23.01.2014 Aufrufe

Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Kaiser</strong> <strong>Joseph</strong> <strong>II</strong>. <strong>im</strong> <strong>Volke</strong><br />

http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />

WALDENEK. Dein Mitgefühl hat sich nicht weiter zu erstrecken, als ich es gestatte.<br />

LUDMILLA. Verzeihung, Herr Graf, das Gebot des Herzens richtet sich nach keinen andern.<br />

WALDENEK. Das Gebot deines Herzens wird sich wohl nach dem meinigen richten müssen.<br />

[I/60]<br />

Du hast den Herrn Baron noch gar nicht begrüßt<br />

LUDMILLA verneigt sich kurz.<br />

BARON der aufgestand ist mit galanten Kompl<strong>im</strong>ent. Meine zärtlichste Devotion, schönes Fräulein!<br />

WALDENEK. Ich habe <strong>im</strong> Namen des Herrn Baron von Janoviz Dir einen Antrag oder vielleicht<br />

einen Beschluß mitzutheilen<br />

LUDMILLA für sich. O H<strong>im</strong>mel, ich ahne!<br />

WALDENEK. Nach meinem Befehl, wirst du Dich sofort entschließen, diesen hoch ansehnlichen<br />

Herrn als Braut, Deine Hand zu reichen.<br />

[I/61]<br />

LUDMILLA energisch. Niemals!<br />

WALDENECK. Ludmilla!<br />

LUDMILLA. Ich schulde Ihnen Dank, Herr Ohe<strong>im</strong>, denn sie haben mich seit dem Tode meiner<br />

armen Eltern ernährt. Aber die Dankbarkeit reicht nicht über die Grenze der Gewissenspflicht.<br />

WALDENEK. Welche Gewissenspflicht kann dich abhalten, meinem Befehl zu gehorchen?<br />

LUDMILLA mit Nachdruck. Mein Schwur inniger Treue an einen Verschwundenen.<br />

WALDENEK. Wie? Du wagst es noch, an diesen Elenden zu denken! Ein Verräther am<br />

Vaterlande?!<br />

[I/62]<br />

LUDMILLA. Niemand wird mich je glauben machen, daß der Lieutnant von Selbing ein Verräther<br />

war.<br />

WALDENEK. Hat ihn nicht das Kriegsgericht dafür erklärt?<br />

LUDMILLA. Auf Grundlage falscher Documente und falscher Zeugenschaft.<br />

WALDENEK. Falscher Zeugenschaft.<br />

LUDMILLA. Ja, Ohe<strong>im</strong>, ja! Nie wird meine Hand einem Anderen gehören, das habe ich ihm<br />

geschworen, als er auf dem Wege zum Kerker von mir Abschied nahm.<br />

WALDENEK. Ich werde Dich zwingen, diesen<br />

[I/63]<br />

unsinnigen Schwur zu vergessen. Ich kann Dich aus meinem Hause stoßen, Dich mit vollständiger<br />

Enterbung strafen.<br />

LUDMILLA. Dann wird mir Gott einen Helfer finden wie unseren armen Hungernden.<br />

BARON spöttisch. Diesen kommt sobald kein Helfer!<br />

LUDMILLA sehr warm. Doch! Doch! Eben als ich mit Vertheilung meiner geringen Gaben zu<br />

Ende kam, fuhr ein großer Reisewagen ins Dorf, dem zwei fremde Herren entstiegen.<br />

Be<strong>im</strong> Anblick des Jammers waren sie tief ergriffen, dem Einen liefen helle Thränen über<br />

die Wange, er ließ sogleich die eigenen Mundvorräthe aus dem Wagen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!