Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

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Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html SINGLIESEL. Warum denn net Herr Freibauer [I/8] HELLBR. Weil du quasi ohne Erlaubniß auf der Welt bist. Dein Vater war ein herumtreiberischer Musikant, nirgend hin zu ständisch, der alte Tanninger hat Dir nur aus Barmherzigkeit mit seiner Tochter aufwachsen lassen SINGLIESEL trotzig. Für das bin nur i dem alten Tanninger Dank schuldig … aber sonst Niemanden, Euch am Wenigsten … Wenn mi darum beleidigen wollt’s, so find i schon wen der Euch die Hand auf Maul drückt. MICHEL Ein plump komischer Mensch, trägt einen richtigen Pack Waldstreu in einem Tuch auf dem Rücken keuchend. [MICHEL.] Da bin ich! [I/9] SING-LIESEL. Seht’s, da hab i gleich an Vertheidiger. Zu Michel. Net wahr Michel Du laßt mi von Niemanden beleidigen, net a mal von an übermüthigen Freibauern. MICHEL. Soll mir Aner trauen wenn i schia[c]h wir. HELLBR. Mit dem Kerl red i nit amal, weil i nur mit Menschen redt der Knecht von ein leibeigenen Bauern is net viel besser wie ein Ochs oder ein anders Viech! MICHEL. Daß Eng der Ochs net wieder stößt, wenn er schiach wird. [I/10] ANNA. Just fällt mir ein, daß i zum Hirschengraben laufen muß, um für mein Öhnel die heilsamen Kräuter zu brocken. Herzlich. Pfiat Euch Gott, Herr Hellbrunner nehmt mirs net übel, daß i mit Euch net auf’n Kirtag geht [!] i bin gwiß dankbar für die vermeinte Ehr! aber aus der Ehr könnt vielleicht mein Schand werd’n. Pfiat Gott. Eilt links hinter dem Hause ab. 3. Scene. VORIGE. Ohne ANNA. HELLBR. ärgerlich. Aus der Ehr könnt vielleicht ihr Schand werd’n[.] Bin i denn gor so verschrien unter die Weibsbilder. Gegen Lisesel. Das kommt von die bösen Mäuler her! SING LISEL lachend. Warum schauts denn dabei auf mi? [I/11] HELLBR. Weil i dir zutrau daß d’mir d Annerl abgred’t hast, Du bist ihr halt neidig drum, daß i auf sie ein Aug hab SING LIESEL. I bin Kanner um a Mannsbild neidig, weil i mir aus alle Mannsbilder net so viel mach! MICHEL. Mit Ausnahme von mir! HELLBR. Hahaha! Du wärst der Rechte! Wenn die Singliesel Aan zum foppen braucht. Arbeiten därft därfst für Sie, schinden därfst für sie, aber zum Dank kriegst dann und wann ein Rippenstoß oder a Dachtel! MICHEL. Woher muß er das wissen? SING LIESEL spöttisch kokett.
Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html [I/12] A Rippenstoß oder a Dachtel könnt mit unter statt am Liebestatscherl gelten. Uebrigens verlang i vom Michel net, daß er sich für mich schinden soll, er thut’s ungeschafften, wie er mir den Binckel Waldstreu ungeschafter herg’schleppt hat. MICHEL komisch zärtlich. Ach, wenn ich nur d Liesel selber schleppen derfet, sie würd mir auf tausend Meilen net z’schwer. HELLBR. Na so pack’s mal auf und renn mit ihr tausend Meilen weit davon, es wird Niemandm leid sein SING-LIESEL. Thut net so wegwerferisch, Herr Freibauer. Eng wär vielleicht um d’Singliesel am Meisten lad, weil die wenigstens a Lustigkeit unterd’ armen Leut bringt, die unterm [I/13] Herrschaftsjoch seufzen müssen . Ihr als vermöglichen Freibauer müßt wol nix von der Noth, aber a paar hundert Andere müssen zufrieden sein, wenn ihnen wenigstens mein Gsang a freud macht. HELLBR. bewegt. Hast Recht Liesel. Unsere Bauern haben so a schweres Joch auf’n Hals, daß man ihnen Dein frisch’s G’sangel zum Trost vergunn’n muß, Dein Spitznamen Sing-Liesel kann drum so viel wie manchen Ehrentitel gelten. SING LIESEL. Dank für das Zug’ständniß … Sein mir wieder gute Freund. Reicht ihm die Hand. MICHEL. Is net nothwendig, daß d’ihm die d’Hand giebst HELLBR. lachend. Eifersüchtiger Tappel! [I/14] SING-LIESEL. Net mehr, Herr Freibauer, es geht Eng nit von Herzen wann’s gegen’s leibeigene Volk den Stolzen spielt’s? Ihr habts unsern jungen braven Kaiser sein Nam, Ihr müßt’s a so denken, wie unser braver Kaiser. HELLBR. feurig. Soll mi Gott strafen, wann i das net will und thu! Ja Sing-Liesel i will nit umsonst „Joseph“ heißen … net umsonst in der nämlichen Wochen mit unserm Kaiser geboren sein! – Wenn unsere armen Leut Aan brauchen, der ihr menschlichs Recht vertritt und … wenns gegen den gestrengen Amtmann selber wär! … Der Hellbrunner wird sich net spotten lassen, der Hellbrunner wirds Maul [I/15] und den Arm für die Schutzbedürftigen rühren, damit er sein menschenfreundlichen Namensbrudern, dem Kaiser Joseph eine Ehr macht! Schüttelt ihr die Hand und geht rechts ab. 4. Scene. SING-LIESEL. MICHEL. MICHEL. In den Menschen kennt man sich net aus. Bald blaßt er sich auf, wie der Hahn auf’n Mist, bald spielt er sich den Gemüthlichen. Aber der Gemüthlichkeit därfst net trauen, Liesel, Niemand därfst net trauen, als – als mir! SING-LIESEL. Weil bei Deiner Dummheit ka Gefahr ist.
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