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FRANCK RIBERY im Interview

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8 AUSZEICHNUNG<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Können Sie sich es noch erklären, dass Sie damals<br />

wegwollten?<br />

Ich war jünger. Mir fehlte die Erfahrung <strong>im</strong> Umgang<br />

mit solchen Sachen. Ich meine, man muss<br />

sich vorstellen, dass mich zu einem best<strong>im</strong>mten<br />

Zeitpunkt sieben Top-Klubs wollten, zum Beispiel<br />

Chelsea, Manchester City, Real Madrid,<br />

Barcelona, Inter. Es war alles dabei. Da drehst du<br />

durch. Wenn dich so viele tolle Vereine wollen,<br />

dann kommst du durcheinander, dann weißt du<br />

nicht mehr, wo dir der Kopf steht. Damals hatte<br />

ich noch nicht die Abgeklärtheit und Erfahrung<br />

von heute. Das war eine schwierige Situation,<br />

mit der ich umgehen musste. Es gab so viele<br />

Gespräche, Angebote. Immer wieder musste ich<br />

mich mit neuen Situationen, Szenarien auseinandersetzen.<br />

Ich wusste plötzlich nicht mehr,<br />

was das Richtige war. Soll ich bleiben, gehen. Wo<br />

werde ich glücklich? Wo ist der Weg, den ich will?<br />

Es ging auch um viel Geld.<br />

Sicher, aber das war es noch nicht mal, denn<br />

ich wusste, dass ich auch bei Bayern in dieser<br />

Beziehung gut aufgehoben bin. Und was die<br />

Ablösesummen anging, die <strong>im</strong> Raum standen,<br />

damit hatte ich ja nichts zu tun.<br />

Der FC Bayern betont bis heute, dass die Maßnahme,<br />

Sie nicht zu verkaufen, das Bild des Vereins in Europa<br />

nachhaltig beeinflusst hat.<br />

Ja, diese Haltung des Vereins ist eine große Stärke.<br />

Ein Wechsel war für mich danach jedenfalls<br />

nie mehr ein Thema.<br />

Sie haben <strong>im</strong>mer betont, in München Ihre Karriere zu<br />

beenden. Könnten Sie sich nicht trotzdem vorstellen,<br />

noch mal in ein anderes Land zu gehen?<br />

Es würde mich schon reizen, noch mal in ein<br />

Land wie die USA oder auch in die Emirate zu<br />

gehen. Aber das würde ich schon nicht mehr zu<br />

meiner eigentlichen Karriere zählen. Das wäre<br />

etwas, was wirklich als Abschluss käme, wäre<br />

nicht mehr damit zu vergleichen, was ich hier in<br />

München erlebe. Ich werde so lange es geht hier<br />

in München bleiben. In Europa gibt es für mich<br />

keinen anderen Klub mehr. Wenn es dann noch<br />

mal auf einen anderen Kontinent ginge, wäre das<br />

einfach ein Bonus.<br />

Wie könnte denn der Weg von Franck Ribery nach der<br />

Spielerkarriere weitergehen?<br />

Ich mag die Jugend sehr. Ich könnte mir gut vorstellen,<br />

als Trainer mit Jugendlichen zu arbeiten,<br />

die um die 15 sind.<br />

Waren Sie als Jugendlicher ein schwerer Fall?<br />

Sagen wir es mal so: Es war nicht einfach für<br />

die Trainer. Und wenn du aus einem Viertel wie<br />

ich kommst, dann bist du in der Mannschaft<br />

ein wenig isoliert. Ich war sehr auf mich alleine<br />

gestellt, musste mich durchkämpfen, durfte<br />

mich nicht unterkriegen lassen. Das bringe ich<br />

auch meinen Kindern bei. Sie dürfen keine Angst<br />

haben, sie sollen Selbstbewusstsein haben. Ich<br />

hatte nie Angst, vor keinem. Respekt schon. Das<br />

gehört zum Leben unbedingt dazu. Meine Kinder<br />

wachsen heute unter viel besseren Bedingungen<br />

auf als ich damals. Trotzdem will ich ihnen beibringen,<br />

dass sie sich nicht unterkriegen lassen.<br />

Ihnen soll es gut gehen, aber sie sollen auch nicht<br />

verwöhnt werden.<br />

Wann haben Sie Ihre He<strong>im</strong>atstadt Boulogne-sur-Mer<br />

verlassen?<br />

Ich bin mit zwölf weggegangen und war dann<br />

drei Jahre in Lille <strong>im</strong> Internat. Boulogne ist meine<br />

Stadt. Meine ganze Familie lebt dort. Ich habe<br />

schöne Erinnerungen an die Stadt. Und wenn ich<br />

dort bin, sehe ich all meine Leute. Ich versuche<br />

ihnen auch zu helfen, weil das Leben dort schwer<br />

ist. Ich bin <strong>im</strong>mer noch der Gleiche für sie. Ich respektiere<br />

alle und gehe ganz normal vor die Tür,<br />

laufe durch das Viertel. Ich ziehe keine Kapuze<br />

über wie andere, damit sie nicht erkannt werden.<br />

Das mag ich nicht. Auch wenn ich bekannt bin,<br />

will ich mich zeigen und normal herumlaufen.<br />

Be<strong>im</strong> FC Bayern ist jetzt auch Ihr Bruder Steven.<br />

Ja. Das ist ganz gut für ihn, dass ich in der Nähe<br />

bin. Ich rede oft mit ihm, sage ihm, du bist Steven,<br />

nicht Franck Ribery. Das ist nicht einfach,<br />

aber er muss sich anstrengen, was leisten, sonst<br />

wird es nichts. Er hat Talent und ist zum Glück<br />

körperlich wieder gut drauf. Ab Januar wird er<br />

mit den Amateuren spielen. Das ist gut. Er hat<br />

die Qualitäten, um auf ein gewisses Niveau zu<br />

kommen. Dass die Vergleiche mit mir kommen,<br />

ist nicht einfach, aber da muss er sich durchbeißen.<br />

Doch <strong>im</strong> Fußball ist alles möglich. Wenn<br />

man was wirklich erreichen will, kann man es<br />

schaffen. Man muss die Dinge angehen und nicht<br />

abwarten, bis etwas kommt, weil man dann ewig<br />

warten kann.<br />

Die kicker-Männer des Jahres<br />

2013 Franck Ribery Bayern München<br />

2012 Jürgen Klopp Borussia Dortmund<br />

2011 Joach<strong>im</strong> Löw Bundestrainer<br />

2010 Bastian Schweinsteiger Bayern München<br />

2009 Felix Magath Wolfsburg/Schalke<br />

2008 Franck Ribery Bayern München<br />

2007 Ivan Klasnic Werder Bremen<br />

2006 Franz Beckenbauer OK-Chef WM<br />

2005 Thomas Doll Hamburger SV<br />

2004 Thomas Schaaf Werder Bremen<br />

2003 Felix Magath VfB Stuttgart<br />

2002 Michael Ballack Leverkusen/Bayern<br />

2001 Oliver Kahn Bayern München<br />

2000 Rudi Völler Leverkusen/DFB-Elf<br />

1999 Lothar Matthäus Bayern München<br />

1998 Otto Rehhagel 1. FC Kaiserslautern<br />

1997 Otto Rehhagel 1. FC Kaiserslautern<br />

1996 Thomas Helmer Bayern München<br />

1995 Berti Vogts Bundestrainer<br />

1994 Volker Finke SC Freiburg<br />

1993 Winfried Schäfer Karlsruher SC<br />

1992 Erich Ribbeck Bayern München<br />

1991 Karl-Heinz Feldkamp 1. FC Kaiserslautern<br />

1990 Franz Beckenbauer Team-Chef DFB-Elf<br />

Hervorragende Zensuren jahrelang<br />

Riberys kicker-Noten, seitdem er bei Bayern spielt:<br />

Saison BL-Ø-Note EC-Ø-Note<br />

2013/14 2,09 2,90<br />

2012/13 2,10 2,68<br />

2011/12 2,65 2,71<br />

2010/11 2,95 3,13<br />

2009/10 3,18 3,71<br />

2008/09 2,74 2,81<br />

2007/08 2,54 2,95<br />

Klingt so, wie Sie spielen.<br />

Genau. Draufgehen, mutig sein. Und auch wenn<br />

man mal am Boden liegt, muss man wieder aufstehen.<br />

Wie haben Sie die Ehrung zum Fußballer des Jahres<br />

2013 in Frankreich aufgenommen?<br />

Es tut <strong>im</strong>mer gut, Anerkennung zu erhalten. Ich<br />

glaube, dass ich diesen Titel wirklich verdiene.<br />

MANN DES JAHRES<br />

2013<br />

Fotos: sampics (4), picture-alliance/dpa, picture.alliance/DPPI, Getty Images/Brunsnkill

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