bvkm.aktuell Februar 2013 - Bundesverband für körper
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Recht und Praxis<br />
Pflegegeld <strong>für</strong> Heimbewohner:<br />
Umgang mit Altfällen<br />
Keine generelle Nachzahlung <strong>für</strong> Leistungskürzungen<br />
in der Vergangenheit<br />
Pflegebedürftige Heimbewohner, die in vollstationären<br />
Einrichtungen der Hilfe <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen leben, können <strong>für</strong> die Tage, an denen<br />
sie sich in den Ferien oder am Wochenende bei ihren<br />
Eltern aufhalten, anteiliges Pflegegeld bekommen.<br />
Aufgrund einer neuen Berechnungsmethode<br />
zahlten die Pflegekassen seit April 2011 hier<strong>für</strong><br />
einen niedrigeren Tagessatz als vorher. Durch<br />
das Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) hat der<br />
Gesetzgeber mit Wirkung vom 30. Oktober 2012<br />
klargestellt, dass <strong>für</strong> die Zeit der häuslichen Pflege<br />
Anspruch auf ungekürztes Pflegegeld besteht.<br />
Pflegebedürftige Heimbewohner, die sich an den<br />
Wochenenden oder in den Ferien bei ihren Eltern<br />
aufhalten und dort gepflegt werden, erhalten daher<br />
nun wieder anteilig <strong>für</strong> diese Tage 1/30 des jeweiligen<br />
Pflegegeldes.<br />
Da die Neuregelung keine Rückwirkung <strong>für</strong> die<br />
Vergangenheit hat, stellt sich die Frage, wie mit<br />
Leistungskürzungen verfahren werden soll, die<br />
von den Pflegekassen im Zeitraum von April 2011<br />
bis 29. Oktober 2012 vorgenommen worden sind.<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> <strong>für</strong> <strong>körper</strong>- und mehrfachbehinderte<br />
Menschen (<strong>bvkm</strong>) hatte das Bundesversicherungsamt<br />
(BVA) als Aufsichtsbehörde des<br />
Spitzenverbandes Bund der Pflegekassen insoweit<br />
bereits mit Schreiben vom 26. September<br />
2012 gebeten, die Neuregelung zum Anlass zu<br />
nehmen, eine sinnvolle Regelung <strong>für</strong> den Umgang<br />
mit diesen sogenannten „Altfällen“ zu treffen. Um<br />
den Eltern behinderter Heimbewohner weiteren<br />
bürokratischen Aufwand und das Betreiben nervenaufreibender<br />
Gerichtsprozesse zu ersparen,<br />
schlug der <strong>bvkm</strong> vor, das BVA solle die Pflegekassen<br />
anweisen, das Pflegegeld <strong>für</strong> den Zeitraum<br />
von April 2011 bis zum Inkrafttreten des PNG ungekürzt<br />
auszuzahlen.<br />
Mit Schreiben vom 29. November 2012 teilte das<br />
BVA mit, dass es diesem Anliegen nur bedingt<br />
entsprechende könne. Soweit Pflegekassen in der<br />
Vergangenheit niedrigere Tagessätze ausgezahlt<br />
hätten, wären sie entsprechend der bis dahin<br />
geltenden Rechtslage verfahren. Eine anderslautende<br />
Anweisung an die Pflegekassen durch das<br />
BVA sei daher nicht möglich. Soweit Pflegekassen<br />
jedoch abweichend verfahren würden und auch<br />
rückwirkend entsprechend der ab 30. Oktober<br />
2012 geltenden Rechtslage das Pflegegeld ungekürzt<br />
aus- bzw. nachzahlen, würde das BVA diese<br />
Praxis aufsichtsrechtlich tolerieren.<br />
Mit anderen Worten: Es ist jeder einzelnen Pflegekasse<br />
selbst überlassen, wie sie mit den in der<br />
Vergangenheit vorgenommenen Leistungskürzungen<br />
umgeht. Das BVA duldet zwar die von vielen<br />
Pflegekassen bereits vorgenommenen Nachzahlungen,<br />
mischt sich aber ansonsten nicht ins<br />
Geschehen ein. Sind aufgrund vergangener Leistungskürzungen<br />
noch Widerspruchs- oder Klageverfahren<br />
anhängig, sollten sich Betroffene auf<br />
zwei sozialgerichtliche Urteile berufen. Sowohl<br />
das Sozialgericht Mannheim (Urteil vom 20. August<br />
2012, Az. S 11 P 4278/11) als auch das Sozialgericht<br />
Nürnberg (Urteil vom 18. Juni 2012, Az.<br />
S 9 P 170/11) haben entschieden, dass die von den<br />
Pflegekassen in der Zeit von April 2011 bis Oktober<br />
2012 praktizierte Berechnungsweise rechtwidrig<br />
ist.<br />
Katja Kruse<br />
Das Schreiben des BVA an den <strong>bvkm</strong> vom 29. November 2012 hat folgenden Wortlaut:<br />
<strong>bvkm</strong>.<strong>aktuell</strong> Nr. 1/13 <strong>Februar</strong> <strong>2013</strong><br />
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