Anonym: Kaiser Joseph II. im Volke - bei LiTheS

Kaiser Joseph II. im Volke
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ALLE lachen.
zu SELBING. Aber gegen den Revers, daß er nie einen Pannejirikus auf mich drucken läßt.
WINDHOSE. Wenn ick für Alles Nichtgedruckte fünfzig Ducaten erhalte, resignire ick uff die
janze Erfindung Juttenberg’s.
JOSEPH. Dabei würde mir die Wahrheit gewinnen.
SELBING. Folgen Sie mir!
WINDHOSE. Jeruhen Euer Majestät mir die Schluß-
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verse meines ungedruckten bleiben sollenden Poems zu vernehmen. Deklariert, komisch
pathetisch.
„Ich habe in Wien gesehen Joseph den Zweiten,
„Mein Lobgesang dringt in die weitesten Weiten,
„Er ist een Monarch, wie keen Zweiter zu finden,
„Selbst Fritze, der Jroße, bleibt gegen ihn hinten,
„Vor lauter Begeisterung wahnsinnig bin
„Ick Balduin Windhose, Literat aus Berlin.
Ab mit SELBING.
JOSEPH. Dankt mir, daß ich es nicht drucken lasse, das hätte uns in einen neuen Krieg mit
Preußen verwickeln können. Den Landpfarrer bemerkend.
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Ah’ sieh da, ein geistlicher Herr!
LANDPFARRER ein alter Mann mit weißen Haaren ist ganz im Hintergrunde
gestanden, kommt schüchtern vor.
LANDPFARRER. Ew. Majestät unterthänigst zu dienen
JOSEPH. Sie haben am Sonntage freie Zeit.?
LANDPFARRER. Ich werde noch f viel freie Zeit haben, denn ich bin zur Strafe sußpensirt
JOSEPH. Zur Strafe! Wofür?
LANDPFARRER. Weil ich von der Kanzel herab zu warm für das Toleranzedickt gesprochen
habe.
JOSEPH. Kann man zu warm für etwas Gutes sprechen?
LANDPFARRER. Das hohe Consistorium scheint es so zu glauben!
JOSEPH. Waren Sie bei Ihren Pfarrkindern beliebt?
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LANDPFARER. Sie haben um mich so schmerzlich geweint, wie um einen scheidenden Vater.
JOSEPH. Und solche Priester werden suspendirt! Sie werden mir Näheres mittheilen, kommen
Sie morgen zur Audienz! Oder nein, noch besser. Begleiten Sie mich auf dem Spaziergange,
aber Sie sind schwach, ich will Sie führen
LANDPFARRER gerührt. O Majestät!
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