29.10.2012 Aufrufe

MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom

MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom

MENTAL– MENTAL– MENTAL– MENTAL - Medicom

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TITELMONTAGE: DPNY<br />

NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG<br />

AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Bewegung & Fitness<br />

Yoga<br />

Der Weg zur Harmonie<br />

Körper & Seele<br />

Die neue Einfachheit<br />

Überfluss schafft Überdruss<br />

Glutamat<br />

und das<br />

China-Restaurant-Syndrom


FOTO: BOTANICA<br />

Editorial<br />

A<br />

us dem Bauch heraus. Was das bedeutet,<br />

wissen wir alle. Und doch<br />

eben auch nicht, weil wir es aus dem<br />

Bauch heraus wissen und nicht vom<br />

Kopf aus. „Das, was ich weiß, von<br />

dem ich nicht weiß, dass ich es weiß,<br />

beeinflusst mich mehr, als ich weiß.“<br />

Dieser nur scheinbar paradoxe Satz<br />

trifft das Wesen des „Bauchdenkens“.<br />

Denn tatsächlich „wissen“ wir etwas<br />

da ganz tief unten im Körper. Wissenschaftler<br />

haben ein „Bauchhirn“ entdeckt.<br />

Mit dessen erstaunlichen Fähigkeiten<br />

beschäftigt sich nun ein ganzer<br />

Forschungszweig, die Neurogastroenterologie.<br />

In Studien konnte bereits<br />

bewiesen werden, dass das Darmhirn<br />

das Verdauungssystem kontrolliert,<br />

die Immunabwehr koordiniert, seinen<br />

Nachbarorganen Anweisungen gibt und<br />

sogar über ein Gedächtnis verfügt.<br />

Reisen Sie mit uns durch die faszinierende<br />

Welt des Verdauungssystems und<br />

begleiten Sie einen Apfel durch alle<br />

Stationen unseres Körpers.<br />

Doch was ist, wenn „tief da unten“ doch<br />

nicht alles so „glatt läuft“? Leider hören<br />

wir oft erst auf den Bauch, wenn dieser<br />

Ärger macht. Verdauungsstörungen sind<br />

wohl niemandem unbekannt. Wenn sie<br />

dauerhaft sind, sollten sie ernst genommen<br />

werden, auch wenn oft eine Krankheit<br />

dahinter steckt, die eigentlich gar<br />

keine ist: das Reizdarmsyndrom. Rund<br />

die Hälfte aller Patienten mit Magen-<br />

Darm-Problemen leidet daran.<br />

Unter der Überschrift „Wenn der Bauch<br />

rebelliert und der Arzt nichts findet“<br />

sind wir einem Phantom auf der Spur.<br />

Schmerzen, Unwohlsein, Verdauungsprobleme<br />

– ohne organische Ursache.<br />

Was das ist, wie es sich äußert und was<br />

man dagegen unternehmen kann: Im<br />

Titelthema finden Sie die Fakten.<br />

Unter anderem hilft Entspannung. Und<br />

die lernen Sie besonders gut beim Yoga.<br />

Auf Seite 18 erfahren Sie warum. Dass<br />

der beinahe schon „alte Hut“ unter den<br />

Entspannungstechniken im Moment so<br />

ein fulminantes Revival feiert, kommt<br />

nicht von ungefähr. Es gibt kaum körperliche<br />

und seelische Beschwerden und<br />

Erkrankungen, die von der Unfähigkeit<br />

zur Entspannung nicht negativ beeinflusst<br />

würden.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Ihnen Ihre<br />

Petra Wons<br />

Vorstand der <strong>Medicom</strong> Pharma AG<br />

Entspannung ist heutzutage ein hohes<br />

Gut geworden, denn kaum noch jemand<br />

kann es sich leisten, krank zu werden.<br />

Wie es weitergeht mit der Gesundheitsreform,<br />

bleibt auch weiterhin Thema für<br />

die MEDICOM. Was auf die Versicherten<br />

der gesetzlichen Krankenkassen zukommt:<br />

Sie finden Rechenbeispiele und<br />

Vorschläge zum Geldsparen, damit<br />

Ihnen die Kosten nicht „auf den Magen<br />

schlagen“.<br />

Doch das Magengrimmen kann auch andere<br />

Ursachen haben. Vertragen Sie zum<br />

Beispiel das Essen in Asiarestaurants<br />

nicht gut? Dann kann Glutamat die Ursache<br />

sein – ein Geschmacksverstärker,<br />

der so einigen, vor allem vorgefertigten<br />

Nahrungsmitteln ihre „Würze“ verleiht.<br />

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind<br />

jedoch weniger weit verbreitet, als man<br />

annimmt. Ob Glutamat zu Gesundheitsschäden<br />

führt oder nicht, lesen Sie im<br />

Beitrag „Glutamat und das China-<br />

Restaurant-Syndrom“.<br />

Ein auf jeden Fall „magenfreundliches“<br />

Vitalstoff-Rezept haben wir für Sie<br />

zusammengeköchelt. Guten Appetit auf<br />

Seite 41.<br />

Nicht nur die Auswahl der Nahrungsmittel<br />

hat Einfluss auf unser Wohlbefinden,<br />

wie Sie sicher wissen. Man kann auch<br />

sein Leben und seine Umgebung so<br />

„vollstopfen“, dass man sich schließlich<br />

selbst blockiert. Wie Sie sich von aufgestautem<br />

Krempel befreien, erfahren Sie<br />

auf der Seite 38 unter dem Motto „Die<br />

neue Einfachheit. Überfluss schafft<br />

Überdruss“.


Inhalt<br />

18<br />

Ab Seite<br />

Neues aus der Forschung:<br />

Glutamat<br />

Er ist fast in jedem vorgefertigten Lebensmittel<br />

zu finden: der Geschmacksverstärker Glutamat.<br />

Besonders häufig wird er in der Asiaküche verwendet.<br />

Ist er wirklich gesundheitsschädlich und gibt<br />

es tatsächlich ein China-Restaurant-Syndrom?<br />

Hier lesen Sie die Fakten.<br />

Körper & Seele:<br />

Die neue Einfachheit<br />

Überfluss schafft Überdruss. Das Leben wird immer komplizierter.<br />

Es gibt immer mehr Dinge, die man beachten muss<br />

und die unsere Aufmerksamkeit fordern. Zeit, sich selbst das<br />

Leben zu erleichtern und mit dem großen Aussortieren zu<br />

beginnen. Entscheiden Sie sich, was in Ihrem Leben gut und<br />

wichtig ist, und verabschieden Sie sich von dem Rest. Das<br />

gilt für Kleider, Möbel und Gegenstände genauso wie für<br />

negative Denkmuster und hinderliche Überzeugungen.<br />

Titelthema: Aus dem Bauch heraus:<br />

Gibt es tatsächlich ein Bauchgefühl?<br />

Der Bauch ist sensibel. Er Was man über Jahrhunderte<br />

ist das Zentrum des Kör- vermutet hatte, konnten Wispers<br />

und auch der Gradsenschaftler jetzt beweisen.<br />

messer für unser Wohlbe- Der Bauch denkt mit. Hier<br />

22<br />

finden. Man „hat die Wut sitzt ein „zweites Gehirn“ –<br />

im Bauch“, „Schmetter- die größte Ansammlung<br />

linge im Bauch“ oder „es von Nervenzellen außerhalb<br />

rutscht einem vor Angst des Kopfes.<br />

das Herz in die Hose“. Ab Seite<br />

12<br />

Ab Seite<br />

Bewegung & Fitness:<br />

Yoga – der Weg zur Harmonie<br />

Prominente wie Cindy Crawford, Uma Thurman, Sting,<br />

Wolfgang Joop und Ursula Karven machen es vor und viele<br />

andere folgen ihnen. Sie finden mit Yoga einen Weg zu<br />

körperlicher und seelischer Ausgeglichenheit. Yoga trainiert<br />

Körper und Geist, und das für jeden in angemessener Form.<br />

Yoga ist, neben Computerexperten, Indiens begehrtester<br />

Exportartikel in der westlichen Welt.<br />

Ab Seite<br />

38<br />

Kurzmeldungen:<br />

Gicht durch Bier?<br />

Alzheimer: Diabetes des Gehirns?<br />

Statine und Coenzym Q10<br />

Gesundheitsmeldungen<br />

Kopfschmerzen von<br />

Kopfschmerztabletten?<br />

Wie sich Prophezeiungen<br />

selbst erfüllen<br />

Gesundheit & Recht:<br />

Gerichtsurteile<br />

Reform des Gesundheitssystems,<br />

Teil 7<br />

Neues aus der Forschung:<br />

Glutamat und das China-<br />

Restaurant-Syndrom<br />

Mental-Serie:<br />

Aufmerksamkeit:<br />

Grenzenlos? Eingeschränkt?<br />

MEDICOM informiert:<br />

Braunhirse: nichts für Magenund<br />

Darmempfindliche<br />

Bewegung & Fitness:<br />

Yoga – der Weg zur Harmonie<br />

Titelthema:<br />

Aus dem Bauch heraus<br />

Körper & Seele:<br />

Die neue Einfachheit –<br />

Überfluss schafft Überdruss<br />

Essen & Trinken:<br />

Vitalstoff-Rezept<br />

Rubriken:<br />

Editorial<br />

Impressum<br />

Leserbriefe<br />

Rätselseite<br />

4<br />

4<br />

5<br />

5<br />

6<br />

8<br />

9<br />

10<br />

12<br />

15<br />

17<br />

18<br />

22<br />

38<br />

41<br />

2<br />

42<br />

42<br />

43


B<br />

Gicht durch Bier?<br />

ereits zwei Bier am Tag erhöhen<br />

das Risiko, an Gicht zu erkranken,<br />

um das 2,5-Fache im Vergleich zu<br />

keinem Bierkonsum. Zu diesem Ergebnis<br />

kamen Forscher im Rahmen einer<br />

Studie des Massachusetts General<br />

Hospital mit rund 47.000 Männern.<br />

In den Industrienationen leiden etwa<br />

20 Prozent der Männer unter einem<br />

erhöhten Harnsäurespiegel. Sie sind<br />

damit deutlich häufiger von der Gicht<br />

betroffen als Frauen und das Risiko<br />

steigt mit zunehmendem Alter. Doch<br />

die Gicht ist kein unabwendbares<br />

Schicksal, sondern häufig ernährungsbedingt.<br />

Sie galt früher als Krankheit<br />

der Reichen, denn vor allem eine<br />

energie- und fleischreiche Ernährunsgsweise<br />

begünstigt die Entstehung<br />

der Erkrankung.<br />

Betroffene sollten sich daher weitgehend<br />

vegetarisch ernähren und folgende<br />

Ernährungsempfehlungen beachten:<br />

purinreiche Lebensmittel wie Fleisch,<br />

Fisch oder Hülsenfrüchte meiden, auf<br />

Innereien verzichten<br />

purinarme Eiweißlieferanten wie<br />

Milch und Milchprodukte bevorzugen<br />

weitgehender Verzicht auf Alkohol,<br />

vor allem auf Bier<br />

Körpergewicht im Normalbereich<br />

halten<br />

regelmäßige körperliche Bewegung<br />

4<br />

Gichtanfälle treten oft nach gehaltvollem Essen<br />

und reichlichem Alkoholgenuss auf. Betroffene<br />

sollten wenig Fleisch essen und auf Alkohol,<br />

besonders auf Bier, weitgehend verzichten.<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

Alzheimer:<br />

Diabetes des Gehirns?<br />

Möglicherweise ist ein Insulinmangel im Gehirn für die Alzheimerkrankheit<br />

verantwortlich. Gibt es den Diabetes Typ 3?<br />

D<br />

iabetespatienten haben ein bis zu<br />

65 Prozent höheres Risiko, an Alzheimer<br />

zu erkranken. Die Wissenschaftler<br />

vermuteten deshalb seit längerer Zeit<br />

einen Zusammenhang zwischen der Alzheimerkrankheit<br />

und einem niedrigen<br />

Insulinspiegel, der für Zuckerkranke<br />

typisch ist. US-amerikanische Forscher<br />

von der Brown Universität in Providence<br />

haben jetzt entdeckt, dass Nervenzellen<br />

im Gehirn nicht nur auf Insulin reagieren<br />

– die Nervenzellen können es selbst produzieren.<br />

Bislang wurde angenommen,<br />

dass nur die Bauchspeicheldrüse Insulin<br />

produzieren kann. Doch die Fähigkeit des<br />

Gehirns, selbst Insulin zu bilden, scheint<br />

sogar sehr wichtig für das Überleben von<br />

Gehirnzellen zu sein. Denn Menschen, die<br />

an der Alzheimerkrankheit leiden, produzieren<br />

sehr viel weniger davon als gesunde<br />

Menschen. Diese Abweichung lässt<br />

sich den Forschern zufolge jedoch nicht<br />

mit den üblichen Stoffwechselerkrankungen<br />

Diabetes Typ 1 und Typ 2 erklären,<br />

sondern hat ihren Ursprung im zentralen<br />

Diabetiker<br />

leiden öfter an<br />

Alzheimer als<br />

gesunde Menschen.<br />

Ist Alzheimer<br />

gar eine<br />

besondere Form<br />

des Diabetes?<br />

Nervensystem. Auch hat diese Form der<br />

Stoffwechselerkrankung keine Auswirkungen<br />

auf den Blutzuckerspiegel. Daher<br />

wird sie von ihnen als Diabetes Typ 3<br />

bezeichnet. Das erhöhte Alzheimerrisiko<br />

von Diabetespatienten wird schon seit<br />

Jahren begleitend dokumentiert. Mediziner<br />

von der Rush Universität in Chicago<br />

beobachteten 824 katholische Nonnen,<br />

Priester und Ordensbrüder, die zu Beginn<br />

der Studie älter als 55 Jahre alt waren.<br />

Jährlich analysierten sie die klinischen<br />

Daten und machten neuropsychologische<br />

Tests, anhand derer man eine Alzheimererkrankung<br />

feststellen kann. Alle Teilnehmer<br />

hatten sich zudem bereiterklärt,<br />

ihre Gehirne nach ihrem Ableben der<br />

Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.<br />

Während der fünfjährigen Studie erkrankten<br />

151 Studienteilnehmer an der<br />

Alzheimerkrankheit, 31 davon litten an<br />

Diabetes. Gleichzeitig war das Alzheimerrisiko<br />

für Diabetiker um 65 Prozent<br />

höher als für ihre nichtzuckerkranken<br />

Glaubensbrüder und -schwestern.<br />

FOTO. PHOTOS.COM


Statine mit Coenzym Q10<br />

kombinieren<br />

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Cholesterinsenkende<br />

Medikamente, so genannte Statine, sollten zusammen<br />

mit einem Coenzym-Q10-Präparat angewendet werden.<br />

E<br />

in hoher Cholesterinspiegel ist der<br />

größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

insbesondere für Arteriosklerose.<br />

Zur Senkung des zu hohen<br />

Cholesterinspiegels werden meistens<br />

Statine verordnet, denn die Medikamente<br />

hemmen die körpereigene Produktion<br />

von Cholesterin sehr wirkungsvoll. Fast<br />

vier Millionen Deutsche sind bereits auf<br />

diese Medikamente angewiesen.<br />

Da Statine jedoch nicht nur die körpereigene<br />

Produktion von Cholesterin, sondern<br />

auch die körpereigene Produktion<br />

von Coenzym Q10 hemmen, sollten<br />

Patienten, die Statine einnehmen, auf eine<br />

gute Versorgung mit Coenzym Q10 achten<br />

und täglich 30 mg Coenzym Q10 zu sich<br />

nehmen. Das rät Dr. med. Markus Look,<br />

Internist und Autor des Beitrages der<br />

Arzneimittelkommission der deutschen<br />

Ärzteschaft. Der gesamte menschliche<br />

Körper ist auf das Coenzym Q10 angewiesen,<br />

wegen seines hohen Energiebedarfs<br />

trifft das jedoch ganz besonders<br />

auf den Herzmuskel zu. Ein Mangel<br />

kann hier zu einer Verminderung der<br />

Herzleistung führen. Coenzym Q10 kommt<br />

in fast allen Zellen des menschlichen<br />

Organismus vor. Mit diesem bedeutenden<br />

Element des Stoffwechsels macht der<br />

Körper sich die in Lebensmitteln steckende<br />

Energie nutzbar. Rund 95 Prozent<br />

der gesamten Körperenergie werden<br />

dadurch aktiviert.<br />

Neben seiner Funktion als Energielieferant<br />

schützt das Coenzym Q10 das LDL-<br />

Cholesterin vor dem Angriff durch Freie<br />

Radikale. Erst wenn LDL-Cholesterin<br />

durch die Freien Radikale oxidiert wird,<br />

ist es gefährlich und Ursache für die<br />

Verkalkung und den Verschluss der<br />

Blutgefäße. Das bedeutet, dass das Cholesterin<br />

mit den Statinen zwar gesenkt,<br />

aber bei einem Mangel an Coenzym Q10<br />

auch vermehrt oxidiert wird, was wiederum<br />

extrem gefährlich für die Blutgefäße<br />

ist. Um Herz und Adern doppelt<br />

zu schützen, sollten daher Statine und<br />

Coenzym Q10 zusammen eingenommen<br />

werden.<br />

Coenzym Q10 ist ein notwendiger Bestandteil der Zellen<br />

und unterstützt diese wesentlich bei der Produktion von<br />

Energie. Es bindet die Energie aus den Nährstoffen in ein<br />

Molekül, das ATP (Adenosintriphosphat) genannt wird.<br />

Da das Herz einen ganz besonders hohen Energieumsatz<br />

hat, ist Coenzym Q10 besonders für die Herzzellen von<br />

großer Bedeutung.<br />

GRAFIK: DPNY<br />

Gesundheitsmeldungen<br />

GANZ KURZ<br />

Krebs seltener ein Todesurteil<br />

Eine schlechte und eine gute Nachricht. Die<br />

schlechte Nachricht: Immer mehr Menschen<br />

erkranken an Krebs. Die gute Nachricht:<br />

Immer weniger Krebskranke sterben daran.<br />

Der Grund für die Zunahme der Erkrankungen:<br />

Die Bevölkerung wird immer älter und<br />

damit steigt auch die Zahl der Krebskranken.<br />

Der Grund für die besseren Überlebenschancen:<br />

Schnellere und genauere Diagnoseverfahren,<br />

mehr Menschen nutzen<br />

Vorsorgeuntersuchungen sowie neue und<br />

verbesserte Therapiemöglichkeiten. Heute<br />

werden Tumore oft schon in einem Stadium<br />

erkannt, in dem sie noch gut heilbar sind.<br />

++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Lakritze gegen Herpesviren<br />

Herpesviren bleiben nach einer akuten<br />

Infektion in bestimmten Körperzellen im<br />

„Schlummerzustand“. Sobald das Immunsystem<br />

des Betroffenen geschwächt ist,<br />

flammt die Infektion erneut auf. Ein Wirkstoff<br />

der Lakritze lässt die Tarnung der<br />

versteckten Viren auffliegen, worauf die<br />

Zellen mit einem Schutzprogramm reagieren<br />

und sich selbst zerstören. Lakritze wirkt<br />

bislang als erstes Mittel gegen die „schlummernden“<br />

Viren.<br />

++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Grüner Tee hält schlank<br />

Die im grünen Tee enthaltenen Substanzen<br />

– die Polyphenole – reduzieren die Zunahme<br />

von Körperfett (bei Mäusen). Das haben<br />

Wissenschaftler vom Deutschen Institut<br />

für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam<br />

herausgefunden. Sie vermuten, dass dieser<br />

Effekt nicht auf eine Appetitminderung,<br />

sondern auf eine verringerte Aufnahme der<br />

Nahrung im Darm und eine gesteigerte<br />

Fettverbrennung zurückzuführen ist.<br />

++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Liebesfilme wecken Romantik bei Männern<br />

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern<br />

steigt beim Schauen von Liebesfilmen der<br />

Spiegel des weiblichen Geschlechtshormons<br />

Progesteron. Die Männer gaben in der<br />

Studie an, in der Folge habe ihr Bedürfnis<br />

nach Anlehnung und Zärtlichkeit zugenomen.<br />

Actionfilme dagegen treiben den<br />

Testosteronwert (männliches Geschlechtshormon)<br />

von Männern in die Höhe. Bei<br />

Frauen sinkt er.<br />

++++++++++++++++++++++++++++++<br />

Späteres Gebäralter, längeres Leben<br />

Die Lebenserwartung von Frauen, die in<br />

einem höheren Lebensalter gebären, ist<br />

höher als die von Frauen, die jung Kinder<br />

bekommen. Das ergaben Untersuchungen<br />

von finnischen Familienstammbäumen. Die<br />

Forscher vermuten, dass Frauen Anlagen<br />

für das Alter ihrer Erstgeburt und die Zahl<br />

der Kinder von ihrer Mutter erben. Auch<br />

das Lebensalter werde davon beeinflusst.<br />

Die Biologen nehmen an, dass die Evolution<br />

die Langlebigkeit der Frauen, die früher<br />

Kinder bekommen, zugunsten ihrer Fortpflanzungsfähigkeit<br />

opfert.


FOTO: PHOTOS.COM<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

Kopfschmerzen<br />

von Kopfschmerztabletten?<br />

In Deutschland leiden etwa drei Millionen Menschen unter täglichen<br />

Kopfschmerzen. Auch Schmerzmittel können Kopfschmerzen<br />

verursachen.<br />

D<br />

er medikamenteninduzierte Kopfschmerz<br />

tritt hier neben anderen<br />

Kopfschmerzformen besonders häufig auf.<br />

So leiden hierzulande etwa 100.000 Menschen<br />

unter diesem dumpf-drückenden<br />

Kopfschmerz. Frauen sind<br />

fünf- bis zehnmal häufiger<br />

betroffen als Männer.<br />

Neuere Studien belegen<br />

eindrucksvoll, wie wichtig<br />

der sorgsame Umgang mit<br />

Schmerzmitteln ist. Oft<br />

verleiten häufige Kopfschmerzen<br />

den Patienten<br />

6<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

dazu, „vorsichtshalber“ ein Schmerz- oder<br />

Migränemittel zu nehmen. Menschen,<br />

die häufig unter Kopfschmerzen leiden,<br />

sollten Kopfschmerzmedikamente aber<br />

nicht länger als drei Tage hintereinander<br />

und auch nicht häufiger als an zehn Tagen<br />

pro Monat einnehmen, sonst kann der<br />

medikamenteninduzierte Kopfschmerz die<br />

Folge sein. Der Kopfschmerz tritt meist<br />

beidseitig auf. Betroffene beschreiben ihn<br />

als dumpf-bohrenden, manchmal auch<br />

pulsierenden Schmerz, der oft von Übelkeit<br />

und leichter Lärm- und Lichtempfindlichkeit<br />

begleitet wird.<br />

Was deutet auf den Teufelskreis<br />

aus Schmerz und Tabletten hin?<br />

Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft<br />

hat Diagnosekriterien erstellt, die<br />

auf einen von Medikamenten verursachten<br />

Kopfschmerz hindeuten. Wenn<br />

folgende Punkte zutreffen, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

hoch, dass es sich um<br />

einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz<br />

handelt:<br />

Die Betroffenen leiden pro Monat mehr<br />

als 20 Tage unter Kopfschmerzen<br />

Sie nehmen an mehr als zehn Tagen pro<br />

Monat regelmäßig Schmerzmittel ein<br />

(Mutterkornalkaloide und Triptane oder<br />

auch Schmerzmittelmischpräparate)<br />

Sowohl die Schwere als auch die Häufigkeit<br />

des Kopfschmerzes verschlechtern<br />

sich während dieser Zeit<br />

Grundsätzlich können alle zur<br />

Kopfschmerzbehandlung eingesetzten<br />

Schmerzmittel zum medikamenteninduzierten<br />

Dauerkopfschmerz führen. Vor<br />

allem aber sind Patienten gefährdet, die<br />

ein kombiniertes Schmerzmittel mit<br />

verschiedenen Wirkstoffen regelmäßig<br />

einnehmen. Sicher ist die Diagnose<br />

medikamenteninduzierter Kopfschmerz<br />

jedoch erst, wenn der Kopfschmerz nach<br />

Absetzen der Medikamente entweder ganz<br />

verschwindet oder zu seiner früheren<br />

Häufigkeit zurückkehrt. Darauf weisen<br />

Experten der Deutschen Migräne- und<br />

Kopfschmerz-Gesellschaft hin. „Nur der<br />

Entzug der eingenommenen Präparate<br />

kann den Dauerschmerz wieder nehmen“,<br />

betonen die Experten.<br />

Bei oft auftretenden und lange anhaltenden<br />

Kopfschmerzen sollten Sie von einem Neurologen<br />

die Ursachen abklären lassen<br />

FOTO: STONE


Unterschiedliche Kopfschmerzen<br />

und ihre Symptome<br />

Fast jeder hat einmal Kopfschmerzen.<br />

Etwa 70 Prozent aller Menschen leiden<br />

zeitweise daran. Doch Kopfschmerzen<br />

sind nicht gleich Kopfschmerzen. Migräne<br />

und Spannungskopfschmerz lauten<br />

die häufigsten Diagnosen. Insgesamt<br />

sind aber 165 verschiedene Formen von<br />

Kopfschmerzen bekannt.<br />

Was unterscheidet die Migräne vom<br />

Spannungskopfschmerz?<br />

Migräne<br />

Migräne tritt in Attacken auf und äußert<br />

sich zumeist in einseitigen pulsierenden<br />

Kopfschmerzen, die bei körperlicher<br />

Betätigung zunehmen. Fast immer ist sie<br />

von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen,<br />

Lichtscheu, Lärmempfindlichkeit und der<br />

Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten<br />

Gerüchen begleitet. Die Attacken<br />

dauern zwischen vier und 72 Stunden.<br />

Bei ungefähr zehn bis 15 Prozent der<br />

Betroffenen tritt vor den eigentlichen<br />

Schmerzen die so genannte „Migräneaura“<br />

auf. Darunter verstehen Fachleute<br />

neurologische Störungen wie Sehstörungen,<br />

Wahrnehmung von Lichtblitzen und<br />

gezackten Lichtlinien und Gesichtsfeldeinschränkungen.<br />

Auch Gleichgewichtsoder<br />

Gefühlsstörungen können auftreten.<br />

Die Aura entwickelt sich zumeist über<br />

einen Zeitraum von zehn bis 30 Minuten<br />

und geht dann wieder zurück.<br />

Bei der Migräne treten<br />

die Schmerzen häufig<br />

einseitig auf. Sie werden<br />

als pulsierend oder<br />

pochend beschrieben.<br />

Begleitet werden sie<br />

von Appetitlosigkeit<br />

(fast immer), Übelkeit<br />

(80 %), Erbrechen<br />

(40–50 %) , Lichtscheu<br />

(60 %), Lärmempfindlichkeit<br />

(50 %) und<br />

Überempfindlichkeit<br />

gegenüber bestimmten<br />

Gerüchen (10 %).<br />

Eine genaue Diagnose ist die wichtigste<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung<br />

der Migräne. Sie kann am besten<br />

in einem ausführlichen Gespräch mit<br />

Ihrem Arzt gestellt werden. Sonderuntersuchungen<br />

wie die Computertomografie<br />

sind nur bei bestimmten zusätzlichen<br />

Symptomen notwendig. Sie werden<br />

durchgeführt, um eine Hirnblutung oder<br />

einen Tumor auszuschließen.<br />

Spannungskopfschmerz<br />

Der Spannungskopfschmerz äußert sich<br />

durch leichte bis mäßige Schmerzen beidseitig<br />

im Kopf. Die Schmerzen beginnen<br />

häufig im Nacken und breiten sich dann<br />

über die Kopf- und Schläfenregion bis in<br />

das Gesicht aus. Der Schmerz ist dumpf,<br />

drückend oder ziehend. Manchmal können<br />

auch Übelkeit, Geräusch- und Lichtempfindlichkeit<br />

oder Schwindel vorkommen,<br />

sie sind aber in der Regel schwächer<br />

ausgeprägt als bei der Migräne. Spannungskopfschmerz<br />

kann Minuten oder<br />

Tage anhalten. Man unterscheidet zwischen<br />

gelegentlichem und chronischem<br />

Schmerz. Wenn der Kopfschmerz an<br />

wenigstens 15 Tagen im Monat auftritt,<br />

spricht man von einem chronischen<br />

Spannungskopfschmerz. Bewegung und<br />

Ablenkung können den Schmerz lindern.<br />

Treten die Schmerzen häufiger auf, sollte<br />

man einen Arzt aufsuchen.<br />

Der Spannungskopfschmerz<br />

tritt meist<br />

beidseitig auf und<br />

wird durch körperliche<br />

Aktivität nicht verstärkt.<br />

Er kann Minuten oder<br />

Tage dauern. Übelkeit,<br />

Geräusch- und Lichtempfindlichkeit<br />

können<br />

(schwächer ausgeprägt)<br />

auftreten.<br />

FOTO: PHOTOS.COM<br />

Thomas Spengler<br />

GESUNDHEIT DURCH VITALSTOFFE<br />

Informationen und Studien<br />

zum Nutzen von Vitalstoffen<br />

für den menschlichen Körper<br />

Bewahren uns Antioxidantien vor Krebs?<br />

Können Vitamine vor Arteriosklerose schützen?<br />

Verhindern Vitalstoffe Herz-Kreislauf-Erkrankungen?<br />

Oft gestellte Fragen, die niemand eindeutig beantworten<br />

kann. Auch in diesem Buch spielen diese<br />

Fragen eine große Rolle. Der Autor verspricht Ihnen<br />

keine Antworten, aber Sie werden sich nach dem<br />

Lesen dieses Buches sicher ein besseres Bild von der<br />

Leistungsfähigkeit von Vitalstoffen machen können.<br />

Neben einem kurzen einführenden Teil zur allgemeinen<br />

Funktion von Vitalstoffen werden über<br />

50 Studien zu ausgewählten Vitalstoffen kurz zusammengefasst.<br />

Lesen Sie in den Originalstudien,<br />

was es wirklich mit Vitalstoffen auf sich hat.<br />

Der Nutzen von Nahrungsergänzungen für die<br />

Gesundheit wird oft zwiespältig diskutiert. Der Autor<br />

stellt die derzeitige Rolle von Nahrungsergänzungen<br />

dar, zeigt die Möglichkeiten und Grenzen von<br />

Nahrungsergänzungen auf und beleuchtet, warum<br />

Vitalstoffe – sei es aus der Ernährung oder aus<br />

Nahrungsergänzungen – so wichtig für den<br />

Menschen sind.<br />

Bestellung über:<br />

IB Logistics GmbH<br />

Kennwort: Buchversand<br />

Rudolf-Diesel-Weg 10<br />

30419 Hannover<br />

Telefax: 0511 9843433<br />

ISBN 3-00-012604-X<br />

Preis: € 12,95<br />

Anzeige


FOTO: BRAND X PICTURES, DPNY<br />

Schon Voraussagungen können ausreichen, damit das Vorausgesagte<br />

tatsächlich eintritt. Psychologische Studien haben jetzt<br />

die destruktive Kraft von so genannten „self-fulfilling-prophecys“<br />

bewiesen.<br />

I<br />

Prophezeiungen<br />

n einer neuen Studie befragten US-<br />

Psychologen 115 Elternpaare, wie<br />

viel Alkoholkonsum sie bei ihren Teenagerkindern<br />

in Zukunft vermuteten. Die<br />

Kinder selbst füllten zur gleichen Zeit<br />

Fragebogen aus, in denen sie ihre derzeitigen<br />

Trinkgewohnheiten angaben.<br />

Ein Jahr später wurden die Kinder erneut<br />

befragt. Das Ergebnis: Hatten die Eltern<br />

die Trinkgewohnheiten des Kindes überschätzt,<br />

näherte sich der Konsum des Betroffenen<br />

im Laufe eines Jahres der Schätzung<br />

der Eltern an. Zu diesem Ergebnis<br />

kamen die Forscher, nachdem sie alle<br />

anderen Risikofaktoren für einen hohen<br />

Alkoholkonsum ausgeschlossen hatten.<br />

Die „sich selbst erfüllende Prophezeiung“<br />

war noch stärker, wenn sowohl der Vater<br />

als auch die Mutter von ihrem Kind einen<br />

stärkeren Alkoholkonsum erwarteten.<br />

Im Gegensatz dazu kam es zu keinem<br />

Anstieg des Konsums, wenn die Eltern<br />

den Konsum des Kindes unterschätzten.<br />

8 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Wie sich<br />

selbst erfüllen<br />

Das Phänomen der „sich selbst erfüllenden<br />

Prophezeiung“ (engl.: self-fulfillingprophecy)<br />

ist nicht neu. Der Psychotherapeut<br />

Paul Watzlawick hat folgende Definition<br />

dafür gefunden:<br />

„Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung<br />

ist eine Annahme oder Voraussage,<br />

die rein aus der Tatsache heraus, dass<br />

sie gemacht wurde, das angenommene,<br />

erwartete oder vorhergesagte Ereigniss<br />

zur Wirklichkeit werden lässt und so ihre<br />

eigene `Richtigkeit´ bestätigt.“<br />

Mit anderen Worten: Wenn ich der Überzeugung<br />

bin, dass etwas eintritt, sorge<br />

ich – oft unbewusst – dafür, dass dies<br />

tatsächlich geschieht. So erfüllt sich meine<br />

Vorhersage von selbst. Sind Eltern zum<br />

Beispiel der Ansicht, ihr Kind bleibe<br />

dumm, dann wird es das aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach auch – unabhängig<br />

von seiner tatsächlichen Intelligenz – bleiben.<br />

Zum einen weil es versucht, den<br />

Erwartungen und Überzeugungen seiner<br />

„Wer es glaubt, wird selig“,<br />

meinen Zweifler. „Was man<br />

glaubt, wird wahr“, haben<br />

Wissenschaftler jetzt bewiesen.<br />

Eltern in jeder Form gerecht zu werden,<br />

und zum anderen, weil es höchstwahrscheinlich<br />

nicht so gefördert wird wie ein<br />

Kind, von dem man annimmt, dass es<br />

besonders intelligent sei. So entsteht ein<br />

Teufelskreis aus Überzeugung und der<br />

Bestätigung der Überzeugung. Schon<br />

immer wurde vermutet, dass sich selbst<br />

erfüllende Prophezeiungen gerade bei der<br />

Entwicklung von Kindern eine große<br />

Rolle spielen. Bislang gab es jedoch noch<br />

sehr wenige aussagefähige Studien zu<br />

dem Thema. Eine weitere Studie hat jetzt<br />

zudem gezeigt, dass negative Erwartungen<br />

auch die Leistung mindern können.<br />

Was man bisher nur vermutete, konnte<br />

jetzt bewiesen werden: Abwertende Vorurteile<br />

beeinflussen Menschen so, dass sie<br />

den geringeren an sie gestellten Erwartungen<br />

letztlich entsprechen. Anders<br />

gesagt: Negative Vorurteile wirken sich<br />

auf destruktive Weise auf die Betroffenen<br />

aus – auch wenn diese davon überzeugt<br />

sind, dass das Vorurteil unberechtigt ist.<br />

Ein Forschungsprojekt über die Wirkung<br />

von „Blondinenwitzen“ hat bestätigt,<br />

dass blonde Frauen, mit dem Urteil<br />

„Blondinen sind dumm“ konfrontiert,<br />

tatsächlich Leistungseinbußen aufweisen.<br />

Der Sozialpsychologe Professor Jens<br />

Förster von der Internationalen Universität<br />

Bremen hat 80 Frauen, die Hälfte<br />

davon blond, mit Witzen – zum Teil über<br />

Blondinen – konfrontiert und danach<br />

zum Intelligenztest gebeten. Das überraschende<br />

Ergebnis der Studie: Diejenigen<br />

blonden Frauen, die Blondinenwitze<br />

gelesen hatten, lösten weniger Prüfungsaufgaben<br />

als ihre blonden Geschlechtsgenossinnen,<br />

die an den Test gingen,<br />

ohne derartige Witze gelesen zu haben.


§<br />

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT §GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT GERICHTSURTEILE IN SACHEN GE<br />

Chefarztbehandlung<br />

nicht ohne Chefarzt<br />

Hat ein Klinikpatient einen Wahlleistungsvertrag<br />

für eine Chefarztbehandlung<br />

unterschrieben, diesen während<br />

seines Krankenhausaufenthaltes jedoch<br />

nie zu Gesicht bekommen, muss der<br />

Patient auch nicht für die Spezialbehandlung<br />

bezahlen. Um eine<br />

Privatrechnung zu schreiben, muss<br />

der Chefarzt schon selbst behandeln.<br />

LG Konstanz,<br />

AZ: 2 0 58/02<br />

�<br />

Taube Zunge nach<br />

Zahnarztbesuch<br />

Nach einer Betäubungsspritze beim<br />

Zahnarzt klagte eine Patientin über<br />

ein dauerhaftes Taubheitsgefühl in<br />

der rechten Zungenhälfte. Der Zahnarzt<br />

hatte beim Spritzen den Zungennerv<br />

beschädigt. Dies kommt selten<br />

vor, dennoch hätte der Mediziner<br />

seine Patientin über dieses Risiko im<br />

Vorfeld aufklären müssen. Das Gericht<br />

sprach der Klägerin 6.000 Euro<br />

Schmerzensgeld zu.<br />

OLG Koblenz,<br />

�<br />

AZ: 5 U 41/03<br />

Verdauungsprobleme<br />

kein Grund für Schadenersatz<br />

im Urlaub<br />

Eine ganze Familie litt während eines<br />

Urlaubsaufenthaltes in der Türkei an<br />

Durchfall. Wie ihnen ging es von<br />

900 Hotelgästen noch 22 weiteren<br />

Urlaubern. Deshalb vermutete die<br />

Familie mangelnde Hygiene in der<br />

Hotelküche und klagte auf Schadenersatz.<br />

Die Klage wurde jedoch<br />

abgewiesen, weil Vermutungen nicht<br />

ausreichen und Durchfall im Orient<br />

nicht ungewöhnlich ist.<br />

AG Hannover,<br />

AZ: 502 C 1714/02<br />

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT<br />

Eine Haftung für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität<br />

können wir nicht übernehmen.<br />

Kassenwechsel bei<br />

Beitragserhöhungen<br />

Ein Versicherter der Taunus Betriebskrankenkasse<br />

(Taunus BKK) sollte<br />

nach deren Zusammenschluss mit der<br />

Novartis BKK einen höheren Versicherungsbeitrag<br />

zahlen. Er kündigte unter<br />

Berufung auf das Recht, bei Beitragserhöhungen<br />

wechseln zu können.<br />

Seine alte Kasse und ihr neuer Partner<br />

akzeptierten die Kündigung nicht, da<br />

es sich um eine „erstmalige Beitragsfestsetzung“<br />

einer „neuen Kasse“ handeln<br />

würde. Das Bundessozialgericht<br />

gab jedoch dem Versicherten Recht.<br />

Die Kassen dürfen nach einem Zusammenschluss<br />

und einer Beitragserhöhung<br />

den Mitgliedern das Sonderkündigungsrecht<br />

nicht verwehren.<br />

BSG,<br />

AZ: B 12 KR 15/04<br />

�<br />

Schlingern: bei<br />

Kreuzfahrten normal<br />

Die Reisenden auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

müssen auf Schlingerbewegungen<br />

des Schiffes bei starkem Seegang<br />

gefasst sein. Stürzen die Passagiere<br />

an Bord bei einem Sturm und verletzen<br />

sich dabei, ist der Veranstalter<br />

dafür nicht haftbar.<br />

LG Bremen,<br />

AZ: 7 0 124/03<br />

Gut festhalten heißt es bei der Kreuzfahrt,<br />

wenn das Schiff mächtig<br />

schaukelt. Für „Sturmschäden“<br />

am Passagier ist der<br />

Veranstalter nicht<br />

haftbar.<br />

Alternative Therapien<br />

werden nicht immer<br />

erstattet<br />

Eine privat versicherte Patientin nahm<br />

nach einer überwundenen Brustkrebserkrankung<br />

über die normale<br />

Nachsorge hinaus zwei alternative<br />

Therapien in Anspruch (Kohlendioxidbehandlung,<br />

vaginale Moortherapie).<br />

Da private Krankenkassen alternative<br />

Therapieformen oft auch erstatten,<br />

ging die Patientin davon aus, dass ihre<br />

Kasse dies auch in diesem Falle tun<br />

würde. Die Kasse lehnte ab und bekam<br />

Recht. Begründung: Bei alternativen<br />

Methoden muss es sich um solche<br />

Verfahren handeln, die den Nachweis<br />

klinischer Wirksamkeit erbringen<br />

können. Außenseitermethoden, die auf<br />

spekulativen Denkmodellen beruhen,<br />

sind davon abzugrenzen und daher<br />

nicht erstattungsfähig.<br />

OLG Köln,<br />

AZ: 5 U 211/01<br />

9<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

ILLUSTRATION: NILS WASSERMANN


D<br />

Sparen trotz höherer Gesundheitsausgaben?<br />

Herr Meyer hat es durchgerechnet<br />

und zeigt Ihnen,<br />

wie es geht.<br />

Reform<br />

as ist schon skandalös: Einige<br />

Kassen erwirtschaften im Zuge der<br />

Gesundheitsreform hohe Gewinne, senken<br />

aber nicht die Beiträge der Versicherten,<br />

sondern erhöhen die Gehälter<br />

ihrer Vorstände um erhebliche Summen.<br />

Kein Wunder, dass eine repräsentative<br />

Umfrage der Zeitschrift Stern ergeben<br />

hat, dass 47 Prozent aller gesetzlich<br />

Krankenversicherten der Meinung sind,<br />

dass die Hauptgewinner der Gesundheitsreform<br />

2004 die Krankenkassen<br />

sind. Ziel der Gesundheitsreform war es,<br />

die Beitragszahler zu entlasten, aber<br />

10 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Herr Meyer, die Internetapotheke und<br />

der Hausarzt<br />

lediglich ein Prozent der Befragten gaben<br />

an, dass sie sich als Begünstigte sehen.<br />

Die im Jahr 2004 erwirtschafteten Überschüsse<br />

der gesetzlichen Krankenkassen<br />

von zirka vier Milliarden Euro sollen<br />

nämlich nach Angaben der Kassen<br />

zum Schuldenabbau verwendet werden.<br />

40 Prozent der Studienteilnehmer fordern<br />

jedoch die von den Politikern in<br />

Aussicht gestellte Beitragssenkung.<br />

Das wird jetzt geschehen. Die Kassen<br />

werden ab dem 1. Juli 2005 per Gesetz<br />

dazu verpflichtet, die Beiträge der Versicherten<br />

um 0,9 Prozentpunkte zu senken.<br />

Teil 7<br />

des Gesundheitssystems<br />

Im Durchschnitt zahlte jeder Bundesbürger<br />

seit der Gesundheitsreform 150 Euro<br />

mehr im Jahr.<br />

Auch wenn die Kassen ab Juli ihre<br />

Beiträge senken müssen: Die künftigen<br />

neuen Zuzahlungen für Zahnersatz und<br />

Krankengeld machen für den Versicherten<br />

ab dem 1. Juli 2005 diese Ersparnis<br />

von 0,9 Prozent wieder zunichte – dabei<br />

ist der Arbeitgeberanteil, der dann zum<br />

Teil auch vom Arbeitnehmer übernommen<br />

werden muss, noch nicht einmal<br />

berücksichtigt.<br />

ILLUSTRATIONEN AUF DEN SEITEN 10 UND 11: NILS WASSERMANN


Was ändert sich ab dem 1. Juli 2005 ?<br />

Arbeitnehmer Meyer hat ein Bruttogehalt von 2.500 Euro.<br />

Der Beitragssatz seiner Krankenkasse beträgt im Moment 14 Prozent<br />

seines Einkommens. Er zahlt für seine Krankenversicherung<br />

im Moment also einen Arbeitnehmeranteil von 175 Euro. Sein<br />

Arbeitgeber zahlt die andere Hälfte, ebenfalls 175 Euro.<br />

Ab dem 1. Juli 2005 sinken die Krankenkassenbeiträge<br />

um 0,9 Prozentpunkte.<br />

Davon profitieren Arbeitnehmer Meyer<br />

und sein Arbeitgeber jeweils zur Hälfte.<br />

Arbeitnehmer und Arbeitgeber zahlen ab<br />

jetzt 163,75 Euro, sie sparen also jeweils<br />

11,25 Euro. Ab Juli muss Herr Meyer aber<br />

auch einen zusätzlichen Beitrag für Zahnersatz<br />

in Höhe von 0,4 Prozentpunkten<br />

zahlen. In seinem Fall sind dies 10 Euro.<br />

1.<br />

Die meisten Krankenkassen bieten bereits ein Hausarztmodell<br />

an oder testen es gerade. Das Programm<br />

bedeutet für Herrn Meyer, dass er im Krankheitsfall<br />

immer erst zu seinem Hausarzt geht. Der Hausarzt<br />

koordiniert seine Behandlung, überweist ihn im<br />

Bedarfsfall an Fachärzte und Kliniken und sammelt<br />

seine Unterlagen. Wenn er an einem Hausarztprogramm<br />

teilnimmt, winken für Herrn Meyer, je nach<br />

Kasse, bei der er versichert ist, Vergünstigungen wie<br />

zum Beispiel der Wegfall der<br />

Praxisgebühr. Herr Meyer<br />

und andere Versicherte<br />

können sich freiwillig für<br />

ein solches Programm<br />

entscheiden. Fragen Sie<br />

bei Ihrer Kasse nach,<br />

wenn Sie wissen möchten,<br />

welche Bedingungen<br />

Ihre Kasse anbietet.<br />

Zudem muss er künftig auch den neuen<br />

Beitrag zum Krankengeld in Höhe von<br />

0,5 Prozentpunkten allein übernehmen,<br />

der Arbeitgeber trägt hier nicht die<br />

Hälfte. Herr Meyer zahlt für das neue<br />

Krankengeld also zusätzlich 12,50 Euro.<br />

Der Krankenkassenbeitrag von Herrn<br />

Meyer erhöht sich demnach insgesamt<br />

auf 186,25 Euro, während der Arbeitgeberbeitrag<br />

bei 163,75 Euro bleibt.<br />

TIPP Das Hausarztmodell<br />

TIPP Die Internetapotheke<br />

3.<br />

TIPP<br />

Die Bonusprogramme<br />

Herr Meyer kann Bonusprogramme in Anspruch<br />

nehmen. Ein Bonus können beispielsweise eine Ermäßigung<br />

bei Zuzahlungen oder niedrigere Beiträge<br />

sein. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse nach Boni<br />

Spartipps<br />

2.<br />

Herr Meyer muss also zusätzlich den<br />

Beitragsanteil (11,25 Euro) tragen, um den<br />

sich der Anteil seines Arbeitgebers verringert.<br />

Höchste Zeit für Herrn Meyer, sich<br />

nach Möglichkeiten zum Sparen umzusehen!<br />

Neben einem Wechsel in eine<br />

günstigere Kasse bieten sich ihm und<br />

anderen gesetzlich Krankenversicherten<br />

einige Möglichkeiten. Wir stellen Ihnen<br />

hier drei Varianten vor.<br />

Herr Meyer kann seine apothekenpflichtigen<br />

Arzneimittel<br />

auch bei einer Versandapotheke<br />

bestellen – per Post,<br />

per Telefon oder per Internet.<br />

In Internetapotheken<br />

zu bestellen, kann sich<br />

lohnen. Besonders, wenn<br />

Herr Meyer regelmäßig<br />

Medikamente braucht.<br />

Finden Sie das interessant?<br />

Klären Sie mit Ihrer Krankenkasse, welche<br />

Versandapotheken sie anerkennt, und<br />

lassen Sie sich ein Verzeichnis zuschicken.<br />

Informieren Sie sich bei den einzelnen<br />

Versandapotheken ganz genau nach den<br />

Preisen, Lieferbedingungen, -zeiten und wie<br />

Sie Ihre Rezepte einreichen müssen.<br />

für gesundheitsbewusstes Verhalten,<br />

regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen<br />

oder für die Teilnahme an zugelassenen<br />

strukturierten Behandlungsprogrammen<br />

(so genannten Diseasemanagementprogrammen).<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

11


FOTO: IMAGESOURCE<br />

Auch in Tomaten enthalten: Glutamat.<br />

Von vielen wird er wegen seiner<br />

geschmacklichen Eigenschaften und der<br />

Möglichkeit der Salzreduktion geschätzt.<br />

12 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Glutamat<br />

und das China-<br />

Restaurant-Syndrom<br />

Der Geschmacksverstärker Glutamat gerät erneut in die Schlagzeilen.<br />

Ist er wirklich gesundheitlich bedenklich oder doch unschädlich?<br />

N<br />

ach dem Essen in China- und anderen<br />

Asiarestaurants verspüren manche<br />

Menschen immer wieder seltsame<br />

Symptome: Kribbeln oder Taubheitsgefühl<br />

im Nacken, in den Armen und im<br />

Rücken, Schwächegefühl, Herzklopfen,<br />

Schwindel, Kopfschmerzen, Engegefühl<br />

in der Brust. Als Auslöser<br />

verdächtigt:<br />

der Geschmacksverstärker<br />

Glutamat, der in der<br />

asiatischen Küche besonders reichlich<br />

zum Würzen verwendet wird. Als<br />

Verursacher des China-Restaurant-<br />

Syndroms geriet Glutamat so bereits in<br />

den 70er-Jahren in die Schlagzeilen.<br />

Zahlreiche Untersuchungen konnten<br />

diese Unverträglichkeitsreaktionen<br />

jedoch nicht<br />

direkt mit dem Glutamat im Essen in<br />

Verbindung bringen, zumal in der<br />

Asiaküche auch andere, für Europäer<br />

fremde Zutaten und Gewürze verwendet<br />

werden, die theoretisch ebenfalls Allergien<br />

oder pseudoallergische Reaktionen<br />

auslösen können. Im Gegenteil: Die<br />

Ernährungsministerien fast aller Länder<br />

stufen den Geschmacksverstärker, der<br />

auch unter den E-Nummern E 620 bis<br />

E 625 bekannt ist, auf Basis verschiedener<br />

Studien als unbedenklich ein. Inzwischen<br />

hat Glutamat seinen Weg auch in die<br />

europäische Küche gefunden. Keineswegs<br />

nur beim Chinesen begegnen wir dem<br />

von Glutamat erzeugten Geschmack,<br />

den Japaner<br />

als „umami“, als<br />

„köstlich“ bezeichnen.<br />

Glutamat wird also nicht nur wegen seiner<br />

geschmacksverstärkenden Wirkung<br />

eingesetzt, sondern gilt inzwischen neben<br />

süß, sauer, salzig und bitter als fünfte<br />

Geschmacksrichtung. Sie ähnelt dem<br />

Geschmack einer Bouillon und schmeckt


Ob Roquefort, Parmesan, Gouda,<br />

Camembert oder Brie – als natürlicher<br />

Bestandteil ist Glutamat reichlich in<br />

Käse enthalten<br />

würzig-pikant. Vor allem industriell vorgefertigten<br />

Lebensmitteln wie Fertiggerichten<br />

wird zusätzlich Glutamat zugegeben.<br />

Allen voran: Brühwürfeln und Tütensuppen.<br />

Auch Knabbereien wie Kartoffelchips<br />

und Würzmitteln wird viel Glutamat<br />

zugefügt. (Welche weiteren Lebensmittel<br />

viel Glutamat enthalten, entnehmen Sie<br />

bitte der nebenstehenden Tabelle.)<br />

Nun wurde ein neuer Verdacht geäußert,<br />

nach dem Glutamat das Risiko, an einer<br />

bestimmten Art von grünem Star<br />

zu erkranken (Normaldruckglaukom),<br />

erhöhen soll. Diese spezielle Glaukomerkrankung,<br />

die besonders oft in Asien<br />

vorkommt, wo viel Glutamat konsumiert<br />

wird, könne jedoch auch genetisch<br />

bedingt sein, räumen die Forscher ein.<br />

Was ist nun von Glutamat zu halten?<br />

Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ernährung (DGE) ist die Verwendung<br />

von Glutamat zur Würzung von Speisen<br />

für die Allgemeinheit unbedenklich.<br />

Glutamat findet sich von Natur aus in<br />

fast allen Lebensmitteln und auch in<br />

der Muttermilch. Die wissenschaftlich<br />

korrekt als Glutaminsäure bezeichnete<br />

Aminosäure und ihre Salze, die Glutamate,<br />

geben zum Beispiel Käse und<br />

Tomaten ihren besonders würzigen<br />

Geschmack. Auch der Körper selbst bildet<br />

Glutaminsäure, die als Botenstoff im<br />

Gehirn eine wichtige Rolle spielt. Als<br />

Neurotransmitter, also als Nervenboten-<br />

FOTO: IMAGESOURCE<br />

stoff, ist Glutaminsäure unter anderem<br />

an der Schmerzübertragung, am Körperwachstum,<br />

an der Gewichtsregulierung<br />

und an der Appetitsteuerung beteiligt. Im<br />

Gehirn wird Glutamat (Glutaminsäure)<br />

von den Hirnzellen selbst produziert. Die<br />

überwiegende Zahl der Experten ist der<br />

Ansicht, dass das über die Nahrung aufgenommene<br />

Glutamat nicht ins Gehirn<br />

vordringen kann, weil es die so genannte<br />

Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann.<br />

Die Blut-Hirn-Schranke sorgt dafür, dass<br />

keine unerwünschten Stoffe aus dem Blut<br />

ins Gehirn vordringen können.<br />

Hier setzen die Kritiker an und stell<br />

e n<br />

infrage, ob Glutamat bei<br />

Sojasoße enthält<br />

besonders viel<br />

Glutamat und<br />

wird in der Asia-<br />

Küche reichlich<br />

verwendet.<br />

Unser Körper enthält<br />

von Natur aus etwa<br />

zehn Gramm freies<br />

Glutamat. Der größte<br />

Anteil ist im Gehirn,<br />

in den Muskeln, der<br />

Leber und in den<br />

Nieren zu finden.<br />

Gehirn 2,3 g<br />

Muskeln 6,0 g<br />

Leber 0,7 g<br />

Nieren 0,7 g<br />

Blut 0,04 g<br />

Menschen mit Erkrankungen, die die<br />

Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigen –<br />

wie zum Beispiel bei Morbus Alzheimer<br />

oder nach einem Schlaganfall – tatsächlich<br />

nicht ins Gehirn vordringen und<br />

wichtige Nervenvorgänge beeinflussen<br />

kann. Selbst bei gestörter Blut-<br />

Hirn-Schranke kann eine schädigende<br />

Wirkung jedoch, wenn überhaupt, nur<br />

bei extrem hohen Dosen auftreten. Und<br />

diese sind bei normalen Ernährungsgewohnheiten<br />

nur sehr<br />

schwer<br />

Welche Lebensmittel<br />

enthalten viel Glutamat?<br />

Als natürlichen Bestandteil:<br />

Tomaten, Tomatensaft<br />

Käse (Roquefort, Parmesan, Gouda, Camembert, Brie)<br />

Als Zusatzstoff:<br />

pikantes Knabbergebäck aus Kartoffeln oder Getreide<br />

wie Käsestangen, Kartoffelchips usw.<br />

Sojasoße, Tomatenketchup, Würzsoßen, Worcestersoße,<br />

Brühwürfel, Hefeextrakte, Fleischextrakte<br />

Fisch, Fleischpasteten, Dosen- und Tütensuppen<br />

GRAFIK: DPNY


FOTO: IMAGESOURCE<br />

z u<br />

erreichen. Eine andere Risikogruppe sind<br />

Menschen, die pseudoallergisch auf<br />

Glutamat reagieren.<br />

Zur Erklärung<br />

Allergie und Pseudoallergie<br />

Bei einer „echten“ Allergie wird das<br />

Krankheitsbild durch eine fehlgeleitete<br />

Antikörperfreisetzung des Immunsystems<br />

verursacht. Bei einer Pseudoallergie ist<br />

der Wirkmechanismus direkter und<br />

erfolgt ohne Antikörperfreisetzung. Die<br />

Pseudoallergie wird vor allem durch<br />

Lebensmittelzusatzstoffe (z. B. Glutamat,<br />

Azofarbstoffe) ausgelöst, aber auch durch<br />

bestimmte Lebensmittelbestandteile (z. B.<br />

Histamin). Fakt ist, dass einzelne Personen<br />

möglicherweise tatsächlich extrem<br />

sensibel auf Glutamat reagieren können.<br />

Was tun?<br />

Sollten Sie der Ansicht sein, auf Glutamat<br />

empfindlich zu reagieren – zum Beispiel<br />

nach dem Besuch eines Asiarestaurants –,<br />

sollten Sie beim Allergologen prüfen lassen,<br />

ob bei Ihnen eine Glutamatempfindlichkeit<br />

vorliegt. Es empfiehlt sich, vorher<br />

ein Ernährungssymptomtagebuch zu<br />

führen, in dem alle eventuellen Verdachtsmomente<br />

festgehalten werden. So können<br />

Sie der Unverträglichkeit besser auf die<br />

Spur kommen und dem Allergologen bei<br />

Natürlich vorkommendes<br />

Glutamat (z. B. in der Tomate)<br />

und industriell gewonnenes<br />

Glutamat (z. B. in Brühwürfeln)<br />

werden vom Körper gleich<br />

behandelt und unterscheiden<br />

sich weder in der Aufnahme<br />

noch in ihren Stoffwechseleigenschaften.<br />

Chips schmackhaft gemacht: Die<br />

Geschmacksintensivierung durch den<br />

Zusatz von Glutamat spielt bei der<br />

Auswahl von Lebensmitteln eine<br />

entscheidende Rolle<br />

seiner Diagnosestellung<br />

behilflich sein. Im<br />

gegebenen Fall sollten<br />

Sie von mit Glutamat<br />

gewürzten Speisen absehen<br />

und<br />

Lebensmittel mit einem<br />

hohen natürlichen Anteil<br />

an Glutamat mit<br />

Vorsicht genie-ßen.<br />

Am besten mei-den<br />

Sie Fertiggerichte<br />

völlig. Wie bereits<br />

erwähnt ist Glutamat, wenn es Lebensmitteln<br />

hinzugefügt wird, üblicherweise<br />

mit den<br />

E-Nummern E 620 bis<br />

E 625 auf der Zutaten-liste aufgeführt.<br />

Es kann sich jedoch auch hinter Bezeichnungen<br />

wie Hefeextrakt, Geschmacksverstärker,<br />

Würze oder Würzmittel verbergen.<br />

Ein<br />

Hinweis: Oft wird Glutamat Lebensmitteln<br />

zugegeben, denen vorher Wasser entzogen<br />

wurde und die dadurch an<br />

natürlichem Geschmack verloren haben<br />

(z. B. Tütensuppen).<br />

Gefährlich oder nicht?<br />

Gesunden Personen, die keine Glutamatunverträglichkeit<br />

haben, werden eine<br />

gelegentliche Tütensuppe und ein paar<br />

Kartoffelchips oder der Besuch eines<br />

Asiarestaurants sicher nicht schaden,<br />

wenn sie sich ansonsten gesund und ausgewogen<br />

ernähren. Und das ist der springende<br />

der Punkt. Zu gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigungen kann es dann kommen,<br />

wenn man sich nur noch von<br />

Fertigprodukten, Knabbergebäck und Tütensuppen<br />

ernährt. Denn der Geschmack<br />

von Glutamat verleitet dazu, zu viel zu<br />

essen, außerdem gewöhnt man sich an<br />

ihn. Gerade Kinder und Jugendliche soll-<br />

FOTO: DPNY


Hier ausschneiden<br />

Manchmal hat man das Gefühl, die ganze Welt habe sich gegen einen verschworen.<br />

Das Leben scheint in Schleifen zu verlaufen und uns immer<br />

wieder mit denselben unliebsamen Ereignissen zu konfrontieren.<br />

Sosehr man sich auch bemüht, man<br />

gerät doch immer wieder an die<br />

falsche Frau oder den falschen Mann, man<br />

wird bei Beförderungen ständig übergangen<br />

oder man fühlt sich von allen falsch<br />

verstanden. Auch wenn es schwer fällt,<br />

das zu glauben: Man ist niemals hilflos<br />

den Umständen ausgeliefert – meist steht<br />

man sich selbst im Weg. Wie merkt man,<br />

ob das tatsächlich so ist und man selbst<br />

die Ursache für die eigenen Missgeschicke<br />

ist? Man muss sich selbst und sein Verhalten<br />

aufmerksam beobachten können. Im<br />

zweiten Teil dieser Reihe zur mentalen<br />

Gesundheit sind wir bereits auf die Bedeutung<br />

der Aufmerksamkeit eingegangen.<br />

Jetzt wollen wir dieses Thema noch ein<br />

wenig vertiefen.<br />

Unsere Aufmerksamkeit ist begrenzt.<br />

Wollten wir alle Informationen, die unser<br />

Umfeld bietet, vollständig aufnehmen<br />

und verarbeiten, würde es uns schwer<br />

fallen, gezielte Entscheidungen zu treffen,<br />

da unser Gehirn mit der Fülle der<br />

Informationen überfordert wäre. Das<br />

wäre dann etwa so, als wäre man auf<br />

einem orientalischen Basar, auf dem<br />

man von so vielen Händlern gleichzeitig<br />

angesprochen wird, dass man bei den<br />

vielen Angeboten gar nicht mehr weiß,<br />

welches man nun annehmen soll.<br />

Um bei unserer mehr oder weniger<br />

begrenzten Aufnahmefähigkeit einigermaßen<br />

sichergehen zu können, dass wir<br />

die Dinge erfassen, die von Bedeutung für<br />

uns sind, hat unser Verstand Aufmerksamkeitsraster<br />

für bestimmte Situationen<br />

3.<br />

TEIL<br />

AUFMERKSAMKEIT<br />

GRENZENLOS? EINGESCHRÄNKT?<br />

entwickelt. Diese<br />

Aufmerksamkeitsraster nehmen situationsbezogen<br />

nur bestimmte Informationen<br />

wahr, andere Informationen werden ausgeblendet.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie lesen<br />

aufmerksam in einem Buch. Während Sie<br />

lesen, steht die Welt um Sie herum nicht<br />

still, eine Uhr tickt, ein Flugzeug fliegt<br />

in weiter Ferne am Fenster vorbei, die<br />

Feuerwehr fährt mit lauter Sirene vorbei.<br />

Doch diese Dinge nehmen Sie während<br />

des Lesens nicht wahr, sie werden aus<br />

Ihrer Wahrnehmung ausgeblendet.<br />

Wie entstehen Aufmerksamkeitsraster,<br />

und wie entscheidet unser Verstand,<br />

welche Informationen wichtig sind und<br />

welche nicht? Er hat aus vergangenen<br />

Ereignissen gelernt, aus der gebotenen<br />

Informationsfülle bestimmte Kombinationen<br />

von Informationen herauszufiltern –<br />

sie wiederzuerkennen. Dann kann er sie<br />

zuordnen und Reaktionen auslösen, die<br />

<strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong><br />

SERIE<br />

sich in der Vergangenheit<br />

in dieser Situation als erfolgreich<br />

erwiesen haben. Wir wissen dann sofort,<br />

was zu tun ist, wenn bestimmte Umstände<br />

eintreten. Entscheidungen, die wir<br />

intuitiv treffen, unterscheiden sich hiervon,<br />

weil unsere Intuition keine klaren<br />

Anweisungen erteilt. Sie gibt lediglich<br />

eine Empfehlung oder Einschätzung ab.<br />

Man hat dann „ein Gefühl“ dafür, was in<br />

der betreffenden Situation richtig ist, und<br />

unser Verstand kann demgemäß handeln<br />

oder eine andere Entscheidung treffen.<br />

Aufmerksamkeitsraster sind lernfähig,<br />

denn im Laufe unseres Lebens ändert sich<br />

die Bedeutung bestimmter Informationen<br />

und unsere Reaktionen passen sich daran<br />

an. Die Schritte unseres strengen Grundschullehrers<br />

zu hören, hat uns im Kindesalter<br />

möglicherweise geängstigt, während<br />

sie uns im Erwachsenenalter mit einem<br />

Lächeln an vergangene Zeiten denken<br />

lassen. So wie mit dem strengen Grundschullehrer<br />

verhält es sich mit fast allen<br />

Dingen. Wir bewerten im Laufe unseres<br />

Lebens viele Situationen neu, weil wir mit<br />

zunehmendem Alter andere Prioritäten<br />

ZUM AUSSCHNEIDEN UND SAMMELN<br />

ILLUSTRATION: NILS WASSERMANN<br />

FOTO: DPNY


„ Es gibt Menschen, die ihre ungeteilte<br />

Aufmerksamkeit ihrem Leid und ihren<br />

Widrigkeiten widmen und glauben,<br />

“<br />

nur<br />

dadurch wirklich zu leben ...<br />

(Rose von der Au)<br />

setzen. Es kann aber aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen<br />

dazu kommen, dass ein Aufmerksamkeitsraster<br />

seine Anpassungsfähigkeit<br />

verliert. Wie und warum das passiert, darauf<br />

wollen wir hier nicht näher eingehen,<br />

das würde den Rahmen dieses Beitrages<br />

sprengen. Ist ein Aufmerksamkeitsraster<br />

unflexibel geworden, wird es zu einer<br />

Überzeugung, über die unser Verstand<br />

keine Kontrolle mehr hat. Vorurteile oder<br />

Voreingenommenheit gegenüber Personen<br />

oder Dingen sind ebenfalls Überzeugungen.<br />

Eine Überzeugung nutzt die<br />

Aufmerksamkeit als „Sucher“, der nach<br />

Informationen Ausschau hält, die der<br />

Überzeugung entsprechen und das zugehörige<br />

Reaktionsmuster auslösen. Wäre<br />

das Aufmerksamkeitsraster für die Schritte<br />

unseres Grundschullehrers starr geblieben,<br />

würden wir auch im hohen Alter<br />

noch erschrecken. Wir wären dann der<br />

Überzeugung, dass wir immer noch Angst<br />

haben müssten, wenn er sich nähert. Die<br />

Reaktionen aufgrund unserer unflexiblen<br />

Überzeugungen sind uns meist nicht bewusst,<br />

daher reagieren wir in bestimmten<br />

Situationen oft unangebracht, ohne es<br />

zu merken. Überzeugungen können unser<br />

Leben in eine Sackgasse führen, ohne<br />

dass uns das bewusst ist.<br />

Was können wir tun, um solch starre<br />

Aufmerksamkeitsraster und die dahinterliegenden<br />

Überzeugungen zu entlarven?<br />

Wir müssen unsere Aufmerksamkeit<br />

schulen und verbessern. Denn nur wer<br />

sich selbst aufmerksam und wertfrei<br />

beobachten kann, ist in der Lage, Überzeugungen<br />

zu entdecken. Sie finden auf<br />

dieser Seite zwei einfache Übungen, die<br />

Ihnen helfen können, an Ihrer Aufmerksamkeit<br />

zu arbeiten. Bei regelmäßiger<br />

Anwendung werden Ihnen die Übungen<br />

auch helfen, unflexible Aufmerksamkeitsraster<br />

und Überzeugungen zu entdecken<br />

und insgesamt bewusster zu werden.<br />

ZUM AUSSCHNEIDEN UND SAMMELN<br />

<strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong> <strong><strong>MENTAL</strong>–</strong><br />

SERIE<br />

ZWEI LINKE HÄNDE<br />

„ Am Tage des Jüngsten Gerichtes wird<br />

man uns nicht fragen, was wir gelesen,<br />

“<br />

sondern was wir getan haben.<br />

(Thomas von Kempen)<br />

Führen Sie Dinge, die Sie tagtäglich wie<br />

selbstverständlich ausführen, mit der anderen<br />

Hand aus. Wenn Sie Ihre Zähne<br />

immer mit der Rechten putzen – nehmen<br />

Sie die Linke. Nehmen Sie Ihr Glas mit<br />

der anderen Hand und tauschen Sie<br />

beim Essen Gabel und Messer. Sie<br />

müssen diese alltäglichen Dinge, die Sie<br />

immer wie selbstverständlich ausgeführt<br />

haben, nun mit mehr Aufmerksamkeit<br />

erledigen. Halten Sie diese neue Angewohnheit<br />

mindestens eine Woche bei und versuchen Sie, auch in anderen Bereichen Ihres<br />

Lebens die „linke Hand“ zu benutzen. Versuchen Sie so zu reagieren, als wären Sie zum<br />

ersten Mal mit einer Situation konfrontiert. Wie reagieren Sie, wenn Sie verärgert sind?<br />

Wie verhalten Sie sich, wenn Sie viel zu tun haben?<br />

GESCHMACKSTEST<br />

Essen Sie drei Äpfel gleicher Sorte auf<br />

unterschiedliche Art und Weise. Essen Sie<br />

einen Apfel aus der Hand, während Sie<br />

fernsehen. Schneiden Sie den zweiten<br />

Apfel klein, legen Sie ihn auf einen Teller<br />

und essen Sie ihn dann. Nehmen Sie den<br />

dritten Apfel mit in einen Park und verzehren<br />

Sie ihn auf einer Parkbank. Achten<br />

Sie jedes Mal auf das Geschmackserlebnis.<br />

Sie werden überrascht sein, wie<br />

unterschiedlich Sie den Geschmack des<br />

Apfels ein und derselben Sorte erleben, wenn Sie ihn ganz bewusst wahrnehmen. Was<br />

können wir daraus lernen? Diese Übung kann Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, wie<br />

fassettenreich Dinge sind, von denen wir das nicht erwartet hätten. Versuchen Sie auch<br />

diese Übung auf andere Bereiche Ihres Lebens auszudehnen. Sie haben Ansichten oder<br />

Meinungen zu bestimmten Dingen, sei es in der Politik, in Beziehungen oder in Glaubensfragen.<br />

Versuchen Sie den „Geschmack“ dieser Meinung anders zu erleben.<br />

B U C H - T I P P S<br />

Eckhart Tolle:<br />

Jetzt! Die Kraft der<br />

Gegenwart,<br />

J. Kamphausen Verlag,<br />

240 Seiten<br />

€ 19,50<br />

Harry Palmer: Avatar.<br />

Die Kunst befreit<br />

zu leben,<br />

J. Kamphausen Verlag<br />

170 Seiten<br />

€ 17,80<br />

ILLUSTRATIONEN : NILS WASSERMANN


MEDICOM informiert MEDICOM informiert MEDICOM informiert<br />

MEDICOM informiert<br />

informiert<br />

informiert<br />

INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG 35. AUSGABE, MAI 2005<br />

Braunhirse:<br />

nichts für Magen- und<br />

Darmempfindliche<br />

Sie wird als „Heilgeschenk der Natur“ gepriesen: die Braunhirse.<br />

Neuerdings in Reformhäusern, Naturkostläden und im Internet<br />

angepriesen, soll die angebliche „Urform“ unserer Speisehirse bei<br />

den verschiedensten Beschwerden heilsam sein.<br />

D<br />

ie Bundesforschungsanstalt<br />

für Ernährung und<br />

Lebensmittel (BFEL) in Detmold<br />

warnt jedoch vor einem<br />

allzu sorglosen und übermäßigen<br />

Verzehr der Braunhirse.<br />

Denn es ist nicht auszuschließen,<br />

dass die Braunhirse<br />

auch gesundheitsbedenkliche<br />

Stoffe enthält.<br />

Hirse ist wegen ihrer harten,<br />

kieselsäurehaltigen Schale<br />

eigentlich nur geschält<br />

genießbar und bekömmlich.<br />

Die gelbe Speisehirse wird<br />

deshalb von ihren Spelzen<br />

befreit und geschält, bevor<br />

sie in den Handel kommt.<br />

Durch das Kochen der Hirse<br />

wird dann auch ihre gute<br />

Verdaulichkeit gewährleistet.<br />

Im Gegensatz dazu soll die<br />

Braunhirse aber ungeschält<br />

verwendet werden. Die Körner<br />

werden vom Hersteller lediglich<br />

durch ein spezielles<br />

Enthält viele Gerbstoffe: Braunhirse. Zudem kann sie die Magen- und<br />

Darmschleimhaut reizen. Vor dem übermäßigen Verzehr wird daher gewarnt.<br />

Mahlverfahren zu Mehl verarbeitet. Dieses gelangen, betont die BFEL. So ist bekannt,<br />

Braunhirsemehl soll nach Empfehlung der dass die Schale braun gefärbter Hirse-<br />

Anbieter sogar – eingerührt in Speisen sorten besonders viel Tannine (Gerbstoffe)<br />

und Getränke – roh verzehrt werden. Da enthält. Die tanninhaltigen phenolischen<br />

die Braunhirse samt ihrer Schale vermah- Pigmente der braunen Schale haben die<br />

len wird, können aber auch bedenkliche Eigenschaft, Proteine an sich zu binden,<br />

Inhaltsstoffe der Schale mit in das Mehl und werden daher als gesundheits-<br />

beeinträchtigend angesehen. Zwar ist die<br />

botanische Herkunft der Braunhirse noch<br />

nicht endgültig geklärt. Es ist aber davon<br />

auszugehen, dass die schädlichen Tannine<br />

auch in der Schale und somit im Mehl<br />

der Braunhirse enthalten sind.<br />

Außerdem vermutet man, dass die extrem<br />

harten Bestandteile der Hirseschale die<br />

Magen- und Darmschleimhaut reizen<br />

können. Magen- und darmempfindliche<br />

Personen sowie Zöliakiekranke sollten<br />

die Braunhirse daher auf keinen Fall verzehren.<br />

In den Randschichten von Hirse ist<br />

außerdem Phytinsäure enthalten, eine<br />

Substanz, die Mineralstoffe wie Eisen,<br />

Zink und Calcium aus der Nahrung fest an<br />

sich bindet, sodass sie vom Körper nicht<br />

mehr genutzt werden können.<br />

Auch Oxalsäure, die Calcium<br />

bindet, kommt in der Schale<br />

vor. Das aus der ungeschälten<br />

Braunhirse hergestellte Mehl<br />

enthält nun wesentlich höhere<br />

Mengen an Phytinsäure und<br />

Oxalsäure als die handelsübliche<br />

Speisehirse – nicht nur<br />

wegen der Schale, sondern<br />

weil bei der Speisehirse durch<br />

die Zubereitung (Einweichen,<br />

Keimen, Kochen) die negativen<br />

Effekte des Oxalats und<br />

der Phytinsäure noch zusätzlich<br />

minimiert werden. Deshalb<br />

hält die BFEL den Rohverzehr<br />

des Braunhirsemehls<br />

für besonders problematisch.<br />

Kritisiert wird außerdem das<br />

spezielle Zentrofan-Mahlverfahren,<br />

mit dem die ungeschälte<br />

Braunhirse zermahlen<br />

FOTO: CAMBRIDGE 2000<br />

wird. Nach Ansicht der BFEL<br />

ist die Zentrofan-Vermahlung<br />

für die fettreichen Hirsekörner<br />

grundsätzlich ungeeignet,<br />

denn der starke Luftkontakt<br />

während des Mahlvorgangs fördert die<br />

Oxidation und damit den Verderb der<br />

in der Hirse enthaltenen ungesättigten<br />

Fettsäuren. Das gemahlene Mehl ist<br />

deshalb im Grunde nur zum Sofortverzehr<br />

geeignet. Wird es nicht umgehend verbraucht,<br />

schmeckt es schnell ranzig.<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

17


FOTO: PHOTOGRAPHER`S CHOICE<br />

Yoga– Yoga der Weg zur Harmonie<br />

18<br />

FOTO: PHOTOS.COM<br />

„Namasté“ ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet:<br />

„Ich verneige mich vor dem Göttlichen in dir“. Bei der Geste<br />

werden die Hände vor dem Herzen gegeneinander gehalten.


Die Geste signalisiert Respekt und<br />

Verständnis und wird in Yogaklassen<br />

zum Abschluss der Übungen<br />

verwendet.<br />

Schon dadurch wird deutlich, dass Yoga<br />

weit mehr als eine exotisch anmutende<br />

Gymnastikstunde ist. Yoga ist eine Lebensphilosophie<br />

für Geist und Körper,<br />

die zu mehr Zufriedenheit, Gelassenheit<br />

und Lebensfreude verhilft, die keine<br />

Vorkenntnisse erfordert und von jedem<br />

erlernt werden kann. Der Begriff Yoga<br />

hat seinen Ursprung im „yui“, was so viel<br />

bedeutet wie „verschmelzen“, „verbinden“,<br />

„vereinen“. Yoga ist in Indien seit etwa<br />

4.000 bis 5.000 Jahren in Schriften<br />

bekannt, obgleich man davon ausgeht,<br />

dass die Lehre noch viel älter ist. Seitdem<br />

haben sich viele Richtungen entwickelt,<br />

die aber alle das gleiche Ziel verfolgen:<br />

die Befreiung vom Leiden durch das bewusste<br />

Zusammenspiel zwischen Körper,<br />

Geist und Seele.<br />

Yoga ist keine Religion. Menschen aller<br />

Glaubensrichtungen und jeden Alters<br />

können es praktizieren. Wie in allen<br />

anderen Lebensbereichen kommt der<br />

Erfolg beim Yoga aus der Motivation,<br />

regelmäßig zu üben und aus der Erfahrung<br />

zu lernen.<br />

FOTOS: PHOTODISC<br />

„ Yoga geschieht,<br />

wenn die Gedankenbewegungen<br />

in der unteilbaren<br />

Intelligenz zur Ruhe kommen,<br />

ohne den Gedanken Ausdruck<br />

zu verleihen oder sie<br />

zu unterdrücken.<br />

(Patanjali,<br />

indischer Gelehrter)“<br />

Das Hatha-Yoga<br />

Von allen eingeschlagenen Richtungen<br />

hat das Hatha-Yoga die größte Verbreitung.<br />

Die Idee, die dem Hatha-Yoga<br />

zugrunde liegt, besagt stark vereinfacht,<br />

dass man ohne einen flexiblen und starken<br />

Körper keinen regen und klaren<br />

Geist haben kann.<br />

Die Grundlagen des Hatha-Yoga sind die<br />

Atmung, die Körperübungen, Entspannung,<br />

Meditation und eine gesunde<br />

Ernährung.<br />

Hatha spiegelt die Gegensätze wider:<br />

„Ha“ steht für Sonne, „tha“ für Mond.<br />

In die Praxis umgesetzt bedeutet das<br />

die Vereinigung von gegensätzlichen<br />

Energien. Die einströmenden und die<br />

ausströmenden Energien sollen im<br />

Gleichgewicht gehalten werden. Aus<br />

diesem Grund spielt die Atmung eine<br />

ganz besondere Rolle. Aus dem Zusammenwirken<br />

von Körperbewegung, Atmung<br />

und Konzentration wird der ganze<br />

Mensch positiv beeinflusst. Die Muskeln<br />

werden gestärkt, der Bewegungsapparat<br />

und die inneren Organe in Harmonie<br />

gebracht, der Kreislauf wird angeregt,<br />

das Nervensystem beruhigt, die Atmung<br />

verbessert und die Konzentrationsfähigkeit<br />

wird gestärkt.<br />

Im Mittelpunkt des Hatha-Yoga stehen die Körperübungen,<br />

die Asanas. Sie entstehen durch die Verbindung von<br />

Körperbewegung, Atmung und Konzentration.<br />

Die richtige Atmung<br />

Babys praktizieren es noch ganz natürlich:<br />

das gleichmäßige tiefe Atmen;<br />

viele Erwachsene haben diese Fähigkeit<br />

verloren. Verantwortlich dafür sind oft<br />

negativer Stress, seelische Anspannungen<br />

und körperliche Verspannungen.<br />

Jeder reagiert anders auf Belastung. Die<br />

einen bekommen Kopfschmerzen, andere<br />

Durchfall. Bei vielen wirkt sich der Stress<br />

allerdings auf die Atmung aus. Unbemerkt<br />

setzt eine Kurzatmigkeit ein, die<br />

zu einer flachen Atmung führt. Es stellt<br />

sich das Gefühl ein, keine Luft mehr<br />

zu bekommen. Folge einer schlechten<br />

Atmung ist der Sauerstoffmangel im<br />

Organismus. Die Leistungsfähigkeit der<br />

Organe reduziert sich. Müdigkeit und<br />

Konzentrationsschwäche sind oft die<br />

Folge. Doch das muss nicht sein, denn<br />

dagegen kann man etwas tun: Durch<br />

eine gezielte Atmung können die Energiereserven<br />

wieder aufgefüllt und die<br />

Sauerstoffversorgung verbessert werden.<br />

Wir zeigen Ihnen hier Übungen, die Sie<br />

leicht zu Hause ausführen können. Wenn<br />

Sie sich weitergehend mit Yoga beschäftigen<br />

möchten, empfehlen wir Ihnen,<br />

Yogaklassen zu besuchen, die vielerorts<br />

angeboten werden.<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

19


FOTO: PHOTOGRAPHER`S CHOICE<br />

Mit Yoga kann man auch ganz gezielt Beschwerden<br />

lindern. Ein erfahrener Yogalehrer<br />

wird Ihnen zeigen, welche Übungen<br />

für Sie speziell geeignet sind.<br />

Die vier großen Yogawege<br />

Karma-Yoga: Yoga des selbstlosen<br />

Tuns<br />

Jnana-Yoga: Yoga der spirituellen<br />

Erkenntnis<br />

Bhakti-Yoga: Yoga der selbstlosen<br />

Liebe<br />

Raja-Yoga: Yoga der Beherrschung<br />

20 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

„ Der Geist muss leer sein,<br />

“<br />

um klar zu sehen.<br />

(Krishnamurti,<br />

indischer Philosoph)<br />

Goldene Regeln<br />

Sie üben am besten auf nüchternen Magen<br />

nach dem Aufstehen. Wenn Sie sich<br />

für eine andere Tageszeit entscheiden,<br />

sollten Sie zwei Stunden vorher nichts<br />

mehr essen, weil ein voller Magen beim<br />

Üben behindert. Nehmen Sie sich Zeit,<br />

und stellen Sie alles ab, was Sie stören<br />

könnte: z. B. Radio und Fernseher.<br />

Üben Sie regelmäßig<br />

Beginnen Sie immer mit einer Atemübung<br />

Vergessen Sie jedes Leistungsdenken,<br />

und üben Sie so, wie Ihre Kräfte es<br />

erlauben. Sie werden mit zunehmender<br />

Übungserfahrung körperlich und geistig<br />

beweglicher werden<br />

Versuchen Sie jede Übung 20 Sekunden<br />

lang zu halten. Machen Sie mindestens<br />

zwei, höchstens vier Übungsreihen<br />

pro Tag<br />

Halten Sie durch, Übung macht den<br />

Meister<br />

Eine Atemübung<br />

Setzen Sie sich in einer bequemen Sitzhaltung<br />

auf einen Stuhl oder auf ein<br />

Sitzkissen. Der Oberkörper ist aufrecht,<br />

der Nacken gedehnt und der Kopf aufgerichtet.<br />

Beugen Sie nun den Zeige- und<br />

den Mittelfinger der rechten Hand zur<br />

Handfläche. Schließen Sie mit dem rechten<br />

Daumen das rechte Nasenloch und<br />

atmen Sie durch das linke Nasenloch ein.<br />

Jetzt schließen Sie das linke Nasenloch<br />

mit dem Ringfinger und nehmen<br />

den Daumen vom rechten Nasenloch.<br />

Während des Wechselns halten Sie den<br />

Atem an.<br />

Anschließend atmen Sie durch das rechte<br />

Nasenloch aus und ein. Zu Beginn<br />

führen Sie die Wechselatmung sechsmal<br />

durch, und dann steigern Sie die Anzahl<br />

der Übungen langsam.<br />

Diese Übung verbessert die Zellatmung,<br />

sie hilft bei kalten Füßen und Händen<br />

und wirkt entspannend. Bei verstopfter<br />

Nase sollte diese Übung nicht angewandt<br />

werden.


Körperübungen<br />

Asanas – Körperübungen – sind der<br />

Mittelpunkt des Yoga. Sie sind eine<br />

Mischung aus Dehn- und Streckübungen,<br />

Atem- und Konzentrationsübungen.<br />

Jedes Asana hat eine ganz bestimmte<br />

Wirkung und beeinflusst Körper, Geist<br />

und Seele des Menschen.<br />

Halber Drehsitz<br />

Sie benötigen eine weiche Unterlage (am<br />

besten eine Yogamatte oder eine Isomatte,<br />

wie man sie beim Zelten benutzt),<br />

bequeme Kleidung und, falls Sie zu<br />

kalten Füßen neigen, ein paar warme<br />

Socken. Setzen Sie sich mit gestreckten<br />

Beinen hin. Stellen Sie den rechten Fuß<br />

parallel an die Außenseite des linken<br />

Kniegelenkes. Drehen Sie Ihren Oberkörper,<br />

die Arme und das Gesicht nach<br />

rechts und stützen Sie sich mit der<br />

rechten Hand hinter dem Gesäß auf den<br />

Boden auf. Mit der linken Hand umfassen<br />

Sie das rechte Fußgelenk von außen.<br />

Jetzt drücken Sie mit dem linken Arm,<br />

möglichst dem Oberarm, das rechte Knie<br />

sanft nach außen. Den Blick richten Sie<br />

über die rechte Schulter nach hinten.<br />

Versuchen Sie, ruhig zu atmen und mit<br />

beiden Gesäßknochen den Bodenkontakt<br />

zu halten. Führen Sie diese Übung im<br />

Wechsel auf jeder Seite zwei- bis dreimal<br />

durch.<br />

FOTOS: PHOTODISC<br />

Die Übung dehnt die Rückenmuskulatur<br />

und löst Verspannungen im Nacken- und<br />

Schulterbereich. Bei regelmäßiger Anwendung<br />

verbessert die Übung die Beweglichkeit<br />

der Hüftgelenke.<br />

Wenn Sie Probleme mit der Hüfte<br />

und/oder dem Rücken haben, sollten Sie<br />

diese Übung nur besonders langsam und<br />

vorsichtig, ja behutsam durchführen.<br />

Konzentration<br />

Eine richtig durchgeführte Körperübung<br />

besteht aus der Verbindung der drei Elemente<br />

Atmung, Körperübung und Konzentration.<br />

Die Konzentration während<br />

jeder Übung bündelt die geistigen Kräfte<br />

und stärkt das positive Denken. Seien Sie<br />

nicht verzweifelt, wenn Ihre Gedanken<br />

zum Beginn der Übungen noch abschweifen,<br />

das ist für jeden Anfänger<br />

ganz normal. Es legt sich mit der Zeit!<br />

Durch regelmäßiges Üben intensivieren<br />

Sie Ihr Körpergefühl, das heißt, Sie<br />

gewinnen an Sensibilität für Bewegungsabläufe.<br />

Durch regelmäßige Übung erlangen<br />

Sie immer mehr Selbstsicherheit<br />

und Selbstbewusstsein; das wird auch<br />

Ihr Handeln im Alltag harmonisieren.<br />

Das letztendliche Ziel von Yoga ist es,<br />

mehr Selbstkontrolle und mehr Unabhängigkeit<br />

von äußeren Einflüssen zu<br />

erzielen.<br />

Behutsam, nach und nach und mit viel üben macht<br />

Yoga den Körper wieder so gelenkig, wie er gewesen<br />

ist, als wir ein Kind waren. Dabei gilt: der eine kann<br />

dies besser, und ein anderer etwas anderes. Das,<br />

was Ihnen am wenigsten gelingt, sollte Sie zu noch<br />

mehr üben anspornen.<br />

B U C H - T I P P S<br />

Harry Waesse:<br />

Yoga für Anfänger,<br />

Gräfe und Unzer<br />

Verlag,<br />

€ 12,90<br />

Ursula Karven:<br />

Yoga für die Seele,<br />

Rowohlt Taschenbuch<br />

Verlag,<br />

€ 9,90<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

21


Gibt es tatsächlich ein Bauchgefühl?<br />

Geahnt haben wir es immer schon: Der Bauch denkt mit.<br />

Wann immer sich dieses „Bauchgefühl“ bemerkbar macht,<br />

haben wir das Gefühl, etwas Bestimmtes tun oder etwas<br />

unterlassen zu müssen. Manchmal meldet sich unser Bauchgefühl<br />

auch mit „durchschlagenden“ Argumenten, und das<br />

meistens dann, wenn es am wenigsten passt. Der Durchfall<br />

vor einer wichtigen Prüfung oder die Bauchschmerzen beim<br />

Gedanken an einen dringenden Termin scheinen uns nicht<br />

gerade hilfreich zu sein. Leider schenken wir unserem Darm nur<br />

dann Aufmerksamkeit, wenn er Ärger macht. Zu Unrecht, denn<br />

der Darm ist ein Schwerstarbeiter, er ist ehrlich und er lässt sich<br />

nicht alles vorschreiben – nicht einmal vom Gehirn. Und wenn er<br />

sich bemerkbar macht, sollten wir ihm zuhören, denn der Darm hat<br />

mehr Einfluss, als wir glauben. Wie genau uns dieses Gefühl im<br />

Bauch zu etwas rät oder von etwas abrät, ist<br />

noch nicht erwiesen. Dass es jedoch<br />

ein zweites Gehirn im Bauch gibt,<br />

ist mittlerweile unumstritten.


Vom Magenpförtner, der Ausgangsklappe des<br />

Magens, bis zum Enddarm übernimmt eine<br />

andere Instanz als das Gehirn die Regie im Bauch:<br />

das Bauchhirn oder Darmhirn, medizinisch „enterisches<br />

Nervensystem“ (ENS) genannt. Lange<br />

glaubten die Wissenschaftler, das vegetative<br />

(unbewusste) Nervensystem, das die Funktion<br />

der inneren Organe ohne unsere Mitwirkung<br />

selbstständig steuert, würde nur aus zwei Teilen<br />

bestehen – dem sympathischen und dem parasympathischen<br />

Nervensystem. Jetzt weiß man:<br />

Es gibt auch noch einen dritten Bereich im<br />

vegetativen Nervensystem, der sogar unabhängig<br />

vom Gehirn agieren kann.<br />

Neurogastroenterologie<br />

Die Nervenforschung<br />

im Bauch<br />

Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte<br />

der deutsche Nervenarzt Leopold Auerbach ein<br />

ungewöhnliches Netzwerk von Nervenzellen<br />

in der Darmwand. Doch erst Jahrzehnte später<br />

postulierten die englischen Mediziner William<br />

Bayliss und Ernest Starling das „Gesetz des<br />

Darmes“. Sie hatten entdeckt, dass die peristaltischen<br />

Reflexe des Darmes – also die wellenartigen<br />

Bewegungen der Darmmuskulatur, die<br />

den Darminhalt vorwärts schieben – allein auf<br />

Druck hin erfolgen und auch dann noch funktionieren,<br />

wenn keine Nervenverbindung mehr<br />

zwischen dem Darm und dem Gehirn besteht.<br />

Bayliss und Starling hegten schon die Vermutung,<br />

dass das von Leopold Auermann entdeckte<br />

Nervennetz den peristaltischen Reflex<br />

steuert. Aus dieser Vermutung ist inzwischen<br />

Gewissheit geworden und Fachleute wie<br />

der US-amerikanische Neurobiologe Michael<br />

Gershon bezeichnen das enterische Nervensystem<br />

heute sogar als „zweites Gehirn“. Mit<br />

den erstaunlichen Fähigkeiten des Bauchhirns<br />

beschäftigt sich nun ein ganzer Forschungszweig,<br />

die Neurogastroenterologie. Studien<br />

haben inzwischen erwiesen, dass das Darmhirn<br />

das Verdauungssystem kontrolliert, die<br />

Immunabwehr koordiniert, seinen Nachbarorganen<br />

Anweisungen gibt und sogar über ein<br />

Gedächtnis verfügt.


FOTO: NAS7BIOPHOTO ASSOCIATES/OKAPIA<br />

Der menschliche Darm ist von einem<br />

Netz von Nerven umhüllt. Mit über<br />

100 Millionen Nervenzellen verfügt es<br />

über mehr Neuronen als das gesamte<br />

Rückenmark. Das enterische Nervensystem<br />

(ENS) arbeitet mit exakt den<br />

gleichen Zelltypen, Wirkstoffen und Nervenrezeptoren<br />

wie das Gehirn, weshalb<br />

es auch „Bauchhirn“, „Darmhirn“ oder<br />

„zweites Gehirn“ genannt wird. Das ENS<br />

ist in der Lage, unabhängig vom Gehirn<br />

zu arbeiten, und sorgt zum Beispiel<br />

dafür, dass Sekrete in Magen und Darm<br />

ausgeschüttet werden, Nährstoffe ins<br />

Blut gelangen und die Darmbewegungen<br />

koordiniert ablaufen.<br />

Ständig tauscht es dabei mit dem Kopfhirn<br />

Informationen aus. Dabei gehen nur<br />

wenige Befehle vom Kopf zum Darm, das<br />

Kopfhirn wird jedoch mit einer Vielfalt<br />

von Informationen aus dem Bauchraum<br />

versorgt – nur dringen diese Informationen<br />

in der Regel nicht in unser<br />

24 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Bewusstsein vor. Lediglich Alarmzeichen<br />

wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen<br />

werden an unser Bewusstsein weitergeleitet.<br />

Diese Einschränkung ist durchaus<br />

sinnvoll, denn würden wir jede Regung<br />

des Darmes registrieren, dann wären wir<br />

nicht mehr in der Lage, zu denken oder<br />

ein sinnvolles Gespräch zu führen. Die<br />

Ausblendung der Darmaktivitäten ist<br />

deshalb ein wichtiger Reizschutz für unser<br />

Bewusstsein. Bei Menschen, die unter<br />

dem so genannten „Reizdarmsyndrom“<br />

leiden, scheint dieser Schutzmechanismus<br />

aber nicht mehr richtig zu funktionieren.<br />

(Mehr dazu auf Seite 30.)<br />

Das Gedächtnis im Bauch<br />

Wie das Gehirn, so entwickelt sich auch<br />

das Bauchhirn nach der Geburt weiter.<br />

Daher verfügt es auch über eine Art von<br />

Gedächtnis. Beispielsweise neigen Erwachsene,<br />

die als Babys unter Darmkoliken<br />

litten, häufig dazu, das Reizdarm-<br />

Die Darmschleimhaut (Mukosa), mit einem Rasterelektronenmikroskop<br />

vergrößert. Sie ist die innere Auskleidung des Darmes und enthält<br />

Drüsen zur Bildung von Darmsaft, Zellen zur Aufnahme von<br />

Nährstoffen aus dem Darm ins Blut und Zellen zur Abwehr von<br />

Krankheitserregern.<br />

Information<br />

zum Bauch<br />

Information<br />

zum Gehirn<br />

Neben dem Kopfhirn fanden Forscher auch ein Bauchhirn. Dieses befindet<br />

sich im Darm und hat ähnliche Eigenschaften wie das Gehirn. Beide Systeme<br />

kommunizieren miteinander, wobei wesentlich mehr Informationen vom<br />

Darm zum Hirn geleitet werden als umgekehrt.<br />

syndrom zu entwickeln. Die erlernte<br />

Fehlfunktion ist in Erinnerung geblieben.<br />

Doch das Bauchhirn merkt sich<br />

noch mehr: Da es sich schon im Mutterleib<br />

entwickelt, übernimmt es nach der<br />

Geburt sofort seine Aufgaben. Von da an<br />

merkt es sich alles: die Nahrungsstoffe,<br />

die es bekommen hat, und auch die zärtliche<br />

Zuwendung. Das Bauchhirn merkt<br />

sich auch Stimmungen und Gefühle.<br />

Denn in ständigem Kontakt mit dem<br />

Großhirn nimmt es an dessen Wahrnehmung<br />

teil.<br />

Die meisten Forscher sind sich darüber<br />

einig, dass die emotionalen Erinnerungen<br />

des Bauchhirns unsere Entscheidungen<br />

beeinflussen. Wie sie das jedoch<br />

genau tun, ist noch weitgehend unbekannt.<br />

Das bekannte Bauchgefühl entsteht<br />

vermutlich aus dem Wechselspiel<br />

der beiden Gehirne. Offenbar existiert<br />

im Kopfgehirn ein Bereich, der sich die<br />

vom Bauchhirn ausgesendeten Informa-<br />

GRAFIK: DPNY


Angst und andere starke Gefühle können die Verdauungsfunktionen<br />

beeinträchtigen. Man sagt nicht von ungefähr, dass sich<br />

einer „vor Angst in die Hosen macht“.<br />

tionen merkt. Zum Beispiel die Gefühle<br />

in beängstigenden Situationen. Jedes<br />

Mal, wenn eine Entscheidung gefordert<br />

ist, wird auch die „Bauchdatenbank“<br />

mit abgefragt. Kommt dem Bauchhirn<br />

schließlich eine Situation bekannt oder<br />

bedrohlich vor, rutscht einem buchstäblich<br />

„das Herz in die Hose“ und der<br />

Darm meldet „Alarmstufe eins“ – mit<br />

den bekannten Folgen. Das hat seinen<br />

biologischen Sinn, denn je besser wir<br />

uns an starke Gefühle wie die Angst<br />

erinnern, desto besser und schneller<br />

können wir das nächste Mal über das<br />

weitere Vorgehen entscheiden. Der<br />

Darm erzählt uns letztlich pausenlos<br />

Geschichten, doch wir hören sie nur,<br />

wenn die Stimme des Bauches künstlich<br />

lauter gestellt wird – zum Beispiel bei<br />

Stress. Bei andauerndem Stress wird der<br />

Mensch sensibler, und es wird ihm auch<br />

„von tief unten“ gemeldet, dass die<br />

Seele in Unordnung geraten ist.<br />

FOTO: THE IMAGE BANK<br />

Das vegetative<br />

Nervensystem<br />

Nervenzellen oder Neuronen<br />

sind Zellen im Körper, die für<br />

die Reizaufnahme sowie<br />

für die Weitergabe und<br />

Verarbeitung von Informationen<br />

zuständig sind<br />

Der menschliche Körper verfügt über<br />

zwei Nervensysteme: das somatische<br />

und das vegetative Nervensystem.<br />

Das somatische Nervensystem kann<br />

größtenteils durch den Willen kontrolliert<br />

werden. Damit koordiniert<br />

man zum Beispiel seine Bewegungen,<br />

wie das Heben einer Hand oder die<br />

Krümmung eines Fingers. Das vegetative<br />

Nervensystem wird auch als autonomes<br />

Nervensystem bezeichnet,<br />

weil es nicht direkt kontrolliert<br />

werden kann. Es regelt den inneren<br />

Betrieb des Körpers, hält alle lebenswichtigen<br />

Organtätigkeiten aufrecht<br />

und passt den Körper an wechselnde<br />

Umweltbedingungen an. Es steuert<br />

beispielsweise Kreislauf, Atmung,<br />

Stoffwechsel, Verdauung, Drüsentätigkeit,<br />

Temperatur, Ausscheidungen,<br />

Schlaf, Wachstum und die Sexualorgane.<br />

Beide, das vegetative und das somatische<br />

Nervensystem, arbeiten jedoch<br />

„Hand in Hand“. Außerhalb des Gehirns<br />

kann man die Nerven der beiden<br />

Systeme klar trennen, im Gehirn<br />

hingegen kann man beide Nervensysteme<br />

nicht mehr deutlich voneinander<br />

abgrenzen.<br />

Das vegetative Nervensystem untergliedert<br />

sich in drei verschiedene<br />

Untersysteme. Man unterscheidet den<br />

Sympathikus, den Parasympathikus<br />

und das enterische Nervensystem.<br />

Dieses Bauchhirn kann völlig unabhängig<br />

vom zentralen Nervensystem,<br />

also von Gehirn und Rückenmark,<br />

agieren.<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

25<br />

FOTO: VISUALS UNLIMITED


Leber<br />

Die Verdauung<br />

Gallenblase<br />

Kehldeckel<br />

Querdickdarm<br />

Aufsteigender<br />

Dickdarm<br />

26 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Mund<br />

Speiseröhre<br />

Magen<br />

Zwölffingerdarm<br />

Dünndarm


Hier geht die Reise los. Die Zähne zerkauen die Frucht und<br />

die Zunge mischt den Speichel bei, damit aus dem Bissen<br />

ein Brei wird, der heruntergeschluckt werden kann.<br />

und seine Reise durch den<br />

Verdauungstrakt<br />

Etwa 30 Tonnen an Nahrungsmitteln und 50.000 Liter Flüssigkeit durchwandern<br />

das Verdauungssystem in einem Menschenleben – keine Kleinigkeit. So<br />

wie wir die Nahrung zu uns nehmen, ist sie für unseren Körper nicht verwertbar.<br />

Sie muss erst vom Verdauungssystem aufbereitet werden, damit wir<br />

die enthaltenen Nährstoffe verwerten können. Bis zum Ausgang des Magens,<br />

dem Magenpförtner, erteilt das Gehirn hierzu die Befehle, bei Eintritt des<br />

Speisebreis in den Darm übernimmt das Bauchhirn die Regie.<br />

Essen wir zum Beispiel einen Apfel, so<br />

tritt er eine lange Reise durch unseren<br />

Körper an. Seine erste Station: der Mund.<br />

Hier wird er zerkleinert und der Speisebrei<br />

wird mit Speichel vermengt. Die Menge<br />

des hinzukommenden Speichels ist unter<br />

anderem auch abhängig vom Anblick der<br />

Speisen, von deren Geruch und vom<br />

Appetit, den man darauf hat. Der Verdauungsapparat<br />

arbeitet in zwei Phasen.<br />

1. Station<br />

Der Mund und die Speiseröhre<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

Im Mund wird in der mechanischen Phase<br />

die Nahrung beim Kauen zerkleinert,<br />

mit Speichel versetzt und zu einem Brei<br />

verarbeitet, den wir schlucken können.<br />

Die chemische Phase beinhaltet die<br />

Spaltung der Nahrung in Stoffe, die<br />

vom Organismus aufgenommen werden<br />

können. Das geschieht durch mehrere<br />

Verdauungssäfte, die von verschiedenen<br />

Drüsen abgesondert werden.<br />

Einen Apfel essen. Sie finden das nicht<br />

weiter spektakulär? Dann begleiten<br />

Sie ihn einmal auf dem Weg durch<br />

das Verdauungssystem!<br />

Muskelschicht<br />

in<br />

der Speiseröhrenwand<br />

Bissen<br />

Die Speiseröhre<br />

Kontrahierte<br />

Muskeln<br />

Entspannte<br />

Muskeln<br />

Die Muskeln der Speiseröhre schieben<br />

den zerkauten Apfel mit wellenförmigen<br />

Bewegungen in Richtung Magen weiter<br />

Ist der Apfel ausreichend zerkleinert,<br />

schlucken wir ihn hinunter und übergeben<br />

ihn sozusagen an unser Verdauungssystem.<br />

Durch die Speiseröhre reisen die<br />

Apfelstücke jetzt in Richtung Magen. Die<br />

Speiseröhre ist ein Zentimeter langer<br />

Schlauch, der den Rachen mit dem Magen<br />

verbindet. Ihre Innenwände bestehen aus<br />

Muskeln, die sich in wellenförmigen<br />

Bewegungen zusammenziehen und die<br />

Apfelstücke durch die Speiseröhre hindurch<br />

vorwärts schieben. Diese Kontraktionen<br />

sind so stark, dass sie auch gegen<br />

die Schwerkraft wirken, wir also auch im<br />

Kopfstand schlucken können. Im oberen<br />

Teil der Speiseröhre befindet sich der<br />

Kehlkopfdeckel, eine kleine Klappe, die<br />

den Kehlkopf während des Schluckaktes<br />

verschließt – dies verhindert, dass der<br />

Speisebrei in die Atemwege gerät.<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

GRAFIK: DPNY<br />

27<br />

FOTO: PHOTS.COM


FOTO: EYE OF SCIENCE/AGENTUR FOCUS<br />

Zweite Station des Apfels: der Magen.<br />

Der Magen ist ein Hohlorgan, das<br />

zwischen Speiseröhre und Dünndarm im<br />

linken Oberbauch unter dem Zwerchfell<br />

liegt. Der Magen hat eine Länge von<br />

zirka 20 Zentimetern, einen Durchmesser<br />

von zirka zwölf Zentimetern und ein<br />

Fassungsvermögen von ungefähr 1,5 bis<br />

2,5 Litern. Wobei die Form und die Lage<br />

große funktionsbedingte Unterschiede<br />

aufweisen können.<br />

Der Muskel an der oberen Öffnung – der<br />

Magenmund – verhindert den Rückfluss<br />

der Nahrungsmittel in die Speiseröhre.<br />

Und ein weiterer Muskel an der unteren<br />

Öffnung des Magens, der Pförtner, sorgt<br />

dafür, dass immer nur kleine Mengen des<br />

Nahrungsbreis in den Dünndarm gelan-<br />

28 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

2. Station<br />

Der Magen<br />

Zwölffingerdarm<br />

Der Magen befindet sich in der Mitte der Bauchhöhle und erstreckt sich vom<br />

unteren Ende des Ösophagus (Speiseröhre) bis zum Duodenum (Zwölffingerdarm).<br />

Er sieht aus wie ein Beutel, der am oberen Teil weniger, am unteren mehr<br />

gekrümmt ist. Der Speisebrei gelangt von der Speiseröhre in den Magen und wird<br />

durch peristaltische Bewegungen durchgemengt. In der Magenschleimhaut sind<br />

kleine Drüsen, die Magensäure, Schleim und Enzyme freisetzen.<br />

Eine gesunde Magenschleimhaut sieht aus der<br />

Nähe betrachtet so aus. Die Magenschleimhaut, die<br />

das Mageninnere auskleidet, produziert die Magensäure, die<br />

verdauungsfördernd und keimabtötend ist. Durch die Bewegung<br />

der Magenwand wird der Magensaft mit der Nahrung vermischt.<br />

gen. Er fungiert als eine Art Schleuse. Der<br />

Magenpförtner kann sich unterschiedlich<br />

weit öffnen und so dafür sorgen, dass<br />

große Nahrungsstücke länger im Magen<br />

bleiben. Die Mageninnenwand ist von<br />

einer Membran, der Magenschleimhaut,<br />

überzogen, die den Magen vor seiner eigenen<br />

Säure, der aggressiven Magensäure,<br />

schützt.<br />

Der Magensaft, von dem etwa zwei bis<br />

drei Liter am Tag produziert werden,<br />

besteht im Wesentlichen aus Schleim,<br />

Salzsäure und Eiweiß spaltenden Enzymen.<br />

Die Aufgabe des Magens ist es, die<br />

bereits zerkaute und eingespeichelte<br />

Nahrung aufzunehmen, sie mit dem abgesonderten<br />

Magensaft zu vermischen,<br />

in der Nahrung befindliche Eiweiße<br />

Magenpförtner<br />

Magengrübchen<br />

Magendrüsen<br />

Magenwand<br />

Speiseröhre<br />

Kleine<br />

Magenkrümmung<br />

Der Magen<br />

Magenkörper<br />

Große<br />

Magenkrümmung<br />

enzymatisch aufzuspalten und den Speisebrei<br />

dann langsam durch den Pförtner<br />

weiter in den Darm zu leiten. Bei Flüssignahrung<br />

dauert das nur 20 Minuten,<br />

bei schlecht gekautem Fleisch hingegen<br />

bis zu fünf Stunden. Während des Verdauungsvorgangs<br />

bewegt der Magen den<br />

Speisebrei hin und her und gibt ihn dann<br />

nach unterschiedlich langer Verweildauer<br />

schubweise an den Dünndarm ab.<br />

Mit dem Magen verlässt unser Apfel den<br />

Einflussbereich des Gehirns. Schon im<br />

Magen hat das Bauchhirn ein wenig<br />

Einfluss, aber ab dem Magenpförtner<br />

verliert das Gehirn endgültig seine Befehlsgewalt,<br />

die es erst ganz am Ende<br />

des Dickdarms wiedergewinnt. Versuche<br />

haben gezeigt, dass der Darm selbst dann<br />

eigenständig weiterarbeiten kann, wenn<br />

er völlig vom Gehirn getrennt ist. Der<br />

vom Magen zu Brei verarbeitete Apfel<br />

tritt jetzt seine Reise durch den Darm an.<br />

GRAFIK: DPNY


Der Darm<br />

Aufnahme der Nährstoffe Mikroville<br />

Leber<br />

Dickdarm<br />

Zwölffingerdarm<br />

Magen<br />

Die Zotten des Dünndarmes ragen als winzige, fingerartige Ausstülpungen in<br />

den Hohlraum des Darmes hinein. An ihrer Oberfläche tragen sie eine dünne<br />

Zellschicht mit Schleim bildenden Zellen.<br />

Zunächst geht es für den Apfel durch<br />

den etwa vier Meter langen Dünndarm,<br />

der sich vom Magenpförtner bis zum<br />

Dickdarm erstreckt. Er gliedert sich in<br />

drei Abschnitte: den Zwölffingerdarm<br />

(Duodenum), den Leerdarm (Jejunum)<br />

und den Krummdarm (Ileum). In diesen<br />

Abschnitten kommt der zerkleinerte<br />

Apfel mit weiteren Verdauungssäften in<br />

Kontakt. Diese sind das Bauchspeicheldrüsensekret,<br />

das den Nahrungsbrei<br />

in seine Bestandteile zerlegt, und das<br />

Dünndarmsekret, das die Magensäure<br />

neutralisiert. Ein weiteres Hilfsmittel bei<br />

der Nahrungsverwertung ist die Gallenflüssigkeit,<br />

die die Fette aus der Nahrung<br />

verwertbar macht. Die dafür notwendigen<br />

Gallensalze werden in der Leber produziert<br />

und der Gallenflüssigkeit zugesetzt.<br />

3. Station<br />

Der Darm<br />

Dünndarmkrypte<br />

Gefäße<br />

Zotte<br />

Dünndarm<br />

Mastdarm<br />

After<br />

GRAFIK: DPNY<br />

Innen ist der Dünndarm mit einer<br />

Schicht mikroskopisch kleiner Fortsätze<br />

übersät – den so genannten Mikrovilli.<br />

Jeder dieser Fortsätze wird von einem<br />

dichten Netz aus kleinen Blutgefäßen<br />

umgeben, die sich zu den größten Adern<br />

des Dünndarmes vereinigen. Diese Millionen<br />

von Fortsätzen bilden zusammengenommen<br />

die Oberfläche eines halben<br />

Fußballfeldes. Sie nehmen die verdauten<br />

Nährstoffe in sich auf. Die vom Körper<br />

verwertbaren Nahrungsbestandteile (z. B.<br />

Aminosäuren, Zucker und Fettsäuren)<br />

werden dann durch die Dünndarmwand<br />

an das Blut und die Lymphflüssigkeit<br />

abgegeben und über ein weit verzweigtes<br />

Ader- und Lymphsystem zur Leber und<br />

dann zu anderen Körperregionen transportiert.<br />

Die oberste Schicht der Darmschleimhaut: Die eng<br />

nebeneinander liegenden Mikrovilli lassen den<br />

Nahrungsbrei mit schlagenden Bewegungen<br />

zwischen den Darmzotten zirkulieren<br />

Die letzte Station des Apfels ist der<br />

Dickdarm. Mit zirka 1,5 Metern Länge ist<br />

dieser vergleichsweise kurz, doch der<br />

Speisebrei verbringt hier die meiste<br />

Zeit – je nach Nahrungspartikel zwischen<br />

fünf und 70 Stunden.<br />

Für den Verdauungsvorgang benötigt<br />

der Mensch täglich neun Liter Flüssigkeit,<br />

mit denen die Drüsensekrete gebildet<br />

werden. Der Dickdarm entzieht dem<br />

Brei die Flüssigkeit wieder und führt sie<br />

dem Organismus wieder zu. Außerdem<br />

spalten die in der Dickdarmwand angesiedelten<br />

Mikroorganismen (Darmbakterien)<br />

viele im Speisebrei befindliche<br />

Ballaststoffe auf, also Nahrungsbestandteile,<br />

die von den menschlichen Enzymen<br />

nicht abgebaut werden können, und<br />

tragen somit zur Gesundheit des Menschen<br />

bei. (Mehr über die Darmbakterien<br />

erfahren Sie auf Seite 34.)<br />

Was jetzt noch vom Apfel im Darm übrig<br />

und nicht mehr verwertbar ist, wird<br />

schließlich ausgeschieden. Am Schließmuskel<br />

des Afters endet die Macht des<br />

Bauchhirns. Das Gehirn nimmt den<br />

Stuhldrang wahr und entscheidet, wann<br />

der Zeitpunkt gekommen ist, den Darm<br />

auf der Toilette zu entleeren.<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

29<br />

FOTO: EYE OF SCIENCE/AGENTUR FOCUS


FOTO: EYE OF SCIENCE/AGENTUR FOCUS<br />

Die Symptome reichen von Blähungen<br />

und Völlegefühl über Verstopfung<br />

und Durchfall bis hin zu<br />

Bauchkrämpfen. Einige Patienten leiden<br />

ständig unter Beschwerden, bei den<br />

meisten treten sie nur gelegentlich auf.<br />

Nachts verschwinden die Symptome in<br />

der Regel. Nicht bei allen Betroffenen<br />

sind die Beschwerden derart ausgeprägt,<br />

dass sie damit zum Arzt gehen. Wer<br />

jedoch stark darunter leidet, fürchtet<br />

häufig eine schwere Krankheit und begibt<br />

sich oft auf eine lange Odyssee von<br />

Arzt zu Arzt, bis es endlich zur richtigen<br />

Diagnose kommt. Oft ist es für die Patienten<br />

dann eine Erleichterung, zu wissen,<br />

dass es sich bei ihren Beschwerden<br />

„nur“ um ein Reizdarmsyndrom handelt.<br />

Was sich wie eine Lappalie anhört, kann<br />

den Alltag der Betroffenen sabotieren.<br />

Die Verdauung beginnt, den Tagesablauf<br />

zu diktieren. Arbeit, Freizeitgestaltung<br />

und das Verhältnis zu Mitmenschen<br />

können erheblich beeinträchtigt werden,<br />

wenn sich der Verdauungsapparat permanent<br />

schmerzhaft und unangenehm<br />

bemerkbar macht, und damit das Wohlbefinden<br />

stark einschränkt.<br />

Da Verdauungsbeschwerden in der Regel<br />

als Tabuthema gelten, werden sie zudem<br />

ungern angesprochen.<br />

Die gute Meldung: Das Reizdarmsyndrom<br />

an sich ist nicht gefährlich. Es<br />

ist nicht bösartig oder ansteckend und<br />

erhöht auch nicht das Risiko für<br />

Ein Parasit in der Darmschleimhaut:<br />

Nach bereits abgeklungenen<br />

Infektionen mit Parasiten oder<br />

anderen Mikroorganismen kann<br />

sich trotzdem später noch ein<br />

Reizdarmsyndrom entwickeln<br />

Beschwerden, bei denen Sie unbedingt<br />

den Arzt aufsuchen sollten:<br />

anhaltende Schmerzen im Bauchbereich<br />

andauernder heftiger Durchfall<br />

Schluckprobleme<br />

sehr starkes Erbrechen<br />

deutlicher Gewichtsverlust<br />

Gelbfärbung der Augen und der Haut<br />

schwarzer Stuhl (Teerstuhl)<br />

blasses Aussehen, Herzklopfen<br />

Wenn der Bauch rebelliert und der Arzt nichts findet<br />

Einem Phantom auf der Spur: Die Hälfte aller Patienten mit Magen-Darm-<br />

Problemen leiden am so genannten Reizdarmsyndrom. Rund 15 Prozent der<br />

Deutschen sind davon – mehr oder weniger – betroffen. Vor allem sind dies<br />

Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren und zum Großteil Frauen.<br />

30 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Darmkrebs oder andere schwere Krankheiten.<br />

Obwohl das Reizdarmsyndrom<br />

oft über Monate und Jahre andauert und<br />

das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigt,<br />

wird die Lebenserwartung nicht<br />

eingeschränkt. Im Gegenteil: Die Betroffenen<br />

leben laut Statistik sogar ein<br />

bisschen länger als der Durchschnitt der<br />

Bevölkerung. Der Grund: Menschen<br />

mit diesem Leiden leben oft wesentlich<br />

gesünder als der Durchschnitt, weil sie<br />

mehr auf ihren Körper hören, sich<br />

bewusster ernähren und meist auch die<br />

Möglichkeiten der Gesundheitsvorsorge<br />

besser nutzen, da sie häufiger zum Arzt<br />

gehen als der Durchschnittsbürger.<br />

Da die Symptome des Reizdarmsyndroms<br />

anderen Erkrankungen ähnlich sind,<br />

sollte ein Arzt zunächst schwer wiegende<br />

Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis<br />

ulcerosa oder Darmkrebs ausschließen.<br />

Auch Virusinfektionen, eine Magenschleimhautentzündung<br />

(Gastritis) oder<br />

Geschwüre können ähnliche Symptome<br />

erzeugen wie das Reizdarmsyndrom.


Heute Übelkeit, morgen aufgebläht und übermorgen<br />

Magenschmerzen: Der Reizdarm äußert sich durch wechselnde<br />

Beschwerden<br />

Krank – und doch nicht krank<br />

Noch gibt es keine eindeutig bewiesenen<br />

Ursachen für die Beschwerden des<br />

Reizdarmsyndroms. Da kein wirklicher<br />

Auslöser für die Fehlfunktion im Darm<br />

gefunden werden kann, galten die<br />

Beschwerden bislang häufig als rein<br />

psychosomatisch – also „von der Psyche<br />

ausgelöst“. Nicht selten wurden die<br />

Betroffenen hinter vorgehaltener Hand<br />

daher auch als Hypochonder bezeichnet.<br />

Seit der Entdeckung des Bauchhirns<br />

kann man sich inzwischen in der Fachwelt<br />

auch vorstellen, dass nicht nur das<br />

Kopfhirn falsche Befehle erteilen und so<br />

zu psychosomatischen Störungen führen<br />

kann, sondern dass auch das Bauchhirn<br />

falsche Entscheidungen trifft oder die<br />

Kommunikation zwischen Kopfhirn und<br />

Bauchhirn fehlerhaft sein kann. So<br />

nimmt man zum Beispiel an, dass die<br />

Informationen aus dem Bauchraum,<br />

die normalerweise nicht bewusst wahrgenommen<br />

werden, beim Reizdarmsyn-<br />

FOTO: STONE<br />

FOTO: STONE<br />

Wer unter einem Reizdarm leidet, wird des Öfteren plötzlich von<br />

Verdauungsbeschwerden heimgesucht. Das kann in manchen<br />

Situationen sehr unangenehm sein.<br />

FOTO: PHOTOS.COM<br />

drom ungefiltert ins Bewusstsein der<br />

Patienten dringen. Die Verdauungsvorgänge<br />

– die andere Menschen gar nicht<br />

wahrnehmen – können so bei diesen<br />

Menschen Beschwerden oder sogar<br />

Schmerzen auslösen. So haben Tests<br />

ergeben, dass Reizdarmpatienten einen<br />

im Darm aufgepusteten Ballon bereits<br />

in einer Größe spüren, die von nicht<br />

betroffenen Menschen noch gar nicht<br />

wahrgenommen wird.<br />

Doch warum ist bei manchen Menschen<br />

die Reizschwelle für Schmerzen im<br />

Bauchraum so niedrig? Darüber gibt es<br />

bis jetzt nur Vermutungen. Bekannt ist,<br />

dass die Schmerzschwelle bei Frauen im<br />

Laufe des weiblichen Zyklus schwanken<br />

kann. Frauen sind häufiger vom Reizdarmsyndrom<br />

betroffen als Männer.<br />

Auch Stress, Ängste und Ärger machen<br />

für Schmerzen empfindlicher. Die<br />

Schmerzen und die Angst vor einer<br />

schlimmen Krankheit treiben die Betroffenen<br />

dann zum Arzt – was gut ist –,<br />

Mit Röntgenbildern kann der Weg eines<br />

Kontrastmittels durch den gesamten<br />

Magen-Darm-Trakt verfolgt werden. So<br />

kann der Arzt genau<br />

erkennen, wo eine eventuelle Störung<br />

vorliegt. In diesem Fall ist alles<br />

in Ordnung.<br />

denn nur so kann festgestellt werden,<br />

ob ein organisches Leiden vorliegt oder<br />

ob der Patient organisch gesund ist. Es<br />

ist ebenfalls möglich, dass eine Fehlfunktion<br />

im Haushalt der Neurotransmitter<br />

(Nervenbotenstoffe) im Darm das<br />

Reizdarmsyndrom auslösen kann. Beispielsweise<br />

könnte ein Mangel an Serotonin,<br />

der im Gehirn zu Depressionen<br />

führen kann, im Darm ein Reizdarmsyndrom<br />

auslösen. Denn Neurotransmitter<br />

wirken gleichermaßen in Hirn und Darm.<br />

Das erklärt auch, warum bestimmte<br />

Antidepressiva – die ja eigentlich gezielt<br />

auf Neurotransmitter im Gehirn einwirken<br />

sollen – sich auch positiv auf das<br />

Reizdarmsyndrom auswirken können.<br />

Natürlich spielen auch Belastungen wie<br />

psychischer Stress eine große, wenn auch<br />

nicht die alleinige Rolle bei der Entwicklung<br />

eines Reizdarmsyndroms. Oft leiden<br />

Menschen darunter, die auch anfällig für<br />

depressive Verstimmungen oder Depressionen<br />

sind. Meist sind dies Personen, die<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

31


FOTO: T. PFLAUM/VISUM<br />

generell empfindlicher als andere sind.<br />

Nicht ganz klar ist allerdings, was am<br />

Anfang steht: die Verstimmung oder das<br />

Reizdarmsyndrom. Denn die Belastungen<br />

durch die Beschwerden sowie die<br />

Einschränkungen im Alltag, die damit<br />

einhergehen, schlagen wiederum auf die<br />

Stimmung. Auch kann das Gedächtnis<br />

des Bauchhirns für die Fehlfunktion verantwortlich<br />

sein. Wie bereits erwähnt,<br />

entwickeln besonders oft diejenigen das<br />

Reizdarmsyndrom, die bereits als Babys<br />

unter Darmkoliken litten. Das Bauchhirn<br />

hat die Koliken in Erinnerung behalten.<br />

Das Gleiche, so vermuten Forscher, kann<br />

nach schweren Magen-Darm-Infektionen<br />

passieren. Die Reaktionen des Darmes auf<br />

die Bakterien und Viren „brennen“ sich in<br />

das neuronale Netzwerk des ENS ein und<br />

bleiben diesem in Erinnerung. Auch wenn<br />

die Infektion abgeklungen ist, gibt das<br />

Bauchhirn noch Alarm, und der organisch<br />

Gesunde fühlt sich krank.<br />

32 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Was hilft?<br />

Um andere Erkrankungen auszuschließen,<br />

sollten Reizdarmpatienten<br />

einen Spezialisten aufsuchen, der mithilfe<br />

unterschiedlicher Untersuchungen<br />

die Diagnose „organisch gesund“ stellen<br />

kann. Schon dies ist eine große Erleichterung<br />

für Betroffene, die häufig befürchten,<br />

an schlimmeren Erkrankungen<br />

zu leiden. Wegen der Verschiedenartigkeit<br />

der Beschwerden ist eine medikamentöse<br />

Therapie oft schwierig, weil ein Arzneimittel,<br />

das das eine Symptom lindern<br />

kann, möglicherweise ein anderes verstärkt.<br />

Auch Ernährungsempfehlungen<br />

sind schwer zu geben, weil die Patienten<br />

recht unterschiedlich auf Lebensmittel<br />

reagieren. Wer allerdings weiß, auf<br />

welche Nahrungsmittel sein Verdauungstrakt<br />

empfindlich reagiert, sollte diese<br />

meiden. Hilfreich ist es deshalb auch,<br />

mögliche Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

durch den Arzt ausschließen zu las-<br />

Mithilfe der Endoskopie kann<br />

im Darm nach der Ursache der<br />

Beschwerden gesucht werden.<br />

In manchen Fällen kann sie<br />

sogar beseitigt werden. Hier<br />

wird ein Darmpolyp mit einer<br />

Schlinge entfernt.<br />

Mit solchen kleinen Kameras schaut der Gastroenterologe<br />

in den Darmtrakt. Die Bilder werden gleichzeitig auf einen<br />

Monitor übertragen.<br />

sen. Doch hier sollten Sie aufmerksam<br />

sein, denn manche der angebotenen<br />

Tests auf Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

sind umstritten in ihrer Aussagefähigkeit<br />

und zudem sehr teuer. Am<br />

besten suchen Sie daher einen Facharzt<br />

für Allergologie auf, wenn Sie eine<br />

Lebensmittelunverträglichkeit vermuten.<br />

Grundsätzlich wird Reizdarmpatienten<br />

zu einer ballaststoffreichen Ernährung<br />

geraten: viel Vollkornprodukte, Obst und<br />

Gemüse. Das kann zwar zunächst zu<br />

Blähungen führen, ist auf lange Sicht<br />

jedoch am gesündesten. Zu heilen ist das<br />

Reizdarmsyndrom bislang leider noch<br />

nicht. Betroffene sollten sich daher<br />

darauf einstellen, langfristig mit den<br />

Symptomen zu leben. Oft kann allerdings<br />

eine psychotherapeutische Behandlung<br />

oder eine alternative seelische<br />

Auseinandersetzung helfen. Weitere<br />

Tipps für einen gesunden Magen und<br />

Darm finden Sie am Ende des Textes.<br />

FOTO: JÖRG LANTELME


Das Helicobacter Pylori: Die Bakterien sind spiralförmig gewunden<br />

und haben bis zu sieben Geißeln. Sie besiedeln ausschließlich<br />

die Magenschleimhaut.<br />

Ein tückisches Bakterium<br />

ach Überzeugung des Spezialisten<br />

Dr. Manfred Stolte vom Klinikum<br />

Bayreuth gehört die Helicobacteriose zu<br />

den häufigsten Infektionskrankheiten<br />

der Welt. Allein in Deutschland sollen<br />

90 Prozent aller Magenschleimhautentzündungen<br />

auf eine Infektion mit<br />

Helicobacter Pylori zurückzuführen sein.<br />

Nach wie vor ist aber nicht eindeutig geklärt,<br />

warum es Menschen gibt, die sich<br />

mit Helicobacter Pylori infiziert haben,<br />

ohne je unter den genannten Symptomen<br />

zu leiden. Ebenfalls ist man sich noch<br />

nicht ganz im Klaren darüber, warum trotz<br />

der hohen Infektionsrate nicht jede Infektion<br />

zur Entstehung von Zwölffingerdarmgeschwüren<br />

oder Magenkrebs führt.<br />

Die Lebensbedingungen des<br />

Helicobacters Pylori<br />

Die Magensäure hat zwei wichtige Funktionen.<br />

Zum einen schützt sie den Magen<br />

vor vielen schädlichen Bakterien, die<br />

durch die Nahrung aufgenommen werden,<br />

FOTO: DR. GARY GAUGLER/OKAPIA<br />

Ist die Magenschleimhaut vom Bakterium<br />

befallen, kann eine Magenschleimhautentzündung<br />

(Gastritis) die Folge sein.<br />

Ähnliche Symptome wie beim Reizdarmsyndrom können sich auch bei einer Infektion des Magens mit dem<br />

Bakterium Helicobacter Pylori einstellen. Die Infektion führt jedoch leider in der Regel zu einer Magenschleimhautentzündung<br />

(Gastritis) und häufig auch zu Folgeerkrankungen, wie z. B. Magengeschwüren.<br />

N<br />

und zum anderen wird die Nahrung durch<br />

die Magensäure „angedaut“ und für die<br />

weitere Verdauung vorbereitet. Ist zu wenig<br />

Magensäure vorhanden, stellen sich<br />

Verdauungsprobleme sowie ein allgemeines<br />

Unwohlsein, ein Völlegefühl, Druckschmerzen<br />

im Oberbauch und zum Beispiel<br />

Übelkeit ein. Was für die Verdauung<br />

schlecht ist, ist für die Helicobacter Pylori<br />

von Vorteil. Das Bakterium fühlt sich in<br />

einem säurearmen Milieu so richtig wohl<br />

und findet die besten Voraussetzungen für<br />

eine Vermehrung vor. Aber auch bei einer<br />

normalen Magensäureproduktion hat der<br />

Krankheitserreger nicht nur gute Chancen,<br />

zu überleben, sondern kann sich auch<br />

noch vermehren. Dies schafft die Helicobacter<br />

Pylori, indem es mithilfe des Enzyms<br />

Urease Ammoniak bildet. Diese Lauge<br />

ist in der Lage, in der Umgebung des<br />

Helicobacters die aggressive Magensäure<br />

zu neutralisieren, sodass sich das Bakterium<br />

in den Schleimhautfalten des Magens<br />

einnisten kann. Der von diesen gebildete<br />

Schleim schützt das Bakterium zusätzlich<br />

vor der Magensäure. So kann sich das<br />

Helicobacter ungehindert in der Magenschleimhaut<br />

vermehren – und schädigt die<br />

Zellen der Magenschleimhaut, wodurch es<br />

zur Entzündung (Gastritis) kommt.<br />

Wie kann man eine Infektion<br />

mit dem Helicobacter Pylori<br />

feststellen?<br />

1) Gastroskopie (Magenspiegelung)<br />

Bei der Magenspiegelung wird durch den<br />

Mund ein Schlauch in den Magen eingeführt.<br />

Durch diesen Schlauch können<br />

eine kleine Kamera und spezielle medizinische<br />

Instrumente eingeführt werden.<br />

Dabei kann auch eine Gewebeprobe der<br />

Magenschleimhaut entnommen werden,<br />

die dann auf Helicobacter Pylori untersucht<br />

werden kann. Gleichzeitig kann<br />

über das Kamerabild festgestellt werden,<br />

ob das Helicobacter schon einen Schaden<br />

an der Magenschleimhaut angerichtet hat<br />

(z. B. Entzündungen, Geschwüre, Tumore).<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

33<br />

FOTO: EYE OF SCIENCE/AGENTUR FOCUS


FOTO: EYE OF SCIENCE/AGENTUR FOCUS<br />

2) Harnstoff-Atemtest<br />

Bei diesem Atemtest trinkt der Patient<br />

eine Lösung mit Harnstoff, dessen Kohlenstoffatome<br />

markiert sind. Liegt eine<br />

Infektion mit Helicobacter Pylori vor,<br />

verwandelt dessen Enzym Urease den<br />

Harnstoff in Ammoniak, dabei wird der<br />

markierte Kohlenstoff frei, den der<br />

Patient ausatmet. Nach halbstündiger<br />

Wartezeit bläst der Patient deshalb in<br />

ein Röhrchen und seine Atemluft wird<br />

im Labor mit bestimmten Messgeräten<br />

(Massenspektrometer) auf Kohlenstoffatome<br />

analysiert. Lassen sich markierte<br />

Kohlenstoffatome in der Atemluft feststellen,<br />

leidet der Betroffene an einer<br />

Helicobacterinfektion.<br />

Therapie<br />

Liegt eine Infektion mit Helicobacter<br />

Pylori vor, lässt sich das Bakterium in sehr<br />

kurzer Zeit abtöten. Drei verschiedene<br />

Präparate müssen hierzu sieben Tage lang<br />

eingenommen werden. Ein Säurehemmer<br />

(Antacidum) hemmt die Magensäureproduktion<br />

und zwei Antibiotika vernichten<br />

das Helicobacter Pylori. Wird die<br />

medikamentöse Behandlung konsequent<br />

sieben Tage lang durchgeführt, so ist das<br />

Bakterium abgetötet, und die Magenprobleme<br />

sind beseitigt.<br />

34 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Schon im Magen werden viele Krankheitserreger<br />

durch die Magensäure<br />

abgetötet. Weiter unten im Verdauungstrakt,<br />

im Dickdarm, unterstützt die so<br />

genannte Darmflora mit Billionen von<br />

Bakterien die Abwehr schädlicher Erreger<br />

und Pilze.<br />

Bakterien sind überall. Sie besiedeln<br />

unsere Haut und die Schleimhäute wie ein<br />

dicker Rasen. Mit unserer Geburt beginnt<br />

eine lebenslange Auseinandersetzung mit<br />

diesen Keimen, aber auch eine Lebensgemeinschaft<br />

mit der Bakterienmikroflora<br />

im Darm. Wir geraten häufig aus dem<br />

Gleichgewicht, wenn irgendein Einfluss<br />

dazu führt, dass sich die normale Zusammensetzung<br />

der Darmflora ändert. Das<br />

können Stress, Antibiotika oder Mikroorganismen<br />

wie Viren und Bakterien sein.<br />

Man kann dem Immunsystem helfen,<br />

indem man der Darmflora „freundliche“<br />

Bakterien zuführt, die unschädlich sind,<br />

weil sie ohnehin zur Darmflora gehören<br />

und diese deshalb bei ihrer Regeneration<br />

Bei den Bakterien der Gattung Enterobacter<br />

handelt es sich um eine Gruppe<br />

von Stäbchenbakterien, die in fast allen<br />

Lebensräumen einschließlich des<br />

mensch-lichen Darmes vorkommen. Dort<br />

gehören sie zur normalen Darmflora.<br />

Das Magenbakterium Helicobacter Pylori kann auch über<br />

Küsse übertragen werden – allerdings sehr selten bei<br />

Erwachsenen. Oft überträgt es die Mutter auf ihr Baby.<br />

Über die Nahrung nehmen wir nicht nur Nützliches für unsere Gesundheit<br />

auf. Tagtäglich gelangen auch Gifte und Krankheitserreger in unseren Körper.<br />

Doch unser Organismus ist darauf bestens vorbereitet.<br />

unterstützen. Zu den wirkungsvollsten<br />

Helfern der Darmflora gehören die Milchsäurebakterien<br />

(z. B. Lactobacillen, Bifidobakterien).<br />

Der Lactobacillus beispielsweise<br />

haftet bevorzugt an der Darmwand<br />

und regt dort die Produktion von Antikörpern<br />

an, die gezielt fremde Substanzen<br />

binden, und stimuliert die natürliche<br />

Schutzfunktion körpereigener Zellen.<br />

Die Milchsäurebakterien können auch<br />

nachweislich die Ansiedlung des Helicobacters<br />

Pylori verhindern. Damit sie ihre<br />

gesundheitliche Wirkung im Darm entfalten<br />

können, müssen die Bakterien eine<br />

hohe Resistenz gegenüber Magensäure<br />

und Verdauungsenzymen aufweisen, um<br />

lebend und in aktiver Form im Darmtrakt<br />

anzukommen. Deshalb empfiehlt sich der<br />

Verzehr von Produkten mit probiotischen<br />

Kulturen, d.h. Bakterien, die resistent<br />

gegen die Magensäure sind. Hierfür bieten<br />

sich möglichst frische probiotische Jogurts<br />

und Milchprodukte an oder aber hochwertige<br />

Nahrungsergänzungen mit probioti-<br />

FOTO: DIGITALVISION


schen Kulturen. Nehmen Sie probiotische<br />

Kulturen in Kapselform ein, etwa durch<br />

ein Multivitalstoff-Präparat, können Sie<br />

sicher sein, dass Sie stets eine fest definierte<br />

Menge der Milchsäurebakterien aufnehmen.<br />

Mit diesen probiotischen Kulturen<br />

können Sie die Verdauung fördern und<br />

sogar Durchfallerkrankungen verkürzen.<br />

Studien zufolge steigt die Zahl der<br />

„guten“ Darmbakterien nach dem Verzehr<br />

probiotischer Produkte deutlich an. Diese<br />

Lebensmittel können ihre spezifische Wirkung<br />

aber nur dann entfalten, wenn Sie<br />

sie regelmäßig, das heißt täglich, verzehren.<br />

Im Zusammenhang mit Probiotika<br />

fällt häufig auch das Schlagwort Prebiotika.<br />

Während es sich bei den Probiotika<br />

wie beschrieben um lebende Bakterien<br />

handelt, sind Prebiotika besondere Ballaststoffe<br />

wie Oligofructose oder Inulin.<br />

Sie können von den menschlichen Verdauungsenzymen<br />

zwar nicht abgebaut<br />

werden, aber sie dienen den nützlichen<br />

Darmbakterien als Nahrung. Damit<br />

fördern die Prebiotika das Wachstum der<br />

probiotischen Keime, wodurch sich deren<br />

positive gesundheitliche Wirkung verstärkt.<br />

Mit einem Multivitalstoff-Präparat,<br />

das sowohl Probiotika als auch Prebiotika<br />

enthält, können Sie Ihre Darmflora somit<br />

besonders gut unterstützen.<br />

MEDICOM-Tipps<br />

Ingwer – Schutzschild<br />

für Magen und Darm<br />

Die ätherischen Öle und Scharfstoffe<br />

des Ingwers regen die Galleproduktion<br />

an und unterstützen so die Fettverdauung.<br />

Außerdem fördert Ingwer<br />

die Erhaltung der Darmflora, schützt<br />

die Magenschleimhaut und stärkt<br />

die körpereigenen Abwehrkräfte. Bei<br />

warmen Gerichten sollte Ingwer einige<br />

Minuten mitgaren, um sein volles<br />

Aroma zu entfalten. Zum Würzen mit<br />

frischem Ingwer drücken Sie ihn am<br />

besten durch eine Knoblauchpresse,<br />

dann bleiben die harten Fasern<br />

zurück. Sie können sich auch einen<br />

schmackhaften Ingwertee zubereiten,<br />

indem Sie die Knolle mit kochendem<br />

Wasser übergießen.<br />

FOTO: DIGITALVISION<br />

Bei Magen- und Darmbeschwerden<br />

ist es sehr wichtig, viel zu trinken.<br />

Besonders gut ist Wasser. Ganz<br />

besonders bei Verstopfung.<br />

Artischocke<br />

bringt die<br />

Fettverdauung auf Touren<br />

Artischocken schmecken nicht nur<br />

gut, sondern sie sind auch sehr gut<br />

für die Gesundheit. Die Artischocke<br />

unterstützt die Leber bei der Fettverdauung,<br />

kann den Cholesterinspiegel<br />

senken und bei der Entwässerung des<br />

Organismus helfen. Ein so aktivierter<br />

Stoffwechsel wirkt sich positiv auf<br />

den Darm aus, Blähungen und Völlegefühl<br />

verschwinden.<br />

Diese Effekte lassen sich aber weniger<br />

durch den Verzehr handelsüblicher<br />

Artischockenherzen erreichen, sondern<br />

viel besser durch die Anwendung<br />

von Artischockenpräparaten.<br />

Denn diese Arzneimittel enthalten<br />

meist einen Trockenextrakt, der aus<br />

den Kelchblättern der Blüte von<br />

Artischocken gewonnen wird – dem<br />

Pflanzenbestandteil, der üblicherweise<br />

gar nicht verzehrt wird.<br />

FOTO: PHOTOS.COM<br />

Hilfe für Magen und Darm<br />

Achten Sie auf eine ballaststoffreiche<br />

Nahrung (Vollkorn, Obst, Gemüse)<br />

und meiden Sie fettige Speisen<br />

Trinken Sie täglich 1,5 bis zwei<br />

Liter Flüssigkeit<br />

Vermeiden Sie Fastfood und vorgefertigte<br />

Lebensmittel<br />

Machen Sie Ihre Ernährungsansichten<br />

jedoch nicht zur „Religion“:<br />

Hin und wieder darf man auch mal<br />

etwas „Falsches“ essen – man sollte<br />

sich dessen nur bewusst sein<br />

Vermeiden Sie Genussgifte wie<br />

Kaffee, Alkohol und Nikotin<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

35<br />

FOTO: PHOTODISC


Hausmittel bei Magen- und Darmbeschwerden<br />

Durchfall<br />

Meistens geht Durchfall auf eine Darminfektion<br />

zurück, die von selbst wieder<br />

abklingt. Wenn er länger anhält, sollten<br />

Sie allerdings einen Arzt aufsuchen.<br />

Medikamente, die den Durchfall stoppen,<br />

sind nur sinnvoll, um einen erhöhten<br />

Wasserverlust zu vermeiden. Ansonsten<br />

sollte der Durchfall nicht mit Medikamenten<br />

unterbunden werden (außer auf<br />

Anweisung des Arztes). Denn in der Regel<br />

handelt es sich dabei um eine natürliche<br />

Reaktion des Körpers. Der Durchfall ist<br />

eine Art Reinigungsmechanismus, der den<br />

Körper möglichst schnell von Krankheitserregern<br />

oder schädlichen Substanzen befreien<br />

soll. Wird der Durchfall unterbunden,<br />

verbleiben die schädlichen Keime im<br />

Magen-Darm-Trakt. Bei Durchfall sollten<br />

Sie sehr viel Wasser oder Kräutertee<br />

trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.<br />

Den Kräutertee können Sie<br />

auch mit etwas schwarzem Tee mischen,<br />

um den Kreislauf zu unterstützen.<br />

36 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

Bei Sodbrennen kann<br />

Pfefferminztee<br />

beruhigend wirken<br />

Aus Omas Apotheke: Altbekannt ist Kamillentee sehr wirksam bei Magenschmerzen. Gegen<br />

einen aufgeblähten Bauch helfen Tees aus Fenchel oder Kümmel.<br />

Verstopfung<br />

Von einer Verstopfung kann erst nach<br />

Ablauf von drei Tagen ohne Stuhlgang<br />

gesprochen werden. Die Einnahme<br />

von Abführmitteln darf höchstens zwei<br />

Wochen lang erfolgen, weil man sonst<br />

Gefahr läuft, dass die Medikation nicht<br />

mehr anschlägt. Missbrauch von Abführmitteln<br />

verstärkt die Darmträgheit nur<br />

noch zusätzlich. Man sollte es daher<br />

zunächst mit natürlichen „Abführhilfen“<br />

versuchen.<br />

Natürliche Alternative zu<br />

Abführmitteln: Leinsamen<br />

Für die Anwendung von Leinsamen als<br />

Abführmittel wird von der Sachverständigenkommission<br />

E des Bundesgesundheitsamtes<br />

eine Dosierungsanleitung angegeben.<br />

Für Erwachsene wird zwei- bis<br />

drei mal täglich ein Esslöffel (zirka zehn<br />

Gramm) ganzer oder nur angestoßener<br />

(nicht geschroter) Leinsamen mit ausreichend<br />

Flüssigkeit (mind. die zehnfache<br />

Menge des Leinsamens) empfohlen. Kinder<br />

von sechs bis zwölf Jahren sollen bei<br />

Verstopfung die Hälfte der Erwachsenendosierung<br />

einnehmen. Auch ein Glas<br />

Wasser nach dem Aufstehen kann helfen,<br />

die Darmtätigkeit anzuregen.<br />

Bauch- und Magenschmerzen<br />

Bauchschmerzen können eine Fülle von<br />

Ursachen haben. Halten sie länger an,<br />

sollten Sie einen Arzt konsultieren. Gegen<br />

Magenschmerzen hilft Kamillentee. Bei<br />

Bauchschmerzen, die auf einen aufgeblähten<br />

Darm zurückgehen, verschaffen<br />

Kümmel- und Fencheltee Linderung.<br />

Sodbrennen<br />

Verzichten Sie bei Sodbrennen auf Kaffee<br />

und Alkohol (insbesondere Sekt und<br />

Weißwein), denn diese fördern die<br />

Bildung von Magensäure, die bei Sodbrennen<br />

schmerzhaft in die Speiseröhre<br />

eintritt. Kamillen- oder Pfefferminztee<br />

können beruhigend wirken.<br />

FOTOS: PHOTODISC/PHOTOS.COM


Medikamente<br />

Vitalstoffe für Magen<br />

und Darm<br />

Vitamin A und Vitamin C sind gut für<br />

die Erhaltung der Darmschleimhäute<br />

Vitamin B1 ist gut für die Darmmuskulatur<br />

Alle B-Vitamine sind wichtig für Patienten<br />

mit Darmerkrankungen<br />

Magnesium hilft bei Verstopfung<br />

Eisen ist wichtig bei entzündlichen<br />

Darmerkrankungen, bei Blutungen<br />

im Magen-Darm-Bereich und nach<br />

Magen- oder Darmresektionen<br />

Wie bereits erwähnt ist die Therapie des<br />

Reizdarmsyndroms mit Medikamenten<br />

wegen der Unterschiedlichkeit der Beschwerden<br />

nicht einfach. In Zukunft soll<br />

der Wirkstoff Cilansetron, der sich noch<br />

in der Testphase befindet, Reizdarmpatienten<br />

helfen können. Man rechnet mit<br />

einer Markteinführung noch in diesem<br />

Jahr. Der Wirkstoff soll die gestörte<br />

Koordination im Darm durch eine gezielte<br />

Beeinflussung des Darmhirns positiv<br />

beeinflussen und auch gegen Durchfall<br />

helfen. Bis dahin helfen bei sehr starken<br />

Beschwerden andere Medikamente. Die<br />

Behandlung richtet sich dabei nach den<br />

Beschwerden: Schmerzen, Verstopfung,<br />

Durchfall oder Blähungen.<br />

Gegen die Schmerzen helfen Krampflöser,<br />

wie Mebeverin oder Butylscopolamin.<br />

Verstopfung kann man mit<br />

Abführmitteln wie Lactulose oder Tegaserod<br />

behandeln. Gegen Durchfall hilft<br />

Loperamid. Dieser Wirkstoff bremst die<br />

Darmbewegung.<br />

Gegen Blähungen helfen entschäumende<br />

Medikamente (Wirkstoff: Dimeticon).<br />

Sodbrennen ist in den meisten Fällen auf<br />

zu üppiges Essen zurückzuführen. Isst<br />

man wieder normal, ist das Sodbrennen<br />

vorbei. Doch es gibt auch Menschen, die<br />

gesund essen und dennoch ständig unter<br />

Sodbrennen leiden. Hier spricht man von<br />

einem Reflux. Dagegen helfen so genannte<br />

Antacida, die die Magensäure binden.<br />

Außerdem helfen Präparate, die einen<br />

Film über die Magenschleimhaut legen<br />

(Gaviscon). Vom Arzt verschrieben werden<br />

H2-Blocker und Protonenpumpenblocker,<br />

die jedoch nicht rezeptfrei sind.<br />

Entspannter Geist –<br />

entspannter Bauch<br />

Tipps für körperliches und<br />

geistiges Wohlbefinden<br />

Treiben Sie mindestens einmal die Woche<br />

Sport!<br />

Bewegen Sie sich so oft wie möglich an<br />

der frischen Luft – auch wenn es regnet<br />

oder schneit!<br />

Genießen Sie schöne Stunden, ohne sie<br />

sich durch unbegründete Sorgen zu vermiesen!<br />

Achten Sie beim Sitzen auf eine gerade<br />

Haltung! Wer krumm sitzt, behindert<br />

Magen und Darm bei der Verdauung<br />

Benutzen Sie immer die Treppe statt<br />

den Aufzug!<br />

Auch wenn Obst und Gemüse bei manchen<br />

Beschwerden wie Durchfall mit Vorsicht zu<br />

genießen sind – auf Dauer ist eine ausgewogene<br />

Mischkost mit viel Vitaminen und Mineralstoffen<br />

das Beste für unser Verdauungssystem.<br />

Lernen Sie mit Stress umzugehen – zum<br />

Beispiel durch Entspannungsübungen,<br />

Meditation oder Yoga (siehe Seite 18)!<br />

Lassen Sie öfter die Seele baumeln und<br />

träumen Sie von schönen Dingen!<br />

Sorgen Sie für ausreichend Schlaf!<br />

Meiden Sie enge, einschnürende Kleidung,<br />

weil sie die Darmbewegungen behindert!<br />

Legen Sie kurze Strecken zu Fuß oder<br />

mit dem Fahrrad zurück!<br />

B U C H - T I P P S<br />

Michael Gershon:<br />

Der kluge Bauch.<br />

Die Entdeckung des<br />

zweiten Gehirns,<br />

Goldmann,<br />

479 Seiten,<br />

€ 10,—<br />

Dr. med. Amrei Pfeiffer:<br />

Magen und Darm<br />

natürlich behandeln,<br />

Gräfe und Unzer<br />

Verlag, 45 Seiten,<br />

€ 12,90<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

37<br />

FOTO: PHOTODISC


Die vielen neuen Ratgeber<br />

zum Thema „Einfacher leben“<br />

zeigen: Einfachheit und „Ballast<br />

abwerfen“ liegen im Trend. Immer<br />

mehr Menschen sind der Auffassung<br />

„Weniger ist mehr“ und entrümpeln<br />

ihr Leben. Das große Ausmisten bezieht<br />

sich nicht nur auf angesammelten<br />

Kram und überflüssigen Ballast,<br />

sondern auch auf angestaubte Überzeugungen<br />

und sperrige Denkmuster.<br />

Man muss nicht alles haben – und<br />

man muss nicht alles können.<br />

38 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

DIE NEUE<br />

EINFACHHEIT<br />

EINFACHHEIT<br />

ÜBERFLUSS SCHAFFT<br />

ÜBERDRUSS<br />

B<br />

„ Wenn einer das rechte<br />

Maß überschreitet,<br />

kann ihm das<br />

“<br />

Erfreulichste zum<br />

Unerfreulichsten werden.<br />

(Demokrit,<br />

griechischer Philosoph)<br />

Ballast macht unfrei.<br />

Wer mit schwerem<br />

Gepäck durchs Leben reist,<br />

wird unbeweglich.<br />

Es handelt sich nicht nur um eine<br />

vorübergehende Mode. Studien von<br />

Zukunftsforschern kommen zu dem<br />

Ergebnis, dass ein weit reichender Wertewandel<br />

hin zur Einfachheit stattfindet.<br />

Die Idee ist nichts Neues. Schon die alten<br />

Griechen suchten nach dem richtigen<br />

Maß. „Pan metron ariston“ – alles in<br />

Maßen – lautete eine der zentralen Botschaften<br />

ihrer Lebensphilosophie.<br />

A


Was ist wirklich wichtig?<br />

Was ist wirklich wichtig im Leben?<br />

Studien zufolge wird diese Frage immer<br />

zentraler für die Menschen. Und sie führt<br />

zu den einfachen Dingen: Liebe, Freundschaft,<br />

Gelassenheit und Zufriedenheit.<br />

Doch das Einfache ist oft gar nicht so<br />

einfach.<br />

„Einfachheit ist das Resultat der Reife“,<br />

wusste auch Friedrich von Schiller.<br />

Wer sich auf das Wesentliche reduziert,<br />

erhöht die Lebensqualität und vermindert<br />

Stress und Abhängigkeiten. Tipps für<br />

Strategien, wie Sie Ihr Leben zufriedener<br />

gestalten können, finden Sie hier.<br />

Strategien zum Ausmisten<br />

Entrümpeln Sie Ihren Besitz. Wer mit<br />

schwerem Gepäck durchs Leben reist,<br />

wird unbeweglich<br />

Welche Dinge in Ihrer Wohnung oder<br />

in Ihrem Haus mögen oder benötigen<br />

Sie wirklich? Was hat sich im Laufe der<br />

Jahre nur angesammelt?<br />

Gegenstände, Kleider und Möbel, die<br />

nicht ständig gebraucht werden, müssen<br />

gepflegt werden. Das kostet Zeit. Was zwei<br />

Jahre lang nutzlos war, werden Sie auch<br />

die nächsten Jahre nicht vermissen. Verschenken<br />

Sie es, werfen Sie es weg oder<br />

verkaufen Sie es zum Beispiel auf dem<br />

Flohmarkt<br />

Wenn Sie meinen, dafür zu beschäftigt<br />

zu sein, sollten Sie sich daran erinnern,<br />

dass Sie die Zeit hatten, sich alles zuzulegen.<br />

Daher werden Sie sicher auch die<br />

Zeit finden, es wieder loszuwerden<br />

G<br />

TIPPS ZUM ENTRÜMPLEN<br />

Eine Liste erstellen<br />

Machen Sie in Gedanken eine Tour durch<br />

Ihre Wohnung und notieren oder merken<br />

Sie sich die unordentlichen Stellen. Sie<br />

werden feststellen: Sie wissen genau, wo<br />

der Krempel steckt.<br />

Fangen Sie klein an<br />

Nehmen Sie sich zunächst die kleineren<br />

Bereiche vor und arbeiten Sie sich langsam<br />

zu den großen Zonen vor. Kleinere<br />

Bereiche sind etwa einzelne Schubladen,<br />

Badezimmerschränkchen, Handtaschen<br />

oder Werkzeugkästen. Mittelgroße Zonen<br />

sind Kleider-, Küchen- und Wäscheschränke<br />

und Schreibtische. Große<br />

Zonen sind Rumpelkammern, Keller,<br />

Speicher, Gartenschuppen oder Garagen.<br />

Übung macht den Meister<br />

Am Anfang mag Ihnen das Ausmisten<br />

noch etwas schwer fallen, nach und nach<br />

wird es Ihnen leichter fallen und sogar<br />

Spaß machen. Und am Ende bleibt ein<br />

Gefühl der Befreiung.<br />

Seien Sie konsequent!<br />

Alles, was Sie seit zwei Jahren nicht benutzt<br />

haben, fliegt raus!<br />

EINE HEIKLE ANGELEGENHEIT<br />

UNGELIEBTE GESCHENKE<br />

Allein schon der Gedanke, sie wegzuwerfen<br />

oder sie anderweitig loszuwerden,<br />

ist für manche Menschen<br />

erschreckend. Doch wenn man jemandem<br />

etwas schenkt, gibt man<br />

dem Empfänger auch die Freiheit,<br />

damit zu machen, was er möchte.<br />

Wenn Sie mit einem Geschenk nicht<br />

mehr anfangen können, als es in den<br />

Mülleimer zu werfen, ist das in Ordnung.<br />

Wenn Sie das nicht „übers Herz<br />

bringen“, können Sie damit ja auch<br />

anderen Menschen, die es gebrauchen<br />

können, eine Freude machen.<br />

Glaubenssätze, die Sie über Bord werfen sollten:<br />

Nur wenn ich perfekt bin, werde ich geliebt!<br />

Ich muss immer 100%ige Leistung bringen!<br />

K<br />

Ich darf nie die Kontrolle verlieren!<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

39


Ich kaufe, also bin ich?<br />

Konsumfreuden hinterfragen<br />

Viele Konsumgüter versprechen Entspannung.<br />

In Wirklichkeit aber sind sie<br />

Freizeitfresser! Das neue Handy will<br />

beherrscht werden, die edle Kleidung<br />

braucht Platz und muss gepflegt werden.<br />

Stellen Sie Kosten und Zeit dem Nutzen<br />

gegenüber. Rentiert sich das Konsumgut<br />

für Sie, oder geht es nur um die kurze<br />

Befriedigung der Konsumgelüste, dem<br />

der Konsumkater folgt, wenn das Erworbene<br />

seinen Reiz verloren hat? Wer beim<br />

Konsumieren ein wenig zögert, erhält<br />

oft die richtige Antwort. Wenn Sie das<br />

begehrte Gut zwei Wochen später immer<br />

noch haben möchten, könnte es die<br />

richtige Entscheidung sein.<br />

WAS BRINGT WIRKLICH GENUSS?<br />

Vorstellungen überprüfen<br />

Ist es das Essen im Nobelrestaurant oder<br />

die Karibikreise? Werden sie Ihnen den<br />

Genuss verschaffen, den Sie sich davon<br />

versprechen? Versuchen Sie Ihre Vorstellungen<br />

hin und wieder zu überprüfen,<br />

und finden Sie heraus, was Ihnen<br />

wirklich Freude bereitet. Diesen Dingen<br />

sollten Sie so viel Zeit wie möglich einräumen.<br />

Oft sind dies die einfachen und<br />

weniger spektakulären Freuden wie der<br />

Spaziergang am Morgen, ein Schaumbad<br />

bei Kerzenlicht oder ein Telefongespräch<br />

mit einem Freund.<br />

N<br />

40 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

MEDICOM-TIPP<br />

WAS MACHT MICH<br />

GLÜCKLICH?<br />

Das Leben zu vereinfachen heißt,<br />

Unwichtiges und Unnützes aus dem<br />

Leben zu verbannen, sodass mehr Zeit<br />

für das Wesentliche bleibt. Doch das<br />

ist individuell. Um herauszufinden,<br />

was Ihnen wirklich Freude macht,<br />

sollten Sie sich die drei folgenden<br />

Fragen stellen:<br />

Welche Ziele, Pläne, Tätigkeiten,<br />

Aufgaben und Hobbys gibt es in<br />

meinem Leben?<br />

Welche davon sind mir wirklich<br />

wichtig, sodass ich sie vermissen<br />

würde, wenn sie nicht mehr da<br />

wären?<br />

Was könnte ich problemlos aus<br />

meinem Leben verbannen, ohne dass<br />

ich es vermissen würde?<br />

R<br />

„ Vollkommenheit entsteht nicht dann,<br />

wenn man nichts mehr hinzufügen<br />

kann, sondern wenn man nichts<br />

“<br />

mehr wegnehmen kann.<br />

(Antoine de Saint-Exupéry)<br />

Auszeiten nehmen<br />

Muße zur Muße. Für Muße braucht es<br />

Zeit: um sich treiben zu lassen und<br />

tagzuträumen. Das klärt den Geist, erholt<br />

den Körper und fördert neue Ideen.<br />

Nehmen Sie mindestens einen Tag in der<br />

Woche als bewusste Auszeit. Nutzen Sie<br />

diesen Tag als Ruhetag, also als einen<br />

Tag, an dem Sie wirklich zur Ruhe kommen<br />

und nichts tun, was Sie anstrengt.<br />

Machen Sie generell weniger –<br />

dies aber mit mehr Engagement.<br />

Sie werden bemerken, dass das<br />

zufriedener macht.<br />

M


Vitalstoff-Rezept<br />

Dies Gericht ist der Beweis, dass eine magenfreundliche und<br />

bekömmliche Küche nichts mit fader „Schonkost“ zu tun<br />

haben muss. Im Gegenteil: Es darf sogar ein wenig pikant<br />

zugehen! Das liegt zum Beispiel am Fenchel, dessen<br />

Früchte in der Heilkunde vor allem bei Husten und<br />

Blähungen eingesetzt werden. Die fleischige Knolle<br />

kann man als Gemüse essen. Beide haben<br />

diesen typischen Fenchelgeruch bzw.<br />

-geschmack, der diesem Rezept<br />

seine besondere Note<br />

verleiht.<br />

Spaghetti mit Garnelen<br />

und Fenchel<br />

(Für 4 Personen)<br />

Zubereitung<br />

Die Garnelen in kleine Stücke schneiden<br />

und zusammen mit den kleingeschnittenen<br />

Knoblauchzehen in einer beschichteten<br />

Pfanne mit Olivenöl anbraten. Den<br />

Fenchel in kleine Streifen schneiden, zu<br />

den Garnelen geben und mit Salz und<br />

Pfeffer gut abschmecken. Zwei Minuten<br />

aufkochen lassen, anschließend die saure<br />

Sahne und die Tomatenhälften hinzugeben<br />

und weitere fünf Minuten kochen.<br />

Währenddessen die Spaghetti<br />

in gesalzenem Wasser bissfest<br />

garen. Anschließend die Spaghetti<br />

auf einen Pastateller<br />

geben und mit der<br />

Soße anrichten.<br />

FOTOS AUF DER SEITE 41: DPNY<br />

§<br />

Zutaten<br />

350 g Spaghetti<br />

200 g Tomaten (z. B. Cocktailtomaten),<br />

halbiert<br />

150 g Garnelen<br />

150 g Fenchel<br />

150 ml saure Sahne, 20 %<br />

50 ml Milch, 1,5 %<br />

1 EL Olivenöl zum Anbraten<br />

1 Zehe Knoblauch<br />

Salz und Pfeffer<br />

§<br />

§<br />

Nährwertangaben<br />

(Pro Portion)<br />

Energie 475 kcal<br />

Eiweiß 23 g<br />

Fett 15 g<br />

Kohlenhydrate 60 g<br />

Ballaststoffe 5 g<br />

Vitamin A 548 µg<br />

Vitamin B1 0,2 mg<br />

Vitamin B2 0,3 mg<br />

Vitamin B6 0,3 mg<br />

Vitamin C 27 mg<br />

Vitamin E 5,8 mg<br />

Calcium 160 mg<br />

Carotin 2 mg<br />

Folsäure 36 µg<br />

Magnesium 60 mg<br />

Eisen 4 mg<br />

Zink 2 mg<br />

Cholesterin 238 mg<br />

MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

§<br />

41


Leserbriefe<br />

Liebe MEDICOM-Leser,<br />

möchten Sie kritisch oder zustimmend zu einzelnen Themen im Heft<br />

Stellung nehmen? Oder interessante Tipps zum Thema „Gesund<br />

werden – gesund bleiben“ an andere Leser weitergeben? Dann schreiben<br />

Sie uns! Unsere Anschrift lautet: MEDICOM-Redaktion, Sedemünder 2,<br />

Altenhagen I, 31832 Springe.<br />

MEDICOM 32<br />

Aus dem Schlaflabor<br />

Liebe Redaktion,<br />

mit Interesse lese ich immer die<br />

MEDICOM und möchte Ihnen und anderen<br />

Lesern gern meine Erfahrungen zum<br />

Thema „Die Bedeutsamkeit des Schlafes“<br />

mitteilen. Ich war eine junge Frau, Kriegerwitwe<br />

mit einem Kind und Heimatvertriebene<br />

aus Schlesien. Beruflich war ich<br />

zudem sehr im Stress, sodass ich in die<br />

Angewohnheit verfiel, abends im Bett<br />

immer noch über alle Probleme nachzudenken.<br />

So wurde mein Schlaf immer<br />

schlechter, bis ich merkte, dass es so nicht<br />

weitergehen durfte, weil ich immer früh<br />

um fünf Uhr wieder aufstehen musste. So<br />

ließ ich mir vom Arzt ein Schlafmittel<br />

verschreiben. Zu der Zeit las ich zufällig<br />

einen Artikel über Bauchatmung bei<br />

Schlafstörungen. Die führte ich nun konsequent<br />

nach Vorschrift 20 Minuten<br />

abends im Bett durch. So hatte ich keine<br />

Zeit mehr, Probleme zu wälzen. Bald<br />

merkte ich, dass ich allmählich besser<br />

einschlafen konnte. Nach zirka sechs bis<br />

sieben Wochen hatte ich es geschafft,<br />

dass ich nach den Atemübungen sofort<br />

einschlafen konnte, ohne weitere Schlaf-<br />

42 MEDICOM 35. Ausgabe, Mai 2005<br />

mittel einnehmen zu müssen.<br />

Seit damals habe ich mir niemals<br />

wieder angewöhnt,<br />

abends im Bett über etwas<br />

nachzudenken. Stattdessen<br />

mache ich wegen inzwischen<br />

aufgetretener Krampfadern<br />

seit langem fünf Minuten<br />

Venengymnastik und kann<br />

danach sofort gut schlafen.<br />

Wie man morgens dann<br />

schnell und mühelos aus<br />

dem Bett kommt – diesen<br />

Tipp möchte ich auch noch<br />

weitergeben: Seit zirka 40<br />

Jahren mache ich Chirogymnastik nach<br />

Dr. Laabs. Es handelt sich dabei um ein<br />

Programm von fünf Minuten, das man<br />

mit geschlossenen Augen beginnen kann.<br />

Diesen Leitfaden gibt es auch heute noch<br />

unverändert. Die Übungen halten auch<br />

arthrotische Gelenke beweglich. Inzwischen<br />

bin ich 84 Jahre alt und konnte<br />

mein Leben bisher ohne Kaffee und<br />

sonstige Aufputschmittel meistern und<br />

bin schon recht zufrieden mit mir.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Lotte Wolff-Lorke, Weißenstadt<br />

Sehr geehrte Frau Wolff-Lorke,<br />

herzlichen Dank für Ihre sehr persönlichen<br />

Ratschläge zum Thema „besser schlafen“.<br />

Die MEDICOM-Redaktion möchte den<br />

Lesern gern auch ein paar Tipps mit auf<br />

den Weg in den gesunden Schlaf geben,<br />

denn fast jeder Dritte hat Ein- oder Durchschlafprobleme.<br />

Versuchen Sie es mit<br />

täglich wiederholten Einschlafritualen wie<br />

zum Beispiel einem kleinen Spaziergang,<br />

ruhiger Musik, einem heißen Bad oder<br />

auch einem Stückchen Schokolade vor dem<br />

Schlafengehen. Es gibt auch Hilfe aus der<br />

Natur. Ob als Tee oder in Tablettenform,<br />

Baldrian, Melisse und Johanniskraut<br />

helfen ins Reich der Träume.<br />

Liebe MEDICOM-Redaktion,<br />

ich kann von meinen zahlreichen Alterskameraden<br />

eine Erfahrung mitteilen, die<br />

zu einem erholsamen Schlaf verhilft.<br />

Abends am besten immer zur gleichen<br />

Zeit ins Bett gehen, da ein regelmäßiger<br />

Schlafrhythmus beruhigend wirkt.<br />

Ferner sollte man sich gut zudecken und<br />

den Kopf so bequem aufs Kissen legen,<br />

dass es nirgends drückt. Falls Licht ins<br />

Schlafzimmer scheint, sollte man sich<br />

zur dunklen Seite drehen. Dann die Augenlider<br />

schließen und bewusst ein- und<br />

ausatmen. Nun jeden Atemzug dabei für<br />

sich im Stillen zählen und, auch wenn es<br />

länger dauert, weiterzählen. Irgendwann<br />

beginnt man einzuschlafen. Diese Methode<br />

ist einfach und erfolgreich und so<br />

benötigt man keine Schlafmittel. Sie<br />

wird im Übrigen auch in Kinderheimen<br />

zum besseren Einschlafen praktiziert.<br />

Mit freundlichen Gesundheitsgrüßen<br />

aus Bielefeld<br />

Peter Pankratz<br />

Sehr geehrter Herr Pankratz,<br />

auch Ihnen recht herzlichen Dank für<br />

Ihre Einschlaftipps, die sicher ebenfalls<br />

sehr wirkungsvoll sind.<br />

Da das Thema „gesund schlafen“ offensichtlich<br />

sehr bedeutsam für die MEDI-<br />

COM-Leser ist, planen wir für die nächste<br />

<strong>Medicom</strong> erneut einen Artikel rund<br />

um das entspannte Schlummern. Dabei<br />

wird es zudem um das Schnarchen gehen.<br />

Da eine gute Nachtruhe wichtig für<br />

Körper und Seele ist, finden wir es sehr<br />

wichtig, dass die MEDICOM-Leser ausgeschlafen<br />

in ihren Tag starten. Deshalb<br />

freuen wir uns auch besonders über<br />

Ihre persönlichen Tipps.<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>Medicom</strong> Pharma AG<br />

Sedemünder 2, Altenhagen I<br />

31832 Springe<br />

Tel. 05041 78-0<br />

Fax 05041 78-1169<br />

Verlag,<br />

Redaktion,<br />

Gestaltung: DPNY communications<br />

Druck: Westermann-Druck<br />

„MEDICOM“ ist eine Kundenzeitschrift der<br />

<strong>Medicom</strong> Pharma AG; sie erscheint fünfmal<br />

jährlich. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.<br />

Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen kann keine Haftung übernommen werden.


Kreuzworträtsel<br />

Liebe Rätselfreunde, diesmal geht es um<br />

etwas, was unter einem anderen Namen<br />

den Zucker einer Rebfrucht bezeichnet.<br />

Tragen Sie die Buchstaben in der richtigen<br />

Reihenfolge in die nummerierten<br />

Felder ein.<br />

1. Preis: ein Reisegutschein im Wert von<br />

1.000 Euro<br />

2. bis 4. Preis: je ein<br />

Exemplar des Ratgebers:<br />

„Yoga für Anfänger“.<br />

aus dem Gräfe und Unzer<br />

Verlag<br />

Lösungen aus dem Dezember-Heft<br />

Lösung:<br />

Und so können Sie gewinnen<br />

Haben Sie das richtige Lösungswort? Dann schreiben<br />

Sie es auf eine Postkarte, und schicken Sie<br />

diese an: MEDICOM-Redaktion, Stichwort „Preisrätsel“,<br />

Sedemünder 2, Altenhagen I, 31832 Springe.<br />

Einsendeschluss ist der 31.07.2005 (Datum des<br />

Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Mitarbeiter der <strong>Medicom</strong> Pharma AG und deren<br />

Angehörige dürfen nicht teilnehmen.<br />

S C H O N G E W U S S T ?<br />

Wovon die Körpergröße abhängt<br />

Fakt ist: In Deutschland herrscht ein<br />

Aufwärtstrend – die junge Generation<br />

wächst den Eltern über den Kopf. Woran<br />

liegt das? Forscher sind sich sicher,<br />

dass ein Zusammenhang zwischen Körpergröße<br />

und Lebensstandard besteht:<br />

Ausreichende Ernährung, medizinische<br />

Versorgung und gute hygienische<br />

Bedingungen fördern einen hohen<br />

Wuchs. Armut, Hunger und Krankheiten<br />

können dagegen die körperliche Entwicklung<br />

beeinträchtigen.<br />

FOTO: PHOTODISC<br />

Noch ist der Vater größer<br />

als der Sohn. Das wird sich<br />

aber wohl noch ändern.<br />

Aller statistischen<br />

Wahrscheinlichkeit nach<br />

wird der Sohn den Papa<br />

später überragen.


MEDICOM – immer an Ihrer Seite<br />

„Ihre Gesundheit ist unsere Aufgabe“ – das ist unser Motto. Die MEDICOM steht<br />

Ihnen mit sinnvollen Produkten in Ihrem Alltag zur Seite. Wir wollen, dass Sie Ihren<br />

Tag mit der Gewissheit erleben, Ihre Gesundheit aktiv zu unterstützen.<br />

Mit den Produkten von MEDICOM können Sie Ihre Gesundheit<br />

sinnvoll unterstützen. Haben Sie Fragen zum Thema „Gesundheit und<br />

Vitalstoffe“? Die Mitarbeiter unserer wissenschaftlichen Abteilung<br />

werden Ihnen gern all Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch<br />

am Telefon beantworten. Auch unser Kundendienst gibt Ihnen gern<br />

Auskunft zu unseren Produkten. Sie erreichen beide unter unserer<br />

gebührenfreien Telefonnummer. Ihre Zufriedenheit und Ihre Gesundheit<br />

stehen bei der <strong>Medicom</strong> Pharma AG an erster Stelle. Unser Bestreben<br />

ist es, Ihrem Vertrauen, das Sie uns als Kunde entgegenbringen,<br />

in jeder Form gerecht zu werden – sowohl mit unseren hochwertigen<br />

Produkten als auch mit sinnvollen Serviceleistungen. Bei der Herstellung<br />

unserer Produkte verwenden wir nur die hochwertigsten Rohstoffe. Die Herstellung<br />

erfolgt nach dem strengen GMP-Standard. Wenn Sie ein Produkt der<br />

MEDICOM erwerben, dann entscheiden Sie sich für Qualität. Bei der<br />

MEDICOM endet die Beziehung zum Kunden nicht mit der bezahlten<br />

Rechnung. Mit unseren Serviceleistungen – die weit über das Übliche<br />

hinausgehen – wollen wir Ihr Partner in Sachen Gesundheit sein: Sie<br />

bekommen als Kunde 5-mal im Jahr das Kundenmagazin MEDICOM.<br />

Sie erhalten auf all unsere Produkte eine Geld-zurück-Garantie. Sie<br />

erhalten Ihre Produkte innerhalb von 48 Stunden frei Haus gegen<br />

Rechnung. Sie können unsere Produkte per Post, per Fax, am Telefon<br />

und im Internet anfordern. Und als Sammelbesteller erhalten Sie<br />

einen interessanten Preisnachlass. Wir wollen alle Ihre Bedürfnisse in<br />

Sachen Gesundheit befriedigen und Ihnen in Ihrem täglichen Leben<br />

zur Seite stehen. Wir sind für Sie da. Wir sind Ihr Partner in Sachen Gesundheit.<br />

Im Internet: www.medicom.de • Kostenlose Ernährungsberatung: 0800-7377730<br />

FOTO: TAXI, DPNY

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!