26 11. Oktober 2013 MAGAZIN Gastronomie Der Zibelemärit wird nicht nur jenseits des Gotthards durchgeführt, sondern auch im Tessin VONBERN NACHLUGANO Sie bringt fast jeden zum Heulen. Wenn sie nackt ist. Oder anständiger ausgedrückt: in geschälter Fasson. Und zum Glück nur dann, denn sonst würde jeder Zibelemärit zum Zeterbasar verkommen. So aber, in bräunlicher Schale versteckt, ist sie harmlos und in Zopf- oder Kranzform sogar wunderschön anzusehen. Liebhaber des Zibelemärits kommen übrigens nicht hauptsächlich den Zwiebeln wegen an den Markt – diese könnten sie billiger auch anderswo kriegen. Nein, das Flechten von Zwiebelzöpfen ist eine wahre Kunst und das Blümchen obendrauf bildet die Krönung. Je fester gebunden, desto besser der Zopf. Doch zurück zum Zibelemärit. Die Zwiebel ist sehr wahrscheinlich schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Hauptdarstellerin des Berner Marktes, der traditionellerweise jeweils am vierten Novembermontag stattfindet (dieses Jahr am 25. November). Er ist der grösste Markt des Schweizer Hauptorts und hat nicht nur Artikel rund um die Zwiebel zu bieten, sondern auch Textilien, Schmuck, Keramik und Spielwaren. Ja, Sie haben richtig gelesen. Bern. Und weil Bern eben in Bern ist und nicht im Tessin, wechseln wir jetzt schnurstracks den Standort. Denn was die Berner Berner zuwege bringen, schaffen die Südschweizer Berner auch. Und zwar nicht erst seit gestern, sondern schon seit Jahrzehnten. Morgen Samstag, 12. Oktober, wird die Piazza Manzoni in Lugano also erneut zum Pendant vom Bundesplatz. Wo sonst – mitten in Lugano – Neue Leitung der Snack Bar Morgen Samstag ist der Zwiebelzopf nicht in Bern, sondern in Lugano Protagonist des Zibelemärits Seit Anfang September dieses Jahres steht der Snack Bar “Alla Piscina Coperta” im Lido von Lugano eine neue Leitung vor: die Al Lido Sagl, eine Gesellschaft aus Lugano, die seit 2002 auch die Restauration des Lido Lugano und diejenige des Stadio Cornaredo übernommen hat. Die neue Snack Bar ist von September bis Juni täglich geöffnet. Von Montag bis Freitag präsentiert Chefkoch Vito ausserdem mittags (12.00-15.00 Uhr) warme Küche. Auf die Teller kommen “Pasta e Piade” – verschiedene Teigwaren und italienische Brötchen –, die mit klassischen und kreativen Saucen serviert werden. Für Studenten und “Habitués” gibt es Spezialpreise. Ristorante Alla Piscina Coperta, Al Lido, Viale Castagnola 6, Lugano. Öffnungszeiten: Mo, 11.30-19.30 Uhr; Di-Fr, 9.30-19.30 Uhr; Sa/So, 10.00-18.00 Uhr. Tel. 091 971 55 00, www.allidobar.com. mm der Italianità gefrönt wird, stehen plötzlich Berner Bräuche im Mittelpunkt. Wo normalerweise Pizza und Gelati genascht werden, winken dem Besucher Zwiebelsuppe und -kuchen. Während es in Bern schon früh morgens um 5.00 Uhr losgeht, man durch die noch dunklen Gassen läuft, das Aufwachen der Stadt miterlebt und das Markttreiben beobachtet, geht der Zwiebelmarkt in Lugano ein wenig später los, nämlich um 9.00 Uhr. Doch das hindert den Markt der Ceresiostadt nicht daran, genauso idyllisch zu sein – wenn auch ein bisschen kleiner als sein grosser Berner Bruder. Doch wie kommt der Zibelemärit überhaupt nach Lugano? Vor 39 Jahren rief der Berner Verein von Lugano seinen Zwiebelmarkt ins Leben. Die Der goldene Nektar ist Protagonist in Chiasso Zum fünften Mal wird diesen Sonntag die beliebte Honigmesse, die Sagra del miele, in der Grenzstadt durchgeführt. Im Mittelpunkt stehen die emsigen Bienen und ihr goldiges Produkt, der Honig. Dieses Jahr fällt die Honigproduktion im Kanton Tessin jedoch spärlich aus: Zwar haben die Bienen den harten Winter überstanden, doch machte der lange, kalte und regnerische Frühling ihnen zu schaffen. So wurde zum Beispiel fast kein Robinienhonig produziert. Auch der Kastanienhonig fällt heuer spärlicher aus als sonst, unter anderem wegen der von Krankheit befallenen Bäume. Auswanderer wollten in ihrer neuen Heimat die Zwiebeltradition weiterführen. Einst aus Nostalgie geboren, gehört der Zibelemärit heute zum Luganeser Herbst wie das Weinoder Kastanienfestival und ist aus dem Kulturkalender nicht wegzudenken. Wer also neben den Zwiebelspezialitäten einen waschechten Bärner Züpfe – Berner Zopf, eine Bernerplatte, Nussgipfel, Käsekuchen oder Emmentaler geniessen möchte, ist morgen Samstag in Lugano am richtigen Ort. Bei Musik, Speis und Trank wird die kulturelle Vielfalt der Eidgenossenschaft gefeiert. Einen Tag lang wird das “Bondì” zum “Grüessech”. Einen Tag nur. Versprochen. Zibelemärit, Samstag, 12. Oktober, ab 9.00 Uhr, Piazza Manzoni, Lugano. Eintritt kostenlos. Nichtsdestotrotz nehmen an der Honigmesse ungefähr fünfzehn Imker teil, die ihren goldenen Nektar zum Degustieren und Kaufen anbieten. Die Società Apicoltura Ticinese (Sat) ist mit einem didaktischen und informativen Stand anwesend, an welchem auch ein Bienenstock zu bewundern ist, und wird Fragen beantworten. Ebenfalls lehrreich ist die Fotoausstellung der Künstlerin Monica Rusconi aus Mendrisio, die etwa 20 Bilder zu einem Bienenvolk zeigt. Und wer beim Wettbewerb teilnimmt, kann einen DVD des Films “More than Honey” des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof gewinnen. Da am selben Tag “Chiasso in marcia” stattfindet, wird die Honigmesse auf die Piazza Bernasconi verlegt. Bei schlechtem Wetter steht ein grosses Zelt zur Verfügung, unter welches die Stände verlegt werden. 5. Sagra del miele, Sonntag, 13. Oktober, 10.00-18.00 Uhr, Piazza Bernasconi, Chiasso. mm Käse und Süsses am Markt in Bellinzona “Käse schliesst den Magen”, sagt man. Und gönnt sich nach einem reichhaltigen Mahl gerne noch ein paar Häppchen Käse. Aber oftmals ist das schmackhafte Milcherzeugnis nicht nur der Abschluss einer Mahlzeit, sondern deren Hauptbestandteil. Man denke nur an Fondues oder Raclettes. Oder an eine variantenreiche Käseplatte. Ganz gleich wofür und welche Art von Käse Sie suchen: In der Kantonshauptstadt werden Sie am Wochenende bestimmt fündig. Denn in Bellinzona steigt heute wieder die jeweils im Oktober stattfindende Rassegna dei formaggi degli alpi ticinesi. Sie macht Bellinzona zur Käsehauptstadt. Und Käseliebhaber garantiert glücklich. An den zahlreichen Ständen werden all die Köstlichkeiten präsentiert, die während der Alpsaison im Sommer hergestellt wurden. Käsekreationen aus dem ganzen Kanton sind zu kosten und zu kaufen. Keine Ware, die in Supermarktregalen ausliegt, sondern in Handarbeit entstandene Verlockungen. Wie die unterschiedlichsten Ziegenkäse mit ihrer ganz besonderen Note – Robiola, Formagella oder der unvergleichliche Büscion. Oder der mit dem Markenzeichen DOP versehene Alpkäse und die gastronomischen Schätze des Caseificio del Gottardo in Airolo. Der Käsemarkt gibt den Besuchern aber auch Gelegenheit, mit den Produzenten zu plaudern. Direkt Tipps zu bekommen zu Genuss und Lagerung. Und zu erfahren, wie die vielfältigen Milchprodukte entstehen und auf was bei der Herstellung zu achten ist. Die Käsemesse ist zugleich ein buntes Herbstfest mit Produkten aus dem Tessiner Kunsthandwerk und der Landwirtschaft. Natürlich darf Wein nicht fehlen. Gleichzeitig findet übrigens eine neue Veranstaltung statt, die sich ebenfalls um den Genuss dreht und perfekt zum Käse passt: ein grosser Süsswarenmarkt. Käsemarkt, Fr., 11. bis So., 13. Oktober, Bellinzona.
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