Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS
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<strong>Kaiser</strong> <strong>Joseph</strong> <strong>II</strong>. <strong>im</strong> <strong>Volke</strong><br />
http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />
JOSEPH. So will ich ein andermal Gelegenheit suchen Jetzt aber bitte ich Dich meine liebe<br />
Annerl, sag Du selbst, wie ich Dir für deine Liebe danken soll.<br />
ANNA schüchtern innig. Mit dem lieber Herr, daß’s an mi freundli denkt … und daß’s mir,<br />
wenn das nit zu viel begehrt ist is … das … kleine Büscherl schenkt’s.<br />
JOSEPH. Diese armseligen Rosen?<br />
Zeigt auf ein kleines Rosenbouget daß er <strong>im</strong> Knopfloch trägt<br />
ANNA. Nix is armselig, auf was man ein Werth mit’n Herzen legt.<br />
[I/24]<br />
JOSEPH ihr das Bouguet reichend.<br />
[JOSEPH.] Da hast Du sie, Du liebes gutes Geschöpf! Kein Geschenk habe ich noch mit so<br />
inniger Herzensfreude gegeben als dieses!<br />
ANNA. Und i hab noch keines mit so inniger Herzensfreude genommen! Auf Wiedersehen<br />
lieber Herr! … Denn i hoff, daß mein guter Aehnel die Ehr schenkts. Die Röserln da werden<br />
bald verwelken aber a jed’s Blattl, will i in mein Betbücheln legen, und so oft ich hineinschau,<br />
will ich für Euer Glück beten<br />
[I/25]<br />
denn mir sagts mein Herz, daß Ihrs Glück verdient! Pfiat Euch Gott. Ab ins Haus.<br />
6. Scene.<br />
JOSEF. SING-LIESEL<br />
JOSEPH löst das Tuch vom Kopfe, steckt es in die Brust, sagt bewegt.<br />
[JOSEPH.] Da ruhe Du Angedenken an einen schönen Augenblick. Wie selten werden solche<br />
einem Fürsten zu Theil!<br />
SING-LIESEL. Will der gnädige Herr, was ich mir von dem Annerl ihrer Bitt, um die Rosen<br />
denk!<br />
JOSEPH. Nun? Du Schelm?<br />
SING-LIESEL. I denk mir derweil’s Euch <strong>bei</strong>gestanden is, hat sie sich in Eure großen freundlichen<br />
blauen Augen vergafft<br />
[I/26]<br />
und das kann ich ihr gar nit übel nehmen denn unsern <strong>Kaiser</strong> <strong>Joseph</strong>s seine Augen können<br />
a net freundlicher sein<br />
JOSEPH. Hast Du den <strong>Kaiser</strong> <strong>Joseph</strong> schon einmal gesehen?<br />
SING-LIESEL. Weder i no wer Anderer von unsern Dorf. i glaub net amal der Herr Amtmann<br />
… oder unsere Herrschaft, der Graf, der seit fünf Jahren nach Böhmen übersiedelt<br />
ist. Wir haben nur a g’schmirtes Bild <strong>im</strong> Dorfwirthshaus, was dem <strong>Kaiser</strong> sicher net gleich<br />
schaut, aber mir wissen daß er a guter menschenfreundlicher Herr is deswegen sing i a das<br />
Liedl vom <strong>Kaiser</strong> Josef am Liebsten.<br />
[I/27]<br />
JOSEPH. Was ist das für ein Lied’l?<br />
SING-LIESEL. Der alte Tanninger, hat die Wertln g’macht weil er für das a Gschick hat, die<br />
Singweis hab’ ich mir selber ausdtäpfelt.