FRANCK RIBERY im Interview
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kicker, 23. Dezember 2013 25<br />
Jahres<br />
Gegner stets aufs Neue Kopfzerbrechen<br />
bereitet mit seinen Winkelzügen.<br />
„Was ihr da macht“, erklärte<br />
BVB-Coach Jürgen Klopp mit Blick<br />
auf seinen Kollegen Luhukay, „ist<br />
außergewöhnlich stark.“<br />
Angesichts der Ausfallliste (Kraft,<br />
Langkamp, Brooks,<br />
van den Bergh, Ben-<br />
Hatira, Baumjohann,<br />
Holland) war<br />
zum Hinrundenfinale<br />
mehr denn je<br />
Luhukays Improvisationstalent<br />
gefragt.<br />
Peter Pekarik links<br />
hinten statt rechts;<br />
Levan Kobiashvili<br />
nicht etwa links oder<br />
Freude pur:<br />
Die Berliner<br />
Ramos, Allagui<br />
und Ndjeng<br />
Foto: Baumann<br />
vor der Abwehr, sondern <strong>im</strong> Deckungszentrum<br />
– das war das Resultat.<br />
„Ich war von der Aufstellung<br />
überrascht“, sagt Manager Preetz<br />
und lacht. „So wie alle.“<br />
In einer Bundesliga-Startelf<br />
stand Kobiashvili zuletzt am<br />
14. April 2001 in der Innenverteidigung,<br />
bei Freiburgs 3:1 in Leverkusen.<br />
„Er hat mit Lewandowski gegen<br />
Europas besten Mittelstürmer gespielt<br />
und das unglaublich clever<br />
gemacht“, schwärmt Preetz vom<br />
36-Jährigen, der in dieser Saison<br />
der älteste Bundesliga-Feldspieler<br />
ist. „Wäre er ein paar Jahre jünger,<br />
würde er jedes Spiel machen.“<br />
Macht er nicht, muss er nicht, der<br />
Kader ist homogen besetzt. Und<br />
Luhukay, der seinen Schützlingen<br />
das für Sonntag geplante Auslaufen<br />
erließ, bekannte: „Ich bin unglaublich<br />
stolz auf das Team.“<br />
Darf er sein. Die Hausaufgaben<br />
für die nächste Zeit sind zum Teil<br />
erledigt (Jarstein-Transfer), die<br />
Vertragsgespräche (mit Ramos,<br />
Mukhtar und dem ausgeliehenen<br />
Lasogga) laufen. Ben Sahar (Vertrag<br />
bis 2015) zieht es weg, mit Maik<br />
Franz (2015) beschäftigt sich Zweitliga-Schlusslicht<br />
Cottbus (siehe<br />
Seite 59). „Allzu viel“, sagt Preetz,<br />
„wird sich nicht tun.“ Muss sich<br />
auch nicht. Die Richtung st<strong>im</strong>mt –<br />
be<strong>im</strong> Aufsteiger des Jahres.<br />
Herthas starke Hinrunden-Bilanz<br />
Seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung 1995/96 gab<br />
es am Hinrundenende nur drei bessere Aufsteiger.<br />
Pkt. Verein Saison Tore Saisonende<br />
39 1. FC Kaiserslautern 1997/98 37:21 1.<br />
35 1899 Hoffenhe<strong>im</strong> 2008/09 42:23 7.<br />
30 Eintracht Frankfurt 2012/13 33:27 6.<br />
28 Hertha BSC 2013/14 27:20 ??<br />
28 Karlsruher SC 2007/08 19:21 11.<br />
Gersbecks verrücktes Debüt <strong>im</strong> Berliner Tor<br />
„Das wird er sein Leben<br />
lang nicht vergessen“<br />
1Der Start verlief alles andere als<br />
traumhaft. Aber am Ende feierte<br />
Marius Gersbeck sein Bundesligadebüt<br />
so, wie er sich das vorher<br />
ausgemalt hatte: mit einem blauweißen<br />
Hertha-Schal um den Hals.<br />
Auf dem Zaun. Bei den Fans. „Am<br />
Ende war es ein Traum“, resümierte<br />
Gersbeck nach seinen ersten 90<br />
Minuten bei den Profis – und einer<br />
Blitzbeförderung, die nahe herankam<br />
an ein Fußball-Märchen.<br />
Im Sommer ging der gebürtige<br />
Berliner als Torwart Nummer vier<br />
ins Rennen. Normalerweise steht<br />
er auf der anderen Seite, <strong>im</strong> Fanblock,<br />
jetzt war er mittendrin, ausgerechnet<br />
in Dortmund, vor über<br />
80 000 Fans, zu Beginn gleich vor<br />
der gefürchteten Gelben Wand.<br />
Nach ein paar Minuten stand es<br />
schon 0:1. Gersbeck hatte sich be<strong>im</strong><br />
Rauslaufen gegen Marco Reus verschätzt,<br />
kam zu spät. „Das Ding<br />
geht klar auf meine Kappe“, gestand<br />
Deutschlands U-18-Nationalkeeper<br />
hinterher. Stammkeeper Thomas<br />
Kraft (Innenbanddehnung Knie)<br />
fiel aus, Vertreter Sascha Burchert<br />
(Sprunggelenk) auch, Neuzugang<br />
Rune Jarstein steigt erst <strong>im</strong> Januar<br />
ein, Philip Sprint traute Jos Luhukay<br />
das heikle Spiel nicht zu – da<br />
kam Gersbeck zum Zuge. Wurde<br />
mit jeder Minute ruhiger, parierte<br />
erst stark <strong>im</strong> Eins-gegen-eins gegen<br />
Lewandowski, pflückte dann<br />
etliche Flanken herunter und lenkte<br />
Hofmanns Schuss um den Pfosten.<br />
Foto: firo<br />
Einfach nur glücklich: Herthas<br />
Torhüter Marius Gersbeck<br />
„Solch einen Fehler“, erzählte<br />
Herthas jüngster Bundesliga-Torwart<br />
aller Zeiten (Sejna und Burchert<br />
debütierten mit 19; Gäng,<br />
Krumnow, Zander, Groß mit 20;<br />
Kiraly mit 21), „muss man schnell<br />
abhaken.“ Das tat der 18-Jährige.<br />
„Diesen Tag“, sagt Manager Michael<br />
Preetz, „wird Marius sein Leben<br />
lang nicht vergessen.“ Gersbeck bemerkte<br />
strahlend: „Egal, was jetzt<br />
kommt, in welchem Stadion, mit<br />
wie vielen Zuschauern – da kann<br />
ich reingehen und sagen: Es waren<br />
schon mal mehr.“ Über 80 000. Und<br />
die waren schwer beeindruckt.<br />
Kehl rät untröstlichem Liga-Frischling, sich für seine weitere Karriere ein dickes Fell zuzulegen<br />
unter Schock: Blackout nach dem Traumdebüt<br />
te und Berlins Sami Allagui diese<br />
Form vorweihnachtlicher Bescherung<br />
nicht ausschlagen mochte.<br />
Sarr war hinterher untröstlich,<br />
seine Augen sch<strong>im</strong>merten verdächtig,<br />
für aufmunternde Worte (wie<br />
die von Sokratis zur Pause)<br />
war er nicht empfänglich. „Es<br />
gibt von unserer Seite keinerlei<br />
Schuldzuweisungen“, sagte<br />
Sebastian Kehl. „Der Junge hat<br />
erfahren, wie schnell es in diesem<br />
Geschäft geht. Erst wird alles wahnsinnig<br />
positiv dargestellt, und dann<br />
geht der Schuss nach hinten los.“<br />
Sarr werde in seiner Karriere noch<br />
häufiger erfahren, dass Glück und<br />
Leid <strong>im</strong> Fußball eng beieinander<br />
liegen, meint der Dortmunder Kapitän.<br />
Aus der Erfahrung von mittlerweile<br />
281 Bundesligaspielen rät<br />
er dem Liga-Frischling Sarr (zwei<br />
Einsätze), sich am besten „ein<br />
dickes Fell“ zuzulegen.<br />
Eben das fehlt dem Innenverteidiger-Talent<br />
noch, entsprechend<br />
unter Schock stand<br />
Sarr auch lange nach dem Spiel,<br />
er war, wie Sportdirektor Michael<br />
Zorc treffend anmerkte, der „ärmste<br />
Hund auf dem Platz“. Dass Trainer<br />
Jürgen Klopp ihm mit auf den Weg<br />
gab, „das kleinste Problem“ an diesem<br />
Nachmittag gewesen zu sein,<br />
wird den Junioren-Nationalspieler<br />
nicht wirklich aufgemuntert haben.<br />
So wie Sarr mit hängenden<br />
Schultern be<strong>im</strong> Weg aus dem Stadion<br />
die schwarze Anorak-Kapuze<br />
tief in sein Gesicht gezogen hatte,<br />
wirkte er, als habe er sich in tätiger<br />
Reue gleich ein Büßergewand übergeworfen.<br />
Sarr wollte in stummer<br />
Verzweiflung nicht mit den anwesenden<br />
Journalisten reden, er wollte<br />
nur weg, nichts hören, nichts sehen,<br />
und wer kein Herz aus Stein hat,<br />
musste dafür Verständnis haben.<br />
Einmal nur hatte Sarr die falsche<br />
Entscheidung getroffen, „und das“,<br />
sagt Klopp, „wird in der Bundesliga<br />
eben brutal bestraft“. Den Kopf hat<br />
der Trainer seinem Nachwuchsspieler<br />
dafür nicht gleich abgerissen,<br />
bis zu seinem unerklärlichen<br />
Blackout habe Sarr „viele gute<br />
Sachen“ gemacht, er sei „für den<br />
Aufbau total wichtig“ gewesen.<br />
Doch dann versuchte Sarr als letzter<br />
Mann zu dribbeln, anstatt den<br />
Ball humorlos wegzuschlagen. „Da<br />
muss er einfach abgeklärter werden“,<br />
fordert Sportdirektor Zorc,<br />
„aber das wird er sicher lernen.“