Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

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Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html 5. Scene. VORIGE. GRAF ROSENBERG. LAKAI ab. ROSENBERG auch in einfacher Reiterkleidung, von der Terrasse, sich verneigend. [ROSENBERG.] Ich komme zu melden Ew. JOSEPH. Ihm schnell entgegen leise. Pst! Ich bin noch der Baron Josephi: Laut. Was bringen Sie Freund? – ROSENBERG. Der reitende Bote ist zurückgekehrt. Er hat den Proviant-Transport bereits auf der Straße hierher gefunden. WALDENEK betroffen. Proviant-Transport? Woher? JOSEPH. Aus Ungarn, über Prag. WALDENEK neugierig. Wer hat ihn kommen lassen? JOSEPH. Ich! WALDENEK boshaft. Sie machen uns gefährliche Concurenz. [I/77] JOSEPH mit Affect. Es ist mein Zweck, allein Wuchern mit dem Schweiß und Blut des Volkes Concurenz zu machen WALDENEK. Genug der Beleidigung! Entfernen sie sich mein Herr, und wenn Sie bei Gelegenheit den Kaiser sehen sollten! JOSEPH. Ich hoffe die Gelegenheit hier zu finden, denn er reißt in Böhmen. ALLE außer ROSENBERG überrascht. Der Kaiser? [I/78] ROSENBERG kräftig. Ja der Kaiser will sich persöhnlich von der Noth und Bedrückung seiner Unterthanen überzeugen. LUDMILLA. O daß ich ihn sehen könnte, um ihm auf meinen Knieen zu danken JOSEPH freundlich zu LUDM. Knien soll man nur vor Gott, aber ein Druck von dieser schönen mildthätigen Hand würde den Kaiser eben so erfreuen, wie dem Baron Josefi! In seinem Namen möchte ich diesen Händedruck erbitten! LUDMILLA. Dem Baron Josephi im Namen des Kaisers Joseph. Drückt ihm warm die Hand. ROSENBERG losbrechend. Der ihm huldvoll entgegennimmt. Nicht wahr Ew. Majestät. JOSEPH lächelnd. Sie verrätherischer Freund! LUDMILLA aufjubelnd. Der Kaiser! WALDENEK u. BARON. ALLE BEIDE. Der Kaiser! Verneigen sich tief. [I/79] JOSEPH. Ja mein holdes Fräulein, dieser unvorsichtige Graf Rosenberg hat mir das Inkognito verdorben, aber vielleicht ist’s gut, damit sich diese Herrn nach dem Grafen und Baron nicht noch verfänglicher machen. WALDENEK u. BARON. Wir bitten um Gnade Majestät
Kaiser Joseph II. im Volke http://lithes.uni-graz.at/texte.html [I/80] JOSEPH. Gnade nach der Gerechtigkeit. Irronisch. Das ist meine politische Denkungsart …Vor Allem, Herr Graf, wie viele Gäste können in Ihrem Schlosse Unterkunft finden? WALDENEK. Beiläufig zweihundert JOSEPH. Das dürfte hinreichen, um den Elendestens der Elenden, die nicht allein ihr Brod sondern auch ihr Obdach verloren haben, ein solches interimißtisches zu bieten. Ich befehle Ihnen Herr Graf, hierzu die nöthigen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. WALDENEK. Ich werde dem allerhöchsten Befehle gehorchen. BARON. Ich erkläre mich ebenfalls unterthänigst dazu bereit. [I/81] JOSEPH. So wollen wir uns mit Unterbringung der Obdachlosen beeilen. Zu LUD. Ihnen mein holdes Fräulein, glaube ich meine Achtung nicht besser zu beweisen, als indem ich Sie bitte, die Hilfsbedürftigen von dem ironisch Edelmuth, dieser beiden Herrn in Kenntniß zu setzen! LUDMILLA. O Dank! tausenfachen Dank, mein gütiger erhabener Kaiser! Als ich den Baron Josephi um die Leidenden weinen sah, da wußte ich nicht, daß der Monarch um seine Unterthanen Thränen vergaß. Aber mein Herz hat ihm zugejauchzt, weil es den edlen [I/82] Menschen erkannte. Heil dem Monarchen, der sich als Mensch die Liebe seiner Mitmenschen verdient! Ab über die Terrasse. 6. Scene. VORIGE. Ohne LUDMILLA. JOSEPH. Wahrlich, meine Herren, Sie dürfen vom Glück sprechen, daß ich dieses herrliche Mädchen als Ihre Fürbitterin gelten lasse. Sonst würde ich nicht allein Gutmachung, sondern auch strenge Bestrafung fordern, weil sie aus wucherischen Eigennutz meine Befehle nicht beachtet haben. WALDENEK. Geruhen Ew. Majestät in Gnaden zu erwägen, daß höchst dero eigene Beamte … JOSEPH heftig. Sich von Ihnen die Hände waschen ließen [I/83] O das werde ich in vollster Strenge richten, und bestrafen. Wohin soll es mit dem Volke und mit dem Herrscher kommen, wenn die Vertreter des letzteren seine besten Absichten vereiteln. Kein schändlicheres Verbrechen giebt’s als den Vertrauensmißbrauch eines ungetreuen Beamten! Ich werde diesen Augiasstall reinigen, diese Pestilenz vertreiben wenn auch Titel und Orden in die Luft fliegen sollen. Tritt zu Rosenberg mit ihm zu sprechen. WALDENEK leise zum Baron. Gut daß er von unserm Heirathsplane nichts weiß, er wäre im Stande sich zu Ludmilla’s Ritter aufzuwerfen, etwa gar ihren geliebten Lieutnant wieder im Vorschein zu bringen, den wir so geschickt beseitigt haben. [I/84] BARON. Pst! Ueber diesen Punkt wollen wir selbst unter vier Augen schweigen JOSEF leise. Was meinen Sie Rosenberg, werden sichs diese Feudalaristokraten zur Warnung dienen lassen
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