Nummer 6 8. Februar 2013 - sz-media.de - Süddeutsche Zeitung

Rovinj Venedig-Gefühl?
Klar: Ganz Istrien wird doch als
Klein-Italien gehandelt
B r ü c k e n Zwar hat das kroatische Rovinj
im Mittel alter mal zu Venedig gehört,
die Altstadt liegt auch auf einer Halbinsel
– aber trotzdem gibt es keine einzige Brücke.
Früher gab es mal eine, herüber vom
Festland auf die Insel, aber als der Kanal
1763 zugeschüttet wurde, verschwand
auch sie. Nur das Café »Al Ponto« erinnert
noch heute an den Übergang.
ge Sänger Musikinstrumente mit ihrer
Stimme imitieren: die »Bitinada«. Touristen
können Batana-Fahrten und ein Essen
im »Spacio« buchen.
S t a d t m a l e r In der Künstlergasse
Grisia lebt der 87-jährige Maler Bruno
Mascarelli; er arbeitet seit Ende der Fünfzigerjahre
in Rovinj.
G o n d e l n Auch Rovinj hat berühmte
Boote, die flachbäuchigen Batanas: Sie
werden gerudert oder gesegelt. Wenn die
Batana-Fischer früher von der Arbeit kamen,
trafen sie sich in einem »Spacio«,
einem kellerartigen Raum, den viele Häuser
in Rovinj haben – zum Essen, Trinken,
Singen. Heute segeln die Fischer bei Batana-Umzügen
mit ihren traditionellen
roten Zipfelmützen auf dem Kopf um die
Halbinsel herum. Ihr Gesang dabei ist
einzigartig: Weil sie früher beim Fischen
nicht die Hände für Musikinstrumente
frei hatten, ist in Rovinj ein besonderer
A-capella-Gesang entstanden, bei der eini-
E s s e n In Istrien gibt es das ganze Jahr
Trüffeln – und viel davon: In den Konobe,
den kroatischen Wirtshäusern, bekommt
man Trüffeln sogar auf Butterbrot serviert.
Außerdem empfehlenswert: Meeresfrüchte
und Fisch in allen Variationen und eine
seltene Rinderart, die es nur in Istrien gibt,
das Boškarin. Um dessen Fleisch zuzubereiten,
brauchen Köche eine Sondererlaubnis
und eine spezielle Ausbildung.
Legendär ist die mit Nippes vollgestopfte
Konoba »Veli Jozé«, Svetoga Kriza 1, Altstadt,
direkt am Wasser. Boškarin-Rind
probiert man am besten im ein paar Kilometer
entfernten Hotel »La Grisa« in Bale,
www.la-grisa.com, DZ ab 78 Euro.
Das ist doch… nein, das ist nicht der
Campanile vom Markusplatz, sondern eine
recht passable Kopie in Rovinj. Aber
die dürfen das, denn das Küstenstädtchen
gehörte einst zur Republik Venedig.
S c h l a f e n »Villa Tuttorotto«, Dvor Massatto
4, Tel. 00385/52/81 51 81, www.villatuttorotto.com,
www.schlosshotels.co.at
– ein altes, vor Antiquitäten strotzendes
Herrenhaus. Um durch die schmalen
Gassen der autofreien Altstadt zum Hotel
zu gelangen, erhält man eine Sondergenehmigung
– aber nur für die halbe Stunde,
die man zum Ein- und Ausladen der
Koffer braucht. Frühstück auf dem Balkon
mit Meerblick, DZ ab 79 Euro.
U n b e d i n g T in Restaurants die Hausweine
bestellen: Weil Kroatien (noch) so
wenig Wein exportiert, sind die gut. Die
am weitesten verbreitete Rebe heißt Malvasia,
aus der auch aromatische Dessertweine
produziert werden.
A u f k e i n e n F a l l Taschentücher mit
Duft kaufen. Die Kroaten nehmen Parfümierungen
sehr ernst.
K E R S T I N G R E I N E R
Foto: Corbis
30 Süddeutsche Zeitung Magazin