Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

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Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html [I/98] LÜFTE der indessen für sich und Michel eingeschenkt hat, ihr ein volles Glas reichend. [LÜFTE.] Erst a Tröpferl zur Anfeuchtung. MICHEL rasch. Sie braucht ka Anfeuchtung. LÜFTE. Aber Ehrenwächter, das is ja ka Sünd! SING LIESEL trinkt. Auf der ganzen Gesellschaft ihr Gesundheit. Jetzt will i a Lied’l über d’Weanerstadt vortragen, müssens halt net übel nehmen, wenns a wengl anzüglich außa kommt ALLE durcheinander. Nur koan scheeniren! SING-LIESEL singt schelmisch. Lied. Wir i noch d’Weanerstadt kennt hab nur vom hör’n Hab i mirs so vorgstellt grad Rein zum Narrisch wer’n Lustig, g’müthlich, reich an Geld A Himmel auf der Welt. Wie ich’s aber hab g’sehen Hernach ganz in der Näh Is mir aufgangen’s Lichtel Das thut mir fast weh, So manchen der lustig ist Daß nur auf der Seit, Und mancher der gemüthlich scheint Foppt nur die Leut’ Mit’n Geld in der Weanerstadt gehts oft so … so, Aber schön, … aber schön, Aber schön is’s halt da ALLE im CHOR. Aber schön – aber schön. Aber schön is halt da. S’Wienerische Weiberg’schlecht Heiß’ts ist gar frumm, Das beinah’ ein Engel möcht Schier beneiden drum, Jede mit ein Rosenkranz, In vollen Tugendglanz, Ja in vollem Tugendglanz Wie i aber’s weibliche Geschlecht hier studirt, Da hab i gar oft g’sehn Daß’s die Männer anschmiert, [I/99] [I/100]
Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html So Manche geht mir in die Kirchen wegen dem, daß’s mit die Amanten Kann speanzeln bequem, Mit die wienerischen Tugenden stehts oft so … so Aber frumm, aber frumm Aber frumm seins halt do! ALLE im CHOR. Aber frumm, aber frumm u.s.w. ALLE im CHOR. Aber lieb u. s. w. D’Männer hab i mir in Wien Vorgestellt gar so brav Daß’s nit krieg’n was Schlechts im Schlaf, Nit a mal im Schlaf. Jede, die an Wiener kriegt, Muß stolz sein und vergnügt, Ja muß stolz sein und vergnügt. Wie i aber die Männer Hier besser hab kennt; Bin ich vor die Meisten Nur glei davon g’rennt, Denn die Meisten, wanns machen am zärtlich die Cour, Sein doch nur verlog’n Und nix nutz von Natur, Mit die wienerischen Mannsbilder steht’s oft so … so Aber lieb, aber lieb, aber lieb seins halt do NÄHERIN. S’war eigentlich a Stich’lerei auf Wien SCHNEIDERG. Stichelte, aber triffte zu. [I/101] [I/102] LÜFTL lachend. Wir vertragen schon, ein Stich, wenn er von so ein backschirlichen Handerl kommt. Faßt tätschelnd ihre Hände. SING-LIESEL. Soll i mein Ehrenwachter aufwecken? LÜFTE. Richtig, der is eingeduselt, um so besser für mi. MICHEL der während des Trinkens eingenickt ist, beginnt leise zu schnarchen. WIRTH. Die Abendluft wird kühl, wars vielleicht im Salett’l angenehm? Heimlich zu Lüfte. Dort is s’wegen die Aufpasser sicherer. [I/103] LÜFTE. Ja gehen wir hinein, aber die Sing-Lisel muß dabei sein. SING-LIESEL für sich. Dem Michel zur Straf, weil er als mein Ehrenwachter eingeschlafen is!
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