ORANGe<br />

BLACK ReD GReeN<br />

PURPLe YeLLOW ReD<br />

ORANGe GReeN BLACK<br />

BLUe ReD PURPLe<br />

GReeN BLUe ORANGe<br />

Foto: Universität Berkley<br />

mit einer mit Süßstoff gesüßten Flüssigkeit.<br />

Die Testpersonen, die mit Zucker<br />

gegurgelt hatten, schnitten im Test<br />

<strong>de</strong>utlich besser ab. Dass Glucose die<br />

Konzentration för<strong>de</strong>rt, war bereits bekannt.<br />

Bislang ging man allerdings davon<br />

aus, dass die Glucose hierfür oral<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n muss. Der aktuelle<br />

Test zeigt nun, dass es ausreicht,<br />

entsprechen<strong>de</strong> Zuckersensoren auf <strong>de</strong>r<br />

Zunge durch das Gurgeln mit Zuckerwasser<br />

zu stimulieren. <<br />

ral<br />

Quelle: San<strong>de</strong>rs, M. A. et al.: Psychol. Sci.,<br />

Online-Vorabpublikation vom22.10.<strong>2012</strong><br />

Körpergewicht und Morbidität<br />

BMI sagt Krankheitsrisiken nur bedingt voraus<br />

Bisher dient <strong>de</strong>r Body-Massin<strong>de</strong>x(BMi)<br />

nicht nur als Definition<br />

von Übergewicht, son<strong>de</strong>rn<br />

auchzur „Vorhersage“<br />

<strong>de</strong>r entwicklung von Krankheiten.<br />

eine Gruppe aus israel<br />

stellt letzteres nun infrage.<br />

Je höher <strong>de</strong>r BMI, <strong>de</strong>sto größer<br />

das Risiko für einige Krankheiten<br />

o<strong>de</strong>r Stoffwechselstörungen.<br />

Das ist die bislang verbreitete<br />

Regel. In einer aktuell an <strong>de</strong>r<br />

Yeshiva Universität durchgeführten<br />

Studie wur<strong>de</strong> nun die<br />

Aussagekraft <strong>de</strong>s BMI in Bezug<br />

auf die Entwicklung von Krebs<br />

untersucht. Die Mitarbeiter um<br />

Geoffrey C.Kabat werteten dazu<br />

Daten von über 90.000 kanadischen<br />

Frauen auf die Entwicklung<br />

19 verschie<strong>de</strong>ner Krebsarten<br />

aus. Es fiel auf, dass nicht<br />

je<strong>de</strong> Krebsform mit einem erhöhten<br />

BMI in Verbindung gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. So war<br />

z. B. das Risiko für Lungenkrebs<br />

bei Rauchern nicht aus <strong>de</strong>m<br />

Quotienten vorhersehbar, bei<br />

Nichtrauchern hingegen schon.<br />

Die Studienautoren wollen die<br />

Unterschie<strong>de</strong> in weiteren Studien<br />

klären, weisen jedoch darauf<br />

hin, dass <strong>de</strong>r BMI nicht bei je<strong>de</strong>r<br />

Population o<strong>de</strong>r Krankheit<br />

pauschal Anwendung fin<strong>de</strong>n<br />

sollte. <<br />

sk/ral<br />

Quelle: Kabat, G.C. et al.: Am. J. Epi<strong>de</strong>miol,<br />

Online-Vorabpublikation,<br />

DOI:10.1093/aje/kws270e<br />

KardioLogie<br />

Calciumeinnahme führt nicht zu Calcifizierung<br />

Auch die regelmäßige einnahme von<br />

Calciumpräparaten scheint bei Senioren<br />

nicht mit einer kardiovaskulärenCalcifizierung<br />

verbun<strong>de</strong>n zu sein.<br />

Das schreiben US-amerikanische<br />

Wissenschaftler im „American Journal<br />

of Clinical Nutrition“.<br />

Die kardiovaskuläre Calcifizierung ist<br />

sowohl ein Risikofaktor als auch ein<br />

Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Voreinigen Jahren wur<strong>de</strong> dieser<br />

Umstand im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Osteoporoseprävention mittels Calciumgabe<br />

verstärkt diskutiert. „Die<br />

6 | 5602| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

Einnahme von Calcium erhöht das<br />

Herzinfarktrisiko“ waren Schlagzeilen,<br />

die kursierten und die nach wie vor<br />

zu Verunsicherungen führen. Die von<br />

Elizabeth Samelson und Kollegen<br />

Foto:W.D.Summers–Fotolia.com<br />

durchgeführte Untersuchung beruhigt<br />

diesbezüglich. Die Forscher untersuchten<br />

die Daten <strong>de</strong>r „Framingham Heart<br />

Study“ bezüglich <strong>de</strong>r kardiovaskulären<br />

Calcifizierung bei Senioren. Ergebnis:<br />

Senioren mit <strong>de</strong>r höchsten Calciumaufnahme<br />

hatten einen vergleichbaren koronaren<br />

Calcifizierungsgrad wie Senioren<br />

mit <strong>de</strong>r niedrigsten Zufuhr.Alle<br />

Calciummengen bewegten sich in <strong>de</strong>n<br />

von Fachgesellschaften vorgegebenen<br />

Rahmen. Diese sind somit sicher, so<br />

das Fazit. <<br />

ral<br />

Quelle: Samelson, E. J. et al.: Am. J. Clin.<br />

Nutr. Online-Vorabpublikation, DOI:<br />

10.3945/ajcn.112.044230<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


PRiSMA<br />

psYchoLogie<br />

Coffein filtert positive Wörter<br />

Keine Lust auf schlechte News? Dann<br />

sollten Sie Ihre Tageszeitung bei einer Tasse<br />

Kaffee lesen. Coffein macht nämlich beson<strong>de</strong>rsempfänglichfür<br />

positive Wörter–und<br />

setzt beim Lesen sozusagen einen Filter.<br />

Foto: Yuri Arcurs–Fotolia.com<br />

Die anregen<strong>de</strong> Wirkung vonCoffein<br />

scheint das Gehirnnicht nur leistungsfähiger<br />

zu machen, son<strong>de</strong>rn<br />

auchempfänglicher für positive<br />

Wörter.Das geht aus einer aktuellen<br />

Untersuchung bei 66 freiwilligen<br />

Proban<strong>de</strong>n hervor.<br />

Die Studie von Lars Kuchinke und Vanessa<br />

Lux stützt sich auf verschie<strong>de</strong>ne<br />

Untersuchungen aus <strong>de</strong>n letzten Jahren,<br />

in <strong>de</strong>nen gezeigt wer<strong>de</strong>n konnte, dass<br />

Menschen beim Lesen positive Wörter<br />

wie „Humor“ schneller und besser<br />

wahrnehmen als neutrale o<strong>de</strong>r negativ<br />

behaftete Wörter. Die bei<strong>de</strong>n Psychologen<br />

wollten ausgehend davon prüfen,<br />

ob die –gut belegte –anregen<strong>de</strong> Wirkung<br />

von Coffein die Aufmerksamkeit<br />

nur allgemein för<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r speziell die<br />

Wahrnehmung positiver Begriffe unterstützen<br />

kann. Im Rahmen ihrer Studie<br />

verabreichten sie einer Kontrollgruppe<br />

eine halbe Stun<strong>de</strong> vorVersuchsbeginn<br />

ein Placebo und einer Wirkstoffgruppe<br />

200 mg Coffein in Tablettenform. Diese<br />

Coffeinmenge entspricht etwa zwei<br />

bis drei Tassen Kaffee. Bei<strong>de</strong> Gruppen<br />

sollten dann an einem Bildschirm fünf<br />

Wörter aus Pseudoworten herauslesen.<br />

Alle Proban<strong>de</strong>n entschlüsselten, wie in<br />

<strong>de</strong>n Untersuchungen zuvor, die positiven<br />

Begriffe schneller und besser als<br />

die übrigen Wörter. Imdirekten Vergleich<br />

fiel <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>r Ruhr<br />

Universität Bochum jedoch auf, dass<br />

die Coffeingruppe eine überdurchschnittlich<br />

gute Auffassungsgabe für<br />

die positivenWorte entwickelt hatte.<br />

Die Gesamtleistung <strong>de</strong>s Tests blieb jedoch<br />

gleich. Die Studienautoren erklären<br />

das positive „Tuning“ mit <strong>de</strong>m<br />

Neurotransmitter Dopamin. Er ist im<br />

Körper an <strong>de</strong>r Verarbeitung positiver<br />

Ereignisse beteiligt und wird durch das<br />

oral aufgenommene Coffein beeinflusst.<br />

<<br />

sk<br />

Quelle: Kuchinke, L. et al.: PLoS ONE, Online-<br />

Vorabpublikation, DOI: 10.1371/journal.pone<br />

sportMediZin<br />

Mit Stützstrumpf über die Tartanbahn<br />

Muskelkater istein Phänomen, das<br />

nicht nur Hobbysportlernson<strong>de</strong>rn<br />

auchSportprofis nachausgiebigem<br />

training o<strong>de</strong>r Wettkampf zu schaffen<br />

machen kann. ein einfaches Mittel,<br />

um <strong>de</strong>n unangenehmen Muskelschmerzen<br />

vorzubeugen, ist offenbar<br />

das tragen vonStützstrümpfen<br />

beim Sport.<br />

Isabel Riesner, Mitarbeiterin <strong>de</strong>r Professur<br />

Sportgerätetechnik an <strong>de</strong>r Universität<br />

Chemnitz, erforscht im Rahmen<br />

ihrer Dissertation die Wirkung<br />

einer Muskelkompression beim Sport.<br />

Sie hat festgestellt, dass Stöße, die<br />

beim Laufen o<strong>de</strong>r bei Ballsportarten<br />

auf die Beine übertragen wer<strong>de</strong>n, zu<br />

Schwingungen in <strong>de</strong>r Muskulatur führen.<br />

Diese Schwingungen, so Riesner,<br />

wer<strong>de</strong>n einerseits zur Intensivierung<br />

<strong>de</strong>s Trainingsreizes genutzt, führen<br />

aber auch zum Muskelkater. Ein Übermaß<br />

an Schwingung gilt es daher zu<br />

vermei<strong>de</strong>n. Im vergangenen Jahr haben<br />

Chemnitzer Sportgerätetechniker <strong>de</strong>n<br />

Versuch gestartet, Läufer mit Kompressionsstrümpfen<br />

an <strong>de</strong>n Start zu<br />

schicken –und erhielten ein positives<br />

Feedback. Ausgehend davon wur<strong>de</strong> die<br />

Forschung weiter vorangetrieben. Mittlerweile<br />

setzen die Sportgerätetechniker<br />

Beschleunigungssensoren ein, die<br />

auf <strong>de</strong>n Muskeln <strong>de</strong>r Sportler angebracht<br />

wer<strong>de</strong>n,<br />

und analysieren<br />

damit die Muskelschwingungen<br />

bei unterschiedlichen<br />

Sportarten –mit<br />

und ohne Kompression.<br />

Ziel<br />

<strong>de</strong>r Arbeiten ist<br />

es, individuell an<br />

verschie<strong>de</strong>ne<br />

Sportarten angepasste<br />

Kompressionsstrümpfe<br />

zu<br />

entwickeln.<br />

Auch soll das<br />

optimale Kompressionsmaß<br />

ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Riesner dazu: „Man kann die Kompression<br />

nicht endlos steigern, um bessere<br />

Ergebnisse zu erzielen –<strong>de</strong>shalb<br />

gilt: so viel wie nötig, so wenig wie<br />

möglich.“ <<br />

ral<br />

Quelle: Pressemitteilung <strong>de</strong>r Technischen Universität<br />

Chemnitz vom9.11.<strong>2012</strong><br />

eher ungewohnt ist<strong>de</strong>r Anblickvon Sportlern mit Kompressionsstrümpfen.Das<br />

Tragen <strong>de</strong>r Strümpfe soll jedochMuskelkater vorbeugen<br />

–und istdaher durchaus eine Überlegung wert.<br />

Foto: TUChemnitz/Jacob MüllerTU Chemnitz/Jacob Müller<br />

8 | 5604| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


142 WiCHtiGe MitteiLUNGeN<br />

142<br />

Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Apotheker<br />

ChargenrüCkruf<br />

Carboplatin onkovis 10 mg/ml,<br />

450 mg/45 ml<br />

1Stück, Infusionslösung<br />

Ch.-B.: F110239CU<br />

Die onkovis GmbH, 82377 Penzberg,<br />

bittet um folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung:<br />

„In einem Rückstellmuster <strong>de</strong>r genannten<br />

Charge von Carboplatin onkovis<br />

(PZN 0344107) wur<strong>de</strong> eine Partikelbildung<br />

beobachtet, die auf Auskristallisation<br />

<strong>de</strong>s Wirkstoffes zurückzuführen<br />

ist. Die onkovis GmbH bittet die Apotheken,<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Bestän<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

genannten Charge zur Abholung unter<br />

<strong>de</strong>r Telefonnummer 08856 9017480 anzumel<strong>de</strong>n.<br />

Für die Ware wird eine Gutschrift<br />

geleistet.“<br />

ChargenrüCkruf<br />

Ultravist ® 300<br />

10 x10ml, Injektions-/Infusionsflaschen<br />

Ch.-B.: 22763A<br />

Anmerkung <strong>de</strong>r AMK: Zu dieser<br />

Nachricht wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Firma Bayer<br />

Vital GmbH auch ein Rote-Hand-Brief<br />

veröffentlicht. Diesen können Sie auf<br />

<strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>r AMK (www.arzneimittelkommission.<strong>de</strong>)<br />

herunterla<strong>de</strong>n.<br />

Die Firma Bayer Vital GmbH, 51368<br />

Leverkusen, bittet um folgen<strong>de</strong> Veröffentlichung:<br />

„Wegen einer nicht mit Sicherheit auszuschließen<strong>de</strong>n<br />

Untermischung von<br />

Primovist ® 10 ml (als Ultravist ® 300<br />

etikettiert) in <strong>de</strong>r von uns ausgelieferten<br />

Charge 22763A für <strong>de</strong>n Artikel Ultravist<br />

® 300 10 x10ml(Iopromid, PZN<br />

3049076) rufen wir vorsorglich alle Bestän<strong>de</strong><br />

dieser Charge zurück. Aus <strong>de</strong>m<br />

Markt sind uns keine Hinweise zu<br />

Sicherheitsrisiken zu <strong>de</strong>r Charge bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Chargen und<br />

Packungsgrößen sind nicht betroffen.<br />

Die genannte Charge haben wir im<br />

Zeitraum vom 16. August bis 7. November<br />

<strong>2012</strong> ausgeliefert. Über <strong>de</strong>n<br />

Rückruf wur<strong>de</strong>n bereits mit einem<br />

Rote-Hand-Brief alle direkten Kun<strong>de</strong>n,<br />

Krankenhaus- und Krankenhausversorgen<strong>de</strong><br />

Apotheken sowie Radiologen informiert.<br />

Wir bitten um Überprüfung<br />

Ihres Bestands an Ultravist ® 300<br />

10 x10ml. Sofern Sie über einen Warenbestand<br />

zu <strong>de</strong>r genannten Charge<br />

verfügen, bitten wir Sie, uns unter Angabe<br />

<strong>de</strong>r Menge (Anzahl Artikel) sowie<br />

Ihrer vollständigen Anschrift über folgen<strong>de</strong><br />

E-Mail-Adresse (kun<strong>de</strong>nservice.<br />

apotheke.csc@bayerhealthcare.com)<br />

beziehungsweise Fax (0180 120 01 01)<br />

zu informieren. Wir wer<strong>de</strong>n umgehend<br />

eine Abholung und für die Retoure eine<br />

Gutschrift veranlassen.“<br />

InformatIon<br />

Einsatz von H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r<br />

ersten Generation bei Säuglingen<br />

und Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

AMK. Das BfArM weist in einer aktuellen<br />

Risikoinformation darauf hin,<br />

dass die Anwendung von H 1 -Antihistaminika<br />

<strong>de</strong>r ersten Generation bei<br />

Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn unter<br />

strenger Beachtung <strong>de</strong>r Dosierungsempfehlungen<br />

und mit beson<strong>de</strong>rer Vorsicht<br />

erfolgen muss.<br />

Kin<strong>de</strong>r sind beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t für Nebenwirkungen.<br />

Überdosierungen müssen<br />

<strong>de</strong>shalb in dieser Altersgruppe unter<br />

allen Umstän<strong>de</strong>n vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation<br />

wie Doxylamin, Diphenhydramin<br />

und Dimenhydrinat wer<strong>de</strong>n aufgrund<br />

ihrer Penetration in das zentrale Nervensystem<br />

auch heute noch zur Kurzzeitbehandlung<br />

von Schlafstörungen<br />

und bei Übelkeit und Erbrechen angewen<strong>de</strong>t.<br />

Auf <strong>de</strong>m Markt sind sowohl<br />

Fertigarzneimittel für Erwachsene, wie<br />

auch Wirkstärken- beziehungsweise dosierungsadaptierte<br />

Präparate für Kleinkin<strong>de</strong>r<br />

und Säuglinge verfügbar. Demnach<br />

sind Arzneimittel mit Doxylamin<br />

zur Behandlung von Schlafstörungen ab<br />

<strong>de</strong>m 6. Lebensmonat und Dimenhydrinat<br />

wie auch Diphenhydramin zur Behandlung<br />

von Übelkeit und Erbrechen<br />

bei Säuglingen ab 6kg, respektive 8kg<br />

Körpergewicht zugelassen.<br />

Das bekannte Nebenwirkungsprofil dieser<br />

Substanzen ist komplex und umfasst<br />

antihistaminerge und anticholinerge wie<br />

auch QT-Zeit-verlängern<strong>de</strong> Wirkungen.<br />

Neben Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwäche<br />

können unter an<strong>de</strong>rem<br />

Halluzinationen, Krampfanfälle, Blasenentleerungsstörungen<br />

und Herzrhythmusstörungen<br />

auftreten. Es gibt Hinweise,<br />

dass beson<strong>de</strong>rs Kleinkin<strong>de</strong>r und<br />

Säuglinge empfindlich auf anticholinerge<br />

Einflüsse reagieren und somit das<br />

Risiko für unregelmäßiges Atmen und<br />

Atemstillstand besteht. Ebenfalls erhöht<br />

ist in dieser Patientengruppe das Risiko<br />

für paradoxe Effekte wie Unruhe, Erregung,<br />

Schlaflosigkeit und Angstzustän<strong>de</strong><br />

–sowie im Falle von Überdosierungen –<br />

für Bewusstseinstrübungen und Krampanfälle.<br />

Vordiesem Hintergrund weist<br />

das BfArM auf die Notwendigkeit hin,<br />

<strong>de</strong>n Dosierungsempfehlungen genau zu<br />

folgen und Überdosierungen strikt zu<br />

vermei<strong>de</strong>n [1].<br />

Nach internen Auswertungen* <strong>de</strong>s<br />

Deutschen Arzneiprüfungsinstituts e.V.<br />

(DAPI) in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

ABDA –Bun<strong>de</strong>svereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n bei Übelkeit<br />

und Erbrechen 68% beziehungsweise<br />

bei Schlafstörungen 63% <strong>de</strong>r eingesetzten<br />

H 1 -Anthistaminika vomArzt<br />

verordnet und entsprechend 32% beziehungsweise<br />

37% im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Selbstmedikation abgegeben [2]. In<br />

bei<strong>de</strong>n Fällen ist im Rahmen <strong>de</strong>r Beratung<br />

auf die korrekte Anwendung und<br />

Dosierung dieser H 1 -Anthistaminika<br />

hinzuweisen; mögliche Risiken sollten<br />

situationsgerecht kommuniziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Um eine zukünftige Re-Evaluation<br />

*<br />

anhand vonDaten <strong>de</strong>s Branchendienstes Nielsen<br />

aus <strong>de</strong>n Jahren 2010 und 2011, The Nielsen CompanyGmbH,<br />

TrendReport Pharma<br />

Bearbeitet am:<br />

von:<br />

Bitte zur<br />

Kenntnis nehmen<br />

Zur Kenntnis<br />

genommen von<br />

Nach Bearbeitung bitteinDokumentationsordner ablegen.<br />

10 | 5606| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


143 WiCHtiGe MitteiLUNGeN<br />

143<br />

Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Apotheker<br />

<strong>de</strong>s Sicherheitsprofils <strong>de</strong>r H 1 -Antihistaminika<br />

in diesem Patientenkollektiv<br />

zu unterstützen, ist zu<strong>de</strong>m die Mitarbeit<br />

<strong>de</strong>r Apotheke in<strong>de</strong>r Pharmakovigilanz<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung. Zu diesem<br />

Zweck nimmt die AMK alle Verdachtsfälle<br />

unerwünschter Arzneimittelwirkungen<br />

entgegen (www.arzneimittelkommission.<strong>de</strong>)<br />

und leitet diese an die<br />

zuständigen Behör<strong>de</strong>n weiter.<br />

Quelle<br />

[1] Diphenhydramin, Doxylamin und Dimenhydrinat:<br />

Rezeptfreie H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r<br />

ersten Generation bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn,<br />

BfArM, Bonn www.bfarm.<strong>de</strong>/DE/<br />

Pharmakovigilanz/risikoinfo/<strong>2012</strong>/RI-antihistaminika.html<br />

[2] Deutsches Arzneiprüfungsinstitut e. V. (DAPI)<br />

und ABDA-Bun<strong>de</strong>svereinigung Deutscher<br />

Apothekerverbän<strong>de</strong>, Berlin. Interne Auswertungen<br />

vom17. September <strong>2012</strong>.<br />

Die Wichtigen Mitteilungen erhalten wir<br />

von <strong>de</strong>r<br />

Arzneimittelkommission<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Apotheker<br />

Jägerstraße 49/50<br />

10117Berlin<br />

Telefon (0 30) 40004-5 52<br />

Fax (030) 40004-553<br />

E-Mail: amk@arzneimittelkommission.<strong>de</strong><br />

i<br />

Mel<strong>de</strong>n Sie unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen!<br />

Information <strong>de</strong>r Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r Deutschen Apotheker<br />

Einen wichtigen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit<br />

können Apotheker und Apothekerinnen<br />

leisten, wenn sie ihnen bekannt gewor<strong>de</strong>ne<br />

unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

<strong>de</strong>r AMK mel<strong>de</strong>n.<br />

Durch Ihre vielen Kun<strong>de</strong>nkontakte können<br />

Sie frühzeitig von unerwünschten Wirkungen<br />

und Missbrauch erfahren, sowohl aus<br />

<strong>de</strong>r Selbstmedikation als auchbei verschriebenen<br />

Arzneimitteln. Es genügt, wenn <strong>de</strong>r<br />

Verdacht auf einen Zusammenhang mit<br />

einem Arzneimittel besteht. Den UAW-<br />

Berichtsbogen, mit <strong>de</strong>m Sie <strong>de</strong>r AMK schnell<br />

und einfach Ihre Beobachtungen mel<strong>de</strong>n<br />

können, fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Internetseiten<br />

<strong>de</strong>r Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Apotheker unter www.arzneimittelkommission.<strong>de</strong>.<br />

Da bei UAW-Meldungen die Einsendung<br />

eines Reklamationsmusters in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht nötig ist, können Sie <strong>de</strong>n UAW-Berichtsbogen<br />

direkt online ausfüllen und an<br />

die AMK-Geschäftsstelle sen<strong>de</strong>n. Sie selbst<br />

erhalten Ihren ausgefüllten Berichtsbogen<br />

anschließend ebenfalls per E-Mail für Ihre<br />

Unterlagen.<br />

Bearbeitet am:<br />

von:<br />

Bitte zur<br />

Kenntnis nehmen<br />

Zur Kenntnis<br />

genommen von<br />

Nach Bearbeitung bitteinDokumentationsordner ablegen.<br />

12 | 5608| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>46</strong> ARZNeiMitteL-iNFO<br />

<strong>46</strong><br />

neueinfÜhrungen<br />

Belinda AL<br />

tabletten<br />

Aliud Pharma GmbH<br />

Buprenorphin AbZ<br />

Sublingualtabletten<br />

AbZ-Pharma GmbH<br />

Damara<br />

Filmtabletten<br />

Rottapharm IMadaus<br />

GmbH<br />

Desirett<br />

Filmtabletten<br />

Velvian GermanyGmbH<br />

eliza Hexal<br />

Filmtabletten<br />

HexalAG<br />

Ropinirol-Actavis<br />

Retardtabletten<br />

Actavis Deutschland<br />

GmbH &Co. KG<br />

pacKungsgrösse<br />

Amaryl<br />

tabletten<br />

Sanofi-Aventis Deutschland<br />

GmbH<br />

Hametum Wund- und<br />

Heilsalbe<br />

Salbe<br />

Spitzner Arzneimittelfabrik<br />

GmbH<br />

Laxofalk<br />

Pulver zur Herstellung<br />

einer Lösung<br />

zum einnehmen<br />

Dr.Falk Pharma<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

Wirkstoffe: 0,15 mg Desogestrel<br />

und 0,02 mg bzw. 0,03 mg Ethinylestradiol<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

Wirkstoff: 2mgbzw. 8mgBuprenorphin,<br />

als Buprenorphinhydrochlorid<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

Wirkstoff: 75 μg Desogestrel<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

Wirkstoff: 75 μg Desogestrel<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

Wirkstoffe: 1rosafarbene Filmtablette<br />

enthält 3mgDrospirenon und<br />

0,02 mg Ethinylestradiol; 1weiße<br />

Filmtablette enthält keinen Wirkstoff.<br />

ab sofort;<br />

Wirkstoff: 2mg; 4mgbzw. 8mg<br />

Ropinirol<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

zusätzliche Packungsgröße mit<br />

120 Tabletten (N2);<br />

Wirkstoff: 6mgGlimepirid<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

zusätzliche Packungsgröße mit 25 g<br />

(N1);<br />

Wirkstoff: 100 genthalten 6,25 mg<br />

Destillat aus frischen Hamamelisblättern<br />

und -zweigen<br />

ab 1. Dezember <strong>2012</strong>;<br />

neue Packungsgröße mit 30 Beuteln<br />

(N2); ersetzt aufgrund <strong>de</strong>r neuen<br />

Packungsgrößenverordnung die<br />

bisherige 20er Packung;<br />

Wirkstoff: 1Beutel mit 10,167 g<br />

Pulver enthält 10 gMacrogol 4000<br />

pacKungsgrösse<br />

Nifurantin B6<br />

überzogene<br />

tabletten<br />

Apogepha Arzneimittel<br />

GmbH<br />

gaLeniK<br />

Ome-Q<br />

magensaftresistente<br />

Kapseln<br />

JutaPharma GmbH<br />

Vertriebsgemeinschaft<br />

mit <strong>de</strong>r Q-PharmAG<br />

ab 15. November <strong>2012</strong>;<br />

zusätzliche Packungsgröße mit<br />

30 Stück;<br />

Wirkstoffe: 50 mg Nitrofurantoin<br />

und 7mgPyridoxin-HCl<br />

ab sofort;<br />

geän<strong>de</strong>rte Haltbarkeit nach Anbruch;<br />

neu: im HDPE-Behälter sechs<br />

Monate nach Anbruch haltbar;<br />

Wirkstoff: 10 mg; 20 mg bzw. 40mg<br />

Omeprazol<br />

darreichungsforM/gaLeniK<br />

ibuflam<br />

ibuflam Kin<strong>de</strong>rsaft<br />

gegenFieber und<br />

Schmerzen<br />

Suspension zum<br />

einnehmen<br />

Winthrop Arzneimittel<br />

GmbH<br />

hinweise/sonstiges<br />

Betnesol Rektalinstillation<br />

Lösung<br />

sigma-tau GmbH<br />

ab sofort;<br />

geän<strong>de</strong>rte Rezeptur;<br />

erhöhte Anbruchsstabilität von<br />

Ibuflam Kin<strong>de</strong>rsaft 2% gegen Fieber<br />

und Schmerzen auf 6Monate und<br />

von Ibuflam 4%auf 12 Monate;<br />

reduzierter Zuckergehalt;<br />

neu mit Himbeeraroma;<br />

neue Farbe <strong>de</strong>r Säfte ist rosa;<br />

neue Darreichungsform: Suspension<br />

zum Einnehmen; bisher Sirup;<br />

neu mit skalierter Messpipette,<br />

Wirkstoff: Ibuflam Kin<strong>de</strong>rsaft gegen<br />

Fieber und Schmerzen: 200 mg Ibuprofen;<br />

Ibuflam: 400 mg Ibuprofen<br />

ab sofort;<br />

steht nach vorübergehen<strong>de</strong>n produktionsbedingten<br />

Lieferengpässen<br />

wie<strong>de</strong>r zur Verfügung;<br />

Wirkstoff: 1Beutel (100 ml) enthält<br />

5mgBetamethason<br />

14 | 5610 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


CARtOON<br />

Wahlordnung<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5611 | 15


<strong>DAZ</strong> aktuell<br />

HAV: Retax-Rückzahlungsansprüche<br />

aus 2008 prüfen<br />

Aufgepasst bei Retaxationen wegen Nichtbeachtung<br />

von Rabattverträgen<br />

BeRLiN (ks/hav). Apotheken, die trotzbestehen<strong>de</strong>r Rabattverträgean<strong>de</strong>reals<br />

rabattierte Arzneimittel abgegeben haben und<br />

<strong>de</strong>shalb von Krankenkassen im Jahr 2008 auf<br />

Null retaxiertwur<strong>de</strong>n, sollten aufmerksam<br />

sein: ihre möglicherweise bestehen<strong>de</strong>n Rückzahlungsansprüche<br />

könnten zum Jahresen<strong>de</strong><br />

verjähren. Darauf weist <strong>de</strong>r Hessische Apothekerverband<br />

e. V. (HAV) seine Mitglie<strong>de</strong>r hin. Droht tatsächlich<br />

ein Verlust<strong>de</strong>s Anspruchs, sollte <strong>de</strong>nnochgenau geschaut wer<strong>de</strong>n,<br />

ob sicheine Klage –die allein die Verjährung unterbrechen<br />

könnte –tatsächlichrentiert.<br />

Jahre nach <strong>de</strong>r Retaxation verjähren.<br />

Je<strong>de</strong>nfalls dann, wenn<br />

seinerzeit rechtzeitig Einspruch<br />

gegen die Retaxationen eingelegt<br />

wur<strong>de</strong>. Denn ohne diesen<br />

Einspruch sind die Retaxationen<br />

ohnehin bereits anerkannt<br />

und somit nicht mehr angreifbar.<br />

Klageerhebung vor <strong>de</strong>m<br />

1. Januar 2013<br />

Etwaige Ansprüche aus 2008<br />

können Apotheken nun nur<br />

durch eigene Klageerhebung<br />

vor <strong>de</strong>m 1. Januar 2013 sichern.<br />

Allerdings verweist <strong>de</strong>r HAV<br />

darauf, dass die Barmer –nunmehr<br />

Barmer GEK –schon seit<br />

Mitte 2009 keine flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n<br />

Retaxationen wegen<br />

l<br />

Zum Weiterlesen<br />

Musterprozess zu Nullretax:<br />

tK legt Sprungrevision ein<br />

<strong>DAZ</strong>.online, Meldung vom2.8.<strong>2012</strong><br />

Rechtzeitig klagen:Retax-Rückzahlungsansprüche<br />

aus 2008 kann man sich nur sichern,<br />

wenn man vor<strong>de</strong>m 1. Januar 2013 Klage erhebt.<br />

Foto: Petr Vaclavek–Fotolia.com<br />

Im Jahr 2008 erfolgten die ersten<br />

Retaxationen wegen <strong>de</strong>r<br />

Nichtabgabe von Rabattarzneimitteln<br />

im Jahr 2007. Aufgrund<br />

dieser Vollretaxationen wur<strong>de</strong><br />

ein Musterprozess gegen die<br />

Techniker Krankenkasse aufgenommen<br />

–ersollte Klarheit darüber<br />

bringen, ob dieses Vorgehen<br />

<strong>de</strong>r Kassen rechtmäßig ist.<br />

Dem Musterprozess offiziell<br />

angeschlossen haben sich alle<br />

Ersatzkassen –auch die GEK,<br />

nicht aber die Barmer. Die Primärkassen<br />

–also alle an<strong>de</strong>ren<br />

Kassenarten als die Ersatzkassen<br />

–haben sich ebenfalls nicht<br />

angeschlossen.<br />

Im Februar dieses Jahres ist die<br />

erste gerichtliche Entscheidung<br />

in diesem Musterprozess durch<br />

das Sozialgericht Lübeck zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Apotheken gefallen.<br />

Alle Apotheken, die <strong>de</strong>m Prozess<br />

gegen die Ersatzkassen beigetreten<br />

sind, müssen sich nicht<br />

um Verjährungsfristen sorgen.<br />

Hier wird auf die Sprungrevision<br />

<strong>de</strong>r Kassen das Bun<strong>de</strong>ssozialgericht<br />

die endgültige Entscheidung<br />

treffen –allerdings<br />

wird dieses Urteil noch einige<br />

Zeit auf sich warten lassen.<br />

Verjährungsfrist beträgt vier<br />

Jahre<br />

Nun erinnert <strong>de</strong>r HAV: Soweit<br />

Apotheken noch mit <strong>de</strong>rartigen<br />

Vollabsetzungen <strong>de</strong>r Barmer<br />

und <strong>de</strong>r Primärkassen belastet<br />

sind, müssen sie beachten, dass<br />

ihre eventuell bestehen<strong>de</strong>n Ansprüche<br />

auf Rückzahlung vier<br />

Urteil im Musterprozess liegt<br />

vor: Nullretax verstößt gegen<br />

Berufsfreiheit<br />

<strong>DAZ</strong>.online, Meldung vom8.6.<strong>2012</strong><br />

<strong>DAZ</strong>.online<br />

Nichtabgabe von Rabattarzneimitteln<br />

mehr durchführe. Die<br />

<strong>de</strong>m Verband vorliegen<strong>de</strong>n Retaxationen<br />

beschränkten sich<br />

auf Apotheken, die die Rabattabgabepflicht<br />

konsequent ignorierten.<br />

Der HAV geht davon aus, dass<br />

im Fall einer eigenen Klage die<br />

jeweiligen Gerichte <strong>de</strong>n Ausgang<br />

<strong>de</strong>s Musterprozesses abwarten<br />

wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

hier zu erwarten<strong>de</strong>n langen Verfahrensdauer<br />

sowie <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n<br />

Gerichtskosten (mind.<br />

150 Euro) sollten Apotheken<br />

die Abzugsbeträge mit <strong>de</strong>n auf<br />

sie zukommen<strong>de</strong>n Kosten vergleichen.<br />

Möglicherweise ergibt<br />

sich schon hieraus, dass eine<br />

Klage unwirtschaftlich wäre.<br />

Voreiner Klageerhebung rät<br />

<strong>de</strong>r HAV zu<strong>de</strong>m zur Rücksprache<br />

mit <strong>de</strong>r Rechtsschutzversicherung.<br />

<<br />

16 | 5612 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Kassenabschlag: Protest schon<br />

vor zweiter Verhandlungsrun<strong>de</strong><br />

Fronten verhärtet –Ausgang ungewiss –Zeichen<br />

stehen auf Schiedsverfahren<br />

BeRLiN (lk). Schon vor<strong>de</strong>r zweiten Verhandlungsrun<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n<br />

Kassenabschlag zwischen DAVund GKV-Spitzenverband haben<br />

einige regionale ABDA-Mitgliedsorganisationen mit Protestaktionen<br />

auf die starre Haltung <strong>de</strong>r Krankenkassen reagiert. Alle<br />

Zeichen <strong>de</strong>uteten auf ein Scheitern <strong>de</strong>r Gespräche und das einschalten<br />

<strong>de</strong>r Schiedsstelle hin. Zu Redaktionsschluss dieser<br />

<strong>DAZ</strong>-Ausgabe lag noch kein ergebnis vor.<br />

Bereits seit Wochenbeginn<br />

schicken Apotheker aus Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg, <strong>de</strong>m Saarland,<br />

Thüringen und Mecklenburg-<br />

Vorpommern Faxe an <strong>de</strong>n GKV-<br />

Spitzenverband. Der Apothekerverband<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

und <strong>de</strong>r Apothekerverein Saarland<br />

cancelten laufen<strong>de</strong> Vertragsverhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>n<br />

Kassen. In Bran<strong>de</strong>nburg blieben<br />

Mittwochnachmittag die Apotheken<br />

geschlossen. Unmittelbar<br />

nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zweiten<br />

Run<strong>de</strong> will die ABDA auf eine<br />

Pressekonferenz über das weitere<br />

Vorgehen informieren. Für<br />

<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Scheitern hat sich<br />

die ABDA auf eine bun<strong>de</strong>sweite<br />

Protestkampagne vorbereitet.<br />

Unterstützt wer<strong>de</strong>n sollen die<br />

zentral geplanten Maßnahmen<br />

von regionalen Protestaktionen<br />

<strong>de</strong>r ABDA-Mitgliedsorganisationen.<br />

Am Freitag, <strong>de</strong>n 2. November,<br />

hatte das Berliner Apothekerhaus<br />

bei allen ABDA-<br />

Mitgliedsorganisationen die<br />

regionale Kampfbereitschaft abgefragt:<br />

Aber nur zwölf Verbän<strong>de</strong><br />

und sieben Kammern antworteten<br />

–19von 34 Mitgliedsorganisationen.<br />

Daher existiert kein<br />

zuverlässiges Bild über regionale<br />

Unterstützung.<br />

Protest mit größtmöglicher<br />

medialer Präsenz<br />

Nach <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>s Berliner<br />

Apothekerhauses soll die<br />

Protestkampagne in einem Zeitraum<br />

von zehn bis 14 Tagen ab<br />

<strong>de</strong>m Scheitern <strong>de</strong>r Verhandlungen<br />

stattfin<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>m Protest<br />

eine größtmögliche mediale Präsenz<br />

und Nachhaltigkeit zu verleihen.<br />

Für die zentrale Medienkampagne<br />

stehen im Berliner<br />

Apothekerhaus 500.000 Euro zur<br />

Proteste in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn In Bran<strong>de</strong>nburgwur<strong>de</strong> am Mittwochnachmittag<br />

nur durch die Notdienstklappe versorgt.<br />

Foto: Imago<br />

Verfügung. Geplant und vorbereitet<br />

sind folgen<strong>de</strong> Maßnahmen:<br />

Anzeigen in Berliner Printmedien,<br />

Anzeigen in bun<strong>de</strong>sweiten<br />

Printmedien wie FAZund Süd<strong>de</strong>utsche<br />

Zeitung. Auf stark frequentierten<br />

News- und Unterhaltungsportalen<br />

wie Spiegel Online<br />

sollen Hinweisbanner mit Verlinkungen<br />

zur Extra-Kampagnen-<br />

Website geschaltet wer<strong>de</strong>n. Auf<br />

<strong>de</strong>r Website wird es eine interaktive<br />

Infografik zum Thema<br />

Kassenabschlag geben. Den<br />

Apotheken wer<strong>de</strong>n als Download<br />

zusätzlich Handzettel zur Kun<strong>de</strong>ninformation<br />

angeboten.<br />

Geschlossene Apotheken in<br />

Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Angesichts <strong>de</strong>r verhärteten<br />

Fronten haben jedoch schon vor<br />

<strong>de</strong>r zweiten Verhandlungsrun<strong>de</strong><br />

einige ABDA-Mitgliedsorganisationen<br />

auf eigene Faust Protestaktionen<br />

vorgezogen. So<br />

blieben am Mittwochnachmittag<br />

in Bran<strong>de</strong>nburg viele Apotheken<br />

geschlossen: Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>s Apothekerverban<strong>de</strong>s<br />

Bran<strong>de</strong>nburg e.V. (AVB)<br />

hatte auf <strong>de</strong>r Jahrestagung am<br />

10. November einstimmig beschlossen,<br />

die Apothekerinnen<br />

und Apotheker im Land Bran<strong>de</strong>nburg<br />

dazu aufzurufen, ab<br />

zwölf Uhr die Arzneimittelversorgung<br />

<strong>de</strong>r Patienten ausschließlich<br />

von <strong>de</strong>n Notdienst-<br />

Apotheken über die Notdienstklappe<br />

sicherzustellen. „Die<br />

Apotheker und Apothekerinnen<br />

in Bran<strong>de</strong>nburg sehen keine an<strong>de</strong>re<br />

Möglichkeit, als mit <strong>de</strong>m<br />

Schließen <strong>de</strong>r Apotheken auf die<br />

skandalöse Verhandlungsverweigerung<br />

<strong>de</strong>s Spitzenverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Gesetzlichen Krankenkassen bei<br />

<strong>de</strong>r ersten Verhandlungsrun<strong>de</strong><br />

über <strong>de</strong>n Kassenabschlag für<br />

2013 hinzuweisen“, hieß es in<br />

einer Mitteilung <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s.<br />

Der Protest richte sich gegen die<br />

fehlen<strong>de</strong> Bereitschaft <strong>de</strong>s GKV-<br />

Spitzenverban<strong>de</strong>s, ernsthaft über<br />

strittige Punkte zu diskutieren<br />

und verstehe sich als Aufruf an<br />

die Gesetzlichen Krankenkassen,<br />

die Verhandlungen nicht<br />

weiter zu blockieren, son<strong>de</strong>rn<br />

sich konstruktiv daran zu beteiligen.<br />

„Wir sind empört über das jegliche<br />

Verhandlungen von vornher-<br />

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15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Foto: Joachim B. Albers –Fotolia.com<br />

ein untergraben<strong>de</strong> Verhalten <strong>de</strong>r<br />

Vertreter <strong>de</strong>s Spitzenverban<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Gesetzlichen Krankenversicherung“,<br />

so Andrea Lorenz,<br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s AVB, „und wir<br />

befürchten, dass dies wohlkalkulierte<br />

Taktik ist und <strong>de</strong>r GKV-<br />

Spitzenverband versucht, uns die<br />

erst kürzlich von <strong>de</strong>r Politik errungene<br />

und nach wie vor völlig<br />

unzureichen<strong>de</strong> 25 Cent Honoraranhebung<br />

über <strong>de</strong>n Kassenabschlag<br />

wie<strong>de</strong>r wegzunehmen.“<br />

Die Position <strong>de</strong>r GKV, sämtliche<br />

Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Apotheken, die <strong>de</strong>r<br />

DAV als Verhandlungsgrundlage<br />

vorgelegt habe, nicht anzuerkennen,<br />

verstärke die Einschätzung,<br />

dass <strong>de</strong>r GKV-Spitzenverband<br />

an einer Einigung von vornherein<br />

nicht interessiert sei: „Es<br />

Fax-Aktion In verschie<strong>de</strong>nen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

wur<strong>de</strong> dazu aufgerufen, Protest-Faxe andie<br />

Krankenkassen in Bund und Land zu schicken<br />

–sooft wie möglich!<br />

kann doch nicht sein, dass testierte<br />

Zahlen und Fakten zur<br />

wirtschaftlichen Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Apotheken, die sowohl das<br />

Bun<strong>de</strong>sgesundheitsministerium,<br />

als auch das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

für Wirtschaft noch diesen Sommer<br />

zur Honorarberechnung<br />

herangezogen haben, nun von<br />

<strong>de</strong>r GKV strikt abgelehnt wer<strong>de</strong>n“,<br />

äußert Michael Klauß, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>s AVB, sein Unverständnis.<br />

Massenfax-Aktionen in<br />

mehreren Län<strong>de</strong>rn<br />

Proteste gab esauch schon in<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, <strong>de</strong>m Saarland,<br />

Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Die dortigen<br />

Lan<strong>de</strong>sapothekerverbän<strong>de</strong> for<strong>de</strong>rten<br />

zu einer Massenfax-Aktion<br />

an Krankenkassen in Bund<br />

und Land auf. Zu<strong>de</strong>m kündigten<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg und das<br />

Saarland an, an<strong>de</strong>re Vertragsverhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>n Krankenkassen<br />

–etwa über Blutzuckerteststreifen<br />

–bis auf Weiteres<br />

auszusetzen. Fritz Becker, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s LAV Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

aber auch als DAV-Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Chef <strong>de</strong>r Verhandlungskommission,<br />

sagte: „Es kann<br />

nicht sein, dass die gesetzlichen<br />

Krankenkassen trotz ihrer milliar<strong>de</strong>nschweren<br />

Finanzrücklagen<br />

die Apotheken auch 2013 gegen<br />

<strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />

finanziell unverän<strong>de</strong>rt hoch belasten<br />

wollen. Dies, obwohl<br />

viele Apotheken unter <strong>de</strong>n Sparmaßnahmen<br />

lei<strong>de</strong>n und je<strong>de</strong><br />

Woche in Deutschland sechs<br />

Apotheken schließen müssen.“<br />

Mit ihrer Verweigerungshaltung<br />

zeigten die Kassen, dass sie<br />

nicht bereit seien, für die Versorgung<br />

ihrer Versicherten einen<br />

angemessenen Preis zu bezahlen.<br />

Der LAV-Präsi<strong>de</strong>nt for<strong>de</strong>rte<br />

faire Verhandlungen mit einem<br />

gerechten Ergebnis.<br />

Apothekenschwund geht weiter<br />

Die neuesten Zahlen aus <strong>de</strong>m dritten Quartal<br />

belegen: Der Apothekenschwund geht<br />

weiter –<strong>de</strong>rzeit gibt es nur noch 21.010<br />

Apotheken bun<strong>de</strong>sweit (Stand: 30.9.<strong>2012</strong>).<br />

Darauf wies <strong>de</strong>r DAV angesichts <strong>de</strong>r Verhandlungen<br />

über <strong>de</strong>n Kassenzwangsabschlag<br />

am 13. November hin. Bis Jahresen<strong>de</strong><br />

dürfte die Zahl sogar noch unter <strong>de</strong>n<br />

Schwellenwert von 21.000 fallen –das wären<br />

300 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor<br />

(En<strong>de</strong> 2011:21.238). Damit wäre <strong>de</strong>r<br />

niedrigste Stand seit 1994 erreicht. Derzeit<br />

schließen pro Woche sechs Apotheken. Regional<br />

betrachtet ergibt sich folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />

Nordrhein-Westfalen als größtes Land<br />

musste 65 Schließungen verkraften. Dahinter<br />

folgt zunächst Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (45),<br />

dann erst Bayern (27). Auf Platz vier steht<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen mit 25 Schließungen. Den<br />

fünften Platz teilen sich Hessen und Rheinland-Pfalz<br />

mit je 18 Schließungen per Saldo.<br />

DAV-Chef Fritz Becker mahnte angesichts<br />

<strong>de</strong>r Zahlen: „Deutschlands Apothekerinnen<br />

und Apotheker schauen dieser Tage gespannt<br />

nachBerlin, <strong>de</strong>nn für viele sind diese<br />

Verhandlungen überlebenswichtig“.<br />

Zu einer Massenfax-Aktion for<strong>de</strong>rte<br />

auch <strong>de</strong>r Saarländische<br />

Apothekerverein seine Mitglie<strong>de</strong>r<br />

auf: „Um <strong>de</strong>n am 14. November<br />

<strong>2012</strong> stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verhandlungen<br />

zum Zwangsabschlag<br />

Nachdruck zu verleihen,<br />

dürfen wir Sie daher vorliegend<br />

aufrufen, das in Anlage beiliegen<strong>de</strong><br />

Protest-Fax <strong>de</strong>m AOK-<br />

Bun<strong>de</strong>sverband und GKV-Spitzenverband<br />

zu faxen“, hieß es<br />

bereits letzte Woche in einer Information<br />

an alle Apotheker <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s. Die Faxnummern lieferte<br />

<strong>de</strong>r Verband gleich mit. „Wir<br />

bitten alle Apotheken, sich dieser<br />

Aktion anzuschließen.“<br />

Wichtig sei, das Protest-Fax so<br />

oft wie möglich zu faxen, verteilt<br />

über drei Tage. Nur so könne<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass<br />

die Adressaten „nicht kurzzeitig<br />

ihr Fax abstellen und unsere berechtigte<br />

For<strong>de</strong>rung auf eine<br />

faire Vergütung verhallt“. Sollte<br />

das Protest-Fax nicht „durchgehen“,<br />

so könne man natürlich<br />

auch zum Beispiel auf die Telefon-Nummer<br />

<strong>de</strong>s GKV-Spitzenverban<strong>de</strong>s<br />

faxen, riet <strong>de</strong>r Verband<br />

und gab die Telefonnummern<br />

für „Fragen zur Krankenversicherung“<br />

und „Fragen zur<br />

gesundheitlichen Prävention“<br />

an. „Der Kreativität sind insofern<br />

keine Grenzen gesetzt“,<br />

hieß es weiter.<br />

Ergebnis: Rund 1000 Faxe<br />

Rund 1000 Faxe aus Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg und <strong>de</strong>m Saarland<br />

gingen bis zum Redaktionsschluss<br />

<strong>de</strong>r <strong>DAZ</strong> amDienstag<br />

beim GKV-Spitzenverband ein.<br />

Verbandssprecher Markus Lanz<br />

gab sich davon nicht beeindruckt:<br />

„Da in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit<br />

<strong>de</strong>s GKV-Spitzenverban<strong>de</strong>s<br />

die etwas veraltete Fax-Technik<br />

keine große Rolle mehr spielt,<br />

wur<strong>de</strong>n wir durch diese Fax-Aktion<br />

auch nicht ernsthaft bei unserer<br />

Arbeit behin<strong>de</strong>rt.“<br />

Der GKV-Spitzenverband bewerte<br />

die Faxaktion jedoch als <strong>de</strong>utlichen<br />

Hinweis darauf, dass viele<br />

Apotheker mit ihrer individuellen<br />

Ertragssituation unzufrie<strong>de</strong>n<br />

seien. Deshalb sei vor <strong>de</strong>r zweiten<br />

Verhandlungsrun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hinweis<br />

wichtig, „dass über die<br />

Höhe <strong>de</strong>r Apothekervergütung<br />

we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r DAV noch <strong>de</strong>r GKV-<br />

Spitzenverband entschei<strong>de</strong>n,<br />

son<strong>de</strong>rn dass die Vergütungshöhe<br />

von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung über<br />

die Arzneimittelpreisverordnung<br />

festlegt wird.“ <<br />

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15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

ApBetrO: Ratschläge für die<br />

Umsetzung<br />

Weitere Details zur Apothekenbetriebsordnung<br />

ROStOCK-WARNeMÜNDe (tmb). Die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen Apothekenbetriebsordnung<br />

(ApBetrO) war ein zentraler inhalt beim<br />

Apothekertag Mecklenburg-Vorpommernam10. November in<br />

Warnemün<strong>de</strong>. Lutz tisch, ABDA-Geschäftsführer Recht, gab einen<br />

Überblicküber die neue Verordnung und ging beson<strong>de</strong>rs<br />

auf kritische Aspekte wie Barrierefreiheit, Stellen im Heim und<br />

<strong>de</strong>n Botendienst ein. im Vergleichzuseinem früheren Vortrag<br />

zu diesem thema am 28. AugustinKiel (siehe Bericht in <strong>DAZ</strong><br />

<strong>2012</strong>,<strong>Nr</strong>. 36, S. 85) vertiefte tischeinige inhalteund stellte<br />

auch zusätzliche Aspektevor.<br />

Lutz tisch, ABDA-Geschäftsführer<br />

Recht, zeigte beim Apothekertag<br />

Mecklenburg-Vorpommern beson<strong>de</strong>rs<br />

kritische Aspekte <strong>de</strong>r neuen<br />

Apothekenbetriebsordnung auf.<br />

Als beson<strong>de</strong>res Problem <strong>de</strong>r<br />

Apotheker beschrieb Tisch die<br />

Tatsache, dass diejenigen Tätigkeiten,<br />

die <strong>de</strong>n Apothekern Geld<br />

einbringen, nicht immer die für<br />

das Gemeinwohl nützlichen<br />

Aufgaben sind. Daher sei es wesentlich,<br />

dass die neue ApBetrO<br />

erstmals das Medikationsmanagement<br />

regele. Denn Tisch<br />

sieht diese Aufgabe als große<br />

Zukunftschance für die Apotheker.<br />

Beson<strong>de</strong>rs wichtig wird<br />

nach Einschätzung von Tisch,<br />

dass die Behör<strong>de</strong>n beim Vollzug<br />

<strong>de</strong>r ApBetrO künftig sorgfältig<br />

auf solche Pflichten achten, bei<br />

<strong>de</strong>nen sich die Apotheker durch<br />

Nicht-Einhaltung wirtschaftliche<br />

Vorteile verschaffen könnten.<br />

Denn es dürfe nicht sein, dass<br />

einzelne Apotheken Vorteile hätten,<br />

während diejenigen belastet<br />

wür<strong>de</strong>n, die sich an die Regeln<br />

halten, argumentierte Tisch. Als<br />

Beispiele nannte er die Beratungspflicht<br />

im Versandhan<strong>de</strong>l,<br />

die Pflicht zur Herstellung von<br />

Rezepturen in allen Apotheken<br />

eines Filialverbun<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>n<br />

Botendienst mit Boten, die zum<br />

pharmazeutischen Personal gehören.<br />

Tisch wie<strong>de</strong>rholte seine<br />

mehrfach geäußerte Position,<br />

dass ein Bote zum pharmazeutischen<br />

Personal gehören müsse.<br />

Eine PTA könne mit einem Telefon<br />

ausgerüstet sein, um Rücksprache<br />

mit <strong>de</strong>m Apotheker zu<br />

halten. Doch ein nicht-pharmazeutischer<br />

Bote mit Telefon könne<br />

nur bei einem Notstand eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Tisch begrün<strong>de</strong>te<br />

diese Position mit <strong>de</strong>m Verweis<br />

auf die strikte Trennung<br />

zwischen Präsenzversorgung<br />

und Versandhan<strong>de</strong>l. „Diese<br />

Trennung ist Ihre Lebensversicherung“,<br />

erklärte Tisch mit<br />

Blick auf die Apotheker.<br />

I<strong>de</strong>aler Start ins QMS<br />

Tisch warb für das Engagement<br />

<strong>de</strong>r Apotheker beim Aufbau eines<br />

QMS. Als gesellschaftliche<br />

Entwicklung sei das Qualitätsmanagement<br />

nicht aufzuhalten.<br />

Im Unterschied zu an<strong>de</strong>ren Regelungen<br />

<strong>de</strong>r ApBetrO sichere<br />

es nicht die Inhalte, son<strong>de</strong>rn die<br />

Prozesse. Es sorge dafür, dass<br />

bei <strong>de</strong>n Prozessen am En<strong>de</strong> herauskomme,<br />

was amAnfang als<br />

Foto:<strong>DAZ</strong>/tmb<br />

Aufgabe <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>. Ein<br />

QMS helfe <strong>de</strong>m Apotheker, seine<br />

Apotheke selbst zu revidieren<br />

und Prozesse auf Sinnhaftigkeit<br />

zu prüfen. WeramAnfang Zeit<br />

für das QMS aufwen<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong><br />

später diese Zeit mehrfach einsparen,<br />

erklärte Tisch. Jetzt sei<br />

<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ale Zeitpunkt, um mit<br />

<strong>de</strong>m QMS zu beginnen, weil etliche<br />

Abläufe wegen <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r neuen ApBetrO<br />

ohnehin geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Zum QMS zog Tisch das<br />

Fazit: „Ich glaube, es nutzt je<strong>de</strong>m.“<br />

Probleme mit <strong>de</strong>r<br />

Barrierefreiheit<br />

Das Ziel <strong>de</strong>r Barrierefreiheit in<br />

<strong>de</strong>r ApBetrO stammt aus <strong>de</strong>m<br />

Gleichstellungsgesetz, erklärte<br />

Tisch. Dieses Gesetz habe das<br />

sehr weitreichen<strong>de</strong> Ziel, Barrierefreiheit<br />

in allen Lebensbereichen<br />

und für alle Behin<strong>de</strong>rungen<br />

zu erreichen, doch dies sei praktisch<br />

nirgendwo erfüllt. Der Anspruch<br />

sei daher als Ziel zu verstehen.<br />

„Niemand erwartet, dass<br />

Sie die Ersten sind, die das zu<br />

100 Prozent umsetzen“, so<br />

Tisch. Allerdings be<strong>de</strong>ute die<br />

Soll-Vorschrift in <strong>de</strong>r ApBetrO,<br />

dass die Barrierefreiheit erfüllt<br />

sein muss, soweit nicht berechtigte<br />

Grün<strong>de</strong> dagegen sprechen.<br />

Je<strong>de</strong>r müsse über seine Möglichkeiten<br />

nach<strong>de</strong>nken, sich <strong>de</strong>m<br />

Ziel schrittweise zu nähern, erklärte<br />

Tisch. Auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

müssten neue Räume, in <strong>de</strong>nen<br />

erstmals eine Apotheke betrieben<br />

wird, diese Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

erfüllen. Tisch prognostizierte,<br />

die Rechtsprechung wer<strong>de</strong> eine<br />

Besitzstandswahrung für Apotheken<br />

mit bestehen<strong>de</strong>r Betriebserlaubnis<br />

entwickeln. Doch<br />

beim Verkauf und sogar bei<br />

manchen Än<strong>de</strong>rungen zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r neuen ApBetrO sei<br />

eine neue o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rte Betriebserlaubnis<br />

nötig. Weitere<br />

Probleme erwartet Tisch für<br />

Apotheken in frem<strong>de</strong>n Räumen,<br />

also bei Miete o<strong>de</strong>r Pacht. Über<br />

Jahre wer<strong>de</strong> in vielen Prozessen<br />

Rechtsklarheit entstehen, erwartet<br />

Tisch, merkte aber dazu kritisch<br />

an, eine neue Verordnung<br />

sollte keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

für Juristen<br />

sein.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5617 | 21


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Stellen im Heim unzulässig<br />

Eine wesentliche Neuerung in<br />

<strong>de</strong>r ApBetrO ist das Verbot <strong>de</strong>s<br />

Stellens im Heim. Tisch stellte<br />

mehrere Ansätze vor, die auf <strong>de</strong>n<br />

ersten Blick eine einfache Alternative<br />

dazu bieten, doch sei keiner<br />

davon zulässig. Der Versuch<br />

eine Abgabe zu fingieren, um danach<br />

die bereits abgegebenen<br />

Arzneimittel stellen zu können,<br />

wer<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

als Umgehung betrachtet. Wenn<br />

Apothekenmitarbeiter o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />

Personen als Mitarbeiter eines<br />

an<strong>de</strong>ren Unternehmens Arzneimittel<br />

im Heim stellen, sei dies<br />

eine genehmigungspflichtige<br />

Herstellung, die aber in <strong>de</strong>n<br />

Heimräumen nicht genehmigt<br />

wer<strong>de</strong>. Wenn ein Apothekenmitarbeiter<br />

zusätzlich Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>s Heimes wer<strong>de</strong>, aber von <strong>de</strong>r<br />

Apotheke bezahlt wer<strong>de</strong>, sei dies<br />

als Scheinvertrag unwirksam.<br />

Wenn das Geld vom Heim komme<br />

und die Apotheke dieses <strong>de</strong>m<br />

Heim ersetze, sei dies Korruption<br />

und damit ein Fall für die Staatsanwaltschaft.<br />

Fraglich sei allenfalls,<br />

wo das Herstellen eines<br />

Arzneimittels beginne. Das Richten<br />

zur Einnahme in einem offenen<br />

Behältnis sei noch keine<br />

Herstellung, doch bereits mit<br />

<strong>de</strong>m Schließen einer Dose beginne<br />

das Problem, so Tisch. Daher<br />

bleibe <strong>de</strong>n Apotheken nur das<br />

Stellen in einem eigenen Raum<br />

in <strong>de</strong>r Apotheke. Doch bezweifelte<br />

Tisch, dass dies betriebswirtschaftlich<br />

sinnvoll sei, und<br />

empfahl, dies anhand einer Vollkostenrechnung<br />

zu prüfen.<br />

Spezielle Fragen<br />

Zur Frage <strong>de</strong>r Vertretungsberechtigung<br />

von Pharmazie-Ingenieuren<br />

und Apothekerassistenten<br />

erklärte Tisch, seines Erachtens<br />

sei die Formulierung zur<br />

Vertretung bei <strong>de</strong>r Plausibilitätsprüfung<br />

von Rezepturen ein redaktionelles<br />

Versehen. Wenn<br />

hier in die Rechte dieser Berufsgruppen<br />

eingegriffen wer<strong>de</strong>n<br />

sollte, könnte bereits ein Verwaltungsgericht<br />

die Verfassungswidrigkeit<br />

<strong>de</strong>r Vorschrift feststellen.<br />

Aus <strong>de</strong>m Auditorium wur<strong>de</strong> gefragt,<br />

ob für die Rezeptur ein eigener<br />

Raum nötig sei, da dies<br />

von <strong>de</strong>n Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n in<br />

Mecklenburg-Vorpommern gefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>. Dazu merkte<br />

Tisch an, die ApBetrO verlange<br />

eine dreiseitige Abtrennung und<br />

<strong>de</strong>mnach keinen eigenen Raum.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Aufzählung <strong>de</strong>r nötigen<br />

Betriebsräume wer<strong>de</strong> ein<br />

solcher Raum nicht genannt. Zur<br />

Frage, ob Apotheken eine Klimaanlage<br />

benötigen, führte<br />

Tisch aus, es müsse eine Lagerung<br />

unter 25 Grad Celsius<br />

möglich sein. Doch dies be<strong>de</strong>ute<br />

nicht zwangsläufig, dass die<br />

ganze Apotheke sotemperiert<br />

sein müsse. Im Zusammenhang<br />

mit Defekturen erklärte Tisch, es<br />

wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Apothekenbedingungen<br />

nicht gerecht, Defekturen<br />

auf Industrieniveau zu for<strong>de</strong>rn.<br />

In solchen Fällen auf Rezepturen<br />

auszuweichen, führe zu<br />

einem Qualitätsnachteil. Er hoffe,<br />

dass <strong>de</strong>r beim Deutschen<br />

Apothekertag diskutierte Ansatz<br />

über risikoabhängige Prüfungen<br />

weiterführen wer<strong>de</strong>. Letztlich<br />

warb Tisch dafür, sich auf die<br />

neue ApBetrO einzulassen,<br />

<strong>de</strong>nn: „Wir kriegen so schnell<br />

keine neue Apothekenbetriebsordnung.“<br />

<<br />

AMINO hilft Apothekern weiter<br />

Zuverlässige informationen für die Apotheke<br />

ROStOCK-WARNeMÜNDe (tmb). Beratung istdie zentrale Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s pharmazeutischen Alltags. Dochmanchmal<br />

benötigen auchApotheker Beratung, um selbst ihre Arbeit gewissenhafterfüllen<br />

und an<strong>de</strong>re informieren zu können. in <strong>de</strong>n<br />

meistenBun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn kann dann AMiNO helfen, die „Arzneimittelinformation<br />

Nord-Ost <strong>de</strong>r Apothekerkammern“. Wie AMi-<br />

NO funktioniert, erläuterte Dr.Detlef Klauck, Apothekerkammer<br />

Sachsen-Anhalt, beim Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern<br />

am 10.November in Warnemün<strong>de</strong>.<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/tmb<br />

Knapp 200 Kolleginnen und Kollegen waren vom9.bis 11.November<br />

nach Warnemün<strong>de</strong> gereist,umamApothekertag Mecklenburg-Vorpommern<br />

und <strong>de</strong>r Scheele-Tagung teilzunehmen.<br />

Als Grundprobleme <strong>de</strong>r Informationsbeschaffung<br />

in Zeiten<br />

<strong>de</strong>s Internets beschrieb Klauck<br />

die ungeheure Vielfalt <strong>de</strong>r verfügbaren<br />

Informationen mit oft<br />

zweifelhafter Herkunft und das<br />

vielfältige Interessengeflecht <strong>de</strong>r<br />

Urheber von Informationen.<br />

Dies betrifft sogar wissenschaftliche<br />

Studien. Denn jährlich<br />

wer<strong>de</strong>n weltweit etwa 18.000<br />

randomisierte klinische Studien<br />

durchgeführt. Bei einer zulässigen<br />

Irrtumswahrscheinlich von<br />

fünf Prozent könnten darunter<br />

bis zu 1000 Studien mit falsch<br />

positiven Ergebnissen sein,<br />

merkte Klauck als nach<strong>de</strong>nkliche<br />

Randbemerkung an. Doch<br />

22 | 5618 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

nur etwa die Hälfte <strong>de</strong>r Studien<br />

wird veröffentlicht, nicht alle<br />

davon wer<strong>de</strong>n von einschlägigen<br />

Datenbanken aufgenommen, etliche<br />

sind we<strong>de</strong>r in Englisch<br />

noch in Deutsch publiziert und<br />

manche sind qualitativ problematisch.<br />

AMINO-Geschichte<br />

Vordiesem Hintergrund entstan<strong>de</strong>n<br />

1996 die Arzneimittelinformationsstellen<br />

<strong>de</strong>r Apothekerkammern<br />

Sachsen-Anhalt und<br />

Westfalen-Lippe. Im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Jahre folgten weitere Kammern<br />

mit ähnlichen Konzepten. Dabei<br />

sind die Informationsstellen in<br />

<strong>de</strong>n östlichen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

Dr. Detlef Klauck, Apothekerkammer Sachsen-Anhalt,<br />

gabauf <strong>de</strong>m ApothekertagMecklenburg-Vorpommern<br />

einen Einblick indie Arbeit<br />

von AMINO.<br />

meist in <strong>de</strong>n Apothekerkammern<br />

selbst und in <strong>de</strong>n westlichen<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn eher bei an<strong>de</strong>ren<br />

Institutionen, vorzugsweise in<br />

Krankenhausapotheken, angesie<strong>de</strong>lt.<br />

Seit 2002 sind die kooperieren<strong>de</strong>n<br />

Informationsstellen<br />

über das Internet verknüpft und<br />

tragen <strong>de</strong>n gemeinsamen Namen<br />

AMINO. Seit<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n auch<br />

regelmäßige Arbeitstreffen zur<br />

Schulung <strong>de</strong>r Mitarbeiter statt.<br />

Damals gehörten die Flächenlän<strong>de</strong>r<br />

in Ost<strong>de</strong>utschland sowie<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen und Bremen zu<br />

AMINO –und dies erklärt auch<br />

<strong>de</strong>n Namensteil „Nord-Ost“. Inzwischen<br />

nehmen die meisten<br />

Apothekerkammern an diesem<br />

Verbund teil, auch aus Bayern<br />

und Ba<strong>de</strong>n-Württemberg –doch<br />

<strong>de</strong>r Name AMINO blieb.<br />

Foto:<strong>DAZ</strong>/tmb<br />

Vielfältige Fragen<br />

AMINO steht für ein Verbundprojekt<br />

<strong>de</strong>r Apothekerkammern<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r Verfügbarkeit<br />

vonArzneimittelinformationen,<br />

erläuterte Klauck. Dabei<br />

seien alle Partner gleichberechtigt.<br />

Regional gewachsene<br />

Strukturen könnten erhalten<br />

bleiben und nicht je<strong>de</strong> Kammer<br />

müsse alles machen. Das Grundprinzip<br />

sei gegenseitige Hilfe<br />

unter <strong>de</strong>n Informationsstellen.<br />

Durch die gemeinsame Arbeit<br />

wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Aufwand minimiert,<br />

weil Fragen nicht doppelt beantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n müssten. Die<br />

pharmazeutischen Fragen beziehen<br />

sich auf Fertigarzneimittel,<br />

Produkte <strong>de</strong>s Randsortiments,<br />

Indikationen, Arzneimittelsicherheit,<br />

Toxikologie, Galenik,<br />

Rezepturen und Literatur. Nach<br />

Erfahrungen von Klauck geht es<br />

inzwischen bei 25 bis 30 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Fragen um die Plausibilität<br />

von Rezepturen. Viele an<strong>de</strong>re<br />

Fragen betreffen die kaum<br />

noch überschaubaren Nahrungsergänzungsmittel.<br />

Weitere Themen<br />

sind die Bewertung von<br />

Studien und rechtliche Fragen,<br />

z. B. zur Abgrenzung von Produkten.<br />

Datenbanken als<br />

Kernelemente<br />

Als Kernelement <strong>de</strong>s Konzepts<br />

stellte Klauck die vier Datenbanken<br />

von AMINO vor. Bei Fragen<br />

suchen die AMINO-Mitarbeiter<br />

zunächst in <strong>de</strong>r Anfragedatenbank<br />

mit über 20.000 Einträgen<br />

von früheren Antworten, von<br />

<strong>de</strong>nen etwa 400 öffentlich zugänglich<br />

sind. In diese Datenbank<br />

wer<strong>de</strong>n allerdings nur solche<br />

Antworten eingegeben, bei<br />

<strong>de</strong>nen eine Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r<br />

Frage realistisch erscheint. Ältere<br />

Antworten wer<strong>de</strong>n nicht nachträglich<br />

mit neuen Informationen<br />

aktualisiert, weil diese Mühe zu<br />

groß wäre. Daher sind die Antworten<br />

aber nach einiger Zeit<br />

nur noch wenig aussagekräftig.<br />

Weitere Hilfe bietet die Linkliste<br />

mit 400 Internetadressen, darunter<br />

100 öffentlich verfügbaren<br />

Adressen. Ein spezielles Instrument<br />

für Fragen zu Rezepturen<br />

ist die Rezepturdatenbank mit<br />

über 2500 Einträgen, die eine<br />

Sammlung von Rezepturen enthält.<br />

Klauck beklagte, dass nicht<br />

gezielt nach problematischen<br />

Kombinationen gesucht wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Doch dafür gäbe es lei<strong>de</strong>r<br />

zu wenig vali<strong>de</strong> Primärdaten.<br />

Klauck appellierte an die Universitäten,<br />

dazu mehr praxisbezogene<br />

Forschung durchzuführen.<br />

Die vierte Datenbank enthält<br />

Verweise auf die <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Literatur –z.B.auch auf<br />

die <strong>DAZ</strong> –und ergänzt damit die<br />

internationalen Literaturdatenbanken<br />

im Internet.<br />

Die Informationsstellen nutzen<br />

für ihre Arbeit die ABDA-Datenbank<br />

und diverse internationale<br />

Datenbanken wie Drug<strong>de</strong>x,<br />

Medline, Embase sowie die virtuelle<br />

Fachbibliothek <strong>de</strong>s Sammelschwerpunkts<br />

Pharmazie an<br />

<strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />

Braunschweig. Nach Erfahrung<br />

von Klauck können zwei Drittel<br />

<strong>de</strong>r Anfragen mit <strong>de</strong>r ABDA-<br />

Datenbank gelöst wer<strong>de</strong>n. Er<br />

riet daher zu Schulungen, um<br />

die ABDA-Datenbank möglichst<br />

gut nutzen zu können.<br />

Ausblick und Fazit<br />

Als Planungen für neue Projekte<br />

vonAMINO kündigte Klauck<br />

weitere Daten zur Rezepturstabilität<br />

und eine Teilbarkeitsdatenbank<br />

an. Bei <strong>de</strong>r Teilbarkeit<br />

bestehe noch großer Informationsbedarf,<br />

<strong>de</strong>nn es müsse unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, ob eine Tablette<br />

zerbrochen bzw. zermörsert<br />

wer<strong>de</strong>n könne o<strong>de</strong>r ob sie<br />

validiert zu halbieren sei.<br />

Als Vorteile vonAMINO hob<br />

Klauck hervor, dass die Informationen<br />

nicht ökonomisch beeinflusst<br />

sind. Die Antworten<br />

wür<strong>de</strong>n mit Quellenangaben und<br />

Suchwegen geliefert. Die Arbeitsweise<br />

sei kostengünstig und<br />

sichere die hohe Qualität <strong>de</strong>r<br />

Antworten. Als Leistung <strong>de</strong>r<br />

Apothekerkammern stehe AMI-<br />

NO allen Apothekern offen, in<br />

öffentlichen Apotheken, Krankenhausapotheken,<br />

aber auch in<br />

Industrie und Verwaltung. Die<br />

Apotheker könnten sich über die<br />

Mitglie<strong>de</strong>rseiten <strong>de</strong>r Kammern<br />

an die jeweilige Informationsstelle<br />

wen<strong>de</strong>n. AMINO helfe damit,<br />

die Kompetenz im Berufsstand<br />

zu verbessern, so<br />

Klauck. <<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5619 | 23


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Aufklärung zu gestiegenen<br />

Rezeptur-Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Kooperation zur Arbeitserleichterung<br />

BeRLiN (jz). Mit inkrafttreten <strong>de</strong>r neuen Apothekenbetriebsordnung<br />

sind die Anfor<strong>de</strong>rungen an individuell hergestellte Rezepturarzneimittel<br />

erheblich gestiegen. Der Apothekerverband<br />

Nordrhein (AVNR) und die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein<br />

kooperieren daher,umApothekern und Ärzten die Arbeit<br />

zu erleichtern. Laut einer Mitteilung <strong>de</strong>s Verbands erhalten die<br />

rund 420 nie<strong>de</strong>rgelassenen Hautärzte Nordrheins zu diesem<br />

Zweckdas Neue Rezeptur-Formularium (NRF).<br />

AVNR-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Thomas erklärt, Ziel sei es, die<br />

Hautärzte mit <strong>de</strong>r Fachlektüre zu<br />

unterstützen. „Um eine reibungslose<br />

Belieferung <strong>de</strong>r Rezepturen<br />

sicherzustellen, sollten Ärzte nach<br />

Möglichkeit eine standardisierte<br />

Rezeptur verordnen“, ergänzt <strong>de</strong>r<br />

KV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong> Peter<br />

Potthoff–zum Beispiel aus <strong>de</strong>m<br />

NRF.Darüber hinaus wer<strong>de</strong> dazu<br />

geraten, die Gebrauchsanweisung<br />

mycare zieht es nach Österreich<br />

Deutsche Versandapotheke bietet imNachbarland<br />

OtC und Kosmetik<br />

WitteNBeRG(ks). Die Versandapothekemycare wagt <strong>de</strong>n<br />

Schritt nachÖsterreich. Seit <strong>de</strong>m 1. Oktober unterhält die in<br />

Lutherstadt Wittenbergansässige Apotheke eine Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>m österreichischen Drogeriemarkt „BiPA“. Über die BiPA-<br />

Webseite fin<strong>de</strong>tman in die <strong>de</strong>utsche Versandapotheke –im<br />

Angebotsind hier ausschließlich rezeptfreie Arzneimittel und<br />

Apothekenkosmetik.<br />

auf <strong>de</strong>m Rezept anzugeben und<br />

beson<strong>de</strong>rs bei neuen Rezepturen<br />

gegebenenfalls <strong>de</strong>n Kontakt mit<br />

<strong>de</strong>n Apotheken im Umfeld <strong>de</strong>r<br />

Praxis zu suchen.<br />

Im Juli hatte auch die Lan<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württembergüber<br />

die Verän<strong>de</strong>rungen im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Rezeptur aufgeklärt.<br />

Die Kammer informierte in einem<br />

Schreiben alle ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />

Hautärzte über die<br />

neuen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Apothekenbetriebsordnung.<br />

So erhoffte<br />

man sich, längere Wartezeiten<br />

für die Patienten zu verhin<strong>de</strong>rn<br />

und weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />

zwischen<br />

Hautärzten und Apothekern zu<br />

gewährleisten. Im damaligen<br />

Schreiben an die Ärzte befand<br />

sich ebenfalls die Empfehlung,<br />

auf Standardisierte Rezepturen<br />

zurückzugreifen. <<br />

Webseite –mit einem „umfangreichen<br />

Apotheken-Sortiment“,<br />

wie es in <strong>de</strong>r mycare-Mitteilung<br />

heißt. Es han<strong>de</strong>le sich um österreichische<br />

und <strong>de</strong>utsche Original-Produkte<br />

–Rx-Präparate<br />

bleiben jedoch tabu. BIPA-Kun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n Einsparungen von<br />

bis zu 40 Prozent gegenüber <strong>de</strong>r<br />

unverbindlichen Preisempfehlung<br />

versprochen.<br />

BIPA ist Teil <strong>de</strong>r Rewe International<br />

AG, die wie<strong>de</strong>rum Teil<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Rewe-Han<strong>de</strong>lsgruppe<br />

ist. <<br />

Österreich hielt stets am Versandhan<strong>de</strong>lsverbot<br />

für Arzneimittel<br />

fest. Allerdings konnte<br />

sich die Alpenrepublik nicht<br />

ganz von <strong>de</strong>n Vorgaben aus Europa<br />

freimachen. Und so setzt<br />

mycare, die Apotheke <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Deutscher Versandapotheken<br />

(BVDVA)Christian Buse, nun<br />

auf die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r<br />

österreichischen Parfümerie.<br />

„Wir haben mit BIPA einen starken<br />

Partner gefun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r uns<br />

dabei unterstützt, die Versandapotheke<br />

mycare in Österreich<br />

zu etablieren“, sagt er. Zum einen<br />

weist BIPA inseinem Online-Auftritt<br />

auf das mycare-Angebot<br />

„mit wechseln<strong>de</strong>n Vorteilen“<br />

hin. Überdies unterhält mycare<br />

eine eigene österreichische<br />

w<br />

Jetzt bei apotheken.<strong>de</strong><br />

Auf<br />

und <strong>de</strong>n Homepages <strong>de</strong>r Mitgliedsapotheken fin<strong>de</strong>n<br />

Sie täglich wechseln<strong>de</strong> Gesundheits-News. Diese Woche lesen Sie unter<br />

an<strong>de</strong>rem:<br />

. Menopause: trotz<strong>de</strong>m fruchtbar?<br />

Frauen zwischen 45 und 50 Jahren sollten auch nach<br />

<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> ihrer Menstruation noch etwa ein Jahr verhüten,<br />

wenn sie eine Schwangerschaft sicher vermei<strong>de</strong>n<br />

wollen. Darauf weist<strong>de</strong>r Berufsverband <strong>de</strong>r Frauenärzte (BVF) hin.<br />

. Unkompliziert: ernährung für Freizeitsportler<br />

Freizeitsportler müssen sich nicht an<strong>de</strong>rs ernähren als<br />

Couchpotatoes. Auf verquirlte Eier zum Frühstück können<br />

sie getrost verzichten. Eine ausgewogene Ernährung<br />

liefertausreichend Energie und Nährstoffe,umauchin<strong>de</strong>r Bewegung<br />

fit zubleiben.<br />

Surfen Sie doch einmal vorbei und machen Sie sich selbst ein Bild vom<br />

Angebot auf apotheken.<strong>de</strong>.<br />

24 | 5620| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Einstimmig gegen Praxisgebühr<br />

Zehn-euro-Zuzahlung fällt nach acht Jahren –<br />

keine Gegenstimme im Bun<strong>de</strong>stag<br />

BeRLiN (jz). Seit Freitag steht es fest:Die Praxisgebühr wird<br />

zum 1. Januar 2013 abgeschafft.Die <strong>de</strong>n Krankenkassen pro<br />

Jahr fehlen<strong>de</strong>n zwei Milliar<strong>de</strong>n eurower<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Zuweisungen<br />

aus <strong>de</strong>m Gesundheitsfonds ausgeglichen. Das beschlossen<br />

am Freitag alle 5<strong>46</strong>an<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagsabstimmung teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Abgeordneten –auchJens Spahn (CDU), <strong>de</strong>r sich noch<br />

kurz zuvor kritischzur geplanten Abschaffung geäußerthatte.<br />

Das einstimmige ergebnis überraschte alle im Plenarsaal Anwesen<strong>de</strong>n<br />

–Bun<strong>de</strong>stagsvizepräsi<strong>de</strong>nt Wolfgang thierse (SPD)<br />

sprach von einem „einmaligen ergebnis“, so etwashabe er noch<br />

nie im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag erlebt.<br />

Spahn hatte vor <strong>de</strong>r Abstimmung<br />

noch gewarnt, dass viele,<br />

die das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Praxisgebühr<br />

bejubeln, dies in einigen Jahren<br />

bereuen wür<strong>de</strong>n. „Der Wegfall<br />

<strong>de</strong>r Praxisgebühr ist kurzfristig<br />

zwar sehr populär, wird uns in<br />

seinen Folgewirkungen mittelbis<br />

langfristig aber noch beschäftigen“,<br />

sagte er <strong>de</strong>r „Leipziger<br />

Volkszeitung“. Denn in<br />

Zukunft wür<strong>de</strong>n die zwei Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro aus <strong>de</strong>r Praxisgebühr<br />

in je<strong>de</strong>m Jahr fehlen –<br />

„nach fünf Jahren fehlen dann<br />

schon zehn Milliar<strong>de</strong>n“. Zu<strong>de</strong>m<br />

wer<strong>de</strong> es zukünftig unheimlich<br />

schwer sein, eine neue Form<br />

von Selbstbeteiligung wie<strong>de</strong>r<br />

einzuführen.<br />

FDP setzt sich durch<br />

In <strong>de</strong>r Beratung zur Abstimmung<br />

erklärte <strong>de</strong>r Gesundheitsexperte<br />

<strong>de</strong>r Unions-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion<br />

dann <strong>de</strong>nnoch, dass die Union<br />

<strong>de</strong>n gemeinsam gefun<strong>de</strong>nen<br />

Kompromiss am En<strong>de</strong> mittrage –<br />

obgleich man die Praxisgebühr<br />

eigentlich lieber beibehalten hätte.<br />

Diese Entscheidung fiel offenbar<br />

nicht leicht: „Wir tragen ihn<br />

schweren Herzens, aber guten<br />

Gewissens mit“, so Spahn. Denn<br />

selbst mit dieser Entscheidung<br />

gebe es in <strong>de</strong>r Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung mehr<br />

Rücklagen und eine stabilere<br />

Situation als dies in <strong>de</strong>n letzten<br />

20 Jahren <strong>de</strong>r Fall gewesen sei.<br />

Zuvor hatte Gesundheitsminister<br />

Daniel Bahr (FDP) erklärt, die<br />

Praxisgebühr sei für 80 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Bevölkerung „das größte Ärgernis“.<br />

Zu<strong>de</strong>m sei nach einigen<br />

Jahren Erfahrung klar, dass sich<br />

die Erwartungen, mit <strong>de</strong>nen die<br />

rot-grüne Regierung seinerzeit<br />

die Praxisgebühr einführte, nicht<br />

erfüllt hätten: Sie habe keine<br />

Steuerungswirkung –die hohe<br />

Zahl <strong>de</strong>r Arztbesuche sei durch<br />

sie nicht gesunken. Daher sei es<br />

richtig, die Reserven im Gesundheitsfonds<br />

und in <strong>de</strong>r GKV<br />

nicht weiter zu horten, son<strong>de</strong>rn<br />

sie teilweise an die Patienten<br />

zurückzugeben.<br />

Zustimmung <strong>de</strong>r Opposition<br />

trotz Kritik<br />

Birgitt Ben<strong>de</strong>r (Grüne) mahnte,<br />

<strong>de</strong>r Abbau <strong>de</strong>r aktuellen Reserven<br />

führe zwar dazu, dass es<br />

schneller wie<strong>de</strong>r Zusatzbeiträge<br />

geben wer<strong>de</strong>. „Trotz<strong>de</strong>m stimmen<br />

wir <strong>de</strong>r Abschaffung <strong>de</strong>r<br />

Praxisgebühr zu, weil wir sehen,<br />

dass sie nichts bewirkt hat.“ Vielmehr<br />

hätten die Grünen Anlass<br />

zur Sorge, dass sozial Schwache<br />

notwendige Arztbesuche hinausschieben<br />

o<strong>de</strong>r gar ganz unterlassen.<br />

Der Linke-Abgeordnete<br />

Harald Weinberg hielt <strong>de</strong>r Koalition<br />

vor, die Praxisgebühr nur als<br />

Tauschgeschäft mit <strong>de</strong>m Betreuungsgeld<br />

abgeschafft zu haben.<br />

Dennoch stimme die Fraktion<br />

<strong>de</strong>r Linken ebenfalls für die<br />

Abschaffung.


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

DAK-Gesundheit startet Rabattverträge<br />

für Humaninsuline<br />

Kasse: Versorgung von Diabetikern wird nicht lei<strong>de</strong>n<br />

BeRLiN (ks). Die DAK-Gesundheit hat neue Rabattverträge abgeschlossen:<br />

Bereits ab 1. Dezember <strong>2012</strong> gelten erstmals<br />

Verträge über kurzwirksame, intermediäre und kombinierte<br />

Humaninsuline. Vertragspartner sind Novo Nordiskund Sanofi<br />

Aventis. Darüber hinaus hatte die Kasse weitere 48generische<br />

Wirkstoffe ausgeschrieben, für die sie nun die Zuschläge erteilt<br />

hat. Diese Rabattverträge sollen am 1. Januar 2013 starten.<br />

Die DAK-Gesundheit hat als<br />

eine <strong>de</strong>r ersten Krankenkassen<br />

Rabattverträge für Humaninsuline<br />

ausgeschrieben. Allerdings<br />

soll es hier –an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>n<br />

gewöhnlichen Generika-Rabattverträgen<br />

–keine generelle Austauschpflicht<br />

in <strong>de</strong>r Apotheke geben.<br />

„Unsere Versicherten müssen<br />

daher keine Sorge haben,<br />

dass sie ihr altbewährtes Insulin<br />

nicht mehr bekommen können.<br />

Sie erhalten weiterhin das ihnen<br />

bekannte Präparat –auch über<br />

die zwei Jahre gelten<strong>de</strong> Vertragsdauer“<br />

versichert Horst Bölle,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Geschäftsbereichs Produktmanagement.<br />

Die Entscheidung<br />

für das jeweilige Präparat<br />

treffe weiterhin <strong>de</strong>r Arzt. Die Rabatt-Insuline<br />

sollen nur dann in<br />

Betracht kommen, wenn <strong>de</strong>r Patient<br />

aus medizinischen Grün<strong>de</strong>n<br />

umgestellt wird o<strong>de</strong>r wenn er<br />

zum ersten Mal ein Insulin bekommt.<br />

Die Ausschreibung war unter an<strong>de</strong>rem<br />

vom Deutschen Diabetiker<br />

Bund scharf kritisiert wor<strong>de</strong>n.<br />

Doch Bölle tritt <strong>de</strong>n Vorwürfen<br />

entgegen: Die öffentliche Ausschreibung<br />

beschädige die Versorgungsqualität<br />

für Diabetiker<br />

keinesfalls. Das Gegenteil sei <strong>de</strong>r<br />

Fall, <strong>de</strong>nn für die Diabetiker, die<br />

bisher ein kostensparen<strong>de</strong>s Re-<br />

Import-Insulin erhalten haben,<br />

stün<strong>de</strong>n nun auf Wunsch zwei<br />

Originalpräparate zur Auswahl.<br />

„Auch hier hat sich wie<strong>de</strong>r unser<br />

Mo<strong>de</strong>ll bewährt, dass wir nicht<br />

nur Verträge mit einem Hersteller<br />

abschließen, son<strong>de</strong>rn mit bis zu<br />

drei Partnern“, sagt Bölle. Überdies<br />

gingen die Zuschläge für 48<br />

Wirkstoffe an insgesamt 32 Hersteller.Auch<br />

hier setzte die<br />

DAK-Gesundheit auf das Mehrpartnermo<strong>de</strong>ll.<br />

In <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen wur<strong>de</strong>n drei Hersteller bezuschlagt.<br />

Beson<strong>de</strong>rs erfolgreich<br />

war die Stada-Gruppe mit 22 Zuschlägen<br />

für Stadapharm und 25<br />

für Aliud sowie die Bietergemeinschaft<br />

Teva/Ratiopharm mit<br />

27 Zuschlägen. Der dritte große<br />

Generika-Konzern, die Sandoz-<br />

Gruppe, ist hingegen gar nicht<br />

mit von <strong>de</strong>r Partie. Die Verträge<br />

haben eine Laufzeit von zwei<br />

Jahren und gelten erstmalig für<br />

alle Versicherten <strong>de</strong>r DAK-Gesundheit<br />

–also auch die <strong>de</strong>r ehemaligen<br />

BKK-Gesundheit und<br />

BKK Axel Springer. <<br />

i<br />

Mehr als 25 Cent?<br />

AOK-Chef Hermann prophezeit<br />

Wahlgeschenke für Apotheker<br />

StUttGARt (jz). Glaubt man Christopher Hermann, bekommen<br />

die Apotheker dochnochmehr als die bereits zugesagten<br />

25 Cent –und zwar als Wahlgeschenk anlässlich<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>stagswahl<br />

im kommen<strong>de</strong>n Jahr.<br />

In einem Interview mit <strong>de</strong>n „Stuttgarter<br />

Nachrichten“ sagte<strong>de</strong>r AOK-<br />

Vorstandschef Ba<strong>de</strong>n-Württembergs,<br />

<strong>de</strong>rzeit sei Bun<strong>de</strong>sgesundheitsminister<br />

Daniel Bahr (FDP)<br />

zwar trotz <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Apotheker nochstandhaft–das sei<br />

aber wohl kaum sein letztes Wort.<br />

Wie die Wohltaten konkret aussehen<br />

wer<strong>de</strong>n, ließ Hermann jedochoffen.<br />

Thema <strong>de</strong>s kurzen Interviews waren<br />

insbeson<strong>de</strong>re die 14Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro, die sich <strong>de</strong>rzeit im Gesundheitsfonds<br />

angehäuft haben –viel<br />

Geld, so <strong>de</strong>r Vorstandschef. Aber<br />

davonnehme sichdie Politik selbst<br />

einen Teil und ein Konjunkturrückgang<br />

im nächsten Jahr könne noch<br />

mehr än<strong>de</strong>rn. Nach<strong>de</strong>m die Ärzte<br />

jüngst ein Plus von 1,2 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro bei ihrer Vergütung durchsetzten,<br />

wachsen laut Hermann<br />

auch die Begehrlichkeiten an<strong>de</strong>rer<br />

Interessengruppen.<br />

Aus Sicht von Hermann wird esso<br />

kurz vor <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stagswahlen<br />

„sicher noch einige Wohltaten“ geben.<br />

Als Profiteure führte er beispielhaft<br />

die Pharmaindustrie an –<br />

und die Apotheker:„Denen reichen<br />

25 Cent mehr pro Rezept nicht<br />

aus.“ (Gemeint waren sicherlich25<br />

Foto:Imago<br />

„Sicher noch einige Wohltaten“<br />

für die Apotheker prophezeit<br />

Christopher Hermann angesichts<br />

<strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n Wahlen.<br />

Cent pro verordnetem Arzneimittel.)<br />

Im Moment zeige sich <strong>de</strong>r Gesundheitsminister<br />

bei diesem Thema<br />

standhaft–„aber ichgehe nicht<br />

davon aus, dass das sein letztes<br />

Wort ist“. Auf <strong>DAZ</strong>-Anfrage, wie er<br />

sichdie Wohltaten vorstelle, erklärte<br />

Hermann: „Wie wir aus <strong>de</strong>r Erfahrung<br />

wissen, sind <strong>de</strong>r Fantasie<br />

im politischen Bereich vor Wahlen<br />

kaum Grenzen gesetzt.“ Was die<br />

konkreten I<strong>de</strong>en angehe, wer<strong>de</strong><br />

man sich überraschen lassen.<br />

26|5622| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Zwei Stun<strong>de</strong>n sind eine zu viel<br />

BVerwG begrün<strong>de</strong>t entscheidung zu Krankenhausversorgungsverträgen<br />

LeiPZiG (jz). Krankenhausversorgungsverträgesind nur genehmigungsfähig,<br />

wenn die Apotheke <strong>de</strong>m Krankenhaus die benötigten<br />

Arzneimittel „unverzüglich“ zur Verfügung stellen kann.<br />

Aber wasbe<strong>de</strong>utet unverzüglich–kommt es dabei auf die entfernung<br />

an? im Augusthatte das Bun<strong>de</strong>sverwaltungsgericht<br />

entschie<strong>de</strong>n, dass eine zwei- bis dreistündige Lieferzeit es je<strong>de</strong>nfalls<br />

nicht ist(Urteil vom 30. August<strong>2012</strong>, Az. 3C24.11 –<br />

siehe AZ <strong>2012</strong>,<strong>Nr</strong>. 36, S. 8). in <strong>de</strong>n Urteilsgrün<strong>de</strong>n, die jetzt vorliegen,<br />

nennt das Gericht als Orientierungswerteine Lieferzeit<br />

voneiner Stun<strong>de</strong> –ein Richtwert, <strong>de</strong>n die Verwaltungsrichter<br />

aus <strong>de</strong>n empfehlungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sapothekerkammer zur Qualitätssicherung<br />

übernommen haben.<br />

Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall hatte die<br />

Trägerin eines Krankenhauses in<br />

Münster geklagt, <strong>de</strong>ren krankenhauseigene<br />

Apotheke inAhlen<br />

auch ein Krankenhaus in Bremen<br />

versorgen sollte. Das Land versagte<br />

die Genehmigung eines zu<br />

diesem Zweck zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Klinikträgerinnen geschlossenen<br />

Versorgungsvertrags: Bei<br />

einer Entfernung von 216 Kilometern<br />

zwischen Apotheke und<br />

Krankenhaus sei ein unverzügliches<br />

Zurverfügungstellen von<br />

Arzneimitteln und pharmazeutischer<br />

Beratungsleistung nicht<br />

sichergestellt (§ 14 Abs. 5<br />

ApoG). Diese Versagung erfolgte<br />

zurecht, befand in letzter Instanz<br />

das Bun<strong>de</strong>sverwaltungsgericht.<br />

die Transportdauer hat, unabhängig<br />

davon, welches Verkehrsmittel<br />

benutzt wird.“<br />

BAK-Leitlinie als Orientierung<br />

Eine Entfernung von 216 Kilometern,<br />

die auf einer stauanfälligen<br />

Verkehrsanbindung (A1)<br />

zurückzulegen ist, ist aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Richter je<strong>de</strong>nfalls zu viel. Für<br />

die Bestimmung <strong>de</strong>s maximal<br />

zulässigen Zeitraums griffen sie<br />

auf die Empfehlungen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

zurück.<br />

Danach soll die Apotheke in<br />

einer räumlichen Nähe zum<br />

Krankenhaus liegen, die es ermöglicht,<br />

die angefor<strong>de</strong>rten Arzneimittel<br />

und Medizinprodukte<br />

innerhalb einer Stun<strong>de</strong> zur Verfügung<br />

zu stellen. Selbst wenn ein<br />

Versorgungsvertrag auch bei<br />

einer etwas längeren Lieferzeit<br />

als einer Stun<strong>de</strong> noch genügen<br />

könne, „ist <strong>de</strong>r Rahmen <strong>de</strong>s Zulässigen<br />

im Streitfall je<strong>de</strong>nfalls<br />

<strong>de</strong>utlich überschritten“, so die<br />

Richter. Daran än<strong>de</strong>rte nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Verwaltungsrichter<br />

auch die geplante Einrichtung<br />

eines umfassen<strong>de</strong>n verbrauchsstellenunabhängigen<br />

Not<strong>de</strong>pots<br />

für selten gebrauchte lebenswichtige<br />

Arzneimittel auf <strong>de</strong>r<br />

Intensivstation <strong>de</strong>s Krankenhauses<br />

nichts. Denn dieses könne<br />

die fehlen<strong>de</strong> räumliche Nähe<br />

zwischen Apotheke und Krankenhaus<br />

nicht kompensieren und<br />

es bleibe ein unvorhergesehener,<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r üblichen Bevorratung<br />

nicht kalkulierbarer Arzneimittelbedarf<br />

zurück. Außer<strong>de</strong>m<br />

erfüllte <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong><br />

Vertrag eine weitere Voraussetzung<br />

nicht: Neben <strong>de</strong>r Belieferung<br />

müsse auch <strong>de</strong>r Apotheker<br />

nach §14Abs. 5Satz 2<strong>Nr</strong>. 4<br />

ApoG im Notfall unverzüglich<br />

und persönlich für eine Beratung<br />

vor Ort sein können, erklärten<br />

die Richter. Denn auch<br />

für diese gelte <strong>de</strong>r Richtwert von<br />

etwa einer Stun<strong>de</strong>. <<br />

Räumliche Nähe entschei<strong>de</strong>nd<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Versorgungsvertrag<br />

wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Voraussetzung <strong>de</strong>r<br />

unverzüglichen Zurverfügungstellung<br />

beson<strong>de</strong>rs dringlich benötigter<br />

Arzneimittel nicht gerecht,<br />

so die Richter. Denn „Unverzüglichkeit“<br />

im Sinne <strong>de</strong>r<br />

Vorschrift be<strong>de</strong>ute nicht, dass die<br />

Apotheke „ohne schuldhaftes<br />

Zögern“ (§ 121 BGB) bereitstehe.<br />

Vielmehr müssten die benötigten<br />

Arzneimittel im Eilfall<br />

zeitnah und ohne vermeidbare<br />

Verzögerungen im Krankenhaus<br />

sein. Entschei<strong>de</strong>nd sei daher die<br />

Lieferzeit. „Es liegt auf <strong>de</strong>r<br />

Hand, dass die Länge <strong>de</strong>s Transportweges<br />

einen unmittelbaren<br />

und bestimmen<strong>de</strong>n Einfluss auf<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5623|27


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

k<br />

Vonaußen betrachtet<br />

Von Mücken und Ameisen —DDT Teil 2<br />

Meine erste Kolumne über DDT<br />

und Malaria schloss ich mit <strong>de</strong>r<br />

Frage, warumimmer nochsoviele<br />

Menschen an Malaria sterben,<br />

wenn DDT sogut wirkt wie behauptet,<br />

und die Stockholmer<br />

Konvention von 2001 über persistente<br />

organische<br />

Schadstoffe es im<br />

Kampf gegen Malaria<br />

ausdrücklich erlaubt.<br />

Ist die Nachwirkung<br />

<strong>de</strong>s DDT-Verbots aus<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren so<br />

groß? Liegt es an <strong>de</strong>m<br />

seit damals stetig gewachsenen<br />

Einfluss<br />

von Umweltschützern?<br />

Das könnte man <strong>de</strong>nken,<br />

wenn sonst alles gleichgeblieben<br />

wäre. Dann ließe sich die Erfolgsstory<br />

<strong>de</strong>r 50er Jahre heute nach<br />

ihrer Unterbrechung einfach weiterschreiben,<br />

wenn auch gegen<br />

Wi<strong>de</strong>rstand. Ohne DDT wären seit<br />

damals,als es in großem Maßstab<br />

und weltweit zur Vektorbekämpfung<br />

eingesetzt wur<strong>de</strong>, noch mehr<br />

Menschen an Malaria gestorben.<br />

Auch und gera<strong>de</strong> in Europa und in<br />

<strong>de</strong>n USA, die heute malariafrei<br />

sind.<br />

Es istaber nicht alles gleichgeblieben.<br />

Man kann nur staunen, wie<br />

schnell die Mechanismen <strong>de</strong>r Evolution<br />

greifen: Die Mückenpopulationen<br />

haben Resistenzen herausgebil<strong>de</strong>t,<br />

von <strong>de</strong>nen die metabolischen<br />

am problematischsten<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n. Sechs Anopheles-Arten<br />

können heute laut Global<br />

Plan forInsectizi<strong>de</strong> Resistance<br />

Management DDT und auch an<strong>de</strong>re<br />

Pestizi<strong>de</strong> „verstoffwechseln“,<br />

ohne Scha<strong>de</strong>n zu nehmen, darunter<br />

A.arabiensis, culicifacies und<br />

gambiae. Wie lange wird esnoch<br />

dauern, bis diese Arten alle an<strong>de</strong>ren<br />

verdrängt haben?<br />

In Län<strong>de</strong>rn mit an<strong>de</strong>ren Anopheles-Arten<br />

wirkt DDT immer noch<br />

sehr gut, und so ist die Malaria in<br />

Namibia, Madagaskar, Sambia,<br />

Südafrika und Uganda wie<strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>m Rückzug. Die Mückenpopulationen<br />

schrumpfen, hinzu kommt<br />

<strong>de</strong>r vermehrte Gebrauchvon Moskitonetzen,<br />

eine bessere Früherkennung<br />

und medikamentöse<br />

Behandlung <strong>de</strong>r Infektion, so dass<br />

immer weniger Mückenvon immer<br />

weniger Kranken <strong>de</strong>n Malariaerregeraufnehmen<br />

können.<br />

Doch <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand gegen <strong>de</strong>n<br />

Einsatz von DDT auch dort, wo es<br />

wirkt, verstummt nicht. Die Frage,<br />

ob potenzielle Umwelt- und Gesundheitsschä<strong>de</strong>n<br />

durch DDT<br />

auchnur einen einzigen Malariatoten<br />

rechtfertigen, weil die als Alternativen<br />

gepriesenen Mittel versagen<br />

und bessere nicht zur Verfügung<br />

stehen, müsste sich eigentlich<br />

auch <strong>de</strong>r hartgesottenste<br />

DDT-Gegner immer wie<strong>de</strong>r neu<br />

stellen.<br />

Wer zu DDT recherchiert, gerät<br />

immer tiefer in einen Konflikt hinein,<br />

in <strong>de</strong>m alles nur Er<strong>de</strong>nkliche<br />

behauptet und gleichzeitig angezweifelt<br />

wird. Es gibt Fakten und<br />

Gegenfakten, und ihr Humus sind<br />

Emotionen. Wenn es um DDTgeht,<br />

trifft das Öko-Establishment <strong>de</strong>s<br />

Westens auf die Ärzte und Politiker<br />

vor Ort, treffen I<strong>de</strong>alisten auf<br />

Pragmatiker, treffen Menschen mit<br />

Malaria auf Menschen, für die sie<br />

kein persönliches Problem darstellt.<br />

„Die, die es verbieten, brauchen es<br />

nicht mehr“ –sofasst esein Sprecher<br />

<strong>de</strong>r Organisation Africa fighting<br />

Malaria (AFM) zusammen.<br />

„The topic stimulates strong<br />

views“, schreibt <strong>de</strong>r britische Toxikologe<br />

Andrew G.Smith von <strong>de</strong>r<br />

Universität Leicester in seinem<br />

Aufsatz Toxicology of DDT and<br />

some analoges. Er bietet ein weitgehend<br />

emotionsfreies Update,<br />

man muss jedoch gezielt danach<br />

suchen und in <strong>de</strong>r Kakophonie <strong>de</strong>r<br />

Experten, <strong>de</strong>r wirklichen und <strong>de</strong>r<br />

selbsternannten, auch als Laie zu<br />

einem Meta-Experten wer<strong>de</strong>n. Recherche<br />

heißt: so lange zu stochern,<br />

bis man auf einen Text<br />

stößt, <strong>de</strong>r Vertrauen verdient, weil<br />

sein Autor Sachkenntnis besitzt<br />

und sauber argumentiert.<br />

Den Streit umDDT und Malaria<br />

könnte man auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

als Beleg für zunehmen<strong>de</strong>n Orientierungsverlust<br />

betrachten. Ich<br />

sehe das genaue Gegenteil darin.<br />

Die Geschichte <strong>de</strong>r Malariabekämpfung<br />

ist kein Debakel, son<strong>de</strong>rn<br />

nur ein stocken<strong>de</strong>r Prozess<br />

kollektiven Lernens durch Versuch<br />

und Irrtum. Genau das meinte <strong>de</strong>r<br />

Philosoph Karl Popper mit seinem<br />

Begriff <strong>de</strong>r Wahrheitsannäherung,<br />

<strong>de</strong>r zur Beschei<strong>de</strong>nheit erzieht.<br />

Gewissheiten sind selten, Gewissheitsillusionen<br />

häufig. Unsere Theorien<br />

wer<strong>de</strong>n besser, aber sie haben<br />

blin<strong>de</strong> Flecken, enthalten Falsches<br />

und wer<strong>de</strong>n oft von <strong>de</strong>r<br />

Wirklichkeit überholt –siehe metabolische<br />

Resistenzen, siehe die<br />

epi<strong>de</strong>miologisch relevante Verän<strong>de</strong>rung<br />

von Lebensstilen, siehe<br />

das von allen Diskussionsteilnehmern<br />

übersehene Faktum <strong>de</strong>r Zunahme<br />

<strong>de</strong>r Weltbevölkerung um<br />

eine Milliar<strong>de</strong> im letzten Jahrzehnt<br />

–eine ausschließlichauf die Hochrisikogruppe<br />

<strong>de</strong>r Kleinkin<strong>de</strong>r beschränkte<br />

Zunahme mit Schwerpunkt<br />

auf <strong>de</strong>m Hochrisikokontinent<br />

Afrika. Hinter <strong>de</strong>r resignativ stimmen<strong>de</strong>nabsolutenZahl<strong>de</strong>rMalariatotenverbirgt<br />

sichein optimistisch<br />

stimmen<strong>de</strong>r relativer Erfolg.<br />

Wir führen einen Diskurs, <strong>de</strong>r zu<br />

wünschen übrig lässt, aber wenigstens<br />

führen wir ihn, und je<strong>de</strong>r<br />

lernt mit <strong>de</strong>r Zeit etwas dazu.<br />

„Eine konfliktfreie Gesellschaft<br />

wäre eine Gesellschaft nicht von<br />

Freun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn von Ameisen“<br />

schreibt Karl Popper in seiner Autobiografie<br />

Ausgangspunkte.<br />

Freund o<strong>de</strong>r Ameise? Ich habe<br />

meine Wahl getroffen.<br />

GerhardSchulze<br />

Gerhard Schulze, geb. 1944, ist Professor<br />

für Soziologie an <strong>de</strong>r Universität<br />

Bamberg. Seine Arbeiten untersuchen<br />

<strong>de</strong>n kulturellen Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Gegenwart.<br />

28|5624| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

Italien gibt Novartis-<br />

Grippeimpfstoffe frei<br />

Kommt Begripal ® ohne Kanüle tatsächlich noch?<br />

BeRLiN (ks). Das Paul-ehrlich-institut (Pei) gibt weiterhin<br />

Grippeimpfstoffe frei –bald könnteauchdas lang erwartete Begripal<br />

® ohne Kanüle von Novartis Vaccines dabei sein. Die italienische<br />

Arzneimittelbehör<strong>de</strong> (AiFA) hat en<strong>de</strong> letzter Woche die<br />

Weichen hierfür gestellt und die in Siena produziertenGrippeimpfstoffe<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens wie<strong>de</strong>r freigegeben. Fraglichist,<br />

wann Begripal ® dann in die Apotheken und Arztpraxen gelangt –<br />

und ob sichdann nochjemand gegen influenza impfen lassen<br />

möchte.<br />

Italien hatte einen Anwendungsstopp<br />

vonAgrippal ® (in<br />

Deutschland Begripal ® )und<br />

Fluad ® verhängt, nach<strong>de</strong>m man<br />

in <strong>de</strong>n Impfdosen Ausflockungen<br />

ent<strong>de</strong>ckt hatte. Daraufhin<br />

beschlossen auch einige an<strong>de</strong>re<br />

Län<strong>de</strong>r, zunächst auf eine weitere<br />

Auslieferung und Anwendung<br />

<strong>de</strong>s Impfstoffs zu verzichten. So<br />

zog auch das PEI fünf Chargen<br />

Doch noch indieser Saison Der lang erwartete<br />

Grippeimpfstoff Begripal ohne Kanüle<br />

von Novartis Vaccines könnte esdoch nochin<br />

dieser Grippesaison in die Apotheken schaffen.<br />

Das PEI hat <strong>de</strong>n Impfstoff vergangene<br />

Woche wie<strong>de</strong>r freigegeben.<br />

Foto:Imago<br />

zurück. Die Schweiz und Kanada<br />

hoben ihren Auslieferungsstopp<br />

vorletzte Woche wie<strong>de</strong>r<br />

auf. Nun haben auch die italienischen<br />

Behör<strong>de</strong>n ihre Untersuchungen<br />

und Analysten abgeschlossen.<br />

Mit <strong>de</strong>m Ergebnis,<br />

dass die Impfstoffe sicher und<br />

wirksam sind.<br />

Mit <strong>de</strong>r Freigabe durch die italienischen<br />

Behör<strong>de</strong>n steht einer<br />

Lieferung auch in die Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

im Grun<strong>de</strong> nichts mehr<br />

im Wege. Die Re<strong>de</strong> ist von rund<br />

einer Million Impfdosen für <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Markt –angeblich<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um das so lang<br />

vermisste Begripal ® ohne Kanüle.<br />

Fluad ® soll dagegen nicht<br />

mehr nach Deutschland kommen,<br />

heißt es vonseiten Novartis.<br />

Erleichterung bei Novartis<br />

Novartis begrüßte die Entscheidung<br />

<strong>de</strong>r italienischen Behör<strong>de</strong>n.<br />

„Die Patientensicherheit hat<br />

höchste Priorität für uns und wir<br />

waren stets von <strong>de</strong>r Qualität unserer<br />

Impfstoffe überzeugt“,<br />

sagte Andrin Oswald, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsbereichs für Impfstoffe<br />

und Diagnostika bei Novartis.<br />

Die Sicherheit und Wirksamkeit<br />

von Begripal ® und Fluad ® stütze<br />

sich auf Daten, die in ausge<strong>de</strong>hnten<br />

klinischen Studien und<br />

in <strong>de</strong>r Arzneimittelüberwachung<br />

erhoben wor<strong>de</strong>n seien. Dazu gehörten<br />

europaweit mehr als eine<br />

Million verabreichte Impfdosen<br />

in <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Saison.<br />

Erleichtert ist auch Tobias<br />

Sun<strong>de</strong>rer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r<br />

Novartis Vaccines Vertriebs<br />

GmbH. Schließlich war das Unternehmen<br />

in dieser Saison exklusiver<br />

Rabattpartner für<br />

Grippeimpfstoffe aller gesetzlichen<br />

Krankenkassen in Bayern,<br />

Schleswig-Holstein und<br />

Hamburg. Und dort wartet man<br />

seit Wochen vergeblich auf <strong>de</strong>n<br />

„Gewinner-Impfstoff“ Begripal<br />

® ohne Kanüle. Statt<strong>de</strong>ssen<br />

gilt es, Dosen an<strong>de</strong>rer Hersteller<br />

habhaft zu wer<strong>de</strong>n, die jedoch<br />

teilweise an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

verpflichtet sind. Die<br />

Hamburger Krankenkassen verkün<strong>de</strong>ten<br />

vergangene Woche<br />

immerhin, in <strong>de</strong>r Hansestadt<br />

stün<strong>de</strong>n in Kürze zusätzlich<br />

70.000 Dosen an Grippeimpfstoff<br />

zur Verfügung. Ab 15. November<br />

sollte Sanofi 20.000<br />

Dosen ausliefern, weitere<br />

50.000 Dosen an Grippeimpfstoff<br />

seien ab <strong>de</strong>m 1. Dezember<br />

verfügbar.Vollversorgt ist Hamburg<br />

damit allerdings noch immer<br />

nicht.<br />

Enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m PEI<br />

Bei Novartis Vaccines setzt man<br />

nun „auf eine enge Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m PEI bei <strong>de</strong>r Freigabe<br />

<strong>de</strong>r Impfstoffe für <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Markt“. Wie schnell<br />

dort die Freigabe tatsächlich erfolgen<br />

kann und wie lange es<br />

dann dauert, bis die Impfdosen<br />

an Großhan<strong>de</strong>l und Apotheken<br />

ausgeliefert wer<strong>de</strong>n, ist allerdings<br />

noch nicht klar zu sagen.<br />

In seiner Pressemeldung macht<br />

Novartis keine Zeitangaben. Es<br />

heißt lediglich, die Auslieferung<br />

<strong>de</strong>s Impfstoffs solle „unverzüglich<br />

wie<strong>de</strong>r aufgenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

um <strong>de</strong>n Nachschub für laufen<strong>de</strong><br />

Impfkampagnen sicherzustellen“.<br />

Beim PEI will man keine<br />

Angaben zu <strong>de</strong>n Herstellern<br />

<strong>de</strong>r bei ihm eingereichten Chargen<br />

machen. Eine Sprecherin erklärte<br />

lediglich, es wür<strong>de</strong>n „permanent<br />

Chargen freigegeben“.<br />

In <strong>de</strong>r 45. KW waren <strong>de</strong>r PEI-<br />

Statistik zufolge 15,7 Millionen<br />

Dosen freigegeben. In <strong>de</strong>n Vorjahren<br />

waren um diese Zeit<br />

längst alle Impfdosen <strong>de</strong>r Saison<br />

freigegeben –stets min<strong>de</strong>stens<br />

20 Millionen. <<br />

30|5626| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

PKA 25 –mehr als ein Lehrbuch<br />

Frischer Wind für die PKA-Ausbildung<br />

Am 1. August<strong>2012</strong>ist eine neue Ausbildungsordnung für PKA in<br />

Kraftgetreten. Jetzt istdas Lehrbuch„Knoellinger/Berger, PKA<br />

25“ erschienen. Reinhild Berger, Herausgeberin <strong>de</strong>s erfolgreichen<br />

Standardwerks für die PKA-Ausbildung, will neugierig<br />

machen auf die 25. „Jubiläums“-Auflage.<br />

<strong>DAZ</strong>: Fast 70 Jahre lang ist die<br />

„Knoellinger“, seit 1989 die<br />

„Knoellinger-Berger“, das bewährte<br />

Lehrbuch für die PKA-<br />

Ausbildung. Wasbietet die gera<strong>de</strong><br />

erschienene 25. Auflage?<br />

in welcher Weise spiegelt sie<br />

bereits die neuen Ausbildungsinhalte?<br />

Berger: Die neue Ausbildungsordnung<br />

hat das Berufsbild <strong>de</strong>r<br />

PKA zeitgemäß aufgewertet.<br />

Anspruchsvolles Ziel ist es, die<br />

PKA als Spezialistin im kaufmännisch-organisatorischen<br />

Bereich<br />

<strong>de</strong>r Apotheke zupositionieren.<br />

Sie soll eigenständig in<br />

<strong>de</strong>r Warenwirtschaft und Beschaffung<br />

sowie in <strong>de</strong>r Büroorganisation<br />

arbeiten. Das heißt:<br />

die kaufmännische Komponente<br />

<strong>de</strong>s Berufs wird gestärkt. Um die<br />

Vorgaben <strong>de</strong>r neuen Ausbildungsordnung<br />

zu berücksichtigen,<br />

hat das Fachautoren-Team<br />

Reinhild Berger, Herausgeberin <strong>de</strong>s Lehrbuchs „Knoellinger/Berger,<br />

PKA 25“<br />

die Lehrbuch-Kapitel „Kaufmännische<br />

Grundlagen“ und<br />

„Marketing“ gründlich überarbeitet<br />

und ergänzt. Ganz neu in<br />

unserer 25. Auflage fin<strong>de</strong>n Sie<br />

die Kapitel „Qualitätsmanagement<br />

in <strong>de</strong>r Apotheke“ sowie<br />

„Kommunikation“, bei<strong>de</strong> entsprechen<br />

ebenfalls <strong>de</strong>n neuen<br />

Ausbildungsanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

<strong>DAZ</strong>: So viel Neues –ist <strong>de</strong>nn<br />

auchetwas weggefallen?<br />

Berger: Ja, dasThema Pflanzenschutz<br />

ist nicht mehr Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r neuen Ausbildungsordnung –<br />

und so haben wir uns vomLehrbuchkapitel<br />

„Pflanzenschutzmittel“<br />

getrennt. Alle an<strong>de</strong>ren Fachkapitel<br />

haben wir wenn möglich<br />

gestrafft und aktualisiert –so<br />

wird zum Beispiel die neue Apothekenbetriebsordnung<br />

berücksichtigt.<br />

Insgesamt ist wie<strong>de</strong>r ein<br />

stattliches Lehrbuch entstan<strong>de</strong>n,<br />

das nicht nur die vorgeschriebenen<br />

Ausbildungsinhalte<br />

vermittelt,<br />

son<strong>de</strong>rn darüber hinaus<br />

ein soli<strong>de</strong>s Basiswissen<br />

für die Arbeit in <strong>de</strong>r<br />

Apothekebietet. Auch<br />

das Layout haben wir<br />

mo<strong>de</strong>rnisiert. Der Text<br />

ist einspaltig mit breitem<br />

Rand, auf <strong>de</strong>m viele Bil<strong>de</strong>r<br />

sowie Hinweise und<br />

Aufgaben in farbigen<br />

Kästchen platziert sind.<br />

<strong>DAZ</strong>: Auf<strong>de</strong>m Buchtitel<br />

steht „Online plus“.<br />

Wasbe<strong>de</strong>utet das?<br />

Berger: Zur Lernkontrolle<br />

und Prüfungsvorbereitung<br />

gibt es einen<br />

Online-Fragentrainer.<br />

Käufer <strong>de</strong>s Buches erhalten<br />

Zugang zu einer<br />

Internetseite, auf <strong>de</strong>r<br />

knapp 300 Fragen zu allen Themengebieten<br />

<strong>de</strong>s Lehrbuchs bereitstehen.<br />

Mit Antworten, Kommentaren<br />

und Verweisen auf die<br />

Lehrbuchkapitel –zum gezielten<br />

Nachlesen.<br />

<strong>DAZ</strong>: in <strong>de</strong>r Werbung für PKA<br />

25 heißt es, das Bucheignet<br />

sichauch als Nachschlagewerk<br />

für die Apotheke.<br />

Berger: Auch wer die PKA-Ausbildung<br />

bereits abgeschlossen<br />

hat, sollte über die Neuerungen<br />

Knoellinger/Berger,PKA 25<br />

Das Lehrbuchfür Pharmazeutisch-kaufmännische<br />

Angestellte.<br />

Herausgegeben von<br />

Reinhild Berger. Deutscher<br />

Apotheker Verlag.<br />

25. aktualisierte<br />

und erweiterte Auflage<br />

2013,786 Seiten, 402<br />

farbige Abbildungen,<br />

88 Tabellen, gebun<strong>de</strong>n. Fragentrainer auf<br />

Online-PlusBase.<strong>de</strong>. Preis: €48,–. Subskriptionspreis<br />

gültig bis 31.12.<strong>2012</strong>: €39,80.<br />

ISBN 978-3-7692-5292-7<br />

Dieses Buch können Sie einfach und schnell<br />

bestellen unter <strong>de</strong>r Postadresse:<br />

Deutscher Apotheker Verlag<br />

Postfach 10 10 61<br />

70009 Stuttgart<br />

o<strong>de</strong>r im Internet unter:www.buchoffizin.<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r per Telefon unter:<br />

(0711) 2582-341o<strong>de</strong>r -342<br />

im Berufsbild informiert sein.<br />

Außer<strong>de</strong>m gibt es in <strong>de</strong>r Apothekenpraxis<br />

häufig Fragestellungen,<br />

die sich nur durch<br />

Nachschlagen lösen lassen.<br />

Klar, das Internet gibt viele Antworten.<br />

Aber einem Lehrbuch<br />

mit langjährig bewährten Autoren<br />

wür<strong>de</strong> ich eher Vertrauen<br />

schenken als einer möglicherweise<br />

nicht ganz seriösen o<strong>de</strong>r<br />

interessengesteuerten Quelle im<br />

Internet. Übrigens wur<strong>de</strong> das<br />

PKA-Lehrbuch in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren auch gerne vonApothekendienstleistern<br />

und Pharmafirmen<br />

gekauft. Denn es bietet<br />

fachfrem<strong>de</strong>n Personen eine<br />

kompakte und zugleich gut verständliche<br />

Einführung in die<br />

spezifischen Eigenarten <strong>de</strong>r<br />

Apothekenwelt. <<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5627|31


<strong>DAZ</strong> AKtUeLL<br />

20 Jahre FAH<br />

Übergreifen<strong>de</strong> Forschungen <strong>de</strong>r Arzneimittelhersteller<br />

BONN (cae). imJahr 1992 grün<strong>de</strong>ten 15meist kleinere Firmen<br />

<strong>de</strong>r Pharmabranche die Forschungsvereinigung <strong>de</strong>r Arzneimittel-Hersteller<br />

(FAH), um innovationen zu för<strong>de</strong>rn und für<br />

entsprechen<strong>de</strong> Forschungsvorhaben öffentliche Gel<strong>de</strong>r zu generieren.<br />

Seither hat die FAH mehr als 70 Projekte betreut.<br />

Dies war Anlass, am 8. November in Bonn Rückschau auf das<br />

erreichte zuhalten und laufen<strong>de</strong> Projekte vorzustellen.<br />

Die FAH-Vorsitzen<strong>de</strong> Yvonne<br />

Proppert, die ihr Amt bereits seit<br />

<strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r FAHausübt,<br />

schil<strong>de</strong>rte, wie bei persönlichen<br />

Kontakten von industriellen Arzneimittelherstellern<br />

mit <strong>de</strong>m<br />

Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik<br />

in Quakenbrück die<br />

I<strong>de</strong>e geboren wur<strong>de</strong>, eine Forschungsvereinigung<br />

zu grün<strong>de</strong>n,<br />

was dann auch Anfang 1992 geschah.<br />

Die Arzneimittelhersteller<br />

waren im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren<br />

Branchen Nachzügler, <strong>de</strong>nn bereits<br />

im Jahr 1954 gab essoviele<br />

Forschungsvereinigungen, dass<br />

sie einen Dachverband grün<strong>de</strong>ten:<br />

die Arbeitsgemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen<br />

(AiF). Auch die FAHtrat <strong>de</strong>r<br />

AiF bei, und im Juni <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong><br />

Proppert zur AiF-Präsi<strong>de</strong>ntin gewählt.<br />

Sie berichtete, dass die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung die bewilligten<br />

Forschungsvorhaben <strong>de</strong>r AiF-<br />

Mitglie<strong>de</strong>r jährlich mit 135 Millionen<br />

Euro unterstützt.<br />

Dr. Barbara Steinhoff, Geschäftsführerin<br />

<strong>de</strong>r FAH, hielt Rückschau<br />

auf zwei Jahrzehnte Forschungskoordination<br />

durch die<br />

FAH. Das allererste Projekt betraf<br />

die „Entwicklung eines kontinuierlichen<br />

hydrothermischen<br />

Entkeimungsverfahrens für Arzneipflanzen“.<br />

1997 verlegte die<br />

FAHihre Geschäftsstelle von<br />

Quakenbrück nach Sinzig und<br />

errichtete dort das Zentralinstitut<br />

Arzneimittelforschung (ZA) als<br />

GmbH; seit 2008 hat die FAH<br />

ihren Sitz in Bonn-Bad Go<strong>de</strong>sberg.<br />

Ihr gehören heute rund 65<br />

Firmen an, die davon profitieren,<br />

dass die FAH„firmenübergreifen<strong>de</strong>,<br />

vorwettbewerbliche“ Forschungen<br />

koordiniert und unterstützt<br />

und <strong>de</strong>n Firmen die Ergebnisse<br />

dieser Forschungen vermittelt.<br />

Prof. Dr. Jörg Breitkreutz, Universität<br />

Düsseldorf, sprach über<br />

„elektronische Zungen“ und<br />

ihren Einsatz bei <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

neuer Arzneimittel sowie<br />

bei <strong>de</strong>r routinemäßigen Qualitätssicherung<br />

und -kontrolle. Diese<br />

Geschmackstester wur<strong>de</strong>n zuerst<br />

für Lebensmittel entwickelt, und<br />

zwar in Frankreich für Rotwein<br />

und in Japan für frischen Fisch<br />

(sushi). Ihre potentiometrischen<br />

Dr.Stefan Wissel, Dr.Martin Tegtmeier,Dr. BarbaraSteinhoff, Yvonne Proppert,<br />

Prof. Dr.JörgBreitkreutz,Dr. Birgit Grohs und Dr.Frank Malz (von links).<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/cae<br />

Sensoren wan<strong>de</strong>ln Geschmacksempfindungen<br />

in elektrische Potenzialsprünge<br />

im mV-Bereich<br />

um. So entstehen Signalmuster,<br />

die jeweils einem bestimmten<br />

Geschmack entsprechen.<br />

Dr. Frank Malz vom Fraunhofer-<br />

Institut für Betriebsfestigkeit und<br />

Systemzuverlässigkeit in Darmstadt<br />

referierte über die Fortschritte<br />

<strong>de</strong>r 1 H-NMR in <strong>de</strong>r<br />

quantitativenAnalytik. So ist es<br />

mittlerweile möglich, mit dieser<br />

Metho<strong>de</strong> Gehaltsbestimmungen<br />

bei Referenzsubstanzen vorzunehmen<br />

und chromatografische<br />

Metho<strong>de</strong>n zu ergänzen o<strong>de</strong>r<br />

auch teilweise zu ersetzen, <strong>de</strong>nn<br />

das BfArM hat die quantitative<br />

NMR als gleichwertig mit <strong>de</strong>r<br />

GC/HPLC anerkannt. Malz hat<br />

an ausgewählten Referenzsubstanzen<br />

ein neuartiges Verfahren<br />

zur externen Standardisierung<br />

getestet, das nicht die Probleme<br />

<strong>de</strong>r internen Standardisierung<br />

bei <strong>de</strong>r 1 H-NMR hat und bei <strong>de</strong>r<br />

Evaluierung zu vergleichbaren<br />

Ergebnissen führt.<br />

Dr. Stefan Wissel, Rülzheim,<br />

sprach über „lean innovation“,<br />

d.h. „schlanke“ Prozesse bei <strong>de</strong>r<br />

Einführung von Innovationen in<br />

<strong>de</strong>r Produktion. Das Thema fin<strong>de</strong>t<br />

bei allen Firmen beson<strong>de</strong>res<br />

Interesse, <strong>de</strong>nn sie müssen sich<br />

gezielt und planmäßig weiterentwickeln,<br />

wenn sie sich im Markt<br />

von morgen behaupten wollen.<br />

Dr. Birgit Grohs, hauptamtliche<br />

Mitarbeiterin <strong>de</strong>r FAH, berichtete<br />

über ein vielfältiges Forschungsvorhaben:<br />

die Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

landwirtschaftlichen Anbaus von<br />

Kamille, Baldrian und Melisse.<br />

Das Landwirtschaftsministerium<br />

wünscht, bis zum Jahr 2020 die<br />

Anbaufläche vonArzneipflanzen<br />

in Deutschland auf 20.000 ha zu<br />

erweitern. Um dieses Ziel unter<br />

ökonomischen Bedingungen zu<br />

erreichen, müssen teilweise neue<br />

Sorten gezüchtet wer<strong>de</strong>n, die<br />

sich leichter ernten lassen, und<br />

es müssen neue Saat- und Erntemaschinen<br />

konstruiert wer<strong>de</strong>n,<br />

nach<strong>de</strong>m sich auf diesem Gebiet<br />

jahrzehntelang nichts getan hatte<br />

–eine große Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Mit einem Ausblick auf künftige<br />

Forschungsprojekte <strong>de</strong>r FAH,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r wissenschaftliche Leiter<br />

Dr. Martin Tegtmeier gab, en<strong>de</strong>te<br />

die Jubiläumsveranstaltung. <<br />

cae<br />

32|5628| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


Arzneimittel<br />

und Therapie<br />

„Gefährliches Johanniskraut“<br />

Wirbel um Review zuPhytopharmaka-interaktionen<br />

in einem aktuellen Übersichtsartikel hat eine Arbeitsgruppe <strong>de</strong>r<br />

China Medical University die publizierte evi<strong>de</strong>nz (Primär-,<br />

Sekundär- und tertiär-Literatur) <strong>de</strong>r Jahre 2000 bis 2010 zum<br />

thema unerwünschter interaktionen vonPhytopharmakaund<br />

Nahrungsergänzungsmitteln mit klassischen Arzneimitteln<br />

systematischrecherchiert und ausgewertet. Obwohl die Arbeit<br />

epigonal ist und inhaltlich keine neuen erkenntnisse bietet, rief<br />

sie ein breites echo in <strong>de</strong>r Fach- und Laienpresse hervor.<br />

Unterschätzte Phytopharmaka Nach wie<br />

vor gelten pflanzliche Arzneimittel als harmlos,<br />

potenzielle Wechselwirkungen wer<strong>de</strong>n nicht<br />

beachtet.<br />

Foto: PASCOE<br />

Die Arbeit wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Ausgabe <strong>de</strong>s International Journal<br />

of Clinical Practice veröffentlicht<br />

[1] und hat in zwei editoriellen<br />

Kommentaren –unter an<strong>de</strong>rem<br />

im renommierten British<br />

Medical Journal –ein unmittelbares<br />

fachliches Echo gefun<strong>de</strong>n<br />

[2, 3], obwohl die Arbeit inhaltlich<br />

keine neuen Erkenntnisse<br />

bietet. Aber auch in <strong>de</strong>r Laienpresse<br />

wur<strong>de</strong> die Arbeit aufgegriffen<br />

und bil<strong>de</strong>te unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Grundlage zur neuerlichen<br />

Warnung vor lange bekannten<br />

Arzneimittelinteraktionen mit Johanniskraut-Produkten<br />

[4].<br />

Irritieren<strong>de</strong> Studienauswahl<br />

Voninsgesamt <strong>46</strong>1 initial i<strong>de</strong>ntifizierten<br />

Referenzen aus vier<br />

verschie<strong>de</strong>nen Datenbanken<br />

(Medline n=78, Pubmed n=<br />

70, EMBASE n=328 und<br />

Cochrane Library n=71) haben<br />

die Autoren letztlich 85 Quellen<br />

(das heißt nur 18% aller gefun<strong>de</strong>nen<br />

Referenzen) als relevant<br />

eingestuft und <strong>de</strong>tailliert ausgewertet.<br />

Für eine Übersichtsarbeit<br />

untypisch und etwas irritierend<br />

ist dabei, dass von <strong>de</strong>n Autoren<br />

trotz <strong>de</strong>r ungeheuren Breite <strong>de</strong>r<br />

untersuchten Produktpalette insgesamt<br />

nur 31 relevante Originalarbeiten<br />

betrachtet wur<strong>de</strong>n,<br />

wovon nur 16 Quellen originäre<br />

klinische Interaktionsstudien <strong>de</strong>r<br />

höchsten Evi<strong>de</strong>nzkategorie waren.<br />

Hingegen bil<strong>de</strong>ten für Arzneimittelinteraktionen<br />

wenig relevante<br />

Tierstudien (n =6)sowie<br />

nicht-kontrollierte Beobachtungsstudien/Fallberichte<br />

(n =<br />

9), insbeson<strong>de</strong>re aber Sekundärund<br />

Tertiär-Literatur in Form<br />

früherer Review-Artikel, von<br />

Buchbeiträgen und Internet-<br />

Quellen (n =54!) <strong>de</strong>n Hauptanteil<br />

<strong>de</strong>r gesichteten Evi<strong>de</strong>nz.<br />

Im Gegensatz dazu hat ein vergleichbarer<br />

aktueller Review-<br />

Artikel, veröffentlicht in Planta<br />

Medica, allein zum Thema<br />

pharmakokinetischer Interaktionen<br />

von nur sechs populären<br />

pflanzlichen Produkten (Ginkgo<br />

biloba, Ginseng, Knoblauch,<br />

Mariendistel, Gelbwurz und<br />

Echinacea) insgesamt 66 Originalarbeiten<br />

klinischer Interaktionsstudien<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert [5].<br />

Allein aus dieser Diskrepanz <strong>de</strong>r<br />

aufgefun<strong>de</strong>nen und berücksichtigten<br />

Primärliteratur ergeben<br />

sich methodische Fragen bezüglich<br />

Vollständigkeit, Güte und<br />

Relevanz <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Datenbasis,<br />

insbeson<strong>de</strong>re da die<br />

Autoren in ihrer Analyse fast<br />

ausschließlich auf dokumentierte<br />

Häufigkeiten von Interaktionen<br />

<strong>de</strong>r von ihnen untersuchten<br />

Phytopharmaka/Supplemente<br />

mit verschie<strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>ren Arzneimitteln<br />

abheben. Eine qualitative<br />

Wichtung <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten<br />

Evi<strong>de</strong>nz wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Autoren<br />

nicht vorgenommen.<br />

Die Autoren haben durch ihren<br />

Review insgesamt 882 dokumentierte<br />

paarweise Interaktionen<br />

zwischen 213 verschie<strong>de</strong>nen<br />

Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

mit insgesamt<br />

509 verschie<strong>de</strong>nen verschreibungspflichtigen<br />

Medikamenten<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert und bezüglich bestimmter<br />

Aspekte ausgewertet.<br />

Interaktions-Spitzenreiter<br />

Die Autoren berichten dabei unter<br />

an<strong>de</strong>rem, dass unter <strong>de</strong>n<br />

Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

für Johanniskraut-<br />

(n =147), Magnesium-<br />

(n =102), Calcium- (n =75),<br />

Eisen- (n =71) und Ginkgo-Präparate<br />

(n =51) am häufigsten<br />

Interaktionen mit an<strong>de</strong>ren Arzneimitteln<br />

publiziert wur<strong>de</strong>n.<br />

Umgekehrt gehören Warfarin,<br />

Insulin, Acetylsalicylsäure, Digoxin<br />

und Ticlopidin zu <strong>de</strong>n<br />

Arzneimitteln, die am häufigsten<br />

34 | 5630| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

k Kommentar<br />

Review ohne Bedarf<br />

Ohne Frage weist <strong>de</strong>r Artikel von Tsai und<br />

Mitarbeitern auf einen sehr wichtigen und<br />

in <strong>de</strong>r klinischen Praxis oftzuwenig beachteten<br />

Problemkomplex hin, nämlich, dass<br />

Patienten frei erhältliche pflanzliche Arzneimittel<br />

und Nahrungsergänzungsmittel<br />

grundsätzlich als sicher einschätzen, und<br />

kaum ein Bewusstsein hinsichtlich möglicher<br />

unerwünschter Wechselwirkungen<br />

mit an<strong>de</strong>ren Arzneimitteln in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

besteht.<br />

Unterschätzte Wechselwirkungen<br />

Zu<strong>de</strong>m informieren die meisten Patienten<br />

in <strong>de</strong>r Regel ihre behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Ärzte o<strong>de</strong>r<br />

Apotheker nicht über<br />

bestehen<strong>de</strong> Selbstmedikationen.<br />

Daher<br />

wer<strong>de</strong>n in Fachkreisen<br />

Risiken möglicher<br />

Wechselwirkungen<br />

zwischen verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln,<br />

Phytopharmaka<br />

und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

grundsätzlich noch<br />

immer unterschätzt, und überdies können<br />

sie im Rahmen <strong>de</strong>r Verordnung verschreibungspflichtiger<br />

Medikamente nicht berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies istinsbeson<strong>de</strong>re<br />

angesichts <strong>de</strong>r verbreiteten Poly-Pharmakotherapie<br />

unter älteren und chronisch<br />

kranken Patienten ein relevantes Problem.<br />

Schlechte Datenlage<br />

Trotz<strong>de</strong>r Wichtigkeit und Relevanz <strong>de</strong>r Thematik<br />

für die Arzneimittelsicherheit ist die<br />

Anzahl guter,kontrollierterklinischer Interaktionsstudien<br />

von Phytopharmaka und<br />

OTC-Produkten mit verschreibungspflichtigen<br />

Arzneimitteln nach wie vor gering, und<br />

eine wirklich relevante Zunahme von klinischen<br />

Forschungsaktivitäten ist <strong>de</strong>rzeit<br />

kaum feststellbar. Die Grün<strong>de</strong> dafür sind<br />

ebenso vielschichtig wie naheliegend. Sie<br />

umfassen neben <strong>de</strong>n eingeschränkten Ressourcen<br />

<strong>de</strong>r Hersteller vonPhytopharmaka<br />

bzw. Supplementen auch die mangeln<strong>de</strong><br />

Beachtung <strong>de</strong>r Problematik auf Seiten <strong>de</strong>r<br />

forschen<strong>de</strong>n Pharmaindustrie sowie die<br />

bei<strong>de</strong>rseitige Zurückhaltung, aus eigener<br />

Initiative Interaktionsrisiken <strong>de</strong>r eigenen<br />

Produkte systematisch zuexplorieren und<br />

in Informationen für Fachkreise darauf hinzuweisen.<br />

Mehr Reviews als Originalia<br />

Dieser Umstand führt zu<strong>de</strong>r etwas paradoxen<br />

Tatsache, dass zu <strong>de</strong>r Thematik seit<br />

Jahren mehr Review-Artikel als Original-Arbeiten<br />

erscheinen. So fin<strong>de</strong>n sichbei einer<br />

aktuellen Pub-Med Recherche mit <strong>de</strong>n<br />

Suchbegriffen „St. John’s Wort“ (Hypericum<br />

perforatum, Johanniskraut) und „Drug<br />

Interactions“ allein für <strong>de</strong>n Zeitraum <strong>de</strong>r<br />

letzten drei Jahre (2010 –<strong>2012</strong>) insgesamt<br />

min<strong>de</strong>stens 26 Review-Artikel. Vor diesem<br />

Hintergrund überrascht das beachtliche<br />

Medienecho zu <strong>de</strong>r aktuellen Arbeit, insbeson<strong>de</strong>re<br />

in Anbetracht <strong>de</strong>r methodischen<br />

Limitationen und <strong>de</strong>s Mangels an wirklich<br />

neuartigen Erkenntnissen.<br />

WasReviews leisten sollten …<br />

Üblicherweise ist esdie Aufgabe von Review-Artikeln,<br />

die vorhan<strong>de</strong>ne Primärliteratur<br />

zu sichten, nach transparenten Kriterien<br />

qualitativ einzuordnen, übersichtlich<br />

zusammenzufassen, die gesicherte Evi<strong>de</strong>nz<br />

herauszustellen und auf wi<strong>de</strong>rsprüchliche<br />

bzw. inkonsistente Daten und Themengebiete<br />

sowie offene Fragen und künftige<br />

Forschungsfel<strong>de</strong>r hinzuweisen.<br />

... und was überflüssig ist<br />

Review-Artikel, die sich hingegen überwiegend<br />

auf Sekundär- und Tertiär-Literatur<br />

stützen, verzichten notwendigerweise auf<br />

eine qualitative Bewertung von Primärdaten<br />

und eine entsprechen<strong>de</strong> Wichtung <strong>de</strong>r<br />

Information im Hinblick auf die tatsächliche<br />

klinische Relevanz.<br />

Naheliegen<strong>de</strong> Erkenntnisse<br />

Entsprechend haben Tsai und Mitarbeiter<br />

äußerst heterogene Quellen von Tier- und<br />

Humandaten, Fallberichten und kontrollierten-randomisiertenStudien<br />

undifferenziert<br />

nebeneinan<strong>de</strong>rgestellt und einfach die<br />

Zahlen <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Publikationen zu<br />

einzelnen Produkten ermittelt. Dabei überrascht<br />

es nicht, dass zu Substanzen, die<br />

z. B. grundsätzlich für Interaktionen mit<br />

CYP3A4 bekannt sind –einem zentralen<br />

Enzym im humanen Arzneistoffwechsel,<br />

das am Metabolismus von über 60% aller<br />

bekannten Arzneimittel beteiligt ist, –mehr<br />

Publikationen zu Interaktionen mit <strong>de</strong>n<br />

zahlreichen existieren<strong>de</strong>n CYP3A4-Substraten<br />

zuerwarten sind als z. B. für Produkte,<br />

die Interaktionen mit an<strong>de</strong>ren Enzymen<br />

aufweisen, die eine weniger prominente<br />

Rolle im menschlichen Arzneistoffwechsel<br />

spielen. Für diese grundsätzlich<br />

naheliegen<strong>de</strong> Erkenntnis ist esallerdings<br />

nicht erfor<strong>de</strong>rlich, im Rahmen eines Review-Artikels<br />

Publikationen zu zählen.<br />

Dosierung differenziert betrachtet<br />

Ein weiterer Aspekt, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n allermeisten<br />

Review-Artikeln zu Arzneimittelinteraktionen<br />

–soauch bei Tsai und Mitarbeitern<br />

–nicht hinreichend gewürdigt wird, ist<br />

die differenzierte Betrachtung <strong>de</strong>r eingesetzten<br />

Dosierungen. Im Falle von Phytopharmaka<br />

schließt dies die Kenntnis <strong>de</strong>r<br />

Interaktions-vermitteln<strong>de</strong>n Inhaltsbestandteile<br />

und <strong>de</strong>ren teilweise starkunterschiedlicher<br />

Gehalt in verschie<strong>de</strong>nen pharmazeutischen<br />

Produkten mit ein. Johanniskraut-<br />

Produkte sind hierfür gera<strong>de</strong>zu ein i<strong>de</strong>altypisches<br />

Beispiel. Der Assessment Report<br />

<strong>de</strong>s Committee on Herbal Medicinal Products<br />

(HPMC) <strong>de</strong>r Europäischen Arzneimittelbehör<strong>de</strong><br />

EMA zu Johanniskraut [6] stellt<br />

z.B. fest, dass <strong>de</strong>r CYP3A4-induzieren<strong>de</strong><br />

Effekt gut dokumentiert ist und direkt mit<br />

<strong>de</strong>m Hyperforin-Gehalt von Johanniskraut-<br />

Produkten korreliert. Produkte, die geringe<br />

Mengen an Hyperforin enthalten (< 1%),<br />

haben <strong>de</strong>mgemäß keine relevanteCYP3A4-<br />

Induktion gezeigt. Entsprechend stellt die<br />

finale HPMC-Monographie zur traditionellen<br />

Anwendung (well established medicinal<br />

use) vonJohanniskraut-Produkten fest:„Im<br />

Falle einer täglichen Einnahme von weniger<br />

als 1mgHyperforin und einer Einnahmedauer<br />

von weniger als zwei Wochen<br />

sind keine relevanten pharmakokinetischen<br />

Interaktionen zu erwarten.“ [7]<br />

Qualität ist gefragt<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass das alleinige<br />

Auflisten von publizierten Interaktionshäufigkeiten<br />

ohne differenzierte Betrachtung<br />

von Dosis-Aspekten, Produkt-spezifischen<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten und Fragen <strong>de</strong>r klinischen<br />

Relevanz insgesamt von geringem praktischem<br />

Nutzen für Ärzte, Apotheker und<br />

Patienten ist. Editoren von internationalen<br />

Peer-Review-Fachjournalen sollten daher<br />

künftig stärker auf die methodische und<br />

inhaltliche Qualität von Review-Artikeln<br />

achten, wobei für Übersichtsarbeiten, die<br />

sich vornehmlich auf Sekundär- und<br />

Tertiär-Literatur stützen, grundsätzlichkein<br />

Bedarf zu sehen ist und keine wissenschaftliche<br />

Akzeptanz gegeben sein sollte.<br />

Dr.med. Robert Hermann, Radolfzell<br />

Arzt für Klinische Pharmakologie<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5631|35


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

als Objekte von Interaktionen<br />

mit Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln<br />

beschrieben<br />

wur<strong>de</strong>n. Keineswegs<br />

überraschend han<strong>de</strong>lt es sich bei<br />

<strong>de</strong>n betroffenen Arzneimitteln in<br />

<strong>de</strong>r Regel (mit wenigen Ausnahmen)<br />

um Substanzen mit enger<br />

therapeutischer Breite.<br />

Ein Viertel klinisch relevant<br />

Unter <strong>de</strong>n 882 i<strong>de</strong>ntifizierten<br />

paarweisen Interaktionen waren<br />

42% auf pharmakokinetische<br />

Mechanismen zurückzuführen,<br />

40% auf pharmakodynamische<br />

Mechanismen und 8,5% auf eine<br />

Kombination von pharmakokinetisch/pharmakodynamischbasierten<br />

Interaktionen, während<br />

in 9% <strong>de</strong>r Fälle <strong>de</strong>rzeit die mechanistische<br />

Basis unklar ist. Etwas<br />

mehr als ein Viertel (26%)<br />

<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierten Interaktionen<br />

wur<strong>de</strong>n als klinisch relevante,<br />

gefährliche Interaktionen (major<br />

interactions) kategorisiert.<br />

Unvollständige Datenbanken<br />

Die Autoren weisen ferner auf<br />

die bekannte Tatsache hin, dass<br />

bislang nur ein Teil <strong>de</strong>r publizierten<br />

Interaktionen (hier 59%)<br />

in relevante Interaktions-Datenbanken<br />

(z. B. MicroMe<strong>de</strong>x ® und<br />

Natural Product/Drug Interaction<br />

Checker in <strong>de</strong>r Natural Medicine<br />

Comprehensive Database<br />

[NMCD ® ]) Eingang gefun<strong>de</strong>n<br />

hat, und dass die diesbezüglichen<br />

Informationen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Datenbasen nicht<br />

nur unvollständig sind, son<strong>de</strong>rn<br />

zum Teil auch erhebliche Inkonsistenzen<br />

in <strong>de</strong>r Kategorisierung<br />

<strong>de</strong>r Interaktions-Schweregra<strong>de</strong><br />

aufweisen. Dieser Umstand erschwert<br />

es natürlich Fachkreisen,<br />

sich bezüglich eventueller<br />

Interaktionsrisiken von Phytopharmaka<br />

und Supplementen<br />

rasch, zuverlässig und umfassend<br />

zu informieren und ihre<br />

Patienten diesbezüglich zu informieren.<br />

Zusammenfassend kommen die<br />

Autoren zu <strong>de</strong>m Schluss, dass<br />

Phytopharmaka grundsätzlich<br />

mit einem höheren Interaktionsrisiko<br />

mit Arzneimitteln assoziiert<br />

sind als diätetische Nahrungsergänzungsmittel<br />

wie z. B.<br />

Vitamine, Mineralstoffe und<br />

Aminosäureprodukte. <<br />

Quelle<br />

[1] Tsai, H-H.; Lin, H-W.; Pickard,<br />

S.A.; Tsai, H.-Y.; Mahady, G.B.:<br />

Evaluation of documented drug interactions<br />

and contraindications associated<br />

with herbs and dietary supplements:<br />

asystematic literature review.<br />

Int JClin Prac (<strong>2012</strong>) 66:<br />

1056–1078.<br />

[2] Ernst, E.: Interactions between drugs<br />

and supplements: the tip of an iceberg?<br />

Int JClin Prac; (<strong>2012</strong>)<br />

66:1019–1020.<br />

[3] Anekwe, L.: St John‘s Wort causes<br />

most drug interactions, finds review.<br />

BMJ. (<strong>2012</strong>) 29; 345: e7295. doi:<br />

10.1136/bmj.e7295.<br />

[4] Ballwieser,D.: Gefährliches Johanniskraut.<br />

Spiegel Online, 25. Oktober<br />

<strong>2012</strong>.<br />

[5] Hermann, R.; vonRichter, O.: Clinical<br />

evi<strong>de</strong>nce of herbal drugs as perpetrators<br />

of pharmacokinetic drug<br />

interactions. Planta Medica (<strong>2012</strong>)<br />

78: 1458–1477.<br />

[6] Committee on Herbal Medicinal<br />

Products (HMPC). Assessment Report<br />

on Hypericum perforatum L.,<br />

herba. EMA/HMPC/101303/2008.<br />

[7] Committee on Herbal Medicinal<br />

Products (HMPC). Community Herbal<br />

Monograph on Hypericum perforatum<br />

L., herba (traditional use).<br />

EMEA/HMPC/745582/2009.<br />

Dr.med. Robert Hermann, FCP<br />

Rossittenstraße 15<br />

78315 Radolfzell<br />

KURZ GeMeLDet<br />

FDA-Zulassung für<br />

Tofacitinib<br />

Die Food and Drug Administration<br />

(FDA) hat Tofacitinib<br />

(Xeljanz ® )zur Behandlung<br />

von Patienten mit mittelschwerer<br />

bis schwerer<br />

rheumatoi<strong>de</strong>r Arthritis zugelassen,<br />

die auf Methotrexat<br />

nicht ausreichend ansprechen<br />

o<strong>de</strong>r dieses nicht<br />

vertragen. Tofacitinib wird<br />

oral eingenommen und ist<br />

ein Januskinase(JAK)-Hemmer.Die<br />

Januskinase phosphoryliert<br />

das Protein STAT<br />

(signal transducer and activator<br />

of transcription), das<br />

dann in <strong>de</strong>n Zellkern wan<strong>de</strong>rt<br />

und die Bildung proinflammatorischer<br />

Zytokine<br />

anregt.<br />

Lungenkrebs bei<br />

Nichtrauchern<br />

Etwa ein Viertel aller Lungenkrebspatienten<br />

hat nie<br />

geraucht. Doch ist das<br />

Bronchialkarzinom bei<br />

Nichtraucherndie siebthäufigste<br />

tödliche Krebserkrankung.<br />

Jetzt wur<strong>de</strong>n bei<br />

Nichtraucherinnen, die an<br />

Lungenkrebs erkrankt waren,<br />

drei Einzelnukleotid-<br />

Polymorphismen(SNP) ent<strong>de</strong>ckt:<br />

zwei auf <strong>de</strong>m Chromosom<br />

6 und eines auf<br />

<strong>de</strong>m Chromosom 10. Es<br />

konnte keine Assoziation<br />

mit einem SNP auf <strong>de</strong>m<br />

Chromosom 15 gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, das bisher mit Lungenkrebs<br />

bei Rauchern in<br />

Verbindung gebracht wur<strong>de</strong>.<br />

Die Pathogenese <strong>de</strong>s<br />

Bronchialkarzinoms bei<br />

Rauchern und Nichtrauchern<br />

scheint sich zuunterschei<strong>de</strong>n.<br />

Das könnteerklären,<br />

warum zielgerichtete<br />

Arzneistoffewie die Tyrosinkinaseinhibitoren<br />

Gefitinib<br />

und Erlotinib bei Nichtrauchernbesser<br />

wirken.<br />

Malariaimpfstoff ist bei<br />

Säuglingen schwächer<br />

Der sich in<strong>de</strong>r Entwicklung<br />

befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Malaria-Impfstoff<br />

RTS,S kann bereits<br />

Säuglinge im Alter von 6<br />

bis 12 Wochen vor schweren<br />

Erkrankungen schützen.<br />

Die Effektivität war in<br />

einer aktuellen Studie allerdings<br />

schwächer als bei 5<br />

bis 17 Monate alten Kleinkin<strong>de</strong>r.<br />

Zulassungsempfehlung<br />

für Pegloticase<br />

Die EMA hat empfohlen,<br />

Pecloticase (Krystexxa ® )<br />

für die Behandlung <strong>de</strong>r<br />

Gicht zuzulassen. PegloticaseisteinemitMonomethoxypoly-(Ethylen-Glycol)<br />

konjugierte rekombinante<br />

Urikase, die wenig lösliche<br />

Harnsäure in das leicht lösliche<br />

Allantoin metabolisieren<br />

kann. Wegen <strong>de</strong>r langenHalbwertszeit<br />

vonzehn<br />

bis zwölf Tagen muss das<br />

Enzym nur alle zwei Wochen<br />

infundiertwer<strong>de</strong>n.<br />

36|5632| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang 15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AMTS-Spezial Blutungsrisiko<br />

HAS-BLeD-Score bei oraler Antikoagulation<br />

Schlaganfallpatienten müssen lebenslang eine effektive thromboseprophylaxe<br />

erhalten, um das Risikoeines erneuten<br />

thromboembolischen ereignisses zu minimieren. im Gegenzug<br />

kann <strong>de</strong>r Patient durch die therapie gefähr<strong>de</strong>tsein, eine<br />

schwerwiegen<strong>de</strong> Blutung zu entwickeln. Diese bei<strong>de</strong>n Risiken<br />

gilt es, bei <strong>de</strong>r Behandlung mit oralen Antikoagulanzien gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

abzuwägen. Um das Risikoeiner Blutung unter <strong>de</strong>r<br />

therapie mit oralen Antikoagulanzien einzuschätzen, steht seit<br />

kurzem <strong>de</strong>r sogenannte HAS-BLeD-Score zur Verfügung.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re intrazerebrale Blutungen<br />

(ICB) stellen unter einer<br />

Therapie mit oralen Antikoagulanzien<br />

(OAK) ein hohes und<br />

folgenschweres Risiko für <strong>de</strong>n<br />

Patienten dar (sogenannte sekundäre<br />

Antikoagulanzien-assoziierte<br />

Parenchymblutungen)<br />

[1]: 4bis 20% aller intrazerebralen<br />

Blutungen wer<strong>de</strong>n durch<br />

eine Antikoagulanzien-Therapie<br />

verursacht [1]. Antikoagulierte<br />

ICB-Patienten haben zu<strong>de</strong>m<br />

eine schlechtere Prognose (in<br />

Bezug auf Spätfolgen und Tod)<br />

und größere Blutungen als nicht<br />

antikoagulierte Patienten, die<br />

eine Hirnblutung entwickeln [1,<br />

2]. Generell ist das ICB-Risiko<br />

bei Patienten mit OAK imVergleich<br />

zu gleich alten, nicht antikoagulierten<br />

Patienten um <strong>de</strong>n<br />

Faktor 8bis 11 erhöht [3].<br />

Der HAS-BLED-Score<br />

Das Blutungsrisiko ließ sich in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit nur schwer<br />

und nicht zuverlässig unter Verwendung<br />

komplexer Formeln<br />

abschätzen. Die European Society<br />

of Cardiology (ESC) und an<strong>de</strong>re<br />

namhafte Gesellschaften<br />

empfehlen in ihren aktuellen<br />

Leitlinien daher, <strong>de</strong>n kürzlich<br />

entwickelten HAS-BLED-<br />

tab. 1: ermittlung <strong>de</strong>s Blutungsrisikos mit <strong>de</strong>m HAS-BLeD-Score<br />

(adaptiertnach[5]).<br />

Akronym<br />

H<br />

A<br />

Risikofaktor<br />

(englisch)<br />

Hypertension<br />

>160 mm Hg systolic<br />

abnormal renal/liver<br />

function<br />

Risikofaktor<br />

(<strong>de</strong>utsch)<br />

Bluthochdruck<br />

>160 mm Hg systolisch<br />

schwere Leber-/Nierenfunktionsstörung<br />

(je 1Punkt)<br />

S Stroke Schlaganfall in <strong>de</strong>r Vorgeschichte<br />

B<br />

L<br />

Bleeding history or<br />

predisposition<br />

labile INR (therapeutic<br />

time in range<br />

65,<br />

frailty, etc.)<br />

D<br />

Drugs (antiplatelets,<br />

NSAIDs)/alcohol concomitantly<br />

stattgefun<strong>de</strong>ne Blutung<br />

o<strong>de</strong>r Blutungsneigung<br />

schwanken<strong>de</strong> INR-Einstellung<br />

(< 60% <strong>de</strong>r INR-<br />

Werte imZielbereich)<br />

ältere Personen (Alter<br />

über 65 Jahre, Gebrechlichkeit,<br />

etc.)<br />

Arzneimittel wie Thrombozytenaggregationshemmer<br />

o<strong>de</strong>r NSAR/<br />

Alkoholmissbrauch<br />

(je 1Punkt)<br />

Punkte<br />

1<br />

1–2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1–2<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

tab. 2: ein-Jahres-Risiko einer schwerwiegen<strong>de</strong>n Blutung (<strong>de</strong>finiert<br />

als Hospitalisierung aufgrund einer Blutung und/o<strong>de</strong>r Hb-Abfall<br />

>2mg/dl und/o<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche Bluttransfusion und/o<strong>de</strong>r intrakranielle<br />

Blutung) bei Patienten mit Vorhofflimmern (adaptiert nach[5]).<br />

HAS-BLeD<br />

Score<br />

Score zur Risikoabschätzung<br />

einer Blutungskomplikation unter<br />

OAK-Therapie bei Patienten<br />

mit Vorhofflimmern zu nutzen<br />

[4]. HAS-BLED steht für die<br />

blutungsassoziierten Risikofaktoren<br />

Hypertension [H], abnormal<br />

renal/liver function [A],<br />

Stroke [S], Bleeding history or<br />

predisposition [B], labile INR<br />

[L], El<strong>de</strong>rly [E] und drugs/alcohol<br />

concomitantly [D]. In <strong>de</strong>n<br />

Kategorien Hypertension,<br />

Stroke, Bleeding history or predisposition,<br />

labile INR und El<strong>de</strong>rly<br />

wird jeweils ein Punkt vergeben<br />

sowie ein bis zwei Punkte<br />

in <strong>de</strong>n Kategorien abnormal renal/liver<br />

function und drugs/alcohol<br />

concomitantly (siehe<br />

Tab. 1) [5]. Er ist erprobt bei Patienten<br />

mit Vorhofflimmern, befasst<br />

sich mit Risikofaktoren,<br />

die zum Teil aktiv reduziert wer<strong>de</strong>n<br />

können, ist im klinischen<br />

Alltag einfach zu berechnen und<br />

korreliert gut mit <strong>de</strong>m Blutungsrisiko<br />

(siehe Tab. 2) [4, 6, 7].<br />

Hohes Risiko bei Werten ≥3<br />

n<br />

n<br />

Blutungsereignisse<br />

Blutungsereignisse/<br />

100Patientenjahre<br />

0 798 9 1,13<br />

1 1286 13 1,02<br />

2 744 14 1,88<br />

3 187 7 3,74<br />

4 <strong>46</strong> 4 8,70<br />

5 8 1 12,50<br />

gesamt 3071 48 1,56<br />

Errechnet sich für einen Patienten<br />

mit Vorhofflimmern ein Wert<br />

von ≥3,besteht ein hohes Blutungsrisiko<br />

und es ist beson<strong>de</strong>re<br />

Vorsicht bei <strong>de</strong>r Anwendung von<br />

oralen Antikoagulanzien gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Zu<strong>de</strong>m müssen engmaschige<br />

Kontrollmaßnahmen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Selbstverständlich<br />

sollten alle Anstrengungen<br />

unternommen wer<strong>de</strong>n,<br />

die beeinflussbaren Risikofaktoren<br />

<strong>de</strong>s HAS-BLED-Scores zu<br />

minimieren. Hierzu zählen insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Blutdruckregulation,<br />

<strong>de</strong>r Austausch vonArzneimitteln<br />

wie NSAR, die Minimierung<br />

<strong>de</strong>s Alkoholkonsums<br />

und eine Stabilisierung <strong>de</strong>r INR-<br />

Werte.<br />

Lob und Kritik für <strong>de</strong>n Score<br />

Kritisch anzumerken ist, dass<br />

Patienten mit hohen CHADS 2 -<br />

o<strong>de</strong>r CHA 2 DS 2 -VASc-Werten<br />

(also Patienten, für die eine<br />

Antikoagulation mit OAK empfohlen<br />

ist), ebenfalls hohe Werte<br />

im HAS-BLED-Score erzielen,<br />

da einige Risikofaktoren allen<br />

drei Scores gemein sind (<strong>de</strong>r<br />

Risiko-Score CHADS 2 und <strong>de</strong>r<br />

weiterentwickelte CHA 2 DS 2 -<br />

VASc-Score wer<strong>de</strong>n zur Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s Schlaganfallrisikos<br />

bei Patienten mit Vorhofflimmern<br />

eingesetzt und beziehen<br />

die Risikofaktoren<br />

Congestive Heart Failure [C],<br />

Hypertension [H], Age ≥75[A],<br />

Diabetes [D], Stroke (zweifach<br />

gewertet) [S] bzw. Congestive<br />

heart failure or left ventricular<br />

dysfunction [C], Hypertension<br />

[H], Age ≥75(zweifach<br />

gewertet) [A], Diabetes [D],<br />

Stroke (zweifach gewertet) [S],<br />

Vascular disease [V], Age 65–74<br />

[A] und Sex category (female)<br />

[Sc] ein) (s. a. S. 54) .Eine spanische<br />

Studie untersuchte 604<br />

Patienten mit Vorhofflimmern<br />

und perkutaner Koronarintervention<br />

(PCI)/Stentanlage, fast alle<br />

(97,7%) hatten einen CHA 2 DS 2 -<br />

VASc-Score >1und sollten<br />

<strong>de</strong>mnach die Empfehlung für<br />

eine Therapie mit OAK ausgesprochen<br />

bekommen. Die Autoren<br />

berechneten, dass mehr als<br />

zwei Drittel dieser Patienten<br />

(71,2%) einen HAS-BLED-<br />

Score ≥3aufwiesen, annähernd<br />

ein Viertel (24,1%) hatte einen<br />

HAS-BLED-Score von 2und<br />

nur 4,7% einen HAS-BLED-<br />

Score von 1[8]. In <strong>de</strong>r Konsequenz<br />

be<strong>de</strong>uten diese Ergebnisse<br />

jedoch nicht, dass Patienten mit<br />

hohen HAS-BLED-Werten von<br />

einer Therapie mit OAK ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Es<br />

gilt vielmehr abzuwägen, welches<br />

Risiko überwiegt, um auf<br />

dieser Basis eine therapeutische<br />

Entscheidung zu treffen. Dies<br />

wird unterstützt von Studienergebnissen<br />

aus Dänemark. Man<br />

konnte zeigen, dass Patienten<br />

mit einem hohen Schlaganfallrisiko<br />

beson<strong>de</strong>rs von <strong>de</strong>r Antikoagulanzien-Therapie<br />

profitieren:<br />

Die absolute Risikoreduktion<br />

ihres Schlaganfallrisikos<br />

überwiegt die leichte Zunahme<br />

<strong>de</strong>s Blutungsrisikos [6].<br />

Abschätzung bei neuen<br />

oralen Antikoagulanzien<br />

Für die neuen oralen Antikoagulanzien<br />

(NOAK) liegen nur begrenzte<br />

Daten zum Einsatz <strong>de</strong>s<br />

HAS-BLED-Scores vor [9]. Beispielsweise<br />

empfehlen die Autoren<br />

<strong>de</strong>r Leitlinie <strong>de</strong>r European<br />

Society of Cardiology, bei <strong>de</strong>r<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Dosierung von<br />

Dabigatran etexilat u.a. das Ergebnis<br />

<strong>de</strong>s HAS-BLED-Scores<br />

zu berücksichtigen [4]. Besteht<br />

ein hohes Blutungsrisiko (HAS-<br />

BLED-Score ≥3), so soll die<br />

Dosierung zweimal täglich<br />

110 mg betragen. Bei Patienten<br />

mit einem niedrigen Blutungsrisiko<br />

(HAS-BLED-Score 0bis<br />

2) überwiegen hingegen die Vorteile<br />

<strong>de</strong>r normalen Dosierung<br />

von zweimal täglich 150 mg <strong>de</strong>n<br />

Blutungsrisiken. Ungeachtet <strong>de</strong>r<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>s HAS-BLED-<br />

Scores gilt bei <strong>de</strong>r Verordnung<br />

von Dabigatran etexilat (Pradaxa<br />

® )selbstverständlich, die Nierenfunktion<br />

<strong>de</strong>s Patienten bei<br />

<strong>de</strong>r Dosisfindung einzubeziehen.<br />

Da <strong>de</strong>r Wirkstoff fast ausschließlich<br />

renal eliminiert wird,<br />

ist <strong>de</strong>r wesentliche Parameter<br />

zur Dosisanpassung die glomeruläre<br />

Filtrationsrate (GFR). An<br />

diesem Beispiel zeigt sich sehr<br />

gut, dass Risiko-Scores nur eine<br />

allgemeine Einschätzung <strong>de</strong>r Patientenrisiken<br />

erlauben, zur Dosisanpassung<br />

aber bestimmte,<br />

38|5634| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

Klinische Pharmazie –POP<br />

wirkstoffspezifische und patientenindividuelle<br />

Kriterien beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n müssen (z. B. im Falle<br />

von Dabigatran etexilat auch<br />

eine eventuelle Comedikation<br />

mit Verapamil). Auch ist noch<br />

ungewiss, inwieweit <strong>de</strong>r HAS-<br />

BLED-Score eine Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r Entscheidung sein kann,<br />

ob ein bewährtes OAK o<strong>de</strong>r ein<br />

Mit <strong>de</strong>r <strong>DAZ</strong> 16/<strong>2012</strong> ist die neue<br />

<strong>DAZ</strong>-Serie „Klinische Pharmazie –<br />

POP“ an <strong>de</strong>n Start gegangen. Im<br />

Mittelpunkt dieser Serie steht ein<br />

Fallbeispiel, an <strong>de</strong>m alle Formen<br />

<strong>de</strong>r pharmazeutischen Betreuung,<br />

insbeson<strong>de</strong>re aber ein erweitertes<br />

Medikationsmanagement durchgespielt<br />

wer<strong>de</strong>n. Parallel dazu wer<strong>de</strong>n<br />

in einem AMTS-Spezial ausgesuchte<br />

Arzneimitteltherapiesicherheits-Aspekte<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Themengebietes<br />

vorgestellt. Dies beinhaltet<br />

z.B. Informationen über<br />

risikobehaftete Wirkstoffe,Empfehlungen<br />

zur Vermeidung von gefährlichen<br />

Wirkstoff-Kombinationen<br />

o<strong>de</strong>r Hinweise zu Patientenfaktoren<br />

wie Alter o<strong>de</strong>r eingeschränkten Organfunktionen,<br />

die<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten. Der nebenstehen<strong>de</strong><br />

Beitrag „AMTS-Spezial<br />

Blutungsrisiken“ ist die Langfassung<br />

<strong>de</strong>s AMTS-Spezials zu <strong>de</strong>m 8.<br />

POP-Fall […]. Bislang sind folgen<strong>de</strong><br />

Fälle erschienen:<br />

. Eine Patientin mit Hyperlipidämie.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.16, S. 68 ff<br />

. Eine Schmerzpatientin.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.20, S. 58 ff<br />

. Eine Hypertonie-Patientin.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.25, S. <strong>46</strong> ff<br />

. Eine Parkinson-Patientin mit<br />

Sturzneigung.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.29, S. 44 ff<br />

. Ein junger Asthmapatient.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.33, S. 44 ff<br />

. Eine <strong>de</strong>pressive Patientin.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.38, S. 62 ff<br />

. Ein jugendlicher Diabetiker.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.41, S. 64 ff<br />

Alle POP-Fälle, AMTS-Spezial-Artikel<br />

und Basisbeiträge unserer Serie<br />

fin<strong>de</strong>n Sie auch auf <strong>DAZ</strong>.online<br />

unter www.<strong>de</strong>utsche-apothekerzeitung.<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Rubrik „Klinische<br />

Pharmazie –Patienten-orientierte<br />

Pharmazie“.<br />

NOAK gewählt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Hierzu ist <strong>de</strong>r Nachweis erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

dass signifikante Unterschie<strong>de</strong><br />

bezüglich <strong>de</strong>s Blutungsrisikos<br />

zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Gruppen o<strong>de</strong>r einzelner Wirkstoffe<br />

bestehen und dass diese<br />

mit <strong>de</strong>m HAS-BLED-Score korrelieren.<br />

Generell bietet <strong>de</strong>r<br />

HAS-BLED-Score die Möglichkeit,<br />

das Blutungsrisiko anhand<br />

von belegtermaßen blutungsassoziierten<br />

Faktoren abzuschätzen<br />

anstatt dies auf <strong>de</strong>r Basis<br />

vonVermutungen zu tun. <<br />

Literatur<br />

[1] Steiner,T.etal. (2008): Intrazerebrale<br />

Blutung. Leitlinien für Diagnostik<br />

und Therapie in <strong>de</strong>r Neurologie; 4.<br />

Auflage, ISBN 978-3-13-132414-6;<br />

GeorgThieme Verlag Stuttgart.<br />

[2] Flibotte, J. Jetal.: Warfarin, hematoma<br />

expansion, and outcome of intracerebral<br />

hemorrhage. 2004; Neurology.63:<br />

1059–1064.<br />

[3] Steiner,T.etal.: Intracerebral hemorrhage<br />

associated with oral anticoagulant<br />

therapy: current practices and<br />

open questions. Stroke. 2006; 37:<br />

256–262.<br />

[4] Camm, A. J.: <strong>2012</strong> focused update of<br />

the ESC Gui<strong>de</strong>lines for the management<br />

of atrial fibrillation. European<br />

Heart Journal. <strong>2012</strong>; 33: 2719–2747.<br />

[5] Pisters, R. et al.: Anoveluser-friendly<br />

score (HAS-BLED) to assess 1-<br />

year risk of major bleeding in patients<br />

with atrial fibrillation. Chest.<br />

2010; 138(5): 1093–100.<br />

[6] Olesen, J. B. et al.: Risks of thromboembolism<br />

and bleeding with thromboprophylaxis<br />

in patients with atrial<br />

fibrillation: anet clinical benefit analysis<br />

using a‘real world’ nationwi<strong>de</strong><br />

cohort study.Thromb Haemost.<br />

2011; 106: 739–749.<br />

[7] Friberg, L. et al.: Evaluation of risk<br />

stratification schemes for ischaemic<br />

strokeand bleeding in 182.678 patients<br />

with atrial fibrillation: the Swedish<br />

Atrial Fibrillation cohort study.<br />

Eur Heart J. <strong>2012</strong>; 33(12): 1500–10.<br />

[8] Ruiz-Nodar,J.M.etal.: Should We<br />

Recommend Oral Anticoagulation<br />

TherapyinPatients With Atrial Fibrillation<br />

Un<strong>de</strong>rgoing Coronary Artery<br />

Stenting With aHigh HAS-BLED<br />

Bleeding Risk Score? Circ Cardiovasc<br />

Interv.2011; 5: 459–<strong>46</strong>6.<br />

[9] Lopes, R. D. et al.: Efficacyand safety<br />

of apixaban compared with warfarin<br />

according to patient risk of strokeand<br />

of bleeding in atrial fibrillation. Lancet.<br />

Published Online October 2, <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Dr.Verena Stahl


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

Hilfe bei Dabigatranassoziierten<br />

Blutungen<br />

Mit Gerinnungstests die Wirkung kontrollieren<br />

Für die neuen oralen Antikoagulanzien wie Dabigatran (Pradaxa<br />

® )steht bisher kein spezifisches und schnell wirken<strong>de</strong>s Antidotzur<br />

Verfügung. Bei geplanten Operationen istdas kein Problem,<br />

hier solltees24Stun<strong>de</strong>n zuvor abgesetzt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

Notfällen dagegen kann die antikoagulieren<strong>de</strong> Wirkung bisher<br />

nicht aufgehoben wer<strong>de</strong>n. Das BfArM hat nun Hinweise und<br />

empfehlungen für die therapie von Blutungen und das perioperativeManagement<br />

veröffentlicht.<br />

in Notfällen istdie Wirkung <strong>de</strong>r neuen oralen Antikoagulanzien nicht aufhebbar.Lässt<br />

sichein lebensretten<strong>de</strong>r Eingriff nicht verschieben, muss mit einem Hämostaseologen<br />

o<strong>de</strong>r erfahrenen Hämatologen bezüglich weiterer Maßnahmen beraten wer<strong>de</strong>n, um Blutungen<br />

vorund während <strong>de</strong>r Operation zu kontrollieren.<br />

Foto: Bergringfoto–Fotolia.com<br />

Suche nach einem Antidot<br />

Dabigatran-Hersteller Boehringer Ingelheim<br />

forscht intensiv an einer Möglichkeit, <strong>de</strong>n gerinnungshemmen<strong>de</strong>n<br />

Effekt von Dabigatran sicher<br />

und schnell aufzuheben. Auf <strong>de</strong>m aktuellen Kongress<br />

<strong>de</strong>r American HeartAssociation wur<strong>de</strong>n die<br />

Daten einer präklinischen Studie mit einem humanisierten,<br />

monoklonalen Antikörperfragment<br />

vorgestellt, das eine sehr hohe Bindungsaffinität<br />

und Spezifität für Dabigatran besitzt. Es reduzierte<br />

dosisabhängig <strong>de</strong>n Blutverlust, <strong>de</strong>r im Experiment<br />

nach Dabigatran-Vorbehandlung herbeigeführt<br />

wur<strong>de</strong>. Die Wirkung hielt nach Injektion bis<br />

zu sechs Stun<strong>de</strong>n an. Jetzt startet Boehringer<br />

eine Phase-I-Studie mit <strong>de</strong>m Antikörperfragment.<br />

Dabigatran ist ein kompetitiver,<br />

reversibler direkter Thrombin-<br />

Hemmer mit einer Halbwertszeit<br />

von12bis 14 Stun<strong>de</strong>n. Da Dabigatran<br />

primär über die Nieren<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n wird, kann sich<br />

bei einer Störung <strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />

die Halbwertszeit verlängern.<br />

Die antikoagulieren<strong>de</strong> Wirkung<br />

kann we<strong>de</strong>r durch die Gabe von<br />

Vitamin K, Prothrombinkomplexfaktoren-Konzentraten<br />

o<strong>de</strong>r gefrorenem<br />

Frischplasma aufgehoben<br />

wer<strong>de</strong>n. Tritt unter Dabigatran<br />

eine Blutung auf, sollte<br />

sie –jenach Schwere <strong>de</strong>r Blutung<br />

–unter Kontrolle gebracht<br />

(lokale blutungsstillen<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

wie mechanische Kompressen)<br />

und die Zirkulation<br />

durch allgemeine Maßnahmen<br />

(Ersatz vonFlüssigkeitsverlust,<br />

Transfusion vonBlutprodukten)<br />

gestützt wer<strong>de</strong>n. Bei einer lebensbedrohlichen<br />

Blutung kann versucht<br />

wer<strong>de</strong>n, die gerinnungshemmen<strong>de</strong><br />

Wirkung aufzuheben,<br />

zum Beispiel durch die orale Gabe<br />

vonAktivkohle, wenn Dabigatran<br />

vorweniger als zwei Stun<strong>de</strong>n<br />

genommen wur<strong>de</strong>.<br />

Während <strong>de</strong>r Behandlung mit<br />

Dabigatran sind in <strong>de</strong>r Regel keine<br />

routinemäßigen Verlaufskontrollen<br />

<strong>de</strong>r Wirkspiegel erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Eine Verlaufskontrolle<br />

kann erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n bei<br />

Nierenfunktionsstörungen, <strong>de</strong>m<br />

Auftreten von Blutungen o<strong>de</strong>r<br />

wenn eine Therapie mit Arzneistoffen,<br />

bei <strong>de</strong>nen mit Arzneimittelwechselwirkungen<br />

gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n muss, nicht been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Dazu zählt eine Therapie<br />

mit P-Glykoproteinhemmern<br />

(Amiodaron, Verapamil, Chinidin,<br />

Ketoconazol, Clarithromycin)<br />

o<strong>de</strong>r P-Glykoproteininduktoren<br />

(Rifampicin, Carbamazepin,<br />

Phenytoin).<br />

Das BfArM weist darauf hin,<br />

dass es zwar Testsysteme gibt,<br />

mit <strong>de</strong>nen die antikoagulatorische<br />

Wirkung vonDabigatran gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n kann, die Praxistauglichkeit<br />

sei aber noch nicht hinreichend<br />

untersucht. Prothrombinzeit<br />

und INR-Wert sind relativ<br />

unempfindlich für Dabigatran<br />

und reagieren nur bei sehr hohen<br />

Konzentrationen mit einer Vermin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s INR-Werts etwa<br />

auf 2,0. Zu<strong>de</strong>m unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich die verfügbaren Testverfahren<br />

zur Messung <strong>de</strong>s INR hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Empfindlichkeit <strong>de</strong>r<br />

eingesetzten Reagenzien für Dabigatran.<br />

Daher sollte im Einzelfall<br />

mit <strong>de</strong>m lokalen Gerinnungslabor<br />

Rücksprache gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Um die Wirkung bzw.<strong>de</strong>n<br />

Wirkspiegel vonDabigatran besser<br />

beurteilen zu können, steht<br />

eine Reihe vonGerinnungstests<br />

zur Verfügung: aktivierte partielle<br />

Thromboplastinzeit, Thrombinzeit,<br />

adaptierte Thrombinzeit (Hemoclot<br />

® -Test), Ecarin Clotting<br />

Time (ECT) o<strong>de</strong>r Thrombinneutralisationstests.<br />

Da diese Tests<br />

alle Vor- und Nachteile haben, rät<br />

das BfArM, für die Interpretation<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse und die Behandlung<br />

bedrohlicher Blutungen<br />

einen Hämostaseologen o<strong>de</strong>r<br />

Hämatologen hinzuzuziehen. <<br />

Quelle<br />

Blutungen unter Pradaxa ® (Dabigatran),<br />

Mitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinstituts für Arzneimittel<br />

und Medizinprodukte<br />

(BfArM) vom12. November <strong>2012</strong>.<br />

Fachinformation Pradaxa ® ,Stand August<br />

<strong>2012</strong>.<br />

ck<br />

40|5636| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

BtM-Verschreibungspflicht<br />

für Tilidin/Naloxon<br />

Retardierte Arzneiformen sind nicht betroffen<br />

Ab <strong>de</strong>m 1. Januar 2013 wer<strong>de</strong>n tilidin/Naloxoninschnell freisetzen<strong>de</strong>n<br />

Arzneiformen <strong>de</strong>r BtM-Verschreibungspflicht unterstellt,<br />

so for<strong>de</strong>rtdas die 26. Verordnung zur Än<strong>de</strong>rung betäubungsmittelrechtlicher<br />

Vorschriften (26. BtMÄndv), die im Juli<br />

dieses Jahres beschlossen wur<strong>de</strong>. Hintergrund ist, dass tilidinhaltige<br />

Lösungen mit schneller Wirkstofffreisetzung trotz <strong>de</strong>s<br />

Zusatzes von Naloxon immer wie<strong>de</strong>r mit gefälschten Rezepten<br />

missbräuchlicherworben wur<strong>de</strong>n.<br />

Tilidin/Naloxon-haltige Arzneimittel<br />

mit retardierter Wirkstofffreisetzung<br />

(Retardtabletten)<br />

Durch die BtM-Pflicht <strong>de</strong>r Tilidin/Naloxon-haltigen Arzneimittel<br />

mit schneller WirkstofffreisetzungabJanuar2013<br />

ist die Abgabe nur noch über ein BtM-Rezept möglich.<br />

sind nicht davon betroffen und<br />

können weiterhin wie gehabt auf<br />

einem normalen Rezept verordnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Derzeit sind in <strong>de</strong>r Lauertaxe<br />

(Stand 30. Oktober <strong>2012</strong>) Tilidin/Naloxon-haltige<br />

Arzneimittel<br />

mit schneller Wirkstofffreisetzung<br />

(das heißt Lösungen,<br />

Tropfen, Tropfen mit<br />

Dosierpumpe) von<br />

rund einem Dutzend<br />

verschie<strong>de</strong>ner Anbieter<br />

aufgeführt. Es ist<br />

zum jetzigen Zeitpunkt<br />

noch nicht bekannt,<br />

ob alle gelisteten<br />

flüssigen Tilidin/<br />

Naloxon-haltigen<br />

Arzneimittel weiterhin<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Einige Anbieter<br />

haben bereits die<br />

Apotheken über die<br />

künftige BtM-Pflicht<br />

Tilidin/Naloxon-haltiger<br />

Arzneimittel mit<br />

schneller Wirkstofffreisetzung<br />

informiert. Da die<br />

Einnahme von schnell freisetzen<strong>de</strong>n<br />

Arzneiformen durch retardierte<br />

Tilidin/Naloxon-haltige<br />

Arzneimittel ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, sind bei einigen Anbietern<br />

Beispiel einer Umrechnungstabelle von tilidin/Naloxon-haltigen<br />

tropfen in Retardtabletten<br />

tilidin-HCl<br />

in mg<br />

tilidin/Naloxon-haltige<br />

Lösung<br />

100 2 mal 20 Tropfen<br />

4mal 10 Tropfen<br />

tilidin/Naloxon-haltige<br />

Retardtabletten<br />

2mal 1Retardtablette<br />

mit 50/4 mg<br />

200 4mal täglich20Tropfen 2mal 1Retardtablette<br />

mit 100/8 mg<br />

300 6mal täglich20Tropfen<br />

3mal täglich40Tropfen<br />

2mal 1Retardtablette<br />

mit 150/12mg<br />

400 4mal täglich40Tropfen 2mal 1Retardtablette<br />

mit 200/16mg<br />

600 6mal täglich40Tropfen 2mal 2Retardtabletten<br />

mit 150/12mg<br />

Begründung<br />

Begründung <strong>de</strong>s Sachverständigenausschusses<br />

für Betäubungsmittel<br />

Der Anfang <strong>de</strong>r 1970er Jahre festgestellteintravenöse<br />

Missbrauchvon Tilidin führte dazu,<br />

dass Tilidin <strong>de</strong>n betäubungsmittelrechtlichen<br />

Regelungen unterstellt wur<strong>de</strong> und lediglich<br />

Darreichungsformen in fixerKombination mit<br />

<strong>de</strong>m Opioid-Antagonisten Naloxon von betäubungsmittelrechtlichen<br />

Regelungen ausgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n. Durch diese Kombination<br />

mit Naloxon konnte <strong>de</strong>r intravenöse<br />

Missbrauch unterbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Missbrauchdurchdie<br />

orale Einnahme vonTilidin/<br />

Naloxon blieb jedoch weiterhin möglich, da<br />

Naloxonnur bei Einnahme hoher Einzeldosen<br />

zu antagonistischen Effekten an <strong>de</strong>n Opioidrezeptoren<br />

führt. Daten zuunerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen und aus spezifischen<br />

Monitoringsystemen lassen vermuten, dass<br />

vor allem für die Darreichungsform Tropfen<br />

ein erhöhtes Missbrauchspotenzial besteht.<br />

Diese Vermutung wirdgestützt durchdie Tatsache,<br />

dass sich aufge<strong>de</strong>ckte Rezeptfälschungen<br />

weitestgehend auf Tilidin/Naloxon-Tropfen<br />

beziehen und ein ungewöhnlich<br />

hoher Anteil von Tropfen auf Privatrezepten<br />

verschrieben wird. Daher fallen schnell freisetzen<strong>de</strong><br />

Darreichungsformen <strong>de</strong>r fixen<br />

Kombination aus Tilidin und Naloxon ab1.<br />

Januar 2013 unter die betäubungsmittelrechtlichen<br />

Regelungen.<br />

[Quelle: www.bfarm.<strong>de</strong>. Zusatzinformationen zu <strong>de</strong>n Beschlüssen<br />

<strong>de</strong>s Sachverständigenausschusses für Betäubungsmittel<br />

von seiner Sitzung am 5. Dezember 2011]<br />

(z. B. ratiopharm) Umrechnungstabellen<br />

und Übersichten zu alternativen<br />

Präparaten erhältlich.<br />

Umstellung von Tropfen<br />

auf Tabletten<br />

Zur Umrechnung (Tropfen in<br />

Tabletten) können auch einige<br />

Fachinformationen (z. B. Tilidinratiopharm<br />

® plus Retardtabletten,<br />

Tilidin comp.-CT ® Retardtabletten,<br />

Tilidin-N dura ®<br />

Retardtabletten, Valoron ® N<br />

Retardtabletten) herangezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen entsprechen<strong>de</strong><br />

Tabellen aufgeführt sind (siehe<br />

Tabelle). <<br />

Quelle<br />

Fachinformationen Tilidin-ratiopharm ®<br />

plus Retardtabletten (Stand Oktober<br />

<strong>2012</strong>), Valoron ® <strong>Nr</strong>etard (Stand Januar<br />

2011), Tilidin-N dura ® Retardtabletten<br />

(Stand März 2011), Tilidin comp. CT ®<br />

Retardtabletten (Stand Oktober <strong>2012</strong>).<br />

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5637|41


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

Geringeres Risiko für primären<br />

Hyperparathyreoidismus<br />

Frauen profitieren von Calciumzufuhr<br />

im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie mit Daten <strong>de</strong>r<br />

Nurses’ HealthStudy iwur<strong>de</strong> seit Beginn im Jahr 1986 bis 2008<br />

bei insgesamt 277Frauen ein primärer Hyperparathyreoidismus<br />

diagnostiziert. Da im Rahmen dieser Kohortenstudie auch<br />

regelmäßig alle vier Jahre semiquantitativ die Aufnahme von<br />

Calcium über Nahrung und Supplemente erfasstwird, sind die<br />

Forscher um Julie Paik in Boston <strong>de</strong>r Frage nachgegangen, ob<br />

die Calciumzufuhr einen einfluss auf die entstehung eines<br />

primären Hyperparathyreoidismus hat.<br />

Dafür wur<strong>de</strong>n die insgesamt<br />

über 58.000 Teilnehmerinnen an<br />

dieser Studie in fünf Untergruppen<br />

je nach durchschnittlicher<br />

Aufnahme an Calcium sowohl<br />

über die Nahrung als<br />

auch als Supplement<br />

aufgeteilt. Es zeigte<br />

sich, dass eine erhöhte<br />

Calciumzufuhr mit<br />

einem geringeren Auftreten<br />

von primärem<br />

Hyperparathyreoidismus<br />

assoziiert ist.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n Alter,<br />

Körpergewicht, Art <strong>de</strong>r<br />

Ernährung und weitere<br />

Faktoren bei <strong>de</strong>r Auswertung<br />

berücksichtigt.<br />

Hyperparathyreoidismus<br />

tritt vor allem bei<br />

Frauen in <strong>de</strong>r Menopause<br />

auf. Das Parathormon,<br />

das für einen<br />

konstanten Calciumspiegel<br />

im Blut sorgt,<br />

wird bei dieser Erkrankung<br />

im Überschuss<br />

gebil<strong>de</strong>t. Die<br />

Folge sind wegen <strong>de</strong>r<br />

dann verstärkten Mobilisierung<br />

von Calcium<br />

aus <strong>de</strong>n Knochen<br />

Osteoporose und Nierensteine.<br />

Bei Frauen,<br />

die nach Auswertung<br />

<strong>de</strong>r Studiendaten regelmäßig<br />

über 500 mg<br />

Calcium täglich aufnahmen,<br />

sank das<br />

Risiko <strong>de</strong>r Überfunktion<br />

<strong>de</strong>r Nebenschilddrüse<br />

um 44% im Vergleich<br />

zu <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Frauen<br />

mit <strong>de</strong>r durchschnittlich geringsten<br />

Calciumaufnahme. Kein Effekt<br />

konnte allerdings auf das<br />

Auftreten von Osteoporose und<br />

ein primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT) entsteht<br />

durch eine Erkrankung <strong>de</strong>r Nebenschilddrüse. Dabei<br />

wirddas Parathormon, das <strong>de</strong>n Calciumspiegel konstant<br />

hält, im Überschuss gebil<strong>de</strong>t. Die von <strong>de</strong>r Nebenschilddrüse<br />

abgegebene Menge Parathormon wirdüber <strong>de</strong>n Calciumspiegel<br />

reguliert: Bei Mangel wirdvermehrt Parathormon<br />

freigesetzt; ist Calcium ausreichend vorhan<strong>de</strong>n, wird<br />

die Sekretion gehemmt. Frauen, die regelmäßig über<br />

500 mg Calcium täglich aufnahmen, hatten ein geringeres<br />

Risiko, an pHPT zu erkranken.<br />

Nierensteinen beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ob die sehr eng gewählten Diagnosekriterien<br />

(A<strong>de</strong>nom-Resektion<br />

o<strong>de</strong>r andauernd hohe Calciumspiegel<br />

im Blut, wenn <strong>de</strong>r<br />

Parathormonspiegel nicht medikamentös<br />

gesenkt wur<strong>de</strong>) allerdings<br />

tatsächlich alle Frauen mit<br />

primärem Hyperparathyreoidismus<br />

in <strong>de</strong>m Studienkollektiv<br />

einschließen konnte, ist fraglich.<br />

Die geschätzte Inzi<strong>de</strong>nz für<br />

postmenopausale Frauen liegt<br />

bei etwa 2%.<br />

Nur Ten<strong>de</strong>nz erkennbar<br />

Deshalb schließt die Forschergruppe<br />

für ihre Studie einen<br />

Selektionsbias nicht aus. Die<br />

Daten sind zu<strong>de</strong>m nur für weißhäutige<br />

Frauen aussagekräftig,<br />

da in <strong>de</strong>n Gruppen die Anzahl<br />

von Frauen mit an<strong>de</strong>rer Hautfarbe<br />

zu gering ist. Ein weiterer<br />

Schwachpunkt <strong>de</strong>r<br />

Studie ist, dass die<br />

Calciumaufnahme lediglich<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Selbstauskunft <strong>de</strong>r<br />

Teilnehmerinnen erfasst<br />

wur<strong>de</strong>. Um vali<strong>de</strong><br />

Ergebnisse zum<br />

Einfluss <strong>de</strong>s Calciums<br />

auf das Entstehen<br />

eines primären Hyperparathyreoidismus<br />

zu<br />

erhalten, wäre eine Interventionsstudie<br />

notwendig.<br />

Außer<strong>de</strong>m<br />

könnten auch weitere<br />

Lifestyle- und Umweltfaktoren<br />

einen<br />

Einfluss haben. So<br />

tranken die Frauen mit<br />

<strong>de</strong>r hohen Calciumaufnahme<br />

weniger Alkohol,<br />

und auch <strong>de</strong>r<br />

Nichtraucheranteil war<br />

höher, was auf ein insgesamt<br />

gesundheitsbewussteres<br />

Verhalten<br />

hinweisen könnte. <<br />

Foto:Cramer-Gesundheits-Consult<br />

Quelle<br />

Paik, J. M, Curhan, G. C.,<br />

Taylor,E.N.: Calcium intakeand<br />

risk of primary<br />

hyperparathyroidism in women:<br />

prospective cohort<br />

study.BMJ (<strong>2012</strong>) 345:<br />

e6390 doi: 10.1136/bmj.<br />

e6390 (Published 18 October<br />

<strong>2012</strong>).<br />

Apothekerin<br />

Dr.Constanze Schäfer,MHA<br />

42|5638| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

Pegylierung verlängert die<br />

Insulinwirkung<br />

Weniger nächtliche Hypoglykämien<br />

Derzeit wird versucht, die Wirkung voninsulin zu verlängern.<br />

Für die basale insulintherapie <strong>de</strong>s Diabetesmellitus erwartet<br />

man sichdavon mehrere Vorteile. Die Bemühungen, die Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Stoffwechselhormons zu verlängern, zielen vor allem<br />

darauf, die insulinspiegel abzuflachen und Wirkspitzen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dadurch soll insbeson<strong>de</strong>re das Risikovon Hypoglykämien<br />

minimiert wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r neuen insulinformulierung<br />

LY2605541 könntebald ein insulinanalogon zur Verfügung stehen,<br />

das <strong>de</strong>n basalen insulinbedarf zuverlässig über 24 Stun<strong>de</strong>n<br />

ab<strong>de</strong>ckt.<br />

Bei <strong>de</strong>m neuen basalen Analoginsulin<br />

LY2605541 han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um ein pegyliertes Insulin<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s kurzwirksamen<br />

Insulinanalogons Insulin<br />

Lispro. An das Insulinmolekül<br />

wur<strong>de</strong> eine Polyethylenglykol<br />

(PEG)-Kette angehängt. Das auf<br />

diese Weise vergrößerte Molekül<br />

wird zum einen nicht durch die<br />

Niere filtriert und zum an<strong>de</strong>ren<br />

wesentlich langsamer abgebaut.<br />

Dadurch wird die Wirkdauer<br />

von Insulin Lispro von drei bis<br />

vier Stun<strong>de</strong>n auf bis zu 72 Stun<strong>de</strong>n<br />

verlängert. Bei einmal täglicher<br />

Gabe lässt sich so bereits<br />

am zweiten Tagein konstanter<br />

Wirkspiegel über 24 Stun<strong>de</strong>n erreichen.<br />

Wie Prof. Dr. David<br />

Kendall, Minneapolis, Minnesota<br />

(USA), auf einer von Lilly<br />

Deutschland und <strong>de</strong>r Boehringer<br />

Ingelheim Co. KG am 1. Oktober<br />

<strong>2012</strong> anlässlich <strong>de</strong>r 48. Jahrestagung<br />

<strong>de</strong>r European Association<br />

for the Study of Diabetes<br />

(EASD) veranstalteten Pressekonferenz<br />

in Berlin ausführte,<br />

gehen die Effekte über die reine<br />

Wirkverlängerung hinaus. So<br />

wirke LY2605541 in stärkerem<br />

Ausmaß an <strong>de</strong>r Leber als an<strong>de</strong>re<br />

Insuline. Und mehr Insulinwirkung<br />

an <strong>de</strong>r Leber reguliere die<br />

Glukoneogenese direkt herunter.<br />

An extrahepatischen Effekten<br />

nannte er zu<strong>de</strong>m eine Min<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s antilipolytischen Effektes<br />

<strong>de</strong>s Insulins im Fettgewebe,<br />

was sich positiv auf das Körpergewicht<br />

auswirkt. Das liege<br />

daran, dass die Pegylierung für<br />

eine Umverteilung <strong>de</strong>s Insulins<br />

weg vom Fettgewebe und mehr<br />

hin zur Leber sorge. An <strong>de</strong>r Leber<br />

ergäben sich zusammengenommen<br />

mit <strong>de</strong>n flachen Wirkspiegeln<br />

und <strong>de</strong>r langen Wirkinsulin<br />

DurchVerän<strong>de</strong>rungen am Insulinmolekül<br />

wir<strong>de</strong>in strukturell neuartiges Basal-<br />

Insulinanalogon entwickelt, das bis zu 72<br />

Stun<strong>de</strong>n wirken soll, so dass mit einer einmal<br />

täglichen Gabe bereits am zweiten Tagein<br />

konstanter Wirkspiegel über 24 Stun<strong>de</strong>n erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

dauer zwei weitere Vorteile:<br />

Erstens wer<strong>de</strong> die kritische Phase<br />

<strong>de</strong>r nächtlichen hepatischen<br />

Glukoneogenese besser ab-<br />

Foto: SPL/Agentur Focus<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5639|43


ARZNeiMitteL UND tHeRAPie<br />

ge<strong>de</strong>ckt, und zweitens komme<br />

es aufgrund <strong>de</strong>s flachen Wirkprofils<br />

seltener zu nächtlichen<br />

Hypoglykämien.<br />

Einer Phase-II-Studie zufolge<br />

konnte die Häufigkeit nächtlicher<br />

Hypoglykämien unter<br />

LY2605541 vs. Insulin glargin<br />

bei vergleichbarer Blutzuckersenkung<br />

um 48% vermin<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. In dieser randomisieri<br />

Pegylierung<br />

Poly(ethylenglycol) (PEG) ist ein linearer<br />

o<strong>de</strong>r verzweigter Polyether <strong>de</strong>s Ethylenglycols,<br />

<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n mit Hydroxylfunktionen<br />

versehen ist. Die Pegylierung<br />

isteine Möglichkeit zur Modifikation von<br />

Makromolekülen und Oberflächen.<br />

Durchdie Verknüpfung mit <strong>de</strong>n flexiblen,<br />

ungela<strong>de</strong>nen hydrophilen Polymeren<br />

entsteht eine hydrophile Hülle um das<br />

Protein. Bei therapeutisch genutzten<br />

Proteinen und Pepti<strong>de</strong>n wirddie Pegylierung<br />

zur Maskierung von antigenen Effekten,<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Löslichkeit o<strong>de</strong>r<br />

Verlängerung <strong>de</strong>r Aufenthaltsdauer im<br />

Blut eingesetzt. Die Pegylierung gilt als<br />

die am häufigsten eingesetzte Metho<strong>de</strong>,<br />

um die biologische Halbwertszeit zu verlängern.<br />

Beispiele sind Peginterferonalfa-2a<br />

und -2b (Pegasys ® ,PegIntron ® ),<br />

Certolizumab pegol (Cimzia ® ), Pegfilgrastim<br />

(Neupopeg ® , Neulasta ® ) o<strong>de</strong>r<br />

Pegaptanib (Macugen ® ).<br />

ten, offenen, über zwölf Wochen<br />

laufen<strong>de</strong>n Beobachtungsstudie<br />

erhielten 195 Erwachsene mit<br />

Typ-2-Diabetes morgens das<br />

neue Insulin und 93 Insulin glargin.<br />

Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beobachtung<br />

wur<strong>de</strong>n die Proban<strong>de</strong>n auch<br />

nach ihrer Befindlichkeit im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Insulintherapie<br />

befragt. Dabei kam <strong>de</strong>r<br />

Adult Low Blood Sugar Survey<br />

(ALBSS) als Messinstrument<br />

zum Einsatz. Es stellte sich heraus,<br />

dass die Ängstlichkeit <strong>de</strong>r<br />

Patienten hinsichtlich drohen<strong>de</strong>r<br />

Hypoglykämien unter<br />

LY2605541 gegenüber Insulin<br />

glargin von 10auf 6,6 Punkte<br />

einer Subskala signifikant vermin<strong>de</strong>rt<br />

war. Unterschie<strong>de</strong> hinsichtlich<br />

einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

sozialen Verhaltens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ernährungsverhaltens,<br />

um<br />

Hypoglykämien künftig zu vermei<strong>de</strong>n,<br />

ergaben sich daraus allerdings<br />

nicht. <<br />

Medizinjournalist Martin Wiehl<br />

„Bewahren Sie Ihr<br />

Augenlicht“<br />

initiative informiert über Augenerkrankungen<br />

AltersabhängigeMakula<strong>de</strong>generation und diabetische Retinopathie<br />

sollten so früh wie möglich erkannt und konsequent behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n. Denn nur so lässtsichdas Risiko<strong>de</strong>s Sehverlusts<br />

reduzieren. Die initiative „Bewahren Sie ihr Augenlicht“ hat sich<br />

<strong>de</strong>shalb die Aufklärung auf die Fahnen geschrieben. Sie bietet<br />

umfangreiches informationsmaterial und Ansprechpartner.So<br />

soll <strong>de</strong>r Gang zum Augenarzt erleichtertund die Möglichkeit<br />

einer rechtzeitigen intervention mit erhalt <strong>de</strong>s Augenlichts eröffnetwer<strong>de</strong>n.<br />

Die Initiative ist eine gemeinsame<br />

Aktion von Partnern aus<br />

Selbsthilfeorganisationen, Politik,<br />

wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

und <strong>de</strong>r pharmazeutischen<br />

Industrie. Sie wur<strong>de</strong> bereits<br />

2008 ins Leben gerufen,<br />

damals mit <strong>de</strong>m Ziel, Betroffene<br />

und Angehörige über die altersabhängige<br />

Makula<strong>de</strong>generation<br />

(AMD), <strong>de</strong>ren Früherkennung,<br />

die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten<br />

zu informieren.<br />

Nun wur<strong>de</strong> die Initiative auf<br />

eine weitere Netzhauterkrankung<br />

ausgeweitet: die diabetische<br />

Retinopathie (DR).<br />

Unter www.bewahren-sie-ihraugenlicht.<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n umfangreiche<br />

Informationen angeboten.<br />

Im Serviceteil können Informationsmaterialien<br />

bestellt o<strong>de</strong>r als<br />

pdf kostenlos heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n sich<br />

dort Kontaktadressen <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Partner, die an <strong>de</strong>r Initiative<br />

teilnehmen. Dazu gehören das<br />

Bayerische Staatsministerium<br />

für Umwelt und Gesundheit<br />

(StMUG), <strong>de</strong>r Berufsverband<br />

<strong>de</strong>r Augenärzte Deutschlands<br />

e.V., <strong>de</strong>r Deutsche Blin<strong>de</strong>n- und<br />

Sehbehin<strong>de</strong>rtenverband e.V.<br />

(DBSV), die Deutsche Ophthalmologische<br />

Gesellschaft<br />

(DOG), Novartis Pharma<br />

GmbH, die Selbsthilfevereinigung<br />

Pro Retina Deutschland<br />

e.V. und die Retinologische Gesellschaft.<br />

Den Augen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt wer<strong>de</strong>n! Sehverschlechterungen<br />

wer<strong>de</strong>n häufig als Alterserscheinung abgetan. Dabei gibt es Therapiemöglichkeiten, zumin<strong>de</strong>stwenn<br />

die Krankheit erkannt wirdund nochnicht zu weit fortgeschritten ist.<br />

Foto: britta60 –Fotolia.com<br />

44|5640| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AMD und DR nicht<br />

verschleppen<br />

Wie wichtig diese Aufklärungsinitiative<br />

ist, wur<strong>de</strong> bei einer Podiumsdiskussion<br />

<strong>de</strong>r Aufklärungsinitiative<br />

Mitte September<br />

in München <strong>de</strong>utlich. Nur wenige<br />

Menschen wissen mit <strong>de</strong>n<br />

Begriffen altersbedingte Makula<strong>de</strong>generation<br />

und diabetische<br />

Retinopathie tatsächlich etwas<br />

anzufangen. „Das Wissen<br />

rund um das Auge ist bedauerlicherweise<br />

noch sehr gering“,<br />

konstatierte Prof. Dr. Frank<br />

Holz von <strong>de</strong>r Deutschen Ophthalmologischen<br />

Gesellschaft.<br />

Sehverschlechterungen wer<strong>de</strong>n<br />

häufig als Alterserscheinung abgetan.<br />

Gleichzeitig fürchten<br />

viele ältere Menschen, das Augenlicht<br />

zu verlieren, und gehen<br />

<strong>de</strong>shalb aus Angst oft zu spät<br />

zum Augenarzt. Und: Augenerkrankungen<br />

bereiten keine<br />

Schmerzen, die <strong>de</strong>n Patienten zu<br />

einem Arztbesuch veranlassen<br />

wür<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r AMD ist<br />

anfangs zu<strong>de</strong>m nur ein Auge betroffen,<br />

und das gesun<strong>de</strong> Auge<br />

gleicht die Fehlleistung aus.<br />

„Genau hier setzt die Initiative<br />

an“, erläuterte Dr. Gabriele<br />

Hartl vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Umwelt und<br />

Gesundheit. Sie wolle Wissenslücken<br />

durch „verlässliche und<br />

wissenschaftlich fundierte Informationen<br />

schließen“. „Denn je<br />

mehr <strong>de</strong>r Einzelne weiß, umso<br />

leichter fällt <strong>de</strong>r Gang zum Augenarzt“<br />

ergänzte Ute Palm von<br />

Pro Retina Deutschland.<br />

Auf Frühsymptome achten<br />

Holz betonte die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />

frühen Diagnose bei <strong>de</strong>r AMD.<br />

„Sie sollte so früh wie möglich<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n“, auch weil sie<br />

immer einen progredienten Verlauf<br />

nimmt. Auch die Therapie<br />

<strong>de</strong>r feuchten AMD mit einem<br />

VEFG-Inhibitor wie Ranibizumab<br />

funktioniere nur, wenn die<br />

Krankheit noch nicht zu weit<br />

fortgeschritten ist. Denn „was<br />

kaputt ist, ist kaputt“, so Holz.<br />

Typisch für eine AMD sind folgen<strong>de</strong><br />

Symptome:<br />

. Betroffene benötigen auch<br />

tagsüber mehr Licht, um Gegenstän<strong>de</strong><br />

erkennen zu können.<br />

. Beim Autofahren in <strong>de</strong>r<br />

Dunkelheit fühlen sie sich<br />

stärker durch Licht geblen<strong>de</strong>t<br />

als vor Beginn <strong>de</strong>r Erkrankung.<br />

. Kontraste und Farben scheinen<br />

verwaschen und blass.<br />

. Gegenstän<strong>de</strong>, Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r<br />

das Gegenüber wirken verzerrt.<br />

. Lesen o<strong>de</strong>r Erkennen von<br />

Details bereitet Mühe, da die<br />

zentrale Sehschärfe eingeschränkt<br />

ist; die Patienten<br />

können nicht mehr fokussieren.<br />

. Im Endstadium <strong>de</strong>r feuchten<br />

AMD „versperrt“ ein dunkler<br />

Fleck, das „Zentralskotom“,<br />

<strong>de</strong>n Blick.<br />

Die Patienten sollten aktives und<br />

passives Rauchen mei<strong>de</strong>n, ebenso<br />

Über- und Untergewicht.<br />

Gleiches gilt für direkte Sonneneinstrahlung.<br />

Bei „Rußregen“ an diabetische<br />

Retinopathie <strong>de</strong>nken<br />

Die Symptome <strong>de</strong>r diabetischen<br />

Retinopathie entsprechen in <strong>de</strong>r<br />

Anfangsphase einer allgemeinen<br />

Sehverschlechterung. Im<br />

weiteren Verlauf kommen folgen<strong>de</strong><br />

Beschwer<strong>de</strong>n hinzu:<br />

. Buchstaben, Bil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r das<br />

Gegenüber erscheinen verschwommen<br />

und unscharf.<br />

. Das Lesen <strong>de</strong>r Tageszeitung<br />

o<strong>de</strong>r eines Vi<strong>de</strong>otextes fällt<br />

zunehmend schwerer.<br />

. Kontraste und Farben wirken<br />

verwaschen und blass.<br />

. Einblutungen in <strong>de</strong>n Glaskörper<br />

wirken wie „Rußregen“<br />

vor <strong>de</strong>n Augen.<br />

Schlecht eingestellter Blutdruck<br />

und Blutzucker erhöhen das<br />

Risiko ebenso wie die Dauer<br />

<strong>de</strong>s Diabetes. Fettstoffwechselstörungen<br />

sowie aktives und<br />

passives Rauchen können die<br />

Schädigung <strong>de</strong>r Netzhaut begünstigen.<br />

Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

kann das diabetische Makulaö<strong>de</strong>m<br />

per Laser. Seit Mitte letzten<br />

Jahres ist auch Ranibizumab<br />

für die Therapie einer<br />

Visusbeeinträchtigung infolge<br />

eines diabetischen Makulaö<strong>de</strong>ms<br />

zugelassen. <<br />

Apothekerin Dr. Beate Fessler<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


Fragen aus<br />

<strong>de</strong>r Praxis<br />

FRAGe<br />

„Vitamin B 17“ bei Krebs?<br />

Wie Amygdalin zu beurteilen ist<br />

Ein laut Auskunft <strong>de</strong>r Ärzte unheilbarer<br />

Darmkrebspatient<br />

mit Lungenmetastasen möchte<br />

alles probieren und fragt nun<br />

nach Erfahrungen (Therapieerfolge,<br />

Unbe<strong>de</strong>nklichkeit) für<br />

die Anwendung von Vitamin<br />

B 17 (Laetrile, Aprikosenkernextrakt).<br />

Uns ist das Thema aus<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit bekannt, als<br />

uns vom Bezug und <strong>de</strong>r Abgabe<br />

<strong>de</strong>s Präparates abgeraten wur<strong>de</strong>.<br />

Gibt es Studien, die die<br />

Einnahme rechtfertigen?<br />

Amygdalin, <strong>de</strong>r Inhaltsstoff in<br />

<strong>de</strong>r Bitterman<strong>de</strong>l und in Kernen<br />

vonAprikosen und Äpfeln ist<br />

eine zytotoxische, Apoptose-induzieren<strong>de</strong><br />

Substanz. Daher sind<br />

grundsätzlich auch entsprechen<strong>de</strong><br />

Wirkungen auf Tumorzellen<br />

anzunehmen, die allerdings we<strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n meisten tierexperimentellen<br />

Studien noch in <strong>de</strong>n<br />

wenigen zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

systematischen Untersuchungen<br />

an Krebspatienten<br />

bestätigt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Irreführend: Vitamin B 17<br />

Kontrollierte, randomisierte klinische<br />

Studien mit Laetrile o<strong>de</strong>r<br />

Amygdalin gibt es nicht. Das in<br />

<strong>de</strong>n USA patentierte Laetrile ist<br />

eine gegenüber <strong>de</strong>m natürlichen<br />

Amygdalin chemisch leicht abgewan<strong>de</strong>lte<br />

Substanz, die Anfang<br />

<strong>de</strong>r 1950er Jahre von Ernst<br />

T. Krebs synthetisiert wur<strong>de</strong>. In<br />

Mexiko bezeichnet Laetrile hingegen<br />

das aus zerstoßenen<br />

Man<strong>de</strong>lkernen extrahierte<br />

Amygdalin. Häufig wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong><br />

Bezeichnungen synonym verwen<strong>de</strong>t.<br />

Eine weitere und zu<strong>de</strong>m<br />

irreführen<strong>de</strong> Bezeichnung ist<br />

Vitamin B 17 .Tatsächlich han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um ein Pseudovitamin,<br />

das <strong>de</strong>r Körper für seine normale<br />

Funktion nicht benötigt.<br />

Erfahrungen aus <strong>de</strong>n USA<br />

Die Daten <strong>de</strong>r publizierten klinischen<br />

Studien stammen bereits<br />

aus <strong>de</strong>n 70er und 80er Jahren<br />

und wur<strong>de</strong>n vom National Cancer<br />

Institute (NCI) durchgeführt.<br />

Für eine erste Zusammenfassung<br />

und Bewertung <strong>de</strong>r immer<br />

wie<strong>de</strong>r berichteten Therapieerfolge<br />

bat das NCI En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

70er Jahre mehr als 400.000<br />

Ärzte und Therapeuten um eine<br />

Rückmeldung positiver Fallberichte<br />

von Patienten, die mit Laetrile<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Zu dieser<br />

Zeit war Laetrile in <strong>de</strong>n<br />

USA ein sehr weit verbreitetes<br />

alternatives Mittel zur<br />

Gefährlicher Aprikosenkernextrakt<br />

in<br />

Laetrile Hoffnungen,<br />

dass Amygdalin das Überleben<br />

von Tumorpatienten verlängert,<br />

wur<strong>de</strong>n durch die Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>s NCI bereits in<br />

<strong>de</strong>n 1980er Jahren zerstört.<br />

Einem nicht belegten<br />

Nutzen steht mit potenziellen<br />

Blausäurevergiftungen<br />

ein großes Risiko<br />

gegenüber<br />

Foto:Roman Ivaschenko, Handma<strong>de</strong>Pictures –Fotolia.com<br />

ANtWORt GiBt<br />

Behandlung von Krebspatienten.<br />

Man geht von einer Zahl von<br />

etwa 70.000 Personen aus, die<br />

damals in <strong>de</strong>n USA mit Laetrile<br />

behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n. Insgesamt<br />

wur<strong>de</strong>n jedoch nur 93 positive<br />

Fallberichte beim NCI eingereicht.<br />

Von<strong>de</strong>n 67 auswertbaren<br />

Fällen zeigten vier Patienten ein<br />

partielles und zwei Patienten ein<br />

komplettes Tumoransprechen<br />

während einer Therapie mit Laetrile.<br />

Obwohl nicht Ziel dieser Umfrage<br />

wur<strong>de</strong>n von 220 Ärzten jedoch<br />

auch Berichte von insgesamt<br />

über 1000 Patienten eingeschickt,<br />

die nicht von einer Therapie<br />

mit Laetrile profitiert<br />

hatten [9].<br />

Klinische Studie mit<br />

ernüchtern<strong>de</strong>m Ergebnis<br />

Dr. Ulrike König,<br />

RAIZ <strong>de</strong>r LAK<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

Apotheke Schwarzwald-Baar<br />

Klinikum<br />

Villingen-Schwenningen<br />

GmbH<br />

Das NCI entschloss sich trotz<strong>de</strong>m<br />

zu zwei weiterführen<strong>de</strong>n<br />

klinischen Studien. Die Phase I-<br />

Studie diente zunächst <strong>de</strong>r Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Dosis und Applikationsroute.<br />

In die darauf<br />

folgen<strong>de</strong> Phase<br />

<strong>46</strong>|5642| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


II-Studie, die 1982 im New<br />

England Journal publiziert wur<strong>de</strong>,<br />

wur<strong>de</strong>n insgesamt 178 Patienten<br />

mit unterschiedlichen Tumorentitäten<br />

(vorwiegend Brustkrebs,<br />

Kolon- und Lungenkarzinom)<br />

mit zu dieser Zeit gutem<br />

Allgemeinbefin<strong>de</strong>n eingeschlossen.<br />

Die Patienten hatten zuvor<br />

keine an<strong>de</strong>re Tumortherapie erhalten<br />

bzw. eine vorherige Therapie<br />

lag min<strong>de</strong>stens einen Monat<br />

zurück. Sie erhielten über 21<br />

Tage Amygdalin intravenös, gefolgt<br />

von einer oralen Erhaltungstherapie.<br />

Wie auch in entsprechen<strong>de</strong>n<br />

„Therapieempfehlungen“<br />

(z. B. Stoffwechseltherapie<br />

nach Krebs) üblich,<br />

erhielten die Patienten zusätzlich<br />

Vitamine und Pankreasenzyme<br />

und mussten eine spezielle<br />

Diät einhalten. Von<strong>de</strong>n 175 auswertbaren<br />

Patienten zeigte nur<br />

ein Patient ein partielles Ansprechen,<br />

das während <strong>de</strong>r zehnwöchigen<br />

Amygdalin-Therapie anhielt.<br />

45% <strong>de</strong>r Patienten hatten<br />

hingegen bereits am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

intravenösen Therapie einen<br />

messbaren Tumorprogress. Sieben<br />

Monate nach Abschluss <strong>de</strong>r<br />

intravenösen Amygdalin-Gabe<br />

war die Tumorerkrankung bei<br />

allen Patienten vorangeschritten.<br />

Dies entspricht in etwa <strong>de</strong>m,<br />

was auch zu erwarten gewesen<br />

wäre, wenn die Patienten keine<br />

Therapie erhalten hätten. Die<br />

Autoren schlussfolgerten daher,<br />

dass Amygdalin (Laetrile) keine<br />

effektive Tumortherapie ist.<br />

Diese im Gegensatz zu positiven<br />

anekdotischen und Einzelfallberichten<br />

sowie im Internet kursieren<strong>de</strong>n<br />

persönlichen Krankheitsverläufen<br />

ernüchtern<strong>de</strong>n Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r praktisch einzigen<br />

uns bekannten publizierten größeren<br />

Studie führten dazu, dass<br />

vom NCI keine weiteren Studien<br />

durchgeführt wur<strong>de</strong>n.<br />

ANtWORt KURZ GeFASSt<br />

. Die Bezeichnung Vitamin B 17 istirreführend.<br />

. Es gibt keinen Beleg für einen Nutzen von<br />

Amygdalin bzw.Laetrile in <strong>de</strong>r Behandlung<br />

von Tumorerkrankungen.<br />

. Es besteht ein hohes Intoxikationsrisiko.<br />

. Von einer Behandlung mit Laetrile ist<br />

dringend abzuraten.<br />

Cochrane-Review:<br />

keine Evi<strong>de</strong>nz<br />

In einem erst 2011 veröffentlichten<br />

Cochrane-Review wur<strong>de</strong>n<br />

die zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Daten noch einmal bezüglich<br />

<strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r propagierten<br />

Antitumorwirkung sowie möglicher<br />

Nebenwirkungen ausgewertet.<br />

Auch mit dieser sehr<br />

umfassen<strong>de</strong>n Literaturrecherche<br />

konnte keine publizierte bzw.<br />

laufen<strong>de</strong> randomisierte klinische<br />

Studie gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlussfolgerung <strong>de</strong>r Autoren ist<br />

daher, dass auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r zur<br />

Verfügung stehen<strong>de</strong>n Daten keinerlei<br />

Evi<strong>de</strong>nz für einen Nutzen<br />

vonAmygdalin o<strong>de</strong>r Laetrile als<br />

Mittel zur Behandlung von<br />

Krebs besteht.<br />

Gefahr Cyanidvergiftung<br />

Einem nicht belegten Nutzen<br />

steht jedoch eine zumin<strong>de</strong>st<br />

mögliche Gefährdung infolge<br />

einer Blausäure- bzw. Cyanid-<br />

Vergiftung vor allem bei oraler<br />

Einnahme entgegen. Während<br />

es bei intravenöser Applikation<br />

vonAmygdalin (4,5 g/qm) im<br />

Rahmen pharmakokinetischer<br />

Untersuchungen keine klinischen<br />

o<strong>de</strong>r labormedizinischen<br />

Zeichen einer Cyanid-Intoxikation<br />

gab, führte die orale Gabe<br />

(500 mg Amygdalin als Tablette)<br />

teilweise zu signifikant erhöhten<br />

Blutcyanid-Konzentrationen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs hohe Werte wur<strong>de</strong>n<br />

bei zwei Patienten beobachtet,<br />

die zusätzlich Man<strong>de</strong>lkerne<br />

verzehrt hatten. Die gemessenen<br />

Cyanid-Konzentrationen betrugen<br />

dabei bis zu 2,1µg/ml im<br />

Gesamtblut [5]. Dies sind durchaus<br />

kritische Werte, <strong>de</strong>nn Cyanid-Konzentrationen<br />

>0,5µg/ml<br />

können bereits toxische Effekte<br />

verursachen, komatös-letale<br />

Wirkungen sind ab 1bis 3µg/ml<br />

beschrieben [7].<br />

Cyanid-Ionen bin<strong>de</strong>n mit hoher<br />

Affinität an dreiwertiges Eisen.<br />

Durch eine entsprechen<strong>de</strong> Bindung<br />

an Cytochromoxidasen <strong>de</strong>r<br />

Mitochondrien ist eine Sauerstoffverwertung<br />

praktisch nicht<br />

mehr möglich. Es kommt zu<br />

einer „inneren Erstickung“ [7].<br />

Klinische Zeichen einer Blausäure-<br />

bzw. Cyanid-Vergiftung<br />

können unspezifische Sym-<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


FRAGeN AUS DeR PRAXiS<br />

ptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen<br />

und Schwin<strong>de</strong>l sein,<br />

es kann zu Blutdruckabfall, Leber-,<br />

Nerven- und Hirnschädigungen,<br />

Krämpfen und komatösen<br />

Zustän<strong>de</strong>n kommen. Im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anwendung<br />

vonAmygdalin beschrieben<br />

zwei Einzelfallberichte eine<br />

<strong>de</strong>utliche Neuromyopathie im<br />

Zusammenhang mit hohen Cyanid-Spiegeln,<br />

Zeichen einer Demyelinisierung<br />

und einer axonalen<br />

Degeneration in <strong>de</strong>r Biopsie<br />

bzw. <strong>de</strong>m klinischen Bild von<br />

zerebralen Krampferscheinungen<br />

infolge schwerer <strong>Lak</strong>tazidose<br />

bei Kombination von Laetrile<br />

mit Vitamin Cinhochdosierter<br />

Form. Darüber hinaus<br />

wur<strong>de</strong> auch eine Kasuistik mit<br />

letalem Ausgang veröffentlicht<br />

[10].<br />

Diese Untersuchungen und Fallberichte<br />

wi<strong>de</strong>rlegen damit auch<br />

die These, dass es sich bei Laetrile<br />

um eine gezielte, tumorzellspezifische<br />

Therapie han<strong>de</strong>lt,<br />

die für gesun<strong>de</strong> Zellen praktisch<br />

untoxisch ist.<br />

Verbot in <strong>de</strong>n USA<br />

In <strong>de</strong>n USA wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r FDA<br />

aufgrund fehlen<strong>de</strong>r klinischer<br />

Wirksamkeitsbelege sowie <strong>de</strong>m<br />

Fehlen einer Zulassung als Arzneimittel<br />

die Herstellung und<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb von Laetrile strikt<br />

verboten. Verstöße wer<strong>de</strong>n seither<br />

entsprechend geahn<strong>de</strong>t [6].<br />

In Deutschland sind Man<strong>de</strong>lonitril<br />

und Man<strong>de</strong>lonitril-Glykosi<strong>de</strong><br />

(Laetrile, Amygdalin, „Vitamin<br />

B 17 “) als be<strong>de</strong>nkliches Rezepturarzneimittel<br />

eingestuft [8].<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend gibt es<br />

<strong>de</strong>rzeit we<strong>de</strong>r eine publizierte<br />

randomisierte klinische Studie<br />

noch einen in seriösen klinischen<br />

Studien belegten Nutzen<br />

vonAmygdalin für die Behandlung<br />

einer Tumorerkrankung.<br />

Vielmehr hat sich Laetrile<br />

in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Untersuchungen<br />

<strong>de</strong>s NCI als unwirksam<br />

erwiesen. Demgegenüber<br />

steht das Risiko möglicher<br />

Intoxikationen vor allem<br />

bei oraler Gabe. Voneiner<br />

Therapie mit Laetrile ist daher<br />

auch weiterhin dringend abzuraten.<br />

Dass Patienten mit einer unheilbaren<br />

Erkrankungssituation<br />

alle Möglichkeiten ausschöpfen<br />

möchten, ist verständlich. Oftmals<br />

bin<strong>de</strong>t die verzweifelte<br />

Suche jedoch einen nicht unerheblichen<br />

Teil <strong>de</strong>r verbleiben<strong>de</strong>n<br />

Lebenszeit und meist auch<br />

finanzielle Mittel. Es ist für die<br />

Beratung von Patienten mit<br />

einer nicht mehr heilbaren<br />

Krebserkrankung wichtig, auch<br />

darauf hinzuweisen, dass selbst<br />

bei einer unheilbaren Erkrankungssituation<br />

oft noch eine<br />

längere Zeit bei guter Lebensqualität<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Es wäre wünschenswert, solche<br />

Patienten möglichst frühzeitig<br />

in ein Palliativprogramm mit<br />

intensiver interdisziplinärer<br />

Betreuung, i<strong>de</strong>alerweise auf<br />

einer Palliativstation aufzunehmen.<br />

Dort kann sehr individuell<br />

auf die Bedürfnisse und Wünsche<br />

<strong>de</strong>s Patienten in dieser<br />

Lebensphase eingegangen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eventuell kann ein entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Kontakt für <strong>de</strong>n Patienten<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n. <<br />

Literatur:<br />

[1] Milazzo S, Ernst E, Lejeune S,<br />

Boehm K, Horneber M. Latrile<br />

treatment for Cancer (Review)<br />

The Cochrane Collaboration 2011<br />

[2] National Cancer Institute (www.<br />

cancer.gov): Laetrile/Amygdalin<br />

(PDQ ® ), Health Professional<br />

(Version 08/10/<strong>2012</strong>)<br />

[3] Cancer Research UK (http://cancerhelp.cancerresearchuk.org):<br />

Laetrile (amygdalin, vitamin B 17 )<br />

(Version 13/02/<strong>2012</strong>)<br />

[4] Moertel CG, Fleming TR, Rubin J<br />

et al. Aclinincal trial of amygdalin<br />

(Laetrile) in the treatment of human<br />

cancer. NEngl JMed. 1982;<br />

306:201–206<br />

[5] Ames MM, Moyer TP, Kovach CG<br />

et al. Pharmacology of amygdalin<br />

(laetrile) in cancer patients. Cancer<br />

Chemother Pharmacol. 1981;<br />

6(1):51 –57<br />

[6] www.fda.gov<br />

[7] Bertsche T, Schulz M. Amygdalin –<br />

ein neues altes Krebsmittel?<br />

Pharmazeutische Zeitung 2003<br />

[8] AMK „Be<strong>de</strong>nkliche Rezepturarzneimittel“<br />

(Stand: Februar 2011),<br />

Pharmazeutische Zeitung 2011<br />

(April): 103 –105<br />

[9] Quackwatch (www.quackwatch.<br />

org) The Rise and Fall of Laetrile<br />

(Version 06/<strong>2012</strong>)<br />

[10] Hübner J. Komplementäre Onkologie,<br />

2. Auflage, Schattauer Verlag<br />

<strong>2012</strong><br />

[11] Münstedt K. Komplementäre und<br />

alternative Krebstherapien, 3. Auflage,<br />

ecomed Medizin<br />

Autorin<br />

Dr.Ulrike König, Fachapothekerin für<br />

Arzneimittelinformation –Onkologische<br />

Pharmazie, Schwarzwald-Baar Klinikum<br />

Villingen-Schwenningen GmbH,<br />

Apotheke, Vöhrenbacherstr.23,<br />

78050 Villingen-Schwenningen


Ein Schlaganfall-Patient<br />

Was Akutversorgung undMedikationsmanagement leistenkönnen<br />

Alle Illustrationen: <strong>DAZ</strong>/go-grafik.<strong>de</strong><br />

VonOlaf Rose, Thomas Liebig, David Maintz und Hartmut Derendorf |in <strong>de</strong>r Klinischen Pharmazie<br />

dreht sichalles um <strong>de</strong>n Patienten, um Leitlinien und um das klinische ergebnis. Bearbeiten Sie mit<br />

uns diesen Patientenfall und erlernen Sie so zusätzliches Wissen in klinischer Pharmazie.<br />

50|56<strong>46</strong>| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

Lernziel<br />

In diesem Artikel bekommen Sie Einblick in die<br />

Abläufe in einem hochspezialisierten Schlaganfallzentrum.<br />

Sie lernen dabei:<br />

. wie ein Patient mit einem schweren Schlaganfall<br />

aktuell behan<strong>de</strong>lt wird,<br />

. welche Medikamente zur Therapie und Nachsorge<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und<br />

. aufbauend auf diesem Wissen: welche Interaktionen<br />

beachtet und welche ignoriert wer<strong>de</strong>n<br />

sollten.<br />

Der Patient<br />

Patient Friedhelm Schumacher ist 61Jahre alt. Um<br />

7:40 Uhr erwacht ermit einer Schwäche und Gefühlsstörung<br />

<strong>de</strong>r rechten Körperseite. Wenig später, soberichtet<br />

die Ehefrau, habe er auchnicht mehr sprechen<br />

können. Frau Schumacher bemerkt außer<strong>de</strong>m ein<br />

„schiefes Gesicht“ und verständigt schon kurz danach<br />

<strong>de</strong>n Notarzt. Dieser ist 15Minuten später vor Ort und<br />

begleitet <strong>de</strong>n Patienten in das nächstgelegene Schlaganfallzentrum.<br />

Zuvor lässt eralle Medikamente, die<br />

HerrSchumacher <strong>de</strong>rzeit einnimmt, vonseiner Frau in<br />

eine Tüte packen und übergibt sie persönlich <strong>de</strong>m Klinikarzt.<br />

Die Aufnahme auf <strong>de</strong>r Schlaganfallstation, <strong>de</strong>r<br />

„Stroke Unit“, erfolgt um 8:20 Uhr.<br />

Die Ärzte erstellen folgen<strong>de</strong>n Untersuchungsbefund:<br />

. Mittelgradige brachiofazial betonte Halbseitenlähmung<br />

rechts, Sprachverständnis- und Sprachproduktionsstörung<br />

(globale Aphasie). 82 kg,<br />

RR 160/95 mmHg, Herzfrequenz: 80, arrhythmisch.<br />

Körpergröße: 1,72 m, BMI: 28.<br />

. Vorerkrankungen: Keine wesentlichen bekannt.<br />

. Risikofaktoren: arterielle Hypertonie, Nikotinabusus.<br />

Medikamente<br />

In <strong>de</strong>r Tüte <strong>de</strong>s Patienten befin<strong>de</strong>n sich folgen<strong>de</strong> Medikamente,<br />

<strong>de</strong>ren Dosierung wie folgt vermutet wird:<br />

. Atenolol 25 mg: 1-0-0<br />

. Clarithromycin 250 mg:1-0-1<br />

. Salbutamol Inhaler:bei Bedarf<br />

. Terfenadin 60 mg: 1-0-0<br />

. ASS 100mg: 0-1-0<br />

. Clopidogrel 75 mg: 0-1-0<br />

. Xylometazolin Nasenspray<br />

bruch sowie infolge<strong>de</strong>ssen eine <strong>de</strong>utlich verringerte<br />

und verspätete Kontrastmittelanflutung in <strong>de</strong>n nachgeschalteten<br />

Gefäßen als Ausdruck <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rdurchblutung<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Hirnareals. Computertomographische<br />

Anzeichen einer Blutung fin<strong>de</strong>n<br />

sich nicht. Da es sich um relativ viel Thrombusmaterial<br />

han<strong>de</strong>lt, wird <strong>de</strong>r Patient unmittelbar nach<br />

Beginn <strong>de</strong>r medikamentösen Fibrinolyse in die Angiografie-Einheit<br />

<strong>de</strong>r radiologischen Abteilung verbracht,<br />

damit hier die Gefäße erneut mithilfe eines<br />

Katheters dargestellt wer<strong>de</strong>n können und für <strong>de</strong>n<br />

Fall, dass sie weiterhin verschlossen sind, über das<br />

Gefäßsystem wie<strong>de</strong>r eröffnet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Angiographisch bestätigt sich im Computertomographiebefund<br />

eine hochgradig eingeengte linke<br />

innere Halsschlaga<strong>de</strong>r. Diese Einengung kommt<br />

als Quelle <strong>de</strong>s weiter stromabwärts die mittlere<br />

Hirnarterie verschließen<strong>de</strong>n Blutgerinnsels in Betracht<br />

und muss zunächst mechanisch beseitigt<br />

wer<strong>de</strong>n, um die übrigen Thromben mit <strong>de</strong>m Katheter<br />

und <strong>de</strong>m Thrombektomiesystem zu erreichen.<br />

Technisch wird hierzu das dünne verbliebene Lu-<br />

Die Daten von Herrn Schumacher sind im System<br />

<strong>de</strong>r Klinik bereits erfasst. Vor10Monaten hatte er<br />

sich dort vorgestellt, nach<strong>de</strong>m es zweimal minutenweise<br />

zu Sehstörungen auf <strong>de</strong>m linken Auge sowie<br />

vorübergehend zu einer Schwäche <strong>de</strong>s rechten Armes<br />

gekommen war. Im Ultraschall hatte man damals<br />

bereits eine Einengung <strong>de</strong>r linken Arteria carotis<br />

interna infolge arteriosklerotischer Wandverän<strong>de</strong>rungen<br />

festgestellt, die Herr Schumacher jedoch<br />

entgegen <strong>de</strong>r Empfehlung nicht weiter hat<br />

abklären bzw. behan<strong>de</strong>ln lassen.<br />

Herr Schumacher wird ohne Verzögerung direkt zur<br />

Durchführung einer Computertomographie einschließlich<br />

Darstellung <strong>de</strong>r hirnversorgen<strong>de</strong>n Gefäße<br />

in die radiologische Abteilung verbracht. Diese<br />

Untersuchung zeigt zum einen, dass die vorbekannte<br />

Einengung <strong>de</strong>r linken Halsschlaga<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Zwischenzeit noch weiter zugenommen hat –mittlerweile<br />

han<strong>de</strong>lte es sich um einen fast vollständigen<br />

Verschluss –zum an<strong>de</strong>ren fin<strong>de</strong>n sich im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r linken mittleren Hirnarterie ein Gefäßab-<br />

Abb. 1(von links): a) vor Stent, b) nach Freisetzen <strong>de</strong>s Stents, c)<br />

während <strong>de</strong>r Ballondilatation<br />

Foto: Rose/Maintz/Liebig<br />

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152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5647| 51


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KlinischePharmazie<br />

Klinische Highlights<br />

Für eine Lyse gibt es ein enges Zeitfenster von<br />

3o<strong>de</strong>r 4,5 Stun<strong>de</strong>n.<br />

Nach Implantation eines nicht-medikamentenbeschichteten<br />

Stents ist eine duale Thrombozyten-Aggregationshemmung<br />

über 3Monate, bei<br />

Verwendung eines beschichteten Stents über 12<br />

Monate indiziert. Danach soll eine Monotherapie<br />

fortgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlaganfälle sind entwe<strong>de</strong>r ischämischer o<strong>de</strong>r hämorrhagischer<br />

Genese. Bei einem ischämischen<br />

Schlaganfall durch Thrombusbildung gibt es prinzipiell<br />

zwei Möglichkeiten zur Entfernung <strong>de</strong>s<br />

Thrombus:<br />

Abb. 2: Angiographie. Bei <strong>de</strong>r Angiographie wird das Kontrastmittel<br />

direkt in ein Gefäß gespritzt. Auf diese Weise kann man mit<br />

bestmöglicher zeitlicher und räumlicher Auflösung das Gefäßsystem<br />

darstellen und in diesem Fall einen Gefäßverschluss im Verlauf<br />

<strong>de</strong>r mittleren Hirnarterie erkennen. Das nachgeschaltete Areal<br />

erfährtüber die benachbarten Gefäße eine nur unzureichen<strong>de</strong> Reservedurchblutung.<br />

men zunächst mit einem sehr feinen Draht sondiert,<br />

über diesen wird dann eine engmaschige<br />

Gefäßprothese – ein sogenannter Stent – eingebracht,<br />

<strong>de</strong>r abschließend mit einem kontrastmittelgefüllten<br />

Ballon anmo<strong>de</strong>lliert wird (Abb.1 a–c).<br />

Nach Beseitigung <strong>de</strong>r Engstelle kann dann ein geeignetes<br />

System zur Entfernung <strong>de</strong>s Blutgerinnsels<br />

bis in die mittlere Hirnarterie vorgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie lautet das Therapieziel?<br />

Der Hauptstamm <strong>de</strong>r mittleren Hirnschlaga<strong>de</strong>r ist<br />

bei ischämischen Schlaganfällen häufig betroffen.<br />

Die Schwere <strong>de</strong>r Symptomatik rührt –wie auch bei<br />

Herrn Schumacher –daher, dass zum einen ein relativ<br />

großes Areal betroffen ist und zum an<strong>de</strong>ren<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtige Strukturen betroffen sind, u.a.<br />

die innere Kapsel, durch die die Faserbahnen von<br />

<strong>de</strong>r Zentralregion sensorische und motorische Informationen<br />

und Befehle leiten, und das Sprachzentrum<br />

(bei Rechtshän<strong>de</strong>rn). Das Ziel je<strong>de</strong>r Therapie<br />

ist eine schnellstmögliche Reperfusion <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Hirnareale. Anschließend sollten Maßnahmen<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n, um das Risiko für ein<br />

erneutes Auftreten eines Thrombus zu verringern.<br />

Daher ist es auch wichtig, die Ursache <strong>de</strong>s Gefäßverschlusses<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Verbleiben<strong>de</strong> Symptome<br />

sollten alsbald physiotherapeutisch behan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Foto:Rose/Maintz/Liebig<br />

Lyse. Die Lyse mit Alteplase/rt-PA (recombinant<br />

tissue-type plasminogen activator) ist die prinzipiell<br />

einfachste Möglichkeit <strong>de</strong>r Thrombusentfernung.<br />

Angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n:<br />

rt-PA 0,9 mg/kg (maximal 90 mg), davon 10% als<br />

initialer Bolus und <strong>de</strong>r Rest <strong>de</strong>r Dosis als Infusion<br />

über eine Stun<strong>de</strong> [11].<br />

Für die Lyse bestehen allerdings Kontraindikationen,<br />

und es gibt hierfür auch nur ein begrenztes<br />

Zeitfenster:<br />

. Innerhalb von drei Stun<strong>de</strong>n nach Auftreten <strong>de</strong>r<br />

ersten Symptome.<br />

. Das Zeitfenster kann erweitert wer<strong>de</strong>n [8] auf<br />

innerhalb von 4,5 Stun<strong>de</strong>n nach Auftreten <strong>de</strong>r<br />

Symptome nur dann, wenn <strong>de</strong>r Patient<br />

–jünger als 80 Jahre ist,<br />

–kein Diabetiker ist,<br />

–essein erster Schlaganfall ist und<br />

–erkeine Antikoagulation erhält.<br />

Bei einer Lyse muss immer das Blutungsrisiko,<br />

speziell auch das Risiko einer Hirnblutung, beachtet<br />

und beobachtet wer<strong>de</strong>n. Bei einem hämorrhagischen<br />

Apoplex ist eine Lyse entsprechend fatal,<br />

weshalb eine Blutung stets zuvor im CT auszuschließen<br />

ist.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist aus Studien bekannt, dass die systematische<br />

Fibrinolyse nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, größere<br />

Thromben ausreichend schnell aufzulösen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

dann, wenn durch einen Stammgefäßverschluss<br />

<strong>de</strong>r Blutstrom so weit reduziert wird, dass<br />

auch <strong>de</strong>r Transport <strong>de</strong>s Medikamentes an <strong>de</strong>n Wirkort<br />

verhin<strong>de</strong>rt wird [5].<br />

Thrombektomie mittels Katheter. Kommt eine<br />

Lyse primär nicht in Betracht o<strong>de</strong>r hat aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Größe <strong>de</strong>s Thrombus und <strong>de</strong>s Verschlussmusters<br />

wenig Aussicht auf Erfolg, so kann mittels Mikrokatheter<br />

unter angiographischer Durchleuchtungskontrolle<br />

ein rückholbarer Stent-artiger „Fangkorb“<br />

(thrombectomy <strong>de</strong>vice) am Thrombus vorbeigeführt<br />

und entfaltet wer<strong>de</strong>n. Der Thrombus verbin<strong>de</strong>t<br />

sich mit <strong>de</strong>m Maschengeflecht und kann zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m System wie<strong>de</strong>r entfernt wer<strong>de</strong>n. Manch-<br />

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KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

Abb. 3a und 3b: Rekanalisationsinstrumente. Prof. Liebig (li.) und Prof. Maintz (re.) <strong>de</strong>monstrieren ihre Rekanalisationsinstrumente,<br />

die in b) im Detail dargestellt sind: oben ein Stent, wie er z.B. für die Beseitigung einer Halsarterieneinengung<br />

eingesetzt wird, unten ein Thrombektomie-Device, das für die intrakranielle Anwendung einen kleineren<br />

Durchmesser hat und an einem Draht montiert ist, umeinen Rückzug <strong>de</strong>s gefassten Thrombus zuermöglichen.<br />

Fotos: Rose/Maintz/Liebig<br />

mal sind hierzu mehrere Passagen mit diesem Instrument<br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Unter Umstän<strong>de</strong>n muss auch ein Stent dauerhaft<br />

implantiert wer<strong>de</strong>n, wie hier im Zugangswegan<strong>de</strong>r<br />

Arteria carotis o<strong>de</strong>r auch zur Beseitigung von Engstellen<br />

<strong>de</strong>r Hirnarterien selbst (Abb.3a und b).<br />

Dieser stellt dann einen Fremdkörper im strömen<strong>de</strong>n<br />

Blut dar, was in <strong>de</strong>r Pharmakotherapie berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Vor<strong>de</strong>r Intervention ist<br />

eine La<strong>de</strong>dosis von600 mg Clopidogrel und 300 mg<br />

ASS in Betracht zu ziehen, sofern <strong>de</strong>r Patient diese<br />

Medikamente nicht schon einnimmt.<br />

Klinische Pharmazie am Beispiel<br />

<strong>de</strong>s Patienten Friedhelm Schumacher<br />

Lyse: Ist unser Patient ein Kandidat für eine Lysetherapie?<br />

Zwar kann ein hämorrhagischer Schlaganfall<br />

als Kontraindikation ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n,<br />

allerdings ist <strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s Verschlusses unklar.<br />

Bei einem „wake-up-stroke“ kann <strong>de</strong>r Thrombus<br />

irgendwann in <strong>de</strong>r Nacht aufgetreten sein, ob das<br />

Zeitfester kleiner als 3bzw. 4,5 Stun<strong>de</strong>n ist, ist<br />

dann nicht mehr zu klären. Ferner sind die Aussichten<br />

für einen Lyseerfolg bei Verschluss <strong>de</strong>s<br />

Hauptstammes <strong>de</strong>r mittleren Hirnarterie selbst innerhalb<br />

eines adäquaten Zeitrahmens schlecht. Es<br />

resultiert <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Entschluss zur endovaskulären<br />

Thrombektomie. In Intubationsnarkose, die<br />

vor allem unwillkürliche Bewegungen <strong>de</strong>s Patienten<br />

während <strong>de</strong>r Hirngefäßsondierung verhin<strong>de</strong>rn<br />

soll, wird vom Neuroradiologen zunächst eine<br />

übersichtsweise Gefäßdarstellung erzeugt und dann<br />

die linke vor<strong>de</strong>re Halsschlaga<strong>de</strong>r mit einem Führungskatheter<br />

sondiert. Über diesen wer<strong>de</strong>n unter<br />

Durchleuchtungskontrolle <strong>de</strong>r Mikrodraht sowie<br />

nachfolgend <strong>de</strong>r Stentapplikator vorsichtig durch<br />

die Stenose geführt, <strong>de</strong>r Stent freigesetzt und abschließend<br />

mit einem Ballon anmo<strong>de</strong>lliert, wobei<br />

gleichzeitig die Gefäßenge selbst kontrolliert aufgeweitet<br />

wird. Erst danach kann das Gefäß weiter<br />

stromabwärts sondiert wer<strong>de</strong>n, was erfor<strong>de</strong>rlich ist,<br />

um das Thrombektomiesystem zu platzieren und<br />

<strong>de</strong>n Thrombus zu entfernen. In <strong>de</strong>r Abschlusskontrolle<br />

sind die Gefäße wie<strong>de</strong>r frei kontrastiert, <strong>de</strong>mentsprechend<br />

also auch durchblutet (Abb.4).<br />

Im weiteren Verlauf kommt es dann beim Patienten<br />

zu einer <strong>de</strong>utlichen klinischen Besserung <strong>de</strong>r Symptome.<br />

In einer weiteren Computertomographie<br />

nach 16 Stun<strong>de</strong>n wird noch eine verspätete Einblutung<br />

ausgeschlossen und das Ausmaß <strong>de</strong>s Infarktes<br />

beurteilt, <strong>de</strong>r letztlich nur sehr kleine und klinisch<br />

nicht dauerhaft relevante Areale betrifft.<br />

Das neu diagnostizierte intermittieren<strong>de</strong> Vorhofflimmern<br />

ist neben <strong>de</strong>r Stenose <strong>de</strong>r Halsschlaga<strong>de</strong>r<br />

auch als potenzieller Auslöser <strong>de</strong>s Thrombus zu<br />

vermuten. „Ätiologie <strong>de</strong>s Schlaganfalls kardiogen<br />

o<strong>de</strong>r arterio-arteriell-embolisch“ wird daher in <strong>de</strong>r<br />

Patientenakte festgehalten, so dass sich Ansätze zur<br />

Sekundärprophylaxe ergeben. Der Patient wird zur<br />

Abb. 4: Angiographische Abschlusskontrolle: Komplette Rekanalisation<br />

Foto: Rose/Maintz/Liebig<br />

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tab. 1: CHADS 2 -und CHA 2 DS 2 VASc-Risiko-Score<br />

Der CHA 2 DS 2 VASc-Score setzt die Resultate neuerer Studien<br />

um, in<strong>de</strong>m er weitere Risikofaktoren einbezieht. [Quelle: ESC-<br />

AF-Gui<strong>de</strong>lines]<br />

CHADS 2<br />

C(Congestive<br />

Heartfailure)<br />

H(Hypertension)<br />

Score<br />

1<br />

1<br />

A(Age) >75 1<br />

D(Diabetes) 1<br />

S(Stroke or<br />

TIA)<br />

2<br />

CHADS 2 VASc<br />

Score<br />

CHF or LVEF 1<br />

Hypertension 1<br />

Age >75 2<br />

Diabetes 1<br />

Stroke/TIA/<br />

Thromboembolism<br />

Vascular<br />

Disease<br />

2<br />

1<br />

Age 65–74 1<br />

Female 1<br />

75 mg, bei<strong>de</strong> einmal täglich. Diese duale Anti-<br />

Plättchen-Therapie ist bis zur mutmaßlichen Endothelialisierung<br />

<strong>de</strong>s Stents erfor<strong>de</strong>rlich, also min<strong>de</strong>stens<br />

etwa acht, besser zwölf Wochen. Hier überwiegt<br />

<strong>de</strong>r Nutzen einer zweifachen Behandlung die<br />

Blutungsrisiken [10]. Da in <strong>de</strong>r Apothekensoftware<br />

diese Kombination zunächst als Interaktion erscheint,<br />

ist es wichtig, sie richtig einzuschätzen und<br />

<strong>de</strong>n Patienten nicht etwa zum Absetzen eines Wirkstoffes<br />

zu motivieren. Die genaue Dauer <strong>de</strong>r Anti-<br />

Plättchen-Therapie ist Gegenstand zahlreicher<br />

Kontroversen und vielfacher Studien und unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich zu<strong>de</strong>m zwischen einfachen unbeschichteten,<br />

sogenannten Bare-Metal Stents (BMS)<br />

und beschichteten, Drug-Eluting Stents (DES).<br />

DES wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit überwiegend als Koronarstents<br />

und vereinzelt als Stents <strong>de</strong>r Beinarterien eingesetzt,<br />

hierbei wird die Endothelüberwucherung und<br />

somit die Restenoserate durch die Beschichtung mit<br />

Kardiologie überwiesen, um zu evaluieren, ob eine<br />

medikamentöse Behandlung, eine Kardioversion<br />

o<strong>de</strong>r eine Ablation zur Behandlung <strong>de</strong>s Vorhofflimmerns<br />

hier sinnvoll ist. In je<strong>de</strong>m Falle muss jedoch<br />

bereits jetzt evaluiert wer<strong>de</strong>n, ob weiterhin eine<br />

Anti-Plättchen-Therapie und/o<strong>de</strong>r eine Aggregationshemmung<br />

indiziert ist.<br />

Plättchentherapie und Antikoagulation: Diese<br />

Abwägung für die geeignete Therapie geschieht<br />

mittels CHADS 2 -o<strong>de</strong>r besser mittels CHA 2 DS 2 -<br />

VASc-Risiko-Score, die als akzeptiertes Kriterium<br />

dafür gelten, ob eine Therapie mit einem Antikoagulans<br />

indiziert ist (Tab.1). Für je<strong>de</strong>n vierten Patienten,<br />

<strong>de</strong>r im CHADS 2 -Score bei 1liegt, konnte<br />

inzwischen gezeigt wer<strong>de</strong>n, dass er im CHA 2 DS 2 -<br />

VASc-Score bei 2liegen wür<strong>de</strong> und voneiner Antikoagulation<br />

profitieren wür<strong>de</strong>. In einem fokussierten<br />

Update <strong>de</strong>r European Society of Cardiology<br />

(ESC) wird daher jetzt nur noch <strong>de</strong>r CHA 2 DS 2 -<br />

VASc-Score empfohlen [22].<br />

Bis zu einem Score von 1entschei<strong>de</strong>t man sich<br />

zugunsten einer Anti-Plättchen-Therapie mit z. B.<br />

ASS, Clopidogrel, Prasugrel o<strong>de</strong>r Ticagrelor. Ab<br />

einem CHADS 2 -Score von 2überwiegt dann <strong>de</strong>r<br />

Nutzen einer Antikoagulation die (Blutungs-) Risiken.<br />

Bei unserem Patienten schlägt nun also sowohl<br />

im CHADS 2 -als auch im CHA 2 DS 2 -VASc Scoring<br />

<strong>de</strong>r Schlaganfall (2 Punkte) und <strong>de</strong>r Hypertonus (1<br />

Punkt) zu Buche, er erhält daher 3Punkte und ist<br />

somit ein Kandidat für eine Antikoagulation<br />

(Tab. 1).<br />

Für die Antikoagulation stehen <strong>de</strong>rzeit fünf Wirkstoffe<br />

zur Wahl: die bei<strong>de</strong>n Vitamin-K-Antagonisten<br />

Warfarin und Phenprocoumon sowie die neuen oralen<br />

Antikoagulanzien (NOACs) Rivaroxaban, Apixaban<br />

und Dabigatran. Ein ausführlicher Vergleich<br />

<strong>de</strong>r Substanzen ist bereits in <strong>DAZ</strong> <strong>2012</strong>, <strong>Nr</strong>.28,<br />

S. <strong>46</strong> ff vom Erstautor veröffentlicht wor<strong>de</strong>n.<br />

Unser Patient erhält wegen <strong>de</strong>s frisch implantierten<br />

Stents zunächst prinzipiell eine zweifache Plättchentherapie<br />

mit ASS 100 mg und Clopidogrel<br />

Waswäre wenn ...<br />

…<strong>de</strong>r Patient einen DES erhalten hätte o<strong>de</strong>r keine<br />

Indikation zur Antikoagulation hätte? Anhand<br />

<strong>de</strong>r Leitlinien kommt man zu diesem Ergebnis [15,16]:<br />

Patient nachImplantation<br />

eines Bare-Metal<br />

Stents<br />

Patient nachImplantation<br />

eines Drug-Eluting<br />

Stents<br />

Patient nachImplantation<br />

eines Bare-Metal<br />

Stents bei Indikation<br />

zur Antikoagulation<br />

Patient nachImplantation<br />

eines Drug-Eluting<br />

Stents bei Indikation<br />

zur Antikoagulation<br />

3Monate ASS 100mg/<br />

Clopidogrel 75 mg, danachMonotherapie<br />

unbegrenzt<br />

12 Monate ASS 100<br />

mg/Clopidogrel 75 mg,<br />

danachMonotherapie<br />

unbegrenzt<br />

Vitamin K-Antagonist<br />

INR Zielwert 2-2,5 plus<br />

ASS 100mg/ Clopidogrel<br />

75 mg für 4Wochen,<br />

danach Monotherapie<br />

Vitamin K-Antagonist<br />

INR 2-3 o<strong>de</strong>r NOAC<br />

Vitamin K-Antagonist<br />

INR Zielwert 2-2,5 plus<br />

ASS 100mg/ Clopidogrel<br />

75 mg für 6Monate,<br />

danachVitamin K-<br />

Antagonist o<strong>de</strong>r NOAC<br />

plus Clopidogrel für 6<br />

Monate, danachMonotherapie<br />

Vitamin K-Antagonist<br />

INR 2-3 o<strong>de</strong>r<br />

NOAC<br />

Die gerinnungshemmen<strong>de</strong> Therapie nach Stent ist Gegenstand<br />

zahlreicher Studien. Sofern <strong>de</strong>r Patient zusätzlich<br />

ein akutes Koronarsyndrom o<strong>de</strong>r ein hohes<br />

Blutungsrisikoaufweist, müsste die Therapie allerdings<br />

individuell weiter angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei unserem Patienten han<strong>de</strong>lt es sich umeinen Patienten<br />

mit Indikation zur Antikoagulation und zur dualen<br />

Plättchentherapie.<br />

54 | 5650| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

Sirolimus, Paclitaxel, Zotarolimus o<strong>de</strong>r neuerdings<br />

auch mit Antiköpern verringert. Neurostents sind<br />

allerdings meist Bare-Metal Stents. Es ist inzwischen<br />

in <strong>de</strong>n meisten Leitlinien verankert, dass<br />

nach Implantation eines BMS die duale Plättchenhemmung<br />

über drei Monate durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte, bei Drug-Eluting Stents sogar über zwölf<br />

Monate [15, 16]. Anschließend kann dann auf eine<br />

Monotherapie mit ASS 100 o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren genannten<br />

Anti-Plättchen Wirkstoffen (Thienopyridinen/ADP-Rezeptor-/P2Y12-Antagonisten)<br />

gewechselt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Monotherapie muss dann solange<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>r Stent verbleibt, in<br />

aller Regel also lebenslang.<br />

Ist aber laut CHA 2 DS 2 -VASc eine Antikoagulation<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, so stellt sich die Frage, ob die Duale<br />

Antiplättchentherapie zusätzlich zur Antikoagulation<br />

gegeben wird o<strong>de</strong>r ob die ja stärkere Antikoagulation<br />

alleine ausreicht. Hier ist es so, dass für<br />

einen allerdings dann verkürzten Zeitraum die bei<strong>de</strong>n<br />

Therapien kombiniert wer<strong>de</strong>n können, wenngleich<br />

das Blutungsrisiko erhöht ist [15]. Eine<br />

kombinierte Triple-Therapie ist allerdings mit <strong>de</strong>n<br />

NOACs noch nicht erprobt, so dass für die Zeit <strong>de</strong>r<br />

erfor<strong>de</strong>rlichen Dreifachbehandlung doch wie<strong>de</strong>r<br />

auf die älteren Vitamin-K-Antagonisten zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n muss (eine Zweifachbehandlung mit<br />

z.B. Rivaroxaban und ASS o<strong>de</strong>r Clopidogrel gilt<br />

hingegen als sicher).<br />

MTM –das Medikationsmanagement<br />

Der Arzt auf Station möchte nun, dass <strong>de</strong>r Apotheker<br />

die Daten <strong>de</strong>s Patienten insgesamt klinischpharmazeutisch<br />

aufarbeitet und ein MTM erstellt.<br />

Die Laborwerte liegen inzwischen vor, sind aber<br />

sämtlich im Normalbereich. Das Lipidpanel ist<br />

hingegen auffällig:<br />

Lipidpanel nüchtern: Gesamtcholesterin (TC):<br />

242 mg/dl, Triglyceri<strong>de</strong> 297 mg/dl, HDL 28 mg/dl,<br />

LDL 155 mg/dl<br />

Das MTM wird –wie in <strong>de</strong>r POP-Serie üblich –in<br />

einem angepassten SOAP-Format geschrieben [3].<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hier um ein erweitertes klinisches<br />

MTM.<br />

Kurzbeschreibung <strong>de</strong>s Patienten<br />

Friedhelm Schumacher ist ein 61-jähriger übergewichtiger<br />

Herr im Zustand nach Schlaganfall mit<br />

<strong>de</strong>utlich verbesserten Symptomen einer Hemiparese.<br />

Seine Sprache ist wie<strong>de</strong>r gut verständlich. Er<br />

lei<strong>de</strong>t an Bluthochdruck, Vorhofflimmern und an<br />

Hyperlipidämie.<br />

Objektive Parameter und relevante Ziele<br />

Diagnosen: Bluthochdruck, Brady-Arrhytmia absoluta<br />

bei permanentem Vorhofflimmern, Fettleibigkeit,<br />

Hyperlipidämie, Status post Apoplexia cerebri.<br />

Medikamente:<br />

Atenolol 25 mg: 1-0-0<br />

Terfenadin 60 mg: 1-0-0<br />

ASS 100 mg: 0-1-0<br />

Clopidogrel 75 mg: 0-1-0<br />

Clarithromycin 250 mg:1-0-1 (abgesetzt)<br />

Salbutamol Inhaler: bei Bedarf (abgesetzt)<br />

Xylometazolin Nasenspray (abgesetzt)<br />

Allergien: Pollinosis<br />

Vitalparameter: 82 kg, RR 160/95 mmHg, Puls 80,<br />

arrhythmisch. Körpergröße 1,72 m, BMI 28<br />

Lipidpanel nüchtern: Gesamtcholesterin (TC):<br />

242 mg/dl, Triglyceri<strong>de</strong> 297 mg/dl, HDL 28 mg/dl,<br />

LDL 155 mg/dl<br />

Befund<br />

Indikationsprüfung: Für <strong>de</strong>n Patienten errechnet<br />

sich ein CHADS 2 -Score von 3,daher wird eine<br />

Antikoagulation empfohlen. NOACs weisen u.a.<br />

ein geringeres Risiko für schwere Blutungen auf,<br />

haben keine Nahrungsmittelinteraktionen und erfor<strong>de</strong>rn<br />

kein Monitoring, sind daher <strong>de</strong>n Vitamin<br />

K-Antagonisten vorzuziehen [2, 17, 18, 19, 22].<br />

Nach Implantation eines Bare-Metal Stents wird<br />

eine Kombination mit einer dualen Anti-Plättchentherapie<br />

empfohlen. Da für die Dreifach-Kombination<br />

keine Erfahrungen mit einem NOAC vorliegen,<br />

wird daher hier für vier Wochen Phenprocoumon<br />

mit Zielbereich 2bis 2,5 in Kombination mit ASS<br />

100 mg und Clopidogrel 75 mg angeraten. Danach<br />

sollten alle drei Medikamente abgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

und es kann auf z. B. Rivaroxaban 1x täglich 20 mg<br />

als Schlaganfallprophylaxe gewechselt wer<strong>de</strong>n, die<br />

duale Anti-Plättchen-Therapie sollte dann ganz abgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der LDL-Wert von 155 mg/dl sollte auf 70-100<br />

mg/dl gesenkt wer<strong>de</strong>n [20]. Die anzustreben<strong>de</strong> Senkung<br />

beträgt ca. 45-50%. Eine Senkung in diesem<br />

Maße kann z. B. mit Rosuvastatin 10-20 mg, Atorvastatin<br />

40 mg o<strong>de</strong>r Simvastatin 80 mg (in dieser<br />

Dosierung nicht mehr empfohlen) erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

[3] (Tab.2).<br />

Medikationsprüfung<br />

Kontraindikationen<br />

Arrhythmie:<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5651|55


KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

tab. 2: Statine –äquivalente Dosierungen<br />

%LDL -Reduktion<br />

(approx.)<br />

Atorvastatin Fluvastatin Lovastatin Pravastatin Rosuvastatin Simvastatin<br />

ca. 10 –20% – 20mg 10mg 10mg – 5mg<br />

ca. 20–30% – 40mg 20mg 20mg – 10 mg<br />

ca. 30–40% 10 mg 80 mg 40 mg 40 mg 5mg 20mg<br />

ca. 40–45% 20 mg – 80mg 80mg 5–10mg 40mg<br />

ca. <strong>46</strong>–50% 40 mg – – – 10–20mg 80mg*<br />

ca. 50 –55% 80 mg – – – 20mg –<br />

ca. 56–60% – – – – 40 mg –<br />

*80mg-Dosierung wegen erhöhtem Rhabdomyolyse-Risiko nicht länger empfohlen<br />

. Clarithromycin wur<strong>de</strong> inzwischen abgesetzt,<br />

sollte wegen <strong>de</strong>r Interaktion über CYP-3A4 mit<br />

Terfenadin und wegen <strong>de</strong>s proarrhythmischen<br />

Potenzials aber auch zukünftig vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

. Terfenadin sollte aus gleichem Grun<strong>de</strong> abgesetzt<br />

und durch Cetirizin 10 mg ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Interaktionsprüfung<br />

. Die Wechselwirkung zwischen ASS, Clopidogrel<br />

und Phenprocoumon wur<strong>de</strong> wie beschrieben<br />

hinterfragt und wegen <strong>de</strong>s zuvor eingesetzten<br />

Stents als gewünscht bewertet, alle drei Medikamente<br />

wer<strong>de</strong>n nach vier Wochen abgesetzt<br />

und durch Rivaroxaban ersetzt.<br />

. Eine Wechselwirkung zwischen Atenolol und<br />

Salbutamol tritt auf. Betablocker reduzieren naturgemäß<br />

die Wirkung von Sympathomimetika,<br />

wobei Atenolol β 1 -selektiv blockt und Salbutamol<br />

β 2 -selektiv stimuliert. Das Ausmaß <strong>de</strong>r Interaktion<br />

ist hier also gering. Es sollte aber beim<br />

Patienten hinterfragt wer<strong>de</strong>n, ob die Wirkung<br />

<strong>de</strong>s Salbutamols immer ausreichend ist. Auch<br />

kann überlegt wer<strong>de</strong>n, ob ein Betablocker hier<br />

die erste Wahl ist o<strong>de</strong>r ob ein an<strong>de</strong>rer Wirkstoff<br />

günstiger wäre. Es besteht keine zwingen<strong>de</strong> Indikation<br />

für einen Betablocker [23].<br />

Leitlinienkonformität<br />

. Die Gabe vonASS 100 mg /Clopidogrel 75 mg<br />

nach Stent ist leitliniengerecht [16], ebenso die<br />

nun erfolgen<strong>de</strong> Antikoagulation, wobei die<br />

NOACs bisher erst über Ergänzungen in <strong>de</strong>n<br />

Leitlinien berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind. Eine<br />

Dreifach-Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten<br />

ist leitlinienkonform.<br />

. Für die Blutdrucktherapie nach Schlaganfall ist<br />

laut Leitlinie JNC-7 ein ACE-Hemmer die beste<br />

Wahl [21].<br />

. Salbutamol und das Xylometazolin Nasenspray<br />

wur<strong>de</strong>n auf Nachfrage beim Patienten nur kurzfristig<br />

bei einer akuten Infektion eingesetzt.<br />

Plan<br />

Absetzen von:<br />

Atenolol und Terfenadin.<br />

Clarithromycin, Xylometazolin und Salbutamol<br />

sind bereits abgesetzt.<br />

Gabe von:<br />

. ASS 100 mg 1xtäglich p. o. und Clopidogrel<br />

1xtäglich p. o. und von Phenprocoumon 3mg<br />

1xtäglich p. o. unter INR-Kontrolle auf Ziel<br />

INR 2-2,5, alle drei Medikamente über vier Wochen,<br />

danach Absetzen aller drei Medikamente,<br />

statt<strong>de</strong>ssen Rivaroxaban 20 mg 1xtäglich p.o.,<br />

sobald INR


KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

tab. 4: therapieüberwachung Lisinopril:<br />

Parameter Zeitpunkt Zielwerte Durch wen Maßnahme<br />

Überwachung <strong>de</strong>r Wirksamkeit:<br />

Blutdruck wöchentlich 130–139 mmHG/<br />

80–85mmHG<br />

Überwachung auf toxizität:<br />

Kalium<br />

Scr<br />

Leukozyten<br />

nach 2Wochen,<br />

danach jährlich<br />

nach 2Wochen,<br />

danach jährlich<br />

nach 2Wochen,<br />

danach jährlich<br />

Primärarzt<br />

Ggf. Dosis auf 20 mg/<br />

Tagerhöhen<br />

3,8–5,2 mmol/l Primärarzt Ggf. Blutdrucksenker<br />

wechseln (BetaBlocker)<br />

0,66–1,09 mg/dl Primärarzt Ggf. Blutdrucksenker<br />

wechseln (BetaBlocker)<br />

4–9x10 9 /l Primärarzt Ggf. Blutdrucksenker<br />

wechseln (BetaBlocker)<br />

Reizhusten fortlaufend ja/nein Patient Ggf. Blutdrucksenker<br />

wechseln (AT-1Blocker)<br />

Monitoring/Therapieüberwachung<br />

Therapieüberwachung Rivaroxaban (Tab.3)<br />

Therapieüberwachung Lisinopril (Tab.4).<br />

Patientenvorstellung aus pharmazeutischer<br />

Sicht<br />

. Fortlaufen<strong>de</strong> INR-Kontrolle und Dosierung laut<br />

Protokoll [2].<br />

. Dosissteigerung von Lisinopril auf 5mgggf.<br />

nach ca. einer Woche (Lisinopril).<br />

. Kontrolle <strong>de</strong>r Toxizität von Lisinopril, Rivaroxaban<br />

und Rosuvastatin nach vier Wochen.<br />

Schulung: Sofern die Vorschläge vom Arzt umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, sollte <strong>de</strong>r Apotheker <strong>de</strong>n Patienten<br />

entsprechend schulen. Wichtig ist, dass man mit<br />

griffigen Sätzen die Botschaft kurz und prägnant<br />

vermittelt. Im Beispiel wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Apotheker Herrn<br />

Schumacher die Notwendigkeit eines Medikamentes<br />

zur Cholesterinsenkung vermitteln müssen und<br />

auf die damit verbun<strong>de</strong>ne Chance zur Plaque-Reduktion<br />

hinweisen. Anzeichen für eine Rhabdomyolyse<br />

wer<strong>de</strong>n erläutert, so dass Herr Schumacher<br />

bei ersten Muskelschmerzen bereits alarmiert ist.<br />

Eine Antikoagulations-Notfallkarte sollte <strong>de</strong>m Patienten<br />

mitgegeben wer<strong>de</strong>n. Über die Möglichkeit<br />

verstärkter Blutungen ist aufzuklären. Über die<br />

möglichen Nebenwirkungen von Rivaroxaban in<br />

<strong>de</strong>r Dauerbehandlung wird informiert. In <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />

kann es zu vermehrten Schleimhautblutungen<br />

kommen, Synkopen sind selten, aber für <strong>de</strong>n<br />

Patienten potenziell belastend und gefährlich.<br />

Ein möglicher trockener Husten als potenzielle Nebenwirkung<br />

<strong>de</strong>s ACE-Hemmers wird erläutert.<br />

Zur Verbesserung <strong>de</strong>r Compliance kann mit drastischen<br />

Worten darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n, dass die<br />

Medikamente zur Vorbeugung eines weiteren, dann


KLiNiSCHe PHARMAZie –POP<br />

vielleicht folgenschwereren Schlaganfalles entschei<strong>de</strong>nd<br />

sind.<br />

In diesem Zusammenhang kann auch auf die allgemeine<br />

Lebensführung Bezug genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Rauchen sollte thematisiert wer<strong>de</strong>n, ebenso <strong>de</strong>r<br />

Wert einer gesun<strong>de</strong>n Ernährung und einer Gewichtsreduktion.<br />

Konsequente physiotherapeutische<br />

Übungen bzw. Reha wer<strong>de</strong>n allerdings sicherlich<br />

ärztlich verordnet und eigentlich von allen<br />

Patienten gut angenommen. In Folge eines Schlaganfalls<br />

kommt es häufig auch zu Depressionen, <strong>de</strong>r<br />

Patient kann vorbeugend darauf hingewiesen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass er sich bei ersten Anzeichen an seinen<br />

Arzt wen<strong>de</strong>n möge.<br />

Zusammenfassung<br />

Patient Friedhelm Schumacher erlaubt uns einen<br />

Blick auf die <strong>de</strong>rzeitige Therapie eines Schlaganfalles<br />

in einem hierauf spezialisierten Zentrum. Es<br />

ergeben sich hier vielfältige Möglichkeiten, wie<br />

sich ein Apotheker sowohl auf Station als auch nach<br />

<strong>de</strong>r Entlassung im nie<strong>de</strong>rgelassenen Bereich zum<br />

unmittelbaren Wohle <strong>de</strong>s Patienten einbringen<br />

kann.<br />

Im Beispiel musste man vertraut sein mit <strong>de</strong>r dualen<br />

Anti-Plättchen-Therapie, mit <strong>de</strong>m CHADS 2 -<br />

Score, mit <strong>de</strong>r therapeutischen Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r<br />

Statin-Dosierungen und mit einer leitliniengerechten<br />

Blutdrucktherapie. Auch auf die mo<strong>de</strong>rne Antikoagulationstherapie<br />

wur<strong>de</strong> kurz eingegangen.<br />

Die Erstellung eines MTMs bietet für <strong>de</strong>n Arzt eine<br />

elegante Möglichkeit, bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>r Therapie<br />

zeitsparend auf an<strong>de</strong>re Ressourcen zurückzugreifen.<br />

Zu<strong>de</strong>m erhält er so mehr Therapiesicherheit.<br />

<<br />

Literatur<br />

steht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Artikels auf <strong>DAZ</strong>.online unter<br />

www.<strong>de</strong>utsche-apotheker-zeitung.<strong>de</strong><br />

Autoren<br />

Olaf Rose, Studium <strong>de</strong>r Pharmazie<br />

von 1989 –1993 an <strong>de</strong>r WWU in<br />

Münster, 1993 –1994 Forschungsaufenthalt<br />

bei Bayer Yakuhin, Japan,<br />

Studium/Promotion zum Doctor<br />

ofPharmacy an <strong>de</strong>r University<br />

of Florida, USA 2006–2009. Inhaber<br />

dreier Apotheken in Münster<br />

und im Münsterland. Doktorand an <strong>de</strong>r Uni Bonn bei<br />

Prof. Ulrich Jaeh<strong>de</strong>. Wissenschaftliches Mitglied und<br />

Mitinitiator <strong>de</strong>r WestGem-Studie (MTM und sektorübergreifen<strong>de</strong><br />

Versorgungsforschung bei multimorbi<strong>de</strong>n Patienten)<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Bergischen Universität<br />

Wuppertal und <strong>de</strong>r KatHO-NRW. Schwerpunkt: klinisches<br />

MTM.<br />

Apotheker Olaf Rose, PharmD, Coer<strong>de</strong>-Apotheke, Hamannplatz 6,<br />

48157Münster, rose@elefantenapo.<strong>de</strong><br />

thomas Liebig, Studium <strong>de</strong>r Medizin<br />

an <strong>de</strong>r MH Hannover, Integriertes<br />

Auslandsstudium an <strong>de</strong>r<br />

University ofFlorida in <strong>de</strong>n USA,<br />

Facharztausbildung in Berlin (Charité),<br />

Hannover und Essen bis zum<br />

Erwerb <strong>de</strong>r Schwerpunktbezeichnung<br />

Neuroradiologie, 2006 –2010<br />

leiten<strong>de</strong>r Oberarzt im Klinikum rechts <strong>de</strong>r Isar <strong>de</strong>r TU<br />

München (Neuroradiologie), 2010 –2011 kommissarischer<br />

Leiter <strong>de</strong>s Instituts für Radiologische Diagnostik<br />

an <strong>de</strong>r Uniklinik Köln sowie seit 2010 Berufung zum Professor<br />

und Leiter <strong>de</strong>s Schwerpunkts Neuroradiologie<br />

<strong>de</strong>r Uniklinik Köln. Schwerpunkt: Interventionelle<br />

Neuroradiologie.<br />

Prof. Dr. Thomas Liebig, Leiter Neuroradiologie Uniklinik Köln, thomas.<br />

liebig@uk-koeln.<strong>de</strong><br />

David Maintz, Studium <strong>de</strong>r Medizin an <strong>de</strong>n Universitäten<br />

inBonn, Berlin und Pittsburgh. Promotionsarbeit<br />

am Institut für Neuropathologie <strong>de</strong>r Uni Bonn. Stipendium<br />

an <strong>de</strong>r Harvard Medical School<br />

(Cardiac MR Center) in Boston/<br />

USA. Ab 2003 Facharzt und Funktionsoberarzt<br />

für Diagnostische Radiologie<br />

an <strong>de</strong>r Uni Münster, dort<br />

2004 Habilitation. Ab 2007 Leiten<strong>de</strong>r<br />

Oberarzt sowie seit 2009 außerplanmäßiger<br />

Professor. Seit Januar<br />

<strong>2012</strong> Professur und Institutsleitung<br />

<strong>de</strong>r Radiologischen Diagnostik an <strong>de</strong>r Uniklinik<br />

Köln. Forschungsschwerpunkte: Bildgebung <strong>de</strong>s Herzens<br />

und <strong>de</strong>r Gefäße sowie bildgesteuerte Behandlungsverfahren.<br />

Prof. Dr.David Maintz,Leiter <strong>de</strong>s Instituts und <strong>de</strong>r Poliklinik für Radiologische<br />

Diagnostik,Uniklinik Köln, david.maintz@uk-koeln.<strong>de</strong><br />

Hartmut Derendorf ist Distinguished<br />

Professor und Chairman <strong>de</strong>s<br />

Departments of Pharmaceutics an<br />

<strong>de</strong>r University ofFlorida in Gainesville,<br />

wo er seit 1983 Pharmakokinetik,<br />

Pharmakodynamik und<br />

Klinische Pharmakokinetik lehrt.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von<br />

Corticosteroi<strong>de</strong>n und Antibiotika. Er war Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

American College ofClinical Pharmacology und <strong>de</strong>r International<br />

Society for Anti-infective Pharmacology.<br />

Professor Derendorf wur<strong>de</strong> für herausragen<strong>de</strong> Forschungsleistungen<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet<strong>de</strong>r Klinischen Pharmakologie<br />

mit <strong>de</strong>m Distinguished Investigator Award<br />

<strong>de</strong>s American College ofClinical Pharmacology (ACCP)<br />

2010 ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> ihm auch<br />

<strong>de</strong>r Volwiler Award verliehen, die höchste Forschungsauszeichnung<br />

<strong>de</strong>r amerikanischen Hochschulpharmazie.<br />

Prof. Dr. Hartmut Derendorf, Distinguished Professor and Chairman,<br />

Department of Pharmaceutics, UniversityofFlorida, 100494, Collegeof<br />

Pharmacy,1600 SW Archer Road, P3-27, Gainesville, FL 32610<br />

58|5654| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AMTS-Spezial<br />

Im AMTS-Spezial wer<strong>de</strong>n ausgesuchte<br />

Arzneimitteltherapiesicherheits-<br />

Aspekte <strong>de</strong>s jeweiligen Themengebietes<br />

vorgestellt. In <strong>de</strong>r <strong>DAZ</strong>.online-<br />

Version und auf Seite 37fin<strong>de</strong>n Sie zu<br />

diesem Fall ein ausführlicheres AMTS-<br />

Spezial zum Blutungsrisiko.<br />

. Schlaganfallpatienten sind durch<br />

die Therapie mit oralen Antikoagulanzien<br />

(OAK) gefähr<strong>de</strong>t, eine<br />

schwerwiegen<strong>de</strong> Blutung zu entwickeln.<br />

. 4–20% aller intrazerebralen Blutungen<br />

wer<strong>de</strong>n durch Therapie mit<br />

OAK verursacht.<br />

. Das Blutungsrisiko ließ sich in<strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit nur schwer und<br />

nicht zuverlässig unter Verwendung<br />

komplexer Formeln abschätzen.<br />

. Empfohlenes Instrument zur Abschätzung<br />

<strong>de</strong>s Blutungsrisikos bei<br />

Patienten mit Vorhofflimmern ist<br />

<strong>de</strong>r HAS-BLED Score.<br />

. Akronym HAS-BLED steht für die<br />

blutungsassoziierten Risikofaktoren<br />

Hypertension [H], abnormal renal/liver<br />

function [A], Stroke [S],<br />

Bleeding history orpredisposition<br />

[B], labile INR [L], El<strong>de</strong>rly [E] und<br />

drugs/alcohol concomitantly [D].<br />

. HAS-BLED isterprobt bei Patienten<br />

mit Vorhofflimmern, befasst sich<br />

mit Risikofaktoren, die zum Teil aktiv<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n können, ist im<br />

klinischen Alltag einfachzuberechnen<br />

und korreliertgut mit <strong>de</strong>m Blutungsrisiko.<br />

. Errechnet sich ein HAS-BLED Wert<br />

von ≥ 3, besteht ein hohes Blutungsrisiko<br />

(beson<strong>de</strong>re Vorsicht<br />

bei <strong>de</strong>r Anwendung von oralen<br />

Antikoagulanzien ist gefor<strong>de</strong>rt,<br />

engmaschige Kontrollmaßnahmen<br />

müssen durchgeführt wer<strong>de</strong>n).<br />

. Hohe HAS-BLED-Werte disqualifizieren<br />

einen Patienten nicht per se<br />

voneiner Therapie mit OAK, da diese<br />

Patienten oft auch ein hohes<br />

Schlaganfallrisiko aufweisen und<br />

dann beson<strong>de</strong>rsvon <strong>de</strong>r Antikoagulanzien-Therapie<br />

profitieren.<br />

. Es ist noch ungewiss, ob <strong>de</strong>r HAS-<br />

BLED-Score eine Unterstützung bei<br />

<strong>de</strong>r Entscheidung sein kann, ob ein<br />

bewährtes OAK o<strong>de</strong>r ein NOAK gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Apothekerin Dr.Verena Stahl,<br />

Saarbrücken<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


Antihistaminika-Alarm<br />

Hustensäfte und die Gefährdung vonKleinkin<strong>de</strong>rn<br />

ein Positionspapier sowie eine Pressemitteilung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaftfür Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin<br />

(DGKJ) sorgen für irritationen. Hier wird explizit vor rezeptfreien Husten- und erkältungssäften<br />

gewarnt, die Antihistaminika<strong>de</strong>r erstenGeneration enthalten. insbeson<strong>de</strong>re Kleinkin<strong>de</strong>r<br />

sollen solche Präparate inbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m Umfang erhalten. Wie sieht das BfArM die Situation?<br />

Gibt es gehäuft Meldungen über unerwünschte Wirkungen entsprechen<strong>de</strong>r Präparate bei<br />

Kleinkin<strong>de</strong>rn? Wenn ja, welche Präparate wer<strong>de</strong>n bei welchen Beschwer<strong>de</strong>n in dieser Altersgruppe<br />

so ofteingesetzt? Sind es tatsächlichdie indikationen Hustenund erkältung o<strong>de</strong>r vor allem<br />

Übelkeit und erbrechen? im Folgen<strong>de</strong>n geben wir das Positionspapier <strong>de</strong>r DGKJ sowie die Antwort<br />

<strong>de</strong>s BfArM wie<strong>de</strong>r.Professor Dr. Hannsjörg Seyberth,Sachverständiger <strong>de</strong>r Kommission für Arzneimittelsicherheit<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaftfür Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin, erläutertimGespräch<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>DAZ</strong>das Anliegen <strong>de</strong>r Fachgesellschaft und versucht, irritationen um die Warnung<br />

vorHusten- und erkältungsmitteln zu beheben.<br />

Foto: Joanna Zielinska–Fotolia.com<br />

60|5656| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


ARZNeiMitteL-SiCHeRHeit<br />

Das Positionspapier<br />

Verschreibungsfreie Antihistaminika<br />

<strong>de</strong>r ersten Generation<br />

Positionspapier <strong>de</strong>r Kommission für Arzneimittelsicherheit<br />

im Kin<strong>de</strong>salter (KASK) <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin<br />

(DGKJ)*<br />

Problematik<br />

Der wirkliche Stellenwert <strong>de</strong>r Antihistaminika (H 1 -<br />

Antagonisten) <strong>de</strong>r ersten Generation (AH1G) in<br />

ihrer Verwendung als Hypnotika und Sedativa bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn ist <strong>de</strong>rzeit nur sehr schlecht einzuschätzen,<br />

da diese „long established products“ [z. B. Doxylamin,<br />

Diphenhydramin, Dimenhydrinat (Diphenhydramintheophyllinat),<br />

Promethazin] meist rezeptfrei<br />

in <strong>de</strong>n Apotheken erhältlich sind. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass diese Wirkstoffgruppe als<br />

Antiemetika und in Kombination mit an<strong>de</strong>ren Wirkstoffen<br />

in Husten und Erkältungsmitteln weit verbreitet<br />

ist. Da ihre sedieren<strong>de</strong> Wirkung allgemein<br />

bekannt ist, kann man davon ausgehen, dass diese<br />

Produkte auch zur Beruhigung bzw. Ruhigstellung<br />

außerhalb ihres Zulassungsbereichs („off label<br />

use“) eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Eine Verordnung von<br />

AH1G scheint bevorzugt –noch vor Benzodiazepinen<br />

und Chloralhydrat –als Hypnotika und Sedativa<br />

auch durch Haus- und Allgemeinärzte zu erfolgen<br />

[12].<br />

Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang<br />

bleiben, dass mit Beginn <strong>de</strong>r 1950er Jahre noch<br />

überwiegend von unbeabsichtigten (akzi<strong>de</strong>ntiellen)<br />

Überdosierungen in <strong>de</strong>r pädiatrischen Literatur berichtet<br />

wur<strong>de</strong>, während ab <strong>de</strong>m Jahr 2000 mehrere<br />

Publikationen über beabsichtigte Überdosierungen<br />

mit To<strong>de</strong>sfolge unter <strong>de</strong>r Behandlung mit AH1G<br />

und AH1G-haltigen Husten- und Erkältungsmitteln<br />

überwiegend in <strong>de</strong>r forensischen Literatur erschienen<br />

[2, 4, 7, 9, 15, 16].<br />

Pädiatrische Pharmakologie<br />

Neben <strong>de</strong>r antihistaminischen und antiallergischen<br />

Wirkung entfalten AH1G zusätzlich zentralnervöse<br />

und anticholinerge (antimuskarinerge) Wirkungen.<br />

Während die Hemmung <strong>de</strong>s peripheren H 1 -Rezeptors<br />

die allergische Symptomatik unterdrückt, verursachen<br />

diese gut liquorgängigen Antihistaminika<br />

durch die Blocka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zerebralen H 1 -Rezeptoren<br />

zentralnervöse Symptome. Dadurch tritt bereits bei<br />

üblicher Dosierung <strong>de</strong>r ausgeprägte und lang andauern<strong>de</strong><br />

(> 24 h) sedieren<strong>de</strong> Effekt ein, <strong>de</strong>r bei<br />

älteren Kin<strong>de</strong>rn zu Tagesmüdigkeit, Benommenheit,<br />

Konzentrationsstörungen und letztendlich bei<br />

toxischer Dosis zu Halluzinationen und Krämpfen<br />

führen kann. Bei Säuglingen ist dagegen vermehrt<br />

mit zentralen Atemstörungen wie Schlafapnoen<br />

und im ungünstigsten Fall mit einem kardiorespiratorischen<br />

Kollaps zu rechnen (s. Fachinformation<br />

und publizierte Fallberichte in <strong>de</strong>r forensischen<br />

Literatur [2, 15, 16]). Die anticholinerge, atropinähnliche<br />

(Neben-)Wirkung ist nicht nur für die erwünschte<br />

antiemetische Wirkung, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

die häufig zu beobachten<strong>de</strong>n unerwünschten Effekte<br />

Mundtrockenheit, Sekreteindickung (cave: obstruktive<br />

Atemstörung!), Blasenentleerungsstörung,<br />

Obstipation, tachykar<strong>de</strong> Herzrhythmusstörung<br />

(QT-Zeit-Verlängerung) und u. U. für das<br />

zentrale anticholinerge Syndrom verantwortlich zu<br />

machen. Offensichtlich sind nach Angabe <strong>de</strong>r<br />

Fachinformation beson<strong>de</strong>rs Kin<strong>de</strong>r bei einer Dimenhydrinatvergiftung<br />

durch diese zentrale Vagusblocka<strong>de</strong><br />

lebensbedrohlich gefähr<strong>de</strong>t. Aus diesen<br />

Grün<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n für die Behandlung vonAllergien<br />

die AH1G weitgehend durch neuere, nichtsedieren<strong>de</strong><br />

H 1 -Rezeptor-Antagonisten ersetzt. Aber wegen<br />

<strong>de</strong>r sedieren<strong>de</strong>n und allgemein zentralnervös<br />

dämpfen<strong>de</strong>n und damit auch antiemetischen Eigenschaft<br />

sind diese Altsubstanzen für Kin<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Darreichungsformen weiterhin<br />

verfügbar. Sokönnen z. B. Doxylamin als Sedaplus<br />

® -Saft o<strong>de</strong>r als Mereprine ® -Sirup zur Behandlung<br />

von Unruhe, Erregungszustän<strong>de</strong>n und Schlafstörungen<br />

und Diphenhydramin sowie Dimenhydrinat<br />

mit <strong>de</strong>r ausgeprägtesten, antimuskarinergen<br />

Wirkung als Emesan ® -Kin<strong>de</strong>rzäpfchen bzw. als<br />

Vomex A ® -Saft und Vomacur/Vomex ® -Suppositorien<br />

zur symptomatischen Behandlung von Übelkeit<br />

und Erbrechen bereits ab <strong>de</strong>r zweiten Hälfte<br />

<strong>de</strong>s ersten Lebensjahres ohne Rezept in <strong>de</strong>n Apotheken<br />

abgegeben wer<strong>de</strong>n. Selbst in harmlos erscheinen<strong>de</strong>n<br />

pflanzlichen Säften zur Sedierung<br />

sind AH1G beigemischt, z. B. Doxylamin im Gemisch<br />

mit Extrakten von Weißdorn, Mistel, Passionsblume,<br />

Hopfen und Hafer in <strong>de</strong>m Sedativum<br />

Curatan nach E. Gallner,Stern-Apotheke, Münster.<br />

Aber auch in rezeptfreien Husten- und Erkältungssäften<br />

fin<strong>de</strong>t man die AH1G, z. B. Doxylamin zusammen<br />

mit Ephedrin, Dextromethorphan und<br />

Paracetamol in WICK MediNait ® ,Erkältungssirup<br />

für die Nacht. In diesen Kombinationsprodukten<br />

wird das bereits ungünstige Nutzen-Risiko-Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r AH1G-Monosubstanzen durch die Komedikation<br />

mit weiteren zentralwirksamen Substanzen,<br />

wie Dextromethorphan und Ephedrin,<br />

noch zusätzlich ungünstig beeinflusst [7]. Da die<br />

AH1G durch die N-Demethylierung im CYP2D6-<br />

Stoffwechselweg enzymatisch abgebaut wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht möglicherweise noch zusätzlich die Gefahr,dass<br />

bei <strong>de</strong>r Komedikation mit Dextromethorphan<br />

und Ephedrin, alles Substrate, die durch <strong>de</strong>n<br />

CYP2D6-StoffwechselwegO-<strong>de</strong>methyliert bzw.4-<br />

hydroxyliert wer<strong>de</strong>n, die zentrale Wirkung durch<br />

die gegenseitige Hemmung im Abbau verstärkt<br />

wird. Weiterhin kommt zu dieser potenziellen Arzneimittelinteraktion<br />

komplizierend hinzu, dass<br />

CYP2D6 einen ausgeprägten genetischen Polymorphismus<br />

aufweist und im ersten Lebensjahr<br />

einem funktionellen Reifungsprozess unterworfen<br />

ist [14].<br />

Angesichts dieser vielfältigen offenen Fragen zur<br />

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik <strong>de</strong>r AH1G<br />

muss man sich fragen, welches Datenmaterial zur<br />

Wirksamkeit und Verträglichkeit beim Abschluss<br />

<strong>de</strong>r Nachzulassung im Jahre 2005 <strong>de</strong>m BfArM<br />

(Bun<strong>de</strong>sinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte)<br />

von <strong>de</strong>n Herstellern vorgelegt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>n<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5657|61


ARZNeiMitteL-SiCHeRHeit<br />

Risikoinformation <strong>de</strong>sBfArM<br />

Diphenhydramin, Doxylamin und Dimenhydrinat: Rezeptfreie H 1 -Antihistaminika<br />

<strong>de</strong>r ersten Generation bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

Wassind Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation und wofür<br />

wer<strong>de</strong>n sie eingesetzt?<br />

H 1 -Antihistaminikasind Arzneistoffe, die durcheine Blocka<strong>de</strong> von<br />

H 1 -Rezeptoren dieWirkung vonHistamin hemmen und somit antiallergisch<br />

wirken. Im Gegensatz zu H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r zweiteno<strong>de</strong>r<br />

dritten Generation wer<strong>de</strong>n H 1 -Antihistaminika<strong>de</strong>r ersten<br />

Generation gut in das zentrale Nervensystem aufgenommen. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Blocka<strong>de</strong> zentraler H 1 -Rezeptoren habendiese Antihistaminika<br />

zusätzlich einen sedieren<strong>de</strong>n und antiemetischen Effekt<br />

und wer<strong>de</strong>n daher hauptsächlich indiesen Indikationsgebieten,<br />

nämlich als Sedativum (Schlaf- und Beruhigungsmittel) o<strong>de</strong>r<br />

Antiemetikum (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen) eingesetzt.<br />

H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation wer<strong>de</strong>n dagegen bei<br />

<strong>de</strong>r Behandlung von allergischen erkrankungen zunehmend<br />

durch nicht-sedieren<strong>de</strong> Antihistaminika <strong>de</strong>r zweiten o<strong>de</strong>r dritten<br />

Generation ersetzt.<br />

H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation sind zur Behandlung<br />

vonerkältungskrankheiten für Kin<strong>de</strong>r bis drei Jahren <strong>de</strong>rzeit<br />

in Deutschland nicht zugelassen.<br />

Für Kleinkin<strong>de</strong>r (bis drei Jahre) sind aber folgen<strong>de</strong> rezeptfreien<br />

H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation als Antiemetikum bzw.<br />

Sedativum zugelassen:<br />

. Doxylamin: zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn ab<strong>de</strong>m 6. Monat<br />

. Diphenhydramin: zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn ab einem Körpergewicht von 8kg<br />

. Dimenhydrinat: zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen<br />

bei Kin<strong>de</strong>rnabeinem Körpergewicht von 6kg<br />

Wasist bei <strong>de</strong>r Anwendung<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn zu berücksichtigen?<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn besteht die Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>s Auftretens paradoxer Reaktionen wie Unruhe, Erregung,<br />

Schlaflosigkeit, Angstzustän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Zittern. Des Weiteren<br />

ist bei Säuglingen beson<strong>de</strong>re Vorsicht geboten, da diese beson<strong>de</strong>rs<br />

empfindlich auf die anticholinergen Effekte dieser Antihistaminika<br />

reagieren können und somit das Risiko für unregelmäßigen<br />

Atemund Atemstillstand besteht.<br />

Überdosierungen können vor allem bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

auftreten und diesen gefährlich wer<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund<br />

istbei Verdacht auf Überdosierung o<strong>de</strong>r Vergiftung sofortein Arzt<br />

zu informieren. Zu <strong>de</strong>n Symptomen einer Überdosierung gehören<br />

Verwirrung, Erregungszustän<strong>de</strong> bis hin zu Krampfanfällen, Bewusstseinstrübungen,<br />

die vonstarker Schläfrigkeit bis zu Bewusstlosigkeit<br />

reichen, sowie Atemstörungen bis zum Atemstillstand.<br />

Die empfohlene Dosierung sollte, vor allem bei Kin<strong>de</strong>rn, auf<br />

keinen Fall eigenmächtig erhöht wer<strong>de</strong>n!<br />

Die Informationen <strong>de</strong>r Packungsbeilage sollten insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>r Behandlung von Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn beachtet und<br />

<strong>de</strong>n Anweisungen strikt gefolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wasmacht das BfArM?<br />

Die Sicherheit <strong>de</strong>r H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation wird<br />

wie die je<strong>de</strong>s zugelassenen Arzneimittels kontinuierlich überwacht.<br />

Zusätzlich wer<strong>de</strong>n alle verfügbaren Daten in nationalen<br />

und internationalen Gremien bewertet und mögliche Maßnahmen<br />

evaluiert.<br />

Welche unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen (UAW) wur<strong>de</strong>n berichtet?<br />

H 1 -Antihistaminika <strong>de</strong>r ersten Generation können unerwünschte<br />

zentralnervöse Wirkungen wie Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

Halluzinationen und Krämpfe auslösen. Des Weiteren<br />

können sie sogenannte anticholinerge Effekte wie z.B. Mundtrockenheit,<br />

Blasenentleerungsstörungen und Verstopfung verursachen.<br />

H 1 -Antihistaminika können eine Wirkung auf das Herz haben<br />

(QT-Intervall-Verlängerung im EKG), was zur Beschleunigung<br />

<strong>de</strong>s Pulses o<strong>de</strong>r zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Die folgen<strong>de</strong>n<br />

Berichtezuunerwünschten Arzneimittelreaktionen (UAW)<br />

liegen in <strong>de</strong>r UAW-Datenbank <strong>de</strong>s BfArM vor:<br />

Berichte zuUAW bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn


ARZNeiMitteL-SiCHeRHeit<br />

Jahrzehnten zuvor hatte man aus missverstan<strong>de</strong>ner<br />

Rücksichtnahme auf die Durchführung von aussagekräftigen<br />

Zulassungsstudien bei Kin<strong>de</strong>rn –und<br />

hier insbeson<strong>de</strong>re bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

–verzichtet. Zum jetzigen Zeitpunkt, in <strong>de</strong>m die<br />

Hersteller nicht mehr in <strong>de</strong>r Pflicht zu stehen scheinen,<br />

ist es vielmals schwieriger,belastbare Hinweise<br />

o<strong>de</strong>r gar Beweise zur Be<strong>de</strong>nklichkeit dieser<br />

Wirkstoffgruppe bei Kleinkin<strong>de</strong>rn in Deutschland<br />

zusammenzutragen. Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re für <strong>de</strong>n<br />

missbräuchlichen Einsatz. Möglicherweise sind<br />

diese AH1G-haltigen Hustenmittel ebenso be<strong>de</strong>nklich<br />

wie die clobutinolhaltigen Hustenstiller, die<br />

über Jahrzehnte als gut verträglich galten, bis sie<br />

2008 nicht aufgrund epi<strong>de</strong>miologischer Erhebungen,<br />

son<strong>de</strong>rn aufgrund pharmakologischer Überlegungen<br />

prophylaktisch vom Markt genommen<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Ein- bis Dreijährigen sind aus zweierlei Grün<strong>de</strong>n<br />

vor diesen AH1G-haltigen Produkten beson<strong>de</strong>rs<br />

zu schützen:<br />

. 1. In dieser frühkindlichen Entwicklungsphase<br />

reagieren Kin<strong>de</strong>r allgemein auf ZNS-wirksame<br />

(ZNS: Zentralnervensystem) Wirkstoffe [z.B.<br />

Morphin, Nicotin, GABAerge (GABA: Gammaaminobuttersäure)<br />

Antikonvulsiva] gesteigert<br />

mit Atem<strong>de</strong>pression und Krämpfen o<strong>de</strong>r mit paradoxen<br />

Reaktionen wie Unruhe und Erregung<br />

sowie mit einer gesteigerten Neurotoxizität mit<br />

Spätfolgen für die weitere zerebrale Entwicklung.<br />

Erst jenseits <strong>de</strong>s 2. Lebensjahrs, wenn die<br />

von kaudal nach rostral fortschreiten<strong>de</strong> zerebrale<br />

Entwicklung ihren Höhepunkt überschritten hat,<br />

nimmt diese erhöhte Vulnerabilität ab [11].<br />

. 2. Diese Altersgruppe ist wegen ihrer hohen Prävalenz<br />

von Atemwegsinfektionen (6 pro Jahr),<br />

die meist von Unruhe, Husten und Erbrechen<br />

begleitet sind, am stärksten mit AH1G-haltigen<br />

Arzneimitteln exponiert [10].<br />

Während die sedieren<strong>de</strong> Wirksamkeit gut belegt ist,<br />

ist <strong>de</strong>r Nutzen bezüglich <strong>de</strong>r symptomatischen Behandlung<br />

<strong>de</strong>r Atemwegsinfekte wissenschaftlich<br />

eher wi<strong>de</strong>rlegt als belegt [MHRA-Recherche (MH-<br />

RA: „Medicines and Healthcare Products Regulatory<br />

Agency“) [8]]. Ähnliches trifft für die Antibiotikaverordnungen<br />

zu, die häufig (80%) nicht indiziert<br />

sind [10]. Bei<strong>de</strong> Phänomene sind offensichtlich<br />

durch die enorme Erwartungshaltung seitens <strong>de</strong>r<br />

unter Druck stehen<strong>de</strong>n Eltern verursacht. Auch in<br />

Zukunft wird es kaum zu umgehen sein, dass nach<br />

sorgfältiger Abwägung und unter beson<strong>de</strong>ren Auflagen<br />

diese Gruppe <strong>de</strong>r Antihistaminika wegen<br />

ihrer sedieren<strong>de</strong>n und antiemetischen Wirkung bei<br />

Kin<strong>de</strong>rn eingesetzt wird. Für die Erwachsenen wer<strong>de</strong>n<br />

allerdings die AH1G wegen ihres ungünstigen<br />

Nebenwirkungsprofils nicht mehr empfohlen [1].<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren mehren sich die Be<strong>de</strong>nken<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Einsatz AH1G-haltiger Hustenund<br />

Erkältungsmittel beson<strong>de</strong>rs bei Kleinkin<strong>de</strong>rn.<br />

So wird zunehmend gefor<strong>de</strong>rt, aufgrund sorgfältiger<br />

Anamneseerhebung gezielt toxikologische<br />

Untersuchungen vorzunehmen und neben <strong>de</strong>r unbeabsichtigten<br />

auch die beabsichtigte Überdosierung<br />

in Erwägung zu ziehen. In <strong>de</strong>n USA mussten<br />

die CDC („Centers of Disease Control and Prevention“)<br />

bei <strong>de</strong>n Berichten über Notaufnahmen von<br />

Vergiftungsfällen mit Husten und Erkältungsmitteln<br />

in 2008 immerhin bei fast 50% <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Kin<strong>de</strong>r unter zwei Jahren als naheliegendste Erklärung<br />

für die Intoxikation von einer beabsichtigten<br />

Überdosierung durch <strong>de</strong>n Betreuer („caregivers“)<br />

ausgehen (MHRA-Recherche [8]). Zurzeit wer<strong>de</strong>n<br />

in Deutschland lei<strong>de</strong>r nur im Ausnahmefall bei<br />

plötzlichem Kindstod (SIDS) und an<strong>de</strong>ren ungeklärten<br />

To<strong>de</strong>sursachen im Säuglings- und Kleinkindalter<br />

toxikologische Untersuchungen, die auch<br />

die AH1G-haltigen-Hustenmittel mit einbeziehen,<br />

vorgenommen, obwohl in einem hohen Prozentsatz<br />

respiratorische Infektionen mit Hustenproblemen<br />

vor <strong>de</strong>m Todangegeben wer<strong>de</strong>n [5]. Diese toxikologische<br />

Unterbewertung mag auch dadurch bedingt<br />

sein, dass diese seit Langem leicht verfügbaren<br />

OTC-Produkte (OTC: „overthe counter“) als<br />

harmlos betrachtet wur<strong>de</strong>n und offensichtlich auch<br />

noch wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Tatliegt in Deutschland auch<br />

nur wenig belasten<strong>de</strong>s Datenmaterial vor. Es kann<br />

aber mit Sicherheit angenommen wer<strong>de</strong>n, dass<br />

neben <strong>de</strong>r geringen toxikologischen Untersuchungsrate<br />

in <strong>de</strong>r Gerichtsmedizin auch mit einem<br />

hohen Prozentsatz an „un<strong>de</strong>r-reporting“ dieser<br />

leicht verfügbaren „long established products“ bei<br />

<strong>de</strong>n für Arzneimittelsicherheit zuständigen Institutionen<br />

zu rechnen ist.<br />

Schlussfolgerung und Handlungsvorschläge<br />

Es liegen berechtigte Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken gegenüber<br />

<strong>de</strong>r rezeptfreien Abgabe von AH1G-haltigen<br />

Arzneimitteln für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche vor (s.<br />

auch das hohe Suizidpotenzial für Jugendliche, [6]).<br />

Die französische Arzneimittelbehör<strong>de</strong> AFSSPS [3]<br />

beschloss daher, dass AH1G-haltige Arzneimittel<br />

wegen <strong>de</strong>s ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses<br />

bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn als kontraindiziert<br />

zu gelten haben. Selbst zur antiemetischen Behandlung<br />

im Rahmen einer infektiösen Gastroenteritis<br />

kann keine nennenswerte klinische Besserung mit<br />

Dimenhydrinat erzielt wer<strong>de</strong>n [13]. Auch auf <strong>de</strong>n<br />

Vertrieb von AH1G-haltigen Kombinationsprodukten<br />

gegen Husten- und Erkältungskrankheiten<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn unter 4(6) Jahren sollten die Hersteller<br />

–ähnlich wie in <strong>de</strong>n USA –verzichten. <<br />

Literatur<br />

[1] Arzneimittelkommission <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Ärzteschaft<br />

(AkdÄ) (2009) Arzneimittelverordnung. AkdÄ, Berlin<br />

[2] Baker AM, Johnson DG, LeviskyJAetal(2003) Fatal<br />

diphenhydramine intoxication in infants. JForensic Sci<br />

48:425–428<br />

[3] Commission Nationale <strong>de</strong> Pharmacovigilance at Afssaps<br />

(2010) Pharmacovigilance –Compte rendu <strong>de</strong> la réunion<br />

<strong>de</strong> 25. Afssaps, Saint Dennis, http://ansm.sante.fr/var/<br />

ansm_site/storage/original/application/<br />

0cf9c1dcc65b0dfdcfe0ece0b13f2093.pdf. Zugegriffen:<br />

05.09.12<br />

[4] Dart RC, Paul IM, Bond GR et al (2009) Pediatric fatalities<br />

associated with overthe counter cough and cold medications.<br />

Ann Emerg Med 53:411– 417<br />

[5] Fin<strong>de</strong>isen M, Vennemann M, Brinkmann Betal(2004)<br />

German study on sud<strong>de</strong>n infant <strong>de</strong>ath (GeSID): <strong>de</strong>sign,<br />

epi<strong>de</strong>miology and pathological profile. Int JLegal Med<br />

118:163 –169<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5659|63


ARZNeiMitteL-SiCHeRHeit<br />

k Interview<br />

„Warnung vor einem lange verkannten Arzneimittelproblem!“<br />

<strong>DAZ</strong>: Herr Professor Seyberth: Die<br />

Warnung <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin vor<br />

Hustensäften mit Antihistaminika <strong>de</strong>r<br />

1. Generation hat einige Apothekerinnen<br />

und Apotheker<br />

irritiert.<br />

Seyberth: Hier gibt es<br />

wohl unterschiedliche<br />

Betrachtungsweisen.<br />

Während Ärzte üblicherweise<br />

ein Arzneimittel<br />

aus pharmakologischer<br />

Sicht betrachten,<br />

sehen offensichtlich<br />

Apotheker im<br />

Arzneimittel ein pharmazeutisches<br />

Produkt eines Arzneimittelherstellers.<br />

Das DGKJ-Positionspapier hat<br />

nun als Grundlage die pharmakologische<br />

Betrachtungsweise vonWirkstoffen und<br />

<strong>de</strong>ren Wirkmechanismen verwen<strong>de</strong>t. Apotheker<br />

folgen nun offensichtlich <strong>de</strong>r Arzneimittel-Einteilung<br />

und Listung wie sie<br />

von <strong>de</strong>n Arzneimittelherstellern, so z. B.<br />

in <strong>de</strong>r Roten Liste vorgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Dort fin<strong>de</strong>t man im Hauptgruppenverzeichnis<br />

<strong>de</strong>r Fertigarzneimittel und Medizinprodukte<br />

die Gruppe Antitussiva/<br />

Expektoranzien und <strong>de</strong>s Weiteren die<br />

Gruppe Grippemittel und Mittel gegen<br />

Erkältungskrankheiten. In <strong>de</strong>r Pharmakologie<br />

sind diese Bezeichnungen und Unterteilungen<br />

völlig ungebräuchlich. Hier<br />

spricht man vonAntitussiva, Mukolytika/<br />

Sekretolytika, Antipyretika, Analgetika<br />

o<strong>de</strong>r Antihistaminika. Antihistaminika <strong>de</strong>r<br />

1. Generation (AH1G), um die es im Positionspapier<br />

hauptsächlich geht, sucht man<br />

dann wie<strong>de</strong>rum in <strong>de</strong>r Roten Liste außer<br />

unter Grippe- und Erkältungsmittel natürlich<br />

auch unter Antiallergika, Antiemetika/<br />

Antivertiginosa und Hypnotika/Sedativa.<br />

Da es lei<strong>de</strong>r gegen die sehr häufigen<br />

viralen Infektionen in <strong>de</strong>n oberen Atemwegen<br />

keine kausale, son<strong>de</strong>rn nur eine<br />

symptomatische Behandlung mit einer<br />

Vielzahl vonWirkstoffen und Wirkstoffkombinationen<br />

gibt, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r internationalen<br />

und auch nationalen Medizin<br />

für dieses „Potpourri“ vonArzneien die<br />

Bezeichnungen Cough and Cold Medicines<br />

bzw. Husten- und Erkältungsmittel<br />

verwen<strong>de</strong>t (siehe hierzu die Ausführungen<br />

<strong>de</strong>r britischen und europäischen Zulassungsbehör<strong>de</strong>n:<br />

http://www.mhra.gov.uk/<br />

home/groups/pl-p/documents/websiteresources/con041374.pdf.<br />

Prof. Dr.H.W.Seyberth<br />

<strong>DAZ</strong>: Die irritation resultiertwohl vor allen<br />

Dingen daher, dass die angesprochenen<br />

AntihistaminikaDiphenhydramin,<br />

Dimenhydrinat und Doxylamin nur<br />

als Antiemetikaund Sedativa für Kin<strong>de</strong>r<br />

zugelassen sind.<br />

Seyberth: Es ist richtig, dass Hustenund<br />

Erkältungsmittelwie Grippostad-<br />

C-Hartkapseln mit <strong>de</strong>m AH1G Chlorphenamin<br />

und Wick MediNait Erkältungssirup<br />

mit Doxylamin nur eine<br />

Zulassung zur Behandlung vonReizhusten<br />

für Kin<strong>de</strong>r über zwölf Jahre<br />

haben. Doch ist die kindgerechte<br />

Darreichungsform <strong>de</strong>s Wick-Sirups<br />

meines Erachtens auch für jüngere<br />

Kin<strong>de</strong>r sehr geeignet und wird auch<br />

nachweislich entsprechend eingesetzt.<br />

<strong>DAZ</strong>: Nachweislich eingesetzt be<strong>de</strong>utet<br />

durch Kin<strong>de</strong>rärzteverordnet?<br />

Seyberth: Nein,das nehmeich nicht an; ebenso<br />

dürfte dieser Erkältungssirup zur Verabreichung<br />

an Kin<strong>de</strong>r unter zwölf Jahren von<br />

Apothekern kaum empfohlen bzw.abgegeben<br />

wor<strong>de</strong>n sein. Die toxikologische Abteilung<br />

<strong>de</strong>r Technischen Universität München<br />

hat uns aber auf Anfrage Daten zur Verfügung<br />

gestellt, aus <strong>de</strong>nen hervorgeht, dass in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit auch mehrere Eltern von<br />

Kin<strong>de</strong>rn im Alter vonzwei bis sechs Jahren<br />

wegen Vergiftungsverdacht sich an die<br />

Münchner Toxikologen gewandt haben. Wie<br />

die Kin<strong>de</strong>r an Wick MediNait gekommen<br />

sind, geht aus <strong>de</strong>r Aufstellung lei<strong>de</strong>r nicht<br />

hervor.<br />

<strong>DAZ</strong>: Gibt es Zahlen dazu, in welchem<br />

Umfang eltern die rezeptfreien Hustenund<br />

erkältungsmittel in <strong>de</strong>r Apotheke<br />

für ihre Kin<strong>de</strong>r erwerben?<br />

Seyberth: Die Frage muss ich an die Apotheker<br />

zurückgeben. An diese sehr interessanten<br />

Daten kommen wir lei<strong>de</strong>r nicht heran.<br />

<strong>DAZ</strong>: eine weitere Frage betrifft die einordnung<br />

<strong>de</strong>r Antihistaminika<strong>de</strong>r 1. Generation.<br />

in <strong>de</strong>utschen Pharmakologie-<br />

Büchernsucht man sie unter Antitussiva<br />

vergebens.<br />

Seyberth: Hier gibt es einen Unterschied zur<br />

angloamerikanischen Literatur.In<strong>de</strong>m führen<strong>de</strong>n<br />

pharmakologischen Textbuch von<br />

Goodman &Gilman, wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n<br />

Opioid-Analgetika, Dextromethorphan und<br />

Noscapin auch die AH1G zu <strong>de</strong>n zentral<br />

wirksamen Antitussiva gezählt. Zusätzlich<br />

zu dieser zentralnervösen Wirkung haben<br />

die anticholinergen AH1G eine periphere<br />

antitussive Wirkung, <strong>de</strong>nn sie blockieren<br />

beim Husten-Reflexbogen die afferente<br />

Nervenleitung über <strong>de</strong>n Vagus. Zusammengenommen<br />

heißt dies, dass die AH1G auch<br />

selbst „Hustenmittel” sind. Wiekönnte ansonsten<br />

auch Grippostad, das außer <strong>de</strong>m<br />

AH1G Chlorphenamin keinen weiteren antitussivenWirkstoff<br />

enthält, wirksam gegen<br />

Reizhusten sein? Wegen ihrer gleichzeitigen<br />

positivenWirkung auf Husten-bedingtes<br />

Erbrechen und Unruhezustän<strong>de</strong>, dürften<br />

die AH1G sich bei Kin<strong>de</strong>rn bzw.Eltern bei<br />

<strong>de</strong>r Behandlung von Husten im Rahmen<br />

von respiratorischen Infektionen größerer<br />

Beliebtheit als die an<strong>de</strong>ren zentral wirksamen<br />

Antitussiva erfreuen (siehe hierzu die<br />

Ausführungen <strong>de</strong>r britischen und europäischen<br />

Zulassungsbehör<strong>de</strong>n: http://www.<br />

mhra.gov.uk/home/groups/pl-p/documents/<br />

websiteresources/con041374.pdf).<br />

<strong>DAZ</strong>: Das zentrale Anliegen <strong>de</strong>r DGKJ ist<br />

es, auf das Problem <strong>de</strong>r Anwendung ältererAntihistaminikabei<br />

Kleinkin<strong>de</strong>rnaufmerksam<br />

zu machen. WaserwartenSie<br />

von<strong>de</strong>n Apothekerinnen und Apothekern?<br />

Seyberth: WieimPositionspapier bereits<br />

ausgeführt wur<strong>de</strong>, wollen wir bei <strong>de</strong>r rezeptfreien<br />

Abgabe vonAH1G-haltigen Arzneimitteln<br />

wegen <strong>de</strong>ren ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses<br />

bei Kin<strong>de</strong>rn –hier<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei Säuglingen und Kleinkin<strong>de</strong>rn<br />

unter zwei (besser unter drei) Jahren –<br />

aus pädiatrisch-pharmakologischer Sicht<br />

auf ein wahrscheinlich lange verkanntes<br />

Arzneimittelproblem aufmerksam machen.<br />

Während die AH1G als wirksame Antiemetika,<br />

z.B. bei Reisekrankheit, nur schwerlich<br />

zu ersetzen sind, gibt es für die AH1Ghaltigen<br />

Husten- und Erkältungsmittel bessere<br />

Alternativen. So kann ich als Pädiater<br />

und Pharmakologe bei Kin<strong>de</strong>rn mit einem<br />

viralen Infekt <strong>de</strong>r oberen Luftwege empfehlen,<br />

auf ausreichend Flüssigkeitsangebot zu<br />

achten und wegen <strong>de</strong>s Fiebers, <strong>de</strong>r Schmerzen<br />

und <strong>de</strong>s entzündungsbedingten Reizhustens<br />

auf das in <strong>de</strong>r Pädiatrie sehr gut untersuchte<br />

Ibuprofen mit seinen zahlreichen<br />

kindgerechten Darreichungsformen zurückzugreifen.<br />

<strong>DAZ</strong>: HerrProf. Seyberth, wir danken<br />

ihnen für das Gespräch!<br />

Interview: Dr.Doris Uhl<br />

64 | 5660| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


[6] Köppel C, Tenczer J, Ibe K(1987) Poisoning with overthe<br />

counter doxylamine preparations; an evaluation of 109<br />

cases. Human Toxicol 6:355 –359<br />

[7] Marinetti L, Lehman L, Casto Betal(2005) Over-thecounter<br />

cold medications: postmortem findings in infants<br />

and the relationship to cause <strong>de</strong>ath. JAnal Toxicol<br />

29:738 –743<br />

[8] Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency<br />

(MHRA) (2010) Overview –Risk: benefit of OTC cough<br />

and cold medicines in children. MHRA, London, http://<br />

www.mhra.gov.uk/home/groups/pl-p/documents/websiteresources/con041374.pdf.<br />

Zugegriffen: 05.09.12<br />

[9] Rimsza ME, Newberry S(2008) Unexpected infant <strong>de</strong>ath<br />

associated with use of cough and cold medications. Pediatrics<br />

122:e318 –e322<br />

[10] Sachverständigenrat zur Begutachtung <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

im Gesundheitswesen (2009) Son<strong>de</strong>rgutachten 2009, 3.6<br />

Arzneimitteltherapie bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen. Bun<strong>de</strong>stag,<br />

Berlin, S168 –175, http://dip21.bun<strong>de</strong>stag.<strong>de</strong>/<br />

dip21/btd/16/137/1613770.pdf. Zugegriffen: 05.09.12<br />

[11] Seyberth HW, Kauffman RE (2011) Basics and dynamics<br />

of neonatal and pediatric pharmacology. In: Seyberth HW,<br />

Rane A, Schwab M(Hrsg) Pediatric clinical pharmacology.<br />

Handbook of Experimental Pharmacology, Bd205.<br />

Springer, Berlin Hei<strong>de</strong>lberg New York, S3–49<br />

[12] Techniker-Krankenkasse (<strong>2012</strong>) TK-Daten zeigen: Immer<br />

mehr Kin<strong>de</strong>r nehmen Psychopharmaka. Geschäftsbericht<br />

2011, Wissenschaft, Politik &Gesellschaft, S30. Techniker-Krankenkasse,<br />

Hamburg<br />

[13] Uhlig U, Pfeil N, Gelbrich Getal(2009) Dimenhydrinate<br />

in children with infectious gastroenteritis: aprospective<br />

RCT. Pediatrics 124:e622–e632<br />

[14] Van<strong>de</strong>n Anker JN, Schwab M, Kearns GL (2011) Developmental<br />

phamacokinetics. In: Seyberth HW, Rane A,<br />

Schwabe M(Hrsg) Pediatric clinical pharmacology. Handbook<br />

of Experimental Pharmacology, Bd205. Springer,<br />

Berlin Hei<strong>de</strong>lberg New York, S51–75<br />

[15] Vennemann B, Bajanowski T, Karger Betal(2005) Suffocation<br />

and poisoning –the hard-hitten so<strong>de</strong> of Munchausen<br />

syndrome by proxy. Int JLegal Med 119:98 –102<br />

[16] Wingert WE, Mundy LA, Collins GL, Chmara ES (2007)<br />

Possible role of pseudoephendrine and other over-thecounter<br />

cold medications in <strong>de</strong>ath of very young children.<br />

JForensic Sci 52:487– 490<br />

Korrespon<strong>de</strong>nzadresse<br />

Prof. Dr. H.W.Seyberth<br />

Kommission für Arzneimittelsicherheit im<br />

Kin<strong>de</strong>salter (KASK) <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>rund<br />

Jugendmedizin (DGKJ)<br />

Chausseestraße 128/129<br />

10115 Berlin<br />

info@dgkj.<strong>de</strong><br />

Interessenkonflikt. Der korrespondieren<strong>de</strong> Autor weist auf<br />

folgen<strong>de</strong> Beziehungen hin: Aktienbesitz von Bayer AG und<br />

Roche<br />

Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kin<strong>de</strong>salter (KASK)<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin<br />

(DGKJ) Berlin<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kin<strong>de</strong>salter<br />

(KASK)<br />

Prof. Dr. R.Berner (Freiburg), Prof. Dr. J.Boos (Münster),<br />

Prof. Dr. B.Erdlenbruch (Min<strong>de</strong>n), Prof. Dr. F.Heinen (München),<br />

Dr. D.Mentzer (Langen), Prof. Dr. Dr. h.c. W. Rascher<br />

(Erlangen), Prof. Dr. M.Schwab (Stuttgart), Prof. Dr. H.W.<br />

Seyberth (Landau), Prof. Dr. F.Zepp (Mainz) (Vorsitzen<strong>de</strong>r)<br />

Arzneimitteltherapie<br />

*<br />

Das Thema dieses Positionspapiers ist auch Gegenstand <strong>de</strong>s<br />

Beitrags Rezeptfreie Antihistaminika bergen Risiken für Kleinkin<strong>de</strong>r,<br />

veröffentlicht in <strong>de</strong>r Zeitschrift Deutsches Ärzteblatt, Jg<br />

109, Heft 38.<br />

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung <strong>de</strong>s Dtsch. Ärzteblatts<br />

und von Springer Science+Business Media. aus Monatsschr<br />

Kin<strong>de</strong>rheilkd <strong>2012</strong> DOI 10.1007/s00112-012-2778-2<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


Ernährung aktuell<br />

Basensupplemente<br />

für starke Knochen?<br />

Aktuelle Studie belegt: Kaliumcitrat wirkt sich günstig<br />

auf <strong>de</strong>n Kalzium- und Knochenstoffwechsel aus<br />

Der einfluss <strong>de</strong>r ernährung auf <strong>de</strong>n Säure-Basen-Haushalt wird<br />

immer wie<strong>de</strong>r kontrovers diskutiert. Naturheilkundlichorientierte<br />

Kreise vertreten seit Langem die Auffassung, dass eine<br />

nahrungsinduzierte „Übersäuerung“ die entstehung verschie<strong>de</strong>ner<br />

erkrankungen, u. a. auch<strong>de</strong>r Osteoporose, begünstigt [19].<br />

entsprechend kommen bei <strong>de</strong>r Prävention und adjuvanten therapie<br />

<strong>de</strong>r Osteoporose Basensupplemente zum einsatz. Diesem<br />

Ansatz wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Argument wi<strong>de</strong>rsprochen, dass die Homöostase<br />

<strong>de</strong>s Säure-Basen-Haushalts bei gesun<strong>de</strong>n Personen<br />

durch keine nochsoeinseitige ernährung gestörtwird[13]. Nun<br />

mehren sichdie Hinweise, die <strong>de</strong>r „Übersäuerungstheorie“ Auftrieb<br />

geben [1; 12;20], wie aucheine kürzlichimFachblatt <strong>de</strong>r<br />

American Society for Bone and Mineral Research veröffentlichte,<br />

randomisierte placebokontrollierte Studie belegt [11].<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Metabolisierung<br />

fällt bei einer üblichen westlichen<br />

Ernährung ein täglicher<br />

Säureüberschuss von 50bis<br />

100 Milliäquivalenten (mEq)<br />

an, <strong>de</strong>r über die Nieren eliminiert<br />

wer<strong>de</strong>n muss [15; 14].<br />

Ursachen hierfür sind [17; 19]:<br />

. Der hohe Konsum von Eiweißträgern<br />

wie Wurst- und<br />

Fleischwaren sowie Getrei<strong>de</strong>produkten<br />

liefert reichlich<br />

Methionin und Cystein. Bei<strong>de</strong><br />

Aminosäuren bil<strong>de</strong>n bei<br />

ihrem Abbau in <strong>de</strong>r Leber<br />

Schwefelsäure.<br />

. Stark verarbeitete Produkte<br />

wie Schmelzkäse sowie<br />

Fleisch- und Wurstwaren<br />

enthalten phosphorhaltige<br />

Verbindungen, die im Zuge<br />

<strong>de</strong>r Verdauung Phosphorsäure<br />

bereitstellen, die in <strong>de</strong>n<br />

Organismus gelangt. Auch<br />

Cola-Getränke enthalten<br />

Phosphorsäure und tragen<br />

zur Säurelast <strong>de</strong>s Organismus<br />

bei.<br />

. Der vergleichsweise geringe<br />

Verzehr von Obst und Gemüse<br />

bedingt eine niedrige<br />

Zufuhr an organischen Salzen<br />

(z. B. Kalium- und Calciumcitrat<br />

sowie Magnesiummalat),<br />

die im Organismus<br />

als Basenäquivalente<br />

fungieren.<br />

Der Säureüberschuss <strong>de</strong>r westlichen<br />

Kost ist also Ausdruck<br />

eines Zuviel an potenziell säureüberschüssigen<br />

und eines Zuwenig<br />

an basisch wirken<strong>de</strong>n<br />

Lebensmitteln. Als Maß für<br />

<strong>de</strong>n Einfluss eines Lebensmittels<br />

auf <strong>de</strong>n Säure-Basen-Haushalt<br />

dient <strong>de</strong>r sog. PRAL-In<strong>de</strong>x<br />

Abbildung: Effekte <strong>de</strong>r Kaliumcitrat-Supplementierung auf <strong>de</strong>n Calciumstoffwechsel. Dargestellt sind die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Calciumausscheidung (A), <strong>de</strong>r Calciumabsorption (B) und <strong>de</strong>r Calciumbilanz (C) im Verlauf <strong>de</strong>r sechsmonatigen<br />

Interventionsphase. *: p


eRNÄHRUNGAKtUeLL<br />

(Potential Renal Acid Load).<br />

Vereinfacht gilt: Je mehr<br />

Methionin und Cystein und<br />

je weniger organische Salze<br />

ein Lebensmittel enthält, <strong>de</strong>sto<br />

höher sein PRAL-Wert, d. h.<br />

sein säuern<strong>de</strong>r Charakter (siehe<br />

Tabelle).<br />

Trotz <strong>de</strong>s „sauren“ Charakters<br />

<strong>de</strong>r üblichen Ernährung bleiben<br />

starke Schwankungen <strong>de</strong>s BlutpH-Wertes<br />

aus. Ursache hierfür<br />

ist die Fähigkeit <strong>de</strong>r Nieren,<br />

sehr hohe Mengen an Protonen<br />

(bis zu 1000 mmol/Tag) auszuschei<strong>de</strong>n;<br />

eine nahrungsinduzierte<br />

klinisch-manifeste Azidose<br />

(Blut-pH


eRNÄHRUNGAKtUeLL<br />

fügige Azidose („latente Azidose“).<br />

Dabei liegt <strong>de</strong>r pH-Wert<br />

<strong>de</strong>s Blutes im (unteren) Normbereich,<br />

während die Pufferkapazität<br />

<strong>de</strong>s Blutes vermin<strong>de</strong>rt<br />

ist [11].<br />

Der chronische Säureüberschuss<br />

induziert eine Reihe von<br />

Kompensationsmechanismen.<br />

Sie betreffen vor allem <strong>de</strong>n<br />

Calcium- und Knochenstoffwechsel<br />

[2; 4; 20]:<br />

. Lokale, physiko-chemische<br />

Freisetzung von Calcium und<br />

an<strong>de</strong>ren Mineralstoffen aus<br />

<strong>de</strong>r Knochenmatrix.<br />

. Abgabe von Carbonat (CO 3<br />

2-<br />

)<br />

und an<strong>de</strong>ren organischen Anionen<br />

aus <strong>de</strong>r Knochenmatrix<br />

zur Pufferung.<br />

. Osteoklasten-vermittelte Aktivierung<br />

<strong>de</strong>r Knochenresorption.<br />

. Hemmung <strong>de</strong>r Osteoblastenaktivität<br />

und damit vermin<strong>de</strong>rte<br />

Knochenbildung.<br />

. Mögliche Dysfunktionen im<br />

Hormonhaushalt wie z. B. Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Cortisolwerte. Damit<br />

indirekte Hemmung <strong>de</strong>r Osteoblastenaktivität.<br />

Insgesamt ist die chronisch erhöhte<br />

Säurelast <strong>de</strong>r Nahrung mit<br />

einer erhöhten Calciumausscheidung<br />

[6] und einer vermin<strong>de</strong>rten<br />

Knochendichte assoziiert. Langfristig<br />

steigt so das Risikofür Osteoporose<br />

[Übersicht bei 12; 20].<br />

Effekte auf <strong>de</strong>n Calcium- und<br />

Knochenstoffwechsel<br />

Vordiesem Hintergrund hat<br />

ein Team um Deborah Sellmeyer<br />

von <strong>de</strong>r Universität San<br />

Franzisko untersucht, ob sich<br />

<strong>de</strong>r Calcium- und Knochenstoffwechsel<br />

durch Basensupplemente<br />

längerfristig positiv<br />

beeinflussen lässt. Einbezogen<br />

in die randomisierte, placebokontrollierte<br />

Studie wur<strong>de</strong>n 52<br />

gesun<strong>de</strong> Frauen und Männer<br />

im Alter von >55(65 ±6,6)<br />

Jahren. Nach einer zweiwöchigen<br />

Eingewöhnungsphase mit<br />

einem basischen Calciumsalz<br />

(630 mg elementares Calcium<br />

in Form von Calciumcitrat)<br />

und einem Vitamin-D 3 -Präparat<br />

(10 µg/Tag) wur<strong>de</strong>n die<br />

Teilnehmer in drei Gruppen<br />

eingeteilt. Gruppe 1erhielt ein<br />

Placebo (n =18), die bei<strong>de</strong>n<br />

Verumgruppen (jeweils n=17)<br />

ein Kaliumcitrat-Präparat in<br />

unterschiedlicher Dosierung<br />

(Gruppe 2: 60 mmol Kaliumcitrat/Tag;<br />

Gruppe 3: 90 mmol<br />

Kaliumcitrat/Tag). Vor<strong>de</strong>r eigentlichen<br />

sechsmonatigen Interventionsphase<br />

erfolgte bei<br />

allen Teilnehmern eine Basisuntersuchung.<br />

Erfasst wur<strong>de</strong>n<br />

u. a. wichtige Funktionsmarker<br />

<strong>de</strong>s Calcium- und Knochenstoffwechsels.<br />

Dazu zählten<br />

die Calcium- und Säureausscheidungen<br />

mit <strong>de</strong>m Urin, <strong>de</strong>r<br />

Calcidiol- und PTH-Spiegel<br />

und die Knochenumsatzmarker<br />

C-Telopeptid (Marker <strong>de</strong>r<br />

Knochenresorption) und knochenspezifische<br />

alkalische<br />

Phosphatase (bei<strong>de</strong>s Indikatoren<br />

für Knochenresorption).<br />

Um auch Effekte auf die Calciumbilanz<br />

zu untersuchen,<br />

wur<strong>de</strong> zusätzlich die Calciumabsorption<br />

mittels Isotopentechnik<br />

erfasst [11].<br />

Die Kernergebnisse <strong>de</strong>r Studie<br />

lassen sich wie folgt zusammenfassen<br />

[11]:<br />

. Säureausscheidung: Unter<br />

<strong>de</strong>r Gabe <strong>de</strong>s basischen Mineralsalzes<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Säureüberschuss<br />

nicht nur neutralisiert;<br />

vielmehr konnte eine<br />

Alkalisierung <strong>de</strong>s Urins erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

. Calciumstoffwechsel: Die<br />

Gabe von Kaliumcitrat bewirkte<br />

eine <strong>de</strong>utliche Senkung<br />

<strong>de</strong>r Calciumverluste<br />

mit <strong>de</strong>m Urin, wobei die Effekte<br />

in <strong>de</strong>r Gruppe mit <strong>de</strong>r<br />

höheren Basenzufuhr ausgeprägter<br />

waren als in <strong>de</strong>r<br />

Gruppe mit <strong>de</strong>r geringeren<br />

Basenaufnahme. Die Absorptionsrate<br />

von Calcium än<strong>de</strong>rte<br />

sich in<strong>de</strong>s nicht. Insgesamt<br />

resultierte aus <strong>de</strong>r Basengabe<br />

eine positive Calciumbilanz<br />

(siehe Abbildung).<br />

. Knochenumsatz: Die Intervention<br />

verbesserte <strong>de</strong>n<br />

Knochenumsatz in Richtung<br />

„Anabolismus“. Ausdruck<br />

hierfür ist die signifikante<br />

Senkung <strong>de</strong>s Knochenresorptionsmarkers<br />

C-Telopeptid<br />

in bei<strong>de</strong>n Calcium-Citratgruppen,<br />

während die<br />

Konzentration <strong>de</strong>r knochenspezifischen<br />

alkalischen<br />

Phosphatase unverän<strong>de</strong>rt<br />

blieb.Auch kam es unter <strong>de</strong>r<br />

Basengabe zu einer Absenkung<br />

<strong>de</strong>s PTH-Spiegels –ein<br />

Effekt, <strong>de</strong>r mit Blick auf die<br />

Knochengesundheit ebenfalls<br />

positiv zuwerten ist.<br />

Fazit<br />

Eine Vielzahl von experimentellen<br />

und epi<strong>de</strong>miologischen<br />

Untersuchungen unterstreicht<br />

die negativen Effekte einer<br />

langfristigen säureüberschüssigen<br />

Nahrung auf <strong>de</strong>n Knochenstoffwechsel<br />

[1; 2; 4; 20].<br />

Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re im höheren<br />

Alter, dahier die renale<br />

Ausscheidungskapazität für<br />

Säuren vermin<strong>de</strong>rt ist [3; 7].<br />

Mit <strong>de</strong>r nun vorliegen<strong>de</strong>n Interventionsstudie<br />

wur<strong>de</strong> erstmalig<br />

<strong>de</strong>r Beleg erbracht, dass die<br />

längerfristige Gabe eines alkalisieren<strong>de</strong>n<br />

Mineralsalzes <strong>de</strong>n<br />

Calcium- und Knochenstoffwechsel<br />

günstig beeinflusst.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>cken sich mit<br />

<strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n früherer Kurzzeituntersuchungen,<br />

die unter<br />

Basengabe eine vermin<strong>de</strong>rte<br />

Knochenresorption und eine<br />

verbesserte Calciumbilanz nachweisen<br />

konnten [18; 5; 9–10].<br />

Nun müssen weitere Untersuchungen<br />

zeigen, inwieweit es<br />

effizient und sinnvoll ist, Basensupplemente<br />

zur Prävention und<br />

adjuvanten Therapie <strong>de</strong>r Osteoporose<br />

einzusetzen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei Risikogruppen [11]. <<br />

Literatur<br />

steht am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Artikels<br />

auf <strong>DAZ</strong>.online unter<br />

www.<strong>de</strong>utsche-apotheker-zeitung.<strong>de</strong><br />

Autor<br />

Dr.Alexan<strong>de</strong>r Ströhle<br />

Am Landwehrgraben 8<br />

30519 Hannover<br />

E-Mail:<br />

stroehle@nutrition.uni-hannover.<strong>de</strong><br />

68|5664| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


Aus <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn<br />

Fortbildung an <strong>de</strong>r Ostsee<br />

Scheele-tagung und Apothekertag Mecklenburg-<br />

Vorpommern inWarnemün<strong>de</strong><br />

interessanteVorträge, ein starkesGemeinschaftsgefühl und wenig<br />

Politik prägten das Fortbildungswochenen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Apotheker<br />

Mecklenburg-Vorpommerns vom9.bis 11.November im Ostseebad<br />

Warnemün<strong>de</strong>. Die knapp 200 teilnehmer erlebten aucheine<br />

Zäsur in <strong>de</strong>r traditionsreichen Geschichte <strong>de</strong>r Scheele-Gesellschaft:<br />

Nach 20 Jahren im Amt stellte sich<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Prof.<br />

Dr. thomas Jira, Greifswald, nicht mehr zur Wie<strong>de</strong>rwahl. Zu seinem<br />

Nachfolger wur<strong>de</strong> Prof. Dr. Christoph Ritter gewählt.<br />

Thema: Atmungsorgane<br />

Am Freitag eröffnete Jira in gewohnter<br />

Weise die begleiten<strong>de</strong><br />

Industrieausstellung im Foyer<br />

<strong>de</strong>s Veranstaltungssaales und<br />

die Tagung, bei <strong>de</strong>r es diesmal<br />

um Atmungsorgane und ihre Erkrankungen<br />

ging. Jira, <strong>de</strong>r als<br />

Pfeifenraucher bekannt ist, kündigte<br />

zunächst einen Vortrag zur<br />

Kulturgeschichte <strong>de</strong>s Rauchens<br />

an. Der Historiker und Soziologe<br />

Prof. Dr. Hasso Spo<strong>de</strong>, Berlin,<br />

beschrieb <strong>de</strong>n „Aufstieg und<br />

Zum letzten Mal rief <strong>de</strong>r langjährige<br />

„Scheele“-Vorsitzen<strong>de</strong> Prof. Dr.<br />

Thomas Jiradie Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaftmit<br />

<strong>de</strong>r traditionsreichen<br />

Scheele-Glocke aus <strong>de</strong>r Pause zurück<br />

zur Veranstaltung.<br />

Fall <strong>de</strong>r Zigarette“, die „vom<br />

Luxus- zum Suchtmittel“ wur<strong>de</strong>.<br />

Er zeigte, wie das Tabakrauchen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Epochen auch<br />

als Abgrenzungsverhalten zwischen<br />

gesellschaftlichen Schichten<br />

zu verstehen ist. Könige und<br />

Sultane haben versucht, das Rauchen<br />

mit Verboten und drakonischen<br />

Strafen zu verhin<strong>de</strong>rn,<br />

doch letztlich wur<strong>de</strong> es legalisiert<br />

und über Steuern zu einer<br />

staatlichen Einnahmequelle.<br />

Eine i<strong>de</strong>ale Grundlage für die<br />

weiteren Fachvorträge vermittelte<br />

Prof. Dr. Jan-Peter Hil<strong>de</strong>brandt.<br />

Der Biologe, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Greifswal<strong>de</strong>r Lehrstuhl für<br />

Physiologie und Biochemie <strong>de</strong>r<br />

Tiere innehat, erklärte die Evolution,<br />

Zellbiologie und Physiologie<br />

<strong>de</strong>r Lunge. Triebkraft für<br />

<strong>de</strong>n Gasaustausch in <strong>de</strong>r Lunge<br />

ist die Differenz zwischen <strong>de</strong>n<br />

Sauerstoffpartialdrucken in <strong>de</strong>r<br />

Atemluft und im Blut. Bei<strong>de</strong><br />

Kompartimente treffen in <strong>de</strong>n<br />

Alveolen in geringstem Abstand<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/tmb<br />

teepott und alter Leuchtturm auf <strong>de</strong>r Strandpromena<strong>de</strong> –zwei Wahrzeichen von Warnemün<strong>de</strong>.<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/tmb<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5665|69


AUS DeN LÄNDeRN<br />

Prof. Dr. Hasso Spo<strong>de</strong><br />

referierte über die Kulturgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Rauchens …<br />

zusammen. Dies macht die Lungenfunktion<br />

anfällig für Störungen<br />

durch kleinste Partikel und<br />

erklärt, warum die Schleimhautfunktionen<br />

zur Reinigung <strong>de</strong>r<br />

Atemwege so wichtig sind.<br />

Der Begrüßungsabend am Freitag<br />

war wie<strong>de</strong>r ein sehr gemütliches<br />

Beisammensein <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs<br />

engagierten Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft mit vielen privaten<br />

Gesprächen. Auch die<br />

Rahmenbedingungen –ein Tagungshotel<br />

direkt an <strong>de</strong>r Strandpromena<strong>de</strong><br />

und gutes Wetter –<br />

sorgten für beste Stimmung.<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/tmb<br />

Am Samstagvormittag fand <strong>de</strong>r<br />

Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern<br />

statt –diesmal ohne<br />

Lan<strong>de</strong>spolitiker. Inihrer Begrüßung<br />

bekräftigte Kammerpräsi<strong>de</strong>ntin<br />

Christel Johanns die For<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Apotheker nach angemessener<br />

Vergütung: „25 Cent<br />

können nur ein Anfang sein.“<br />

Johanns erinnerte an die vielfältigen<br />

Belastungen <strong>de</strong>r Apotheken<br />

seit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s<br />

Kombimo<strong>de</strong>lls und betonte die<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Rabattverträge.<br />

Die Kosten seien seit 2004 um<br />

14,4 Prozent und die Tarifgehälter<br />

um 18 Prozent gestiegen.<br />

Nun gebe es weitere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

durch die neue Apothekenbetriebsordnung<br />

wie Barrierefreiheit,<br />

Rezeptur, QMS und<br />

Umbauten. Zu<strong>de</strong>m verwies<br />

Johanns auf die Milliar<strong>de</strong>n-<br />

Überschüsse <strong>de</strong>r Krankenkassen,<br />

zu <strong>de</strong>nen auch die Apotheken<br />

mit ihrem Son<strong>de</strong>ropfer beigetragen<br />

haben.<br />

Auch Karina Jens (CDU), Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>r Bürgerschaft <strong>de</strong>r<br />

Hansestadt Rostock, begrüßte<br />

die Tagungsgäste, <strong>de</strong>nn Warne-<br />

Wechsel an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r<br />

Scheele-Gesellschaft<br />

In <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>r Scheele-Gesellschaft<br />

(DPhG-Lan<strong>de</strong>sgruppe) am<br />

Samstagnachmittag stand die<br />

Neuwahl <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s an.<br />

Zuvor dankte Prof. Dr. Thomas<br />

Jira in seinem Rechenschaftsbericht<br />

<strong>de</strong>m bisherigen Vorstand<br />

für die engagierte Arbeit und<br />

brachte die Hoffnung zum Ausdruck,<br />

dass die gelungene Synthese<br />

aus Tradition, Innovation<br />

und Kommunikation, die <strong>de</strong>ssen<br />

Arbeit geprägt hat, fortgeführt<br />

wird. Auch in Zukunft solle die<br />

Scheele-Gesellschaft Mittler<br />

zwischen pharmazeutischer<br />

Wissenschaft und Praxis sein.<br />

Ausflug in die Politik<br />

Christel Johanns<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/tmb<br />

…und „Scheele-Urgestein“ OPhR Dr. Hans Feldmeier (vorn) ergänzte<br />

<strong>de</strong>n Vortrag umeinige historische Anmerkungen und Erfahrungen aus <strong>de</strong>r<br />

Nachkriegszeit.<br />

mün<strong>de</strong> ist ein Teil <strong>de</strong>r Hansestadt.<br />

Sie verwies auf die lange<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Universität, die<br />

im Jahr 2019 ihr 600-jähriges<br />

Bestehen feiern wird.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Fachvorträge <strong>de</strong>s<br />

Apothekertages verknüpften die<br />

Berufspolitik mit <strong>de</strong>m pharmazeutischen<br />

Alltag. Lutz Tisch,<br />

ABDA-Geschäftsführer Recht,<br />

erläuterte die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

neuen Apothekenbetriebsordnung<br />

in die Praxis. Dr. Detlef<br />

Klauck, Apothekerkammer Sachsen-Anhalt,<br />

stellte die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsgemeinschaft Arzneimittelinformationsstellen<br />

Nord-Ost<br />

(AMINO) vor, die mit praxisgerechten<br />

und fachlich fundierten<br />

Informationen eine hervorragen<strong>de</strong><br />

Grundlage für die Beratung<br />

in <strong>de</strong>n Apotheken bil<strong>de</strong>t.<br />

Damit dieser Brückenschlag<br />

gelingt, empfahl Jira <strong>de</strong>m neu<br />

zu wählen<strong>de</strong>n Vorstand, an Bewährtem<br />

festzuhalten, aber auch<br />

die Umsetzung neuer I<strong>de</strong>en zu<br />

wagen. Eine gute Voraussetzung<br />

dafür sei die beachtliche Zahl<br />

von <strong>de</strong>rzeit knapp 500 Mitglie<strong>de</strong>rn,<br />

von <strong>de</strong>nen etwa die Hälfte<br />

zwischen 20 und 40 Jahren alt<br />

ist.<br />

Jira äußerte <strong>de</strong>n Wunsch, selbst<br />

zur „Verjüngung“ <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

beizutragen und nach 25<br />

Jahren Vorstandsmitgliedschaft<br />

sowie 20 Jahren als Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

von bei<strong>de</strong>n Funktionen zurückzutreten.<br />

Auch die Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />

Dr. Georg Engel, Jan Picht und<br />

Dr. Thomas Fiß stellten sich<br />

nicht mehr zur Wahl.<br />

Foto:<strong>DAZ</strong>/tmb<br />

70 | 5666| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AUS DeN LÄNDeRN<br />

„Ära Jira“ geht zu En<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Thomas vonWoedtke,<br />

bisher stellvertreten<strong>de</strong>rVorsitzen<strong>de</strong>r,betonte<br />

in einer anschließen<strong>de</strong>n<br />

kleinen Ansprache, dass<br />

mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r 64-jährigen<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Scheele-<br />

Gesellschaft durch Thomas Jira<br />

geprägt wor<strong>de</strong>n ist. Ihm sei es<br />

gelungen, „<strong>de</strong>n Berufsstand zusammenzuhalten“,<br />

was vor allem<br />

darauf zurückzuführen sei,<br />

dass er viel Wert auf die Pflege<br />

persönlicher Kontakte gelegt<br />

habe. VonWoedtke dankte <strong>de</strong>m<br />

schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n herzlich<br />

für seine engagierte Arbeit<br />

und brachte die Hoffnung zum<br />

Ausdruck, dass dieser <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

auch in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahren als Ratgeber erhalten<br />

bleibt.<br />

Als neue Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r<br />

wählte die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung:<br />

Prof. Dr. Burkhard Hinz, Rostock,<br />

Apotheker Armin Noeske,<br />

Teterow, Dr.Astrid Radau,<br />

Greifswald, Prof. Dr. Christoph<br />

Ritter, Greifswald, Dipl.-Pharm.<br />

Antje Trekel, Rostock,Apothekerin<br />

UlrikeWiechmann, Güstrow,<br />

Apothekerin Marion Winter,<br />

Wismar, und Prof. Dr. Thomas<br />

vonWoedtke, Greifswald.<br />

Anschließend wählte <strong>de</strong>r Vorstand<br />

in geheimer Wahl Prof. Dr.<br />

Christoph Ritter,Abteilung Klinische<br />

Pharmazie im Institut für<br />

Pharmazie <strong>de</strong>r Universität Greifswald,<br />

zum neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n.<br />

„Ich wünsche mir, dass die<br />

Scheele-Gesellschaft auch in<br />

Zukunft so lebendig wie bisher<br />

bleibt“, äußerte Ritter nach seiner<br />

Wahl. Fortgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

solle auch die vielfältige Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r Pharmaziestudieren<strong>de</strong>n.<br />

So för<strong>de</strong>rt die Gesellschaft<br />

<strong>de</strong>n Berufsnachwuchs<br />

beispielsweise dadurch, dass sie<br />

jährlich 25 Studieren<strong>de</strong>n eine<br />

kostenfreie Teilnahme an <strong>de</strong>r<br />

Scheele-Tagung ermöglicht und<br />

<strong>de</strong>n Pharmazeuten im Praktikum<br />

die Tagungsgebühr erlässt.<br />

Wie Ritter weiter ausführte, sei<br />

die interdisziplinäre Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s eine gute<br />

Voraussetzung dafür, die Interessen<br />

aller Apotheker <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>s<br />

zu vertreten. Er versprach<br />

außer<strong>de</strong>m, sich in seiner neuen<br />

Funktion für die Fortführung <strong>de</strong>r<br />

Der neu gewählte Vorstand <strong>de</strong>r Scheele-Gesellschaft (von links):<br />

Ulrike Wiechmann, Prof. Dr.Christoph Ritter,Marion Winter,Prof. Dr.Thomas<br />

von Woedtke, Dr.AstridRadau, Armin Noeske, Antje Trekel;<br />

nicht im Bild: Prof. Dr.BurkhardHinz.<br />

guten Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>r Scheele-Gesellschaft und<br />

<strong>de</strong>r Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern<br />

einzusetzen.<br />

Höhepunkt am Samstag war <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaftsabend im Bernsteinsaal<br />

<strong>de</strong>s Hotels Neptun. Nach<br />

<strong>de</strong>m Büfett spielte die Band<br />

„Swing for Fun“ aus Rostock<br />

Tanzmusik: Walzer, Cha-Cha-<br />

Cha, Foxtrott, Samba usw.<br />

Lungenkrankheiten:<br />

Asthma, PAHund COPD<br />

In <strong>de</strong>n Vorträgen am Samstagnachmittag<br />

und Sonntagvormittag<br />

wur<strong>de</strong> das am Freitag begonnene<br />

wissenschaftliche Programm<br />

fortgesetzt. Dr. Hartwig<br />

Schütte, Lungenfacharzt an <strong>de</strong>r<br />

Charité Universitätsmedizin<br />

Berlin, gab einen Überblick<br />

über das Krankheitsbild Asthma,<br />

von <strong>de</strong>m in Deutschland etwa<br />

je<strong>de</strong>s zehnte Kind und je<strong>de</strong>r<br />

fünfte Erwachsene betroffen ist.<br />

Es sei ein großes Problem, dass<br />

die an sich gut wirksamen Medikamente<br />

wegen vieler Anwendungsfehler<br />

oft nicht optimal<br />

zur Wirkung kommen.<br />

Prof. Dr. Hartwig Steckel, Pharmazeutische<br />

Technologie und<br />

Biopharmazie <strong>de</strong>r Universität<br />

Kiel, verwies auf die vielen unterschiedlichen<br />

Funktionsweisen<br />

<strong>de</strong>r Inhalationsarzneimittel, die<br />

nicht ohne Grund zu <strong>de</strong>n stark<br />

erklärungsbedürftigen Darreichungsformen<br />

zählen.<br />

Prof. Dr. Ralf Ewert, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Bereichs Pneumologie und Infektiologie<br />

am Universitätsklinikum<br />

Greifswald, informierte über <strong>de</strong>n<br />

Lungenhochdruck (pulmonale<br />

Hypertonie, PAH). Dank mo<strong>de</strong>rner<br />

Medikamente sei es gelungen,<br />

die Sterblichkeitsrate von<br />

PAH-Patienten in <strong>de</strong>n letzten<br />

zehn Jahren zu halbieren.<br />

Prof. Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer<br />

Arzneimittel <strong>de</strong>r<br />

ABDA, zeigte Möglichkeiten<br />

auf, die Versorgung vonAsthmapatienten<br />

zu verbessern. Es<br />

sei erfreulich, dass <strong>de</strong>r Apotheker<br />

neben <strong>de</strong>m Arzt in <strong>de</strong>r Nationalen<br />

Versorgungsleitlinie<br />

Asthma (NVL) explizit genannt<br />

ist, was sich Schulz auch für die<br />

anstehen<strong>de</strong> Neuauflage <strong>de</strong>r NVL<br />

COPD wünscht. Über die Pathophysiologie<br />

und Therapie <strong>de</strong>r<br />

COPD gab Prof. Dr. Burghart<br />

Lehnigk vom Krankenhaus<br />

Großhansdorf einen Überblick.<br />

Wie beim Asthma sei auch hier<br />

eine gute Patientenschulung von<br />

großer Be<strong>de</strong>utung.<br />

Welche mo<strong>de</strong>rnen Möglichkeiten<br />

es zur Früherkennung von<br />

Lungenkrebs gibt, erfuhren die<br />

Tagungsteilnehmer im Vortrag<br />

von Prof. Dr. Christian Witt von<br />

<strong>de</strong>r Charité Berlin.<br />

Ausführliche Berichte über ausgewählte<br />

Inhalte <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>n Seiten<br />

21–23und in <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe<br />

<strong>de</strong>r <strong>DAZ</strong>. <<br />

cb und tmb<br />

Foto: <strong>DAZ</strong>/bruhn<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5667|71


AUS DeN LÄNDeRN<br />

Prachtvoll o<strong>de</strong>r praktisch?<br />

Apothekeneinrichtung im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeit<br />

Wieso verän<strong>de</strong>rten sichdie Apothekenräumlichkeiten im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Geschichte von einer anfänglicheinfachen Marktbu<strong>de</strong> über<br />

eine immobilie mit prunkvoller Offizin und kostbarer Ausstattung<br />

bis hin zu Verkaufsräumen, die es schließlichermöglichten,<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n die vielfältigen Waren angemessen zu präsentieren<br />

und ihm zugleichein Beratungsgespräch anzubieten?<br />

Mit solchen Fragen befasste sich<br />

die diesjährige, sehr gut besuchte<br />

Herbsttagung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />

Ba<strong>de</strong>n und Württemberg<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft<br />

für Geschichte <strong>de</strong>r Pharmazie,<br />

die am 20. und 21. Oktober im<br />

Hei<strong>de</strong>lberger Schloss stattfand.<br />

Grußworte zur Eröffnung sprachen<br />

Dr. Günther Hanke, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, die<br />

die Veranstaltung unterstützte,<br />

Dr.Albert Borchardt, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Apotheker-Regionalgruppe<br />

Hei<strong>de</strong>lberg, und Dr. Ursula<br />

Hirter-Trüb, Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r<br />

Schweizerischen Gesellschaft<br />

für Geschichte <strong>de</strong>r Pharmazie.<br />

Apotheke um 1600<br />

Mit einer Abhandlung über die<br />

Realien (Schrift- und Bildquellen<br />

sowie gegenständliche Objekte)<br />

eröffnete Dr. Elisabeth<br />

Huwer, Leiterin <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Apotheken-Museums in Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

<strong>de</strong>n Reigen <strong>de</strong>r<br />

wissenschaftlichen Vorträge.<br />

Huwer wies darauf<br />

hin, dass als schriftliche<br />

Quellen, die Erkenntnisse darüber<br />

liefern können, wie eine<br />

Apotheke in<strong>de</strong>r Zeit um 1600<br />

aussah, etwaApothekeninventare,<br />

Bücher o<strong>de</strong>r Apothekenordnungen<br />

dienen, von <strong>de</strong>nen aber<br />

nur wenige existieren. Als Beispiel<br />

nannte sie unter an<strong>de</strong>rem<br />

die Kurpfälzer Ordnung aus <strong>de</strong>m<br />

Jahr 1582, in <strong>de</strong>r zum einen<br />

erstmals angeordnet wur<strong>de</strong>, ein<br />

Laboratorium bereitzuhalten und<br />

zum an<strong>de</strong>ren, die Kun<strong>de</strong>n nur<br />

über ein La<strong>de</strong>nfenster zu bedienen.<br />

Eintritt in die Apotheke<br />

„darinnen zu schwetzen seines<br />

Gefallens /und in die Büchsen<br />

zu gucken“ sollte <strong>de</strong>r Patient<br />

ausdrücklich nicht erhalten.<br />

Die wenigen für die Thematik<br />

geeigneten Bildquellen aus <strong>de</strong>r<br />

Zeit um 1600 bieten einen recht<br />

anschaulichen Eindruck vom Innenleben<br />

einer Apotheke und<br />

spiegeln <strong>de</strong>n Arbeitsalltag eines<br />

Apothekers jener Tage wi<strong>de</strong>r.<br />

Zu sehen sind neben <strong>de</strong>m stets<br />

wichtigsten Motiv, nämlich <strong>de</strong>r<br />

Person <strong>de</strong>s Apothekers selbst,<br />

meist ein (Rezeptur-)Tisch mit<br />

Gerätschaften (hauptsächlich<br />

Mörser und Waage) darauf, Regale<br />

mit Holzbüchsen, Spanschachteln<br />

und Flaschen sowie<br />

teilweise zusätzlich <strong>de</strong>korative<br />

Elemente wie etwa ein<br />

ausgestopftes Krokodil<br />

über <strong>de</strong>m Arbeitstisch.<br />

Wasdie erhaltenen Originalobjekte<br />

aus jener Zeit anbelangt,<br />

so sind die Fundstücke<br />

ebenfalls nur in geringer<br />

Menge vorhan<strong>de</strong>n und zu<strong>de</strong>m<br />

oftmals aus ihrem Originalverbund<br />

gerissen, sodass meist<br />

nicht nachzuvollziehen ist, wo<br />

sich <strong>de</strong>r einstige Standort <strong>de</strong>r<br />

zugehörigen Apotheke befand.<br />

Huwer konnte trotz <strong>de</strong>s nicht<br />

allzu ergiebigen Quellenmaterials<br />

somit zeigen, dass eine<br />

Apotheke in<strong>de</strong>r Zeit um 1600<br />

bereits ein voll entwickelter Betrieb<br />

in bester Lage einer Stadt<br />

war, <strong>de</strong>r über eine Offizin, einen<br />

Die Referenten Dr.Elisabeth Huwer,Prof. Dr. Michael Mönnichund Prof. Dr.Marcus Plehn (4., 5. und 6. von links)<br />

sowie einigeTeilnehmer <strong>de</strong>r Tagung in Hei<strong>de</strong>lberg.<br />

Foto: Strobel<br />

72 | 5668| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AUS DeN LÄNDeRN<br />

Keller und Dachbo<strong>de</strong>n sowie<br />

evtl. ein Laboratorium verfügte.<br />

Bestückt war erin<strong>de</strong>r Regel mit<br />

einem Rezepturtisch mit Schublä<strong>de</strong>n,<br />

Regalen und einer dazugehörigen<br />

Leiter sowie vielfältigen<br />

und vor allem bunten und<br />

glänzen<strong>de</strong>n Gerätschaften, mit<br />

<strong>de</strong>ren Hilfe <strong>de</strong>r Apotheker seiner<br />

Tätigkeit entsprechend <strong>de</strong>n damals<br />

neuesten wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen nachgehen<br />

konnte.<br />

Apothekeneinrichtungen –<br />

vom Verkauf zur Beratung<br />

Einen großen Bogen –und zwar<br />

vom 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt bis heute –<br />

schlug Dr. Christiane Staiger,<br />

Neu-Isenburg, in ihren anschließen<strong>de</strong>n<br />

Betrachtungen, in<strong>de</strong>m<br />

sie anhand zahlreicher Bil<strong>de</strong>r<br />

und Fotografien <strong>de</strong>monstrierte,<br />

wie sich die Apotheke von einer<br />

ursprünglich reinen Herstellungs-<br />

und Verkaufsstätte zu einem<br />

Fachgeschäft entwickelte,<br />

in <strong>de</strong>m neben <strong>de</strong>m Verkauf und<br />

<strong>de</strong>r Produktion vonArzneimitteln<br />

die Beratungsleistung durch<br />

<strong>de</strong>n Apotheker mehr und mehr<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund rückte.<br />

Im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt gab eslediglich<br />

kleine Verkaufsbu<strong>de</strong>n, aus<br />

<strong>de</strong>nen heraus <strong>de</strong>r Apotheker seine<br />

selbstgefertigte Ware anbot.<br />

In <strong>de</strong>n darauf folgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

vergrößerte sich die<br />

Fläche <strong>de</strong>r Apothekenräume<br />

(jetzt in festen Gebäu<strong>de</strong>n untergebracht)<br />

merklich und die Offizinen<br />

wur<strong>de</strong>n immer repräsentativer<br />

ausgestaltet. Dennoch durfte<br />

das Publikum lange Zeit in<br />

<strong>de</strong>n allermeisten Fällen und in<br />

allen Teilen <strong>de</strong>r Welt eine Apotheke<br />

nicht betreten. Erst im<br />

späten 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n schließlich allerorts<br />

Eintritt in die Apothekenräume<br />

gewährt, und es sollte<br />

auch noch lange dauern, bis er<br />

<strong>de</strong>n flächenmäßig größeren Teil<br />

<strong>de</strong>r Offizin für sich in Anspruch<br />

nehmen konnte. Die Beratungsleistung<br />

gewann dabei langsam<br />

zunehmend an Be<strong>de</strong>utung und<br />

ist heute als verpflichten<strong>de</strong> Aufgabe<br />

in <strong>de</strong>r Apothekenbetriebsordnung<br />

verankert.<br />

Mit Recht beklagte Staiger jedoch,<br />

dass <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Stellenwert,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Apotheker als<br />

beraten<strong>de</strong>m Arzneimittelfachmann<br />

zukommt, in neuerer Zeit<br />

zu wenig nach außen kommuniziert<br />

wird. Während sich <strong>de</strong>r<br />

Apotheker in früheren Tagen<br />

immer als eine in repräsentativer<br />

Robe und in kostbar ausgestatteten<br />

Räumlichkeiten arbeiten<strong>de</strong><br />

Person abbil<strong>de</strong>n ließ, sind beim<br />

Betrachten vonApothekenfotografien<br />

<strong>de</strong>r Gegenwart zwar<br />

ebenfalls teure Apothekeneinrichtungen,<br />

jedoch meist menschenleere<br />

Offizinen zu erkennen.<br />

VonApothekern und ihren<br />

Kun<strong>de</strong>n ist hier meist nichts zu<br />

sehen.<br />

Ihren Zuhörern gab Staiger <strong>de</strong>shalb<br />

die Anregung mit auf <strong>de</strong>n<br />

Weg, diese Lücke zuschließen,<br />

die beraten<strong>de</strong> Tätigkeit etwa im<br />

Internetauftritt <strong>de</strong>r Apotheke<br />

sichtbar zu machen und auf diese<br />

Weise dazu beizutragen, die<br />

Leistungen <strong>de</strong>r Apothekerschaft<br />

mehr in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund zu rücken.<br />

Apothekenbetrieb und<br />

-einrichtung in <strong>de</strong>r NS-Zeit<br />

Dr. Caroline Schlick, Bad Homburg,<br />

befasste sich mit <strong>de</strong>m<br />

Wan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>n die Apothekenausstattung<br />

in <strong>de</strong>r Zeit ungefähr<br />

zwischen 1930 und 1945 erfuhr<br />

und mit welchen Reglementierungen<br />

sich die Apotheker jener<br />

Zeit konfrontiert sahen.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r Nationalsozialisten<br />

bedurfte es unter an<strong>de</strong>rem<br />

eines einheitlichen Wahrzeichens<br />

für die <strong>de</strong>utsche Apothekerschaft,<br />

sodass im Jahr<br />

1936 das auch heute noch verwen<strong>de</strong>te<br />

gotische Apotheken-<br />

„A“ entwickelt wur<strong>de</strong>, damals<br />

allerdings noch kombiniert mit<br />

<strong>de</strong>r germanischen „Man-Rune“.<br />

Alle Apotheken Deutschlands<br />

wur<strong>de</strong>n verpflichtet, dieses<br />

Wahrzeichen an o<strong>de</strong>r in ihrer<br />

Apotheke inhervorstechen<strong>de</strong>r<br />

Art anzubringen. Ebenso verhielt<br />

es sich mit <strong>de</strong>r sogenannten<br />

„Parole <strong>de</strong>r Woche“ und <strong>de</strong>m<br />

„Wochenspruch <strong>de</strong>r NSDAP“,<br />

die in <strong>de</strong>r Apotheke aufzuhängen<br />

bzw. inPropagandazeitschriften<br />

auszulegen waren.<br />

Auch ein Bild <strong>de</strong>s „Führers“<br />

durfte in keiner Apotheke fehlen.<br />

Das Schaufenster einer Apotheke<br />

eignete sich als Aushängeschild<br />

für nationalsozialistisches<br />

Gedankengut ebenfalls bestens.<br />

Aktuelle Ereignisse, wie etwa<br />

politische o<strong>de</strong>r militärische Geschehnisse<br />

sollten im Apotheken-Schaufenster<br />

thematisiert<br />

wer<strong>de</strong>n, wohingegen sich eine<br />

merkantile Werbung nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Regierung nicht<br />

ziemte, da eine Apotheke kein<br />

„Objekt händlerischer Betätigung,<br />

son<strong>de</strong>rn die Arzneiversorgungsstätte<br />

für die Volksgenossen“<br />

zu sein hatte.<br />

Vorbildliche, linientreue Apotheker<br />

strebten sogar <strong>de</strong>n Erwerb<br />

vonAuszeichnungen an, wie<br />

etwa die <strong>de</strong>s „Gaudiploms für<br />

hervorragen<strong>de</strong> Leistung“. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

für die Vergabe war<br />

unter an<strong>de</strong>rem, dass die Belegschaft<br />

<strong>de</strong>r Apotheke „nationalsozialistisch<br />

fühlte, dachte und<br />

han<strong>de</strong>lte“.<br />

Bedingt durch die Wirren <strong>de</strong>s<br />

Krieges verlagerten sich jedoch<br />

die Prioritäten, sodass gegen<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r NS-Zeit weniger die<br />

Einhaltung <strong>de</strong>r auferlegten Regelungen<br />

überwacht wur<strong>de</strong> als<br />

vielmehr die Aufrechterhaltung<br />

<strong>de</strong>r Arzneimittelversorgung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung durch die Einrichtung<br />

von Not- und Bunker-<br />

Apotheken in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

rückte.<br />

Erfindung <strong>de</strong>s Ziehschranks<br />

Als positive Errungenschaft jener<br />

Zeit ist die Erfindung <strong>de</strong>s<br />

sogenannten Apotheker-Schubla<strong>de</strong>nschranks<br />

zu nennen, eines<br />

Einrichtungsgegenstan<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>r<br />

auch heute noch das Arbeiten in<br />

zahlreichen Apotheken erleichtert.<br />

Die I<strong>de</strong>e für einen Prototyp<br />

lieferte im Jahre 1937 ein Leser<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Apotheker-Zeitung,<br />

entwickelt und gebaut<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schrank anschließend<br />

von <strong>de</strong>r Firma Oskar Heinze in<br />

Thüringen.<br />

Im Anschluss an die Vorträge<br />

waren die Teilnehmer <strong>de</strong>r Tagung<br />

eingela<strong>de</strong>n, einen Rundgang<br />

durch das Deutsche Apotheken-Museum<br />

zu machen.<br />

Am Sonntagvormittag stand<br />

wahlweise die Besichtigung <strong>de</strong>s<br />

Carl Bosch Museums (Technikmuseum)<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kurpfälzischen<br />

Museums in Hei<strong>de</strong>lberg<br />

auf <strong>de</strong>m Programm. <<br />

Dr.Martine Strobel<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5669|73


AUS DeN LÄNDeRN<br />

Hubmann: Selbstverwaltung<br />

muss funktionieren<br />

Parlamentarischer Abend <strong>de</strong>r Bayern in Berlin<br />

Apothekenhonorar,Kassenabschlag und impfstoffchaos –<strong>de</strong>n<br />

bayerischen Apothekern brennt so manches unter <strong>de</strong>n Nägeln.<br />

Bei ihrem Parlamentarischen Abend am 6. November in Berlin<br />

hatten sie Gelegenheit, hierüber mit Bun<strong>de</strong>stagsabgeordneten<br />

zu sprechen. Sie stießen dabei vielfachauf offene Ohren.<br />

Gela<strong>de</strong>n hatten <strong>de</strong>r Bayerische<br />

Apothekerverband und die<br />

Bayerische Lan<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

ins Apothekerhaus. Der<br />

Einladung gefolgt waren dieses<br />

Mal eine ganze Reihe von CSU-<br />

Politikern: <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong><br />

Unions-Fraktionschef Johannes<br />

Singhammer, <strong>de</strong>r Patientenbeauftragte<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

Wolfgang Zöller, <strong>de</strong>r Gesundheitspolitiker<br />

Max Straubinger<br />

sowie die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r CSU-<br />

Lan<strong>de</strong>sgruppe im Deutschen<br />

Bun<strong>de</strong>stag Gerda Hasselfeldt.<br />

Seitens <strong>de</strong>r SPD waren die Bun<strong>de</strong>stagsabgeordneten<br />

Angelika<br />

Graf und Marianne Schie<strong>de</strong>r vertreten.<br />

Für die FDP kam Erwin<br />

Lotter.<br />

Hans-Peter Hubmann, 1. Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Apothekerverban<strong>de</strong>s,<br />

betonte mit Blick<br />

auf <strong>de</strong>n Apothekenabschlag im<br />

Jahr 2013, dass hier 1,75 Euro<br />

<strong>de</strong>r Ausgangswert für die Verhandlungen<br />

zwischen Deutschem<br />

Apothekerverband und<br />

GKV-Spitzenverband sein müssen.<br />

Er unterstrich, dass die für<br />

zwei Jahre gesetzlich bestimmten<br />

2,05 Euro ein Son<strong>de</strong>ropfer<br />

gewesen seien. „Selbstverwaltung<br />

muss funktionieren“, for<strong>de</strong>rte<br />

Hubmann. Das habe auch<br />

Bun<strong>de</strong>sgesundheitsminister<br />

Daniel Bahr immer wie<strong>de</strong>r betont<br />

–und so erwarten die Apotheker<br />

nun auch politische Unterstützung<br />

für ihre Haltung in<br />

<strong>de</strong>n Abschlagsverhandlungen.<br />

Bayerns Kammerpräsi<strong>de</strong>nt Thomas<br />

Benkert erinnerte die Politiker<br />

zu<strong>de</strong>m an die zugesagte<br />

schnelle Umsetzung <strong>de</strong>r neuen<br />

Nacht- und Notdienstpauschale.<br />

Die Suche nach einer gerechten<br />

Verteilung <strong>de</strong>r versprochenen<br />

120 Millionen müsse mit Hochdruck<br />

vorangetrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Gera<strong>de</strong> in diesem Punkt sahen<br />

sich die Apotheker offenbar bei<br />

<strong>de</strong>n Politikern gut aufgehoben.<br />

In <strong>de</strong>n Einzelgesprächen wur<strong>de</strong><br />

Unterstützung zugesagt. In einem<br />

ländlich strukturierten Flächenland<br />

wie Bayern wür<strong>de</strong> diese<br />

Pauschale die örtliche Versorgung<br />

stärken –so<strong>de</strong>r Tenor.<br />

Ausschreibung von Impfstoffen<br />

„leichtsinnig“<br />

Hubmann wies die Politik weiterhin<br />

auf die Probleme bei <strong>de</strong>r<br />

diesjährigen Versorgung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

mit Grippeimpfstoff<br />

hin. Es sei „fast lächerlich“,<br />

wenn die Krankenkassen erklären,<br />

man müsse etwas gegen die<br />

Impfmüdigkeit unternehmen.<br />

„Wie soll das gehen ohne Impfstoff?“,<br />

fragte Hubmann. Für ihn<br />

grenzt das Verhalten <strong>de</strong>r Kassen<br />

an „Leichtsinnigkeit“. Es zeige<br />

sich, dass sich Impfstoffe nicht<br />

für Ausschreibungen eignen, weil<br />

sich die Kassen damit von einem<br />

einzigen Lieferanten abhängig<br />

machen. Das dürfe so nicht bleiben,<br />

for<strong>de</strong>rte Hubmann. Die Politik<br />

müsse an dieser Stelle gesetzliche<br />

Korrekturen vornehmen.<br />

Durchweg positive Resonanz<br />

ernteten die bayerischen Apotheker<br />

für ihr Engagement in<br />

Sachen Prävention. Das auf Initiative<br />

<strong>de</strong>r Kammer ins Leben<br />

gerufene Wissenschaftliche Institut<br />

für Prävention im Gesundheitswesen<br />

(WIPiG) fin<strong>de</strong>t bei<br />

<strong>de</strong>n Politikern viel Zuspruch. <<br />

ks<br />

Johannes Singhammer (Mitte) zu Gast imApothekerhaus neben Heinz-Günter Wolf (links) und Thomas Benkert.<br />

Foto: BLAK<br />

74 | 5670| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


AUS DeN LÄNDeRN<br />

„Herzenssache“ hilft Kin<strong>de</strong>rn<br />

Saarländische Apotheker sammeln für Hilfsaktion<br />

Kin<strong>de</strong>rnund Jugendlichen zu helfen, ist für <strong>de</strong>n Südwestrundfunk<br />

(SWR), <strong>de</strong>n Saarländischen Rundfunk (SR) und die Sparda-<br />

Banken Ba<strong>de</strong>n-Württembergund Südwest eine „Herzenssache“.<br />

Auch die saarländischen Apothekerorganisationen unterstützen<br />

jetzt die Kin<strong>de</strong>rhilfsaktion „Herzenssache“.<br />

Je<strong>de</strong> saarländische Apotheke<br />

wur<strong>de</strong> mit einer Sammelbüchse<br />

für die Aktion „Herzenssache“<br />

ausgestattet. So können die Apothekenkun<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Monaten<br />

November und Dezember Geld<br />

für gemeinnützige Einrichtungen<br />

spen<strong>de</strong>n, die Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen im Südwesten<br />

Deutschlands zugute kommen.<br />

Dazu Claudia Berger,Vorsitzen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Saarländischen Apothekervereins,<br />

und Manfred Saar,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Apothekerkammer<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s: „Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen zu helfen, die in<br />

Not sind, ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Verantwortung. Dieser<br />

Verantwortung wollen sich<br />

auch die saarländischen Apothekerinnen<br />

und Apotheker stellen.<br />

In <strong>de</strong>n saarländischen Apotheken<br />

kommt es tagtäglich zu Tausen<strong>de</strong>n<br />

von Kun<strong>de</strong>nkontakten.<br />

Diese wollen wir nutzen, um<br />

auch <strong>de</strong>n Schwächsten unserer<br />

Gesellschaft wenigstens ein<br />

bisschen zu helfen.“<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.herzenssache.<strong>de</strong>.


Uni<strong>DAZ</strong><br />

Editorial<br />

VomWirkstoff zum Arzneimittel<br />

3. teil: Das Arzneimittel nach <strong>de</strong>r Markteinführung<br />

in <strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n teilen dieser Serie ging es um die Hür<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r präklinischen und klinischen Prüfungen, die ein Medikament<br />

bis zur Markteinführung nehmen muss. in diesem teil<br />

wird <strong>de</strong>r Lebenszyklus <strong>de</strong>s Medikamentes nach seinem „Geburtstag“,<br />

<strong>de</strong>m tag<strong>de</strong>r erteilung <strong>de</strong>r Zulassung, und seiner<br />

Markteinführung erläutert. Die erkenntnisse über die Unbe<strong>de</strong>nklichkeit<br />

von Arzneimitteln sind zum Zeitpunkt ihrer Zulassung<br />

noch unvollständig. Deshalb gilt eine Zulassung zunächst für<br />

fünf Jahre und muss dann erneuertwer<strong>de</strong>n. ein Überwachungssystemist<br />

darauf ausgelegt, Risiken durch im Markt befindliche<br />

Arzneimittel frühzeitig zu erkennen, zu verstehen und abzuwehren.<br />

Der Fachbegriff dafür lautet Pharmakovigilanz.<br />

Die klinische Erprobung eines<br />

Arzneimittels wird an einer relativ<br />

geringen Zahl von Patienten<br />

durchgeführt (in <strong>de</strong>r Regel<br />

mehrere 1000 Patienten für eine<br />

Phase-III-Studie). Diese Patienten<br />

sind zu<strong>de</strong>m durch Ein- und<br />

Ausschlusskriterien stratifiziert<br />

(siehe Teil 2) und bil<strong>de</strong>n somit<br />

nicht das gesamte Patientenkollektiv<br />

ab, das für eine bestimmte<br />

Indikation infrage kommt.<br />

Seltene Nebenwirkungen, Arzneimittelinteraktionen,<br />

Interaktionen<br />

mit Lebensmitteln usw.<br />

können in klinischen Prüfungen<br />

nicht abschließend untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Tabelle 1gibt einen<br />

Überblick, wie viele Patienten<br />

tab. 1: erfor<strong>de</strong>rliche Anzahl von Patienten, um mit<br />

95%iger Wahrscheinlichkeit eine Arzneimittelnebenwirkung<br />

zu <strong>de</strong>tektieren. Seltene und sehr<br />

seltene Nebenwirkungen mit einer inzi<strong>de</strong>nz von<br />

1:10.000 o<strong>de</strong>r 1:100.000 wer<strong>de</strong>n in klinischen<br />

Studien mit maximal 3000 Patienten nicht erfasst<br />

(grüne Linie). Nach [5].<br />

Häufigkeit <strong>de</strong>r Nebenwirkung<br />

Patienten (n)<br />

1: 10 (sehr häufig) 30<br />

1: 100 (häufig) 300<br />

1: 1.000 (gelegentlich) 3.000<br />

1: 10.000 (selten) 30.000<br />

1:100.000 (sehr selten) 300.000<br />

statistisch benötigt wer<strong>de</strong>n, um<br />

Nebenwirkungen zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r Pharmakovigilanz<br />

Neue Sicherheitsaspekte können<br />

sich noch Jahre nach <strong>de</strong>r Zulassung<br />

ergeben und hängen von<br />

neuen Entwicklungen in <strong>de</strong>r<br />

medizinischen Wissenschaft ab.<br />

Das heißt, sie müssen über einen<br />

stetigen Informationsfluss aktualisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Arzneimittelgesetz<br />

(AMG) und auch die europäische<br />

Gesetzgebung sehen<br />

vor, dass nach <strong>de</strong>r Zulassung eines<br />

Arzneimittels die Erfahrungen<br />

bei seiner Anwendung fortlaufend<br />

systematisch gesammelt<br />

wer<strong>de</strong>n und gegebenenfalls<br />

Maßnahmen<br />

ergriffen wer<strong>de</strong>n; dies<br />

sind die Hauptaufgaben<strong>de</strong>rPharmakovigilanz<br />

(griech. pharmakon<br />

=Arzneimittel;<br />

lat. vigilare =wachsam<br />

sein).<br />

Die Pharmakovigilanz<br />

etablierte sich in<br />

Deutschland im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r<br />

Contergantragödie<br />

1959 –61, als tausen<strong>de</strong><br />

missgebil<strong>de</strong>te Kin<strong>de</strong>r<br />

zur Welt kamen<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Nach <strong>de</strong>r Zulassung darf ein Arzneimittel,<br />

das während <strong>de</strong>r klinischen<br />

Prüfung bei einer begrenzten<br />

Anzahl von Patienten eingesetzt<br />

wur<strong>de</strong>, in größerem Stil angewandt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei können<br />

unerwünschte Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW) auftreten, die in<br />

<strong>de</strong>r klinischen Prüfung übersehen<br />

wur<strong>de</strong>n, z.B. weil sie auf Patienten<br />

mit bestimmten Eigenschaften<br />

(Risikogruppen) beschränkt<br />

sind. So nahm <strong>de</strong>r Hersteller das<br />

ordnungsgemäß zugelassene Antirheumatikum<br />

Rofecoxib (Vioxx ® )<br />

im Jahr 2004 wie<strong>de</strong>r vom Markt,<br />

weil es das Risiko für einen Herzinfarkt<br />

erhöhte. Ärzte und Apotheker<br />

sind verpflichtet, unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen,<br />

die ihnen bekannt wer<strong>de</strong>n, ihren<br />

Arzneimittelkommissionen zu<br />

mel<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r Hersteller muss<br />

ein waches Auge auf seine Produkte<br />

haben und gegebenenfalls<br />

mit <strong>de</strong>m Rote-Hand-Brief über<br />

Arzneimittelrisiken informieren.<br />

Wir wünschen Ihnen eine interessante<br />

Lektüre und möchten Sie<br />

auch andie bei<strong>de</strong>n ersten Teile<br />

dieser Uni<strong>DAZ</strong>-Serie erinnern:<br />

1. teil: Von<strong>de</strong>r Präklinik zur Phase-I-Studie.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 25, S. 70–76.<br />

2. teil: Klinische Prüfungen.<br />

<strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 29, S. 61–67.<br />

Ihre Uni<strong>DAZ</strong>-Redaktion<br />

(siehe Teil 1). Als Konsequenz<br />

daraus verabschie<strong>de</strong>te die WHO<br />

1963 eine Resolution zur schnellen<br />

Reaktion und Informationsweiterleitung<br />

bei schwerwiegen<strong>de</strong>n<br />

Nebenwirkungen und<br />

grün<strong>de</strong>te 1968 ein Pilotforschungsprogramm,<br />

das ein internationales<br />

System zur Detektion<br />

von Nebenwirkungen entwickeln<br />

sollte. Der technische Report,<br />

<strong>de</strong>r 1971 als Ergebnis daraus<br />

hervorging, diente als Grundlage<br />

zur Etablierung eines län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Pharmakovigilanzsystems,<br />

das seit<strong>de</strong>m stetig weiterentwickelt<br />

und in die Gesetzgebung<br />

<strong>de</strong>r Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />

76 | 5672 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Infobox<br />

Nebenwirkung und unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW)<br />

Im <strong>de</strong>utschen Sprachgebrauch und<br />

auch im Arzneimittelgesetz (AMG)<br />

wird <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Nebenwirkung<br />

für unerwünschte Arzneimittelwirkung(en)<br />

(UAW) verwen<strong>de</strong>t. Im eigentlichen<br />

Wortsinn be<strong>de</strong>utet Nebenwirkung<br />

jeglichen Effekt eines<br />

Arzneimittels, <strong>de</strong>r von<strong>de</strong>r Hauptwirkung<br />

abweicht, unabhängig davon,<br />

ob er erwünscht o<strong>de</strong>r unerwünscht<br />

ist. Ausdiesem Grun<strong>de</strong> wirdimAMG<br />

nach§4Abs. 13 <strong>de</strong>r Begriff<strong>de</strong>r Nebenwirkung<br />

konkreter <strong>de</strong>finiert (16.<br />

AMG-Novelle): „Nebenwirkungen<br />

sind …schädliche, unbeabsichtigte<br />

Reaktionen auf das Arzneimittel …“<br />

Danach umfassen Nebenwirkungen<br />

bei Humanarzneimitteln nicht nur<br />

solche, die beim bestimmungsgemäßen<br />

Gebrauch auftreten (Definition<br />

vor <strong>de</strong>r 16.AMG-Novelle), son<strong>de</strong>rn<br />

auch Reaktionen infolge von<br />

Überdosierung, Fehlgebrauch, Missbrauch<br />

und Medikationsfehlern sowie<br />

Nebenwirkungen, die mit beruflicher<br />

Exposition verbun<strong>de</strong>n sind.<br />

Im englischen Sprachgebrauch fin<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>r treffen<strong>de</strong>re Ausdruck adversedrugreactions<br />

(unerwünschte<br />

Arzneimittelwirkungen, UAW) Anwendung,<br />

<strong>de</strong>r alle unbeabsichtigten<br />

schädlichen Effektebezeichnet. Des<br />

Weiteren wer<strong>de</strong>n im §4 Abs. 13<br />

AMG nochschwerwiegen<strong>de</strong> und unerwartete<br />

Nebenwirkungen <strong>de</strong>finiert<br />

(siehe Teil 2).<br />

integriert wur<strong>de</strong>. Dies geschah<br />

in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik durch das<br />

Gesetz zur Neuordnung <strong>de</strong>s Arzneimittelrechts<br />

von 1976 (AMG<br />

1976). Damals wur<strong>de</strong> erstmals<br />

ein Pharmakovigilanzsystem implementiert,<br />

das in seinen Grundzügen<br />

auch heute noch gültig ist.<br />

Definition: Pharmakovigilanz<br />

Pharmakovigilanz ist laut Definition<strong>de</strong>rWeltgesundheitsorganisation<br />

WHO die „Wissenschaft und<br />

alle Aktivitäten, die zur Ent<strong>de</strong>ckung,<br />

Beurteilung sowie zum Verständnis<br />

und zur Vorbeugung von<br />

unerwünschten Wirkungen o<strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>ren Problemen in Verbindung<br />

mit Arzneimitteln dienen“.<br />

Das Spontanmel<strong>de</strong>system<br />

Das Beobachten und Sammeln<br />

vonVerdachtsfällen unerwünschter<br />

Arzneimittelwirkungen<br />

(UAW,siehe Infobox) nach <strong>de</strong>r<br />

Zulassung ist eine wichtige Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Pharmakovigilanz.<br />

Das Frühwarnsystem zur Detektion<br />

von neuen arzneimittelbedingten<br />

Risiken beruht auf <strong>de</strong>m<br />

Sammeln und Auswerten von<br />

Spontanberichten über UAW,<br />

die vonÄrzten, Zahn- und Tierärzten,<br />

Apothekern und Patienten<br />

stammen. Eine neue Information<br />

über ein mögliches Risiko,<br />

die Anlass zur weiteren Abklärung<br />

gibt, bezeichnet man in<br />

diesem Zusammenhang auch als<br />

„Signal“. Vonbeson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />

sind dabei schwerwiegen<strong>de</strong><br />

und bis dato unbekannte<br />

UAW. Ärzte und Apotheker sind<br />

über ihre Berufsordnungen dazu<br />

verpflichtet, UAW zumel<strong>de</strong>n.<br />

Dabei können sie sich<br />

. an <strong>de</strong>n pharmazeutischen Unternehmer<br />

<strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />

Medikamentes o<strong>de</strong>r<br />

. an die zuständigen Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>n<br />

(BfArM o<strong>de</strong>r<br />

PEI) o<strong>de</strong>r<br />

. an die Arzneimittelkommissionen<br />

<strong>de</strong>r Heilberufskammern<br />

(z.B. die Arzneimittelkommission<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Apotheker,AMK,<br />

o<strong>de</strong>r die Arzneimittelkommission<br />

<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Ärzteschaft, AkdÄ)<br />

wen<strong>de</strong>n. Die pharmazeutischen<br />

Unternehmer und die Arzneimittelkommissionen<br />

sind gesetzlich<br />

dazu verpflichtet, alle gemel<strong>de</strong>ten<br />

Verdachtsfälle an die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>n<br />

weiterzuleiten,<br />

wo sie gesammelt und ausgewertet<br />

wer<strong>de</strong>n (Abb. 1).<br />

Verdachtsfälle schwerwiegen<strong>de</strong>r<br />

UAW von Arzneimitteln muss<br />

<strong>de</strong>r pharmazeutische Unternehmer<br />

innerhalb von 15Tagen<br />

elektronisch in einem standardisierten<br />

Format an die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

übermitteln. Bei<br />

nicht schwerwiegen<strong>de</strong>n UAW<br />

reicht eine Einzelfallmeldung<br />

innerhalb von 90Tagen. Bei <strong>de</strong>r<br />

Meldung von UAW ist eine international<br />

standardisierte medizinische<br />

Terminologie nach <strong>de</strong>m<br />

Medical Dictionary for Regulatory<br />

Activities (MedDRA) zu<br />

verwen<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r International<br />

Conference on Harmonization<br />

(ICH, siehe Teil 1) verabschie<strong>de</strong>t<br />

und verbindlich in EU-<br />

Recht implementiert wur<strong>de</strong>.<br />

Die einheitliche Terminologie ist<br />

von großer Wichtigkeit, da die<br />

Behör<strong>de</strong>n aller EU-Staaten ihre<br />

Meldungen in die zentrale europäische<br />

Datenbank EudraVigilance<br />

bei <strong>de</strong>r Europäischen Arzneimittelagentur<br />

(EMA) einspeisen<br />

müssen. Zusätzlich wer<strong>de</strong>n<br />

Abb. 1: Mel<strong>de</strong>wege und beteiligteInstitutionen bei Verdachtsfällen von unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen (vereinfachtes Schema). Abkürzungen:<br />

BfArM, Bun<strong>de</strong>sinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; EMA, European<br />

Medicines Agency; EudraVigilance, zentrale europäische Datenbank <strong>de</strong>r<br />

EMA; PEI, Paul-Ehrlich-Institut; UMC VigiBase, Datenbank <strong>de</strong>s Uppsala<br />

Monitoring Centre; WHO, World Health Organization.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5673| 77


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Infobox<br />

Fachinformation<br />

Die Fachinformation ist die Basisinformation eines Arzneimittels für die<br />

Heilberufe. Darin fin<strong>de</strong>n sichalle relevanten Informationen für einen sicheren<br />

und effektiven Gebrauch <strong>de</strong>s Arzneimittels. Der Inhalt <strong>de</strong>r Gebrauchsinformation<br />

(Packungsbeilage) für <strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>r leitet sich aus <strong>de</strong>n Informationen<br />

<strong>de</strong>r Fachinformation ab. Folgen<strong>de</strong> Daten sind u. a. in <strong>de</strong>r Fachinformation<br />

zu fin<strong>de</strong>n:<br />

. Bezeichnung (Han<strong>de</strong>lsname),<br />

. qualitativeund quantitative Zusammensetzung,<br />

. Darreichungsform (Tablette, Saft usw.),<br />

. klinische Angaben (Anwendungsgebiete,Dosierung, Warnhinweise,<br />

Gegenanzeigen, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen usw.),<br />

. pharmakologische Eigenschaften(Pharmakodynamik,Pharmakokinetik,<br />

präklinische Daten zur Sicherheit usw.) und<br />

. pharmazeutische Angaben (sonstigeBestandteile, Dauer <strong>de</strong>r Haltbarkeit<br />

usw.).<br />

die Meldungen auch an die globale<br />

Datenbank VigiBase <strong>de</strong>r<br />

WHO beim Uppsala Monitoring<br />

Centre (UMC) in Schwe<strong>de</strong>n<br />

weitergeleitet.<br />

Die kürzlich in Kraft getretene<br />

Pharmakovigilanzgesetzgebung<br />

(16. AMG-Novelle) sieht vor,<br />

dass Patienten über einen Standardtext<br />

in <strong>de</strong>r Packungsbeilage<br />

dazu aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, UAW<br />

an <strong>de</strong>n Arzt, Apotheker o<strong>de</strong>r unmittelbar<br />

an die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

zu mel<strong>de</strong>n. Ebenfalls neu<br />

ist, dass auch Ärzte und an<strong>de</strong>re<br />

Gesundheitsberufe in <strong>de</strong>n Fachinformationen<br />

eines Arzneimittels<br />

(siehe Infobox) dazu aufgefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, Verdachtsfälle<br />

einer UAW andie Behör<strong>de</strong> zu<br />

mel<strong>de</strong>n. Seit <strong>2012</strong> besteht auch<br />

die Möglichkeit für Patienten,<br />

auf <strong>de</strong>r Homepage www.adrreports.eu<br />

Einsicht in die europäische<br />

Mel<strong>de</strong>datenbank für Verdachtsfälle<br />

von UAW (EudraVigilance)<br />

zu bekommen.<br />

Die Vorteile dieses Spontanmel<strong>de</strong>systems<br />

liegen darin, dass es<br />

vergleichsweise günstig ist und<br />

dass –an<strong>de</strong>rs als bei klinischen<br />

Prüfungen –Informationen über<br />

ein Arzneimittel unter Alltagsbedingungen<br />

gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Beispiel können UAW gemel<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, die aus <strong>de</strong>m Gebrauch<br />

<strong>de</strong>s Arzneimittels an<br />

Kin<strong>de</strong>rn und älteren Menschen<br />

stammen, o<strong>de</strong>r auch Wechselwirkungen<br />

mit an<strong>de</strong>ren Medikamenten<br />

o<strong>de</strong>r Nahrungsmitteln,<br />

die vorher nicht Gegenstand <strong>de</strong>r<br />

klinischen Prüfung waren.<br />

Nachteile dieses Systems sind<br />

die geringe Anzahl <strong>de</strong>r tatsächlich<br />

gemel<strong>de</strong>ten Fälle und die<br />

oftmals schlechte Qualität und<br />

Unvollständigkeit <strong>de</strong>r Meldungen.<br />

Schätzungsweise wer<strong>de</strong>n<br />

nur zwischen 5bis 10% <strong>de</strong>r Verdachtsfälle<br />

auf UAW tatsächlich<br />

gemel<strong>de</strong>t (engl. un<strong>de</strong>rreporting).<br />

Dieser Anteil ist relativ gering,<br />

wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass die<br />

vorgegebene Schwelle zur Meldung<br />

solcher Verdachtsfälle sehr<br />

niedrig ist. So sollten schon bloße<br />

Vermutungen, dass eine beobachtete<br />

UAW mit einem Arzneimittel<br />

im Zusammenhang<br />

steht, gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n; dies unterbleibt<br />

jedoch häufig.<br />

Ein weiterer Nachteil ist die geringe<br />

Meldung vonVerdachtsfällen<br />

auf UAW beim Gebrauch<br />

<strong>de</strong>s Arzneimittels außerhalb seiner<br />

Zulassung, <strong>de</strong>m sogenannten<br />

Off-label-use. Er kommt häufig<br />

in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendmedizin<br />

vor, weil viele Medikamente<br />

für diese Altersgruppe nicht<br />

zugelassen sind. Hier ist die<br />

Hemmschwelle <strong>de</strong>r verordnen<strong>de</strong>n<br />

Ärzte häufig beson<strong>de</strong>rs<br />

hoch, Meldungen abzugeben.<br />

Der Periodic Safety Update<br />

Report –PSUR<br />

Zu <strong>de</strong>n Dokumentations- und<br />

Mel<strong>de</strong>pflichten, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r pharmazeutische<br />

Unternehmer unterliegt,<br />

gehören neben <strong>de</strong>n Spontanmeldungen<br />

auch regelmäßige<br />

aktualisierte Berichte über die<br />

Unbe<strong>de</strong>nklichkeit <strong>de</strong>s Arzneimittels<br />

–Periodic Safety Update<br />

Report (PSUR) –andie Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

(§ 63bAMG).<br />

Die Erstellung von PSURs ist<br />

für alle in <strong>de</strong>r EU, <strong>de</strong>n USA und<br />

in Japan in <strong>de</strong>n Verkehr gebrachten<br />

Arzneimittel obligatorisch<br />

(also in <strong>de</strong>n ICH-Mitgliedslän<strong>de</strong>rn,<br />

siehe Teil 1).<br />

Der Zweck <strong>de</strong>s PSUR liegt darin,<br />

eine weltweite Nutzen-Risiko-Bewertung<br />

eines Arzneistoffs<br />

vorzunehmen. Im Gegensatz zur<br />

Bewertung einer einzelnen<br />

UAW-Meldung, mit <strong>de</strong>r häufig<br />

keine <strong>de</strong>finitive Aussage zur<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Nutzen-Risiko-<br />

Profils eines Arzneimittels gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n kann, ermöglicht<br />

es <strong>de</strong>r PSUR, eine fundierte Risikoanalyse<br />

<strong>de</strong>s betroffenen Arzneistoffes<br />

durchzuführen. Für<br />

<strong>de</strong>n pharmazeutischen Unternehmer<br />

be<strong>de</strong>utet dies, dass er<br />

nicht nur die vorhan<strong>de</strong>nen Informationen<br />

über „sein“ Medikament<br />

bereitstellen muss, son<strong>de</strong>rn<br />

alle weltweiten, sicherheitsrelevanten<br />

Fakten zum jeweiligen<br />

Arzneistoff. Dabei spielt es keine<br />

Rolle, ob <strong>de</strong>r Wirkstoff auch<br />

von einer an<strong>de</strong>ren Firma vermarktet<br />

wird. PSURs müssen in<br />

<strong>de</strong>finierten Zeiträumen eingereicht<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

. nach <strong>de</strong>r Zulassung bis zum<br />

ersten Inverkehrbringen alle<br />

sechs Monate,<br />

. nach <strong>de</strong>m ersten Inverkehrbringen<br />

sechsmonatlich in<br />

<strong>de</strong>n ersten bei<strong>de</strong>n Jahren,<br />

jährlich in <strong>de</strong>n zwei folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahren, danach alle drei<br />

Jahre.<br />

Um <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand<br />

zu verringern, haben pharmazeutische<br />

Unternehmer über<br />

eine Ausnahmeregelung die<br />

Möglichkeit, gemeinschaftliche<br />

PSURs zu einem Arzneistoff<br />

zu bestimmten Stichtagen einzureichen.<br />

Innerhalb Europas weisen Fachinformationen<br />

zu Arzneimitteln<br />

<strong>de</strong>s Öfteren Unterschie<strong>de</strong> auf.<br />

Um diese zu harmonisieren,<br />

muss <strong>de</strong>r Innovator eines Arzneistoffs<br />

ein sogenanntes Core<br />

Safety Profile (CSP) vorschlagen,<br />

in <strong>de</strong>m alle für die Fachinformation<br />

relevanten Sicherheitsaspekte<br />

<strong>de</strong>s Arzneistoffs<br />

aufgeführt sind. Dieses CSP<br />

wird dann im Rahmen eines sogenannten<br />

PSUR Worksharing-<br />

Prozesses zwischen <strong>de</strong>n EU-<br />

Mitgliedslän<strong>de</strong>rn ergänzt und ver-<br />

78 | 5674 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


abschie<strong>de</strong>t. Ein verabschie<strong>de</strong>tes<br />

CSP dient als Referenzdokument<br />

für alle an<strong>de</strong>ren Arzneimittel<br />

mit <strong>de</strong>mselben Arzneistoff.<br />

Sollten sich durch einen späteren<br />

PSUR sicherheitsrelevante<br />

Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r Fachinformation<br />

ergeben, müssen diese<br />

im CSP aktualisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Risk Management Plan –<br />

RMP<br />

Neben <strong>de</strong>m PSUR besteht für<br />

<strong>de</strong>n Zulassungsinhaber eines<br />

Arzneimittels die Verpflichtung,<br />

einen Risk Management Plan<br />

(RMP) zu erstellen. Dieses Dokument<br />

komplementiert die im<br />

PSUR vorgenommene Nutzen-<br />

Risiko-Bewertung durch die Beschreibung<br />

eines Systems zum<br />

Nutzen-Risiko-Management.<br />

Durch dieses Nutzen-Risiko-<br />

Management soll sichergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Nutzen eines<br />

Arzneimittels zu je<strong>de</strong>r Zeit die<br />

Risiken um das größtmögliche<br />

Maß überschreitet. Der RMP<br />

enthält dazu eine umfassen<strong>de</strong><br />

Beschreibung <strong>de</strong>s Sicherheitsprofils<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Arzneistoffs.<br />

Vonbeson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />

sind hierbei Risiken, die<br />

die Unbe<strong>de</strong>nklichkeit eines Arzneimittels<br />

nachhaltig beeinflussen<br />

könnten, sogenannte wichtige<br />

Risiken. Darauf aufbauend<br />

muss <strong>de</strong>r RMP einen strukturierten<br />

Plan enthalten, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Unternehmer angibt, wie er<br />

. neue Risiken i<strong>de</strong>ntifiziert,<br />

. bekannte Risiken charakterisiert<br />

und <strong>de</strong>ren Risikofaktoren<br />

aufklärt,<br />

. untersucht, ob potenzielle<br />

Risiken real sind o<strong>de</strong>r nicht,<br />

. fehlen<strong>de</strong> Informationen sammelt,<br />

. plant, i<strong>de</strong>ntifizierte, potenzielle<br />

und auch unbekannte<br />

Risiken (z.B. aufgrund <strong>de</strong>s<br />

Ausschlusses von bestimmten<br />

Patientengruppen in klinischen<br />

Studien) zu reduzieren,<br />

zu vermei<strong>de</strong>n und zu minimieren.<br />

Letzteres kann beispielsweise<br />

durch Erwähnung in <strong>de</strong>r Facho<strong>de</strong>r<br />

Gebrauchsinformation, Beschränkung<br />

<strong>de</strong>r Packungsgröße,<br />

Verschreibungspflicht, Patientenregister<br />

o<strong>de</strong>r auch Studien<br />

zur Arzneimittelsicherheit gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Studien zur<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

Wenn das Medikament auf <strong>de</strong>m<br />

Markt ist und routinemäßig eingesetzt<br />

wird, wer<strong>de</strong>n weiterhin<br />

gezielt Daten zu Nebenwirkungen<br />

o<strong>de</strong>r Interaktionen gesammelt.<br />

Im 2. Teil dieser Serie<br />

wur<strong>de</strong> in diesem Zusammenhang<br />

bereits die Anwendungsbeobachtung<br />

(siehe Phase-IV-Studien)<br />

als Instrument <strong>de</strong>r Pharmakovigilanz<br />

angesprochen.<br />

Bestehen bereits bei <strong>de</strong>r Zulassung<br />

Be<strong>de</strong>nken bezüglich<br />

Sicherheit o<strong>de</strong>r Wirksamkeit<br />

eines Arzneimittels, kann <strong>de</strong>m<br />

pharmazeutischen Unternehmer<br />

zur Auflage gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />

für die Anfangszeit nach <strong>de</strong>r Zulassung<br />

weitere Studien durchzuführen.<br />

Je nach<strong>de</strong>m, was in<br />

<strong>de</strong>n Studien untersucht wer<strong>de</strong>n<br />

soll, nennt man diese auch Post<br />

Authorisation Safety Studies<br />

(PASS) o<strong>de</strong>r Post Authorisation<br />

Efficacy Studies (PAES). Solche<br />

Studien können auch im Rahmen<br />

von auftreten<strong>de</strong>n Sicherheitsbe<strong>de</strong>nken<br />

eines Arzneimittels<br />

nachträglich von <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> als Auflage<br />

angeordnet wer<strong>de</strong>n (s. u. „Stufenplanverfahren“).<br />

Medikamente, die einer zusätzlichen<br />

Überwachung bedürfen,<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r EMA in einer<br />

Liste geführt. Sie sollen zukünftig<br />

zur Erhöhung <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit<br />

durch ein schwarzes<br />

Symbol in <strong>de</strong>r Packungsbeilage<br />

o<strong>de</strong>r Fachinformation gekennzeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Daten aus Spontanmeldungen,<br />

Anwendungsbeobachtungen,<br />

PASS/PAES usw. wer<strong>de</strong>n<br />

in epi<strong>de</strong>miologischen Datenbanken<br />

gespeichert. Mithilfe solcher<br />

Datenbanken lassen sich neu<br />

eingeführte Arzneimittel weitläufig<br />

überwachen, Häufigkeiten<br />

auftreten<strong>de</strong>r UAW abschätzen<br />

und regulatorische Maßnahmen<br />

evaluieren.<br />

Das Stufenplanverfahren<br />

Kommt die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>r Auswertung von UAW-<br />

Meldungen zu <strong>de</strong>m Schluss, dass<br />

ein Verdacht auf ein gesundheitliches<br />

Risiko für die Bevölkerung<br />

besteht, kann sie das sogenannte<br />

Stufenplanverfahren aus-<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong>


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Abb. 2: Vereinfachter schematischer Ablauf <strong>de</strong>s Stufenplanverfahrens.<br />

Abkürzungen: BOB, Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>; PU, pharmazeutischer Unternehmer.<br />

lösen. Nach §63AMG han<strong>de</strong>lt<br />

es sich beim Stufenplan um eine<br />

„Allgemeine Verwaltungsvorschrift<br />

zur Beobachtung, Sammlung<br />

und Auswertung vonArzneimittelrisiken“.<br />

Der Begriff<br />

Stufenplan leitet sich von <strong>de</strong>r<br />

Unterteilung <strong>de</strong>s Verfahrens in<br />

zwei Gefahrenstufen ab (Überblick<br />

in Abb.2).<br />

Die Stufe I<strong>de</strong>s Verfahrens beginnt,<br />

wenn es Hinweise auf ein<br />

mögliches Arzneimittelrisiko<br />

gibt. Dabei reicht bereits ein<br />

assoziationsartiger Bezug zwischen<br />

<strong>de</strong>r Beobachtung einer<br />

UAW und <strong>de</strong>r Gabe eines Arzneimittels<br />

aus, z.B. eine bei bestimmungsgemäßem<br />

Gebrauch<br />

auftreten<strong>de</strong> UAW o<strong>de</strong>r Wechselwirkungen<br />

mit an<strong>de</strong>ren Mitteln.<br />

Aber auch auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />

banalere Mängel an Packungsbeilage,<br />

Behältnissen und äußeren<br />

Umhüllungen können zur<br />

Einleitung eines Stufe-I-Verfahrens<br />

führen. Zur Klärung <strong>de</strong>s<br />

Sachverhaltes fin<strong>de</strong>t zunächst ein<br />

Informationsaustausch zwischen<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>, <strong>de</strong>m<br />

pharmazeutischen Unternehmer<br />

und an<strong>de</strong>ren im Stufenplan festgelegten<br />

Behör<strong>de</strong>n und Stellen<br />

statt. Insgesamt wer<strong>de</strong>n im Stufenplan<br />

14 solcher Behör<strong>de</strong>n und<br />

Stellen aufgeführt, mit <strong>de</strong>nen die<br />

Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>n ggfs. zusammenwirken,<br />

z.B. die obersten<br />

Lan<strong>de</strong>sgesundheitsbehör<strong>de</strong>n,<br />

die Zentralstelle <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r für<br />

Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln<br />

und Medizinprodukten<br />

(ZLG; https://www.zlg.<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r<br />

die Arzneimittelkommissionen<br />

<strong>de</strong>r Heilberufskammern.<br />

Der pharmazeutische Unternehmer<br />

hat die Verantwortung, <strong>de</strong>m<br />

<strong>de</strong>rzeitigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand entsprechen<strong>de</strong><br />

Produkte auf <strong>de</strong>n Markt zu bringen.<br />

Somit obliegt es ihm auch,<br />

eigenverantwortlich adäquate<br />

Maßnahmen wie z. B. eine Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Fachinformation vorzunehmen.<br />

Kommt die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

nach Prüfung aller<br />

Unterlagen und <strong>de</strong>r vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen zu <strong>de</strong>r Erkenntnis,<br />

dass kein Risiko mehr<br />

besteht, wird das Verfahren nach<br />

<strong>de</strong>r Stufe Ibeen<strong>de</strong>t. Sollte sich<br />

aber ein begrün<strong>de</strong>ter Verdacht<br />

auf Arzneimittelrisiken herauskristallisieren<br />

und <strong>de</strong>r pharmazeutische<br />

Unternehmer nicht dazu<br />

in <strong>de</strong>r Lage sein, angemessene<br />

Maßnahmen zu treffen,<br />

wird ein Stufe-II-Verfahren eingeleitet.<br />

Auch kann bei einem<br />

vonAnfang an begrün<strong>de</strong>ten Verdacht<br />

auf Arzneimittelrisiken direkt<br />

ein Stufe-II-Verfahren eingeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Meist kommt es in <strong>de</strong>r Stufe II<br />

nur zu schriftlichen Anhörungen<br />

<strong>de</strong>s pharmazeutischen Unternehmers<br />

über die geplanten Maßnahmen.<br />

Nach Begutachtung<br />

und gegebenenfalls Modifizierung<br />

führt er in <strong>de</strong>n meisten<br />

Fällen die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

erfor<strong>de</strong>rlich gehaltenen<br />

Maßnahmen aus.<br />

Die anzuordnen<strong>de</strong>n Maßnahmen<br />

fallen, je nach Art <strong>de</strong>r Maßnahme,<br />

in unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche.<br />

So ist das Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

für Gesundheit<br />

zuständig für arzneistoffbezogene<br />

Maßnahmen vonArzneimitteln,<br />

z.B. die Ausweitung <strong>de</strong>r<br />

Apothekenpflicht (§ <strong>46</strong> AMG),<br />

die Unterstellung unter die Verschreibungspflicht<br />

(§ 48 AMG)<br />

o<strong>de</strong>r die Unterstellung unter das<br />

Betäubungsmittelrecht.<br />

Die Lan<strong>de</strong>sgesundheitsbehör<strong>de</strong>n<br />

sind zuständig, wenn es z.B. darum<br />

geht, bestimmte Chargen<br />

eines Arzneimittels aus <strong>de</strong>m<br />

Verkehr zu nehmen („Anordnung<br />

<strong>de</strong>s Rückrufes“ nach §69<br />

Abs. 1AMG).<br />

Die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> kann<br />

in letzter Instanz z.B. die Zulassung<br />

eines Arzneimittels wi<strong>de</strong>rrufen,<br />

sie zurücknehmen o<strong>de</strong>r<br />

ruhen lassen.<br />

Häufig können Arzneimittelrisiken<br />

bereits durch Auflagen an<br />

<strong>de</strong>n pharmazeutischen Unternehmer<br />

bei <strong>de</strong>r Marktzulassung<br />

o<strong>de</strong>r später bei einer Än<strong>de</strong>rungsanzeige<br />

(s. u.) verringert wer<strong>de</strong>n.<br />

Zu diesen gehören u.a.:<br />

. Ergänzungen <strong>de</strong>s Wortlautes<br />

<strong>de</strong>r Packungsbeilage o<strong>de</strong>r<br />

Fachinformation<br />

80|5676 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Infobox<br />

Rote-Hand-Briefe<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Verpflichtung <strong>de</strong>s<br />

pharmazeutischen Unternehmers,<br />

eigenverantwortlich Maßnahmen<br />

zur Vermeidung von Gesundheitsschä<strong>de</strong>n<br />

zu ergreifen, kann er eine<br />

„wichtige Mitteilung über ein Arzneimittel“<br />

als Rundbrief mit <strong>de</strong>m<br />

Symbol einer Roten Hand versen<strong>de</strong>n.<br />

Zielgruppe <strong>de</strong>r „Rote-Hand-<br />

Briefe“ sind vor allem Ärzte, Apotheker<br />

und Verbraucher. Das<br />

Schreiben besitzt ein <strong>de</strong>finiertes<br />

Layout und soll bereits in <strong>de</strong>r<br />

Überschrift auf Kernpunkte hinweisen<br />

und die wichtigen Informationen<br />

über neue Arzneimittelrisiken<br />

frei von Werbung in Kürze<br />

darlegen. Form und Aufmachung<br />

<strong>de</strong>s Briefes mit <strong>de</strong>r Roten Hand<br />

sind so gehalten, dass er direkte<br />

„Aufmerksamkeit“ erregt.<br />

. Än<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Ergänzungen<br />

<strong>de</strong>s Wortlautes auf <strong>de</strong>r<br />

Verpackung<br />

. Anordnung einer therapiegerechten<br />

Packungsgröße<br />

. Aufnahme vonWarnhinweisen<br />

in die Packungsbeilage<br />

o<strong>de</strong>r Fachinformation<br />

. Anordnung einer systematischen<br />

Sammlung und Dokumentation<br />

von Erkenntnissen<br />

nach <strong>de</strong>r Zulassung (Phase IV)<br />

. Anordnung, in welcher Form<br />

<strong>de</strong>r pharmazeutische Unternehmer<br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Fachinformation<br />

<strong>de</strong>n Fachkreisen<br />

bekannt zu geben hat (z. B.<br />

durch „Rote-Hand-Briefe“,<br />

siehe Infobox mit Abb.3)<br />

. Anordnung von PASS/PAES<br />

(s.o.)<br />

. Anordnung <strong>de</strong>s Sofortvollzuges.<br />

Der pharmazeutische Unternehmer<br />

hat das Recht, Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

gegen angeordnete Maßnahmen<br />

einzulegen (Rechtsmittel), und<br />

kann somit die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Maßnahmen aufschieben (Suspensiveffekt).<br />

Allerdings kann<br />

<strong>de</strong>r Sofortvollzug (s.o.) angeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n, also die sofortige<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r angeordneten<br />

Maßnahmen, wenn ein begrün<strong>de</strong>ter<br />

Verdacht auf Be<strong>de</strong>nklichkeit<br />

eines Arzneimittels besteht<br />

(„Gefahr im Verzug“). Dies kann<br />

Abb. 3: Symbol <strong>de</strong>s „Rote-Hand-<br />

Briefes“ zur Mitteilung neuer Arzneimittelrisiken.<br />

Den Rote-Hand-Brief kann man<br />

auch als E-Mail abonnieren, beispielsweise<br />

bei <strong>de</strong>r AkdÄ.<br />

z.B. <strong>de</strong>r Fall sein, wenn eine<br />

Marktrücknahme angeordnet<br />

wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r von schweren Risiken<br />

auszugehen ist („ungünstiges<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnis“),<br />

die es unvertretbar machen, <strong>de</strong>n<br />

Abschluss <strong>de</strong>s Rechtsmittelverfahrens<br />

abzuwarten. Einen beson<strong>de</strong>ren<br />

Status haben hierbei<br />

biologische o<strong>de</strong>r biotechnologische<br />

Arzneimittel. Der Gesetzgeber<br />

geht bei ihnen per se von<br />

einer stärkeren Gefährdung <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung bei auftreten<strong>de</strong>n<br />

Qualitätsmängeln aus. Aus diesem<br />

Grun<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>r gesetzliche<br />

Sofortvollzug bei ihnen für bestimmte<br />

Auflagen zu Herstellung<br />

und Kontrolle im AMG vorgegeben<br />

(§ 28 Abs. 3c Satz 2).<br />

Wenn ein Gesundheitsrisiko für<br />

die Bevölkerung besteht (engl.<br />

risk to public health) und<br />

schnelles Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rlich<br />

ist, können sowohl <strong>de</strong>r pharmazeutische<br />

Unternehmer als auch<br />

die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die<br />

EMA eine „Dringen<strong>de</strong> Zulassungsän<strong>de</strong>rung“<br />

(engl. urgent<br />

safety restrictions, USR) einleiten<br />

bzw. anordnen. Die Än<strong>de</strong>rungen<br />

beziehen sich auf die<br />

Produktinformation <strong>de</strong>s Arzneimittels<br />

z. B. in <strong>de</strong>n Abschnitten<br />

Indikation, Dosierung, Gegenanzeigen<br />

und Warnhinweise (siehe<br />

auch Infobox Fachinformation).<br />

Der pharmazeutische Unternehmer<br />

muss die Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

und/o<strong>de</strong>r die EMA min<strong>de</strong>stens<br />

24 Stun<strong>de</strong>n vorher über die<br />

geplanten USR in Kenntnis setzen.<br />

Sollten nach Ablauf <strong>de</strong>r 24-<br />

Stun<strong>de</strong>n-Frist keine Einwän<strong>de</strong><br />

erhoben wor<strong>de</strong>n sein, gilt die<br />

USR als akzeptiert und kann<br />

ausgeführt wer<strong>de</strong>n. Allerdings<br />

muss <strong>de</strong>r pharmazeutische Unternehmer<br />

innerhalb von 15Tagen<br />

noch einmal einen offiziellen<br />

Antrag auf Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Fachinformation in Form einer<br />

Än<strong>de</strong>rungsanzeige/Variation<br />

(s. u.) einreichen.<br />

Ärzte und Apotheker wer<strong>de</strong>n<br />

von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

nicht direkt über die Maßnahmen<br />

informiert. Die Zuständigkeit<br />

hierfür liegt bei <strong>de</strong>n Kammern<br />

<strong>de</strong>r Heilberufe, die entsprechen<strong>de</strong><br />

Mitteilungen in <strong>de</strong>r<br />

Fachpresse machen. Des Weiteren<br />

kann <strong>de</strong>r pharmazeutische<br />

Unternehmer Ärzte und Apotheker<br />

auch direkt durch „Rote-<br />

Hand-Briefe“ über eine USR informieren<br />

(siehe Infobox).<br />

Mit <strong>de</strong>r 2. AMG-Novelle (1986)<br />

wur<strong>de</strong> die Funktion <strong>de</strong>s Stufenplanbeauftragten<br />

geschaffen. Je<strong>de</strong>r<br />

pharmazeutische Unternehmer,<br />

<strong>de</strong>r Fertigarzneimittel in<br />

<strong>de</strong>n Verkehr bringt, muss mit<br />

dieser Funktion eine in <strong>de</strong>r EU<br />

ansässige, qualifizierte Person<br />

(qualified person) beauftragen.<br />

Ausgenommen sind von dieser<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5677|81


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Infobox<br />

Beispiel einer „Dringen<strong>de</strong>n Zulassungsän<strong>de</strong>rung“ (USR)<br />

Im August2007kam es in Deutschland<br />

und <strong>de</strong>r EU durch eine USR zu<br />

Anwendungsbeschränkungen <strong>de</strong>s<br />

Arzneimittels Prexige ® . Dessen<br />

Wirkstoff Lumiracoxib gehört zur<br />

Klasse <strong>de</strong>r selektiven COX-II-Inhibitoren<br />

o<strong>de</strong>r Coxibe, die zur Behandlung<br />

von Arthrose und akuten<br />

Schmerzen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Lumiracoxib führte vor allem in hohen<br />

Dosen gehäuft zu schwerwiegen<strong>de</strong>n<br />

Leberschädigungen <strong>de</strong>r<br />

Patienten. Danach erfolgte inAustralien<br />

die Marktrücknahme <strong>de</strong>s<br />

Medikaments und in <strong>de</strong>r EU zunächst<br />

eine USR. Mit einem Rote-<br />

Hand-Brief informierte <strong>de</strong>r Hersteller<br />

die Fachkreise, dass ab sofort<br />

vor Beginn <strong>de</strong>r Behandlung sowie<br />

regelmäßig während <strong>de</strong>r Behandlung<br />

Kontrollen <strong>de</strong>r Leberenzymwerte<br />

vorgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Weiterhin<br />

sollteLumiracoxib nicht mehr<br />

bei Patienten mit erhöhtem Risiko<br />

für Leberschädigungen angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n drei Monaten<br />

stelltesichheraus, dass auch<br />

in niedrigeren Dosen und bereits<br />

nach vergleichsweise kurzer AnwendungsdauerLeberschädigungen<br />

auftraten. Die vorherige USR war<br />

voneiner an<strong>de</strong>ren Datenlageausgegangen<br />

und reichtedaher nicht aus,<br />

das Risiko zumin<strong>de</strong>rn. Als Konsequenz<br />

ordnete das BfArM im Rahmen<br />

eines Stufenplanverfahrens<br />

<strong>de</strong>r Stufe IIdas Ruhen <strong>de</strong>r Zulassung<br />

für alle Lumiracoxib-haltigen<br />

Arzneimittel an. Diese Entscheidung<br />

wur<strong>de</strong> erneut vom Hersteller in einem<br />

Rote-Hand-Brief an die Fachkreise<br />

kommuniziert.<br />

Infobox<br />

Regelung u.a. Apothekeninhaber,<br />

die Arzneimittel für <strong>de</strong>n üblichen<br />

Apothekenbetrieb herstellen,<br />

o<strong>de</strong>r Tierärzte. Die im AMG<br />

und in <strong>de</strong>r Betriebsverordnung<br />

für pharmazeutische Unternehmer<br />

(PharmBetrV) festgelegten<br />

Aufgaben <strong>de</strong>s Stufenplanbeauftragten<br />

kann man so zusammenfassen:<br />

Sammlung aller bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>nen Meldungen über<br />

Arzneimittelrisiken, <strong>de</strong>ren Bewertung<br />

und Dokumentation sowie<br />

die eventuell notwendige<br />

Koordination von Maßnahmen.<br />

Der Stufenplanbeauftragte steht<br />

dabei auch in <strong>de</strong>r Pflicht, <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> (schwerwiegen<strong>de</strong>)<br />

UAW innerhalb <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten<br />

Fristen (s.o.) anzuzeigen.<br />

Bei Versäumung <strong>de</strong>r Fristen,<br />

falschen o<strong>de</strong>r unvollständigen<br />

UAW-Meldungen macht er sich<br />

strafbar.Weiterhin muss er auf<br />

Verlangen <strong>de</strong>r zuständigen Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

weitere Informationen<br />

für die Beurteilung <strong>de</strong>s<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnisses eines<br />

Arzneimittels, einschließlich<br />

eigener Bewertungen, unverzüglich<br />

und vollständig übermitteln.<br />

Das Risikoverfahren <strong>de</strong>r<br />

Europäischen Union<br />

Durch die Umsetzung <strong>de</strong>r europäischen<br />

Gesetzgebung in nationales<br />

Recht verschieben sich die<br />

Kompetenzen immer mehr von<br />

<strong>de</strong>n nationalen Zulassungsbehör<strong>de</strong>n<br />

zur EMA und <strong>de</strong>m neugeschaffenen<br />

Ausschuss für Risikobewertung<br />

(Pharmacovigilance<br />

Risk Assessment Committee,<br />

PRAC). So wird ein europäisches<br />

Referral-Verfahren (siehe Infobox)<br />

ausgelöst, wenn aufgrund<br />

von UAW-Meldungen eine Än<strong>de</strong>rung,<br />

ein Ruhen o<strong>de</strong>r ein Wi<strong>de</strong>rruf<br />

<strong>de</strong>r Zulassung in Erwägung<br />

gezogen wird. Nur bei national<br />

zugelassenen Arzneimitteln, die<br />

Das europäische Referral-Verfahren<br />

Wenn zwischen <strong>de</strong>n Mitgliedstaaten<br />

<strong>de</strong>r EU Unstimmigkeit über ein<br />

bestimmtes Arzneimittel o<strong>de</strong>r eine<br />

Wirkstoffklasse herrscht, können<br />

sie in einem Referral (wörtlich:<br />

Rückübertragung) die EMA um eine<br />

wissenschaftliche Bewertung bitten.<br />

Die EMA beauftragt <strong>de</strong>n CHMP<br />

mit <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s Referrals<br />

und veröffentlicht die Position <strong>de</strong>s<br />

CHMP (CHMP-Opinion) nach Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Referrals auf <strong>de</strong>r EMA-<br />

Homepage.<br />

Es gibt eine ganze Reihe von Grün<strong>de</strong>n,<br />

ein Referral zu starten. Sie reichen<br />

von Be<strong>de</strong>nken über die Arzneimittelsicherheit<br />

bis zu Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten<br />

zwischen<br />

<strong>de</strong>n Mitgliedstaaten über die Anwendungsgebiete,<br />

Dosierung o<strong>de</strong>r<br />

Kontraindikationen <strong>de</strong>s Arzneimittels.<br />

Das Recht, ein Referral zu initiieren,<br />

haben die Mitgliedslän<strong>de</strong>r<br />

(durch ihre nationalen Behör<strong>de</strong>n)<br />

und <strong>de</strong>r pharmazeutische Unternehmer.<br />

allein in Deutschland auf <strong>de</strong>m<br />

Markt sind, kommt auch weiterhin<br />

das nationale Stufenplanverfahren<br />

zur Anwendung.<br />

Das BfArM, das PEI und die<br />

EU-Kommission sind berechtigt,<br />

bei be<strong>de</strong>nklichen Pharmakovigilanzdaten<br />

ein Dringlichkeitsverfahren<br />

einzuleiten (Artikel<br />

107-Verfahren, Urgent Union<br />

Procedure). Im Rahmen dieses<br />

Verfahrens gibt <strong>de</strong>r PRAC Empfehlungen<br />

an <strong>de</strong>n Ausschuss für<br />

Humanarzneimittel (CHMP)<br />

o<strong>de</strong>r die sogenannte Koordinierungsgruppe<br />

(CMDh, Coordination<br />

Group for Mutual Recognition<br />

and Decentralized Procedures,<br />

human), die auf dieser<br />

Grundlage Gutachten zur Entscheidungsfindung<br />

erstellen.<br />

Je nach<strong>de</strong>m, welche Gremien<br />

(Koordinierungsgruppen o<strong>de</strong>r<br />

die EU-Kommission) an einer<br />

Entscheidung beteiligt waren,<br />

hat die Entscheidung bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r empfehlen<strong>de</strong>n Charakter.<br />

Ihre Umsetzung erfolgt weiterhin<br />

über ein nationales Stufenplanverfahren.<br />

Zur Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Transparenz gibt die EMA die<br />

Einleitung eines Dringlichkeitsverfahrens<br />

auf ihrem Internetportal<br />

bekannt (www.ema.europa.eu/ema).<br />

Än<strong>de</strong>rungsanzeigen<br />

Än<strong>de</strong>rungsanzeigen (engl. variations)<br />

betreffen Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Zulassung vonArzneimitteln<br />

und dabei hauptsächlich <strong>de</strong>ren<br />

Fach- und Gebrauchsinformation.<br />

Im Hinblick auf eventuelle<br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Unbe<strong>de</strong>nklich-<br />

82|5678 | Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


UNi<strong>DAZ</strong><br />

Abb. 4: Prozessarchitektur <strong>de</strong>s Lebenszyklus eines Arzneimittels. Abkürzungen: AM, Arzneimittel; BOB, Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong>;<br />

CTA, Clinical Trial Application –Antrag auf klinische Prüfung; PU, pharmazeutischer Unternehmer<br />

keit <strong>de</strong>s Arzneimittels wer<strong>de</strong>n<br />

sie in vier Kategorien eingeteilt:<br />

1. Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Typs IA:<br />

Sie müssen <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> nur angezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n und dienen <strong>de</strong>r<br />

schnellen Umsetzung von kleineren<br />

Än<strong>de</strong>rungen (engl. minor<br />

changes), wie beispielsweise <strong>de</strong>r<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Kontaktdaten <strong>de</strong>s<br />

Zulassungsinhabers. Die Einstufung<br />

einer Än<strong>de</strong>rungsanzeige<br />

als TypIAerfolgt anhand einer<br />

speziellen Liste.<br />

2. Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Typs IB:<br />

Hierzu zählen ebenfalls minor<br />

changes, die allerdings nicht von<br />

<strong>de</strong>r oben genannten Liste abge<strong>de</strong>ckt<br />

sind, aber auch nicht als<br />

größere Än<strong>de</strong>rungen einzustufen<br />

sind (Typ-II-Än<strong>de</strong>rungen, s. u.).<br />

Im Gegensatz zu Typ-IA-Än<strong>de</strong>rungen<br />

können Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Typs IB von <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Behör<strong>de</strong> innerhalb einer Frist<br />

von 30Tagen abgelehnt wer<strong>de</strong>n.<br />

3. Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Typs II:<br />

Es sind größere Än<strong>de</strong>rungen<br />

(major changes) wie beispielsweise<br />

das Hinzufügen einer neuen<br />

therapeutischen Indikation.<br />

Vorihrer Umsetzung ist die sogenannte<br />

„Vorabgenehmigung“<br />

durch die zuständige Behör<strong>de</strong><br />

erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

4. Zulassungserweiterung:<br />

Eine Zulassungserweiterung<br />

(engl. extension) ist bei bestimmten<br />

Än<strong>de</strong>rungen eines<br />

Arzneimittels erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />

in einer weiteren Liste stehen.<br />

Darunter fallen beispielsweise<br />

Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Formulierung<br />

(z.B. durch Einsatz eines an<strong>de</strong>ren<br />

Salzes o<strong>de</strong>r Esters). Diese<br />

dürfen jedoch keinen signifikanten<br />

Einfluss auf die Wirksamkeit<br />

und Unbe<strong>de</strong>nklichkeit <strong>de</strong>s Arzneimittels<br />

haben. Ähnlich wie<br />

bei Typ-II-Än<strong>de</strong>rungsanzeigen<br />

darf eine Erweiterung nur<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n, nach<strong>de</strong>m<br />

die maßgebliche Behör<strong>de</strong> über<br />

<strong>de</strong>n Antrag entschie<strong>de</strong>n hat.<br />

Verlängerung <strong>de</strong>r Zulassung<br />

Bis 2005 mussten pharmazeutische<br />

Unternehmer alle fünf Jahre<br />

eine Verlängerung <strong>de</strong>r Zulassung<br />

ihres Arzneimittels bei <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> beantragen.<br />

Seit <strong>de</strong>r 14. AMG-Novelle von<br />

2005 muss er nur noch einmal<br />

einen Antrag auf Verlängerung<br />

(engl. renewal) stellen, nämlich<br />

fünf Jahre nach <strong>de</strong>r Erstzulassung.<br />

Hiernach gilt die Zulassung<br />

in <strong>de</strong>r Regel unbefristet.<br />

Wird allerdings ein Arzneimittel<br />

nach erteilter Zulassung nicht<br />

vermarktet, so erlischt seine Zulassung<br />

bereits nach drei Jahren<br />

(§ 31 AMG). Diese als „Sunset<br />

Clause“ bekannte Regelung<br />

grün<strong>de</strong>t sich ebenfalls auf die<br />

14. AMG-Novelle. Der Zulassungsinhaber<br />

ist dazu verpflichtet,<br />

<strong>de</strong>r zuständigen Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong><br />

das Datum <strong>de</strong>s Inverkehrbringens<br />

eines zugelassenen<br />

Arzneimittels unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen zugelassenen<br />

Darreichungsformen<br />

und Wirkstärken unverzüglich anzuzeigen<br />

(§ 29 Abs. 1bAMG).<br />

Zu<strong>de</strong>m muss er <strong>de</strong>r zuständigen<br />

Bun<strong>de</strong>soberbehör<strong>de</strong> das Datum<br />

<strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>s Inverkehrbringens<br />

mitteilen.<br />

Die Abbildung 4fasst das Prozessmanagement<br />

<strong>de</strong>s gesamten<br />

Lebenszyklus eines Arzneimittels<br />

von <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s<br />

Wirkstoffes über die präklinischen<br />

und klinischen Prüfungen<br />

bis zur Zulassung und Markteinführung<br />

<strong>de</strong>s Arzneimittels und<br />

die sich daran anschließen<strong>de</strong><br />

Beobachtung seiner Anwendung<br />

unter Alltagsbedingungen zusammen.<br />

<<br />

Literatur<br />

[1] Deutsches Arzneimittelgesetz (AMG)<br />

in <strong>de</strong>r gültigen Fassung; www.<br />

gesetze-im-internet.<strong>de</strong>/amg_1976.<br />

[2] Fuhrmann S, Klein B, Fleischfresser<br />

A. Arzneimittelrecht: Handbuch für<br />

die pharmazeutische Rechtspraxis.<br />

Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n 2010.<br />

[3] Einführung in die Grundlagen <strong>de</strong>r<br />

Pharmakovigilanz (Teile I–III).<br />

Bulletin zur Arzneimittelsicherheit –<br />

Informationen aus BfArM und PEI<br />

01/2010:14 –17; 04/2010:18–24;<br />

02/2011:17 –21.<br />

[4] Farzan J. Neue Pharmakovigilanz-<br />

Gesetzgebung in <strong>de</strong>r EU. Bulletin zur<br />

Arzneimittelsicherheit –Informationen<br />

aus BfArM und PEI 03/<strong>2012</strong>:<br />

14 –17.<br />

[5] Porta MS, Hartzema AG.The contribution<br />

of epi<strong>de</strong>miology to the study<br />

of drugs. Drug Intell Clin Pharm<br />

1987;21:741 –747.<br />

Autoren<br />

Dr.Bodo Haas * ,bodohaas@web.<strong>de</strong><br />

Dr.Nils Lilienthal,<br />

Nils.Lilienthal@arcor.<strong>de</strong><br />

Dr.Niels Eckstein,<br />

Niels.Eckstein@web.<strong>de</strong><br />

*<br />

korrespondieren<strong>de</strong>r Autor<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5679|83


Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Das gilt nicht nur für zwischenmenschliche Beziehungen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch für unser aktuelles PTAheute-Rätsel. Denn dabei geht es um Wortpaare aus <strong>de</strong>m<br />

pharmazeutischen Bereich, wobei zum vorgegebenen Begriff <strong>de</strong>r Gegensatz gesucht wird.<br />

Also z.B. „gesund“ –„krank“. Ganz so einfach ist es zwar nicht, aber für Sie als PTA bestimmt<br />

trotz<strong>de</strong>m kein Problem. Versuchen Sie es einfach und vielleicht macht Ihnen die Knobelei<br />

zwischendurch etwas Spa. Und wenn Sie alles herausbekommen haben, besteht mit <strong>de</strong>m<br />

richtigen Lsungswort noch die Gewinnchance auf eines von drei PTAheute-Büchern<br />

„Ernährungsberatung in <strong>de</strong>r Apotheke“. Viel Glück und Erfolg!<br />

Was wur<strong>de</strong> früher als Gegensatz betrachtet, lässt sich jedoch aus heutiger Sicht sinnvoll kombinieren?<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25<br />

e ..............................................................................................................<br />

te ..............................................................................................................<br />

t ..............................................................................................................<br />

l ..............................................................................................................<br />

s ..............................................................................................................<br />

Der /die Teilnehmer/inerklärt sich durch die Teilnahme am Gewinnspiel einverstan<strong>de</strong>n, dass seine /ihre Antworten und die<br />

angegebene Adresse elektronisch erfasst und gespeichert wer<strong>de</strong>n. Die Verlagsgruppe Deutscher Apotheker Verlag erhält die<br />

Erlaubnis, die Daten zur Gewinnabwicklung zu verwen<strong>de</strong>n. Des Weiteren erhält sie die Mglichkeit, diese für ihre werblichen<br />

Zwecke zu nutzen. Eine Weitergabe <strong>de</strong>r Daten an Dritte erfolgt nicht, soweit dies nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>n vorgenannten Manahmen geschieht. Der /die Teilnehmer/inkann sein /ihr Einverständnis je<strong>de</strong>rzeit wi<strong>de</strong>rrufen.<br />

Wir verlosen unter allen<br />

richtigen Einsendungen<br />

3„Ernährungsberatung<br />

in <strong>de</strong>rApotheke“<br />

von Beatrice Rall<br />

Gegensätze-Rätsel, Postfach<br />

Stichwort Gegensätze-Rätsel,<br />

@ Betreffzeile: Gegensätze-Rätsel,<br />

ph –Diese Woche neu<br />

Heft 22 /November <strong>2012</strong><br />

Best Ager<br />

Menschen über 60 sind „im besten Alter“. Doch<br />

gera<strong>de</strong> in diesem Lebensabschnitt kommen auch<br />

erste Zipperlein. Erfahren Sie in unserem aktuellen<br />

Schwerpunkt, wie Sie diese Kun<strong>de</strong>ngruppe in <strong>de</strong>r<br />

Apotheke optimal beraten und welche Empfehlungen<br />

Sie ihnen geben können.<br />

Beratung auf Rezept<br />

In <strong>de</strong>r beliebten Rubrik geht Christiane Weber stets auf<br />

ein Rezept ein, das ihr in <strong>de</strong>r Apotheke vorgelegt<br />

wur<strong>de</strong>. Diesmal stehen die Verordnung eines urologischen<br />

Spasmolytikums für eine 74-jährige Stammkundin und<br />

die Beratungsmöglichkeiten zu diesem sensiblen Thema<br />

im Mittelpunkt ihrer Rezeptbesprechung.<br />

x<br />

x<br />

Mund- und Zahnpflege-ABC<br />

Worin bestand er noch, <strong>de</strong>r Unterschied zwischen<br />

Gingivitis und Parodontitis? Und warum macht ausgerechnet<br />

Zucker unsere Zähne löchrig? Diese und<br />

weitere wichtige Fragen aus <strong>de</strong>m Apothekenalltag<br />

beantwortet Ihnen unser kleines Lexikon <strong>de</strong>r Zahngesundheit,<br />

das Apothekerin Claudia Kubat für Sie<br />

zusammengestellt hat.<br />

PTAheute-Rätsel:<br />

Gegensätze gesucht<br />

Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Das gilt nicht nur<br />

für zwischenmenschliche Beziehungen, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

unser aktuelles PTAheute-Rätsel. Zu gewinnen gibt es<br />

dabei natürlich auch wie<strong>de</strong>r etwas. Wir drücken die<br />

Daumen und wünschen viel Spaß beim Rätseln.<br />

Rätsel<br />

Gegensatz gesucht!<br />

1 Sympathikus<br />

2 Nocebo<br />

3 quantitativ<br />

4 Anion<br />

5 Diarrh<br />

6 Anorganisch<br />

7 Muskelbeuger<br />

8 hydrophil<br />

9 verkeimt<br />

10 Säure<br />

Lsung<br />

Das PTAheute-Team freut sich auf Ihre<br />

Einsendungen und wünscht viel Glück!<br />

11 onzentrat<br />

12 amorph<br />

13 Soortirkung<br />

14 ypotonie<br />

15 Gleichstrom<br />

16 ombipräparat<br />

17 homogen<br />

18 räsenzApotheke <br />

19 Systole<br />

20 <br />

21 eichtmetall<br />

22 urzsichtigkeit<br />

23 nzyminduktor<br />

24 Agonist<br />

25 intern<br />

eine Anschrift<br />

Rätsel<br />

...und das knnen<br />

Sie gewinnen<br />

nn n<br />

uns Lsung s<br />

u n<br />

PTAheute, Stichwort<br />

101061, 70009 Stuttgart<br />

Fax-Nummer 0711 2582-173<br />

verlosung@ptaheute.<strong>de</strong><br />

84 | 5680| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


BRieFe<br />

BIHR BRIEF AN UNS<br />

Redaktion <strong>DAZ</strong><br />

Postfach 10 10 61<br />

70009 Stuttgart<br />

Fax (07 11)2582-2 91<br />

E-Mail: daz@<strong>de</strong>utscherapotheker-verlag.<strong>de</strong><br />

Diese Rubrik steht allen Lesern<br />

offen. Kürzungen bleiben vorbehalten.<br />

Die Redaktion i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

sich grundsätzlich nicht mit <strong>de</strong>m<br />

Inhalt <strong>de</strong>r Zuschriften, son<strong>de</strong>rn<br />

stellt sie zur Diskussion.<br />

fäLschungssichere<br />

arZneiMitteL<br />

Mäßiger Mehraufwand –<br />

enorme Summen<br />

Zum Beitrag „Neue Sicherheitsmerkmale gegen<br />

Fälschungen –Was än<strong>de</strong>rt sich durch die<br />

16. AMG-Novelle?“ in <strong>DAZ</strong> <strong>Nr</strong>. 43, S. 64<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, wie<br />

kommt <strong>de</strong>r Rechtsanwalt Andreas<br />

Frohn dazu, zu behaupten:<br />

„Die Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Regelungen<br />

auf <strong>de</strong>n Apothekenmarkt ist<br />

überschaubar. (Datamatrix-Co<strong>de</strong> auf<br />

AM-Packungen.) Schon jetzt wer<strong>de</strong>n in<br />

aller Regel Apotheker die Arzneimittel<br />

vor <strong>de</strong>r Abgabe einscannen.“<br />

Das Fazit ist falsch.<br />

In <strong>de</strong>r Regel wird nicht (mehr) eingescannt.<br />

Man sucht <strong>de</strong>n Artikel aus<br />

<strong>de</strong>r Lauertaxe (in langen Dialogen) heraus<br />

(ärztliche Verordnung, Kassenlieferverträge<br />

und Lagerbestand müssen<br />

am Bildschirm auf einen Nenner gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n) und übernimmt <strong>de</strong>n Artikel<br />

ohne weiteres Scannen aufs Rezept.<br />

Der Kommissionierautomat bringt<br />

das AM dann –o<strong>de</strong>r man latscht selbst<br />

zum Schub.<br />

Auch bei Nachlieferungen ist das Rezept<br />

längstens vorAbgabe bedruckt.<br />

Wenn je<strong>de</strong> Bedruckung mit genau <strong>de</strong>r<br />

einzigartigen Packungs-PZN gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n muss (nicht mit <strong>de</strong>r gleichen<br />

Artikel-PZN wie heute) führt das zu<br />

enormem Mehraufwand! Bedruckt wer<strong>de</strong>n<br />

kann ja nur noch mit genau dieser<br />

einen Original-Packung in <strong>de</strong>r Hand!<br />

(Je<strong>de</strong> Packung kann schließlich nur<br />

einmal abgegeben wer<strong>de</strong>n.)<br />

Hier verbreiten wie<strong>de</strong>r mal Leute vom<br />

grünen Tisch ohne Praxis theoretische<br />

„Wahrheiten“, die dann von „Gesundheitsexperten“<br />

und vom Gesetzgeber<br />

als Vorschrift übernommen wer<strong>de</strong>n,<br />

aber bei <strong>de</strong>n Praktikern zu Kosten führen.<br />

Auch ein mäßiger Mehraufwand,<br />

<strong>de</strong>r zigtausendmal wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n<br />

muss, führt zu enormen Summen!<br />

Entwe<strong>de</strong>r das Datamatrix-System wird<br />

fürs Rezept so gestrickt, dass es nicht<br />

zu Mehraufwand führt (gleiche PZN<br />

reicht), o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Mehraufwand<br />

bestellt zahlt ihn auch.<br />

Die dreiste Ausbeute <strong>de</strong>r Apotheken<br />

durch Bürokratiearbeiten und bürokratische<br />

Systeme darf sich nicht noch<br />

mehr ausweiten.<br />

Andreas Otte, E-Mail: markt-apotheke.otte@<br />

t-online.<strong>de</strong><br />

Vorhan<strong>de</strong>n, aber überschaubar<br />

Stellungnahme <strong>de</strong>s Autors RAAndreas Frohn<br />

Sehr geehrter Herr Otte, gerne erläutere<br />

ich <strong>de</strong>n Hintergrund meiner Ausführungen.<br />

Dazu darf ich zunächst darauf hinweisen,<br />

dass das Zitat aus meinem Beitrag<br />

nicht wortgetreu wie<strong>de</strong>rgegeben ist,<br />

son<strong>de</strong>rn die maßgeblichen Passagen<br />

vermissen lässt. So hatte ich formuliert,<br />

dass die Auswirkungen <strong>de</strong>r neuen Regelungen<br />

auf <strong>de</strong>n Apothekenmarkt vorhan<strong>de</strong>n,<br />

aber überschaubar sind. Hintergrund<br />

<strong>de</strong>ssen –und das führe ich sodann<br />

aus –ist, dass nicht <strong>de</strong>r Apotheker,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Computer nach<br />

erfolgtem Einscannen <strong>de</strong>n Abgleich<br />

zweier Datenbanken vollzieht.<br />

Auch wenn ich <strong>de</strong>n Groll über einen<br />

möglichen Mehraufwand durchaus<br />

nachvollziehen kann: Mein Tisch ist<br />

we<strong>de</strong>r grün, noch meine Wahrheit eine<br />

theoretische. Denn –und auch darauf<br />

ist verwiesen –<strong>de</strong>r genaue technische<br />

Ablauf steht noch nicht fest und die<br />

von Ihnen gezeichneten Auswirkungen<br />

bil<strong>de</strong>n ein fiktives Szenario ab.Auch ist<br />

die im Rahmen <strong>de</strong>r Fälschungsvorgaben<br />

vorgesehene end-to-end-verification<br />

von <strong>de</strong>n (hiervon rechtlich unbeeinflussten)<br />

Abrechnungsmodalitäten<br />

zu trennen; mit Abgabe <strong>de</strong>s verifizierten<br />

Produktes an <strong>de</strong>n Patienten ist<br />

<strong>de</strong>n Fälschungsvorgaben Rechnung getragen.<br />

Derzeit ist ein Pilotprojekt geplant<br />

und es ist davon auszugehen, dass<br />

die beteiligten Verbän<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die involvierte ABDA, dafür Sorge tragen<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Aufwand technisch<br />

im kleinstmöglichen und für die<br />

Apotheker darstellbaren Rahmen gehalten<br />

wird.<br />

Und auch weiterhin wage ich daher die<br />

Prognose, die Anlass zur Verstimmung<br />

gab: Gemessen am Mehraufwand und<br />

<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Auswirkungen, die<br />

ein Rabattvertragsmarkt o<strong>de</strong>r die Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Packungsgrößen in <strong>de</strong>r täglichen<br />

Praxis mit sich gebracht haben,<br />

sind die Auswirkungen dieser Neuerung<br />

mo<strong>de</strong>rat.<br />

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne<br />

zur Verfügung.<br />

Andreas Frohn, Rechtsanwalt, Kanzlei am<br />

Ärztehaus Frehse MackVogelsang, Gustav-<br />

Heinemann-Ufer 56, 50968 Köln<br />

berufspoLitiK<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />

Zum Kommentar „NRF-Rezepturen sind<br />

plausibel!“ in <strong>DAZ</strong> <strong>Nr</strong>. 44, S. 91<br />

Vielen Dank Herr Kollege Ziegler für<br />

Ihren betont sachlichen Kommentar zum<br />

Thema „Meinung einer sächsischen<br />

Apothekerin in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sdirektion zur<br />

Plausibilität bei NRF-Rezepturen“, hier<br />

exerziert am Beispiel eines von <strong>de</strong>r Apotheke<br />

herzustellen<strong>de</strong>n Deo-Rollers!<br />

Denn <strong>de</strong>r Kernsatz Ihres Kommentars<br />

kennzeichnet die Beurteilung <strong>de</strong>r freien<br />

heilberuflichen Versorgungsleistung <strong>de</strong>r<br />

nie<strong>de</strong>rgelassenen Apothekerinnen und<br />

Apotheker und ihrer pharmazeutischen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch<br />

hauptberuflich tätige Apotheker in öffentlicher<br />

Verwaltung und Lehre –inklusive<br />

<strong>de</strong>r hauptsächlich mit Beitragsgeld<br />

dieser Apotheken finanzierten<br />

Apothekerkammern samt ABDA. Gekennzeichnet<br />

ist diese durch eine grundsätzliche<br />

Geringschätzung dieser Leistung<br />

und einer latenten Kriminalisierungsvermutung!<br />

Den Apotheken wird<br />

grundsätzlich „ordnungswidriges Verhalten<br />

unterstellt“. Apotheken müssen<br />

beweisen, dass sie pharmazeutisch arbeiten,<br />

weil es nicht von ihnen erwartet<br />

wird?! Und immer droht ihnen das<br />

Strafgesetzbuch –und das bei pharmazeutisch<br />

einwandfreier Patientenversorgung!<br />

Diese Missachtung <strong>de</strong>r heilberuflichen<br />

Verantwortung, die nie<strong>de</strong>rgelassene<br />

Apotheker und Apothekerinnen in <strong>de</strong>n<br />

inhabergeführten Apotheken in <strong>de</strong>r Versorgung<br />

Kranker übernehmen, zieht<br />

sich als „Alter Zopf <strong>de</strong>r Gesetzgebung“<br />

durch Apothekengesetz, Arzneimittelgesetz<br />

und Apothekenbetriebsordnung<br />

und die Gerichtsurteile <strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5681|85


BRieFe<br />

BIHR BRIEF AN UNS<br />

–Als ob bisher in je<strong>de</strong>r Apotheke<br />

Rezepturen mutwillig falsch hergestellt<br />

wor<strong>de</strong>n wären.<br />

Und es geht weiter:<br />

–Als ob in Apotheken sozusagen als<br />

Standard und zu Bereicherungszwecken<br />

rezeptpflichtige Arzneimittel ohne<br />

pharmazeutische Verantwortung und<br />

ohne ärztliche Verordnung abgegeben<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

–Als ob mutwillig und fahrlässig BtM<br />

ohne Beachtung <strong>de</strong>r Regeln <strong>de</strong>r<br />

BtMVV in die Drogenszene bzw. unter<br />

Billigung <strong>de</strong>s Missbrauchs unters Volk<br />

verstreut wür<strong>de</strong>n.<br />

–Als ob aus reinem Übermut im Rabattvertragsdschungel<br />

schon mal aus<br />

einer N3 ausgefüllt wür<strong>de</strong>, und nicht<br />

etwa, um ordnungsgemäß zeitnah versorgen<br />

zu können.<br />

–Als ob die Bün<strong>de</strong>lung von Packungen<br />

erst seit <strong>de</strong>r hanebüchenen Preisstellung<br />

durch die Hersteller allein aus Bereicherungsoptimierung<br />

geldgieriger Apotheker<br />

erfun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n sei und nicht<br />

schon immer aus Versorgungsgrün<strong>de</strong>n<br />

praktiziert wur<strong>de</strong>.<br />

Und so weiter …<br />

Sehr geehrter Herr Kollege Ziegler, ich<br />

darf Sie zitieren: „Es bleibt daher zu<br />

hoffen, dass sich in dieser Frage eine<br />

pragmatische Sichtweise durchsetzt.“<br />

Hoffen alleine wird nicht reichen! Gesetze<br />

und Verordnungen in diesem Lan<strong>de</strong><br />

zum Apothekenwesen wer<strong>de</strong>n von<br />

Apothekerinnen und Apothekern geschrieben.<br />

Es ist dringend erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

diese und allen, die die Versorgungsleistung<br />

und <strong>de</strong>n Willen zur Übernahme<br />

heilberuflicher Verantwortung missachten<br />

und geringschätzen, vom Gegenteil<br />

zu überzeugen. Die hier und da ungenügen<strong>de</strong>n<br />

Leistungen einiger und die<br />

kriminelle Energie einzelner schwarzer<br />

Schafe dürfen nicht das Gesamtbild bestimmen!<br />

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel<br />

in <strong>de</strong>r Gesetzgebung. Wegvom Bild<br />

<strong>de</strong>r Apotheke als willenloser Handlanger<br />

<strong>de</strong>r Arztpraxis. Hin zu einer Apotheke,<br />

die in <strong>de</strong>r Arzneimitteltherapie<br />

auf heilberuflicher Augenhöhe <strong>de</strong>n Arzt<br />

beraten kann und will! Die Ärzte in <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Praxis wünschen sich diese<br />

Apotheke, das ABDA-KBV-Mo<strong>de</strong>ll<br />

braucht sie.<br />

Apothekerinnen und Apotheker in <strong>de</strong>n<br />

Ministerien sind aufgerufen, diesen Paradigmenwechsel<br />

für die Apotheke<br />

2020 vorzugeben. Juristen formulieren<br />

dann nur noch juristisch korrekt, Politiker<br />

setzen in Kraft und die Selbstverwaltung<br />

übernimmt die Qualitätssicherung<br />

und Aufsicht.<br />

Die Hoffnung stirbt zuletzt!<br />

Dr. Thomas J. Hardt, Mitglied im Vorstand <strong>de</strong>r<br />

AK NR, Apotheke Dr. Hardt, 53757 Sankt<br />

Augustin<br />

aufruf ZuM protest<br />

Politischen Wahlkampf<br />

begleiten<br />

Zwei Stempel prägen lassen, Adressaufkleber<br />

besorgen, Kun<strong>de</strong>nzeitschriften,<br />

Botendiensttüten und Geschäftspost<br />

mit diesen bei<strong>de</strong>n Anklagen<br />

versehen!<br />

Bis zur Bun<strong>de</strong>stagswahl kann sich so<br />

je<strong>de</strong> Apotheke min<strong>de</strong>stens 5000 Mal<br />

mitteilen. Diese Stempel hängen bei<br />

mir auch vergrößert im DIN A3-Format<br />

in allen drei Schaufenstern.<br />

Ulrich Hansmann, Apotheke imWohratal,<br />

35288 Wohratal


Verantwortlich:<br />

Barbara Neusetzer<br />

ADEXA –<br />

Die Apothekengewerkschaft<br />

Hauptgeschäftsstelle:<br />

Deichstraße 19,<br />

20459 Hamburg<br />

Telefon (0 40) 363829<br />

Telefax (040) 363058<br />

E-Mail: info@a<strong>de</strong>xa-online.<strong>de</strong><br />

Internet: www.a<strong>de</strong>xa-online.<strong>de</strong><br />

ADEXA<br />

Die Apothekengewerkschaft<br />

Nachwuchs und Ehrenamt för<strong>de</strong>rn<br />

Bericht von <strong>de</strong>r Gewerkschaftssitzung in Kassel<br />

Zur jährlichen Herbstsitzung trafen sichinKassel Vorstand, Beirat,<br />

Fachgruppenleiterinnen und Referate vonADeXA (s. Foto).<br />

im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Diskussionen stand die Frage: Wie können<br />

wir <strong>de</strong>n beruflichen Nachwuchs auf <strong>de</strong>m Weg vom Hörsaal,<br />

<strong>de</strong>r PtA-Schule o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m PKA-Ausbildungsplatz in <strong>de</strong>n Beruf<br />

bestmöglich unterstützen?<br />

Das ADEXA-Referat Schulen &<br />

Unis hat <strong>2012</strong> die bun<strong>de</strong>sweiten<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>n PTA- und PKA-<br />

Schulen weiter ausgebaut und<br />

vor <strong>de</strong>n Sommerferien über 50<br />

Infoveranstaltungen durchgeführt,<br />

berichtete Referatsleiterin<br />

Michaela Freu<strong>de</strong>nfeld. Problematisch<br />

für die angehen<strong>de</strong>n PKA<br />

sind die –insbeson<strong>de</strong>re im Osten<br />

–schlechten Berufsperspektiven.<br />

Die Lehrkräfte ha<strong>de</strong>rn<br />

vielfach mit <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

neuen PKA-Ausbildungsordnung,<br />

so Freu<strong>de</strong>nfeld. Dazu ist<br />

in Kürze eine Umfrage geplant.<br />

Dagegen bewertete die Leiterin<br />

<strong>de</strong>r PKA-Fachgruppe Ulla O<strong>de</strong>ndahl<br />

die Novellierung für die<br />

Ausbildungssituation in <strong>de</strong>r<br />

Apotheke als positiv.<br />

ADEXA benennt traditionell viele<br />

Arbeitnehmervertreterinnen<br />

für die Berufsbildungs- und Prüfungsausschüsse<br />

<strong>de</strong>r Apothekerkammern.<br />

Das nächste Treffen<br />

dieser Aktivenist für Februar angesetzt.<br />

Sie wollen auch die Novellierung<br />

<strong>de</strong>r PTA-Ausbildungsund<br />

Prüfungsordnung, die das<br />

Gesundheitsministerium im<br />

Wahljahr 2013 hoffentlich nicht<br />

auf die lange Bank schiebt, weiterhin<br />

konstruktiv begleiten.<br />

Großen Anklang fin<strong>de</strong>n die arbeits-<br />

und tarifrechtlichen Informationen<br />

vonADEXA auch bei<br />

<strong>de</strong>n Pharmaziestudieren<strong>de</strong>n im<br />

7. und 8. Fachsemester, die kurz<br />

vor ihrem praktischen Jahr stehen.<br />

So warADEXA-Juristin<br />

Minou Hansen auf Einladung<br />

von BPhD-Präsi<strong>de</strong>nt Daniel<br />

Mädler in Jena bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverbandstagung<br />

<strong>de</strong>r Pharmaziestudieren<strong>de</strong>n,<br />

und 2013 sind bereits<br />

diverse Veranstaltungen in<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Apotheker- und Ärztebank für<br />

die Fachschaften geplant.<br />

Foto: van <strong>de</strong>n Heuvel<br />

Mehr Mitglie<strong>de</strong>r,<br />

mehr Rechtsberatung<br />

Barbara Neusetzer, Erste Vorsitzen<strong>de</strong><br />

vonADEXA, konnte in<br />

ihrem Vorstandsbericht auf einen<br />

erfreulichen Mitglie<strong>de</strong>rzuwachs<br />

von über 14 Prozent in<br />

<strong>de</strong>n letzten vier Jahren verweisen.<br />

Steigen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>rzahlen,<br />

aber auch <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong> wirtschaftliche<br />

Druck auf die Apotheken<br />

haben <strong>de</strong>n Beratungsbedarf<br />

im ADEXA-Justiziariat<br />

<strong>de</strong>utlich erhöht, berichtete Hansen,<br />

sodass die Kapazitäten hier<br />

erhöht wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Wie man neue o<strong>de</strong>r auch langjährige<br />

Mitglie<strong>de</strong>r für die Gremienarbeit<br />

begeistern kann,<br />

wur<strong>de</strong> in einer Arbeitsgruppe<br />

diskutiert. Als Beispiele wur<strong>de</strong>n<br />

die Kampagnen <strong>de</strong>r Kammern<br />

Westfalen-Lippe und Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

genannt. Viele ADEXA-<br />

Mitglie<strong>de</strong>r wissen übrigens<br />

nicht, dass ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>svorstän<strong>de</strong>n<br />

ehrenamtlich tätig sind –<br />

neben ihrer Arbeit in <strong>de</strong>r Apotheke!<br />

So die Erfahrung vieler<br />

Beiratsmitglie<strong>de</strong>r, die dadurch<br />

oft erst am Abend telefonisch<br />

o<strong>de</strong>r per Mail erreichbar sind.<br />

Gewerkschaftstag 2013 in<br />

Nürnberg<br />

Vorgestellt wur<strong>de</strong> auch die Planung<br />

<strong>de</strong>s dritten ADEXA-Erlebnis-<br />

und Gewerkschaftstages,<br />

<strong>de</strong>r am 27. April 2013 in Nürnberg<br />

stattfin<strong>de</strong>t und zusammen<br />

mit <strong>de</strong>n Kolleginnen und Kollegen<br />

vomVerband Angestellter<br />

Apotheker Österreichs (VAAÖ)<br />

durchgeführt wird. Das Schwerpunktthema<br />

lautet „Reisemedizin“.<br />

Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sitzung traf sich<br />

die ADEXA-Tarifkommission<br />

zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitgeberverband<br />

Deutscher Apotheken<br />

(ADA). Außer<strong>de</strong>m gab esein<br />

Treffen <strong>de</strong>r Fachgruppe ApothekerInnen<br />

bei ADEXA. <<br />

Dr.Sigrid Joachimsthaler<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5683|87


ADeXA-info<br />

Gewerkschaftsmitglie<strong>de</strong>r<br />

profitieren von Tarifbindung<br />

Online-Umfrage zum Weihnachtsgeld<br />

Beschäftigteintarifgebun<strong>de</strong>nen Betrieben und Gewerkschaftsmitglie<strong>de</strong>r<br />

bekommen häufiger als an<strong>de</strong>reArbeitnehmer eine<br />

Jahresson<strong>de</strong>rzahlung in Form von Weihnachtsgeld o<strong>de</strong>r 13.Gehalt.<br />

Das hat eine branchenübergreifen<strong>de</strong> Online-Umfrage unter<br />

rund 17.000 Beschäftigten auf <strong>de</strong>r Website www.lohnspiegel.<strong>de</strong><br />

ergeben. im Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Branchen schnei<strong>de</strong>n die tarifverträge<br />

für <strong>de</strong>n ApothekenbereichinpunctoSon<strong>de</strong>rzahlung<br />

gut ab, so tanja Kratt, Leiterin <strong>de</strong>r ADeXA-tarifkommission.<br />

Solidarisch sein lohnt sich<br />

Die WSI-Umfrage zeigt: 70 Prozent<br />

<strong>de</strong>rer, die in tarifgebun<strong>de</strong>nen<br />

Betrieben arbeiten, erhalten<br />

ein „Weihnachtsgeld“, in nichttarifgebun<strong>de</strong>n<br />

Firmen sind es<br />

nur 42 Prozent. Ähnlich positiv<br />

wirkt sich die Gewerkschaftsmitgliedschaft<br />

aus: Hier bekommen<br />

66 Prozent <strong>de</strong>r organisierten<br />

Beschäftigten eine Son<strong>de</strong>rzahlung,<br />

dagegen nur 53 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Nichtmitglie<strong>de</strong>r.<br />

„Diese Ten<strong>de</strong>nz können wir auch<br />

aus unserer diesjährigen Gehaltsumfrage<br />

bestätigen“, sagt<br />

In <strong>de</strong>n meisten Wirtschaftszweigen<br />

sehen die Tarifverträge eine<br />

Jahresson<strong>de</strong>rzahlung vor. Tatsächlich<br />

erhalten aber nur rund<br />

55 Prozent <strong>de</strong>r Beschäftigten ein<br />

solches Weihnachtsgeld, so eine<br />

aktuelle Pressemeldung <strong>de</strong>s WSI.<br />

Unterschie<strong>de</strong> gibt es dabei immer<br />

noch zwischen West- und<br />

Ost<strong>de</strong>utschland. Während nur<br />

39 Prozent <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Arbeitnehmer<br />

eine Son<strong>de</strong>rzahlung<br />

bekommen, sind es bei ihren<br />

west<strong>de</strong>utschen Kollegen immerhin<br />

59 Prozent. Diese Ungleichheit<br />

basiert in einigen Branchen<br />

wie <strong>de</strong>r Chemie- und Metallindustrie<br />

auf entsprechen<strong>de</strong>n<br />

tariflichen Vereinbarungen.<br />

Dazu Tanja Kratt: „Wir sind<br />

stolz, dass ADEXA im Apothekenbereich<br />

schon seit Jahren<br />

eine einheitliche Son<strong>de</strong>rzahlung<br />

von 100 Prozent <strong>de</strong>s tariflichen<br />

Monatsgehaltes für alle Apothekenangestellten<br />

durchsetzen<br />

konnte.“<br />

Ein volles 13. Tarifgehalt ist im<br />

Branchenvergleich durchaus beachtlich.<br />

Allerdings muss man<br />

dabei berücksichtigen, dass viele<br />

Wirtschaftsbereiche <strong>de</strong>utlich höhere<br />

Monatsgehälter bezahlen<br />

als die öffentlichen Apotheken.<br />

Tarifliche Son<strong>de</strong>rzahlung für Apothekenangestellte<br />

Laut Bun<strong>de</strong>srahmentarifvertrag und Rahmentarifvertrag Nordrhein steht<br />

ADEXA-Mitglie<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Arbeitgeber tarifgebun<strong>de</strong>n ist, eine jährliche<br />

Son<strong>de</strong>rzahlung in Höhe von 100% ihres tariflichen Monatsverdienstes zu.<br />

Diese muss spätestens mit <strong>de</strong>m Novembergehalt ausgezahlt wer<strong>de</strong>n, kann<br />

aber auchinTeilbeträgen bezahlt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer imKalen<strong>de</strong>rjahr weniger als zwölf Monate beschäftigt war, hat Anspruch<br />

auf ein Zwölftelfür je<strong>de</strong>n vollen<strong>de</strong>ten Beschäftigungsmonat.<br />

Für Apotheken, die nachweislichwirtschaftliche Probleme haben, kann <strong>de</strong>r<br />

Apothekeninhaber die Son<strong>de</strong>rzahlung auf bis zu 50% kürzen, wenn er <strong>de</strong>m<br />

Mitarbeiter auf Verlangen entsprechen<strong>de</strong> Zahlen zur Verfügung stellt.<br />

Foto:Fotolia/ferkelraggae<br />

Tanja Kratt. „Von<br />

<strong>de</strong>n ADEXA-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

bekommen 65,5 Prozent<br />

ein volles Tarifgehalt o<strong>de</strong>r<br />

mehr, bei <strong>de</strong>n Nichtmitglie<strong>de</strong>rn<br />

waren es 50,7 Prozent.“<br />

Fast je<strong>de</strong>s vierte Nichtmitglied<br />

bekommt gar keine Son<strong>de</strong>rzahlung,<br />

bei <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn sind<br />

es 13,2 Prozent.<br />

Kratt: „Die Mitgliedschaft bei<br />

ADEXA lohnt sich also doppelt:<br />

zum einen durch <strong>de</strong>n tariflichen<br />

Anspruch, zum an<strong>de</strong>ren durch<br />

unsere Rechtsberatung, wenn es<br />

einmal Probleme mit <strong>de</strong>r Durchsetzung<br />

dieser und an<strong>de</strong>rer Ansprüche<br />

gibt.“ <<br />

Quellen<br />

Pressemitteilung <strong>de</strong>s WSI vom<br />

30.10.<strong>2012</strong> (www.boeckler.<strong>de</strong>/wsi ><br />

Presse); ADEXA-Gehaltsumfrage <strong>2012</strong>.<br />

Sigrid Joachimsthaler<br />

88|5684| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


Apotheke und Markt<br />

ManageMent-Kongress<br />

Lauer-Fischer und <strong>DAZ</strong> begeistern Kongress-<br />

Teilnehmer auf Mallorca<br />

Nach <strong>de</strong>m erfolgreichen Management-Kongress <strong>de</strong>s vergangenen Jahres<br />

fragten sich die Macher, obfür <strong>2012</strong> eine Steigerung möglichwäre. Sie war<br />

möglich, wie schon allein die höchste teilnehmerzahl in <strong>de</strong>r langen Geschichte<br />

dieses „Klassikers” <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kongresslandschaftzeigte. Zusammen<br />

mit <strong>de</strong>m neuen Veranstaltungspartner Deutsche Apotheker Zeitung hatte<br />

Lauer-Fischer* ein Programm auf die Beine gestellt, das die teilnehmer vom<br />

erstenbis zum letzten Moment begeisterte.<br />

„Fokus: Fokus! Weniger<br />

Aufwand, mehr Ertrag“<br />

lautete das Hauptthema<br />

<strong>de</strong>s diesjährigen Management-Kongresses.<br />

Keynote Speaker war<br />

<strong>de</strong>r als „Mr. Dax” aus<br />

vielen Fernseh-Talkrun<strong>de</strong>n<br />

bekannte Finanzexperte<br />

Dirk Müller. Er<br />

brachte für die Teilnehmer<br />

mit klaren Worten<br />

viel Licht ins Dunkel<br />

<strong>de</strong>r international verstrickten<br />

Finanz- und<br />

Börsenwelt und fand<br />

auch klare Worte zum<br />

Dauerthema Euro. Dass<br />

er <strong>de</strong>n Nerv seines Publikums<br />

getroffen hatte,<br />

zeigte auch die intensive,<br />

lange Diskussionsrun<strong>de</strong> im Anschluss<br />

an seinen Vortrag.<br />

WasApotheker von einem Orchester-<br />

Manager lernen können, machte Stephan<br />

Gehmacher vom Symphonieorchester<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Rundfunks in<br />

seinem faszinieren<strong>de</strong>n Vortrag <strong>de</strong>utlich.<br />

Und auch die an<strong>de</strong>ren kompetenten Referenten<br />

wie beispielsweise Professor<br />

Dr.Andreas Kaapke o<strong>de</strong>r Professor Dr.<br />

Erich Zahn zeigten <strong>de</strong>n Teilnehmern<br />

ganz neue Perspektiven für ihren Apotheken-Erfolg<br />

auf.<br />

Ein nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>r Erfolgsfaktor<br />

für <strong>de</strong>n Kongress ist natürlich<br />

die Insel selbst. Und auch diesmal<br />

Die Meldungen in <strong>de</strong>r Rubrik Apothekeund Markt<br />

wur<strong>de</strong>n aus Firmenmitteilungen o<strong>de</strong>r<br />

in Zusammenarbeit mit Firmen erstellt.<br />

„Mr.Dax“ Dirk Müller begeisterte die Teilnehmer <strong>de</strong>s Management-Kongresses<br />

Mallorca <strong>2012</strong>.<br />

sorgten ein perfekt organisiertes Rahmenprogramm<br />

und <strong>de</strong>r lebendige Austausch<br />

unter Kollegen dafür, dass Langeweile<br />

gar nicht erst aufkam.<br />

Hochzufrie<strong>de</strong>ne Gesichter zum Schluss<br />

bei <strong>DAZ</strong>-Herausgeber Peter Ditzel und<br />

Volker Hess, Bereichsleiter Marketing<br />

<strong>de</strong>r Lauer-Fischer GmbH. „Mit <strong>de</strong>r<br />

Ausgabe <strong>2012</strong> haben wir eindrucksvoll<br />

bewiesen, dass unser stetig weiterentwickeltes<br />

Konzept eine echte Son<strong>de</strong>rstellung<br />

in <strong>de</strong>r Kongress-Szene einnimmt.<br />

Wassich nicht zuletzt daran<br />

zeigt, dass es auch Versuche gibt, dieses<br />

Konzept zu kopieren”, so Hess weiter.<br />

Mallorca 2013 ist bereits gesetzt,<br />

und die Teilnehmer können sich schon<br />

jetzt auf ein außeror<strong>de</strong>ntlich hochkarätiges<br />

Referentenfeld freuen.<br />

*Lauer-Fischer GmbH/CompuGroup Medical,<br />

Dr.-Mack-Str.95, 90762 Fürth<br />

Foto:Lauer-Fischer<br />

intiMpfLege<br />

Neues von Deumavan<br />

Intimpflegesalben<br />

Deumavan* Intimpflegesalben unterstützen<br />

mit hochwertigen Fetten <strong>de</strong>n<br />

natürlichen<br />

Schutzfilm <strong>de</strong>r<br />

Haut und halten<br />

sie geschmeidig.<br />

Ab 2013 wird die<br />

Deumavan-Produktpalette<br />

erweitert.<br />

Dabei vergrößert<br />

sich bei gleichem<br />

Preis <strong>de</strong>r Inhalt<br />

<strong>de</strong>r 20 ml<br />

Tube um 25% auf<br />

25 ml. Zusätzlich<br />

erhalten alle Produkte<br />

eine neue<br />

Einzelverpackung zur besseren Platzierung<br />

und Präsentation.<br />

Die Deumavan Pflegeserie er und sie<br />

bietet Pflege und Schutz bei strapazierter<br />

und dünner Haut im Intimbereich,<br />

z.B. für Frauen in <strong>de</strong>n Wechseljahren<br />

o<strong>de</strong>r bei beson<strong>de</strong>rer Beanspruchung.<br />

Hautpflegeprodukte auf Fettbasis<br />

wie Deumavan eignen sich auch<br />

begleitend zur Therapie mit Antimykotika,<br />

Antibiotika o<strong>de</strong>r Cortison. Weitere<br />

Informationen fin<strong>de</strong>n Sie bei:<br />

*Kaymogyn GmbH, Hagenauerstraße 53, 65203<br />

Wiesba<strong>de</strong>n, Tel. (06 11) 33 47 84 30, Fax (06 11)<br />

33 47 84 39, E-Mail: info@<strong>de</strong>umavan.com.net,<br />

Internet: www.<strong>de</strong>umavan.<strong>de</strong><br />

verKaufsför<strong>de</strong>rung<br />

HV-Display von nasic<br />

Zur Unterstützung <strong>de</strong>s Abverkaufs in<br />

<strong>de</strong>r Apotheke bietet nasic* jetzt ein<br />

Acryl-HV-Display an. nasic<br />

enthält eine patentierte<br />

Wirkstoffkombination gegen<br />

Schnupfen. Dabei<br />

kommt nicht nur <strong>de</strong>r abschwellend<br />

wirken<strong>de</strong> Arzneistoff<br />

Xylometazolin<br />

(α-Sympathomimetikum)<br />

zum Einsatz, son<strong>de</strong>rn auch<br />

eine wundheilungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Komponente in Form von Dexpanthenol.<br />

Damit befreit nasic die verstopfte<br />

Nase und unterstützt die Heilung <strong>de</strong>r<br />

geschädigten Schleimhaut. Das Display<br />

erhalten Sie beim Klosterfrau-Außendienst,<br />

solange <strong>de</strong>r Vorrat reicht.<br />

*MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH,<br />

Gereonsmühlengasse 1–11, 50670 Köln, Internet:<br />

www.klosterfrau-group.com<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5685|95


APOtHeKe UND MARKt<br />

wicK erKäLtungsuMfrage<br />

Kun<strong>de</strong>n nehmen Rat aus <strong>de</strong>r Apotheke<br />

gern an<br />

Die Wick erkältungsumfrage <strong>2012</strong>untersucht einstellungen und Verhalten<br />

vonKonsumenten in Bezug auf erkältungskrankheiten und <strong>de</strong>n Umgang mit<br />

Medikamenten. im Auftrag von Wick Pharma führte das Meinungsforschungsinstitut<br />

Skopos im Juli <strong>2012</strong> eine repräsentative Befragung im Rahmen<br />

eines Online-Panels durch.insgesamt wur<strong>de</strong>n 1003 Konsumenten online<br />

interviewt, quotiert nachAlter,Geschlecht und Region.<br />

71% aller Befragten geben an, dass sie<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen zwölf Monaten<br />

min<strong>de</strong>stens einmal unter einer Erkältung<br />

o<strong>de</strong>r einem grippalen Infekt gelitten<br />

haben. Nur 8% <strong>de</strong>r 14- bis 19-Jährigen,<br />

aber 45% <strong>de</strong>r über 60-Jährigen<br />

blieben im letzten Jahr von Erkältungserregern<br />

gänzlich verschont. Es ist<br />

sinnvoll, Jüngeren mehr Tipps zur Erkältungsvorbeugung<br />

und zur Bevorratung<br />

geeigneter Medikamente zu geben,<br />

<strong>de</strong>nn laut Umfrage nehmen bis<br />

jetzt erst 41% <strong>de</strong>r 14- bis 19-Jährigen<br />

gern Gesundheitstipps vomApothekenteam<br />

an. Bei <strong>de</strong>n über 60-Jährigen zeigen<br />

sich 49% <strong>de</strong>mgegenüber offen.<br />

Wichtig ist auch die rechtzeitige Beratung,<br />

<strong>de</strong>nn 40% aller Befragten wünschen<br />

sich eine Beratung zum Thema<br />

Erkältung schon vor <strong>de</strong>r Erkältungssaison.<br />

Bis jetzt stocken nur 27% <strong>de</strong>r Befragten<br />

die Hausapotheke noch vor Beginn<br />

<strong>de</strong>r kalten Jahreszeit auf. Ein guter<br />

Rat können Kombinationspräparate<br />

sein, da sie mehrere Symptome gleichzeitig<br />

bekämpfen. Laut Pressemitteilung<br />

halten 42% <strong>de</strong>r Befragten Mittel<br />

wie Wick MediNait Erkältungssirup für<br />

die Nacht o<strong>de</strong>r Wick DayMed Erkältungs-Kapseln<br />

für <strong>de</strong>n Tagfür wichtige<br />

Bestandteile einer gut sortierten Hausapotheke.<br />

Wick DayMed mit Honigund<br />

Kamillenaroma können schon von<br />

Kin<strong>de</strong>rn ab zwölf Jahren eingenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Erkältungssalbe Wick<br />

VapoRub kann für Kin<strong>de</strong>r ab zwei Jahren<br />

zur Einreibung, und für Kin<strong>de</strong>r ab<br />

sechs Jahren zum Inhalieren angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus hält Wick<br />

eine breite Palette von Hustenmitteln,<br />

Nasensprays und weiteren Erkältungsprodukten<br />

für je<strong>de</strong>s Erkältungsstadium<br />

bereit.<br />

*Wick Pharma, Zweignie<strong>de</strong>rlassung <strong>de</strong>r Procter<br />

&Gamble GmbH, Sulzbacher Straße 40, 65823<br />

Schwalbach<br />

KörperpfLege<br />

Weihnachtsgeschenke<br />

von Medipharma<br />

Medipharma* bietet zu<br />

Weihnachten die Granatapfel<br />

Vitaldusche und die<br />

Oliven Fitness Dusche<br />

(bei<strong>de</strong> 200 ml) mit kleinen<br />

Strickmützen an. Geschenki<strong>de</strong>en<br />

für Sie &<br />

Ihn sind auch folgen<strong>de</strong><br />

Son<strong>de</strong>reditionen:<br />

Das Granatapfel Pflegebad<br />

mit Silberblättchen,<br />

die Ba<strong>de</strong>perlen<br />

Olivenöl und die Ba<strong>de</strong>perlen<br />

Granatapfel.<br />

Im Weihnachtslook<br />

gibt es<br />

außer<strong>de</strong>m:<br />

Olivenöl Intensivcreme<br />

(100 ml), Olivenöl<br />

Gesichtspflege (100 ml),<br />

Olivenöl Nachtpflege<br />

(100 ml), Olivenöl Körper-Balsam<br />

(300 ml),<br />

Granatapfel Straffen<strong>de</strong><br />

Tagespflege sowie Körperbutter<br />

(je 100 ml), Olivenöl<br />

&Man<strong>de</strong>lmilch Straffen<strong>de</strong><br />

Tagespflege (50 ml)<br />

und Olivenöl &Man<strong>de</strong>lmilch<br />

Körperlotion<br />

(200 ml).<br />

*Dr.Theiss Naturwaren, Michelinstr.10, 66424<br />

Homburg, E-Mail: Internet: www.naturwarentheiss.<strong>de</strong>,<br />

www.medipharma.<strong>de</strong><br />

LiMited edition<br />

Dreiteiliges Home-Spa-<br />

Set von Caudalie<br />

Seit November bietet Caudalie* ein<br />

dreiteiliges Home-Spa-Set von Huile<br />

Divine an, bestehend aus einem luxuriösen<br />

Öl, einem sanften<br />

Body-Peeling und einer<br />

duften<strong>de</strong>n Kerze –jeweils<br />

in Reisegröße.<br />

. Huile Divine<br />

(50 ml): Das Trockenöl<br />

mit Ölen aus<br />

Traubenkernen, Argan,<br />

Hibiskus und<br />

Sesam sowie afrikanischer<br />

Karité-Butter pflegt und<br />

versorgt die Haut intensiv mit Feuchtigkeit.<br />

Es kann als Körperöl, zur<br />

Massage, als Ba<strong>de</strong>zusatz und für die<br />

Haare verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

. Crushed Cabernet Peeling (50 g) mit<br />

zermahlenen Traubenkernen verspricht<br />

zarte und glatte Haut, die mit<br />

ätherischen Ölen, braunem Zucker<br />

und reizlin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>m Akazienhonig<br />

aus <strong>de</strong>r Aquitaine genährt wird.<br />

. Divine Candle (30 g) ist eine limitierte<br />

Duftkerze, die nach Grapefruit,<br />

Rosa-Pfeffer, Ze<strong>de</strong>r,Vanille und<br />

weißem Moschus riecht.<br />

*Caudalie Deutschland GmbH, Gurlittstr.24,<br />

20099 Hamburg, E-Mail: info@caudalie.<strong>de</strong>,<br />

Internet: www.caudalie.com<br />

aKtion<br />

Lemocin im Winter mit<br />

Breitsamer Honig<br />

Während <strong>de</strong>r kalten Jahreszeit gibt es<br />

ab sofort beim Kauf von Lemocin*<br />

o<strong>de</strong>r Lemocin Forte mit Benzocain gratis<br />

drei Honig-Zwerge Sticks <strong>de</strong>r Marke<br />

Breitsamer Honig dazu. Die Lutschpastillen<br />

Lemocin Forte wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n<br />

schnellen und gezielten<br />

Betäubungseffekt<br />

<strong>de</strong>s Wirkstoffs Benzocain<br />

zur sofortigen<br />

Schmerzlin<strong>de</strong>rung bei<br />

akutem Hals- und<br />

Schluckschmerz eingesetzt.<br />

Zur sanften<br />

Lin<strong>de</strong>rung bei Halsbeschwer<strong>de</strong>n ist<br />

Lemocin mit Limonen-Geschmack erhältlich.<br />

Weitere Informationen zum<br />

Aktionsangebot erhalten Sie über <strong>de</strong>n<br />

Außendienst <strong>de</strong>r Novartis Consumer<br />

Health GmbH.<br />

*Novartis Consumer Health GmbH, Zielstattstr.<br />

40, 81379 München<br />

96|5686| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


APOtHeKe UND MARKt<br />

coMpressana<br />

Neuheiten im Jubiläumsjahr<br />

<strong>2012</strong> wird Compressana* 50 Jahre alt<br />

und bietet im Jubiläumsjahr viele neue<br />

Produkte an:<br />

. Fünf neue Trendfarben bei Stützstrümpfen<br />

(aubergine, rose, petrol,<br />

violett, platin)<br />

. Linea Cotton Kompressionsstrümpfe<br />

mit hohem Baumwollanteil und Rippenoptik<br />

. Compressana Cool: Bein- und Venenspray,<br />

auch über Stütz- und Kompressionsstrümpfen<br />

anwendbar<br />

. Compressana Sport, einen Sport-<br />

Stützstrumpf mit Coolmax-Garn<br />

. Compressana Club, das Zubehörund<br />

Servicekonzept zur Patientencompliance<br />

. Compressana Lymphkissen, die Positionierungs-<br />

und Lagerungshilfe für<br />

Arm und Hand in <strong>de</strong>r Entstauungs-,<br />

Schmerz- und Wundtherapie<br />

. Compressana Master, die An- und<br />

Ausziehhilfe in einem Produkt vereint,<br />

für Kompressions-, Stütz- und<br />

Feinstrümpfe. Beim Ausziehen wird<br />

das Gestell mit <strong>de</strong>m eingespannten<br />

Strumpf um 90 Grad gedreht und auf<br />

<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gelegt. Dadurch muss<br />

man das Bein nicht mehr nach oben<br />

aus <strong>de</strong>m Strumpf ziehen, son<strong>de</strong>rn<br />

kann <strong>de</strong>n Strumpf ohne Kraftaufwand<br />

im Sitzen durch einfaches<br />

Wegschieben <strong>de</strong>s Gestells ausziehen.<br />

Dank Listung im Hilfsmittelverzeichnis<br />

(<strong>Nr</strong>. 02.40.01.3028), kann es<br />

zu Lasten <strong>de</strong>r gesetzlichen Krankenkassen<br />

verordnet wer<strong>de</strong>n bei Krankheiten<br />

o<strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rungen, die das<br />

An- o<strong>de</strong>r Ausziehen von Strümpfen<br />

ohne Hilfsmittel unmöglich machen.<br />

Das Gerät ist für alle Strumpflängen<br />

bis hin zu Strumpfhosen und für alle<br />

Strumpfgrößen geeignet, eine ausführliche<br />

Bedienungsanleitung liegt<br />

bei. Zur Markteinführung wird eine<br />

3+1 Aktion angeboten.<br />

*Compressana GmbH, Böhmerwaldstr. 3,93073<br />

Neutraubling, Tel. (0 94 01) 92 26–0,Internet:<br />

www.compressana.<strong>de</strong><br />

verKaufsför<strong>de</strong>rung<br />

Werbemittel von Pascoe<br />

Naturmedizin<br />

Pascoe* bietet aktuell verschie<strong>de</strong>ne<br />

Werbemitteln und Dekoartikel an:<br />

. Schaufenster<strong>de</strong>koration mit drei<br />

Dekoschachteln Pascoeflair 425 mg<br />

(Apotheken<strong>de</strong>ko: 670x970 mm,<br />

Dekoschachtel: ca. 80x180 mm).<br />

. Patienten-Flyer Pascoeflair Flugstress<br />

(Format DIN Lang): Die neue<br />

Broschüre „Direkte Hilfe aus <strong>de</strong>r<br />

Natur“ zeigt Möglichkeiten auf, wie<br />

man Reisestress vermei<strong>de</strong>n kann.<br />

. Broschüre Passionsblume (Format<br />

DIN A5): Die neue Broschüre „Das<br />

ABC <strong>de</strong>r natürlichen Behandlung“<br />

zeigt <strong>de</strong>m Alphabet folgend 26 Wege<br />

auf, das seelische Gleichgewicht in<br />

von Hektik und Stress geprägten Zeiten<br />

wie<strong>de</strong>rzufin<strong>de</strong>n. Der Ratgeber<br />

steht auch auf <strong>de</strong>r Homepage www.<br />

passionsblume.info zum Download<br />

zur Verfügung.<br />

. Prospektstän<strong>de</strong>r (Format DIN A5)<br />

. Anti-Stress-Flugzeug (ca. 90x90mm)<br />

Bestellen können Sie kostenlos bei:<br />

*Pascoe Naturmedizin, Schiffenberger Weg55,<br />

35383 Gießen, Tel. (06 41) 79 60 –0,Fax (06 41)<br />

79 60 –109, Internet: www.pascoe.<strong>de</strong><br />

fortbiLdung<br />

Basis- und Intensivkurse<br />

Stillen von Me<strong>de</strong>la<br />

Me<strong>de</strong>la* bietet halbtägige Kurse an,<br />

um die Beratungskompetenz rund um<br />

das Thema Stillen aufzubauen bzw. zu<br />

erweitern. Die Teilnehmer erhalten drei<br />

bis fünf Fortbildungspunkte von ihrer<br />

zuständigen Apothekerkammer. Referentinnen<br />

sind Manuela Burkhardt,<br />

Lehrerin für Hebammenwesen und<br />

Heilpraktikerin, sowie Anne-Kristin<br />

Schmidt, Kin<strong>de</strong>rkrankenschwester,<br />

Hebamme und Stillberaterin IBCLC.<br />

Die Nettoeinnahmen fließen in die<br />

Me<strong>de</strong>la Stipendien ein. In diesem Jahr<br />

wer<strong>de</strong>n unter <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />

Fortbildungen 200 Me<strong>de</strong>la Stipendien<br />

im Wert von je100 Euro verlost.<br />

Zu <strong>de</strong>n Themen<br />

<strong>de</strong>s Basiskurses<br />

Stillen gehören<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Stillens und <strong>de</strong>r<br />

Muttermilch, Pflege und Schutz <strong>de</strong>r<br />

Brust, Abpumpen von und Versorgung<br />

mit Muttermilch. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n<br />

Me<strong>de</strong>la Milchpumpen und Stillprodukte<br />

sowie das Me<strong>de</strong>la Milchpumpen<br />

Mietkonzept vorgestellt.<br />

Zu <strong>de</strong>n Inhalten <strong>de</strong>s Intensivkurses Stillen<br />

gehören aktuelle Forschungserkenntnisse<br />

und <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Stillberatung im Hinblick auf die Anatomie<br />

und Physiologie <strong>de</strong>r laktieren<strong>de</strong>n<br />

Brust sowie die Einzigartigkeit von<br />

Muttermilch. Anhand konkreter Fallbeispiele<br />

erfährt man Tipps für Beratung<br />

bei Stillschwierigkeiten, <strong>de</strong>r Initiierung<br />

und Etablierung <strong>de</strong>r Milchbildung<br />

sowie Fütterungslösungen.<br />

Anmeldungen und weitere Informationen<br />

unter www.me<strong>de</strong>la.<strong>de</strong> (Rubrik Fachpersonal/Termine).<br />

Die Teilnehmerzahl<br />

ist begrenzt, drei Wochen vor <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

läuft die Anmel<strong>de</strong>frist ab.<br />

*Me<strong>de</strong>la Medizintechnik GmbH &Co. Han<strong>de</strong>ls<br />

KG, Korbinianstr.2,85386 Eching<br />

warMies wärMe-stofftiere<br />

Neu: Tigerente und Tiger<br />

von Janosch<br />

Greenlife Value* vertreibt unter <strong>de</strong>r<br />

MarkeWarmies –Wärme mit Gefühl<br />

mikrowellenfähige Wärme-Produkte,<br />

die sich durch eine Kombination von<br />

Funktionalität und Emotionalität auszeichnen:<br />

Sie dienen gleichzeitig als<br />

Spielkamera<strong>de</strong>n und sind Trostspen<strong>de</strong>r<br />

bei Bauchweh o<strong>de</strong>r Kummer. Neu gibt<br />

es nun Tiger und Tigerente von Janosch<br />

mit einer Laven<strong>de</strong>l-Hirse-Füllung, die<br />

sich schnell in Mikrowelle o<strong>de</strong>r Backofen<br />

erwärmen lässt. Danach spen<strong>de</strong>n<br />

sie lang anhaltend Wärme und duften<br />

dabei beruhigend nach Laven<strong>de</strong>l.<br />

*Greenlife Value GmbH, Leipziger Platz 3,<br />

10117 Berlin, Internet: www.warmies.<strong>de</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5687|97


APOtHeKe UND MARKt<br />

trocKene haut<br />

frei Hydrolipid Balance<br />

FeuchtigkeitsMaske<br />

Vonfrei Hydrolipid Balance*,<br />

<strong>de</strong>r Gesichtspflegeserie<br />

für trockene Haut,<br />

gibt es eine neue FeuchtigkeitsMaske<br />

(zwölf Beutel).<br />

Aloe vera und Hyaluronsäure<br />

spen<strong>de</strong>n Feuchtigkeit,<br />

die Urea in <strong>de</strong>r oberen<br />

Hautschicht festhalten<br />

soll. Jojoba- und Nachtkerzenöl<br />

sollen die epi<strong>de</strong>rmale Hydrolipid-<br />

Schicht entspannen und regenerieren.<br />

*Apotheker Walter Bouhon GmbH, Walter-Bouhon-Str.<br />

4,90427 Nürnberg, Internet: www.freiapothekenkosmetik.<strong>de</strong><br />

geschenKtipp<br />

Me<strong>de</strong>la Breast Care Set<br />

Im neuen, dreiteiligen Breast Care Set<br />

von Me<strong>de</strong>la* fin<strong>de</strong>n stillen<strong>de</strong> Mütter<br />

wichtige Pflegeprodukte in einem<br />

handlichen Täschchen für 15 Euro.<br />

. 15 extrem saugstarke (bis zu 80 ml<br />

austreten<strong>de</strong> Muttermilch), dünne und<br />

atmungsaktive Einweg-Stilleinlagen.<br />

Die einzeln verpackten Einlagen passen<br />

sich <strong>de</strong>r Brustform an und Haftstreifen<br />

verhin<strong>de</strong>rn ein Verrutschen.<br />

. Hydrogel Pads lin<strong>de</strong>rn die Schmerzen<br />

bei wun<strong>de</strong>n und rissigen Brustwarzen<br />

durch angenehme Kühle.<br />

Lauer-fischer<br />

Apothekensoftware-Anbieter<br />

mit GoB-Zertifizierung<br />

WiNAPO 64 hat die Softwarebescheinigung<br />

nach IDW PS 880 erhalten.<br />

sätzen ordnungsmäßiger Buchführung<br />

(GOB/GOBS) entsprechen<strong>de</strong> Abwicklung<br />

<strong>de</strong>r rechnungslegungsrelevanten<br />

Bereiche realisieren lässt”. Für die Anwen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Lauer-Fischer Apothekensoftware<br />

be<strong>de</strong>utet das ein hohes Maß<br />

an Sicherheit im täglichen Han<strong>de</strong>ln:<br />

Die mit Winapo 64 dokumentierten Ergebnisse<br />

entsprechen <strong>de</strong>n hohen Standards,<br />

die vonWirtschaftsprüfern und<br />

nicht zuletzt auch von <strong>de</strong>n Finanzämtern<br />

gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Foto:Lauer-Fischer<br />

Als erstem Apotheken-Warenwirtschaftssystem<br />

hat das renommierte Institut<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftsprüfer (IDW) jetzt<br />

für das Lauer-Fischer-System Winapo<br />

64 die offizielle Softwarebescheinigung<br />

nach IDW PS880 vergeben. Die Prüfung<br />

kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />

sich mit Winapo 64 „eine <strong>de</strong>n Grundliche<br />

zur Lin<strong>de</strong>rung<br />

bei leichten<br />

bis mäßig<br />

starken Schmerzen<br />

wie Kopfschmerzen,<br />

Regelschmerzen<br />

und<br />

Zahnschmerzen,<br />

24 xGratis-Hörbücher<br />

„Als Florian im<br />

Traum das Fieberteufelchen<br />

traf“<br />

als Abgabeartikel beim<br />

Kauf eines Nurofen Junior Fieber- und<br />

Schmerzsaftes für Kin<strong>de</strong>r ab zwei Jahre.<br />

Nurofen Junior Fieber- und<br />

Schmerzsäfte sind zucker-, alkohol-,<br />

farbstoff-, lactose- und glutenfrei. Das<br />

HV-Display erhalten Sie ab sofort beim<br />

Außendienst von Reckitt Benckiser<br />

o<strong>de</strong>r MCM Klosterfrau. Weitere Informationen<br />

gibt es bei www.nurofen.<strong>de</strong>.<br />

*Reckitt Benckiser Deutschland GmbH, Theodor-<br />

Heuss-Anlage 12, 68165 Mannheim<br />

JubiLäuM<br />

60 Jahre Dulcolax gegen<br />

Obstipation<br />

Seit 60 Jahren bringt Dulcolax von<br />

Boehringer Ingelheim* Menschen Erleicherung,<br />

die an Verstopfung lei<strong>de</strong>n.<br />

Der Wirkstoff Bisacodyl wur<strong>de</strong> 1952<br />

von <strong>de</strong>m Chemiker Dr. Ernst Seeger<br />

entwickelt –<strong>de</strong>r Grundstein für die<br />

Dulcolax Dragées und Dulcolax Zäpf-<br />

Die Haut wird befeuchtet und geschmeidig<br />

gehalten, was <strong>de</strong>n Heilungsprozess<br />

för<strong>de</strong>rn soll. Die Pads<br />

haften sanft auf <strong>de</strong>r Haut und können<br />

auch unter <strong>de</strong>m BH getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

. PureLan 100 Brustwarzen-Creme<br />

pflegt sensible Brustwarzen sowie<br />

trockene Babyhaut mit 100% natürlichem<br />

Wollwachs (pures Lanolin)<br />

vor <strong>de</strong>m Austrocknen. Da die Creme<br />

keine künstlichen Zusatz- o<strong>de</strong>r Konservierungsstoffe<br />

enthält, muss sie<br />

vor <strong>de</strong>m Stillen nicht entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />

*Me<strong>de</strong>la Medizintechnik GmbH &Co. Han<strong>de</strong>ls<br />

KG, Korbinianstr.2,85386 Eching<br />

*Lauer-Fischer GmbH/CompuGroup Medical,<br />

Dr.-Mack-Str.95, 90762 Fürth<br />

verKaufsför<strong>de</strong>rung<br />

Nurofen Winteraktion<br />

Die Nurofen-Winteraktion* bietet für<br />

die Apotheke ein nachfüllbares HV-Display<br />

in S-Form (Höhe: 30 cm, Breite:<br />

21 cm) mit folgen<strong>de</strong>m Inhalt an:<br />

Jeweils 12 xNurofen Junior Fieberund<br />

Schmerzsaft Erdbeer bzw. Orange<br />

40 mg/ml Suspension zum Einnehmen<br />

(jeweils 2ximDisplay und 10 xim<br />

Zupack) für Kin<strong>de</strong>r ab sechs Monate<br />

(≥ 8kg), 12 xNurofen 200 mg<br />

Schmelztabletten Lemon (6 ximDisplay<br />

und 6ximZupack) für Jugendchen<br />

war gelegt. Ein magensaft- und<br />

dünndarmresistenter Überzug <strong>de</strong>r Dragées<br />

führt dazu, dass <strong>de</strong>r Wirkstoff pHabhängig<br />

lokal im Dickdarm freigesetzt<br />

wird. Die Wirkung setzt nach etwa<br />

6–12 Stun<strong>de</strong>n ein. Für einen schnellen<br />

Wirkeintritt wur<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m Zäpfchen<br />

entwickelt, die schon nach 15–30Minuten<br />

wirken. Zum Portfolio gehören heute<br />

auch Dulcolax NP Tropfen mit <strong>de</strong>m<br />

Wirkstoff Natriumpicosulfat, die innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Dosierungsempfehlung von<br />

10–18 Tropfen (für Erwachsene) gut<br />

dosierbar auf <strong>de</strong>n persönlichen Bedarf<br />

abgestimmt wer<strong>de</strong>n können, sowie Dulcolax<br />

MBalance Pulver, eine salzfreie<br />

Macrogol-Zubereitung. Seit <strong>2012</strong> gibt<br />

98 | 5688| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


APOtHeKe UND MARKt<br />

es Dulcolax MBalance auch in flüssiger<br />

Form ohne Aromastoffe.<br />

Bisacodyl und Natriumpicosulfat führen<br />

laut Firmenangaben bei bestimmungsgemäßem<br />

Gebrauch we<strong>de</strong>r zu<br />

Kaliumverlusten noch zu Wirkverlusten<br />

o<strong>de</strong>r Gewöhnungseffekten. We<strong>de</strong>r die<br />

Wirkform bei<strong>de</strong>r Substanzen noch <strong>de</strong>ren<br />

Abbauprodukte gehen in die Muttermilch<br />

über.<br />

*Boehringer Ingelheim Pharma GmbH &Co.<br />

KG, Postfach 200, 55216 Ingelheim<br />

erKäLtungssYMptoMe<br />

Hausapotheke von Caelo<br />

Gegen die Symptome von Erkältungskrankheiten<br />

bietet Caelo* eine breite<br />

Auswahl an Kräuterteemischungen<br />

o<strong>de</strong>r Monoteedrogen, die alle frei von<br />

Farb- und Aromazusätzen sind und<br />

einer GMP-gerechten<br />

Qualitätssicherung<br />

unterliegen.<br />

Angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n Arzneitees<br />

wie<br />

Spitzwegerich<br />

Thymian<br />

Tee, Lin<strong>de</strong>nblüten<br />

Teeund<br />

Salbeiblätter<br />

Tee. Für die<br />

Tees stellt Caelo ein OTC-Display mit<br />

je zwei Packungen Cistus Zistrosen<br />

Tee, Bitterer Fenchel Tee, Spitzwegerich<br />

Thymian Teeund Lin<strong>de</strong>nblüten<br />

Teezur Verfügung. Kristallines Caelo<br />

Vitamin CPulver ist individuell dosierbar<br />

und in Wasser<br />

o<strong>de</strong>r Saft aufzulösen.<br />

Caelo<br />

Lebertran ist<br />

reich an Omega-<br />

3-Fettsäuren und<br />

ein Lieferant von<br />

Vitamin Aund<br />

D. Das komplette<br />

Sortiment <strong>de</strong>r<br />

Caelo Hausapotheke<br />

ist im<br />

Internet unter<br />

www.caelo.<strong>de</strong>/<br />

endverbraucher_<br />

hausapotheke.html zu fin<strong>de</strong>n. Alle Produkte<br />

sowie das Caelo OTC-Display<br />

„Erkältungstees“ können über <strong>de</strong>n<br />

Großhan<strong>de</strong>l bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

*Caesar &Loretz GmbH, Her<strong>de</strong>rstr.31,<br />

40721 Hil<strong>de</strong>n<br />

fusspfLege<br />

Neue Produktlinie:<br />

efasit Funktion<br />

Die neue Produktlinie efasit Funktion<br />

von Togal* besteht aus fünf neuen Spezialprodukten<br />

gegen Fußschweiß, Fußgeruch,<br />

Fußpilz, Wundreiben, Blasen<br />

und Hornhaut:<br />

. Regenerations Beinmassage Gel<br />

(150 ml) regeneriert und kühlt: Roter<br />

Weinlaub-Extrakt stimuliert die venöse<br />

Durchblutung und Panthenol<br />

spen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Haut Feuchtigkeit.<br />

. Antitranspirant &Fußpilz Spray<br />

(150 ml) wirkt bis zu 24 Stun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>sodorierend, schützt auch bei stark<br />

schwitzen<strong>de</strong>n Füßen und beugt Fußpilz<br />

vor.<br />

. Schuh Deo-Spray (150 ml) beseitigt<br />

unangenehmen Geruch aus Le<strong>de</strong>r-,<br />

Synthetik- und Sportschuhen und<br />

hält Fußpilz fern.<br />

. Intensiv Hautschutz Creme (75 ml)<br />

schützt gegen Wundreiben, Wundlaufen<br />

und Blasenbildung an Hän<strong>de</strong>n<br />

und Füßen mit einem Wirkstoffkomplex<br />

aus Hirschtalg, Bienenwachs<br />

und Zink –laut Herstellerangaben<br />

selbst in neuen Schuhen.<br />

. Hornhaut Schwamm (1 Stück) entfernt<br />

hartnäckige Hornhaut schonend<br />

und verspricht weiche Füße.<br />

*Togal-Werk AG,Ismaninger Str.103 –105,<br />

81675 München<br />

MagistraLe reZepturen<br />

Neu: Kostenloses Info-<br />

Portal von Spirig Pharma<br />

Die neuen Apothekenbetriebsordnung<br />

beinhaltet auch die umfangreiche Dokumentationspflicht<br />

bei <strong>de</strong>r Herstellung<br />

einer individuellen Magistralen Rezeptur.<br />

Die <strong>de</strong>rmatologischen Produkte von<br />

Spirig Pharma*, vor allem die aus <strong>de</strong>r<br />

Excipial-Serie, wer<strong>de</strong>n häufig als<br />

Grundlagen in Rezepturen eingesetzt.<br />

Daher wur<strong>de</strong> unter www.spirig-pharma.<br />

<strong>de</strong> ein kostenloses Info-Portal eingerichtet,<br />

das laut Firmenangaben ständig<br />

aktualisiert wird. Dort stehen <strong>de</strong>m Apotheker<br />

folgen<strong>de</strong> Unterlagen zur Verfügung:<br />

Die Plausibilitätsbewertungen zu<br />

ausgewählten Rezepturen einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Herstellungsanweisung und <strong>de</strong>r<br />

pharmazeutischen Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Spirig-Produkte. Zu<strong>de</strong>m können<br />

Anwen<strong>de</strong>r chargenbezogene Analysenzertifikate<br />

downloa<strong>de</strong>n und sie erhalten<br />

eine Liste <strong>de</strong>r geprüften Rezepturen sowie<br />

weitere Produktinformationen wie<br />

z.B. pH-Werte, Dichte, Emulsionstyp.<br />

*Spirig Pharma GmbH, Schertlinstr. 27, 86159<br />

Augsburg<br />

ratiopharM<br />

Neue OTC-Kampagne<br />

Am 1. November <strong>2012</strong> startete ratiopharm*<br />

eine neue OTC-Kampagne. Im<br />

Fokus <strong>de</strong>r TV-, Print- und Online-Maßnahmen<br />

steht die Bekanntmachung <strong>de</strong>s<br />

breiten Sortiments <strong>de</strong>r ratiopharm. Im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Kampagne stehen die<br />

„Gesichter <strong>de</strong>r Besserung“. Viele verschie<strong>de</strong>ne<br />

Menschen unterschiedlichen<br />

Alters stellen auf individuelle Weise<br />

dar, wie sie aussehen, wenn sie eine bestimmte<br />

Krankheit haben –und wie sie<br />

aussehen, wenn es ihnen wie<strong>de</strong>r besser<br />

geht. Die Spots schließen mit ein<strong>de</strong>utigen<br />

Markensignale ab, um eine hohe<br />

Wie<strong>de</strong>rerkennung zu gewährleisten,<br />

wie <strong>de</strong>m Zwillingsmotiv und <strong>de</strong>m<br />

Claim: Gute Preise. Gute Besserung.<br />

*ratiopharm GmbH, Graf-Arco-Str. 3,89079<br />

Ulm, Internet: www.ratiopharm.<strong>de</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5689|99


APOtHeKe UND MARKt<br />

Broschüren und Infomaterial<br />

Drei neue Broschüren von<br />

Clearblue/Persona<br />

Wick Pharma* hat drei neue Broschüren<br />

rund um die Schwangerschaft herausgebracht:<br />

. Der Clearblue<br />

Schwangerschaftstest<br />

mit<br />

Wochenbestimmung<br />

bietet ein<br />

Ergebnis, das<br />

laut Pressemitteilung<br />

zu 99%<br />

präzise ist. Es<br />

wird ein<strong>de</strong>utig<br />

digital in Worten<br />

angezeigt: „Nicht Schwanger“<br />

o<strong>de</strong>r „Schwanger“.<br />

. Der Clearblue Fertilitätsmonitor ist<br />

eine Metho<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>r Frauen die<br />

Chance auf eine<br />

Schwangerschaft<br />

erkennen können.<br />

Er i<strong>de</strong>ntifiziert bis<br />

zu sechs fruchtbare<br />

Tage durch<br />

die Bestimmung<br />

von LHund E3G<br />

im Urin. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich um ein<br />

neues Verfahren<br />

zur gezielten Familienplanung<br />

für die Anwendung zu<br />

Hause.<br />

. Persona ist eine alternative Verhütungsmetho<strong>de</strong>,<br />

die in Harmonie mit<br />

<strong>de</strong>m Körper funktioniert. Sie ist frei<br />

von <strong>de</strong>n Nebenwirkungen<br />

<strong>de</strong>r<br />

hormonellen<br />

Empfängnisverhütung,<br />

stört<br />

nicht beim Geschlechtsverkehr<br />

und ist<br />

einfach anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Persona<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert<br />

die Tage mit erhöhtem<br />

Konzeptionsrisiko durch die<br />

Bestimmung von LHund E3G. Das<br />

Persona-System besteht aus einem<br />

Mini-Computer mit Touchscreen-<br />

Display und Teststreifen.<br />

Die Broschüren erhalten Sie kostenlos<br />

beim Außendienst vonWick Pharma.<br />

*Wick Pharma, Sulzbacher Str. 40,<br />

65824 Schwalbach am Taunus<br />

Asthma: neues Infoblatt<br />

und DAAB-Hotline<br />

Menschen mit Asthma und COPD<br />

(chronisch obstruktive Lungenerkrankung)<br />

haben in <strong>de</strong>r kalten Jahreszeit ein<br />

erhöhtes Risiko, durch einen grippalen<br />

Infekt eine Krankheitsverschlechterung<br />

o<strong>de</strong>r einen Asthmanotfall zu erlei<strong>de</strong>n.<br />

Die neue Broschüre <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Allergie- und Asthmabun<strong>de</strong>s (DAAB)*<br />

erklärt, bei welchen typischen Krankheitsanzeichen<br />

Betroffene schnell reagieren<br />

sollten.<br />

Um erst gar nicht<br />

einen Krankheitsschub<br />

durch Infekte<br />

auszulösen,<br />

wer<strong>de</strong>n Prophylaxe-Empfehlungen<br />

gegeben, z. B. die<br />

jährliche Grippeschutzimpfung<br />

o<strong>de</strong>r die Pneumokokken-Schutzimpfung.<br />

Falls<br />

alle präventiven<br />

Maßnahmen nicht<br />

greifen und <strong>de</strong>nnoch<br />

ein Atemwegsinfekt<br />

vorliegt,<br />

bietet die Broschüre Behandlungstipps.<br />

Vom2.bis zum 30. November steht<br />

immer montags bis donnerstags die<br />

DAAB-Asthmaexpertin Anja Schwalfenberg<br />

telefonisch in <strong>de</strong>r Zeit von<br />

9bis 13 Uhr unter <strong>de</strong>r Telefonnummer<br />

(0 18 05) 05 21 21 (14 Cent pro Minute<br />

aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Festnetz) zur<br />

Verfügung. Das kostenfreie Infoblatt<br />

Asthma bronchiale gibt es beim:<br />

*Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB),<br />

Fliethstr. 114, 41061 Mönchengladbach, Tel.<br />

(0 21 61) 81 49 4–0,E-Mail: info@daab.<strong>de</strong>,<br />

Internet: www.daab.<strong>de</strong><br />

Regelkalen<strong>de</strong>r für 2013<br />

von Buscopan Plus<br />

Auch 2013 stellt Buscopan Plus* kostenlos<br />

einen Jahreskalen<strong>de</strong>r zur Dokumentation<br />

<strong>de</strong>s Menstruationszyklus zur<br />

Verfügung. Durch eine geschickte Anordnung<br />

<strong>de</strong>r Monate untereinan<strong>de</strong>r ist<br />

die Regelmäßigkeit <strong>de</strong>s Monatszyklus<br />

erkennbar. Bil<strong>de</strong>t sich ein untereinan<strong>de</strong>r<br />

stehen<strong>de</strong>r Block o<strong>de</strong>r eine gleichmäßige<br />

Treppenform,<br />

ist alles<br />

im Takt.<br />

Der Kalen<strong>de</strong>r<br />

bietet<br />

auch Kürzel<br />

an, um Beeinträchtigungen<br />

wie<br />

Unterleibs-,<br />

Rücken- und Kopfschmerzen sowie die<br />

Stärke <strong>de</strong>r Regelblutung o<strong>de</strong>r Zwischenblutungen<br />

einzutragen. Zusätzlich<br />

enthält <strong>de</strong>r Regelkalen<strong>de</strong>r eine Übersicht<br />

<strong>de</strong>r Ferientermine 2013.<br />

Weitere Tipps und Informationen zum<br />

Thema Monatszyklus, wie z.B. die<br />

richtige Mischung aus Spannung und<br />

Entspannung mit Yogalates-Übungen,<br />

fin<strong>de</strong>t man auf www.regelschmerzen.<br />

<strong>de</strong>. Den Regelkalen<strong>de</strong>r können Sie auf<br />

www.buscopan.<strong>de</strong> herunterla<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

kostenlos anfor<strong>de</strong>rn bei:<br />

Rothenburg&Partner,Stichwort: Buscopan Plus,<br />

Friesenweg5f, 22763 Hamburg, E-Mail: postfach@rothenburg-pr.<strong>de</strong><br />

Neue Elternbroschüre über<br />

Meningitis<br />

Eine aktuell vonGlaxo-<br />

SmithKline* herausgegebene<br />

Broschüre informiert<br />

Eltern darüber,<br />

woran sie erste Anzeichen<br />

einer Meningokokken-Erkrankung<br />

erkennen<br />

können und wie sie<br />

ihr Kind am besten davorschützen.<br />

Fragen<br />

wie „Was ist eine Meningitis?“,<br />

„Wie wird<br />

eine Meningitis behan<strong>de</strong>lt?“,<br />

„Wie wird die<br />

Erkrankung übertragen?“,<br />

„Wer ist beson<strong>de</strong>rs gefähr<strong>de</strong>t?“<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r neuen Elternbroschüre zu<br />

Meningokokken-Erkrankungen aufgegriffen<br />

und verständlich erklärt. Die Broschüre<br />

enthält umfangreiche Informationen<br />

zum Krankheitsbild und <strong>de</strong>n ersten<br />

Anzeichen einer invasivenMeningokokken-Erkrankung<br />

(IME). Eine Impfung<br />

kann helfen, Kin<strong>de</strong>r voreiner invasiven<br />

Meningokokken-Erkrankung zu schützen.<br />

Der neue Ratgeber kann über <strong>de</strong>n<br />

GSK-Außendienst angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

*GlaxoSmithKline Consumer Healthcare GmbH<br />

&Co. KG, Bußmatten 1, 77815 Bühl<br />

100 | 5690| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


LiteRAtUR<br />

Buchtipps<br />

Genießen auch bei gereiztem Darm<br />

Reizdarm –zwölf Millionen Betroffene<br />

soll es in Deutschland mittlerweile<br />

schon geben. Ihr Lebensgefühl ist oft<br />

eingeschränkt, da die Verdauung <strong>de</strong>n<br />

Tagesablauf diktiert. Symptome wie<br />

Durchfall, Krämpfe, Blähungen und<br />

Verstopfung sind typisch und wechseln<br />

sich ab. Dasich nach <strong>de</strong>m heutigen<br />

Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft keine organischen<br />

Ursachen feststellen lassen, können<br />

Patienten nur mit einer möglichst<br />

reizarmen Ernährung Lin<strong>de</strong>rung erreichen.<br />

Dieser Ratgeber möchte ihnen<br />

dabei helfen, ihre Ernährung nachhaltig<br />

umzustellen. Er informiert nicht nur<br />

ausführlich über das Reizdarmsyndrom,<br />

son<strong>de</strong>rn bietet auch viele abwechslungsreiche<br />

Rezepte mit Vollkornprodukten,<br />

vielen Ballaststoffen und wenig<br />

Fett. Bei allen Rezepten wer<strong>de</strong>n Kalorien,<br />

Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß,<br />

Lactose und Fructose angegeben.<br />

Sven-David Müller und Christiane Weißenberger,<br />

Ernährungsratgeber Reizdarm, Genießen<br />

erlaubt, 160 Seiten, 94 Farbfotos, 24,95 Euro,<br />

Schlütersche Verlagsgesellschaft, Hannover<br />

<strong>2012</strong>, ISBN 978-3-89993-627-8<br />

Rezepte für einen gesun<strong>de</strong>n Darm<br />

Darmerkrankungen und Verdauungsbeschwer<strong>de</strong>n<br />

sind weit verbreitet und<br />

sollten sinnvoll behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n –<br />

<strong>de</strong>nn ist unser Darm angegriffen, lei<strong>de</strong>t<br />

unser gesamtes Immunsystem. Dieses<br />

Kursbuch bietet einen verständlichen<br />

Überblick darüber, was Darmerkrankungen<br />

verursacht, wie sie am besten<br />

diagnostiziert und behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />

und vor allem, wie man ihnen vorbeugt.<br />

Behan<strong>de</strong>lt wird die ganze Palette<br />

von alltäglichen Beschwer<strong>de</strong>n wie Blähungen,<br />

Verstopfung und Durchfall, bis<br />

zu ernsthaften Darmerkrankungen wie<br />

Morbus Crohn, Stuhlinkontinenz und<br />

Darmkrebs. Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s<br />

Buches liegt auf <strong>de</strong>r richtigen Ernährung:<br />

Rezepte wie Trinkmüsli mit<br />

Äpfeln, Veggie-Burger, Linsencurry<br />

mit Granatapfel und Erdbeer-Pfirsich-<br />

Smoothie zeigen, dass eine gesun<strong>de</strong><br />

Küche sowohl mo<strong>de</strong>rn als auch abwechslungsreich<br />

sein kann.<br />

Elisabeth Lange, Gesun<strong>de</strong>r Darm –Gesün<strong>de</strong>r<br />

leben, Mit <strong>de</strong>r richtigen Ernährung zu neuem Lebensgefühl,<br />

262 Seiten, 17,99 Euro, Südwest-Verlag,<br />

München <strong>2012</strong>, ISBN 978-3-517-08805-1<br />

Darmpilzen <strong>de</strong>n Garaus machen<br />

Viele Menschen quälen sich mit ernsthaften<br />

Pilzerkrankungen, die sich sehr<br />

unterschiedlich äußern können. Betroffene<br />

vertrauen <strong>de</strong>shalb seit vielen Jahren<br />

auf diesen Ratgeber. Ererklärt<br />

kompetent und leicht verständlich Ursachen,<br />

Verlauf und Behandlung von<br />

Candida. Dabei steht eine gezielte Anti-<br />

Pilzbehandlung im Mittelpunkt.<br />

Dazu liefert das Buch 126 Rezepte, die<br />

einem 3-Stufen-Plan folgen: Auf je<strong>de</strong>r<br />

Kursstufe können die abwechslungsreichen<br />

Rezepte beliebig ausgetauscht<br />

und mit Gewürzen, Kräutern etc. aufgepeppt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das garantiert nicht nur<br />

eine erfolgreiche Behandlung, son<strong>de</strong>rn<br />

auch viel Abwechslung.<br />

Peter Mayr und Harald Stossier, Die Candida-<br />

Diät, EndlichSchluss mit Darmpilzen, Der<br />

3-Stufen-Plan zur Darmsanierung, Mit Test zur<br />

Erfolgskontrolle, 5. Auflage <strong>2012</strong>, 152 Seiten,<br />

90 Abbildungen, 14,99 Euro, Trias Verlag,<br />

Stuttgart, ISBN 978-3-8304-6580-5<br />

Einfach<br />

und schnell<br />

bestellen<br />

. Per Post:<br />

Deutscher Apotheker Verlag,<br />

Postfach 10 10 61,70009 Stuttgart<br />

. Per Telefon: 0711 –2582 341<br />

. Per Fax: 0711 –2582 290<br />

. Per Freecall: 0800 –2990 000<br />

(zum Nulltarif mit Bandaufzeichnung)<br />

. Per E-Mail:<br />

service@<strong>de</strong>utscher-apotheker-verlag.<strong>de</strong><br />

. Im Internet: www.buchoffizin.<strong>de</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5693|103


WAS WANN WO<br />

termine <strong>de</strong>r nächsten 10tage<br />

Berlin<br />

Apothekerkammer<br />

Littenstr. 10<br />

16.–18. 11. Zertifizierte Fortbildung Palliativpharmazie –<strong>de</strong>r Apotheker als teil <strong>de</strong>s<br />

PalliativeCare teams, 30 h<br />

Info/Anmeldung: www.akberlin.<strong>de</strong> Startseite: >Anmeldung zu Veranstaltungen<br />

Berlin<br />

Apothekerhaus<br />

Littenstr. 10<br />

Bonn<br />

Hilton Bonn<br />

Bonn<br />

Pharmazeutisches Institut<br />

Gerhard-Domagk-Str.3<br />

Braunschweig<br />

Technische Universität<br />

Men<strong>de</strong>lssohnstr. 1<br />

Bremen<br />

InterCityHotel<br />

Bahnhofsplatz 17 –18<br />

Duisburg<br />

Universität<br />

Lotharstr. 65<br />

erfurt<br />

Thüringer Apothekerhaus<br />

J. B. Trommsdorff<br />

erlangen<br />

Department Chemie und<br />

Pharmazie, Schuhstr. 19<br />

essen<br />

Essener Hof<br />

Am Han<strong>de</strong>lshof 5<br />

Freiburg<br />

Katholische Aka<strong>de</strong>mie<br />

Wintererstr. 1<br />

Hamburg<br />

Institut für Pharmazie<br />

Bun<strong>de</strong>sstr.45<br />

20. 11.<br />

19.30 h<br />

17.11.<br />

10.00–17.30 h<br />

19.11.<br />

17.00 h<br />

22. 11.<br />

20.15 h<br />

22. 11.<br />

15.00–18.30 h<br />

20. 11.<br />

19.30 h<br />

21.11.<br />

9.00 h<br />

22. 11.<br />

20.00 h<br />

19.11.<br />

20.00 h<br />

19.11.<br />

20.00 h<br />

20. 11.<br />

19.30 h<br />

Delegiertenversammlung <strong>de</strong>r AK Berlin<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 45, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Workshop Pharmazeutische Betreuung<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 39, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Gemeinsame Fortbildung <strong>de</strong>r AK Nordrhein, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland<br />

Computational linguistics in Pharmacovigilance<br />

(Dr.Luca Toldo, Darmstadt)<br />

Pharmazeutisches Kolloquium<br />

therapie <strong>de</strong>r multiplen Sklerose –<strong>de</strong>rzeitigeund zukünftigetherapeutische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen (Dr.Corinna Trebst, Hannover)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Braunschweig<br />

Antikoagulanzien –Bewährtesund innovationen<br />

Kosten: 20 €, Anmeldung erbeten, www.ak-bremen.<strong>de</strong><br />

Medikationsmanagement Antihypertonikateil 2<br />

(Dr.Hiltrud von <strong>de</strong>r Gathen, Castrop-Rauxel)<br />

AK Nordrhein<br />

47.Sitzung <strong>de</strong>r Kammerversammlung <strong>de</strong>r LAKthüringen<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 42, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Neue Arzneistoffe<strong>2012</strong>–eine kritische Wertung<br />

(Prof. Dr.H.Morck, Berlin)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Erlangen/Nürnberg<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s AV essen/Mülheim/Oberhausen e. V.<br />

(Näheres s. nachfolgen<strong>de</strong> Seiten)<br />

19.30 Uhr: Kreisstellenversammlung <strong>de</strong>r Apothekerkammer Nordrhein<br />

Viren, Bakterien, Schimmelpilze &Co. –effektives Hygienemanagement in<br />

<strong>de</strong>r Apotheke (Lisa B. Schlegel, Esslingen)<br />

LAKBa<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Kammerversammlung <strong>de</strong>r Apothekerkammer Hamburg<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 45, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

isny<br />

Kurhaus am Park<br />

19./20. 11. 35. isnyer Fortbildungstagefür PtA: Atemlos –erkrankungen <strong>de</strong>r Atemwege<br />

Detaillierte Infos/Anmeldung: www.bsz-ellwangen.<strong>de</strong>, Tel. (0 79 61)872-1 00<br />

Jena<br />

Großer Hörsaal Zoologie<br />

Erbertstr.1<br />

20. 11.<br />

18.30 h<br />

Pharmakoepi<strong>de</strong>miologie bei Demenzerkrankungen<br />

(Dr. BrittaHänisch, Bonn)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Thüringen/LAK Thüringen<br />

Jena<br />

Universität<br />

Klinikum<br />

22./23. 11. 19. Jahrestagung <strong>de</strong>r Gesellschaftfür Arzneimittelanwendungsforschung<br />

und Arzneimittelepi<strong>de</strong>miologie (GAA)<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 27, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Kiel<br />

ParkhotelKieler Kaufmann<br />

Niemannsweg 102<br />

Kiel<br />

Apothekerhaus<br />

Düsternbrooker Weg75<br />

17.11.<br />

15.00 h<br />

21.11.<br />

15.00 h<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s Apothekerverbands Schleswig-Holstein<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 43, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Sitzung <strong>de</strong>r Kammerversammlung <strong>de</strong>r AK Schleswig-Holstein<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 44, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

104 | 5694| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


WAS WANN WO<br />

Köln<br />

Erzbischöfliches<br />

Priesterseminar<br />

Kardinal-Frings-Str. 12<br />

Mag<strong>de</strong>burg<br />

Verw.zentrum Heilberufe<br />

Doctor-Eisenbart-Ring 2<br />

Mainz<br />

Institut für Pharmazie und<br />

Biochemie<br />

Staudingerweg 6<br />

Marburg<br />

Inst. f. Geschichte d.Pharmazie,<br />

RoterGraben 10<br />

Moers<br />

Lichthalle im<br />

Eurotec-Center<br />

München<br />

Kardinal-Wen<strong>de</strong>l-Haus<br />

Mandlstr.23<br />

München<br />

Department für Pharmazie<br />

Buchner-Hörsaal<br />

Münster<br />

PTA-Lehranstalt<br />

Gutenbergstr.14<br />

Münster<br />

Hörsaal H1<br />

Am Schlossplatz<br />

Neuss<br />

Swissôtel<br />

Rheinallee 1<br />

Regensburg<br />

Haus <strong>de</strong>r Begegnung<br />

Hinter <strong>de</strong>r Grieb<br />

Stuttgart<br />

Maritim Hotel<br />

Sei<strong>de</strong>nstr.34<br />

trier<br />

Bezirksärztekammer<br />

Balduinstr.10–14<br />

Weimar<br />

Kassenärztl. Vereinigung<br />

ZumHospitalgraben<br />

Wesel<br />

VHS „im centrum“<br />

Raum 300<br />

Würzburg<br />

Hörsaalgeb. Chemie und<br />

Pharmazie, Am Hubland<br />

18.11.<br />

10.00 h<br />

21.11.<br />

13.00 h<br />

21.11.<br />

20.15 h<br />

21.11.<br />

19.00 h<br />

19.11.<br />

20.00 h<br />

20. 11.<br />

10.00 h<br />

23. 11.<br />

14.15h<br />

17.11.<br />

10.00–13.30 h<br />

18.11.<br />

9.30 h<br />

21.11.<br />

10.00 h<br />

21.11.<br />

19.30 h<br />

21.11.<br />

10.00 h<br />

22. 11.<br />

19.30 h<br />

17.11.<br />

14.00–18.00 h<br />

20. 11.<br />

20.00 h<br />

20. 11.<br />

20.15 h<br />

KircheimAufbruch –erinnerung an das Konzil 11.10. 1962 bis 8. 12.1965<br />

Tagung <strong>de</strong>r St.Albertus Magnus Apotheker Gil<strong>de</strong>. Detaillierte Infos:<br />

Silke Opzon<strong>de</strong>k, Düsseldorf, Tel. (02 11)660991, VictoriaApotheke@t-online.<strong>de</strong><br />

Sitzung <strong>de</strong>r Kammerversammlung <strong>de</strong>r AK Sachsen-Anhalt<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 41,Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Neue Arzneimittel<br />

(Prof. Dr.H.Morck, Berlin)<br />

DPhG,Rheinhessen/Institut für Pharmazie und Biochemie<br />

Pflanzenmalereien in einer unterfränkischen Kirche–Gedanken zur<br />

ikonografie, Symbolik und zur medizinischen Verwendung<br />

(Dr.W.Schie<strong>de</strong>rmair, Würzburg)<br />

Wissenschaftshistorisches Kolloquium<br />

Die Apothekenbetriebsordnung<br />

(T.Wessel, Krefeld)<br />

AK Nordrhein<br />

einberufung <strong>de</strong>r Delegiertenversammlung <strong>de</strong>r Bayerischen Lan<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 43, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Aka<strong>de</strong>mische Abschlussfeier <strong>2012</strong><br />

Festvortrag 16.15 Uhr: „Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt“<br />

(Prof. Dr.Dr. H. Hatt, Bochum)<br />

tag<strong>de</strong>r offenen tür<br />

Kontakt:www.muenster.org/pta, PTL@stadt-muenster.<strong>de</strong><br />

Große Fortbildungstagung unter <strong>de</strong>m Motto „Schmerz“<br />

Apothekerkammer Westfalen-Lippe,www.akwl.<strong>de</strong><br />

Sitzung <strong>de</strong>r Kammerversammlung<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 45, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

AK Nordrhein<br />

Birkenkorkextrakt und seine wundheilen<strong>de</strong>n eigenschaften<br />

(Prof. Dr.Irmgard Merfort, Freiburg)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Regensburg<br />

Vierte Sitzung <strong>de</strong>r 15.Vertreterversammlung <strong>de</strong>r LAKBa<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

(Näheres s. <strong>DAZ</strong><strong>Nr</strong>. 43, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Silber, Silikon, Manukahonig und Ma<strong>de</strong>n: innovation o<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>erscheinung?<br />

(Dr. N.Marxer, Ludwigshafen am Rhein)<br />

Anmeldung: LAK RLP, Fax (0 61 31)227012-31, meike.schug@lak-<strong>rlp</strong>.<strong>de</strong><br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>s thüringer Apothekerverbands<br />

(Näheres s.<strong>DAZ</strong> <strong>Nr</strong>.42, Was Wann Wo, Ankündigungen)<br />

Die Apothekenbetriebsordnung<br />

(T.Wessel, Krefeld)<br />

AK Nordrhein<br />

Alzheimer –Demenz. Neue therapieoptionen<br />

(Prof. Dr.Kristina Leuner)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Würzburg<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5695|105


WAS WANN WO<br />

Wuppertal<br />

Bergische Universität<br />

Gaußstr. 20<br />

20. 11. Depressionen bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

(Dr. G.Seeger,Remscheid)<br />

AK Nordrhein<br />

termine zum Vormerken<br />

Crailsheim<br />

HotelPostFaber<br />

Lange Str.2–4<br />

Duisburg<br />

Universität, HS MC 122<br />

Lotharstr. 65<br />

Leipzig<br />

Beckmann Hörsaal<br />

Brü<strong>de</strong>rstr. 34<br />

Marburg<br />

Institut für Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Pharmazie<br />

RoterGraben 10<br />

Würzburg<br />

Hörsaalgebäu<strong>de</strong> Chemie<br />

und Pharmazie<br />

Am Hubland<br />

Wuppertal<br />

Bergische Universität<br />

Gaußstr.20<br />

Wuppertal<br />

Bergische Universität<br />

HS 14,Gaußstraße<br />

4. 12.<br />

20.00 h<br />

4. 12.<br />

19.30 h<br />

1. 12.<br />

9.30 h<br />

5. 12.<br />

19.00 h<br />

26. 1.<br />

15.00 h<br />

4. 12.<br />

19.45 h<br />

29. 11.<br />

19.45 h<br />

Hämorrhoi<strong>de</strong>n –Neues und Bewährtes<br />

(Dr.E.Martin, Markthei<strong>de</strong>nfeld)<br />

LAK Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Risikofaktor Forschung: Kritische Betrachtung <strong>de</strong>r Standardwerte von<br />

Blutfetten, Blutdruck und Blutzucker bei Herz-Kreislauf-erkrankungen<br />

(Dr. F.Späh, Krefeld)<br />

AK Nordrhein<br />

Depressionen und ihre Behandlung<br />

(Näheres s. nachfolgen<strong>de</strong> Seiten)<br />

Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft –DPhG, Sachsen<br />

Im Anschluss: Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

Ungebil<strong>de</strong>t, trunksüchtig und habgierig? Pflegepersonal um 1800 aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Aufklärung und <strong>de</strong>r Geschichtssschreibung (Prof. Dr.Heiner Fangerau, Ulm)<br />

Wissenschaftshistorisches Kolloquium<br />

PalliativeCare –Bedürfnisse und Herausfor<strong>de</strong>rungen am Lebensen<strong>de</strong><br />

14.Würzburger wissenschaftliche Winterfortbildung für Apotheker<br />

(Näheres s. nachfolgen<strong>de</strong> Seiten)<br />

Protonenpumpenhemmer in <strong>de</strong>r therapie –grundsätzliche und<br />

individuelle Risiken<br />

(Prof. Dr.M.Schubert-Zsilavecz, Frankfurt)<br />

AK Nordrhein<br />

Praktische Umsetzung <strong>de</strong>r neuen Apothekenbetriebsordnung –Qualitätsmanagement,<br />

Hygiene, Rezeptur/Defektur und Prüfausstattung<br />

(Dr.H.Goetzendorff, Pulheim)<br />

AK Nordrhein<br />

üBerregIonaL<br />

Weiterbildungsaka<strong>de</strong>mie<br />

<strong>de</strong>r BAK<br />

Nachfolgend gibt die Weiterbildungsaka<strong>de</strong>mie<br />

Seminare bekannt, die als<br />

Weiterbildungsseminare im Sinne <strong>de</strong>r<br />

Weiterbildungsordnungen <strong>de</strong>r Apothekerkammern<br />

<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r anerkannt<br />

sind.<br />

Die Veranstaltungen sind gemäß folgen<strong>de</strong>m<br />

Schema aufgeführt:<br />

Veranstalter mit Anmel<strong>de</strong>adresse<br />

1) Titel<br />

2) Gebiet<br />

Seminar <strong>Nr</strong>.<br />

1. Thema (Modul)/Unterthema<br />

2. Thema (Modul)/Unterthema<br />

entsprechend <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sapothekerkammer<br />

verabschie<strong>de</strong>ten<br />

Seminarinhalten<br />

Anrechenbare Stun<strong>de</strong>n<br />

3) Datum, Ort <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

4) Kosten<br />

Apothekerkammer Berlin<br />

Littenstraße 10, 10179 Berlin, Anmeldung<br />

unter www.akberlin.<strong>de</strong>, Benutzername:<br />

berlin/Kennwort: seminare<br />

Akkred.-<strong>Nr</strong>.: BAK/WB/<strong>2012</strong>/274<br />

1) -<br />

2) Pharmazeutische Technologie<br />

Seminar 8: Produktion von Darreichungsformen<br />

WANKÜNDIGUNGEN<br />

20 Stun<strong>de</strong>n<br />

3) 14. März 2013, Berlin-Chemie AG;<br />

15. bis 16. März 2013, AK Berlin<br />

4) 200 Euro<br />

106 | 5696| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


WAS WANN WO<br />

BaDen-WürttemBerg<br />

LAV-Termine<br />

Die LAV-Aka<strong>de</strong>mie<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sapothekerverbands<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg lädt ein<br />

zum Seminarprogramm im November/<br />

Dezember <strong>2012</strong>.<br />

Programm<br />

Freiburg<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s Gefahrstoffmanagements<br />

in <strong>de</strong>r Apotheke<br />

26. 11. <strong>2012</strong>, 9.00 –14.00 Uhr<br />

Abgabe und Kennzeichnung von Gefahrstoffen<br />

nach <strong>de</strong>r neuen Gefahrstoffverordnung/GHS<br />

26. 11. <strong>2012</strong>, 15.00–18.00 Uhr<br />

Stuttgart<br />

DIN EN ISO –Ausbildung zum Qualitätsauditor<br />

(intern)<br />

27. 11. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

DIN EN ISO –Vorbereitung auf das Zertifizierungs-/Rezertifizierungs-<br />

und Überwachungsaudit<br />

28. 11. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Richtig taxieren<br />

29. 11. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Apothekenmanagement –BWL-Aufbaukurs<br />

4. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Apothekenabgabe und -übernahme<br />

4. 12. <strong>2012</strong>, 20.00–22.00 Uhr<br />

Einführung in die Personalarbeit<br />

5. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–17.00 Uhr<br />

Mitarbeiterbeurteilung als Motivationsinstrument<br />

5. 12. <strong>2012</strong>, 19.00–22.00 Uhr<br />

Umsetzung <strong>de</strong>s Gefahrstoffmanagements in <strong>de</strong>r<br />

Apotheke<br />

10. 12. <strong>2012</strong>, 9.00 –14.00 Uhr<br />

Abgabe und Kennzeichnung von Gefahrstoffen<br />

nach <strong>de</strong>r neuen Gefahrstoffverordnung/GHS<br />

10. 12. <strong>2012</strong>, 15.00–18.00 Uhr<br />

Hei<strong>de</strong>lberg<br />

DIN EN ISO –Grundlagenseminar<br />

5. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

DIN EN ISO –Ausbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten<br />

(QMB)<br />

6. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

DIN EN ISO –Ausbildung zum Qualitätsauditor<br />

(intern)<br />

11. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

DIN EN ISO –Vorbereitung auf das Zertifizierungs-/Rezertifizierungs-<br />

und Überwachungsaudit<br />

12. 12. <strong>2012</strong>, 10.00–18.00 Uhr<br />

Detaillierte informationen/Anmeldung<br />

LAV Service GmbH<br />

Tel. (07 11) 22334-66<br />

www.lav-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

BaYern<br />

WwW für Apotheker<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Palliative Care –<br />

Bedürfnisse und Herausfor<strong>de</strong>rungen am<br />

Lebensen<strong>de</strong>“ fin<strong>de</strong>t die 14. Würzburger<br />

wissenschaftliche<br />

Winterfortbildung<br />

für Apotheker am D<br />

26. Januar 2013 im<br />

Hörsaalgebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chemie und Pharmazie,<br />

Hörsaal A, Am Hubland, 97074<br />

Würzburg, statt. Die Regionalgruppe<br />

Würzburg <strong>de</strong>r Deutschen Pharmazeutischen<br />

Gesellschaft lädt herzlich ein.<br />

Programm<br />

15.00–15.10 Uhr:<br />

Begrüßung und Einleitung<br />

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg<br />

15.10–16.00 Uhr:<br />

(inkl. Diskussion)<br />

Die ärztliche Perspektive<br />

Dr. Birgitt van Oorschot, Würzburg<br />

16.00–16.50 Uhr:<br />

(inkl. Diskussion)<br />

Die Pharmazeutische Perspektive<br />

Constanze Rémi, München<br />

17.20–18.00 Uhr<br />

Die pflegerische Perspektive<br />

Axel Doll, Berlin<br />

18.00–18.20 Uhr<br />

Diskussion und Abschlussdiskussion<br />

norDrheIn-WeStfaLen<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

<strong>de</strong>s Apothekerverbands<br />

Der Apothekerverband Essen/Mülheim/<br />

Oberhausen e.V. lädt zur Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

am Montag, 19. November<br />

<strong>2012</strong>, 20.00 Uhr ins TOP CCL<br />

Hotel Essener Hof, Am Han<strong>de</strong>lshof 5,<br />

45127 Essen herzlich ein.<br />

tagesordnung<br />

1. Genehmigung <strong>de</strong>s Protokolls vom<br />

17. April <strong>2012</strong><br />

2. Bericht <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

3. Bericht aus Düsseldorf<br />

4. Bericht <strong>de</strong>s Schatzmeisters<br />

a) Vorlage <strong>de</strong>r Haushaltsübersicht<br />

bis zum 30.09.<strong>2012</strong><br />

b) Vorlage <strong>de</strong>s Voranschlages für<br />

2013<br />

c) Festlegung <strong>de</strong>s Beitrages für<br />

2013<br />

zu c) Antrag<br />

Der Jahresbeitrag für die Apotheke<br />

beträgt 200,00 Euro, für je<strong>de</strong><br />

weitere Filialapotheke erhöht<br />

sich <strong>de</strong>r Beitrag auf 170,00 Euro.<br />

Der Beitrag für die B-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

bleibt bei 15,00 Euro unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Die Anhebung muss aufgrund<br />

<strong>de</strong>r unsicheren Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

PTA-Lehranstalt durch das Land<br />

Nordrhein-Westfalen erfolgen<br />

und damit die bestehen<strong>de</strong>n Ausbildungsverhältnisse<br />

zu En<strong>de</strong> gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Weitere Begründung erfolgt<br />

mündlich.<br />

5. PTA-Lehranstalt<br />

6. Öffentlichkeitsarbeit<br />

7. Notdienst/Notdienstpläne<br />

8. Verschie<strong>de</strong>nes<br />

SaarLanD<br />

Ulrich Schwier,Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Dritter Abschnitt <strong>de</strong>r<br />

Pharmazeutischen Prüfung<br />

Der Antrag auf Zulassung zum Dritten<br />

Abschnitt <strong>de</strong>r Pharmazeutischen Prüfung<br />

im Frühjahr 2013 muss bis spätestens<br />

10. Januar 2013 <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sprüfungsamt<br />

zugegangen sein. Nach<br />

diesem Termin eingehen<strong>de</strong> Anträge<br />

wer<strong>de</strong>n grundsätzlich nicht mehr berücksichtigt<br />

(Ausschlussfrist). Die Antragsformulare<br />

wer<strong>de</strong>n zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Zeugnis für <strong>de</strong>n Zweiten Abschnitt<br />

<strong>de</strong>r Pharmazeutischen Prüfung<br />

ausgehändigt.<br />

Der Antrag ist zu richten an das<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Soziales, Gesundheit<br />

und Verbraucherschutz, Zentralstelle<br />

für Gesundheitsberufe –Lan<strong>de</strong>sprüfungsamt<br />

–, Konrad-Zuse-Straße 11,<br />

66115 Saarbrücken.<br />

SaChSen<br />

Depressionen und ihre<br />

Behandlung<br />

D<br />

Die Deutsche Pharmazeutische<br />

Gesellschaft<br />

–DPhG, Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />

Sachsen,<br />

lädt ein zu ihrer Spätherbstveranstaltung<br />

mit <strong>de</strong>m Thema „Depressionen<br />

und ihre Behandlung“.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5697|107


WAS WANN WO<br />

termin<br />

1. Dezember <strong>2012</strong>, 9.30 Uhr<br />

Ort<br />

Beckmann Hörsaal, Brü<strong>de</strong>rstr. 34,<br />

04103 Leipzig<br />

Programm<br />

9.30–10.30 Uhr:<br />

Depression –Herausfor<strong>de</strong>rungen zu<br />

Diagnose und Therapie aus ärztlicher<br />

Sicht (Prof. Dr. Himmerich und<br />

Frau Dr. Kopf, Leipzig)<br />

10.30–11.30 Uhr:<br />

Arzneimitteltherapiesicherheit bei<br />

<strong>de</strong>pressiven Patienten –Lösungsstrategien<br />

durch das Medikationsmanagement<br />

<strong>de</strong>s Apothekers<br />

(Prof. Dr. Bertsche, Leipzig)<br />

12.00 –13.00 Uhr:<br />

„Aus tiefer Not schrey ich zu dir“ –<br />

Martin Luther als Patient<br />

(Frau Dr.Wagner, Lönitz)<br />

Im Anschluss:<br />

Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />

Sachsen <strong>de</strong>r DPhG-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />

Sachsen<br />

SaChSen-anhaLt<br />

3. Abschnitt <strong>de</strong>r<br />

Pharmazeutischen Prüfung<br />

Die nächsten Prüfungen <strong>de</strong>s Dritten<br />

Abschnittes <strong>de</strong>r Pharmazeutischen<br />

Prüfung fin<strong>de</strong>n in Halle (Saale) voraussichtlich<br />

im April/ Mai 2013 statt. Die<br />

genauen Prüfungstermine wer<strong>de</strong>n im<br />

Zulassungsbescheid mitgeteilt.<br />

Anträge auf Zulassung zum Dritten Prüfungsabschnitt<br />

sind bis zum 10. Januar<br />

2013 an das Lan<strong>de</strong>sverwaltungsamt,<br />

Lan<strong>de</strong>sprüfungsamt für Gesundheitsberufe,<br />

Maxim-Gorki-Str. 7,06114 Halle<br />

(Saale), zu richten. Antragsformulare<br />

sind bei <strong>de</strong>r o.g. Behör<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg,<br />

im Institut für Pharmazie, erhältlich. Da<br />

es sich um eine Ausschlussfrist han<strong>de</strong>lt,<br />

können später eingehen<strong>de</strong> Anträge nur<br />

dann berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wenn ein<br />

wichtiger Grund für das Fristversäumnis<br />

glaubhaft gemacht wird und <strong>de</strong>r Stand<br />

<strong>de</strong>s Prüfungsverfahrens eine Teilnahme<br />

<strong>de</strong>s Bewerbers noch zulässt (§ 7Abs. 1<br />

AAppO).<br />

Dem Antrag (einschließlich Mel<strong>de</strong>beleg)<br />

sind folgen<strong>de</strong> Unterlagen im Original<br />

beizufügen:<br />

1. Bescheinigung über die praktische<br />

Ausbildung entsprechend <strong>de</strong>r Anlage<br />

5zu§4Abs. 3AAppO. Ist die praktische<br />

Ausbildung zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Meldung noch nicht been<strong>de</strong>t, ist eine<br />

vorläufige Bescheinigung <strong>de</strong>m Antrag<br />

beizufügen, aus <strong>de</strong>r hervorgeht,<br />

wann die Ausbildung abgeschlossen<br />

sein wird. Die endgültige Bescheinigung<br />

nach Muster <strong>de</strong>r Anlage 5zur<br />

AAppO ist unverzüglich nach Erhalt<br />

einzureichen. Sie muss <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sprüfungsamt<br />

spätestens zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Prüfungen <strong>de</strong>s Dritten Abschnittes<br />

vorliegen und darf nicht vor<br />

<strong>de</strong>m tatsächlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

ausgestellt sein.<br />

2. Nachweis über die Teilnahme an <strong>de</strong>n<br />

begleiten<strong>de</strong>n Unterrichtsveranstaltungen<br />

gemäß §4Abs. 4AAppO<br />

3. Heiratsurkun<strong>de</strong> bei Namensän<strong>de</strong>rung<br />

4. Letzter BAföG-Bewilligungsbescheid<br />

Pharmaziepraktikanten, die ihre praktische<br />

Ausbildung nicht bis zum Prüfungstermin,<br />

aber innerhalb <strong>de</strong>r nächsten<br />

drei Monate danach abschließen, wer<strong>de</strong>n<br />

gebeten, ihren Antrag ebenfalls zum<br />

o.g. Mel<strong>de</strong>termin einzureichen, damit<br />

sie im Rahmen <strong>de</strong>r Nachprüfungen <strong>de</strong>n<br />

Prüfungsabschnitt ablegen können.


PPERSONEN<br />

Mitteilungen für diese Rubrik wer<strong>de</strong>n gern<br />

entgegengenommen und kostenlos veröffentlicht.<br />

Bitte teilen Sie uns rechtzeitig mit,<br />

falls Sie keine Veröffentlichung wünschen.<br />

geBurtStage<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Apothekerin Margarete Janzen,<br />

Rötebuckweg 52, 79104 Freiburg,<br />

92. Geburtstag am 18. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Dr. Erwin Schweitzer,<br />

Rautenthaler Mühle 10, 68526 La<strong>de</strong>nburg,<br />

65. Geburtstag am 20. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Petra Voitl, Urbanstraße<br />

21, 72622 Nürtingen, 65. Geburtstag<br />

am 19. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Ewa Witoszek, Im Maierbrühl<br />

3, 79112 Freiburg, 65. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Bayern<br />

Apotheker Horst Ba<strong>de</strong>r, Wartenseestraße<br />

9, 87435 Kempten, 70. Geburtstag<br />

am 20. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Christa Dettke, Partnach-<br />

Apotheke, Albert-Roßhaupter-Straße<br />

67, 81369 München, 75. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Frie<strong>de</strong>l Ellinger, Max-<br />

Josef-Apotheke OHG, Max-Josefs-<br />

Platz 14, 83022 Rosenheim, 70. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Gerrit Barbara Holler,<br />

Sintpertstraße 11, 81539 München,<br />

70. Geburtstag am 18. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Anneliese Leyrer, Anton-<br />

Meindl-Straße 10c, 81245 München,<br />

80. Geburtstag am 23. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Eva Nie<strong>de</strong>rmaier, Tucherler-Hei<strong>de</strong>-Straße<br />

3, 81927 München,<br />

70. Geburtstag am 21. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Elisabeth Sing, Kilian-<br />

Leib-Straße 94, 85072 Eichstätt,<br />

75. Geburtstag am 20. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Dr. Hans-Peter Süss,<br />

Höhner Straße 11, 96<strong>46</strong>5 Neustadt,<br />

70. Geburtstag am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Dr. Ernst Vorndran, Münchener<br />

Straße 79, 85051 Ingolstadt,<br />

85. Geburtstag am 21. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Dorothea Wolf, Bahnhofstraße<br />

14A, 82340 Feldafing, 75. Geburtstag<br />

am 18. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Karl-Dieter Zeltner,<br />

Hauptstraße 40, 97437 Haßfurt,<br />

75. Geburtstag am 24. November <strong>2012</strong>.<br />

Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Apotheker Dr. Willy Franke,<br />

1<strong>46</strong>21 Schönwal<strong>de</strong>-Glien, 82. Geburtstag<br />

am 23. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Christiane Wartzack,<br />

17268 Templin, 60. Geburtstag am<br />

24. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Heinz Zentner, 14770<br />

Bran<strong>de</strong>nburg, 83. Geburtstag am<br />

24. November <strong>2012</strong>.<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Apothekerin Maria Bohl, Mitarbeiterin<br />

<strong>de</strong>r Apotheke imGlobus, Merkurstraße<br />

57, 67663 Kaiserslautern, 60. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apotheker Rainer Plamper, Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Amts-Apotheke, Hauptstraße<br />

60A, 56477 Rennerod, 75. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Ulrike Reichelt, Wachtelschlag<br />

5, 56075 Koblenz, 60. Geburtstag<br />

am 24. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Doris Schardon, Lin<strong>de</strong>n-<br />

Apotheke, Nordallee 6, 54292 Trier,<br />

60. Geburtstag am 18. November <strong>2012</strong>.<br />

Sachsen<br />

Apothekerin Helga Drogoin,<br />

04157 Leipzig, 75. Geburtstag<br />

am 15. November <strong>2012</strong>.<br />

Pharmazierat Siegfried Goldammer,<br />

01069 Dres<strong>de</strong>n, 85. Geburtstag am<br />

8. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Hei<strong>de</strong>marie Hohlfeld,<br />

02727 Neugersdorf, 70. Geburtstag am<br />

18. November <strong>2012</strong>.<br />

Pharmazierätin Dorothea Lehnicker,<br />

04289 Leipzig, 80. Geburtstag am<br />

18. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Helga Suhle, 01326 Dres<strong>de</strong>n,<br />

75. Geburtstag am 22. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

Pharmazierätin Renate Uhlenhof,<br />

01877 Demitz-Thumitz, 75. Geburtstag<br />

am 3. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Beate Zinßer,<br />

09405 Zschopau, 70. Geburtstag<br />

am 2. November <strong>2012</strong>.<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Apothekerin Karin Beyer,<br />

06110 Halle, 75. Geburtstag am<br />

22. November <strong>2012</strong>.<br />

Apothekerin Ruth Fe<strong>de</strong>r,<br />

06237 Leuna, 88. Geburtstag<br />

am 22. November <strong>2012</strong>.<br />

akaDemISChe naChrIChten<br />

Bonn<br />

An <strong>de</strong>r Universität Bonn wur<strong>de</strong> von<br />

Apotheker N‘djamawe Bah-Traore,<br />

M.D.R.A., die Dissertation im Fach<br />

„Drug Regulatory Affairs“ mit <strong>de</strong>m<br />

Titel „Quality Assurance and Safety<br />

Issues of Medicine Products marketed<br />

in <strong>de</strong>veloping Countries“ abgeschlossen.<br />

Die Arbeit stand unter <strong>de</strong>r Betreuung<br />

von Prof. Dr. Harald G.<br />

Schweim.<br />

Marburg<br />

Im Fachbereich Pharmazie <strong>de</strong>r<br />

Philipps-Universität Marburg wur<strong>de</strong><br />

zum Dr. rer. nat. promoviert:<br />

Aus <strong>de</strong>m Fach Pharmazeutische<br />

Chemie:<br />

An You mit <strong>de</strong>r Dissertation „Gene expression<br />

profiling of lung cancer cells<br />

irradiated by carbon ion and X-rays“.<br />

Die Arbeit stand unter <strong>de</strong>r Leitung von<br />

Herrn Prof. Keusgen.<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5699|109


PeRSONeN<br />

LauDatIoneS<br />

Prof. Dr. Ewald Sprecher 90 Jahre alt<br />

Lieber Herr Sprecher,<br />

anlässlich Ihres 90. Geburtstags am<br />

17. November gratulieren Ihnen Ihre<br />

ehemaligen Schüler und Mitarbeiter<br />

recht herzlich. Mit <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Zeilen<br />

möchten wir an die gemeinsam mit<br />

Ihnen verbrachte Zeit am Lehrstuhl für<br />

„Pharmakognosie“ erinnern und Ihnen<br />

auch ein persönliches Geschenk überreichen.<br />

Nach<strong>de</strong>m Sie 1968 <strong>de</strong>n Ruf nach Hamburg<br />

bekommen und dort sehr beengte<br />

Verhältnisse in <strong>de</strong>r Angewandten Botanik<br />

vorgefun<strong>de</strong>n hatten, setzten Sie <strong>de</strong>n<br />

Umzug in angemessenere Räume im<br />

Pharmazie-nahen Gebäu<strong>de</strong> Bun<strong>de</strong>sstraße<br />

<strong>Nr</strong>. 43durch. Dort entwickelten<br />

Sie das Fach zu einer selbstständigen<br />

Abteilung für Pharmazeutische Biologie<br />

mit hohem Ansehen. Fast 20 Jahre<br />

lang, von 1969 bis 1988, lenkten Sie<br />

das Schicksal <strong>de</strong>r Hamburger Pharmazeutischen<br />

Biologie in Lehre und Forschung.<br />

Ihr Lieblingsthema war <strong>de</strong>r<br />

Sekundärstoffwechsel von Pilzen, vor<br />

allem die Zusammenhänge zwischen<br />

Primär- und Sekundärstoffwechsel und<br />

speziell Transformation, Biogenese und<br />

Akkumulation von flüchtigen Terpenen,<br />

ein damals sehr aktuelles mikrobiologisches<br />

und biotechnologisches Thema<br />

(s. Kasten). Ihre Erkenntnisse fan<strong>de</strong>n<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag in 35 Dissertationen,<br />

zahlreichen Publikationen und in einem<br />

Buch (www.chemie.uni-hamburg.<strong>de</strong>/<br />

pha/publikationen/sprecher.html).<br />

Die Forschung war nur ein Teil Ihres<br />

beruflichen Lebens. Mit großer Freu<strong>de</strong><br />

und Disziplin widmeten Sie sich Aufgaben<br />

in <strong>de</strong>r Selbstverwaltung <strong>de</strong>r Universität,<br />

<strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Pharmazeutenausbildung, <strong>de</strong>m Arzneibuch,<br />

<strong>de</strong>r Apothekerfortbildung und<br />

Ehrenämtern in Fachgesellschaften.<br />

Immer passioniert, motiviert und aus<br />

einem großen Fundus breiten naturwissenschaftlichen<br />

Wissens schöpfend, gestalteten<br />

Sie Ihre Lehre und waren immer<br />

ein geachteter Lehrer und Prüfer.<br />

Waswar Ihre Strategie im Umgang mit<br />

Mitarbeitern und Kollegen? Gewähren<br />

lassen und Talente nutzen! So sehen<br />

wir unsere gute Zusammenarbeit mit<br />

Ihnen im Rückblick. Da gab eskeine<br />

Machtkämpfe in <strong>de</strong>r Abteilung, obwohl<br />

Sie ja immer zwei umtriebige Professorenkollegen<br />

zu verkraften hatten,<br />

Prof. Ljubomir Kraus (ab 1974),<br />

Prof. Heinrich Glasl (1976 –1978) und<br />

Prof. Elisabeth Stahl-Biskup (ab 1984).<br />

Ihre Ausgeglichenheit, Ihre Toleranz<br />

und Ihr uneigennütziges Entschei<strong>de</strong>n<br />

waren wichtige Elemente <strong>de</strong>r friedlichen<br />

und fröhlichen Atmosphäre im<br />

Haus, vom ersten bis zum letzten Tag.<br />

Sie leben jetzt wohl versorgt mit Ihrer<br />

lieben Frau Helga imGDA-Wohnstift<br />

in Neustadt/Weinstraße in <strong>de</strong>r Nähe<br />

Ihres Sohnes und sind zufrie<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>m Erreichten und mit Ihrem Leben.<br />

Dies ist je<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>r Eindruck, <strong>de</strong>n<br />

Sie uns in Gesprächen bei unseren<br />

Besuchen in Neustadt vermitteln. Wir<br />

freuen uns, dass Sie diesen Geburtstag<br />

in so guter Gesundheit und geistiger<br />

Wachheit erleben dürfen.<br />

Mit <strong>de</strong>m „Kraut <strong>de</strong>r Unsterblichkeit“<br />

auf die 100 zu!<br />

Da Sie zu <strong>de</strong>n wenigen „alten Knaben“<br />

gehören, die <strong>de</strong>n Rotwein nicht schätzen,<br />

und daher auf die gesundheitlichen<br />

Vorteile, die sich bei mo<strong>de</strong>raten Rotweintrinkern<br />

zeigen, verzichten, schenken<br />

wir Ihnen zum 90. Geburtstag das<br />

Ätherisches Öl aus Pilzen<br />

Die Fruchtkörper zahlreicher Pilze bil<strong>de</strong>n in<br />

Kultur charakteristische Duft- und Aromastoffe,die<br />

<strong>de</strong>nen vonhöheren Pflanzen teilweise<br />

sehr ähnlich sind. Dennoch herrschte<br />

bis in die 1960er Jahre die Ansicht vor,<br />

dass Pilze aufgrund fehlen<strong>de</strong>r spezifischer<br />

Akkumulationsorte wie Ölzellen, Ölbehälter<br />

und Ölgänge nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, ätherisches<br />

Öl zu bil<strong>de</strong>n. Es war daher fast eine<br />

kleine Provokation, als Prof. Dr. Ewald<br />

Sprecher 1963 einen Beitrag „Über ätherisches<br />

Öl aus Pilzen“ publizierte. Doch<br />

schon bald folgten weitere Publikationen<br />

von ihm und seiner Arbeitsgruppe zu diesem<br />

Thema, die international Beachtung<br />

fan<strong>de</strong>n.<br />

Es begann mit Untersuchungen zur Bildung<br />

flüchtiger Stoffwechselprodukte durch <strong>de</strong>n<br />

Bläuepilz Ceratocystis coerulescens. Der<br />

charakteristische Geruch von Kulturen dieses<br />

Ascomyceten war bereits früher aufgefallen.<br />

Nach<strong>de</strong>m 6-Methyl-5-hepten-2-on,<br />

ein typischer Metabolit <strong>de</strong>s Terpenstoffwechsels,<br />

nachgewiesen wor<strong>de</strong>n war, gelang<br />

es schließlich, mithilfe <strong>de</strong>r GC/MS-<br />

Technik zahlreiche azyklische Mono- und<br />

Sesquiterpene im Wasserdampf<strong>de</strong>stillat<br />

dieses Pilzes zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Dann folgte<br />

die Ent<strong>de</strong>ckung zyklischer Verbindungen in<br />

verwandten Arten. Weiterhin untersuchte<br />

Ewald Sprecher<br />

„Kraut <strong>de</strong>r Unsterblichkeit“ (Gynostemma<br />

pentaphyllum, chin. „jiao gu lan“).<br />

Es kommt aus Ostasien, wo es wesentlich<br />

für die große Anzahl <strong>de</strong>r über 100<br />

Jahre alten Menschen verantwortlich<br />

sein soll.<br />

Die fleißigen Asiaten haben aus Gynostemma<br />

pentaphyllum viele Inhaltsstoffe<br />

isoliert und strukturell aufgeklärt –<br />

vor allem Saponine, die „Gypenosi<strong>de</strong>“<br />

heißen und <strong>de</strong>n Ginsenosi<strong>de</strong>n ähnlich<br />

sind. Es sind in dieser Pflanze aber so<br />

<strong>de</strong>r Arbeitskreis Sprecher die Beeinflussbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Bildung von Terpenen und an<strong>de</strong>ren<br />

flüchtigen Stoffwechselprodukten<br />

durch die Variation <strong>de</strong>r Kulturbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Pilzesowie die Biotransformation zugesetzter<br />

Terpene. Auch verschie<strong>de</strong>ne Hefen<br />

und zahlreiche Basidiomyceten wur<strong>de</strong>n in<br />

die Untersuchungen einbezogen. So konnte<br />

eine große Anzahl von natürlichen flüchtigen<br />

Verbindungen neu beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Pionierzeit <strong>de</strong>r Biotechnologie Anfang<br />

<strong>de</strong>r 80er Jahre wuchs auch das Interesse<br />

<strong>de</strong>r Parfümindustrie an <strong>de</strong>r Gewinnung von<br />

Aroma- und Riechstoffen aus Pilzkulturen,<br />

<strong>de</strong>nn die Nachfrage nach natürlichen Produkten,<br />

die zum Teil einen <strong>de</strong>utlich höheren<br />

Preis erzielten als ihre synthetischen Konkurrenzprodukte,<br />

stieg. So entwickelte sich<br />

die Duftstoffproduktion durchMikroorganismen<br />

„from alaboratory oddity toahighly<br />

discussed possibility ofindustrial interest“.<br />

In <strong>de</strong>r Folgezeit wur<strong>de</strong>n zwar verschie<strong>de</strong>ne<br />

Patente zur mikrobiellen Produktion von<br />

Duftstoffen erteilt, ihre industrielle Umsetzung<br />

erwies sich jedoch als unökonomisch.<br />

Dennoch bleibt <strong>de</strong>r Name Ewald Sprecher<br />

eng verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Nachweis und <strong>de</strong>r<br />

Vielfalt flüchtiger Inhaltsstoffe inPilzen und<br />

Pilzkulturen.<br />

Foto: Stahl-Biskup<br />

110 | 5700| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


PeRSONeN<br />

viele Gypenosi<strong>de</strong> enthalten, dass ständig<br />

weitere „neue“ gefun<strong>de</strong>n und in Fachpublikationen<br />

bekannt gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die pharmakologischen Wirkungen <strong>de</strong>s<br />

Krauts stehen <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Ginsengwurzel<br />

in nichts nach, jedoch überwiegen die<br />

adaptogenen Eigenschaften. Mehr<br />

braucht man auch nicht, um auch mit<br />

100 noch fit zu sein!<br />

Be<strong>de</strong>nkt man, dass man auf die Ernte<br />

<strong>de</strong>r Ginsengwurzel immerhin sechs<br />

Jahre warten muss, so überrascht das<br />

„Kraut <strong>de</strong>r Unsterblichkeit“ durch seine<br />

schnelle und bis in <strong>de</strong>n Herbst anhalten<strong>de</strong><br />

reichliche Verfügbarkeit im häuslichen<br />

Garten o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Balkon.<br />

Weitere Vorteile sind, dass die Teezubereitung<br />

viel einfacher ist und dass <strong>de</strong>r<br />

Tee<strong>de</strong>utlich angenehmer schmeckt!<br />

Also, lieber Herr Sprecher, immer in<br />

kleinen Schlucken genießend:<br />

ad multos annos!<br />

Die Gratulanten:<br />

Sabine Badziong; Wolfgang Caesar;<br />

Christina Cor<strong>de</strong>rmann (Vellnagel);<br />

Beatrice Gehrmann; Hans-Peter Hanssen;<br />

Katrin Jahn; Andreas Klingenberg;<br />

Uwe Kloppenburg; Angelika Koch;<br />

Wolf-Gerald Koch; Friedrich-Karl<br />

Marcus; Anke Peters; Gesa Reher;<br />

Rita Richter; Elisabeth Stahl-Biskup;<br />

Claus Tschirch; Gisela Zeigermann;<br />

Jörg Zillies.<br />

Zum 65. Geburtstag von Rainer Töbing,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt a. D. <strong>de</strong>r AK Hamburg<br />

Am 11.November begann nicht nur die fünfte Jahreszeit, <strong>de</strong>r Karneval,<br />

son<strong>de</strong>rneswar auch das Datum für einen beson<strong>de</strong>ren ehrentag, für <strong>de</strong>n<br />

65. Geburtstag unseres Präsi<strong>de</strong>nten a.D. Rainer töbing.<br />

So ein Jubiläum ist <strong>de</strong>r richtige Anlass,<br />

die langjährigen ehrenamtlichen Aktivitäten<br />

für <strong>de</strong>n Berufsstand, aber auch<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Apothekerberufes zu<br />

würdigen. In Hamburg geboren, hat es<br />

Töbing nach <strong>de</strong>m Studium an <strong>de</strong>r TU<br />

Karlsruhe sofort wie<strong>de</strong>r in die Hansestadt<br />

gezogen. Nach kurzer Stippvisite<br />

in <strong>de</strong>r Apotheke <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>swehrkrankenhauses<br />

eröffnete er 1975 seine<br />

Schimmelreiter-Apotheke. Mit <strong>de</strong>m<br />

Eintritt in die Selbstständigkeit begann<br />

auch seine Ehrenamts-Karriere. Ich<br />

kenne nur wenige Menschen, die sich<br />

so engagiert, und dazu ehrenamtlich,<br />

für ihre Mitmenschen eingesetzt haben.<br />

Dieses bürgerschaftliche, eigenverantwortliche<br />

Eintreten für die Belange <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft allgemein, aber auch <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nsten Gemeinschaften im<br />

Speziellen, war und ist für ihn immer<br />

wichtig. Sei es in <strong>de</strong>r Politik, wo er<br />

sich über Jahrzehnte aktiv „eingemischt“<br />

hat, sei es im Han<strong>de</strong>lsausschuss<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lskammer, inaktiver<br />

Position in <strong>de</strong>r Deutschen Rheumaliga<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Vorstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Hamburger<br />

Apothekervereins und <strong>de</strong>r Apothekerkammer<br />

Hamburg, die Töbing von<br />

2004 bis 2011 als Präsi<strong>de</strong>nt geführt hat.<br />

Sein Ziel, <strong>de</strong>n Heilberuf Apotheker in<br />

<strong>de</strong>r politischen und gesellschaftlichen<br />

Diskussion zu stärken, hat er nie aus<br />

<strong>de</strong>n Augen verloren. Sein politisches<br />

Gespür für das Umsetzbare hat ihn dabei<br />

unterstützt, die notwendigen Wege<br />

rechtzeitig und zielgerichtet zu beschreiten.<br />

Sein großes und weitreichen<strong>de</strong>s<br />

Netzwerk an Kontakten hat ihm<br />

immer wie<strong>de</strong>r geholfen, die Anliegen<br />

<strong>de</strong>s Berufsstan<strong>de</strong>s zielgerichtet zu verfolgen.<br />

Die Weiterentwicklung <strong>de</strong>s<br />

Heilberufes Apotheker, die Ausbildung<br />

<strong>de</strong>s Nachwuchses in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Berufen <strong>de</strong>r Apotheke, die Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Apotheken und die Darstellung<br />

<strong>de</strong>s Nutzens <strong>de</strong>r Apotheken für<br />

die Gesellschaft haben immer in seinem<br />

Fokus gestan<strong>de</strong>n.<br />

Töbings Präsi<strong>de</strong>ntschaft war geprägt<br />

durch <strong>de</strong>n respektvollen Umgang im<br />

Vorstand und seine unermüdliche Arbeit<br />

für die Hamburger Apothekerinnen und<br />

Apotheker. Erhat durch seine weit verzweigte<br />

Netzwerkarbeit <strong>de</strong>r Hamburger<br />

Apothekerschaft wie<strong>de</strong>r Stimme und Position<br />

in Politik und Wirtschaft gegeben.<br />

Der Treffpunkt Apothekerhaus, unser<br />

„politisches Sommerfest“ wur<strong>de</strong> durch<br />

ihn begrün<strong>de</strong>t und entwickelt. Der Ausbau<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit war ein<br />

weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit.<br />

Cornelia Tromm zum Geburtstag<br />

Liebe Frau Tromm,<br />

zu Ihrem run<strong>de</strong>n Geburtstag gratulieren<br />

wir Ihnen ganz herzlich. Ihre Seminare<br />

haben wir sehr gern besucht, <strong>de</strong>nn das<br />

Gelernte konnte immer sofort umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Zum Beispiel, dass auch Ratschläge<br />

Schläge sind –das haben wir nicht vergessen,<br />

und es hat uns viel geholfen.<br />

Und nicht nur das; es ist einige Jahre<br />

her, dahaben wir als junge Apothekerinnen<br />

bei Ihnen und Erika Fink im Kommunikationsteil<br />

<strong>de</strong>s Ernährungsseminars<br />

in Kronberg viel gelernt, viel Spaß gehabt<br />

und es sind Freundschaften entstan<strong>de</strong>n,<br />

die bis heute halten. Danke!<br />

Rainer Töbing<br />

Lieber Rainer, nun bist Du ca. zehn<br />

Monate als Präsi<strong>de</strong>nt außer Dienst, hast<br />

Deine Apotheke indie Hän<strong>de</strong> einer<br />

Nachfolgerin gelegt und <strong>de</strong>nnoch weniger<br />

Zeit als zuvor. Enkel, Kin<strong>de</strong>r und<br />

Reisen mit Deiner lieben Frau füllen<br />

Deinen Terminkalen<strong>de</strong>r.<br />

Alles Gute für die Zukunft!<br />

Kai-Peter Siemsen<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Apothekerkammer Hamburg<br />

Weil wir Ihnen ja durch die Zeitung<br />

keine Blumen schicken können, haben<br />

wir Ihren Namen neu <strong>de</strong>finiert:<br />

C ommunikation T romms<br />

O hne R eferate<br />

R isiko O ffenbaren<br />

N ach M enschliche<br />

E inem M entalität<br />

L ehrgang<br />

I n<br />

A pothekerkammern.<br />

Wir hoffen, dass Sie sich darüber<br />

freuen, und dass Sie noch recht lange<br />

weitermachen.<br />

Sylvia Feyund Kolleginnen aus Hessen<br />

Foto:AKHamburg<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5701 | 111


M<br />

APOTHEKEN<br />

Mitteilungen für diese Rubrik wer<strong>de</strong>n gern<br />

entgegengenommen und kostenlos veröffentlicht.<br />

Bitte teilen Sie uns rechtzeitig mit,<br />

falls Sie keine Veröffentlichung wünschen.<br />

Bayern<br />

89331 Burgau<br />

Herbert Mauß, Verlegung <strong>de</strong>r Albertus-<br />

Magnus-Apotheke, von Bleichstraße 78<br />

nach Ostpreußenstraße 12, ab 5. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

90556 Cadolzburg<br />

Lothar Pelger,Verlegung <strong>de</strong>r Schloss-<br />

Apotheke von Hin<strong>de</strong>nburgstraße 32<br />

nach Hin<strong>de</strong>nburgstraße 29, ab 5. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

83059 Kolbermoor<br />

Schließung <strong>de</strong>r St. Anna-Apotheke, Bahnhofstraße<br />

16, ab 1. November <strong>2012</strong>.<br />

94405 Landau<br />

Dr.Anneli Sigrid Patzak-Nenninger,<br />

Verlegung <strong>de</strong>r Johannis-Apotheke von<br />

Straubinger Straße 33 nach Straubinger<br />

Straße 23, ab 5. November <strong>2012</strong>.<br />

80992 München<br />

Florian Raß, Übernahme <strong>de</strong>r Schworm-<br />

Apotheke, Dachauer Straße 413 A, ab<br />

1. November <strong>2012</strong>.<br />

90522 Oberasbach<br />

Martina Scherbaum, Eröffnung <strong>de</strong>r<br />

Martin-Behaim-Apotheke, Meißener<br />

Straße 49, als Hauptapotheke <strong>de</strong>r<br />

Ginkgo-Apotheke, Windsbach, ab<br />

12. November <strong>2012</strong>.<br />

94034 Passau<br />

Max Wimmer, Eröffnung <strong>de</strong>r Andreas-<br />

Apotheke, Prinz-Eugen-Straße 4, als<br />

Filialapotheke (Leiter: Franz Gniffke)<br />

<strong>de</strong>r Apotheke imPaWo Center, Passau,<br />

ab 5. November <strong>2012</strong>.<br />

97421 Schweinfurt<br />

Dieter Hümmer, Umbenennung <strong>de</strong>r<br />

DocMorris-Apotheke, Kesslergasse 9,<br />

in Mediherz-City-Apotheke, ab 1. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

89269 Vöhringen<br />

Dr. Frank Henle, Übernahme <strong>de</strong>r St.<br />

Michael-Apotheke, Ulmer Straße 11 A,<br />

als Filialapotheke (Leiterin: Rita<br />

Schmitt) <strong>de</strong>r Brunnen-Apotheke,<br />

Bellenberg, ab 1. November <strong>2012</strong>.<br />

Bran<strong>de</strong>nburg<br />

14806 Bad Belzig<br />

Holger Kögel, Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Fläming-Apotheke, Straße <strong>de</strong>r Einheit<br />

28, ab 1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

16798 Fürstenberg/Havel<br />

Beatrix Klingner, Eröffnung <strong>de</strong>r<br />

Apotheke amMarkt, Bran<strong>de</strong>nburger<br />

Straße 10, ab 8. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

14480 Potsdam<br />

Dr. Ina Meiners, Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Apotheke imStern-Center, Gerlachstraße<br />

1, ab 1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

17291 Prenzlau<br />

Orhan Kiziltas, die Hauptapotheke Delphin-Apotheke,<br />

Brüssower Allee 8, ist<br />

Filialapotheke seit 15. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

Hessen<br />

35410 Hungen<br />

Ira Fischer-Schüberl, Betriebserlaubnis<br />

für die Phoenix-Apotheke, Kaiserstraße<br />

19, mit Wirkung vom 1.Januar 2013.<br />

64319 Pfungstadt<br />

Oliver Popp, Betriebserlaubnis für<br />

die Rolands-Apotheke, Frankensteiner<br />

Straße 28, mit Wirkung vom<br />

1. Januar 2013.<br />

35435 Wettenberg<br />

Matthias Lutz, Betriebserlaubnis für<br />

die Gleiberg-Apotheke, Hauptstraße 18,<br />

als Filialapotheke, mit Wirkung vom<br />

1. Januar 2013. Hauptapotheke ist die<br />

Schubert-Apotheke inGießen.<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

38114 Braunschweig<br />

Susann Rudat-Hagen, Friedrich-<br />

Wilhelm-Apotheke, Celler Straße 119,<br />

Übernahme als Hauptapotheke (Eigentum),<br />

am 1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

38112 Braunschweig<br />

Susann Rudat-Hagen, Rosen-Apotheke,<br />

Hansestraße 1, Umwandlung von Einzel-<br />

in Filialapotheke (Eigentum), am<br />

1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

21244 Buchholz<br />

Eva-Maria und Lühr Weber, Galerie<br />

Apotheke OHG, Breite Straße 16, Neugründung<br />

als Filialapotheke (Eigentum),<br />

am 18. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

29574 Ebstorf<br />

Tobias Winter, Ebstorfer Apotheke,<br />

Hauptstraße 14, Übernahme als Hauptapotheke<br />

(Eigentum), am 1. Oktober<br />

<strong>2012</strong>.<br />

30159 Hannover<br />

Dr.Annabelle Schnaith, Georg-Apotheke,<br />

Georgstraße 19, Übernahme als<br />

Einzelapotheke (Eigentum) sowie Umbenennung<br />

<strong>de</strong>r früheren Schlickeiser-<br />

Apotheke, am 1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

30173 Hannover<br />

Gerhard Carstens, Südstadt Apotheke,<br />

An <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> 23 –25, Neugründung als<br />

Filialapotheke (Eigentum), am 1. November<br />

<strong>2012</strong>.<br />

29439 Lüchow<br />

Killian Umeobika, Einhorn-Apotheke,<br />

Lange Straße 73, Übernahme als<br />

Einzelapotheke (Eigentum), am<br />

1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

49074 Osnabrück<br />

Annette Brinkmann-Lescher,Verlegung<br />

<strong>de</strong>r Marien-Apotheke von Bramscher<br />

Straße 2<strong>46</strong> nach Kollegienwall 3, ab<br />

28. September <strong>2012</strong>.<br />

27721 Ritterhu<strong>de</strong><br />

Stephanie Fischbach, Lin<strong>de</strong>n-Apotheke,<br />

Riesstraße 48 –50, Übernahme<br />

als Einzelapotheke (Eigentum), am<br />

1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

29565 Wrie<strong>de</strong>l<br />

Tobias Winter,Wrie<strong>de</strong>ler Apotheke,<br />

Hauptstraße 29, Übernahme als<br />

Filialapotheke (Eigentum), am<br />

1. Oktober <strong>2012</strong>.<br />

112 | 5702| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>


iMPReSSUM<br />

Unabhängigepharmazeutische Zeitschriftfür<br />

Wissenschaftund Praxis vereint mitSüd<strong>de</strong>utsche<br />

Apotheker-Zeitung ISSN 0011-9857<br />

Herausgeber<br />

Apotheker Dr.Klaus G. Brauer (bra)<br />

Apotheker PeterDitzel (diz)<br />

Chefredaktion<br />

Apothekerin Dr.Doris Uhl (du)<br />

Apotheker Dr.Benjamin Wessinger (wes)<br />

Redaktion<br />

Dr.Wolfgang Caesar (cae)<br />

Apothekerin Dr.Bettina Hellwig (hel)<br />

Apothekerin Dr.Carolina Kusnick (ck)<br />

Dr. Beatrice Rall (ral)<br />

Rechtsanwalt Dr. Christian Rotta(cr)<br />

Apotheker und Dipl.-Kfm. Dr. Thomas Müller-<br />

Bohn (tmb), Süsel<br />

Redaktionsbüro Berlin:<br />

Dipl.-VolkswirtLothar Klein (lk)<br />

Rechtsassessorin Kirsten Sucker-Sket (ks)<br />

Schlussredaktion<br />

Elke Kröger (ekr)<br />

Korrektorat<br />

Ellen Baas<br />

Redaktionsassistenz<br />

Ellen Baas<br />

MonikaBallier<br />

Gertraud Häber<br />

Sabine Wintersteiner<br />

<strong>DAZ</strong>-Herausgeberbeirat<br />

Wolfgang Ackermann, München<br />

Prof. Dr.Henning Blume, Oberursel<br />

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<strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>| 15.11.<strong>2012</strong><br />

152. Jahrgang| Deutsche Apotheker Zeitung|5703|113


... AUCH <strong>DAZ</strong> NOCH<br />

ZItate Der WoChe<br />

„Versorgung zum Schleu<strong>de</strong>rpreis kann<br />

nicht <strong>de</strong>m Anspruch unseres Gesundheitswesens<br />

entsprechen.“<br />

Fritz Becker, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s LAV Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg, zu <strong>de</strong>n Verhandlungen über<br />

<strong>de</strong>n Kassenabschlag<br />

***<br />

„Mein Ressort leistet <strong>de</strong>n größten<br />

Beitrag zur Haushaltssanierung von<br />

allen Ministerien.“<br />

Bun<strong>de</strong>sgesundheitsminister Daniel Bahr<br />

wirbt für einen harten Sparkurs<strong>de</strong>r<br />

Regierung,im„Han<strong>de</strong>lsblatt“<br />

***<br />

„Ichbin mir ziemlichsicher, dass viele,<br />

die jetzt über das Ausfür die Praxisgebühr<br />

jubeln, das in einigen Jahren noch<br />

bereuen wer<strong>de</strong>n.“<br />

Jens Spahn, gesundheitspolitischer<br />

Sprecher <strong>de</strong>r Unions-Fraktion, zur<br />

Abschaffung <strong>de</strong>r Praxisgebühr, in<strong>de</strong>r<br />

„Leipziger Volkszeitung“<br />

ZahL <strong>de</strong>r woche<br />

83,4 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Krankenhauskosten<br />

Auf83,4 Milliar<strong>de</strong>n eurosummierten<br />

sichdie Gesamtkosten<strong>de</strong>r Krankenhäuser<br />

in Deutschland im Jahr 2011.<br />

Das hat diese Woche das Statistische<br />

Bun<strong>de</strong>samt auf <strong>de</strong>r Basis vorläufiger<br />

ergebnisse mitgeteilt. im<br />

Vergleichzum Jahr 2010 lagen die<br />

KrankenhauskostenimJahr 2011<br />

um 2,5 Prozent höher.<br />

Umgerechnet auf rund 18,3 Millionen<br />

Patienten, die 2011 vollstationär im<br />

Krankenhaus behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n, betrugen<br />

die stationären Krankenhauskosten<br />

je Fall durchschnittlich 3960 Euro. Im<br />

Jahr 2010 lag <strong>de</strong>r Betrag bei 3862 Euro<br />

je Fall. Die Krankenhauskosten setzen<br />

sich im Wesentlichen aus <strong>de</strong>n Personalkosten<br />

von 49,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

(+4,3% gegenüber 2010), <strong>de</strong>n Sachkosten<br />

von 31,7 Milliar<strong>de</strong>n Euro (+4,4%)<br />

sowie <strong>de</strong>n Aufwendungen für <strong>de</strong>n Ausbildungsfonds<br />

von 1,1 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

(+2,7%) zusammen. Weitere 1,2 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro entfielen auf Steuern, Zinsen<br />

und ähnliche Aufwendungen und<br />

auf Kosten <strong>de</strong>r Ausbildungsstätten.<br />

***<br />

„Ein großer Murks beseitigt und einen<br />

nochgrößeren Murks geschaffen.“<br />

Harald Weinberg, Abgeordneter <strong>de</strong>r<br />

Linken, hält <strong>de</strong>r Koalition vor,die Praxisgebühr<br />

nur als Tauschgeschäft mit <strong>de</strong>m<br />

Betreuungsgeld abgeschafft zu haben,<br />

in einer dpa-Meldung<br />

***<br />

„Durch Rabattverträgemit Pharmaunternehmen<br />

können wir eine qualitativ<br />

hochwertigeVersorgung bei gleichzeitig<br />

wirtschaftlichen Kosten sicherstellen,<br />

ohne dass daraus Nachteile für Patienten<br />

entstehen –imFall <strong>de</strong>s Humaninsulins<br />

überwiegen sogar die Vorteile.“<br />

Horst Bölle, Leiter <strong>de</strong>s Geschäftsbereichs<br />

Produktmanagement <strong>de</strong>r DAK-Gesundheit,<br />

zu <strong>de</strong>n Rabattverträgen für<br />

Humaninsuline<br />

teure Krankenhausaufenthalte Auf fast<br />

4000 Euro beliefen sich die Kosten für eine<br />

stationäre Behandlung pro Patient im Jahr<br />

2011.Den größten Anteil daran hatten die<br />

Personalkosten.<br />

In <strong>de</strong>n Gesamtkosten waren Ausgaben<br />

für nichtstationäre Leistungen in Höhe<br />

von 10,8 Milliar<strong>de</strong>n Euro enthalten.<br />

Nichtstationäre Leistungen beinhalten<br />

unter an<strong>de</strong>rem Kosten für die Ambulanz<br />

sowie für wissenschaftliche Forschung<br />

und Lehre. Die Kosten <strong>de</strong>r rein<br />

stationären Krankenhausversorgung lagen<br />

bei rund 72,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro. <<br />

<strong>de</strong>statis/ral<br />

Foto:Gina San<strong>de</strong>rs–Fotolia.com<br />

114 | 5704| Deutsche Apotheker Zeitung| 152. Jahrgang<br />

15.11.<strong>2012</strong> | <strong>Nr</strong>. <strong>46</strong>

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