Herunterladen - tessiner zeitung
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28 11. Oktober 2013<br />
MAGAZIN<br />
Unternehmer<br />
Bekannt ist Silvio Tarchini unter anderem als Gründer des bestens laufenden Tessiner<br />
Outlet-Centers. Auch mit anderen Projekten hat er Erfolg. Etwa mit dem neuen Resort<br />
Collina d’Oro. Mit der TZ sprach er über das Hotel, Mendrisio und sein “jüngstes Baby”<br />
“DERKÖNIGVONMALAYSIAWOLLTE<br />
UNBEDINGTEINFOXTOWN”<br />
von Ute Joest<br />
Seen, Berge und Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben<br />
zu sein scheint und sich Fuchs und Hase<br />
“Gute Nacht” sagen, prägen das Bild des Tessins.<br />
Zumindest das Bild in den Köpfen vieler Menschen.<br />
Denn die Realität sieht – zumindest auch – anders<br />
aus. Im Industriegebiet von Manno etwa. Der Verkehr<br />
hat städtische Dimensionen, und ein modernes<br />
Firmengebäude reiht sich an der Kantonsstrasse an<br />
das nächste. Hier schaltet und waltet auch Silvio Tarchini.<br />
Bei dem ebenfalls ein Fuchs eine wichtige<br />
Rolle spielt. Silvio Tarchini ist der Gründer der<br />
“Fuchs-Stadt” FoxTown in Mendrisio. Und das Outlet-Center<br />
boomt ohne Ende. Im Gegensatz zum<br />
Einzelhandel ist hier nichts von Krise zu spüren.<br />
“Dank der Touristen”, freut sich der Unternehmer.<br />
Besonders die Zahl der Gäste aus Russland, China<br />
und den arabischen Staaten habe zugelegt. 80 % der<br />
Kunden seien Touristen. Nicht nur aus den oben genannten<br />
Staaten. Die Anzahl der Italiener sei zwar<br />
zurückgegangen. Doch sie kämen immer noch zahlreich.<br />
Ebenso Deutschschweizer und Deutsche.<br />
Anfragen aus Japan, Indonesien, Singapur<br />
Und waren sie einmal auf Fuchsjagd, kommen sie<br />
gerne wieder. Immer gibt es in FoxTown Neues zu<br />
entdecken, holt Tarchini neue Luxuslabels in den<br />
Shopping-Tempel. Der übrigens auch optisch immer<br />
attraktiver wird: Nachdem er innen renoviert wurde,<br />
soll für den Aussenbereich ein architektonischer Ideenwettbewerb<br />
lanciert werden. Fassaden sollen in<br />
neuem Glanz erstrahlen, eine Grünzone entstehen.<br />
Das Fox-Town-Konzept ist auch in anderen Ländern<br />
sehr begehrt. In Shanghai kann man bei FoxTown<br />
einkaufen – übrigens immer noch, denn die Schliessung,<br />
die vor einigen Wochen durch die Medien<br />
ging, war eine Fehlinformation. “Es läuft dort allerdings<br />
nicht so gut, wie wir dachten”, gibt der höfliche<br />
Geschäftsmann zu. “Aber wir haben schon viele<br />
Anfragen aus anderen Ländern bekommen, dort ein<br />
FoxTown zu eröffnen. In Russland, Japan oder Indonesien”,<br />
sagt Silvio Tarchini. Auch aus Korea und<br />
Singapur wurde angeklopft. Und: “Der König von<br />
Malaysia wollte unbedingt ein FoxTown in der Nähe<br />
von Kuala Lumpur.” Aber das sei nicht so einfach.<br />
Die Realisierung hinge im Endeffekt von vielen<br />
Faktoren ab. Etwa, wie die Marken organisiert sind,<br />
vom Markt selbst, ob es überhaupt einen Bedarf<br />
nach einem Outlet-Center gibt. Apropos Bedarf: Bedarf<br />
nach Stärkung während des Shoppings besteht<br />
auf jeden Fall. Und Silvio Tarchini beweist auch bei<br />
der Auswahl der FoxTown-Restaurants einen guten<br />
Riecher. Das im vergangenen Jahr eröffnete “Chalet<br />
Suisse”, in dem Besucher Schweizer Spezialitäten<br />
geniessen, läuft gut. Auch über andere Gastro-Konzepte<br />
hat er nachgedacht. “Ein Eataly wäre schön”,<br />
meint der Unternehmer und erzählt begeistert von<br />
dem Mischkonzept, bestehend aus Verkaufsflächen<br />
mit Marktatmosphäre, auf denen regionale Produkte<br />
angeboten werden, und Restaurants. Eatalys Geschichte<br />
startete in Turin, und sogar in Manhatten<br />
gibt es mittlerweile eine Filiale. In Mendrisio könnte<br />
ein weiteres Erfolgskapitel geschrieben werden.<br />
Könnte. Denn “der Zonenplan lässt dies nicht zu”,<br />
erklärt Silvio Tarchini.<br />
Wo vieles schliesst, lässt er Neues entstehen<br />
Doch das betrübt den 1944 geborenen Unternehmer<br />
nicht weiter. Seit dem Beginn seiner Karriere nimmt<br />
er immer neue Projekte in Angriff. Schon mit 23 Jahren<br />
hatte er seine erste Fabrik, die Plastar SA. Bald<br />
ging er nach Argentinien, blieb vier Jahre und war<br />
auch dort unternehmerisch tätig – im Immobiliensektor.<br />
Zurück im Tessin, begann er mit dem Bau<br />
von Gewerbegebäuden. Allerdings hat er sich nicht<br />
Seit Jahrzehnten trägt Silvio Tarchini zur wirtschaftlichen Entwicklung des Tessins bei<br />
Besucherinfos<br />
FoxTown und Resort<br />
Collina d’Oro<br />
Das Outlet-Center FoxTown in der Via A. Maspoli<br />
18 in Mendrisio ist täglich, auch an Sonn- und<br />
Feiertagen, von 11.00 - 19.00 Uhr geöffnet (am<br />
24. Dezember und am 31. Dezember von 11.00<br />
- 17.00 Uhr). Info: Tel. 0848 828 888 (CHF 0,08/<br />
min.), info@foxtown.ch, www.foxtown.ch.<br />
Das Resort Collina d’Oro in der Via Roncone 22<br />
in Agra besteht aus einem Hotel mit 16 Zimmern<br />
und 30 Suiten sowie 43 Wohnungen mit Hotel-<br />
Service; es gibt ein Well-Aging Zentrum, einen<br />
SPA-Bereich mit Innen- und Aussenpool, Behandlungskabinen<br />
und ein Fitnessraum sowie<br />
ein Restaurant. Info: Tarchini Group, Manno,<br />
Tel. 091 641 11 11, info@resortcollinadoro.com,<br />
www.resortcollinadoro.com.<br />
Inmitten der Natur: Resort Collina d’Oro<br />
nur auf den Bau von Firmen, auf das Vermieten von<br />
Gewerbeflächen und den stetigen Wachstum seiner<br />
“Fuchsstadt” spezialisiert. Erfolg hat er auch mit<br />
dem Collina d’Oro Resort. Entstanden ist es unter<br />
seiner und der Ägide des Architekten Ettore Mocchetti<br />
– Direktor der renommierten Zeitschrift Architectural<br />
Digest. In einer Region, in der immer<br />
mehr Hotels schliessen, lässt Tarchini Neues entstehen.<br />
Wobei die vor rund einem Jahr eröffnete Anlage<br />
auf dem Gelände des ehemaligen Sanatoriums von<br />
Agra – bevor Silvio Tarchini es erwarb, war es jahrzehntelang<br />
leergestanden – kein reiner Hotelbetrieb<br />
ist. Es gibt auch Appartements mit Hotel-Service sowie<br />
ein Well-Aging-Zentrum und ein Restaurant,<br />
das mit mediterranen, gesunden Speisen aufwartet.<br />
So stehen beispielsweise 700-Kalorien-Degustationsmenüs<br />
auf der Speisekarte. Nur etwas für kurende<br />
Gäste? Keineswegs. Es gibt natürlich nicht nur<br />
Diätmenüs. Ausserdem kämen “auch Tessiner zum<br />
Mittag- oder Abendessen ins Restaurant”, sagt Silvio<br />
Tarchini. Und: Die Vermietung und der Verkauf<br />
der Wohnungen verliefe nach Plan, die Hotel- und<br />
Well-Aging-Bereiche liefen gut.<br />
Interesse an Nachhaltigkeit<br />
Wobei das “Resort Collina d’Oro” nicht das neueste<br />
Projekt Tarchinis ist. “Mein jüngstes Baby”, sagt er<br />
lächelnd, “ist ein Data Center.“ Dafür hat er Flächen,<br />
die er vor 20 Jahren verkauft hat, zurückerworben.<br />
Den alten CSCS-Sitz, das ehemalige Rechenzentrum<br />
in Manno. Gemeinsam mit einem anderen Unternehmer,<br />
Nicola Moresi, entsteht eine grüne, nach<br />
nachhaltigen Gesichtspunkten konzipierte, 1000 qm<br />
grosse Rechenzentrumsfläche. Umweltfreundlich,<br />
energieeffizient soll das Zentrum werden – und das<br />
wichtigste seiner Art im Tessin. Das Interesse von<br />
Seiten der Firmen sei gross, es stünden bereits Kunden<br />
auf der Warteliste. Sie könnten hier Daten sicher<br />
und verlässlich lagern. Für Ende Januar 2014 ist die<br />
Eröffnung des Data Centers geplant. Bald soll dann<br />
zur Rechenzentrumsfläche noch Weiteres entstehen:<br />
ein Office Center mit komplett eingerichteten Büros.<br />
Dass ihm bei aller Geschäftstüchtigkeit auch etwas<br />
an der Umwelt liegt, zeigt Tarchini nicht nur mit dem<br />
neuen Datenzentrum. In Stabio wird ein grosses<br />
Photovoltaikzentrum entstehen, wo Lichtenergie in<br />
elektrische Energie umgewandelt wird. Ein innovativer<br />
Vollblut-Geschäftsmann also, der auch an die<br />
Umwelt denkt. Und sich noch um eine ganze Reihe<br />
weiterer Projekte kümmert (siehe auch Seite 13).<br />
Über die längerfristige Zukunft der Tarchini Group<br />
muss man sich ebenfalls keine Sorgen machen. Silvio<br />
Tarchinis drei Töchter sind in leitenden Positionen<br />
im Unternehmen tätig. Das Tessin wird sich also<br />
noch lange am wirtschaftlichen Erfolg “made by<br />
Tarchini” erfreuen dürfen.