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Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

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<strong>Kaiser</strong> <strong>Joseph</strong> <strong>II</strong>. <strong>im</strong> <strong>Volke</strong><br />

http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />

JOSEPH steht auf. Is das nicht? ja wahrhaftig. Sing-Liesel.<br />

SING-LIESEL überrascht. Wer ruft mi denn? Ui ja, die Zwoa hab i gar net bemerkt.<br />

MICHEL kläglich. Die ganze Wienerstadt kennts schon<br />

JOSEPH. Was machst denn Du in Wien, und noch dazu in einer Kneipe?<br />

[I/111]<br />

SING-LIESEL. Singen thu i, daß i a Geld verdien, aber dem Herrn seine St<strong>im</strong>me kommt mir<br />

so bekannt vor?<br />

JOSEPH. Mein Gesicht wol auch?<br />

SING LISEL erschrocken. Jessas und –<br />

JOSEPH schnell. <strong>Joseph</strong>!<br />

MICHEL perplex. Der – <strong>Kaiser</strong> – <strong>Kaiser</strong> – <strong>Kaiser</strong><br />

[I/112]<br />

JOSEPH befehlend zu MICHEL. Still! Setzt die Brille wieder auf, zu Lisel. Wann bist Du aus der<br />

He<strong>im</strong>ath fort<br />

SING-LISEL. O Wochen nach dem großen Unglück, was mir in Tamingerhaus erlebt haben.<br />

JOSEPH. Ich weiß, das die Annerl verschwunden und ihr Großvater todt ist. Aber Du hättest<br />

doch <strong>im</strong> Hause bleiben können.<br />

SING-LISEL. Mi hats n<strong>im</strong>mer g’litten dort. Der<br />

[I/113]<br />

Sinn is mir eh nach Wien g’standen, so hab i die allergnädigsten Dukaten aufd Ras und<br />

aufs Gwand verwend’t, hab <strong>bei</strong> ein Wiener Musikanten a wegl Klampfenspielen gelernt<br />

und bin in d Wirthshäuser singen gangen. In derer kurzen Zeit bin i schon völlig aus<br />

g’schrien<br />

JOSEPH. Ich will hoffen, daß Du noch nicht verschrien bist<br />

MICHEL. Das könnt’ schon g’schehen Majestät wann i net wie der Teuxel dahinter wär. Aber<br />

i bin der Lisel wie a treuer Hund nach g’loffen, wann i a koan Dank für hab! I geh ihr den<br />

ganzen Tag nit von der Seiten, und <strong>bei</strong> der Nacht lieg i auf der Erd vor ihrer zu-<br />

[I/114]<br />

vor ihrer zu gug’sperrten Thüre, daß mi oft von Kälten und von Kümmerniß beutelt<br />

SING-LIESEL. Ja, ich muß’s dem Michel nachsagen, daß er für mi Alles thut, was nur a Verliebter<br />

ohne Hoffnung thun kann.<br />

MICHEL seufzend. Ohne Hoffnung –<br />

JOSEPH. Das erhöht seinen Verdienst! Aber nun sagt mir, ob Ihr Euch keines Fingerzeiges<br />

erinnert, der zur Entdeckung Annerl’s <strong>bei</strong>tragen könnte?<br />

SING-LIESEL. O kann nur das einzige sagen, daß i manchmal ein fremden Menschen um den<br />

Wald herumschleichen ge’sehen hab’ die Annerl’s<br />

[I/115]<br />

is fast jeden Tag zum Hirschengraben gangen. Mit Betonung. Wegen der Erinnerung an ein<br />

g’wissen Herrn, … bis von dort amal nit mehr hoam kummen is.<br />

MICHEL. Den schleichenden Kerl hab i a bemerkt, aber i hab seine Visage nit recht ausmachen<br />

können. Amal hab i wollen, aber da hat er sich glei auf d Seiten drückt<br />

SING-LIESEL. Mir kommt’s so vor, als wenn er dem gleich’ge’schaut hätt’, der mir hier in alle<br />

Wirthshäuser nachschleicht!<br />

MICHEL. Das is so a verdächtiger Zwetschenkrampus den i a mal <strong>bei</strong> Zweifackel packen mir!

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